[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Elektrolysezelle zur Produktion von Wasserstoff
und Schwefelsäure aus Wasser und Schwefeldioxid mit einer elektrolytdurchströmten
Zwischenkammer, die den Anoden- vom Kathodenraum trennt und von Separatoren in Form
von Ionenaustauschermembranen begrenzt wird. Die Erfindung bezieht sich insbesondere
auf eine solche Elektrolysezelle, die im Rahmen eines sogenannten "Schwefelsäure-Hybrid-Kreisprozesses"
mit möglichst wirtschaftlicher Erzeugung von Wasserstoff Anwendung finden soll.
[0002] Neuere Energiekonzepte ziehen Wasserstoff als Energieträger in Betracht, dessen möglichst
wirtschaftliche Gewinnung intensiv untersucht wird. Als eine interessante Herstellungsweise
wird dabei die elektrolytische Abscheidung von Wasserstoff aus wäßriger Schwefelsäure
mit anodischer Oxidation von Schwefeldioxid zum Schwefeltrioxid angesehen, das bei
erhöhter Temperatur durch katalytische Spaltung in Schwefeldioxid mit Sauerstoffentwicklung
zurückgewandelt wird.
[0003] Ein wesentliches Anliegen dieses Prozesses ist wiederum eine möglichst störungsfreie
Elektrolyse unter günstigen energetischen Bedingungen, d.h. bei möglichst geringer
Zellspannung und unter Vermei dung des Transportes von Schwefeldioxid in den Kathodenraum.
[0004] Um dieser letztgenannten Störung vorzubeugen, wurde von der Anmelderin bereits ein
Verfahren entwickelt, bei dem der Anoden- vom Kathodenraum durch eine elektrolytdurchströmte
Zwischenkammer getrennt wird, die durch zwei Separatoren begrenzt ist. In einer Weiterentwicklung
wurden als Separatoren für eine solche Dreikammerzelle spezielle Ionenaustauschermembranen
vorgeschlagen, deren Leitfähigkeit relativ hoch ist und eine geringe Abhängigkeit
von der Schwefelsäurekonzentration zeigt.
[0005] Eine weitere Verbesserung desgenannten Verfahrens kann durch einen möglichst engen
Kontakt der Elektroden oder Kollektoren mit den angrenzenden Separatoren der Zwischenkammer
erzielt werden. Dabei treten jedoch Schwierigkeiten auf, da die mechanische Stabilität
der Separatoren nicht sehr hoch ist, so daß die Anwendung erhöhter Anpreßdrucke praktisch
ausscheidet.
[0006] Stützgerüste (zwischen den Separatoren) aus Polyäthylen oder Teflon, wie sie z.B.
in der Deutschen Patentschrift 1 546 717 für wäßrige Elektrolysen allgemein vorgeschlagen
werden und für die Anwendung von Anpreßdrucken bei einer Dreikammerzelle für die Gewinnung
von Wasserstoff an sich nützlich wären, erhöhen den Gesamtwiderstand der Zelle sehr
erheblich, so daß solche Stützgerüste wieder verworfen wurden.
[0007] Es wurde nun festgestellt, daß der Innenwiderstand solcher Dreikammerelektrolysezellen
für die Wasserstoffgewinnung vermindert und die Arbeitsweise der Zelle verbessert
werden kann, wenn man ein Stützgerüst verwendet, das selbst ionenleitend und/oder
von hoher Porosität ist.
[0008] Die erfindungsgemäße Elektrolysezelle der eingangs genannten Art ist daher im wesentlichen
gekennzeichnet durch ein poröses Stützgerüst aus Graphit oder Ionenaustauschermaterial
zwischen den Separatoren.
[0009] Das poröse Stützgerüst soll dabei eine den notwendigen Anpreßdruck (für ein flächenhaftes
Anliegen der Separatoren an dem Stützgerüst) aufnehmende Festigkeit und ein möglichst
hohes freies Volumen zwischen dem Stützmaterial haben. Als "Poren" werden dabei auch
mehr oder minder große Lücken bezeichnet.
[0010] Vorzugsweise liegen die Separatoren mit unmittelbar daran angrenzenden Elektroden
an dem die gesamte Zwischenkammer ausfüllenden porösen Stützgerüst an.
[0011] Dazu werden die Separatoren mit unmittelbar daran angrenzenden Elektroden an das
Stützgerüst aus Graphit angepreßt, das eine möglichst hohe durchgehende (offene) Porosität
hat, so daß die Zwischenelektrolytströmung nicht.unzulässig gehemmt wird. Zweckmäßig
ist besonders poröser Graphit oder Graphitfilz mit etwa 95% "Porosität". Zweckmäßigerweise
sollte die durchgehende Porosität des verwendeten Graphitmaterials bei mindestens
8
0 % liegen.
[0012] Infolge der mechanischen Versteifung durch das Stützgerüst sind relativ hohe Anpreßdrucke
anwendbar. Der Ohmsche Widerstand der Elektrolysezelle kann so durch den geringen
spezifischen Widerstand von Stützgerüsten aus gut benetzbarem Graphit niedrig gehalten
werden.
[0013] Besonders günstig erscheinen zur Zeit Stützgerüste aus Ionenaustauschermaterial,
das zweckmäßigerweise aus dem gleichen Material besteht wie die Separatoren und mit
diesen verschweißt sein kann.
[0014] Auf diese Art und Weise erhält man eine Zwischenkammerstruktur, die in Form von Bahnmaterial
bereitgestellt werden kann, was die Montage der Zelle erleichtert und deren Gesamtpreis
erniedrigt.
[0015] Die Separatoren können aber auch hier, wie beim Graphit, zusammen mit den Elektroden
lediglich angepreßt werden. Das Stützgerüst soll bei ausreichender mechanischer Festigkeit
eine ausreichende durchgehende Porosität in Elektrolytstromrichtung zwischen (d.i.
parallel zu) den Separatoren aufweisen. Senkrecht zu den Separatoren kann dagegen
der selbst ionenleitende Ionenaustauscher den Ladungstransport über die Zwischenkammer
hinweg unterstützen, so daß im Falle des Stützgerüstes aus Ionenaus- - tauschermaterial
eine hohe durchgehende Porosität in dieser Richtung erwünscht aber nicht zwingend
ist.
[0016] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Arbeitsweise läßt sich am besten anhand eines Ausführungsbeispieles
zeigen, wie es nachfolgend unter Bezugnahme auf die angefügte Zeichnung beschrieben
wird. Diese zeigt schematisch eine zylinderische Dreikammerelektrolysezelle (im Schnitt).
[0017] Diese im wesentlichen achssymmetrisch aufgebaute Zelle wird durch äußere Kunststoffscheiben
(z.B. aus Polyvinylidenfluorid) 1 und 2 zusammengehalten, an die sich nach innen zu
die aus Graphit bestehenden Gehäusehälften 3 und 4 anschließen. Zwei Kupferringe 5
und 6 verstärken den Graphit und bilden gleichzeitig Stromanschlüsse. Die Gehäusehälften
3 und 4 mit den Kupferringen 5 und 6 sind durch den Zwischenkanmerrahmen aus Kunststoff
mit Stützgerüst 12 elektrisch voneinander getrennt. Die Kathode 7 und die Anode 8
sind als Durchflußelektroden ausgebildet und liegen an den als Kationenaustauschermembranen
ausgebildeten Separatoren 9 und 1o an, welche die Zwischenkammer 11 begrenzen. Die
Zuführung der Elektrolytströme ist auf der Zeichnung angegeben.
[0018] Die Separatoren 9 und 1o zwischen den einzelnen Zellkammern waren Kationenaustauschermembranen
vom Typ NEOSEPTA C 66-5T, auf denen als Kathode ein platinierter Graphitfilz und als
Anode ein Graphitfilz auflagen.
[0019] Zwischen den parallelen Membranen wurden als Stützgerüst verschiedene poröse Materialien
angebracht. Der Membranabstand betrug 5 mm. Als Elektrolyt diente 5o gew.%-ige Schwefelsäure
in der Kathodenkammer, 5o gew.%-ige Schwefelsäure + o,15 gew.% HJ (als Homogenkatalysator)
+ S0
2 (gesättigte 1 bar) in der Anodenkammer und 3o bis 35 gew.%-ige Schwefelsäure in der
Zwischenkammer. Die Temperatur lag bei 9
0° C.
[0020] Aus den Strom-Spannungscharakteristiken der Elektrolysezelle und der einzelnen Elektroden
(gegen eine Vergleichselektrode gemessen) kann der Ohmsche Innenwiderstand der Elektrolysezelle
berechnet werden. Dieser besteht allgemein im wesentlichen aus den Widerständen der
Kationenaustauschermembranen, dem Widerstand des Elektrolyten in der Zwischenkammer
und aus den Übergangswiderständen, die durch geringen Anpreßdruck der Elektroden auf
die Membranen oder der Kollektoren auf die Elektroden entstehen. Zusätzlich wird nun
durch Anwendung eines in der Zwischenkammer gleichmäßig verteilten Stützgerüstes gemäß
der Erfindung der Ohmsche Widerstand der elektrolytdurchflossenen Zwischenkammer einerseits
erhöht. Bei Verwendung eines Graphitfilzes mit ca. 95% freiem Volumen als Stützgerüst
ist diese Erhöhung des Ohmschen Innenwiderstandes jedoch nur so groß, daß die andererseits
durch Aufpressen der Elektroden bzw. Kollektoren auf die Kationenaustauschermembranen
erzielte Verminderung des Ohmschen Innenwiderstandes diese kompensiert. So beträgt
der Ohmsche Widerstand der Elektrolysezelle ohne Stützgerüst ca. 1 Ohm.cm
2 und mit Stützgerüst aus Graphitfilz ebenfalls ca. 1 Ohm.cm
2. Die Elektrolysespannung bei einer Stromdichte von 2oo mA/cm
2 vermindert sich gleichzeitig von 625 mV auf 565 mV, bedingt durch die verbesserte
katalytische Wirkung des als Kathode auf die kathodenseitige Kationenaustauschermembran
verstärkt aufgepreßten platinierten Graphitfilzes.
[0021] Bei einem Vorversuch mit einer Schüttung aus groben Schnitzeln einer Kationenaustauschermembran
vom Typ NEOSEPTA C 66-5T als Stützgerüst (freies Volumen ca. 3o%) wurde trotz des
geringen freien Volumens ebenfalls ein Ohmscher Innenwiderstand der Elektrolysezelle
von ca. 1 Ohm.cm
2 erhalten. Dieser Ohmsche Innenwiderstand kann durch Vervollkommnung des Stützgerüstes
aus Kationenaustauschermaterial und damit Erhöhung des freien Volumens weiter verringert
werden, wenn der spezifische Widerstand des Kationenaustauschermaterials größer ist
als der spezifische Widerstand des durch die Zwischenkammer fließenden Elektrolyten.
So beträgt z.B. der spezifische Widerstand von 3o gew.%-iger H
2SO
4 bei 80°C ca. o,8 Ohm.cm, während der spezifische Widerstand des bereits sehr leitfähigen
Materials NEOSEPTA C 66-5 T in 3o gew.%-iger H
2S0
4 bei 8o°C ca. 4 Ohm.cm beträgt.
[0022] Der Herstellung und Verwendung eines porösen Stützgerüstes aus Kationenaustauschermaterial,
das von zwei fest aufgebrachten oder aufgeschweißten Folien aus dem gleichen oder"ähnlichen
Ionenaustauschermaterial begrenzt wird, steht also von Seiten des Ohmschen Innenwiderstandes
der Elektrolysezelle nichts entgegen.
1. Elektrolysezelle zur Produktion von Wasserstoff und Schwefelsäure aus Wasser und
Schwefeldioxid mit einer elektrolytdurchströmten Zwischenkammer, die den Anoden- vom
Kathodenraum trennt und von Separatoren in Form von Ionenaustauschermembranen begrenzt
wird, gekennzeichnet durch ein poröses Stützgerüst (12) aus Graphit oder Ionenaustauschermaterial
zwischen den Separatoren (9, 1o) .
2. Elektrolysezelle nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein die gesamte Zwischenkammer
(11) ausfüllendes poröses Stützgerüst (12) aus Graphit oder Ionenaustauschermaterial,
an dem die Separatoren (9, 10) mit daran unmittelbar anschließenden Elektroden (7, 8) flächenhaft anliegen.
3. Elektrolysezelle nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch ein Stützgerüst aus Graphit,
an das die Separatoren mit daran unmittelbar anschließenden Elektroden angepreßt sind.
4. Elektrolysezelle nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Stützgerüst (12) eine möglichst hohe durchgehende Porosität oderDurchlässigkeit
aufweist.
5. Elektrolysezelle nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Stützgerüst aus dem gleichen Material besteht wie die Separatoren und mit
letzteren fest verbunden ist.
6. Elektrolysezelle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Stützgerüst
(12) aus Ionenaustauschermaterial mit den Ionenaustauschermembranen (9, 10) verschweißt ist.
7. Elektrolysezelle nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen
möglichst geringen Abstand zwischen den Separatormembranen (9, 10) der Zwischenkammer (11), wobei jedoch die Zwischenkammerstärke einen ausreichenden
Elektrolytstrom zur Verhinderung eines Übertrittes von Schwefeldioxid vom Anoden-
in den Kathodenraum zulassen soll.
8. Zwischenkammerstruktur für Elektrolysezellen , gekennzeichnet durch ein separatorbegrenztes
Stützgerüst (12) aus Ionenaustauschermaterial mit fest angefügten Separatoren (9,
10) in Form von Ionenaustauschermembranen.
9. Zwischenkammerstruktur nach Anspruch 8, in Form von lagerfähig aufgestapelten bzw.
aufgerollten Matten.