[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes
mit einer Struktur und/oder Musterung an seiner Oberseite, bei dem Polgarn in eine
Trägerschicht getuftet ist, sodass an der Oberseite in einer Oberschicht Polschlingen
hervorstehen und an der Rückseite der Trägerschicht Basisschlingen vorliegen, sowie
ein mit dem Verfahren hergestelltes textiles Flächengebilde.
[0002] Es ist bekannt, strukturierte, getuftete textile Flächengebilde dadurch herzustellen,
dass man das Polgarn mit unterschiedlicher Polhöhe in die Trägerschicht eintuftet,
sodass die Polschlingen nicht auf gleicher Höhe liegen und eine Hoch-Tiefstruktur
erzeugt werden kann. Die Polhöhen sind hierbei gleichmässig unterschiedlich, d.h.
Bereiche mit gleichmässig niedriger Polhöhe wechseln mit Bereichen höherer Polhöhe
ab. Eine derart gleichmässige Hoch-Tiefstruktur ist durch die vorgegebene Anordnung
oder Einstellung der Tuftingeinrichtung bedingt, durch welche lediglich sich abwechselnd
gleichmässig hohe und niedrige Polschlingenbereiche erzielen lassen. Auch besteht
der weitere Nachteil, dass die Herstellung von unterschiedlichen Polhöhen zur Erzielung
einer gewünschten Musterung und/oder Struktur mit dem Tuftingprozess-gekoppelt und
daher nicht nur an den Tuftingprozess selbst, sondern auch an die bereits vorerwähnte
Tuftingeinrichtung gebunden ist. Ein Musterwechsel erfordert daher aufwendige Umstellungen
des Tuftingvorganges, bzw. dessen Vorbereitungs- und Arbeitsbedingungen. Die bekannten
getufteten Produkte sind daher auf vorgegebene gleichmässige Strukturen und/oder Musterungen
beschränkt.
[0003] Es ist auch bekannt (DE-OS 2452136), durch Tuften eines Polgarnes in eine Trägerschicht
eine Oberschicht aus Polschlingen herzustellen und Einzelfasern aus einer Unterschicht
in freie Räume der Oberschicht durch die Trägerschicht hindurchzunadeln. Hierdurch
soll bei dem ein ausgesprochen niedriges Florgewicht aufweisenden Produkt eine vollflächige
Bedeckung erreicht werden. Es ist jedoch zum vollständigen Ausfüllen der freien Räume
durch eine grosse Menge von Einzelfasern eine sehr gezielte Arbeit erforderlich. Musterungsmöglichkeiten
derartiger textiler Flächengebilde sind dabei auf die Eigenschaften der vernadelten,
offen hervorstehenden Einzelfasern beschränkt, die der Oberschicht das Aussehen eines
Tip-shear-Artikels, bzw. eines offenpoligen Artikels mit gleichmässiger Struktur geben
sollen.
[0004] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Herstellungsverfahren der eingangs
genannten Art für ein textiles Flächengebilde ohne die Nachteile der bekannten Herstellungsverfahren
zu schaffen, mit dem ein getuftetes Produkt mit einer Struktur und/oder Musterung
unabhängig von bereits getuftetem Material oder aufwendigen Tuftingprozessen hergestellt
werden kann und mit dem ein textiles Flächengebilde geschaffen werden soll, das an
seiner Oberseite in vielseitiger Weise strukturiert und/ oder gemustert sein kann.
[0005] Die Aufgabe wird bei dem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäss dadurch
gelöst, dass einige der hervorstehenden Polschlingen von durch die Trägerschicht hindurchgestossenen
Nadeln ergriffen und in ihrer Polhöhe und Form verändert werden, wobei mindestens
eine mit der ergriffenen Polschlinge über die gemeinsame Basisschlinge zusammenhängende,
nichtergriffene Polschlinge in Richtung der Trägerschicht eingezogen wird.
[0006] Mit dem Verfahren nach der Erfindung kann daher in überraschender Weise nachträglich
an einem bereits getufteten Produkt die Polhöhen- und Formänderung vorgenommen und
unabhängig von einem Tuftingprozess das textile Flächengebilde mit einer Struktur
und/oder Musterung, z.B. einer Hoch-Tiefstruktur, hergestellt werden. In vorteilhafter
Weise kann durch das erfindungsgemässe Ergreifen der Polschlingen eine unregelmässige
Struktur erzeugt werden, wie sie durch Tuften alleine nicht erreichbar ist. Insbesondere
kann die Beschaffenheit und der Charakter der Oberseite des getufteten textilen Flächengebildes
in einfacher Weise, nämlich durch einfaches Einstechen von Nadeln von der Rückseite
der Trägerschicht her geändert werden. Das Verfahren wird daher der Anforderung gerecht,
unabhängig von dem bereits getufteten Ausgangsprodukt eine vielfältige Struktur und/oder
Musterung zu erzeugen.
[0007] Es kann daher vorteilhafterweise ein textiles Flächengebilde mit in eine Trägerschicht
getuftetem Polgarn geschaffen werden, das an der Oberseite des Flächengebildes eine
Oberschicht mit hervorstehenden Polschlingen bildet und bei dem die Oberschicht mindestens
ungleichmässige, unterschiedliche Polhöhen der Polschlingen aufweist.
[0008] Es ist damit ein Produkt geschaffen, bei dem die unterschiedlichen Polhöhen der Polschlingen
ungleichmässig abwechseln und z.B. willkürlich voneinander verschiedene Polhöhen vorliegen
können, sodass z.B. von "anarchisch" vorliegenden Polhöhen gesprochen werden kann.
Das textile Flächengebilde lässt eine vielfältige Anwendungsmöglichkeit zu und ist
z.B. insbesondere als Boden- oder Wandbelag oder Dekorations- oder Möbelstoff einsetzbar,
bei denen eine Struktur und/oder Musterung gewünscht ist. Infolge des getufteten Polgarns
und der Polhöhen- und Formänderung durch das Vernadeln liegt das textile Flächengebilde
vorzugsweise in ungewebter Form vor.
[0009] Die ergriffenen Polschlingen sind z.B. in ihrer Polhöhe vergrössert und mindestens
die eine nichtergriffene Polschlinge ist z.B. in ihrer Polhöhe verkleinert. Die unterschiedlichen
Polhöhen können ungleichmässig, z.B. willkürlich verteilt in der Oberschicht des Flächengebildes
vorliegen. Hierbei kann die nicht ergriffene benachbarte Polschlinge auch ganz in
oder sogar durch die Trägerschicht hindurch zurückgezogen sein, sodass eine besonders
stark ausgeprägte ungleichmässige Hoch-Tiefstruktur erreicht werden kann. So kann
eine unregelmässige Struktur erzeugt sein, die z.B. einer aus einem Plygarn erzeugten
Struktur ähnlich sein kann, wie sie z.B. für einen Teppichboden verwendet wird. Zur
Vergrösserung der Polhöhe, bzw. auch zur Veränderung der Form der Polschlinge ist
ein Nachschub von Polgarn erforderlich. Ein Anteil des Polgarns kann daher über die
gemeinsame Basisschlinge aus mindestens der einen nichtergriffenen Polschlinge nachgezogen
werden, da die Polschlingen ausziehbar getuftet, d.h. unbefestigt in der Trägerschicht
und daher unfixiert in derselben vorliegen können.
[0010] Die Form der Polschlingen kann in besonders vorteilhafter Weise durch das Ergreifen
der Nadeln verändert werden, welche die Polschlingen in einer Weise erfassen können,
dass dieselben z.B. geruppt, gerupft oder gerauht werden. Auf diese Weise können die
Polschlingen in ihrer Form verungleichmässigt, z.B. verunstaltet werden und so eine
weitere Ausgestaltung der Struktur und/oder Musterung erreicht werden. Als Nadeln
können normale Filznadeln mit Widerhaken oder Spezialfilznadeln, wie z.B. herkömmliche
Sidehocnadeln, Gabelnadeln oder Loopnadeln verwendet werden wie sie z.B. von der Singer
Spezialnadelfabrik GmbH, D 5102 Würselen, erhältlich sind. Nach dem Durchstossen durch
die Trägerschicht können mit derartigen Nadeln die Polschlingen an irgendeiner Stelle
erfasst und dabei ihre Polhöhe und Form beeinflusst werden. Durch die Formänderung,
z.B. Verunstaltung der Polschlingen kann z.B. bei Vorliegen eines Polgarns aus synthetischen
Fasern oder Filamenten, z.B. Multifilamenten, das zu gleichmässige Aussehen des synthetischen
Materials beseitigt und das Aussehen eines natürlichen, aus Fasern gesponnenen Garns
erreicht werden. Nach dem Vernadeln, d.h. z.B. durch einfaches Einstechen der Nadeln
von der Rückseite her, können auch die Polschlingen nach der Seite, umgebogen werden,
sodass sie z.B. eine im wesentlichen horizontalere Richtung einnehmen können. Hierdurch
kann eine weitere Strukturbelebung erreicht sein. Eine weitere Verstärkung der Strukturierung
kann auch dadurch erreicht werden, dass die Polhöhe der ergriffenen Polschlingen mit
ungleicher Länge vergrössert werden, wodurch eine weitere Verunstaltung und/oder anarchische
Anordnung derselben erreicht werden kann.
[0011] Je nach Nadeldichte können mehr oder weniger der Polschlingen ergriffen und die nichtergriffenen
Polschlingen zurückgezogen werden. Die Polschlingen können z.B. mit einer Nadeldichte
von 5 - 80, vorzugsweise 20 - 30, Einstichen/cm
2 ergriffen werden, und es können z.B. 20 - 30 % der Polschlingen/m
2 des Flächengebildes ergriffen werden. Das textile Flächengebilde kann daher z.B.
20 - 30 % der Polschlingen mit einer grösseren Polhöhe als die übrigen Polschlingen
besitzen. Dabei können die Polschlingen mit der grösseren Polhöhe die zuvor geschilderte
ungleichmässige Form bzw. Gestalt aufweisen. Die Polhöhe der Polschlingen kann um
z.B. 20 - 100 % gegenüber einer ursprünglichen Polhöhe vergrössert sein. Beträgt die
ursprüngliche Polhöhe z.B. 3 mm, so kann dieselbe mit dem erfindungsgemässen Verfahren
auf z.B. 5 - 6 mm vergrössert bzw. verlängert werden.
[0012] Es kann von ei
-nem fertigen, bereits getufteten Produkt ausgegangen werden und dasselbe erfindungsgemäss
vernadelt werden. Das getuftete Produkt kann daher in vorteilhafter Weise gelagert
sein und zur jeweiligen Herstellung des gemusterten und/ oder strukturierten textilen
Flächengebildes mit dem Verfahren nach der Erfindung verarbeitet werden. Es kann aber
auch in aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen das Polgarn in die Trägerschicht
getuftet und z.B. unmittelbar danach die Polhöhe und Form der Folschlingen durch das
Nadeln von der Rückseite der Trägerschicht her verändert werden. Dieses bringt z.B.
den Vorteil, das.; das erfindungsgemäss hergestellte textile Flächengebilde kontinuierlich
an einem Herstellungsort angefertigt werden kanr:. Das getuftete Ausgangsprodukt kann
Polschlingen mit gleiche: oder auch ungleicher Polhöhe aufweisen, wie sie z.B. durch
den eingangs geschilderten bekannten Tuftingprozess erreicht werden kann.
[0013] In einer anderen Ausführungsform des Verfahrens kann nach dem Tuften des Polgarnes
ein Fasermaterial aus einer Unterschicht durch die Trägerschicht hindurch in die Oberschicht
mit den Polschlingen derart hineingenadelt werden, dass nach der Polhöhen- und Formänderung
mindestens einige Räume in der Oberschicht durch das Hineinnadeln von abgegrenzten
Fasergebilden ausgefüllt werden kann. Dadurch kann ein textiles Flächengebilde erreicht
werden, bei dem die Polschlingen mit abgegrenzten Fasergebilden gemischt vorliegen,
die sich noch mit einem Teil in der Unterschicht und/oder Trägerschicht befinden und
dort verankert sein können. Ein derartiges Verfahren und Produkt ist z.B. in der nicht
vorveröffentlichten CH-PS Nr. (entsprechend CH-Patentanmeldung Nr. 9 506/80.-5 angemeldet
am 23. Dezember 1980, betitelt "Verfahren zur Herstellung eines ungewebten textilen
Flächengebildes sowie ein damit hergestelltes Flächengebilde") beschrieben, auf welches
zur näheren Erläuterung an dieser Stelle verwiesen wird. Auf diese Weise lässt sich
eine weitere Möglichkeit zur Strukturierung und/ oder Musterung erreichen, die auch
farblich ausgestaltet werden kann, wenn die abgegrenzten Fasergebilde z.B. eine andere
Farbe als das Material der Polschlingen oder sogar untereinander unterschiedliche
Farbe aufweisen. Die abgegrenzten Fasergebilde können dabei nicht nur in der Oberschicht
selbst, d.h. z.B. zwischen den Polschlingen derselben, sondern auch an deren -Oberseite
oder sogar auf derselben vorliegen, sodass eine Vielfalt von Strukturierungs- und/oder
Musterungsmöglichkeiten gegeben sein kann. In diesem Zusammenhang sei wiederum auf
die zuvor genannte CH-PS Nr. zur näheren Erläuterung verwiesen. Die abgegrenzten Fasergebilde
können z.B. an Stellen der Polschlingen mit verkleinerter Polhöhe in die Oberschicht
hineingenadelt werden. Hierdurch ist ein z.B. gezieltes Auffüllen oder Ausfüllen von
Tiefpolstellen möglich, wie sie durch die verkleinerten Polschlingen hervorgerufen
sein können. Es können damit z.B. optisch stark abstechende Strukturen und/oder Muster
erreicht werden. Insbesondere können Kugelgarne aus sphärisch verwickelten Fasern
oder Fäden als die abgegrenzten Fasergebilde in freie Räume der Oberschicht hineingenadelt
werden, die z.B. an sich zwischen den Polschlingen vorliegen, aber auch beim Vernadeln
nach der Erfindung durch die Nadeln erst geschaffen werden können. Durch das von der
Rückseite her erfolgende Vernadeln von Kugelgarnen kann in vorteilhafter Weise eine
punkt- oder tupfenartige Musterung erreicht werden. Die Kugelgarne sind z.B. aus den
EP-Veröffentlichungen 0013427 und 0013428 bekannt, auf die an dieser Stelle zur näheren
Erläuterung ebenfalls verwiesen wird.
[0014] Die Erfindung ist nachstehend in Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Teil eines getufteten textilen Flächengebildes in schematischer Darstellung
im Schnitt,
Fig. 2 das textile Flächengebilde von Fig. 1 mit veränderter Polhöhe.,
Fig. 3 einen Teil eines anderen getufteten textilen Flächengebildes mit veränderter
Polhöhe und Form in schematischer Darstellung im Schnitt und
Fig. 4 einen Teil eines weiteren getufteten textilen Flächengebildes in schematischer
Darstellung im Schnitt.
[0015] Nach Figur 1 ist ein Polgarn 1 in eine Trägerschicht 2 getuftet, sodass an ihrer
Oberseite 3 eine Oberschicht 4 mit hervorstehenden Polschlingen 5 gebildet ist, die
gleiche Polhöhe H besitzen und über Basisschlingen 6 an der Unterseite 7 der Trägerschicht
2 zusammenhängen. In das so auf bekannte Weise hergestellte, getuftete Produkt wird
von der Unterseite 7 her durch die Trägerschicht 2 hindurch mit Nadeln eingestochen,
welche derart angeordnet sind, dass einige der Polschlingen 5 mn denselben ergriffen
und verändert, insbesondere von der Trägerschicht 2 weg herausgestossen werden. Man
gelangt durch das Vernadeln zu einem textilen Flächengebilde 8, wie es Figur 2 zeigt,
in der mit Figur 1 gleiche Teile die gleichen Bezugszeichen aufweisen.
[0016] Beim Vernadeln ergriffene Polschlingen 5a sind in ihrer Polhöhe vergrössert, d.h.
die Polhöhe derselben ist grösser als die Polhöhe H vor dem Vernadeln, wie es zum
Vergleich durch in die Figur 2 gestrichelt eingezeichnete Polschlinge 5 aus Figur
l dargestellt ist. Gleichzeitig ist mindestens eine andere Polschlinge 5b, die durch
die Nadeln nicht ergriffen wurde, d.h. in einem Bereich ohne Nadeleinstich oder Erfassung
durch die Nadeln lag und die mit der jeweils ergriffenen Polschlinge 5a über die jeweilige
Basisschlinge 6 zusammenhängt, gegenüber der ursprünglichen Polhöhe H in ihrer Polhöhe
verkleinert. Diese Verkleinerung der Polhöhe der nichtergriffenen Polschlinge 5 b
erfolgt dadurch, dass bei der Vergrösserung der Polhöhe der ergriffenen Polschlinge
5a ein Anteil des Polgarns 1 über die jeweils gemeinsame Basisschlinge 6 aus mindestens
der einen nichtergriffenen Polschlinge 5b nachgezogen bzw. geliefert wurde. Die Polhöhen
sowohl der Polschlingen 5a als auch der Polschlingen 5b sind dabei voneinander verschieden.
[0017] Es ist damit ein textiles Flächengebilde 8 geschaffen, dessen Oberseite 9 ungleichmässige
unterschiedliche Polhöhen besitzt, die ungleichmässig oder unregelmässig, z.B. willkürlich,
verteilt vorliegen. Beim Vernadeln erfolgt aber auch eine Formänderung der Polschlingen
5 von Figur 1, wie die ergriffenen Polschlingen 5a zeigen. Die Nadeln können beim
Erfassen und Herausstossen der Polschlingen 5 die Schlingenform beeinflussen und mehr
oder weniger verändern, z.B. verungleichmässigen. Hierbei wird das Polgarn 1 z.B.
mehr oder weniger leicht angegriffen, sodass an den Polschlingen 5a Faserbüschel 10
entstanden sind. Dieses begünstigt z.B. die Ausbildung einer strukturierten Oberfläche
und gibt z.B. einer Ware das Aussehen wie aus natürlichem Fasermaterial, wenn das
Polgarn 1 z.B. aus synthetischem Fasermaterial besteht. Die Ausbildung der ergriffenen
Polschlingen 5a hängt z.B. von der Art des Polgarns oder der ursprünglichen Polschlinge
5, z.B. ihrer Anordnung oder Dichte, oder von den Vernadelungsbedingungen, z.B. der
Art der Nadeln, ab. Das textile Flächengebilde 8 besitzt daher eine Struktur und/
oder Musterung, die durch die unterschiedlichen Polhöhen der
Polschlingen 5a und 5b, sowie durch die unregelmässige Form der Polschlingen 5a geprägt
ist.
[0018] Bei einem textilen Flächengebilde 11 nach Figur 3 ist ein Polgarn 12 in eine Trägerschicht
13 getuftet. An der Oberseite 14 der Trägerschicht 13 liegt eine Oberschicht 15 mit
hervorstehenden Polschlingen 16 und 17 vor, die an der Unterseite 18 der Trägerschicht
13 über Basisschlingen 19 zusammenhängen. Nach dem Tuften des Polgarns 12, wobei ein
Produkt gemäss Figur 1 anfallen kann, wurde mit Nadeln von der Trägerschicht 13 her
eingestochen, wie es im vorstehenden Ausführungsbeispiel im Zusammenhang mit Figuren
1 und 2 beschrieben wurde, sodass die Polschlingen 16 und 17 unterschiedliche Polhöhen
aufweisen. Beim Vernadeln wurden Polschlingen entsprechend den Polschlingen 16 von
Nadeln ergriffen und in ihrer Polhöhe vergrössert. Nichtergriffene, den Polschlingen
17 entsprechende Polschlingen wurden dagegen in ihrer Polhöhe verkleinert,d.h. in
Richtung der Trägerschicht 13 eingezogen. Die Polschlingen 16-besitzen durch das Vernadeln
wiederum eine unregelmässige Form und Faserbüschel 20, die durch das Ergreifen mittels
der Nadeln entstanden sind, wie es vorstehend im Ausführungsbeispiel zu Figuren 1
und 2 beschrieben wurde. Durch die unregelmässige Form ist zusätzlich zu den unterschiedlichen
und willkürlich unregelmässig vorliegenden Polhöhen eine Struktur erzeugt, die dem
textilen Flächengebilde 10 z.B. das gerupfte, geruppte oder aufgerauhte Aussehen geben
kann.
[0019] Figur 4 zeigt noch ein textiles Flächengebilde 21 mit einem Polgarn 22, das in eine
Trägerschicht 23 getuftet ist, sodass in einer Oberschicht 24 Polschlingen 25 und
26 vorliegen, die über Basisschlingen 27 zusammenhängen. Das zuvor getuftete Produkt
wurde von der Trägerschicht 23 her durch Einstechen von Nadeln vernadelt, wie es vorstehend
im Ausführungsbeispiel für die Figuren 1 und 2 beschrieben wurde, wobei wiederum von
dem getufteten Produkt gemäss Figur 1 ausgegangen werden kann. Die von den Nadeln
ergriffenen Polschlingen 25 besitzen eine grössere Polhöhe als die von den Nadeln
nichtergriffenen Polschlingen 26. Die Polschlingen 25 sind in der Oberschicht 24 vorzugsweise
willkürlich und unregelmässig verteilt und besitzen unter sich unterschiedliche Polhöhen,
was auch bei den nichtergriffenen Polschlingen 26 der Fall ist. Die voneinander verschiedenen
Polhöhen der Polschlingen 25 und 26 sind ungleichmässig, bzw. unregelmässig verteilt,
sodass eine unregelmässige Struktur bzw. eine Struktur und/oder Musterung mit unregelmässigem
Aussehen erzeugt ist.
[0020] Zwischen den Polschlingcn 25 und 26 und auch an und auf der Oberseite 28 der Oberschicht
24 liegen abgegrenzte Fasergebilde in Form von Kugelgarnen 29 aus sphärisch verwickelten
Fasern oder Fäden vor. Zum Einbringen der Kugelgarne 29 wird nach dem Vernadeln des
zuvor getufteten Produktes, d.h. nach Erzeugen der Polschlingen 25 und 26 mit den
unterschiedlichen Polhöhen, eine Unterschicht 30 an der Unterseite 31 der Trägerschicht
23 aufgelegt, in der die Kugelgarne 29 zum Anordnen an der Unterseite 31 in ein Fasermaterial
32 eingebettet sind. Durch Nadeln werden die Kugelgarne 29 erfasst und z.B. paketartig
durch die Trägerschicht 23 hindurchgestossen. Beim Ergreifen durch die Nadeln und
Hindurchzwängen durch die Trägerschicht 23 werden z.B. schwanz- oder halsartige Faserbüschel
32 ausgebildet, mit denen die Kugelgarne 29 in der Unter-. schicht 30 und der Trägerschicht
23 verankert bleiben und so befestigt sind. Das Einbringen von abgegrenzten Fasergebilden
ist in der bereits erwähnten CH-PS Nr. eingehend beschrieben, weshalb zur näheren
Erläuterung auch an dieser Stelle auf dieselbe verwiesen wird.
[0021] .Die Kugelgarne 29 können z.B. Leerstellen zwischen den Polschlingen 25 und 26 oder
über den Polschlingen 26 mit der kleineren Polhöhe aus- oder auffüllen. Das textile
Flächengebilde 21 besitzt daher eine Struktur und/oder Musterung, die durch Kombination
der unterschiedlichen Polhöhen der Polschlingen 25 und 26 mit den eingebrachten Kugelgarnen
29 geprägt ist. Durch die Vernadelung zur Erzeugung der Polschlingen 25 und 26 mit
unterschiedlichen Polhöhen und das Einbringen der Kugelgarne 29 in die Oberschicht
24 können daher vielseitige, neuartige Strukturen und/oder Musterungen erreicht werden.
Zur übersichtlichen Darstellung sind in den Figuren 1 - 4 z.B. die Polschlingen und
auch in Figur 4 z.B. die abgegrenzten Fasergebilde in schematischer Weise dargestellt.
Tatsächlich können sie mit anderen Abständen voneinader oder mit anderen Abmessungen
vorliegen und z.B. dichter oder enger aneinander angeordnet sein.
1. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes mit einer Struktur und/oder
Musterung an seiner Oberseite, bei dem Polgarn in eine Trägerschicht getuftet ist,
sodass an der Oberseite in einer Oberschicht Polschlingen hervorstehen und an der
Rückseite der Trägerschicht Basisschlingen vorliegen, dadurch gekennzeichnet, dass
einige der hervorstehenden Polschlingen von durch die Trägerschicht hindurchgestossenen
Nadeln ergriffen und in ihrer Polhöhe und Form verändert werden, wobei mindestens
eine mit der jeweils ergriffenen Polschlinge über die gemeinsame Basisschlinge zusammenhängende,
nichtergriffene Polschlinge in Richtung der Trägerschicht eingezogen wird.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die ergriffenen Polschlingen
in ihrer Polhöhe vergrössert und mindestens die eine nichtergriffene Polschlinge in
ihrer Polhöhe verkleinert wird, wobei ein zur Vergrösserung der Polhöhe erforderlicher
Anteil des Polgarns über die gemeinsame Basisschlinge aus mindestens der einen nichtergriffenen
Polschlinge nachgezogen wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die ergriffenen
Polschlingen in ihrer Form verungleichmässigt, z.B. gerupft, geruppt oder gerauht,
werden.
4. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Polhöhen
der ergriffenen Polschlingen mit ungleicher Länge vergrössert werden.
5. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Polschlingen
mit einer Nadeldichte von 5 - 80, vorzugsweise 20 - 30 Einstichen/cm2 ergriffen werden.
6. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass 20 - 30 %
der Polschlingen/m2 des Flächengebildes ergriffen werden.
7. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Polhöhe.der
Polschlingen um 20-100 % der ursprünglichen Polhöhe vergrössert wird.
8. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in aufeinanderfolgenden
Arbeitsgängen das Polgarn in der Trägerschicht getuftet und danach mindestens die
Polhöhe der Polschlingen durch das Nadeln von der Rückseite der Trägerschicht her
vergrössert wird.
9. Verfahren nach Patentanspruch 1, bei dem nach dem Tuften des Polgarnes ein Fasermaterial
aus einer Unterschicht durch die Trägerschicht hindurch in die Oberschicht mit den
Polschlingen hineingenadelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Polhöhen-
und Formänderung mindestens einige Räume in der Oberschicht durch das Hineinnadeln
von abgegrenzten Fasergebilden ausgefüllt werden.
10. Verfahren nach Patentanspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die abgegrenzten
Fasergebilde an Stellen der Polschlingen mit verkleinerter Polhöhe in die Oberschicht
hineingenadelt werden.
11. Verfahren nach Patentanspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass Kugelgarne
aus sphärisch verwickelten Fasern oder Fäden als die abgegrenzten Fasergebilde in
die z.B. freien Räume der Oberschicht hineingenadelt werden.
12. Textiles Flächengebilde mit in eine Trägerschicht getuftetem Polgarn, das an der
Oberseite des Flächengebildes eine Oberschicht mit hervorstehenden Polschlingen bildet,
hergestellt mit dem Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 - 11, dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberschicht mindestens ungleichmässige unterschiedliche Polhöhen der Polschlingen
aufweist.
13. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die
unterschiedlichen Polhöhen ungleichmässig, z.B. willkürlich, verteilt vorliegen.
14. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass 20
- 30 % der Polschlingen/m2 des Flächengebildes eine grössere Polhöhe als die übrigen
Polschlingen besitzen.
15. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die
Polschlingen mit der grösseren Polhöhe eine ungleichmässige Form, z.B. eine gerupfte,
geruppte oder aufgerauhte Gestalt, besitzen.
16. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 12, bei dem eine Unterschicht vorliegt,
aus der sich Fasermaterial durch die Trägerschicht hindurch in die Oberschicht mit
den Polschlingen erstreckt, dadurch gekennzeichnet, dass die Polschlingen mit aus
der Unterschicht stammenden, abgegrenzten Fasergebilden gemischt vorliegen, die mit
einem Teil in der Unterschicht und/oder Trägerschicht verankert sind.
17. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die
abgegrenzten Fasergebilde zwischen oder auf den Polschlingen, z.B. auf der Oberseite
der Oberschicht, vorliegen.
18. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die
abgegrenzten Fasergebilde Kugelgarne aus sphärisch verwickelten Fasern oder Fäden
sind.
19. Textiles Flächengebilde nach Patentanspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die
mit den Polschlingen gemischt vorliegenden abgegrenzten Fasergebilde sich in ihrer
Gestalt von denjenigen in der Unterschicht unterscheiden.