[0001] Die Erfindung betrifft neue, biologisch aktive und therapeutisch verwendbare 4-Thia-
und 4-Sulfinyl-PGI
1-Derivate der allgemeinen Formel

in der
Q -S- oder -SO-,
A geradkettiges oder verzweigtes C1-C6-Alkylen,
B Äthylen, Vinylen oder Äthinylen,
R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl,
R2 geradkettiges oder verzweigtes C1-C8-Alkyl oder gegebenenfalls monosubstituiertes Aryloxymethyl,
R3 Wasserstoff oder Acetyl und
Z -COOH, -CN, -CH2OH oder -COOW bedeuten,
worin W ein Äquivalent eines pharmakologisch verträglichen Kations oder ein C
1-C
4-Alkyl ist.
[0002] Ist R
2 monosubstituiertes Aryloxymethyl, so wird als Substituenten Chlor oder Methoxy der
Vorzug gegeben.
[0003] In der allgemeinen Formel I kann das Wasserstoffatom des 3-Kohlenstoffatoms der 2-Oxa-bicyclo[
3.3.0]octan-Struktur sterische α-oder ß- (Exo oder Endo) Konfiguration haben. Die
Erfindung umfaßt beide Epimer-Reihen. Außerdem kann die Hydroxylgruppe der Seitenkette
am 6-Kohlenstoffatom der 2-0xa-bicyclof3.3.0 Joctan-Struktur S-oder R-Konfiguration
aufweisen.
[0004] Die Verbindungen der Erfindung können in Form von Racematen oder optisch aktiven
Enantiomeren vorliegen.
[0005] Ein wichtiger Vertreter der 1976 entdeckten endogenen Prostaglandine ist das Prostacyclin
(PGI
2), das eine bedeutende biologische Wirksamkeit aufweist (Prostacyclin, ed.: J.R.Vane
und S.Bergström, Raven Press, N.Y., 1979).
[0006] Vom therapeutischen Standpunkt ist die die Thrombocytenaggregation hemmende, die
peripheren Gefäße erweiternde und die cytoprotektive Wirkung des Prostacyclins sehr
bedeutend. Die therapeutische Nutzung dieser biologischen Wirkungen wird jedoch durch
die außerordentlich große Instabilität des Prostacyclins stark beschränkt. Seine Halbzeit
in wäßriger Lösung bei neutralem pH beträgt nämlich nur 3,5 Minuten. Infolgedessen
sind vom therapeutischen Standpukt dem Prostacyclin alle die Verbindungen vorzuziehen,
die bei etwa gleicher biologischer Aktivität eine größere Stabilität als das Prostacyclin
aufweisen.
[0007] Es wurde überraschenderweise gefunden, daß die Verbindungen der allgemeinen Formel
I diesen Kriterien entsprechen. Sie hemmen die Thrombocytenaggregation, sie führen
eine Erweiterung der vorzugsweise peripheren Gefäße und der Bronchien herbei,und sie
üben eine Schutzwirkung auf die Magenschleimhaut aus. Sie zeigen damit praktisch die
gleiche biologische Aktivität wie das Prostacyclin, zeichnen sich aber gleichzeitig
durch eine viel größere Stabilität aus. Thermisch und hydrolytisch sind die Verbindungen
der Erfindung in einem extrem großen pH-Bereich stabil. Außerdem zeigen die einzelnen
Vertreter der Verbindungen der allgemeinen Formel I - je nach ihrer Struktur - auf
den genannten Wirkungsgebieten eine höhere Selektivität als das Prostacyclin.
[0008] Die mit den Verbindungen der Erfindung erzielte Hemmwirkung auf die mit ADP (Adenosindiphosphat)
bzw. Kollagen erzeugte Thrombocytenaggregation wurde nach Born untersucht. Die Wirkstoffkonzentration,
die in 50 % die Aggregation des an Thrombocyten angereicherten Human- plasmas(PRP)
hemmt, ist in der nachstehenden Tabelle angegeben.

[0009] Die haemodynamische Wirkung der Wirkstoffe wurde an Katzen untersucht. Den Ergebnissen
ist zu entnehmen, daß das 4-Thia-PGI
1 erst in einer Dosis von 100 ug/kg den Kreislauf in dem gleichen Maße beeinflußt,
wie PGI
2 in einer Dosis von 1 µg/kg. Dies zeigt, daß die unerwünschten Nebenwirkungen bei
den Verbindungen der Erfindung wesentlich geringer sind.
[0010] Das 4-Thia-PGI
1 erzeugt eine Erschlaffung der Trachea des Meerschweinchens. Die Relaxation kann mit
Inderal (1-Isopropylamino-3-[1-naphthyloxy ]-propan-2-ol) nicht gehemmt werden. Das
Maß der Relaxation betrug:
bei einer Dosis von 1 pg/ml 4-Thia-PGI1 = 50 % ,
bei einer Dosis von 10 µg/ml 4-Thia-PGI1 = 83 % .
[0011] Die Erfindung betrifft auch pharmazeutische Präparate, die als Wirkstoff mindestens
eine der Verbindungen der allgemeinen Formel I enthalten. Zur Herstellung der pharmazeutischen
Präparate können die üblichen Hilfsstoffe, wie z.B. Füllmittel, Zusätze, die den Geschmack
und den Geruch verbessern, die die Formulierung erleichtern, die den pH und den osmotischen
Druck regulieren, Stabilisierungsmittel und/oder Resorptionsbeschleuniger, dem Wirkstoff
oder den Wirkstoffen zugegeben werden. Die Präparate können, ebenso wie die Hilfsstoffe,
fest, halb-flüssig oder flüssig sein. Als feste Päparate sind z.B. Tabletten, Kapseln,
Pillen, Dragees, Pulver, als flüssige Präparate, Infusionen, Inha'lations- und Injektionslösungen,
Umschlaglösungen, Löffelarzneien, Tropfen usw. und als halb-flüssige Präparate Creme,
Salben, Suppositorien, Balsam usw. zu nennen. Die Lösungen, Emulsionen können unter
Verwendung bekannter Trägergase in Sprayform zubereitet werden.
[0012] Die erforderliche Dosierung der Wirkstoffe hängt von der Schwere der Erkrankung,
der Geschwindigkeit der Resorption des Arzneimittels, der Empfindlichkeit des zu behandelnden
Objektes oder Organs oder dessen Reaktionsfähigkeit ab. Sie variiert gewöhnlich zwischen
etwa 1 ug/kg und 10ü mg/kg.
[0013] Die Erfindung betrifft ferner di.e Herstellung der 4-Thia- und 4-Sulfinyl-PGI
1-Verbindungen der Formel I, wobei man vorzugsweise von einer Verbindung der allgemeinen
Formel

in der B,
R1, R
2 und R
3 die oben angegebene Bedeutung haben und X Brom oder Jod bedeutet, ausgeht. (Die Verbindungen
der allgemeinen Formel II sind bekannt (Tetrahedron Lett., 1978, 581).)
[0014] Hierbei wird gemäß Erfindung so verfahren, daß man die Verbindung der allgemeinen
Formel II entweder
a) mit Thioharnstoff, Alkalimetallsulfid, Alkalimetallhydrogensulfid, Schwefelwasserstoff
oder einem Salz der Mercaptoessigsäure umsetzt und mit Säure behandelt, wobei das
Halogenatom der Halogenverbindung der allgemeinen Formel II durch -SH ersetzt wird,
und das erhaltene Thiol der allgemeinen Formel

in der R1, R2, R3 und B die oben angegebene Bedeutung haben, nach Zugabe von Basen mit einem Äthylenderivat
der allgemeinen Formel

in der Z die oben angegebene Bedeutung hat und R4 und R5 unabhängig voneinander Wasserstoff oder C1-C3-Alkyl bedeuten oder mit einem Alkylhalogenid der allgemeinen Formel

in der X, A und Z die oben angegebene Bedeutung haben, umsetzt, oder
b) zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen Formel I, in der Z -COOH ist,
mit einem Salz einer Mercaptosäure der allgemeinen Formel

in der A die oben angegebene Bedeutung hat, umsetzt, wobei die nach Verfahrensvariante
a) oder b) erhaltene 4-Thia-Verbindung der allgemeinen Formel I (Q = -S-) gewünschtenfalls
durch Oxydation in die entsprechende 4-Sulfinyl-Verbindung der allgemeinen Formel
I (Q = -SO-) und/oder durch Veresterung, Amidierung, Salzbildung, Hydrolyse und/oder
Reduktion in eine andere Verbindung der all-. gemeinen Formel I übergeführt werden
kann.
[0015] Gemäß Verfahrensvariante a') werden die Verbindungen der allgemeinen Formel II -
vorzugsweise in C
1-C
4-Alkanolen oder deren wäßrigen Gemischen - bei 25 bis 120°C mit Thioharnstoff, Alkalimetallsulfid,
Alkalimetallhydrogensulfid oder Schwefelwasserstoff umgesetzt und das entstandene
Produkt durch basische Hydrolyse und darauf folgendes Ansäuern oder saure Behandlung
in ein Thiol der allgemeinen Formel III übergeführt.
[0016] Nach einer bevorzugten Verfahrensweise werden die Halogenverbindungen der allgemeinen
Formel 11 mit einem Salz der Mercaptoessigsäure, vorzugsweise mit Natrium-mercaptoacetat,
umgesetzt, wobei Verbindungen der allgemeinen Formel

in der B, R
1, R und R
3 die oben angegebene Bedeutung haben, entstehen, die nach alkalischer Hydrolyse die
Thiole der allgemeinen Formel III liefern.
[0017] Die Thiole der allgemeinen Formel III werden entweder mit Äthylenverbindungen der
allgemeinen Formel V in Gegenwart einer katalytischen Menge von Alkalimetallhydroxyden
oder Alkylimetallalkoholaten, vorzugsweise Natriumäthylat, oder tertiären Aminen,
vorzugsweise Triäthylamin oder Pyridin, oder mit Alkylhalogeniden der allgemeinen
Formel VI in Gegenwart einer äquivalenten oder etwas überschüssigen Menge an Base
in C
1-C
4-Alkanol oder vorzugsweise in Aceton umgesetzt.
[0018] Gemäß Verfahrensvariante b) wird die Umsetzung in C
1-C
4-Alkanolen, z.B. Äthanol, oder in einem Gemisch von Alkanolen und Wasser vorzugsweise
bei 25 bis 70°C durchgeführt.
[0019] Die Salze der Mercaptocarbonsäuren sind ambidente nucleophile Reagenzien. Da aber
die Reaktion des "weichen" Thiolat-Ions an dem Kohlenstoffatom, das ebenfalls ein
"wiches" elektrophiles Halogenatom trägt, sehr viel stärker "begünstigt" als die des
"harten" nucleophilen Carboxylations ist, entsteht nur die Verbindung der allgemeinen
Formel I (Diese Reaktion ist in J.Chem.Educ. 1968, 45, S. 581 und 683 ausführlich
beschrieben.)
[0020] Die erhaltenen 4-Thia-Verbindungen der allgemeinen Formel I (Q = -S-) werden in bekannten
Lösungsmitteln, vorzugsweise in chlorierten Kohlenwasserstoffen, z.B. Dichlormethan.,
durch Oxydation mit organischen Persäuren in die entsprechenden 4-Sulfinyl-Verbindungen
der allgemeinen Formel I (Q = -SO-) übergeführt. Als Persäuren können vorzugsweise
m-Chlor-perbenzoesäure oder Peressigsäure verwendet werden.
[0021] Die als zusätzliche Reaktionen der Verbindungen der allgemeinen Formel I angegebenen
Reaktionen, wie z.B. die Veresterung, Salzbildung, Amidierung, Hydrolyse oder Reduktion
können in an sich bekannter Weise durchgeführt werden. So können z.B. in den erhaltenen
Verbindungen die Estergruppen durch alkalische Hydrolyse in die freien Carboxylgruppen,
bzw. deren Salz oder in die freien Hydroxylgruppen übergeführt werden. Die freien
Carboxylgruppen können in an sich bekannter Weise verestert bzw. amidiert werden.
Nach Dehydrierung der Amide kann man Nitrile und aus den Nitrilen bzw. Amiden kann
man durch Hydrolyse freie Säuren erhalten.
[0022] Weitere Einzelheiten der Erfindung sind den folgenden Beispielen zu entnehmen.
Beispiel 1
[0023] 3ß-(Acetylmercapto-methyl)-6ß-(3α-acetocy -oct-1-trans-enyl)-7α-acetoxy-cis-2-oxa-bicyclo
[ 3.3.0 ]octan (Verbindung der Formel IV: B = trans-Vinylen, R
1 = Wasserstoff, R
2 = n-Pentyl, R
3 = Acetyl.) In 10 ml wasserfreiem Aceton löst man 0,956 g (0,002 Mol) 3ß-Jodme- thyl-6ß-(3α
-acetoxy-oct-1-trans-enyl)-7α-acetoxy-cis-2-oxa-bicyclo-[ 3.3.0]octan (Verbindung
der Formel II: X = Jod; B, R
1, R
2, R
3 wie oben angegeben), gibt unter Rühren 0,21 g (0,204 Mol) Natriummercaptoacetat zu
und erhitzt das Reaktionsgemisch unter Rühren auf einem Bad von 60°C. Die Reaktion
wird mittels Dünnschichtchromatographie beobachtet. Der R
f-Wert der Ausgangsverbindung beträgt 0,53 und der R
f-Wert des Endproduktes beträgt 0,47 an Kieselgel (Elution mit einem 1 : 1 Gemisch
von Hexan und Äthylacetat). Nach Verbrauch der Ausgangsverbindung wird das Reaktionsgemisch
auf 40 ml Wasser von
[0024] 0°C gegossen, 3-mal mit je 50 ml Äther extrahiert, die Ätherlösung 2-mal mit je 20
ml kaltem Wasser, mit 20 ml gesättigter Natriumchloridlösung gewaschen, über Magnesiumsulfat
getrocknet und eingeengt. Die Titelverbindung wird in Form eines zähen Öls in einer
Menge von 0,8 - 0,85 g (94 - 99 %) erhalten. Das Endprodukt braucht für die weitere
Verarbeitung nicht gereinigt zu werden, aber es kann - falls erforderlich - an Kieselgel
chromatographiert und mit einem 1 : 2 Gemisch von Äthylacetat und Hexan eluiert werden.
R
f: 0,26 ( 1 : 2 Gemisch von Äthylacetat und Hexan) H -NMR (CDC1
3): 5,48 (m, 2H), 5,18 (m, 1H), 4,75 (q, 1H), 4,48 (m, 1H), 4,15 (m, 1H), 3,09 (dd,
2H), 2,34 (s, 3H), 2,03 (s, 3H), 2,00 (s, 3H), 0,87 (t, 3H) ppm.
Beispiel 2
[0025] 3ß-Mercaptomethyl-6ß-(3α -hydroxy-oct-1-trans-enyl)-7α-hydroxy- cis-2-oxa-bicyclo
[ 3.3.0]octan
[0026] (Verbindung der Formel III: B = trans-Vinylen, R
1 und R
3 = Wasserstoff, R
2 = n-Pentyl)
[0027] Man löst 1,472 g 3ß-Jodmethyl-6ß-(3α-hydroxy-oct-1-trans-enyl)-7α-hydroxy-cis-2-oxa-bicyclo[3.3.0]octan
(Verbindung der Formel II: X = Jod; B, R
1, R
2, R wie oben angegeben) in 5 ml wasserfreiem Äthanol, gibt 0,3 g Thioharnstoff zu
der Lösung und erhitzt die Lösung unter Rühren und unter Rückfluß bis zum Verbrauch
der Ausgangsverbindung. Die Reaktion ist nach 60 bis 80 Stunden beendet. Der R
f-Wert der Jodverbindung der Formel II beträgt 0,38 (Elution mit einem 1 : 1 Gemisch
von Hexan und Aceton). Das gebildete Thiuronium-Salz bleibt praktisch am Startpunkt.
Nach Beendigung der Reaktion wird das Äthanol durch Einengen auf einem Rotationsverdampfer
entfernt, der Rückstand in 5 ml einer 1 M wäßrigen Natriumhydroxydlösung gelöst und
4 Stunden bei 80°C gerührt. Nach Abkühlen verdünnt man das Reaktionsgemisch mit 10
ml wasser, säuert es mit 2 ml 1 M wäßriger Natriumhydrogensulfatlösung an und extrahiert
es 3-mal mit je 30 ml Äther. Die Ätherlösung wird mit 10 ml gesättigter Natriumchloridlösung
gewaschen und über Magnesiumsulfat getrocknet. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels
erhält man 1,063 g (94,7 %) der Titelverbindung als Öl. R
f = 0,33, Elutionsmittel: 1 : 1 Gemisch von Hexan und Acetat. Das erhaltene Produkt
liefert nach Behandeln mit 2 ml Acetanhydrid in 5 ml Pyridin bei Raumtemperatur für
14 Stunden ein mit dem Produkt des Beispiels 1 identisches Triacetylderivat.
Beispiel 3
[0028] 4-Thia-ß-PG1
1-methylester (Verbindung der Formel I: Q = -S-, A = -CH
2-CH
2-, B = trans-Vinylen,
R1 und
R3 = Wasserstoff, R
2 = n-Pentyl, Z = -COOCH
3) 0,601 g (0,022 Mol) des in Beispiel 2 erhaltenen Produktes löst man in 20 ml wasserfreiem
Äthanol und versetzt die Lösung zunächst mit 0,8 ml Acylsäuremethylester und dann
unter Rühren mit ein paar Tropfen einer 5 %igen äthanolischen Natriumäthylatlösung.
Die Reaktion ist bei Raumtemperatur in 1 bis 2 Stunden beendet. Der Verlauf der Reaktion
wird an einer Kieselgel-Dünnschicht mit einem 1 : 1 Gemisch von Hexan und Aceton als
Elutionsmittel beobachtet. R
f-Wert der Zielverbindung: 0,33 und der Ausgangsverbindung: 0,27. Nach Beendigung der
Reaktion wird das Äthanol aus dem Reaktionsgemisch durch Eindampfen auf einem Rotationsverdampfer
entfernt und der Rückstand an einer 100 g Kieselgelsäule mit einem 1 : 1 Gemisch von
Hexan und Aceton als Elutionsmittel .chromatographiert.
[0029] Man erhält 0,678 g (88 %) 4-Thia-ß-PGI
1-methylester.
[0030] H
1-NMR (CDCl
3): 5,5 (m, 2H), 4,43 (q, 1H), 4,16 (m, 1H), 4,06 (m, 1H), 3,66 (s, 3H), 3,61 (m, 1H),
2,84-2,85 (m, 7H), 2,5-1,15 (m, 15H), 0,84 (t, 3H) ppm.
Beispiel 4
[0031] 3(R,S)-Methyl-4-thia-ß-PGI
1-methylester
[0032] (Verbindung der Formel 1: A =-CH(CH
3)-CH
2 , Q, B, R
1, R
2, R
3, Z wie in Beispiel 3)
[0033] Es wird wie in Beispiel 3 verfahren aber statt Acrylsäuremethylester 0,8 ml Crotonsäuremethylester
verwendet. Die Titelverbindung erhält man in einer Ausbeute von 66 % in Form eines
chromatographisch nicht trennbaren Epimerengemisches. Die Komponenten unterscheiden
sich in der absoluten sterischen Konfiguration des Methylsubstituenten am 3-Kohlenstoffatom.
R
f = 0,31, mit einem 1 : 1 Gemisch von Hexan und Aceton.
[0034] H
1-NMR-(CDCl
3): 5,53 (m, 2 H), 4,45 (q, 1H), 4,25-3,97 (m, 2H), 3,67 (s, 3H), 3,60 (m, 1H), 3,22
(m, 1H), 2,56-1,18 (m, 20H), 1,33 (2d, 3H, J = 7,5 Hz), 0,87 (t, 3H) ppm.
Beispiel 5
[0035] 4-Thia-ß-PGI
1-nitril
[0036] (Verbindung der Formel I: Z = -C≡N, Q, A, B, R
1,
R2,
R3 wie in
Beispiel 3 angegeben)
[0037] Es wird wie in Beispiel 3 verfahren aber statt Acrylsäuremethylester 0,8 ml Acrylonitril
verwendet. Man erhält 0,629 g (89 %) der Titelverbindung in Form eines farblosen öls.
R
f = 0,21. Elutionsmittel:
1 : 1 Gemisch von Aceton und Hexan.
IR (Film): 3300 - 3100 (assoziiertes OH), 2190 (C≡N) cm-1
Beispiel 6
[0039] (Verbindung der allgemeinen Formel I: Z =-COOH, Q, A, B, R
1, R
2, R
3 wie in Beispiel 3)
[0040] 0,386 g (0,001 Mol) des nach Beispiel 3 hergestellten 4-Thia-ß-PGI
1- methylesters löst man in 10 ml Methanol, gibt unter Rühren 2 ml 0,5
M Natriumhydroxydlösung zu und läßt das Reaktionsgemisch 24 Stunden bei Raumtemperatur
stehen. Während dieser Zeit wird der Ester vollkommen verseift (auf dem Dünnschichtchromatogramm
- Elutionsmittel = 1
: 1 Gemisch von Hexan und Aceton - verschwindet der dem Ester entsprechende Fleck R
f = 0,27 und ein sich von dem Startpunkt kaum bewegender Fleck erscheint). Danach wird
das Methanol im Vakuum auf einem Rotationsverdampfer entfernt, der erhaltene Rückstand
mit 1 ml 1 M wäßriger Natriumhydrogensulfatlösung angesäuert und mit 30 ml eines 1
: 1 Gemisches von Äther und Äthylacetat extrahiert. Die so erhaltene organische Lösung
wird 2-mal mit je 5 ml gesättigter Natriumchloridlösung gewaschen und über Magnesiumsulfat
getrocknet. Nach Entfernung des Lösungsmittels erhält man als Rückstand 0,360 g (96,6
%) der Titelverbindung als kristalline Substanz, die aus einem Gemisch von Äther und
Hexan oder Äthylacetat und Hexan umkristallisiert werden kann.
[0041] R
f = 0,18, Elutionsmittel: 20 : 10 : 1 Gemisch von Benzol, Dioxan und Essigsäure.
Beispiel 7
[0042] 4-Sulfinyl-ß-PGI
1-methylester
[0043] (Verbindung der Formel I: Q = -SO-, A, B, R
1, R
2, R
3, Z wie in Beispiel 3)
[0044] Man löst 1,00 g (0,0026 Mol) des nach Beispiel 3 hergestellten 4-Thia- ß-PGI
1-methylesters in 20 ml wasserfreiem Dichlormethan, kühlt die Lösung auf 0°C und gibt
unter Rühren in kleinen Portionen 0,55 g (0,0032 Mol) 3-Chlor-perbenzoesäure innerhalb
von 15 Minuten zu. Nach weiterem Rühren von 30 Minuten wird die Lösung in einem Schütteltrichter
mit 5 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung, 5 ml 5 %iger Natriumhydrogensulfatlösung
und 2 mal mit je 5 ml Wasser ausgeschüttelt bzw. gewaschen. Das Gemisch wird über
Magnesiumsulfat getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Man erhält 0,845
g (81 %) Rohprodukt.
[0045] R
f = 0,106, an Kieselgel; Elutionsmittel: 1 : 2 Gemisch von Aceton und Hexan.
1. 4-Thia- und 4-Sulfinyl-PGI
1-Derivate der allgemeinen Formel

in der
Q -S- oder -SO-,
A geradkettiges oder verzweigtes C1-C6-Alkylen,
B Äthylen, Vinylen oder Äthinylen,
R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl,-
R2 geradkettiges oder verzweigtes C1-C8-Alkyl oder gegebenenfalls monosubstituiertes Aryloxymethyl,
R3 Wasserstoff oder Acetyl und
Z -COOH, -CN, -CH2OH oder -COOW bedeuten,
worin W ein Äquivalent eines pharmakologisch verträglichen Kations oder ein C
1-C
4-Alkyl ist.
2. 4-Thia-ß-PGI1-methylester.
3. 3-(R,S)-Methyl-4-thia-ß-PGI1-methylester.
4. 4-Thia-ß-PGI1.
5. 4-Thia-ß-PGI1-nitril.
6. 4-Sulfinyl-ß-PGI1-methylester.
7. Verfahren zur Herstellung von 4-Thia- und 4-Sulfinyl-PGI
1-Derivaten der allgemeinen Formel

in der
Q -S- oder -SO-,
A geradkettiges oder verzweigtes C1-C6-Alkylen,
B Äthylen, Vinylen oder Äthinylen,
R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl,
R2 geradkettiges oder verzweigtes C1-C8-Alkyl oder gegebenenfalls monosubstituiertes Aryloxymethyl,
R3 Wasserstoff oder Acetyl und
Z -COOH, -CN, -CH2OH oder -COOW bedeuten,
worin W ein Äquivalent eines pharmakologisch verträglichen Kations oder ein C
1-C
4-Alkyl ist,
dadurch gekennzeichnet, daß man eine Halogenverbindung der allgemeinen Formel

in der R
1, R
2, R
3 und B die oben angegebene Bedeutung haben und X Brom oder Jod ist, entweder
a) mit Thioharnstoff, Alkalimetallsulfid, Alkalimetallhydrogensulfid, Schwefelwasserstoff
oder einem Salz der Mercaptoessigsäure umsetzt, ansäuert und das erhaltene Thiol der
allgemeinen Formel

in der R1, R2, R3 und B die oben angegebene Bedeutung haben nach Zugabe von Basen mit einem
Äthylenderivat der allgemeinen Formel

in der Z die oben angegebene Bedeutung hat und R4 und R5 unabhängig voneinander Wasserstoff oder C1-C3-Alkyl bedeuten, oder mit einem Alkylhalogenid der allgemeinen Formel

in der A, Z und X die oben angegebene Bedeutung haben, umsetzt, oder
b) zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen Formel I in der Z -COOH ist, mit
einem.Salz einer Mercaptocarbonsäure der allgemeinen Formel

in der A die oben angegebene Bedeutung hat; umsetzt, wobei die erhaltene 4-Thia-ß-PGI1-Verbindung der allgemeinen Formel I gewünschtenfalls durch Oxydation in die entsprechende
4-Sulfinyl-PGI1-Verbindung der allgemeinen Formel I und/ oder durch Veresterung, Salzbildung, Amidierung,
Hydrolyse und/ oder Reduktion in eine andere Verbindung der allgmeinen Formel 1 ubergeführt
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die Oxydation der 4-Thia-ß-PGI1-Verbindung der allgemeinen Formel I zur entsprechenden 4-Sufinyl-PGI1-Verbindung mit 3-Chlorperbenzoesaure durchführt.
9. Pharmazeutische Präparate, die als Wirkstoff eine oder mehrere Verbindungen der
Ansprüche 1 bis 6 enthalten.