[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzscheibe für das Walzen von Profilen, Rohren und.Rundmaterial.
Derartige Walzscheiben arbeiten zu zweit, häufig auch zu dritt mit einem gegenseitigen
Winkel 120° gegeneinander und formen das Profil zwischen ihren entsprechend ausgebildeten
Stirnflächen. Die dabei auftretende Belastung ist hoch, was zu kurzen Standzeiten
führt. Wegen der nicht unerheblichen, zum Teil stoßweise auftretenden Beanspruchung
auch in axialer Richtung muß mit verhältnismäßig zähen Materialien,für die Walzscheiben
gearbeitet werden, die bezüglich ihres Verschleißverhaltens nicht günstig liegen.
Bei einem Verschleiß der formgebenden Fläche der Walzscheiben können diese noch einige
Male nachgedreht werden; dann muß die restliche Walzscheibe, da bei nochmaligem überarbeiten
der Durchmesser zu klein würde, verschrottet werden.
[0002] Die Aufgabe der Erfindung wird darin gesehen, eine Walzscheibe zu entwickeln, die
eine hohe Standzeit aufweist und die nach mehrfachem Nacharbeiten nicht verschrottet
werden muß, sondern aufgearbeitet werden kann..
[0003] Diese Aufgabe wird bei einer Walzscheibe obiger Gattung dadurch gelöst, daß die Walzscheibe
mehrteilig aus mindestens zwei konzentrischen Ringen, einem inneren Trag- und einem
äußeren Arbeitsring aufgebaut ist, die aneinander angepaßte, gegenseitige Anlageflächen
aufweisen und daß die beiden Ringe mit einem engen Klebspalt miteinander verklebt
sind.
[0004] Der erfindungsgemäße, mehrteilige Aufbau ermöglicht durch das Zusammenwirken der
einzelnen Merkmale, die Walzscheibe verschleißfester und langlebiger zu machen, durch
weitgehend freie Wahl des Materials für den Arbeitsring diesen an verschiedene Bedingungen
hinsichtlich des zu walzenden Materials anzupassen, ohne daß die Bruchempfindlichkeit
steigt. Er beseitigt die Beschränkung auf zähe Materialien der bekannten, einteiligen
Malzsche-iben. Der Tragring kann aus zähem Material gefertigt werden und der äußere
Arbeitsring aus verschleißfesten, spröderen Materialien. Die gegenseitige Anpassung
von Trag- und Arbeitsring ermöglicht zusammen mit der Verklebung mit engem Klebspalt
einen so festen Verbund, daß sowohl die nicht unerheblichen radialen Walzkräfte, als
auch die tangentialen und Kräfte in Achsrichtung von der Verbindung aufgenommen werden.
Der enge Klebspalt sorgt dabei dafür, daß die Rückstellkräfte des Klebstoffs schon
nach sehr geringfügiger Verschiebung voll wirksam werden. Die Standzeit der Walzscheibe
wird erhöht. Wenn nach mehrmaligem Nacharbeiten der Walzscheibendurchmesser zu klein
geworden ist, kann durch schnelles Erwärmen des Arbeitsrings, gegebenenfalls unter
gleichzeitigem Kühlen des Tragrings, der Arbeitsring abgezogen und durch einen neuen
ersetzt werden. Auf diese Weise werden nur die verschlissenen Teile der Walzscheibe
verschrottet.
[0005] Im einzelnen kann die Erfindung wie folgt vorteilhaft ausgestaltet sein.
[0006] Eine besonders sichere Verbindung zwischen dem Tragring und dem Arbeitsring kann
dadurch verwirklicht werden, daß die Verbindung zwischen dem Tragring und dem Arbeitsring
durch Klebschrumpfen hergestellt ist. Durch die Klebschrumpfung, bei der der Tragring
vor dem Zusammenbau einen geringfügig größeren Durchmesser hat als der Innendurchmesser
des Arbeitsrings, entsteht nur ein minimaler Klebspalt und dadurch eine sehr starre
Verbindung. Außerdem wirkt die Einspannung des Tragrings durch den Arbeitsring klemmend,
wobei man wegen der unterstützenden Wirkung durch die Klebung durch entsprechende
Wahl der Durchmesser von Trag- und Arbeitsring die Zugspannungen im Arbeitsring geringer
halten kann als bei reinen Schrumpfverbindungen. Das gibt die Freizügigkeit, für den
Arbeitsring härtere bzw. durchvergütete und damit verschleißfestere Materialien trotz
deren größerer Sprödigkeit zu wählen. Die nur sehr geringe Schichtdicke der Klebstoffschicht
beim Klebschrumpfen führt.zu einem nur sehr geringen Wärmeübergangswiderstand zwischen
dem Arbeitsring und dem Tragring und damit zu einer guten Wärmeabfuhr vom Arbeitsring
über den Tragring und die diesen haltende Walzenachse. Dadurch entstehen nur geringfügige
Temperaturunterschiede beim Walzen zwischen dem Arbeitsring und dem Tragring, was
den festen Verbund zwischen beiden auch bei temperaturmäßiger Belastung fördert.
[0007] Ein günstiges Maß für den Schrumpf, bei dem einerseits eine genügende Flächenpressung
erreicht wird und andererseits das Auftreten zu hoher, den Arbeitsring gefährdender
Zugspannungen in diesem vermieden wird, wird dadurch eingestellt, daß der Außendurchmesser
des Tragrings um 0,1 bis 0,4 o/oo größer ist als der Innendurchmesser des Arbeitsrings
vor dessen Aufrücken auf den Tragring.
[0008] Je nach dem Einsatzzweck ist auch eine Befestigung des Arbeitsrings auf dem Tragring
ohne Schrumpfen durch eine reine Klebung tragbar. In dieser Ausführungsform empfiehlt
die Erfindung, daß der Außendurchmesser des Tragrings um rd. 0,20 bis 0,50 mm kleiner
ist als der Innendurchmesser des Arbeitsrings. Dabei ergeben sich Klebspalte zwischen
0,10 bis 0,25 mm. Besonders günstig sind Klebspalte zwischen 0,15 und 0,20 mm.
[0009] Dabei ist es vorteilhaft, daß die Anlageflächen des Tragrings und des Arbeitsrings
aufgerauht sind. Dadurch wird die Festigkeit der Verbindung wesentlich gesteigert.
Beim Zusammenfügen des Tragrings und des Arbeitsrings sorgt die Aufrauhung dafür,
daß der Klebstoff nicht abgeschert wird, sondern in dem Spalt eingetragen wird; außerdem
wirkt die Oberflächenvergrößerung, die eine Vergrößerung der von der Scherkraft beim
Arbeiten der Walzen beaufschlagten Fläche darstellt, im Sinne einer Verminderung der
spezifischen Scherkraft. Als vorteilhaft hat sich eine Rauhtiefe von 100 bis 150 pm,
insbesondere von 120 bis 130 pm erwiesen. Bei dieser Ausführungsart der Erfindung
ist das Abnehmen des verschlissenen Arbeitsrings leichter als bei der Ausführung mit
Klebschrumpfung.
[0010] Hinsichtlich der Scherzugfestigkeit, der Verformbarkeit und der Alterungsbeständigkeit
eignet sich ein silicon-phenol-modifizierter Zweikomponenten-Epoxidkleber besonders
gut.
[0011] Auch Einkomponentenkleber auf Epoxidbasis mit Phenolharz oder Nylonharzzugabe sind
bezüglich der Scherzugfestigkeit, der Verformbarkeit und der Alterungsbeständigkeit
bestens geeignet; schwieriger ist bei diesen Klebstoffen die Aushärtung, die nur unter
Wärme von 100 bis 150° C unter entsprechendem Anpreßdruck befriedigend erfolgt. Dadurch
ist dieser Klebstoff besonders geeignet für das Klebschrumpfen, wenn der Arbeitsring
zum Aufziehen erwärmt wird. Die Wärme bringt die notwendige Erwärmung des Klebstoffs,
das Zusammenziehen bei der Abkühlung den Anpreßdruck.
[0012] Eine gute Zentrierung und genau fluchtende Ausrichtung der Achsen des Tragrings und
des Arbeitsrings werden dadurch erreicht, daß die gegenseitigen Anlageflächen des
Tragrings und des Arbeitsrings im wesentlichen Zylinderflächen sind und eine der Zylinderflächen
am Rand einen Flanschvorsprung und die andere Zylinderfläche am entsprechenden Rand
eine dem Flansch angepaßte Nut aufweist. Von der Bearbeitung her einfacher ist die
Ausführungsart, bei der der Tragring einen Flansch hat und die Nut im Arbeitsring
angebracht ist.
[0013] In einer anderen Ausführung weist die Anlagefläche des Tragrings einen zentralen
zylindrischen, einen anschließenden kegelstumpfmantelförmigen und einen daran anschließenden
kreisringförmigen Abschnitt auf, ein Sicherungsring eine innere, dem Tragring angepaßte
zylindrische Fläche und eine äußere Kegelstumpfmantelfläche, und der Arbeitsring ist
der zylindrischen, der kegelmantel- und der kreisringförmigen Fläche des Tragrings
und der Kegelstumpfmantelfäche des Sicherungsringes angepaßt. Der Sicherungsring ist
dann mit dem Tragring verschraubt. Eine derartige
Walzscheibe hat selbst nach Zerstörung des Verbandes zwischen dem Tragring und dem
Arbeitsring wegen der Unverlierbarkeit und der räumlichen Fixierung des Arbeitsrings
gute Notlaufeigenschaften.
[0014] Der Tragring kann aus einem normalen Baustahl, etwa St 37 bestehen, der gute Festigkeits-
und Zähigkeitseigenschaften hat, da der Stahl nicht auf Verschleiß beansprucht wird.
[0015] Man kann auch abgedrehte Walzscheiben für den Tragring nehmen, was sich vor allem
dann empfiehlt, wenn alte, sonst der Verschrottung zuzuführende Walzscheiben zur Verfügung
stehen.
[0016] Für den Arbeitsring eignen sich sowohl herkömmliche Walzenqüalitäten wie Indefinite,
GGG (Sphäroguß) oder Hartguß.
[0017] Bei stärkeren bis hohen Beanspruchungen empfiehlt die Erfindung für den Arbeitsring
hochlegierte, durchvergütete Qualitäten wie z.B. Schnellstahl, mit Legierungsanteilen
bis zu 60 %, gegebenenfalls sogar Hartmetall.
[0018] Bei geringeren Beanspruchungen können aus Wirtschaftlichkeitsgründen für den Arbeitsring
auch normale Baustähle eingesetzt werden.
[0019] Im folgenden wird anhand einer Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfindung erläutert.
Es zeigen im einzelnen
Fig. 1 eine Walzscheibe im Schnitt,
Fig. 2 eine andere Ausführungsform der Walzscheibe im Schnitt.
[0020] Die Walzscheibe für das Walzen von Profilen nach Fig. 1 ist aus zwei konzentrischen
Ringen, einem inneren Tragring 1 und einem äußeren Arbeitsring 2 aufgebaut. Der Tragring
1 und der Arbeitsring 2 weisen aneinander angepaßte, gegenseitige Anlageflächen 3,
4 auf und zwar Zylinderflächen 3 auf dem Tragring 1 und 4 auf dem Arbeitsring 2. Die
Zylinderfläche 3 hat am Rande einen Flanschvorsprung 5 und die Zylinderfiäche 4 eine
dem Flansch angepaßte Nut 6. Der Durchmesser des Tragrings 1 ist 0,3 o/oo größer als
der Innendurchmesser des Arbeitsrings 2. Die Anlageflächen des Arbeitsrings 2 und
des Tragrings 1 sind auf eine Rauhigkeit von 15 bis 20 pm geschliffen worden. Zum
Aufziehen ist der Arbeitsring 2 erwärmt worden, der Tragring 1 mit silicon-phenol-modifiziertem
Zweikomponenten-Epoxidkleber dünn bestrichen und die Teile ineinander gefügt worden.
[0021] Bei der Ausführungsart nach Figur 2 weist die Anlagefläche des Tragrings 1 einen
zentralen zylindrischen Abschnitt 7, einen anschließenden Kegelstumpfmantelabschnitt
8 und einen daran anschließenden kreisringförmigen Abschnitt 9 auf. Ein Sicherungsring
10 hat eine innere, dem Tragring 1 angepaßte Zylinderfläche 11 und eine äußere Kegelstumpfmantelfläche
12. Der Arbeitsring 2 ist der zylindrischen Fläche 7, der kegelmantelförmigen Fläche
8 und der kreisringförmigen Fläche 9 des Tragrings und der Kegelstumpfmantelfläche
12 des Sicherungsringes 10 angepaßt. Der Sicherungsring 10 ist durch eine Schraube
13 mit dem Tragring 1 verbunden. Die Verbindung zwischen dem Tragring 1 und dem Arbeitsring
2 ist, wie oben zu Figur 1 beschrieben, ausgeführt. Diese insgesamt aus 3 Ringen aufgebaute
Walzscheibe ist längere Zeit in der Produktion eingesetzt worden, wobei die Klebschrumpfverbindung
zwischen dem Tragring 1 und dem Arbeitsring 2 durchgehalten hat, der Sicherungsring
10 also nicht in Funktion treten mußte.
1. Walzscheibe für das Walzen von Profilen, Rohren und Rundmaterial, dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzscheibe mehrteilig aus mindestens zwei konzentrischen Ringen, einem inneren
Tragring (1) und einem äußeren Arbeitsring (2) aufgebaut ist,
die aneinander angepaßte, gegenseitige.Anlageflächen (3,4,7 bis 9, 11,12) aufweisen,
und daß die beiden Ringe mit einem engen Klebspalt miteinander verklebt sind.
2. Walzscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung zwischen
dem Tragring (1) und dem Arbeitsring (2) durch Klebschrumpfen hergestellt ist.
3. Walzscheibe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Außendurchmesser des
Tragrings (1) um 0,1 bis 0,4 °/oo größer ist als der Innendurchmesser des Arbeitsrings
(2) vor dessen Aufdrücken auf den Tragring (1).
4. Walzscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Außendurchmesser des
Tragrings (1) um rd. 0,20 bis 0,50 mm kleiner ist als der Innendurchmesser des Arbeitsrings
(2).
5. Walzscheibe nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Anlageflächen (3,4)
des Tragrings (1) und des Arbeitsrings (2) aufgerauht sind.
6. Walzscheibe nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeich- net, daß der
Klebstoff ein Einkomponentenkleber auf Epoxidbasis mit Phenolharz- oder Nylonharzzugabe
ist.
7. Walzscheibe nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die gegenseitigen
Anlageflächen des Tragrings (1) und des Arbeitsrings (2) im wesentlichen Zylinderflächen
(3,4) sind und eine der Zylinderflächen (3) am Rand einen Flanschvorsprung (5) und die andere Zylinderfläche (4) am entsprechenden Rand eine dem Flansch (5) angepaßte
Nut (6) aufweist.
8. Walzscheibe nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Tragring
(1) aus Baustahl gefertigt ist.
9. Walzscheibe nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Arbeitsring
(2) aus herkömmlichen Walzenqualitäten wie leichtlegierten CrNi-Stählen, z.B. Indefinite
oder aus Sphäroguß oder Hartguß besteht.
0. Walzscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Arbeitsring
(2) aus Schnellstahl oder ähnlichen bis zu 60 % legierten Stählen besteht.