[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur kontinuierlichen Steuerung
des Phasenwinkels in elektrischen Energie-Uebertragungseinrichtungen sowie auf eine
Vorrichtung zu dessen Durchführung.
[0002] Beim Zusammenschalten von beispielsweise mehreren Energie-Uebertragungsleitungen
ist anzustreben, dass die Phasenwinkel der zusammengeschalteten Wechselspannungen
übereinstimmen. Dadurch werden die Uebertragungseigenschaften der Leitung verbessert
und Rückwirkungen auf die Generatoren vermindert. Dieses Bestreben wird erschwert,
weil der Phasenwinkel einer in einer Uebertragungsleitung eingespeisten Spannung längs
dieser Leitung und von der Last am Ende der Leitung, sofern diese kein reiner Widerstand
ist, gedreht wird.
[0003] Bei Verbundnetzen werden darum zum Anpassen der Phasenwinkel der Spannung in den
verschiedenen Netzteilen sogenannte Quertransformatoren eingesetzt. Der Quertransformator
induziert in jedem Leiter der Leitung eine der Eingangsspannung überlagerte Querspannung,
deren Phasenwinkel gegenüber dem der Eingangsspannung um 90
o versetzt ist, so dass eine Ausgangsspannung entsteht, deren Phasenwinkel gegenüber
dem der Eingangsspannung verschoben ist. - Im weiteren ist ein steuerbarer Phasenschieber
mit mindestens zwei in Serie geschalteten reaktiven Impedanzen bekannt (DE-OS 28 53
358). Zwischen den Impedanzen ist ein Abgriff vorgesehen sowie in Serie dazu mindestens
ein elektrisch gesteuerter Stromschalter, vorzugsweise ein bidirektionaler Thyristor.
Dieser Phasenschieber ermöglicht eine Drehung des Phasenwinkels der abgegriffenen
Spannung in kleinen Schritten, in beiden möglichen Richtungen. Die Drehung des Phasenwinkels
wird durch die Blindleistung in den reaktiven Impedanzen erzeugt, weshalb der Betrag
dieser Drehung die erforderliche Nennleistung der Impedanzen bestimmt. Dabei erreicht
die Nennleistung für eine Drehung um 600 etwa einen Viertel der Durchgangsleistung.
Der beschriebene Phasenschieber ist daher trotz seiner technischen Vorteile aus wirtschaftlichen
Gründen für Energie-Uebertragungsleitungen nur beschränkt verwendbar.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens zu schaffen, mit welchen der Phasenwinkel der Sekundärspannungen wahlweise
in einer und/oder in sämtlichen Richtungen (längs, schräg, quer) über einen grossen
Winkelbereich verschoben werden kann. Diese Verschiebung soll eine wirtschaftliche
Realisation ermöglichen und nicht durch eine Blindleistung erfolgen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass wenigstens eine kontinuierlich
einstellbare Spannungsquelle mit einer Zusatzspannung mit einem gewählten Phasenwinkel
induktiv zur Eingangsspannung addiert wird.
[0006] Daraus resultiert eine vektorielle Addition zweier Spannungen, welche für jede Phase
getrennt gesteuert oder geregelt werden kann.
[0007] Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist eine kontinuierlich einstellbare Spannungsquelle
auf, welche über eine Gleichrichterschaltung mit einer Zusatzspannungsquelle verbunden
ist.
[0008] Durch das erfindungsgemässe Verfahren bzw. die entsprechende Vorrichtung, lassen
sich Energiesysteme auch bei stark ändernder Blindleistungsbelastung stetig kompensieren.
[0009] In den nachfolgenden Unteransprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen beschrieben.
[0010] Durch einen selbstgeführten Wechselrichter nach Anspruch 3 lassen sich in einfacher
Weise beliebig gewählte Phasenwinkel einstellen.
[0011] Die Ausgestaltung nach Anspruch 4 ist besonders wirtschaftlich.
[0012] Eine Ausführungsform nach Anspruch 5 lässt eine Reduktion des steuerungstechnischen
Aufwandes zu.
[0013] Die Weiterbildung gemäss Anspruch 6 erlaubt eine nochmalige Verringerung des steuerungstechnischen
Aufwandes, da der kontinuierlich zu steuernde oder zu regelnde Bereich nahezu beliebig
klein gewählt werden kann.
[0014] Nachfolgend werden anhand von schematischen Zeichnungen Ausführungsbeispiele der
Erfindung näher beschrieben;es zeigen:
Fig. 1 das Prinzip der vektoriellen Addition einer Zusatzspannung zur Eingangsspannung
in beliebiger Richtung.
Fig. 2 eine Prinzipdarstellung einer Schaltungsanordnung zur vektoriellen Addition
einer Kompensationsspannung in einer Phase eines Leitungsnetzes.
Fig. 3 eine Variante zur Schaltungsanordnung nach Fig. 2 mit einer Gleichrichter-Brückenschaltung;
Fig. 4 eine Schaltungsanordnung für ein Dreiphasen-System mit einer vektoriellen Addition
in Querrichtung zur Eingangsspannung;
Fig. 5 eine weitere Schaltungsanordnung mit einer, nach einer Potenzreihe abgestuften
Sekundärwicklung eines Erregertransformators;
Fig. 6 eine Schaltungsanordnung zur umschaltbaren wahlweisen vektoriellen Addition
in den Richtungen längs, quer und schräg;
Fig. 7 ein beispielsweises Zeigerdiagramm resultierend aus der Schaltungsanordnung
Fig. 6.
[0015] Gemäss Fig. 1 ist die Eingangsspannung einer Hochspannungsleitung mit U bezeichnet.
Die Phasenlage dieser Eingangsspannung U weist einen Phasenwinkel φ auf, der aufgrund
verschiedener an der Hochspannungsleitung anliegender Lasten in einem bestimmten Zeitintervall
voreilend (kapazitive Last) oder nacheilend (induktive Last) ist. Durch eine induktive
Zuschaltung einer Zusatzspannung UZ mit einem Phasenwinkel ß' entsteht eine Phasendrehung
um Δφ . Die resultierende Ausgangsspannung ist mit U' bezeichnet; Strom und Spannung
befinden sich zueinenander in einem gewünschten Verhältnis.
[0016] In einer Schaltungsanordnung, Fig. 2, ist die Hochspannungsleitung HL symbolisiert
mit ihrer Eingangsspannung U und ihrer Ausgangsspannung U' dargestellt. Die Spannungen
U bzw. U' werden an der Sekundärseite eines Zusatztransformators ZT gemessen. Die
Sekundärwicklung des Zusatztransformators ZT führt eine Zusatzspannung UZ, welche
einerseits durch einen Erregertransformator ET und andererseits durch eine Spannungsquelle
1 entstanden ist. Die Spannungsquelle 1 wird gebildet aus einer Zusatzspannungsquelle
3, einer nachgeschalteten Gleichrichterschaltung 2 und einer Leistungselektronik LE.
Der Leistungselektronik ist ein Mess/Steuersignal S zugeführt.
[0017] Die Wirkungsweise dieser Schaltungsanordnung beruht darauf, dass induktiv, über den
Zusatztransformator ZT zur Eingangsspannung U eine Zusatzspannung UZ addiert wird,
woraus die Ausgangsspannung U' resultiert. Dabei wird über einen Erregertransformator
ET eine, um einen festen Phasenwinkel gegenüber der Spannung U verschobene konstante
Wechselspannung UK sowie eine dazu in Serie geschaltete variable Wechselspannung UV
zugeschaltet. Die Wechselspannung UV wird in ihrer Phasenlage und in ihrer Amplitude
durch das Mess/-Steuersignäl S variiert. Hierzu dient ein selbsgeführter Wechselrichter,
welcher sich in an sich bekannter Weise aus der Zusatzspannungsquelle 3, einer Gleichrichterschaltung
2 und einer Leistungselektronik LE zusammensetzt.
[0018] Der Vorteil einer derartigen Schaltungsanordnung besteht darin, dass nur die momentane
Phasenwinkelsänderung Ae gesteuert oder geregelt werden muss. Ueber grössere Zeitintervalle
anliegende Blindleistungen können durch den Erregertransformator ET mit seiner konstanten
Wechselspannung UK wenigstens annähernd kompensiert werden.
[0019] Die Schaltungsanordnung gemäss Fig. 3 weist wiederum einen Erregertransformator ET
auf, an welchem primärseitig eine Eingangsspannung UK
O anliegt. Die Ausgangsspannung UK am Transformator ET ist zu einer Brückenschaltung
mit antiparallel geschalteten Thyristoren 4 - 7' geführt. In dieser Brückenschaltung
erfolgt eine Kommutierung eines darin gebildeten Zusatzstroms IZ, welcher durch die
Primärwicklung eines Zusatztransformators ZT fliesst. Durch die Sekundärwicklung des
Zusatztransformators ZT fliesst der Strom I einer Hochspannungsleitung HL, welche
eine Eingangsspannung U aufweist. Durch die induktive Addition der Zusatzspannung
UZ stellt sich die Hochspannungsleitung HL auf eine in Phase und Amplitude kompensierte
Spannung U' ein. Der Transformator ZT ist gegensinnig gewickelt, was wie auch in den
nachfolgenden Zeichnungen durch Punkte an den Primär- und Sekundärwicklungen symbolisiert
ist.
[0020] Die Thyristoren 4-7' weisen je einen an sich bekannten eigenen Löschkreis auf und
erlauben eine kontinuierliche Einstellung der Zusatzspannung UZ für beliebige Phasenwinkel
zwischen der Ausgangsspannung UK des Transformators ET und dem Zusatzstrom IZ.
[0021] Als Variante hierzu kann auch nur ein einziges Paar antiparallelgeschalteter Thyristoren
4,4' mit eigenem Löschkreis vorgesehen werden, während die übrigen Thyristoren 5-7'
im Nulldurchgang des Stromes löschen.
[0022] Als weitere Variante kann bei sämtlichen Thyristoren auf die Löscheinrichtungen verzichtet
werden; die Stromübergabe erfolgt hierbei durch natürliche Kommutierung.
[0023] In einem Dreiphasen-System, Fig. 4, weist eine Hochspannungsleitung HL die Phasen
R,S,T auf. Zwischen diesen Phasen ist ein Erregertransformator ET in Dreieck geschaltet,
so dass eine Addition der Spannungszeiger in Querrichtung erfolgen kann. Die kompensierten
Phasen sind mit R',S',T bezeichnet.
[0024] Hierzu werden durch Strommesser 8-10 die Phasenströme IR, IS, IT und durch zwischen
die Phasen geschaltete Spannungsmesser die Spannungen UST und URS bestimmt. Die resultierenden
Signale S1 (IR,IS,IT) und S2 (UST,URS) steuern eine vorgängig beschriebene Leistungselektronik
LE mit Thyristor-Brückenschaltungen. Eingangsseitig ist die Leistungselektronik, für
die Spannung UER dargestellt, mit einer Stufenwicklung der Sekundärseite des Erregertransformators
ET verbunden. Am Ausgang der Leistungselektronik LE stellen sich eine Zusatzspannung
UZR und ein Zusatzstrom IZ ein, welche wie vorgängig beschrieben, hier ebenfalls durch
induktive Addition im Zusatztransformator ZT eine kompensierte Phasenspannung UR'
erzielen.
[0025] Die übrigen Phasen werden in derselben Weise kompensiert. Die sekundärseitige Abstufung
der Wicklung im Erregertransformator ET erlaubt durch geeignetes Zusammenschalten
den erforderlichen Steuerungs- bzw. Regelungshub in der Leistungselektronik LE zu
reduzieren.
[0026] Die Schaltungsanordnung nach Fig. 5 zeigt einen Erregertransformator ET, welcher
auf seiner Sekundärseite eine nach einer Potenzreihe (3
n) abgestufte Sekundärwicklung (engl. Vernier Winding) aufweist.
[0027] Die Brückenschaltungen 14 - 16 weisen wiederum antiparallel geschaltete Thyristoren
auf und werden durch die Spannungen UK1 - UK3 gespeist. Durch geeignetes Zusammenschalten
- mit positiver und negativer Phasenlage, je nach Wicklungssinn - lässt sich der erforderliche
Steuerungsbereich in der Thyristor-Brückenschaltung 13 mit Löschkreisen, gespeist
durch die Wechselspannung UV, sehr klein halten. Dies ermöglicht eine sehr kostengünstige
Lösung; die Zusatzspannung UZ bzw. der Zusatzstrom IZ lassen sich optimal den Betriebsbedingungen
von Energie-Uebertragungseinrichtungen anpassen.
[0028] Eine Schaltungsanordnung zur wahlweise beliebigen Addition von Spannungen in Längs-,
Schräg-, Querrichtung ist in Fig. 6 dargestellt. Dabei weist der Erregertransformator
ET wiederum - nach einer Potenzreihe - abgestufte Sekundärwicklungen auf. Diese sind
jedoch für jede Phase R,S,T 2-fach ausgeführt und lassen dementsprechend in der nachfolgenden
Leistungselektronik LE ein wahlweises Zusammenschalten in beliebigen Zeigerlagen zu.
[0029] Die Ausgestaltung der Leistungselektronik LE, bezeichnet mit den Untergruppen L =
längs, Q = quer, erfolgt mittels sogenannter Serie- und Paralleltriacs und ist an
sich bekannt (DE-OS 26 34 742). Die Regelgrössen der Phasen sind mit x,y,z bezeichnet;
die kontinuierliche Regelung erfolgt in der vorerwähnten Weise.
[0030] Das Zeigerdiagramm Fig. 7 illustriert die Wirkungsweise der Schaltungsanordnung Fig.
6. Die Zeiger und deren Kompensationsgrössen sind entsprechend ihren Phasenbezeichnungen
und Regelgrössen dargestellt.
[0031] Die Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten zur Steuerung und Regelung des Phasenwinkels
in elektrischen Energie-Uebertragungseinrichtungen mittels einer Schaltungsanordnung
gemäss Fig. 6 muss entsprechend den Betriebsbedingungen optimalisiert werden. Hierzu
wird mit Vorteil ein Prozess-Rechnereingesetzt. ,
[0032] Das erfindungsgemässe Verfahren sowie die Vorrichtung zu dessen Durchführung sind
besonders wirtschaftlich, da auch bei beliebiger Phasenlage der Zusatzspannung jeweils
nur ein einziger Zusatztransformator an die Hochspannungsleitung eingeschaltet wird.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Steuerung des Phasenwinkels (¢ ) in elektrischen
Energie-Uebertragungseinrichtungen, dadurch gekennzeichnete dass wenigstens eine kontinuierlich
einstellbare Spannungsquelle (1) mit einer Zusatzspannung (UZ) mit einem gewählten
Phasenwinkel (φ') induktiv zur Eingangsspannung (U) addiert wird. (Fig. 1, Fig. 2)
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die kontinuierlich einstellbare Spannungsquelle (1) eine Gleichrichterschaltung
(2) mit einer Zusatzspannungsquelle (3) aufweist. (Fig. 2)
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Gleichrichterschaltung
(2) ein selbstgeführter Wechselrichter (LE) nachgeschaltet ist. (Fig. 2)
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleichrichterschaltung
eine Brückenschaltung (4-7') mit antiparallel geschalteten Thyristoren ist. (Fig.
3)
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannungsquelle
(1) einen an der Eingangsspannung (U) angeschlossenen Erregertransformator (ET) aufweist,
dessen Sekundärwicklung fein abgestuft ist. (Fig. 4)
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Sekundärwicklung
des Erregertransformators nach einer Potenzreihe abgestuft ist. (Fig. 5)