[0001] Die Erfindung betrifft eine Führungseinrichtung zum Einführen und Ausziehen eines
Kaltstranges in eine bzw. aus einer Stranggiesskokille bzw. Strangführung einer Stranggiessanlage,
wobei der Kaltstrang von einer oder mehreren parallel zur Giessrichtung verlaufenden
Schienen geführt ist.
[0002] Bekanntlich muss der Boden einer Stranggiesskokille vor dem Giessbeginn mittels eines
Kaltstranges verschlossen werden. Hierauf wird flüssiger Stahl in die unten verschlossene
Kokille gegossen und nachdem sich ein fester Stranganfangskopf gebildet hat, der mit
dem Kaltstrang formschlüssig verbunden ist, wird mit dem Rückzug des Kaltstranges
und damit mit dem Ausziehen des Giessstranges begonnen. An einem bestimmten Punkt
wird der Kaltstrang vom Warmstrang getrennt und bei den meisten bekannten Maschinen
durch Ablenken auf eine Nebenschiene geschoben.
[0003] Im Fall von Brammenanlagen ist es speziell wegen des ferrostatischen Druckes notwendig,
den Warmstrang während seines ganzen Erstarrungsweges mittels Stützrollen zu halten,
welche relativ nahe aneinander angeordnet sind. Im anderen Fall, beim Giessen von
Knüppeln oder Vorblöcken, welche wesentlich kleinere Querschnitte aufweisen, haben
diese Rollen nur eine Führungsaufgabe zu erfüllen, wobei sie in Giessrichtung gesehen
auch grössere Abstände zueinander aufweisen können. Hierbei ist es möglich, den Kaltstrang
bereits dann zu entfernen, wenn die Erstarrung im Warmstrang ausreicht, ihn durch
direkten Kraftangriff zu bewegen. Dadurch wird es möglich, mit einem neuen Guss zu
beginnen bevor der vorhergehende abgeschlossen ist, das heisst, den Kaltstrang in
die Kokille einzuführen, bevor der letzte Teil des Warmstranges beim Giessende die
Führung unterhalb der Kaltstrangeinkoppelstelle verlassen hat, wodurch eine erhebliche
Verkürzung der Wartezeiten zwischen zwei Güssen erreicht werden kann.
[0004] Eine derartige Einrichtung, welche ein Ausziehen des Kaltstranges in der Mitte der
Giesslinie offenbart, ist in der US-PS 3 628 595 für eine Bogenanlage beschrieben,
wobei der Kaltstrang von einem Wagen getragen wird, der auf einer parallel zur Strangführung
verlaufenden Schiene geführt wird. Diese Schiene, welche kürzer ist als die Strangführung,
weist an ihrem stromabliegenden Ende eine Aenderung der Krümmung auf, welche die Aufgabe
hat, den Wagen zu kippen und sodann das Wegführen des Kaltstranges durchzuführen.
In einer derartigen Vorrichtung, welche speziell für Bogenanlagen ausgelegt ist, wird
der Wagen von einem Arm getragen, der einen Kreisbogen um einen fixen Schwenkpunkt
beschreibt und der durch seine teleskopische Bauweise in seiner Länge verändert werden
kann.
[0005] Die beschriebene Vorrichtung hat den Nachteil, dass sie nur für Bogenanlagen verwendbar
ist und erlaubt zum anderen nur das Herausschwenken des Kaltstranges aus der Strangführung
an einer bestimmten Stelle entlang der Schiene.
[0006] Es ist somit nicht möglich, hierbei den Kaltstrang an einer beliebigen Stelle auszukoppeln,
welche je nach Giessgeschwindigkeit und Format frei wählbar ist.
[0007] Eine erfindungsgemässe Vorrichtung vermeidet diesen Nachteil. Sie ist zum Einsatz
in einer Giessanlage mit gerader Kokille für Knüppel oder Vorblöcke in einer Vertikalanlage
mit oder ohne Abbiegen des Stranges geeignet und weist eine Bauart auf, nach der der
Kaltstrang von einem Wagen geführt wird, der sich auf Schienen, die parallel zur Strangführung
verlaufen, bewegt, und er ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen einen Bereich
aufweisen, der um eine Achse geschwenkt werden kann.
[0008] Die erfindungsgemässe Einrichtung hat den Vorteil, dass sie auf alle Arten von Stranggiessanlagen
mit gerader oder bogenförmiger Kokille mit oder ohne Biegen des Stranges anwendbar
ist, und dass mit ihr, je nach Wahl, der Kaltstrang an verschiedenen Stranghöhen vom
Warmstrang sauber getrennt werden kann.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, wobei die
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht einer erfindungsge-mässen Vorrichtung und die
Fig. 2 einen schematischen Schnitt nach den Linien II - II der Fig. 1 zeigt.
[0010] In der Fig. 1 ist eine gerade Kokille 1 zum Zeitpunkt des Giessbeginns dargestellt,
wobei sie am Boden mittels des Kaltstranges 2 verschlossen ist. In bekannter Weise
wird sodann aus einer nicht dargestellten Pfanne über ein Verteilergefäss flüssiger
Stahl in die Kokille 1 gegossen.
[0011] Ferner sind Stütz- und Führungsrollen 3 dargestellt, welche unmittelbar unterhalb
der Kokille, wo die Erstarrung noch nicht weit fortgeschritten ist, in relativ kleinem
Abstand zueinander und weiter unterhalb immer weiter voneinander angeordnet sind.
[0012] Entsprechend der Erfindung wird der Kaltstrang 2 mittels eines Arms 6 von einem Wagen
5 geführt, welcher sich mittels Rollen 7 entlang einer geraden Schiene bewegen kann,
die sich parallel zur Strangführung 4 erstreckt und welche aus zwei Teilen 8 und 9
besteht, welche in ihrer Arbeitsstellung miteinander fluchten, wobei der obere Teil
8 in seiner Position fixiert ist, und der untere Teil 9 mittels eines Hydraulikzylinders
11 um einen unterhalb der Trennstelle zwischen den beiden Teilen 8 und 9 liegenden
Drehpunkt 10 verschwenkt werden kann. Dieser Drehpunkt sowie der hintere Angriffspunkt
des Zylinders 11 sind mit dem Traggerüst der Giessanlage fest verbunden.
[0013] In bekannter Weise ist der Wagen 5 mittels eines nicht dargestellten fernbedienten
Elektromotors antreibbar.
[0014] In gleicher Weise wird der Hydraulikzylinder 11, welcher in beiden Richtungen wirkt,
mittels eines bekannten, nicht dargestellten Hydraulikkreises ferngesteuert.
[0015] Vor dem Giessbeginn sind die Schienenteile 8 und 9 in fluchtender Stellung und durch
Hochfahren des Wagens 5 wird der Kaltstrang 2 in die Kokille 1 eingeführt. Beim Beginn
des Ausziehens wird der Wagen entlang der Schiene mit Giessgeschwindigkeit nach unten
bewegt, wobei der Warmstrang vom Kaltstrang mitgezogen wird.
[0016] Sobald der Kaltstrang einen genügend grossen Abstand von der Kokille entfernt ist,
um die Auszugskräfte direkt auf den Warmstrang zu übertragen, wird durch Ansteuern
des Zylinders 11 ein Schwenken des Schienenteils 9 um die Achse 10 eingeleitet, wobei
der Kaltstrang und der Schienenteil 9 in die strichliert gezeichnete Position 9" gebracht
werden. Hierbei bewegen sich Kaltstrang 2 und Wagen 5 vorerst von ihren Ausgangsstellen
in die Positionen 2' und 5' und kommen dann in ihre Endstellungen 2" und 5", wobei
am Beginn der Schwenkbewegung ein Entkoppeln des Kaltstranges vom Warmstrang stattfindet.
[0017] Hierbei ist ersichtlich, dass die Entkoppelung des Kaltstranges stattfinden kann,
sobald er nicht mehr zwischen den eng stehenden Rollen 3 geführt ist, sondern sich
bereits im Bereich der Rollen 3' befindet, die einen Abstand voneinander aufweisen,
der grösser ist als die Länge des Kaltstranges, welche etwa 1 m beträgt.
[0018] Die Fig. 2 zeigt schematisch wie der Kaltstrang 2, welcher über den Arm 6 mit dem
Wagen 5 verbunden ist, über die Rollen 3 hinweg geführt wird. Der Arm 6 ist dabei
vom Wagen 5 her zwischen zwei um 90
o zueinander stehenden Rollen hindurch geführt. In bekannter Weise sind die vier Rollen
3 auf festen Achsen 21 mittels Rollagern 12 drehbar gelagert, wobei die Achsen 21
auf gebäudefesten Lagern 13 sitzen.
1. Führungseinrichtung zum Einführen und Ausziehen eines Kaltstranges in eine bzw.
aus einer Stranggiesskokille bzw. Strangführung einer Stranggiessanlage, wobei der
Kaltstrang von einer oder mehreren parallel zur Strangführung verlaufenden Schienen
geführt ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen (8, 9) mindestens einen Bereich
(9) aufweisen, welcher um eine Achse (10) schwenkbar ist.
2. Führungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen
(8, 9) einen unmittelbar unter der Kokille (1) fixierten geraden Teil (8) und einen
um die Achse (10) schwenkbaren geraden Teil (9) aufweisen, welche Achse (11) unterhalb
der Entkoppelstelle des Kaltstranges (2) angeordnet ist.