[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges aus
einer mit einem Kühlmedium gekühlten horizontalen Stranggußkokille mit einem Material
höherer Wärmeleitfähigkeit, wobei der Strang schrittweise aus der Kokille abgezogen
wird und die Metallschmelze, z.B. Stahlschmelze, diskontinuierlich in die Kokille
gelangt und nach Bildung einer Stranghaut der Strang erneut um einen Schritt abgezogen
und sodann um einen Teilschritt zurückgeschoben wird.
[0002] Bei dem Horizontal-Strangguß wird aus einer feststehenden oder beweglichen horizontalen
Kokille der sich bildende Strang bei höher schmelzenden Metallen schrittweise abgezogen.
Zwischen den einzelnen Schritten wird entweder eine Stillstandszeit eingehalten oder
der Strang um einen Teilschritt zurückgeschoben. Diese Vorgangsweise wird eingehalten,
um ein Verschweißen der sich unmittelbar aus der Schmelze bildenden Stranghaut mit
der bereits gebildeten und bereits einen Schritt abgezogenen Stranghaut zu bewirken.
Wenn keine vollständige Verschweißung stattgefunden hat, so besteht die Gefahr, daß
die Stranghaut am Beginn -der Kokille verbleibt und zwischen dieser und der mit dem
bereits teilweise verfestigten Strang abgezogenen Stranghaut flüssige Schmelze vorhanden
ist, welche bei einem weiteren Strangabzug aus der Kokille austreten kann. Tritt ein
sogenannter Durchbruch des Stranges wie oben beschrieben auf, so muß der Strangguß
abgebrochen werden. Neben der erhöhten Unfallsgefahr tritt eine erhebliche Produktionsunterbrechung
auf. Zur Vermeidung eines derartigen Strangdurchbruches ist bereits ein Verfahren
zum Stranggießen bekannt geworden, bei dem die Temperatur punktförmig an der Kokillenwandung
unmittelbar beim Schmelzeneintritt in die Kokille gemessen wird. Fällt die Temperatur
um 8° - 25° C unter eine vorbestimmte Temperatur, so wird der Strang solange stillgehalten,
bis erneut ein Temperaturanstieg gemessen werden kann. Mit diesem Verfahren kann zwar
eine Steuerung des Strangabzuges in Abhängigkeit von der Stranghautbildung durchgeführt
werden, jedoch sind die Verzögerungen zwischen Nichtverschweißen der Stranghautabschnitte
und dem Messen des Temperaturabfalles so groß, daß trotzdem ein Durchbruch der Schmelze
aus der Kokille nicht mit Sicherheit verhindert werden kann. Nachteilig bei diesem
Verfahren ist, daß die Temperatur an der Wand der Kokille gemessen wird und diese
jedoch in Abhängigkeit von der zum Meßpunkt gelangenden Wärmemenge steht. Die Wärmemenge
gelangt nicht durch Wärmestrahlung, sondern durch Wärmeleitung, welche eine erhebliche
Zeit in Anspruch nimmt, zum Meßpunkt.
[0003] Ein weiteres Verfahren zum schrittweisen Abziehen des Stranges aus einer horizontalen
Stranggießkokille wird aus der DE-PS 23 40 636 bekannt, wobei der Strangabzug bzw.
die Strangstillstandszeiten über das Motordrehmoment gesteuert werden. Bei dieser
Steuerung wird davon ausgegangen, daß bei ungenügender Abkühlung der Stranghaut diese
noch an der Kokillenwandung anliegt und daher einen größeren Widerstand beim Abziehen
bewirkt. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß bei einem Nichtverschweißen der
frisch gebildeten Stranghaut mit der abzuziehenden Stranghaut kein größerer Widerstand,
sondern nur ein nennenswert kleinerer Widerstand dem Abzug entgegensteht, sodaß auch
hier die Gefahr besteht, daß die Schmelze aus der Kokille austreten kann.
[0004] Die Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges
zu schaffen, bei dem die o.a. Nachteile vermieden werden und das einfach in der Durchführung
ist.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß der Strangabzug
in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Stranghaut in Kontakt
stehenden Kokillenwandung gesteuert wird. Die Dehnung bzw. Kontraktion wird durch
Kräfte bewirkt. Diese Kräfte pflanzen sich zum Unterschied von Wärme sofort in einen
Bereich fort, wo sie meßtechnisch erfaßt werden können, u.zw. zu einem Zeitpunkt,
zu dem am Meßort noch keine Temperaturänderung eingetreten ist.
[0006] Um eine möglichst frühzeitige Registrierung des Strangdurchbruches zu ermöglichen,
wird der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der
Metallschmelze bzw. Stranghaut alternierend in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert.
[0007] Besonders vorteilhaft kann die Messung der Dehnung bzw. Kontraktion im vom Kühlmedium
durchflossenen Raum durchgeführt werden, da dort die Messung besonders einfach bei
annähernd konstanter Temperatur durchgeführt werden kann.
[0008] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, bei einer bleibenden Kontraktion bzw. Dehnung
der Kokilleninnenwandung, d.h., daß die Kontraktion nicht mehr von der Dehnung in
einem vorgegebenen Intervall abgelöst wird und umgekehrt, den Strang weniger als um
eine Schrittlänge zurückzuschieben. Dadurch kann ein sicheres Verschweißen der in
der Kokille stehengebliebenen Stranghaut mit jener des abgezogenen Stranges bewirkt
werden, wobei eine Beschädigung der Düsensteine vermieden wird.
[0009] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren an Hand der Zeichnung näher erläutert:
Es zeigen Fig. 1 eine Stranggußkokille mit einem Dehnungsmeßstreifen und Fig. 2 ein
Diagramm in welchem die Dehnung bzw. Kontraktion im zeitlichen Verlauf dargestellt
ist.
[0010] Es zeigen Fig. 1 in schematischer Darstellung eine horizontale Stranggußanlage im
Schnitt, Fig. 2 zwei Diagramme und Fig. 3 ein Blockschema.
[0011] Bei der in Fig. 1 dargestellten horizontalen Stranggußanlage bedeutet 1 der Schmelzenbehälter,
welcher einen Kanal 2 aufweist. Zwischen diesem und der Kokille 3 ist ein zweiteiliger
Düsenstein 4 und 5 angeordnet, durch welchen die Schmelze vom Schmelzenbehälter in
die Kokille gelangt. Der Düsenstein 5 reicht mit seinem zylindrischen Fortsatz in
den Kanal2, wohingegen der Düsenstein 4 ein kegelförmiges Lumen aufweist, das in den
Kokillenhohlraum mündet. Die Kokille ist über Schrauben (nicht dargestellt) mit dem
Schmelzengefäß lösbar verbunden. Sie weist einen vom Kühlwasser durchflossenen Mantel
6 auf, wobei der Zu- bzw. Ablauf durch die Rohrstutzen 7 und 8 erfolgt. Weiters ist
eine Abzugsrolle 9 vorgesehen, die von einem nichtdargestellten Motor angetrieben
wird. Der Strang 10 wird durch die schwenkbar gelagerte Rolle 11 und die Druckfeder
12 gegen die Abzugsrolle 9 gepreßt. Der Strang weist, wie strichliert dargestellt,
eine äußere, bereits verfestigte Stranghaut auf, innerhalb welcher noch flüssige Schmelze
vorhanden ist. Die Stranghaut wird unmittelbar nach dem Düsenstein 4 gebildet, wobei
jeweils bei einem Abzugsschritt die flüssige Schmelze an die Kokillenwandung gelangt,
diese somit erwärmt und ausdehnt. Während eines Schrittes wird jeweils ein Stranghautring
gebildet, welcher eine Verjüngung aufweist. In diesem Bereich ist im vom Kühlwasser
durchflossenen Mantel 6 an der die Stranghaut formenden Wandung ein Dehnungsmeßstreifen
13 angeordnet. Dieser Dehnungsmeßstreifen ist in Strangquerrichtung angeordnet. Diese
Anordnung ist insbesondere für kleine zu formende Stränge und kleine Schrittlängen
von Vorteil. Der Dehnungsmeßstreifen ist auf der Oberfläche der Wandung angelötet
bzw. angeschweißt und mit einem Epoxiharz umhüllt. Er weist eine nach außen führende
Stromleitung (nicht dargestellt) auf. Am Ende eines nach vorwärts gerichteten Abzugschrittes
wird der Strang um einen Teilschritt, der etwa 10 % des nach vorwärts gerichteten
Schrittes beträgt, zurückgeschoben, wodurch einerseits die Längenschrumpfung des Stranges,
welche durch das Abkühlen desselben verursacht wird, ausgeglichen wird und weiters
ein Zusammenstoßen der Stranghaut erreicht ist. Tritt kein Verschweißen der Stranghautabschnitte
ein, so verbleibt ein Stranghautabschnitt im Bereich der ersten Verfestigung, wohingegen
die weiteren Stranghautabschnitte mit dem Strang abgezogen werden, wodurch die flüssige
Schmelze auch außerhalb jenes Bereiches an die Kokillenwandung gelangt, in welchem
üblicherweise die Stranghaut gebildet wird. Es wird somit, wenn in diesem weiteren
Bereich, wo üblicherweise keine Schmelze an die Wandung gelangt, die Wandung durch
die Wärmedehnung stärker gedehnt als üblich, sodaß dort Spannungen gemessen werden
können, die üblicherweise nicht vorhanden sind. Im Bereich, in dem die Stranghaut
gebildet wird, erfolgt jedoch eine weitere Kühlung des Stranghautabschnittes, sodaß
eine weitere Kontraktion der inneren Kokillenwandung bewirkt wird, wodurch eine Reduktion
der Spannung eintritt.
[0012] In Fig. 2a bzw. 2b sind die typischen Zeit- und Spannungsverläufe angegeben. Zur
besseren Vorstellung ist an Stelle der Spannung die Längenänderung, u.zw. an der Außenseite
der Kokillenwandung gezeigt. Das Diagramm der Fig. 2a bezieht sich auf ein Meßergebnis,
das erhalten wird, wenn der Dehnungsmeßstreifen bzw. der druckempfindliche Quarzkristall
in einem Bereich angeordnet ist, in dem bei einem störungsfreien Strangguß keine Schmelze
an die Innenwandung kommt. Ein derartiger störungsfreier Verlauf ist im Bereich x
l angegeben. Der Schritt dauert jeweils eine Sekunde, wobei entsprechend der eingetretenen
Verjüngung in den jeweiligen Stranghautabschnitten jeweils eine geringfügige Änderung
der Dehnung erfolgt, wie sie im Bereich x
l durch die jeweiligen Maxima dargestellt ist. Der Bereich
Xz ist für einen beginnenden Strangdurchbruch signifikant, bei welchem die flüssige
Schmelze an die Innenwandung der Kokille gelangt und so eine größere Dehnung derselben
bewirkt. Ausgelöst von der unmittelbaren Dehnungsanzeige wird der gesamte Strang zurückgeschoben,
bis ein Verschweißen des in der Kokille stehengebliebenen Stranghautabschnittes mit
der restlichen Stranghaut erfolgt ist, welches mit weniger als einem Schritt zurück
in der Regel erreicht werden kann. Dieses Zurückschieben ist im Abschnitt x3 dargestellt.
Nach dem Verschweißen der Stranghautabschnitte erfolgt wieder der übliche Strangabzug.
[0013] Bei dem in Fig. 2b dargestellten Diagramm sind die Spannungszustände an der Kokillenaußenwandung
durch Angabe der Längenänderung im Bereich der Stranghautbildung dargestellt. Der
Abschnitt x
l bezieht sich auf einen störungsfreien Strangabzug, wobei bei Abzug des neu gebildeten
Stranghautabschnittes Schmelze an die Kokillenwandung gelangt, wodurch eine Spannung
an der Außenwandung bedingt ist, welche durch die gleichzeitige Abkühlung stetig abgebaut
wird. Sodann wird der Strang um ca. i
0 des Schrittes zurückbewegt, sodaß die Spannungsänderung durch den willkürlich festgelegten
Nullpunkt in den negativen Bereich gelangt. Es wird der Strang sofort wieder abgezogen,
worauf flüssige Schmelze erneut zur Kokilleninnenwandung gelangt. Bleibt der neu gebildete
Stranghautabschnitt jedoch in der Kokille stehen und wird nicht gemeinsam mit dem
übrigen Strang abgezogen, so erfolgt, wie im Abschnitt 2 dargestellt, ein weiterer
Abbau der Spannungen, d.h. Kontraktion der Kokillenwandung, welche erst mit Einleiten
des Zurückschiebens, das im Abschnitt x
3 dargestellt ist, zum früheren, bereits im Bereich x
l dargestellten Spannungsverlauf, führt.
[0014] Der Dehnungs- bzw. Spannungsmeßstreifen kann, wie aus den Ausführungen ersichtlich,
in jedem beliebigen Bereich angeordnet werden, da ein Durchbruch des Stranges ein
besonders signifikantes Ereignis darstellt, durch welches der normale Spannungsänderungsverlauf
geändert wird.
[0015] In Fig. 3 bedeutet 14 die formende Kokillenwandung, welche vom Mantel 6 umgeben ist,
wobei der Zwischenraum vom Kühlwasser durchflossen ist. Auf dieser Wandung 14 sind
zwei Dehnungsmeßstreifen 13 angeordnet, von welchen einer die Spannung bzw. Dehnung
in Längs- und der weitere in Querrichtung zum Strang mißt. Die Dehnungsmeßstreifen
sind mit einer Stromquelle über Widerstände Rl und R2 verbunden. Der fließende Strom
wird im Verstärker V verstärkt und im Oszillographen 0 dargestellt. Der Oszillograph
weist einen weiteren Eingang für die Steuerimpulse der Antriebssteuerung A auf. Die
Impulse aus dem Verstärker gehen weiters zu einem Wellenanalysator W, in welchem bei
Überschreiten bzw. Unterschreiten eines Schwellenwertes ein akustischer Signalgeber
S betätigt wird und weiters an die Antriebssteuerung ein Signal abgegeben wird, wodurch
der Abzugsmotor M den Strang um weniger als eine Schrittlänge zurückschiebt.
1. Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges aus einer mit einem Kühlmedium gekühlten
horizontalen Stranggußkokille mit einem Material höherer Wärmeleitfähigkeit, wobei
der Strang schrittweise aus der Kokille abgezogen wird und die Metallschmelze, vorzugsweise
Stahlschmelze, diskontinuierlich in die Kokille gelangt und nach Bildung einer Stranghaut
der Strang erneut um einen Schritt abgezogen und sodann um einen Teilschritt zurückgeschoben
wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung
bzw. Kontraktion der mit der Stranghaut in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Strangabzug in Abhängigkeit
von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Metallschmelze oder Stranghaut alternierend
in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Messung der Dehnung
bzw. Kontraktion im vom Kühlmedium durchflossenen Raum durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer bleibenden
Kontraktion bzw. Dehnung der Kokille der Strang um weniger als eine Schrittlänge zurückgeschoben
wird.