[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von organischen Stoffen
gemäss dem Gattungsbegriff des unabhängigen Patentanspruchs 1, sowie eine Vorrichtung
zur Ausübung des Verfahrens nach Patentanspruch 5.
[0002] Bei der Verarbeitung von organischen Stoffen, z.B. von Abfällen, wie Klärschlamm,
Müll oder dgl. für deren Weiterverwendung als Brennstoffe wird der Klärschlamm mittels
Zyklonen oder mit Trocknungswalzen getrocknet und das entstehende pulverförmige Material
wird wenn immer möglich als solches den Kehrichtverbrennungsöfen zugeführt. Es ist
bekannt, dass diese Verfahren sehr viel Energie verbrauchen und dass die Wärme von
Kehrichtverbrennungsöfen zu grossen Teilen ungenutzt bleibt.
[0003] Bei der Suche nach Energieträgern zur Wärmeerzeugung gelangte man schon seit längerer
Zeit zu Müll, Klärschlamm und sonstigen Abfällen aus organischem Material, wie Holzmehl
oder Stroh. Die bindemittellose Brikettierung, die aus der Aufbereitung der geologisch
lignistischen oder amorphen Weich-Braunkohle bekannt ist, versagt, weil diese Stoffe
bei den üblichen Pressdrücken von 800 bis max. 1500 bar ihre Eigenelastizität nicht
verlieren und sich daher nicht vereinigen lassen. Auch die bei der Feinkornbrikettierung
üblichen Drücke bis 2000 bar brachten das erwartete Ergebnis nicht.
[0004] Die Beimengung von Bindemitteln, wie sie in der Ziegel-, Ton- und Kunststoffindustrie
für das Brikettieren bekannt ist, oder die Beimengung von 5 - 10%-igem Pechzusatz,
wie bei der Verarbeitung von Steinkohlen und Grudekoks mit Pressdrücken von 300 bar
bei 80 - 90° C, bringt in diesem besonderen Gebiet keine Lösung.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben,
mit dem bei geringem Energiebedarf irgendwelche organischen Stoffe direkt verdichtet
werden können, wobei beispielsweise bei Klärschlamm die Restflüssigkeit ausgeschieden
wird und der Feststoffanteil zu einem kompakten Körper geformt werden kann und organische
Abfälle, wie fein zerkleinerter Müll, Holzmehl oder zerkleinertes Stroh, ohne Zugabe
von Bindemitteln agglomeriert werden können, so dass sie sich direkt verbrennen lassen.
[0006] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass der zu verdichtende Stoff auf eine
Schwingungsplatte verbracht und einem Gegendruck ausgesetzt wird und dass die Schwingungsplatte
vibriert wird.
[0007] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemässen Vorrichtung im Aufriss,
Fig. 2 eine Draufsicht auf die Formseite eines Pressstempels, und
Fig. 3 eine Seitenansicht eines mit Pressstempel gemäss Fig. 2 hergestellten Presslings.
[0008] Die Vorrichtung gemäss Fig. 1 besteht aus zwei Pressformen 1 und 2 mit gegeneinander
verfahrbaren Pressstempeln 30, 31 und 32, 33. Die aussenliegenden Pressstempel 30,
32 jeder Pressform 1, 2 sind über Kolbenstangen 4, 6 mit hydraulischen Zylindern 3,
4 verbunden. Die hydraulischen Zylinder 3, 4 sind je mit einer Zuführleitung 7, 9
und einer Wegführleitung 8, 10 mit je einem Absperrventil 11, 12, 13, 14 versehen.
[0009] Die innenliegenden Pressstempel 31, 33 sind über Kolbenstangen 16, 17 mit einem Schwingungsgeber
15 verbunden. Ueber jeder der beiden Pressformen 1, 2 befindet sich ein Einfülltrichter
21, 22, die zusammen die Bodenfläche eines Vorratsbehälters 23 bilden. Die Oeffnungen
der Einfülltrichter 19, 21 sind mit einer Abschlussplatte 18 mit Durchgangsöffnungen
19, 20 verschliessbar. Eine zweite Abschlussplatte 24 befindet sich unter den Pressformen
1, 2. Auch diese zweite Abschlussplatte 24 weist Durchgangsöffnungen auf, die in Gegenwirkung
zu den Durchgangsöffnungen in der Abschlussplatte 18 stehen und deshalb in der dargestellten
Phase nicht ersichtlich sind.
[0010] Die Wirkungsweise einer solchen Vorrichtung ist die folgende:
[0011] In der dargestellten Betriebsphase sind die Einfülltrichter 21, 22 über die Durchgangsöffnungen
19, 20 in der Abschlussplatte 18 mit den Hohlräumen zwischen den beiden auseinandergefahrenen
Pressstempeln 30, 31 und 32, 33 der Pressformen 1, 2 verbunden. Die zweite Abschlussplatte
24 verschliesst den Hohlraum nach unten und nicht dargestellte seitliche Platten bilden
die in der Zeichnung hintere und vordere Oeffnung zwischen den Pressstempeln. Damit
kann Feingut aus dem Vorratsbehälter 23 die beiden Hohlräume der Pressformen 1, 2
ausfüllen. Nach dem Verschliessen der Durchgangsöffnungen 19, 20 werden die Absperrventile
7, 9 in den Zuführleitungen 7, 9 geöffnet und die beiden aussenliegenden Pressstempel
30, 32 werden zu den innenliegenden Pressstempeln 31, 33 hin gepresst. Sobald der
Druck des Fluids in den Zuführleitungen 7, 9 die volle Presskraft aufgebaut hat, wenn
also das Feingut mit einem entsprechenden Druck zusammengepresst ist, wird der Schwingungsgeber
5 in Betrieb gesetzt, wodurch das Feingut im Formhohlraum vibriert wird.
[0012] Bei gleichbleibendem Druck auf die aussenliegenden Pressstempel 30, 32 bewirkt jede
Volumenverkleinerung des Feingutes eine Verkleinerung des Formenhohlraumes, so dass
die Schwingungen immer auf aneinandergepresste Partikeln des Feingutes wirken.
[0013] Beispielsweise wurde gemahlenes Stroh auf diese Weise verarbeitet. Der Schwingungserzeuger
5 führte Vibrationen im Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 200 Hz aus. Bei Schwingungen
mit Amplituden bis etwa 2 mm konnte Material mit einem Volumen von 56 vm
3 auf 6 cm
3 verdichtet werden. Das Gewicht des Materials betrug 8 g. Nach der Verdichtung wird
die zweite Abschlussplatte 24 verschoben, so dass deren Oeffnungen unter den Pressformen
liegen. Beim Oeffnen der Formen fallen die Presslinge durch diese Oeffnungen nach
unten.
[0014] Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn die verdichteten Körper eine
Kugelform hatten, weil bei diesen die Verdichtung homogen ist, während bei zylindrischer
Form die Verdichtung an den ebenen Flächen geringer ist als gegen die Mitte des Zylinders
hin. Eine Ansicht auf eine Hälfte einer Pressform 34 ist in Fig. 2 dargestellt. Die
Ausnehmungen 35 haben die Form von identischen Kugelkalotten, deren Höhe bei 2 cm
Durchmesser angenähert 9 mm beträgt. Damit werden zwischen benachbarten Kugeln 40
Stege 41 gebildet (Fig. 3), in denen das Material ebenso verdichtet ist wie im übrigen
Volumen der Kugeln. Beim Transport werden die Kugeln dann an diesen Stellen selbsttätig
voneinander getrennt.
[0015] Auf gleiche Weise lässt sich Holzmehl und fein zerteilter Müll verarbeiten. Das Ergebnis
ist dann ein brennbares Material, das sich anstelle von Kohle in Oefen jeglicher Art
verwenden lässt.
[0016] Anstelle der dargestellten Hydraulikzylinder 3, 5 könnte auch eine Zahnstangenanordnung
vorgesehen sein, bei der das Antriebszahnrad über eine Rutschkupplung angetrieben
wird.
1. Verfahren zum Verdichten von organischen Stoffen, dadurch gekennzeichnet, dass
der zu verdichtende Stoff auf eine Schwingungsplatte verbracht und einem Gegendruck
ausgesetzt wird und dass die Schwingungsplatte vibriert wird.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegendruck mittels
eines bezüglich des Abstandes zur Schwingungsplatte verfahrbaren Gewichtes erzeugt
wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegendruck mittels
eines statischen Gewichts erzeugt wird.
4. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Frequenz der
Vibration im Bereich zwischen 10 Hz und 200 Hz liegt.
5. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Patentanspruch 1, gekennzeichnet durch
wenigstens eine aus zwei gegeneinander verfahrbaren Pressstempeln (30,31;32,33) bestehende
Pressform (1;2), ferner dadurch gekennzeichnet, dass der eine Pressstempel (30;32)
unter einem gegen den andern Pressstempel (31;33) gerichteten Druck steht und dass
der genannte andere Pressstempel (31;33) mit einem Schwingungsantrieb (15) versehen
ist.
6. Vorrichtung nach Patentanspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Pressformen
(1,2) vorhanden sind, von denen je ein Pressstempel (31,33) mit einem gemeinsamen
Schwingungsantrieb (15) verbunden ist.
7. Vorrichtung nach Patentanspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck mit einem
hydraulischen Zylinder (3,5) erzeugt ist.
8. Vorrichtung nach Patentanspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck durch
eine mechanische Presse erzeugt wird.
9. Vorrichtung nach Patentanspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Trennflächen
der Pressstempel (30,31; 32,33) vertikal angeordnet sind und dass der Druck auf je
einen Pressstempel (30,32) der Pressformen einerseits und der Schwingungsantrieb (15)
auf den andern Pressstempel (31,33) in horizontaler Richtung wirken.
10. Vorrichtung nach Patentanspruch 6, gekennzeichnet durch einen über den Pressformen
(1,2) angeordneten Vorratsbehälter (23) für das zu verdichtende Gut mit einem Einfülltrichter
(21,22) für jede Pressform, ferner durch Abschlussmittel (18,24) einerseits zwischen
den Einfülltrichtern (21,22) und den Pressformen (1,2) und anderseits unter den Pressformen,
um in einem ersten Arbeitsgang die offene Pressform unten abzudichten und von oben
aus dem Vorratsbehälter zu füllen und in einem zweiten, an das Agglomerieren anschliessenden
Arbeitsgang bei verschlossenen Durchgängen (19,20) von den Einfülltrichtern (21,22)
zu den Pressformen (1,2) unter der Pressform eine Oeffnung zur Entnahme der Presslinge
(40) zu schaffen.
11. Vorrichtung nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Pressstempel
(30,31;32,33) auf ihrer formbildenden Seite mit komplementären, wenigstens angenähert
halbkugeligen Ausnehmungen (35) versehen sind.
12. Vorrichtung nach Patentanspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausnehmungen
(35) Kugelkalotten sind.
13. Vorrichtung nach Patentanspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Umrisslinien
benachbarter Kugelkalotten (35) in der Trennebene der Pressstempel eine Verbindungsöffnung
(36) zwischen benachbarten Kugelkalotten aufweisen.