[0001] Die Erfindung betrifft eine Röntgenröhren-Drehanode mit einem GrundKörper, der zumindest
teilweise aus Kohlenstoff besteht, einer auf der Oberfläche des GrundKörpers abgeschiedenen
Schicht aus pyrolytischem Graphit und einer auf der Schicht aus pyrolytischem Graphit
angeordneten weiteren Schicht aus einem hochschmelzenden Metall, an deren Oberfläche
bei Betrieb der Röhre die BrennflecKbahn verläuft.
[0002] Eine Drehanode mit einem Grundkörper aus Graphit, der mit einer Schicht aus pyrolytischem
Graphit versehen ist, ist aus der DE-OS 21 46 918 beKannt. Die pyrolytische Beschichtung
dient bei dieser bekannten Drehanode dazu, glatte dichte Oberflächen zu schaffen,
so daß sich Keine Teilchen vom GrundKörper lösen kömen. Wegen des Fehlens von Poren,
d.h. der Behinderung des sogenannten Nachgasens, ist außerdem die Aufrechterhaltung
eines permanenten Hochvakuums wesentlich leichter als bei unbeschichteten GrundKörpern
aus Graphit. Für die Verbesserung der Ausbeute bei der Erzeugung der Röntgenstrahlen
soll es nach dieser Offenlegungsschrift schon ausreichend sein, wenn nur die Brennfleckbahn
beschichtet wird. Dann Können Keine losen Teilchen auftreten, so daß die BrennflecKbahn
gut hält. Außerdem wird durch die pyrolytische Beschichtung eine glatte Fläche erhalten,
auf der auch eine dünne Beschichtung mit Metall glatt wird, so daß Röntgenstrahlen
gut austreten können und der bei unbeschichteten Graphitanoden an den RauhigKeiten
auftretende Dosisverlust vermieden wird. Das Problem der Wärmeableitung von der BrennflecKbahn
wird in der DE-OS 21 46 918 nicht angesprochen.
[0003] Aus der DE-OS 29 10 138 ist eine Röntgenröhren-Drehanode mit einem mit einer Welle
verbindbaren TrägerKörper beKannt, der mit einem Konzentrisch zu seiner Rotationsachse
angeordneten Ring aus pyrolytischem Graphit verbunden ist, wobei in dem Ring die Flächen
der größeren WärmeleitfähigKeit parallel zur Drehachse des TrägerKörpers verlaufen
und wobei die BrennflecKbahn auf einer Stirnseite des Ringes aufgebracht ist. Der
TrägerKörper und der Ring aus pyrolytischem Graphit entsprechen zusammen dem zuvor
erwähnten GrundKörper, der aber bei der letztgenannten Drehanode nicht mit pyrolytischem
Graphit beschichtet ist. Bei der bekannten Drehanode wird die Richtung der guten WärmeleitfähigKeit
des anisotropenpyrolytischen Graphits für eine ausreichende Wärmeableitung aus der
besonders stark beanspruchten BrennflecKbahn genutzt. Bei den Untersuchungen, die
zur Erfindung geführt haben, wurde jedoch festgestellt, daß zur schnellen Ableitung
der in der BrennflecKbahn entstehenden Verlustwärme nach Maßgabe der Wärmeleitungsgleichung
hinreichende Leitungsquerschnitte erforderlich sind. Dies bedeutet, daß der Ring aus
pyrolytischem Graphit möglichst dick sein muß, daß also möglichst dicke Schichten
aus pyrolytischem Graphit hergestellt werden müssen. Dabei wird die MindestdicKe von
geometrischen Faktoren bestimmt. Bei optimaler Einkopplung der Verlustwärme in die
gutleitenden Schichten des pyrolytischen Graphits sollte die SchichtdicKe mindestens
die Breite der Brennflecxbahn haben, möglichst aber breiter sein. In der Praxis bedeutet
dies Schichtdicken von pyrolytischem Graphit von mindestens 1 cm. Die Herstellung
von massivem pyrolytischem Graphit dieser Dicke erfordert bei Anwendung konventioneller
CVD-Techniken einen hohen apparativen und zeitlichen Aufwand, wie z.B. aus Philips
Technische Rundschau 37 (1977/78) 205-213, bekannt ist. Die Wachstumsraten liegen
in der Größenordnung 2 bis 10
/um/min, also ist für 1 mm Schichtdicke eine Beschichtungsdauer von mehreren Stunden
erforderlich.
[0004] Die Erfindung hat die Aufgabe, einen Grundkörper als Teil einer Drehanode zu schaffen,
der praktisch alle Vorzüge des pyrolytischen Graphits aufweist, jedoch sehr viel einfacher,
schneller und damit auch ökonomischer herzustellen ist als ein gleichwertiger Trägerkörper
mit einem Ring aus massivem, also dickwandigem pyrolytischem Graphit.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der GrundKörper zumindest
im Bereich unterhalb der Brennf leckbahn aus einem Laminat von Graphitfolien besteht.
[0006] Graphitfolien sind aus Angew. Chem. 12 (1970) 404-405 bekannt. Sie werden aus sogenanntem
Graphit-Expandat ohne Bindemittel durch Walzen unter hohem Kompressionsdruck hergestellt.
Rohmaterial sind auf chemischem Wege expandierte Flocken aus Naturgraphit. Die Expansion
besteht in einer Aufweitung der Schichtenstruktur des Graphits in Richtung der kristallographischen
c-Achsen bis zum Vielfachen der ursprünglichen DicKe. Derartige Graphitfolien und
Laminate aus derartigen Folien sind handelsüblich (Firmenbroschüren "Sigraflex" der
Sigri EleKtrographit GmbH und "Papyer" der Le Carbone-Lorraine). Bemerkenswert an
solchen Folien ist unter anderem deren ausgeprägte Anisotropie der physikalischen
Eigenschaften. Von diesen ist für den erfindungsgemäßen Anwendungszweck besonders
die hohe WärmeleitfähigKeit parallel zur Schichtung, d.h. zur Folienoberfläche von
Bedeutung. Diese beträgt etwa 1,5 W/cmK und erreicht damit einen Wert von rund 50
% der Wärmeleitfähigkeit von gut orientiertem pyrolytischem Graphit (2,5 bis 4 W/cmK).
Die Wärmeleitfähigkeit von Molybdän, einem für Drehanodenscheiben gebräuchlichem Material,
ist 1,4 W/cmK und die von Wolfram 1,3 W/cmK.
[0007] Die angegebenen Werte für die WärmeleitfähigKeiten von Graphitlaminat einerseits
und pyrolytischem Graphit andererseits entsprechen den zugehörigen Dichtewerten von
etwa 1,0 g cm
-3 für das Laminat und 2,0 bis 2,2 g cm
-3 für pyrolytischen Graphit.
[0008] Es Kann also davon ausgegangen werden, daß ein VerbundKörper, bestehend aus Graphitfolien,
verfestigt mit umhüllenden Schichten aus pyrolytischem Graphit, parallel zur Schichtung
eine WärmeleitfähigKeit hat, die derjenigen von Konventionellen Wolfram/Molybdän-Verbundanoden
mindestens entspricht, im allgemeinen aber größer ist.
[0009] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht der Grundkörper aus
einem TrägerKörper, auf dem eine bandförmige Graphitfolie in einer DicKe aufgewickelt
ist, die zumindest der Breite der BrennflecKbahn entspricht. Das Ganze ist mit einer
Beschichtung aus pyrolytischem Graphit überzogen. Der resultierende VerbundKörper
wird dann noch durch Belegung z.B. mit Wolfram mit einer Brennflecxbahn versehen.
[0010] Nach einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind Teile oder Segmente,
die aus BlöcKen herausgeschnitten sind, die ihrerseits aus zu Stapeln geschichteter
Graphitfolie und einer Umhüllung aus pyrolytischem Graphit bestehen, zu einem ringförmigen
Körper zusammengesetzt, der unter Berücxsichtigung der Vorzugs-Orientierung mit dem
TrägerKörper zu dem GrundKörper zusammengesetzt ist.
[0011] "Unter BerücKsichtigung der Vorzugs-Orientierung" bedeutet, daß der ringförmige Körper
im letztgenannten Fall so geschichtet ist, daß die Richtung der bevorzugten Wärmeleitung
überall sowohl radial, d.h. zur Drehachse hin bzw. von der Drehachse weg, als auch
tangential zur Drehachse (also von oben nach unten bzw. umgeKehrt) verläuft.
[0012] Diese beiden Ausführungsformen ergeben also zwei Anodentypen, die sich dadurch unterscheiden,
daß im ersteren Fall die Wärmeleitung vorzugsweise tangential und axial, im letzteren
Fall dagegen vorzugsweise radial und axial erfolgt.
[0013] Aus den geschilderten Verhältnissen für die Richtung bevorzugter Wärmeleitfähigkeit
ergibt sich unmittelbar, daß die Schicht aus einem hochschmelzenden Metall, an deren
Oberfläche bei Betrieb der Röhre die Brennfleckbahn verläuft, im ersteren Fall an
der Kopf- und/oder Bodenfläche (als Kreisringfläche) angeordnet ist, während im letzteren
Fall dazu noch - je nach Art der Röhre - eine Anordnung auf der äußeren Zylinderfläche
in Frage kommt.
[0014] Für den Trägerkörper ist ein WerKstoff erforderlich, der für die pyrolytische Beschichtung
geeignet ist. Vorzugsweise wird hierfür Graphit verwendet, jedoch sind auch andere,
hochtemperaturfeste Materialien, wie z.B. spezielle Keramikkörper oder auch hochschmelzende
Metalle wie Molybdän geeignet.
[0015] Die besonderen Vorteile der Erfindung sind:
a) Durch-die Verwendung der Graphitfolie sind nur kurze Beschichtungszeiten für die
Anbringung des pyrolytischen Graphits erforderlich. Dadurch wird die Herstellung wesentlich
vereinfacht.
b) WerKstoff und Herstellung lassen sich vielfältig modifizieren, z.B. zur optimalen
Abführung der Verlustwärme aus den gefährdeten Bereichen der Anode.
c) Aufgrund der unter a) genannten VerKürzung der Beschichtungsdauer und der niedrigen
Preise für Graphitlaminate können Verbundanoden mit Kompakten Komponenten aus gut
wärmeleitenden anisotropen Graphitarten relativ billig hergestellt werden.
[0016] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung und einiger Herstellungsbeispiele näher
erläutert. In der Zeichnung zeigen
Fig. 1 eine im Betrieb befindliche Röntgenröhren-Drehanode im Schnitt,
Fig. 2 und Fig. 3 je einen GrundKörper einer Drehanode in Draufsicht, teilweise im
Schnitt.
[0017] Die in Fig. 1 dargestellte Drehanode ist an einer rotierenden Welle 1 befestigt.
Der GrundKörper der Drehanode besteht aus einem Trägerkörper 2, der die Form einer
Kreisrunden Scheibe aufweist und aus EleKtrographit besteht, und aus einem Ring 3
aus gestapelter Graphitfolie, wobei der Ring 3 an der Peripherie des Trägerkörpers
2 angeordnet ist. Der Grundkörper ist mit einer nicht dargestellten Schicht aus pyrolytischem
Graphit umhüllt. Auf dieser Schicht ist oberhalb des Ringes 3 eine ringförmige Schicht
4 aus Wolfram angeordnet. Auf die Schicht 4 wird bei Betrieb der Röntgenröhre ein
EleKtronenstrahl 5 gerichtet, der von einer Kathode 6 emittiert wird, wodurch die
Schicht 4 ihrerseits Röntgenstrahlung 7 emittiert.
[0018] Die Herstellung des GrundKörpers wird anhand der Fig. 2 und 3 näher erläutert. Gemäß
Fig. 2 wird auf einem TrägerKörper 2 eine bandförmige Graphitfolie 3 in der notwendigen
DicKe aufgewicxelt. Anschließend wird das Ganze einer nicht dargestellten Beschichtung
mit pyrolytischem Graphit unterzogen, wobei sich die Dauer der Beschichtung nach der
erforderlichen Verfestigung richtet. Der resultierende VerbundKörper wird anschließend
durch Bearbeitung (Drehen, Schleifen) in eine für die Belegung mit Wolfram (mittels
CVD oder durch Löttechnik) optimale Form gebracht.
[0019] Der GrundKörper gemäß Fig. 3 wird wie folgt hergestellt: Die Graphitfolie wird zu
Stapeln geschichtet und durch Umhüllung mit pyrolytischem Graphit zu BlöcKen verfestigt.
Aus derartigen BlöcKen werden Teile oder Segmente 3so herausgeschnitten, daß sie unter
BerücKsichtigung der Vorzugs-Orientierung mit einem Trägerkörper 2 zu einem Grundkörper
zusammengesetzt werden Können.
1. Röntgenröhren-Drehanode mit einem GrundKörper, der zumindest teilweise aus Kohlenstoff
besteht, einer auf der Oberfläche des Grundkörpers abgeschiedenen Schicht aus pyrolytischem
Graphit und einer auf der Schicht aus pyrolytischem Graphit angeordneten weiteren
Schicht aus einem hochschmelzenden Metall, an deren Oberfläche bei Betrieb der Röhre
die BrennflecKbahn verläuft,
dadurch gekennzeichnet, daß der GrundKörper zumindest im Bereich unterhalb der Brennfleckbahn
(4) aus einem Laminat (3) von Graphitfolien besteht.
2. Röntgenröhren-Drehanode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Grundkörper
aus einem TrägerKörper (2) besteht, auf dem eine bandförmige Graphitfolie (3) in einer
DicKe aufgewickelt ist, die zumindest der Breite der Brennflecxbahn (4) entspricht.
3. Röntgenröhren-Drehanode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Teile oder
Segmente, die aus BlöcKen herausgeschnitten sind, die ihrerseits aus zu Stapeln geschichteter
Graphitfolie und einer Umhüllung aus pyrolytischem Graphit bestehen, zu einem ringförmigen
Körper (3) zusammengesetzt sind, der unter Berücksichtigung der Vorzugs-Orientierung
mit dem Trägerkörper (2) zu dem GrundKörper zusammengesetzt ist.