(19)
(11) EP 0 049 238 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.04.1982  Patentblatt  1982/14

(21) Anmeldenummer: 81890155.5

(22) Anmeldetag:  24.09.1981
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B22D 11/128, B22D 11/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 01.10.1980 DE 3037048

(71) Anmelder: BÖHLER AKTIENGESELLSCHAFT
D-40549 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Ahrens, Max
    Irvine California 92715 (US)
  • Haissig, Manfred, Dipl.-Ing
    D-4005 Meerbusch 1 (DE)

(74) Vertreter: Widtmann, Georg, Dr. 
Vereinigte Edelstahlwerke Aktiengesellschaft (VEW) Elisabethstrasse 12
1010 Wien
1010 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges


    (57) Beim horizontalen Strangguß von Legierungen wird der sich bildende Strang aus der Kokille schrittweise abgezogen. Die bei dem schrittweisen Abziehen entstehenden Stranghautabschnitte müßen miteinander verschweißen. Tritt eine derartige Verschweißung nicht ein, so besteht die Gefahr, daß aus der Kokille die flüßige Schmelze austritt. Vor dem Austritt der flüßigen Schmelze aus der Kokille kommt es zu einer Änderung der Spannungen in dieser. Diese Änderungen der Spannung werden zur Steuerung des Strangabzuges und damit zur Verhinderung eines Durchbruches des Stranges angewendet.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges aus einer mit einem Kühlmedium gekühlten horizontalen Stranggußkokille mit einem Material höherer Wärmeleitfähigkeit, wobei der Strang schrittweise aus der Kokille abgezogen wird und die Metallschmelze, z.B. Stahlschmelze, diskontinuierlich in die Kokille gelangt und nach Bildung einer Stranghaut der Strang erneut um einen Schritt abgezogen und sodann um einen Teilschritt zurückgeschoben wird.

    [0002] Bei dem Horizontal-Strangguß wird aus einer feststehenden oder beweglichen horizontalen Kokille der sich bildende Strang bei höher schmelzenden Metallen schrittweise abgezogen. Zwischen den einzelnen Schritten wird entweder eine Stillstandszeit eingehalten oder der Strang um einen Teilschritt zurückgeschoben. Diese Vorgangsweise wird eingehalten, um ein Verschweißen der sich unmittelbar aus der Schmelze bildenden Stranghaut mit der bereits gebildeten und bereits einen Schritt abgezogenen Stranghaut zu bewirken. Wenn keine vollständige Verschweißung stattgefunden hat, so besteht die Gefahr, daß die Stranghaut am Beginn -der Kokille verbleibt und zwischen dieser und der mit dem bereits teilweise verfestigten Strang abgezogenen Stranghaut flüssige Schmelze vorhanden ist, welche bei einem weiteren Strangabzug aus der Kokille austreten kann. Tritt ein sogenannter Durchbruch des Stranges wie oben beschrieben auf, so muß der Strangguß abgebrochen werden. Neben der erhöhten Unfallsgefahr tritt eine erhebliche Produktionsunterbrechung auf. Zur Vermeidung eines derartigen Strangdurchbruches ist bereits ein Verfahren zum Stranggießen bekannt geworden, bei dem die Temperatur punktförmig an der Kokillenwandung unmittelbar beim Schmelzeneintritt in die Kokille gemessen wird. Fällt die Temperatur um 8° - 25° C unter eine vorbestimmte Temperatur, so wird der Strang solange stillgehalten, bis erneut ein Temperaturanstieg gemessen werden kann. Mit diesem Verfahren kann zwar eine Steuerung des Strangabzuges in Abhängigkeit von der Stranghautbildung durchgeführt werden, jedoch sind die Verzögerungen zwischen Nichtverschweißen der Stranghautabschnitte und dem Messen des Temperaturabfalles so groß, daß trotzdem ein Durchbruch der Schmelze aus der Kokille nicht mit Sicherheit verhindert werden kann. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß die Temperatur an der Wand der Kokille gemessen wird und diese jedoch in Abhängigkeit von der zum Meßpunkt gelangenden Wärmemenge steht. Die Wärmemenge gelangt nicht durch Wärmestrahlung, sondern durch Wärmeleitung, welche eine erhebliche Zeit in Anspruch nimmt, zum Meßpunkt.

    [0003] Ein weiteres Verfahren zum schrittweisen Abziehen des Stranges aus einer horizontalen Stranggießkokille wird aus der DE-PS 23 40 636 bekannt, wobei der Strangabzug bzw. die Strangstillstandszeiten über das Motordrehmoment gesteuert werden. Bei dieser Steuerung wird davon ausgegangen, daß bei ungenügender Abkühlung der Stranghaut diese noch an der Kokillenwandung anliegt und daher einen größeren Widerstand beim Abziehen bewirkt. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß bei einem Nichtverschweißen der frisch gebildeten Stranghaut mit der abzuziehenden Stranghaut kein größerer Widerstand, sondern nur ein nennenswert kleinerer Widerstand dem Abzug entgegensteht, sodaß auch hier die Gefahr besteht, daß die Schmelze aus der Kokille austreten kann.

    [0004] Die Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges zu schaffen, bei dem die o.a. Nachteile vermieden werden und das einfach in der Durchführung ist.

    [0005] Das erfindungsgemäße Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Stranghaut in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert wird. Die Dehnung bzw. Kontraktion wird durch Kräfte bewirkt. Diese Kräfte pflanzen sich zum Unterschied von Wärme sofort in einen Bereich fort, wo sie meßtechnisch erfaßt werden können, u.zw. zu einem Zeitpunkt, zu dem am Meßort noch keine Temperaturänderung eingetreten ist.

    [0006] Um eine möglichst frühzeitige Registrierung des Strangdurchbruches zu ermöglichen, wird der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Metallschmelze bzw. Stranghaut alternierend in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert.

    [0007] Besonders vorteilhaft kann die Messung der Dehnung bzw. Kontraktion im vom Kühlmedium durchflossenen Raum durchgeführt werden, da dort die Messung besonders einfach bei annähernd konstanter Temperatur durchgeführt werden kann.

    [0008] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, bei einer bleibenden Kontraktion bzw. Dehnung der Kokilleninnenwandung, d.h., daß die Kontraktion nicht mehr von der Dehnung in einem vorgegebenen Intervall abgelöst wird und umgekehrt, den Strang weniger als um eine Schrittlänge zurückzuschieben. Dadurch kann ein sicheres Verschweißen der in der Kokille stehengebliebenen Stranghaut mit jener des abgezogenen Stranges bewirkt werden, wobei eine Beschädigung der Düsensteine vermieden wird.

    [0009] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren an Hand der Zeichnung näher erläutert:

    Es zeigen Fig. 1 eine Stranggußkokille mit einem Dehnungsmeßstreifen und Fig. 2 ein Diagramm in welchem die Dehnung bzw. Kontraktion im zeitlichen Verlauf dargestellt ist.



    [0010] Es zeigen Fig. 1 in schematischer Darstellung eine horizontale Stranggußanlage im Schnitt, Fig. 2 zwei Diagramme und Fig. 3 ein Blockschema.

    [0011] Bei der in Fig. 1 dargestellten horizontalen Stranggußanlage bedeutet 1 der Schmelzenbehälter, welcher einen Kanal 2 aufweist. Zwischen diesem und der Kokille 3 ist ein zweiteiliger Düsenstein 4 und 5 angeordnet, durch welchen die Schmelze vom Schmelzenbehälter in die Kokille gelangt. Der Düsenstein 5 reicht mit seinem zylindrischen Fortsatz in den Kanal2, wohingegen der Düsenstein 4 ein kegelförmiges Lumen aufweist, das in den Kokillenhohlraum mündet. Die Kokille ist über Schrauben (nicht dargestellt) mit dem Schmelzengefäß lösbar verbunden. Sie weist einen vom Kühlwasser durchflossenen Mantel 6 auf, wobei der Zu- bzw. Ablauf durch die Rohrstutzen 7 und 8 erfolgt. Weiters ist eine Abzugsrolle 9 vorgesehen, die von einem nichtdargestellten Motor angetrieben wird. Der Strang 10 wird durch die schwenkbar gelagerte Rolle 11 und die Druckfeder 12 gegen die Abzugsrolle 9 gepreßt. Der Strang weist, wie strichliert dargestellt, eine äußere, bereits verfestigte Stranghaut auf, innerhalb welcher noch flüssige Schmelze vorhanden ist. Die Stranghaut wird unmittelbar nach dem Düsenstein 4 gebildet, wobei jeweils bei einem Abzugsschritt die flüssige Schmelze an die Kokillenwandung gelangt, diese somit erwärmt und ausdehnt. Während eines Schrittes wird jeweils ein Stranghautring gebildet, welcher eine Verjüngung aufweist. In diesem Bereich ist im vom Kühlwasser durchflossenen Mantel 6 an der die Stranghaut formenden Wandung ein Dehnungsmeßstreifen 13 angeordnet. Dieser Dehnungsmeßstreifen ist in Strangquerrichtung angeordnet. Diese Anordnung ist insbesondere für kleine zu formende Stränge und kleine Schrittlängen von Vorteil. Der Dehnungsmeßstreifen ist auf der Oberfläche der Wandung angelötet bzw. angeschweißt und mit einem Epoxiharz umhüllt. Er weist eine nach außen führende Stromleitung (nicht dargestellt) auf. Am Ende eines nach vorwärts gerichteten Abzugschrittes wird der Strang um einen Teilschritt, der etwa 10 % des nach vorwärts gerichteten Schrittes beträgt, zurückgeschoben, wodurch einerseits die Längenschrumpfung des Stranges, welche durch das Abkühlen desselben verursacht wird, ausgeglichen wird und weiters ein Zusammenstoßen der Stranghaut erreicht ist. Tritt kein Verschweißen der Stranghautabschnitte ein, so verbleibt ein Stranghautabschnitt im Bereich der ersten Verfestigung, wohingegen die weiteren Stranghautabschnitte mit dem Strang abgezogen werden, wodurch die flüssige Schmelze auch außerhalb jenes Bereiches an die Kokillenwandung gelangt, in welchem üblicherweise die Stranghaut gebildet wird. Es wird somit, wenn in diesem weiteren Bereich, wo üblicherweise keine Schmelze an die Wandung gelangt, die Wandung durch die Wärmedehnung stärker gedehnt als üblich, sodaß dort Spannungen gemessen werden können, die üblicherweise nicht vorhanden sind. Im Bereich, in dem die Stranghaut gebildet wird, erfolgt jedoch eine weitere Kühlung des Stranghautabschnittes, sodaß eine weitere Kontraktion der inneren Kokillenwandung bewirkt wird, wodurch eine Reduktion der Spannung eintritt.

    [0012] In Fig. 2a bzw. 2b sind die typischen Zeit- und Spannungsverläufe angegeben. Zur besseren Vorstellung ist an Stelle der Spannung die Längenänderung, u.zw. an der Außenseite der Kokillenwandung gezeigt. Das Diagramm der Fig. 2a bezieht sich auf ein Meßergebnis, das erhalten wird, wenn der Dehnungsmeßstreifen bzw. der druckempfindliche Quarzkristall in einem Bereich angeordnet ist, in dem bei einem störungsfreien Strangguß keine Schmelze an die Innenwandung kommt. Ein derartiger störungsfreier Verlauf ist im Bereich xl angegeben. Der Schritt dauert jeweils eine Sekunde, wobei entsprechend der eingetretenen Verjüngung in den jeweiligen Stranghautabschnitten jeweils eine geringfügige Änderung der Dehnung erfolgt, wie sie im Bereich xl durch die jeweiligen Maxima dargestellt ist. Der Bereich Xz ist für einen beginnenden Strangdurchbruch signifikant, bei welchem die flüssige Schmelze an die Innenwandung der Kokille gelangt und so eine größere Dehnung derselben bewirkt. Ausgelöst von der unmittelbaren Dehnungsanzeige wird der gesamte Strang zurückgeschoben, bis ein Verschweißen des in der Kokille stehengebliebenen Stranghautabschnittes mit der restlichen Stranghaut erfolgt ist, welches mit weniger als einem Schritt zurück in der Regel erreicht werden kann. Dieses Zurückschieben ist im Abschnitt x3 dargestellt. Nach dem Verschweißen der Stranghautabschnitte erfolgt wieder der übliche Strangabzug.

    [0013] Bei dem in Fig. 2b dargestellten Diagramm sind die Spannungszustände an der Kokillenaußenwandung durch Angabe der Längenänderung im Bereich der Stranghautbildung dargestellt. Der Abschnitt xl bezieht sich auf einen störungsfreien Strangabzug, wobei bei Abzug des neu gebildeten Stranghautabschnittes Schmelze an die Kokillenwandung gelangt, wodurch eine Spannung an der Außenwandung bedingt ist, welche durch die gleichzeitige Abkühlung stetig abgebaut wird. Sodann wird der Strang um ca. i0 des Schrittes zurückbewegt, sodaß die Spannungsänderung durch den willkürlich festgelegten Nullpunkt in den negativen Bereich gelangt. Es wird der Strang sofort wieder abgezogen, worauf flüssige Schmelze erneut zur Kokilleninnenwandung gelangt. Bleibt der neu gebildete Stranghautabschnitt jedoch in der Kokille stehen und wird nicht gemeinsam mit dem übrigen Strang abgezogen, so erfolgt, wie im Abschnitt 2 dargestellt, ein weiterer Abbau der Spannungen, d.h. Kontraktion der Kokillenwandung, welche erst mit Einleiten des Zurückschiebens, das im Abschnitt x3 dargestellt ist, zum früheren, bereits im Bereich xl dargestellten Spannungsverlauf, führt.

    [0014] Der Dehnungs- bzw. Spannungsmeßstreifen kann, wie aus den Ausführungen ersichtlich, in jedem beliebigen Bereich angeordnet werden, da ein Durchbruch des Stranges ein besonders signifikantes Ereignis darstellt, durch welches der normale Spannungsänderungsverlauf geändert wird.

    [0015] In Fig. 3 bedeutet 14 die formende Kokillenwandung, welche vom Mantel 6 umgeben ist, wobei der Zwischenraum vom Kühlwasser durchflossen ist. Auf dieser Wandung 14 sind zwei Dehnungsmeßstreifen 13 angeordnet, von welchen einer die Spannung bzw. Dehnung in Längs- und der weitere in Querrichtung zum Strang mißt. Die Dehnungsmeßstreifen sind mit einer Stromquelle über Widerstände Rl und R2 verbunden. Der fließende Strom wird im Verstärker V verstärkt und im Oszillographen 0 dargestellt. Der Oszillograph weist einen weiteren Eingang für die Steuerimpulse der Antriebssteuerung A auf. Die Impulse aus dem Verstärker gehen weiters zu einem Wellenanalysator W, in welchem bei Überschreiten bzw. Unterschreiten eines Schwellenwertes ein akustischer Signalgeber S betätigt wird und weiters an die Antriebssteuerung ein Signal abgegeben wird, wodurch der Abzugsmotor M den Strang um weniger als eine Schrittlänge zurückschiebt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Steuerung des Strangabzuges aus einer mit einem Kühlmedium gekühlten horizontalen Stranggußkokille mit einem Material höherer Wärmeleitfähigkeit, wobei der Strang schrittweise aus der Kokille abgezogen wird und die Metallschmelze, vorzugsweise Stahlschmelze, diskontinuierlich in die Kokille gelangt und nach Bildung einer Stranghaut der Strang erneut um einen Schritt abgezogen und sodann um einen Teilschritt zurückgeschoben wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Stranghaut in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Strangabzug in Abhängigkeit von der Dehnung bzw. Kontraktion der mit der Metallschmelze oder Stranghaut alternierend in Kontakt stehenden Kokillenwandung gesteuert wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Messung der Dehnung bzw. Kontraktion im vom Kühlmedium durchflossenen Raum durchgeführt wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer bleibenden Kontraktion bzw. Dehnung der Kokille der Strang um weniger als eine Schrittlänge zurückgeschoben wird.
     




    Zeichnung