[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein filmbildendes Schaumlöschkonzentrat, das neben
Wasser mindestens ein Kohlenwasserstoff-Tensid und mindestens ein damit verträgliches
Fluortensid enthält.
[0002] Gebrauchsfähige Feuerlöschmittel-Lösungen werden im allgemeinen aus Schaummittelkonzentraten
durch Vermischen mit etwa der 16 bis 50-fachen Menge an Wasser hergestellt und anschließend
durch Einarbeiten von Luft oder einem anderen unbrennbaren Gas verschäumt.
[0003] Moderne Feuerlöschmittel auf Basis synthetischer Tenside enthalten als wesentlichen
Bestandteil häufig grenz-und oberflächenaktive Fluorverbindungen (Fluortenside). Diese
bewirken, daß der aus dem Feuerlöschmittel erzeugte Schaum beim Einsatz auf brennenden
Kohlenwasserstoffen auf einem dünnen wässrigen Film (Dichte etwa 1 gjcm
3) schwimmt und dieser Film trotz der geringeren Dichte des Kohlenwasserstoffs (ca.
0,7 bis 0,9 g/cm
3) nicht unter diesen sinkt. Die Filmbildung führt ferner dazu, daß die Verdampfung
brennbarer Flüssigkeiten wirksam verhindert wird. Da die Flammen keinen Nachschub
erhalten, können sie schneller gelöscht werden. Gleichzeitig wird ein Wiederentflammen
durch in der Nähe befindliche glühende Teile verhindert.
[0004] Solch AFFF-Mittel ("aqueous film forming foam") werden daher von den Feuerwehren
gegen Brände von Kohlenwasserstoffen (z.B. Benzin) insbesondere auf Flughäfen. durch
Militär und in der Mineralölindustrie (Raffinerien) eingesetzt.
[0005] Die Wirkung der AFFF-Mittel kommt dadurch zustande, daß die Fluortenside die Oberflächenspannung
wässriger Lösungen soweit erniedrigen, daß sie unpolare und mit Wasser nicht mischbare
Lösungsmittel benetzen und sich darauf spreiten, obwohl derartige Lösungsmittel zum
Teil bedeutend leichter als Wasser sind.
[0006] Herkömmliche Kohlenwasserstoff-Netzmittel können in wässriger Lösung die Oberflächenspannung
nur auf ca. 0,00025 bis 0,00027 N/cm (oder 25-27 nM/m) erniedrigen. Mit speziellen
Gemischen von Kohlenwasserstoff-Tensiden vermag man die Oberflächenspannung noch weiter
auf 0,00022 bis 0,00024 N/cm zu erniedrigen (Miles et al
J.Phys. Chem.48 1944, S.57). Fluortenside sind in der Lage, die Oberflächenspannung
einer wässrigen Lösung jedoch auf etwa 0,00015 bis 0,0002 N/cm oder 15 bis 20 nM/m
vermindern. Synergistische Wirkungen sind mit Gemischen von Fluortensiden und herkömmlichen
Kohlenwasserstoff-Tensiden erreichbar (Klevens et al.J.Chem. Phys. 51 1954, S. 1 und
Bernett et al Phys.Chem. 65 1961 S. 448).
[0007] Wie bereits erwähnt können fluortensidhaltige wässrige Lösungen auf der Oberfläche
flüssiger Kohlenwasserstoffe (oder anderer mit Wasser nicht mischbarer Lösungsmittel)
spontan spreiten,sofern die Oberflächenspannung unter der kritischen Oberflächenspannung
für die Benetzung liegt. Dieses Kriterium ist von Harkins (J.Am.Chem. Soc.44, 1922,
S. 2665) angegeben worden.
[0008] Die heute an ein AFFF-Mittel gestellten Anforderungen werden in den meisten Ländern
von den Hauptverbrauchern , zu denen das Militär zählt, aufgestellt. Die wichtigsten
AFFF-Spezifikationen sind daher in der US-Navy Military Specification MIL-F-24385
und deren späteren Ergänzungen niedergelegt.
[0009] Beispiele für Fluortenside und damit verträgliche Kohlenwasserstoff-Tenside finden
sich in der DE-AS 19 20 625.
[0010] Die genannten Feuerlöschmittel wirken somit in zwei - Richtungen. Sie dienen einmal
als primäre Feuerlöschmittel in.Form von Schäumen zum Abdecken des Brandherdes. Da
sie filmbildend sind, verhindern sie eine Entwicklung brennbarer Dämpfe und verhindern
eine Neuzündung von brennbarem Stoffen oder verhindern - prophylaktisch angewandt
- überhaupt eine Entzündung.
[0011] Als Maß für die Fähigkeit der Filmbildung und des Abdichtungsvermögens kann die Ausbreitungszeit
auf einem bestimmten Kohlenwasserstoff unter Standardbedingungen herangezogen werden.
Nachteilig an dieser Methode ist, daß sie strenggenommen nur Aussagen für einen bestimmten
Kohlenwasserstoff erlaubt. Andererseits ist von Vorteil, daß bei dieser Methode das
interessierende Verhalten des Löschmittels in einem praxisnahen Test erfaßt wird Im
Brandfall hängt nämlich die Geschwindigkeit mit der bei einem Brand der Löschschaum
und der Film in die äußeren Ecken der Brandflächen gelangen kann, direkt von der beobachteten
Meßgröße ab. Ferner bedingen kurze Ausbreitungszeiten auch eine gute Abdichtung durch
den Wasserfilm.
[0012] Neben der Ausbreitungszeit des Löschmittels sind für die Charakterisierung eines
Löschschaumes in erster Linie noch die Schaumstabilität (z.B. gemessen als Wasserhalbziel
nach DIN 14 272) und die Verschäumungszahl in der Feuerlöschtechnik von Bedeutung.
Beide Kenngrößen werden an frisch hergestelltem Schaum gemessen. Für das Aufschäumen
sind verschiedene Methoden möglich. Das gewählte Verfahren soll jedoch innerhalb einer
Meßreihe beibehalten werden:
[0013] Das Volumen des frisch bereiteten Schaumes wird gemessen. Die Verschäumungszahl ergibt
sich dann als Verhältnis Volumen
Schaum : Volumen
Ausgangslösung.
[0014] Frisch hergestellter Schaum wird beobachtet und dabei die Wasserabscheidung als Funktion
der Zeit gemessen. Die Zeit, in der die Hälfte der ursprünglich eingesetzten wässrigen
Phase wieder ausgeschieden wurde, wird als Wasserhalbzeit notiert.
[0015] Bei der Änderung der Zusammensetzung von Feuerlöschkonzentraten mit dem Ziel der
Verbesserung der Eigenschaften hat es sich gezeigt, daß die obengenannten drei Kenngrößen
sich häufig gegensätzlich entwickeln. Z.B. kann man leicht die Verschäumung verbessern,
erhält dann jedoch eine Verschlechterung der Ausbreitungszeit oder umgekehrt. Ähnlich
kann man die Schaumqualität und Schaummenge durch Erhöhen des Tensidanteils im Löschmittel
verbessern; jedoch hatte-man bisher wenig Möglichkeiten um die Ausbreitungszeit positiv
zu beeinflussen.
[0016] Es bestand daher die Aufgabe, Schaumkonzentrate mit verbesserter Ausbreitunaszeit
zu schaffen, die hohe Schaumstabilität aufweisen und die im Schwer- und Mittelschaumbereich
einsetzbar sind.
[0017] Es wurden nun filmbildende Schaumlöschkonzentrate qefunden, die Wasser, mindestens
1 Kohlenwasserstoff tensid und mindestens ein damit verträgliches Fluortensid erhalten,
die gekennzeichnet sind durch einen geringen Gehalt an aliphatischen Carbonsäuren
der Formel C
nH
2n+1 COOH mit n = 7 bis 9 oder deren Salze.
[0018] Durch einfache Versuche läßt sich jeweils die Menge an Carbonsäure feststellen, die
den günstigsten Effekt aufweist. Im allgemeinen reichen Gehalte an aliphatischen Carbonsäuren
von 0,01 bis 4 Gew.-% (bezogen auf die Summe von Kohlenwasserstoff-Tensid und Fluortensid)
aus.
[0019] Es lassen sich verzweigte und unverzweigte aliphatische Carbonsäuren, sei es in reiner
Form, sei es in Form von Gemischen, verwenden. Bevorzugt sind die Nonansäuren, insbesondere
die verzweigten Nonansäuren. Die aliphatischen Carbonsäuren können in Form der freien
Säuren oder auch als Salze einwertiger Basen, beispielsweise in Form der Alkali- oder
Ammoniumsalze eingearbeitet werden.
[0020] Neben Wasser, Tensiden und Carbonsäuren können die erfindungsgemäßen Schaumkonzentrate
noch andere Zusätze wie z.B. Frostschutzmittel, Schaumstabilisatoren, Konservierungsstoffe
oder Korrosionsschutzmittel enthalten.
[0021] Unter Verträglichkeit der Tenside soll hier verstanden werden, daß fluorhaltige und
fluorfreie Tenside nicht unter Bildung eines inaktiven Produktes reagieren. Ein nicht-ionisches
fluoraliphatisches Tensid kann mit einem nicht-ionischen, einem ionischen oder einem
kationischen Kohlenwasserstoff-Tensid gemischt werden; in gleicher Weise ist ein nicht-ionisches
Kohlenwasserstofftensid mit allen drei Arten des Fluortensids verträglich, Ein kationisches
Tensid ist jedoch häufig nicht verträglich mit einem anionischen Netzmittel.
[0022] Die Zusätze der aliphatischen Carbonsäuren sind bei allen Typen von filmbildenden
Feuerlöschkonzentraten wirksam. Sowohl Fluortensid wie Kohlenwasserstoff-Tensid können
kationisch, anionisch, amphoter (betainisch) oder nicht-ionisch sein. Es ist jedoch
bevorzugt wenn das Kohlenwasserstofftensid kationisch, betainisch oder nicht-ionisch
ist und auch das Fluortensid kationisch, betainisch oder nicht-ionisch ist.
[0023] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1
[0024] Der Einfluß von geringen Zusätzen an Isononansäure zu einem handelsüblichen Feuerlöschmittel
ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Dabei bedeutet FC 206 ein von der Firma 3M
Deutschland GmbH vertriebenes Handelsprodukt, das neben Wasser und Frostschutzmittel
noch Kohlenwasserstoff-und Fluortenside enthält.

s ergibt sich, daß im optimalen Bereich von 0 bis 0,3 Gew.-% Isononansäure die Ausbreitungszeit
positiv beeinflußt wird, ohne daß die anderen Qualitätsparameter stark beeinträchtigt
werden. Es ergibt sich ferner, daß im vorliegenden Fall ein Zusatz von 0,6 Gewichtsprozent
Isononansäure zu hoch ist, da die Ausbreitungszeit verschlechtert wird.
Beispiel 2
[0025] Ein Feuerlöschkonzentrat der folgenden Zusammensetzung
0,75 % Fluortensid (C7F15CF=CH-CH2-(+)N(CH3)2C2H4OH)SO4CH3(-)
0,75 % Fluortensid C7F15CF=CH-CH2-(+)N(CH3)2C2H4OSO3(-)
4 % Dimethylkokosfettaminoxid (30 %ig, Rest Wasser)
20 % Butyldiglykol
74,5 % Trinkwasser
wurde mit steigenden Mengen Isononansäure versetzt. Der Einfluß eines Zusatzes von
0 bis 2 Gewichtsprozent an Isononan-säure zu diesem Feuerlöschkonzentrat auf die genannten
Parameter ist aus der Figur ersichtlich. Der optimale Bereich für die Ausbreitungszeit
liegt zwischen 0,05 und 1,8
Gew.-%, während für die Verschäumung die optimalen Werte bei 0,5 bis 1 % zu finden
sind. Für die Wasserhalbzeit ist ein ausgeprägtes Maximum bei etwa 0,8 Gew.-% (zwischen
0,5 und 1 Gew.-%) zu erkennen.
[0026] Auf der linken Ordinate der Figur ist die Ausbreitungszeit (Sekunden) auf der Abszisse
die Konzentration (Gew.-%) an i-Nonansäure in der Gesamtmischung angegeben. Kurve
1-stellt den Gang der Wasserhalbzeit (WHZ) in Minuten, Kurve 2 die Ausbreitungszeit
in Sekunden und Kurve 3 die Verschäumunqszahl (VZ) in Abhängigkeit von der Konzentration
der i-N
onan- säure dar.
Beispiel 3
[0027] Ein Löschkonzentrat mit der unten angegebenen Rezeptur auf Basis von Alkylsulfat
wurde mit steigenden Mengen an i-Nonansäure versetzt. Die jeweiligen Ausbreitungszeiten
werden gemessen.
[0028] Es ergaben sich folgende Werte:
Ausgangsrezeptur 9,3 sec
+ 0,3 Gew.-% i-Nonansäure 5,7 sec
+ 0,5 Gew.-% i-Nonansäure 4,3 sec
+ 1 Gew.-% i-Nonansäure 4,7 sec
Rezeptur
[0029]
17 % Butyldiglykol
6,5 % essigsaures Triäthanolamin C12-OSO3(-) 4 % C12-OSO3(-)) HN (+) (CH2CH2OH)3
c14-OSO3(-))HN (CH2CH2OH)3
0,75 % C7F15CF=CH-CH2-(+)N(CH3)2-C2H4OSO3(-)
0,75 % C7F15CF=CH-CH2-(+)N(CH3)2-C2H4OH CH3SO4-

[0030] Trinkwasser Methode zur Bestimmung der Ausbreitungszeit
[0031] In eine Petrischale (Innendurchmesser 139 mm,Höhe innen 18 mm) werden 100 ml Cyclohexan
eingefüllt. Etwa 5 mm über dem Zentrum der Flüssigkeitsoberfläche befindet sich die
Auslauföffnung der abnehmbaren Spitze einer Eppendorf-Pipette.
Das zu untersuchende Feuerlöschkonzentrat wird mit
2 Teilen destilliertem Wasser verdünnt. Von der entstehenden Lösung läßt man 0.1 ml
durch die Spitze frei auf die Cyclohexan-Oberfläche tropfen. Man beobachtet im schräg
einfallenden Licht den sich ausbreitenden Film. Die Zeit vom Auftreten des 1. Tropfens
der Schaummittellösung bis zur Ausdehnung des Films über die ganze Oberfläche wird
als Ausbreitungszeit gemessen.
1. Filmbildendes Schaumlöschkonzentrat, enthaltendWasser, mindestens ein Kohlenwasserstoff-Tensid
und mindestens ein damit verträgliches Fluortensid, gekennzeichnet durch einen geringen
Gehalt an aliphatischen Carbonsäuren der Formel CnH2n+1COOH mit n=7 bis 9 oder deren Salze.
2. Mittel nach Anspruch 1, cädurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an aliphatischen
Carbonsäuren 0,01 bis 4 Gew.-% (bezogen auf die Summe von Kohlenwasserstoff-Tensid
und Fluortensid) beträgt.
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die aliphatische Carbonsäure
eine Nonansäure ist.
4. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kohlenwasserstofftensid
kationisch, betainisch oder nicht-ionisch ist.
5. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluortensid kationisch,
betainisch oder nicht-ionisch ist.
6. Verwendung des Mittels gemäß Anspruch 1 zum Löschen von brennenden Kohlenwasserstoffen.
7. Verfahren zum Löschen von brennenden, flüssigen Kohlenwasserstoffen, wobei man
die brennende Fläche mit einem Schaum bedeckt, der aus einer nicht brennbaren Gasphase
und einer wässrigen Phase besteht, die Kohlenwasserstoff-Tensid und Fluortensid enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß die flüssige Phase außerdem 0,01 bis 4 Gew.-% (bezogen
auf die Summe von Kohlenwasserstoff- Tensid und Fluortensid) einer aliphatischen Carbonsäure
der Formel CnH2n+1COOH$ mit n = 7 bis 9 oder deren Salze enthält.