[0001] Die Herstellung von Faservliesen unter Verwendung von thermoplastischen Fibriden
als Bindefasern im Gemisch mit Stapelfasern nach dem Luftlegeverfahren (aerodynamische
Vliesbildung) ist bekannt. Zur Fixierung der Stapelfasern durch die Bindefasern wird
das gebildete Vlies einer Wärmebehandlung unterworfen, die ein Schmelzen oder Anschmelzen
der Bindefasern an die Stapelfasern ermöglicht und dadurch die. Verfestigung des Vlieses
bewirkt.
[0002] Anlagen zur Bildung von Vliesen nach dem aerodynamischen Prinzip haben den Nachteil,
daß die Arbeitsgeschwindigkeit begrenzt ist. Die zur Vermischung oder Dispergierung
der Fasern erforderliche hohe. Luftmenge muß bei der Vliesbildung durch die Siebrolle
abgesaugt werden. Die dafür notwendige Absaugleistung bestimmt im Verhältnis zum Siebrollendurchmesser
die Geschwindigkeit der Vliesbildung.
[0003] Im Gegensatz zum aerodynamischen Prinzip (Luftlegeverfahren) kann bei der mechanischen
Vliesbildung mit bedeutend höherer Geschwindigkeit gearbeitet werden. Ein Nachteil
der mechanischen Vlieslegeanlagen liegt in der Eigenschaft der Kardierwalzen der Krempel,
nur Fasern mit einer bestimmten Mindestlänge zu einem Vlies zusammenfassen zu können.
Die häkchenförmigen Kratzerbeläge der Kardierwalzen können übliche Stapelfasern mit
einer Länge unter ca. 40 mm nicht mehr vollständig erfassen und zur Vliesbildung mit
heranziehen. Fasern kürzer als 40 mm würden in der Krempel ausgeschieden und die Anlage
zum Stillstand bringen.
[0004] Für die Bindung der verhältnismäßig langen Stapelfasern des mechanisch gelegten Vlieses
sind geeignete Bindemittel in gelöster, dispergierter oder emulgierter Form oder auch
als feste, feine schmelzbare Pulver mit speziellen Vorrichtungen auf das Vlies aufzubringen.
In nachgeschalteten Wärmebehandlungsstrecken werden die Bindemittel durch Trocknen
oder durch Aufschmelzen an den Fasern des Vlieses fixiert. Sie verbinden dadurch die
Einzelfasern zum verfestigten Vlies. Zur endgültigen Fertigstellung und Glättung wird
das Vlies meist noch durch geheizte Walzwerke geführt.
[0005] Die so hergestellten Vliese sind verhältnismäßig steif und wenig voluminös. Aufgabe
der vorliegenden Erfindungwar es, aus üblichen Stapelfasern mechanisch gelegte Vliese
unter Verwendung von thermoplastischen Fasern kürzer als 40 mm herzustellen, welche
bei der Thermofixierung als Bindemittel dienen.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß sich als thermoplastische Fasern kürzer als 40 mm die
sogenannten thermoplastischen Fibride mit einer Länge von z.B. 0,8 bis 1,5 mm hervorragend
als thermofixierbare Bindemittel für mechanisch gelegte Faservliese eignen. Die Mischungen
aus solchen thermoplastischen Fibriden mit üblichen Stapelfasern lassen sich problemlos
in der Krempel über die Kardierwalzen zu einem Faservlies legen, ohne daß diese kurzen
Fibride sich separieren und ausfallen,wie es bei anderen Fasern gleicher Länge der
Fall ist.
[0007] Die Herstellung mechanisch gelegter Faservliese mit thermoplastischen Fibriden als
Bindemittel erfolgt weitgehend in bekannter Weise. Die Stapelfaserballen und die Fibridballen
werden durch geeignete Brechwerke und öffnungsaggregate bis zur Grundfaser geöffnet.
[0008] In einer Vorkammer wird in die geöffnete Grundfaser eine dosierte Menge von Fibriden
über eine Vormischkammer, z.B. einem Verwirbelungs-Ventilator (material handling fan)
eingespeist. Anschließend wird im Kastenspeiser die Mischung aus Stapelfasern und
Fibriden hergestellt, die dann in üblicher Weise in der Krempel über die Kardierwalzen
zum Vlies gelegt wird. Nach der Vliesbildung wird die Vliesbahn einer Wärmebehandlung
bei ca. 160°C, z.B. in einem Saugtrommeltrockner.unterworfen. Diese Wärmebehandlung
bewirkt ein Anschmelzen der Fibride an die Stapelfaser, so daß bei der nachfolgenden
Thermofixierung des Vlieses durch beheizte Walzwerke die schmelzenden Fibride im Vliesverband
als Bindemittel verbleiben und nicht auf den heißen Walzenoberflächen des Walzwerkes
abgeschieden werden.
[0009] Die thermoplastischen Fibride werden der Stapelfasern in einer Menge von 2 bis 40
Gew.-%bezogen auf die Stapelfasern zugemischt, vorzugsweise 10-30 Gew.-%. Die Schmelz-
oder Erweichungstemperatur der Fibride soll mindestens 10°C unter der Erweichungstemperatur
der Stapelfaser liegen, sofern es sich um Fasern aus Thermoplasten handelt. Bei unschmelzbaren,
nativen Fasern z.B. Cellulosefasern fällt diese Voraussetzung weg. Die Auswahl der
einzusetzenden Fibride richtet sich nach den zur Verarbeitung gelangenden Stapelfasern
und kann je nach dem zur.Herstellung der Fibride eingesetzten Ausgangsmaterial im
Erweichungsbereich angepaßt werden.
[0010] Ganz allgemein eignen sich als Bindefasern für mechanisch gelegte Vliese alle thermoplastischen
Fibride, die beispielsweise nach dem Verfahren der Entspannungsverdampfung hergestellt
wurden.
[0011] Für das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese werden
als thermoplastische Fibride bevorzugt solche Fibride eingesetzt, die durch eine Entspannungsverdampfung
einer unter Druck stehenden, überhitzten Lösung eines Polyolefins in einem leicht
siedenden Lösungsmittel durch eine Düse in eine Zone mit niedrigem Druck ausgespritzt
wird.
[0012] Als Polyolefin eignet sich vor allem Polyäthylen mit einer reduzierten spezifischen
Viskosität von 0,3 bis 30 dl/g, vorzugsweise von 0,7 bis 10 dl/g (bestimmt nach H.
Weslau, Kunststoffe 49 (1959) 230) und einer Dichte von 0,93 bis 0,97 g/cm
3 oder Polypropylen. Diese Polyolefine können geringe Mengen von Comonomeren mit 3
bis 6 Kohlenstoffatomen enthalten.
[0013] Das Lösungsmittel für das Polyolefin muß einen hinreichend niedrigen Siedepunkt besitzen,
so daß ausreichende überhitzung und eine Entspannungsverdampfung möglich sind, muß
aber außerdem auch eine ausreichend hohe kritische Temperatur haben. Daher eignen
sich für die Herstellung der Fibride Kohlenwasserstoffe mit 5-7 Kohlenstoffatomen,
bevorzugt cyclische oder acyclische gesättigte Kohlenwasserstoffe mit 5 bis 6 Kohlenstoffatomen.
Sehr gut geeignet sind ferner auch chlorierte Kohlenwasserstoffe mit ein-oder zwei
Kohlenstoffatomen, vorzugsweise Methylenchlorid.
[0014] Die Temperatur der Lösung kann in weitem Bereich von 110 bis 200°C schwanken, bevorzugt
wird jedoch der Temperaturbereich von 120 bis 160°C. Die Lösung steht dabei unter
dem Eigendruck des Lösungsmittel-Gemisches, der mit einem Inertgas und/oder mit einer
Pumpe erhöht werden kann.
[0015] Zur Entspannungsverdampfung passiert die Lösung eine Düse, deren wichtigste Aufgabe
die Aufrechterhaltung einer Druckdifferenz zwischen Lösung und Entspannungsraum ist.
Der Druck im Entspannungsraum wird so gewählt, daß das Lösungsmittel für das Polymere
zu mehr als 90 % verdampft. Der Druck im allgemeinen von 10 bis 1500 Torr, vorzugsweise
aber von 50 bis 800 Torr betragen. Die erhaltenen Polyolefinfasern können in handelsüblichen
Aggregaten zerkleinert werden. Sie haben dann eine Länge von 0,8 bis.1,5 mm.
Beispiel:
[0016] 8 kg Zellwolle (Stapellänge 60 mm, 3,1 dezitex)werden über Ballenbrecher und Feinöffner
geöffnet und im Luftstrom einem Kastenspeiser zugeführt. In den Kastenspeiser werden
über einen Arbeitsventilator 2,0 kg geöffnetes Fibridmaterial (Trockengewicht) mit
einer CFL (Classified Fiber Length) nach Tappi Standard T 232 von 1,5 mm und einem
Feuchtegehalt von ca. 40 % kontinuierlich eingespeist. Der Auftrag erfolgt über ein
schräglaufendes Nadelband mit weitem Nadelabstand, so daß nur an die Zellwollfaser
angeklammerte Fibride befördert werden. Die so hergestellte Mischung wird im Luftstrom
einem Zyklon zugeführt, die Luft abgetrennt und die Fasermischung abgesackt. Die Mischung
zeigt eine sehr gute Homogenität, die durch eine Wiederholung der Operation nicht
sichtlich verbessert werden kann. Die so erhaltene Mischung wird auf einer Krempelanlage
mit Querleger zu Vliesen mvt 22,50 und 100
2g/m verarbeitet, wobei der Gesamtfaserverlust (Staubanteil) unter 3 % liegt. Die Einzelvlieslage
beträgt beim Versuch 11 g/m 2 und zeigt eine gleichmäßige Verteilung der HP-Fasern.
Die Laufgeschwindigkeit der Einzelbahn beträgt 30 m/min.
[0017] Anschließend werden die so hergestellten Vliese auf einem Durchsaugtrommeltrockner,
der mit 40 mm WS Differenzdrucke arbeitet im Heißluftstrom bei 170°C verfestigt, hierbei
treten keine störenden Hafterscheinungen zwischen Sieb und Vlies bei der Abnahme auf.
Die Fixiergeschwindigkeit beträgt im Versuch 15 m/min. Das so verfestigte Vlies zeigt
einen weichen Griff bei hohem Volumen. Zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften
wird das Vlies anschließend zwischen zwei beheitzten Stahlwalzen bei einer Temperatur
von 145-150°C kalandriert, ohne daß bei der Abnahme störende Hafterscheinungen zu
den heißen Walzenoberflächen auftreten.
[0018] Die hergestellten Vliese können mit sich selbst oder mit Hoch- oder Niederdruck PE-Folien
im Wärmeimpulsverfahren verschweißt werden.
1. Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese aus Stapelfasern und Bindemittel
durch Kardieren auf einer Krempelanlage, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel
thermoplastische Fibride vor der Vliesherstellung der Grundfaser zugemischtwerden
und das Fibride enthaltende Vlies einer Wärmebehandlung unterworfen wird, bevor das
Vlies in das beheizte Walzwerk zur Thermofixierung einläuft.
2. Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnete
daß die thermoplastischen Fibride aus Polyolefinen bestehen.
3. Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die aus Polyolefinen bestehenden thermoplastischen Fibride durch eine Entspannungsverdampfung
einerunter Druck stehenden überhitzten Lösung eines Polyolefins durch eine Düse in
eine Zone mit niedrigerem Druck hergestellt wurden.,
4. Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die nach dem Verfahren der Entspannungsverdampfung hergestellten thermoplstischen
Fibride aus Polyäthylen bestehen.
5.. Verfahren zur Herstellung mechanisch gelegter Vliese nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die nach dem Verfahren der Entspannungsverdampfung hergestellten
thermoplastischen Fibride aus Polypropylen bestehen.