[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Hebelwerkzeug mit progressiver Übersetzung zur
Steigerung der Kraft bei Pressen und dgl., bestehend aus einer am Stößel der Maschine
befestigten Halteplatte, aus einem damit verbundenen beweglichen Werkzeugteil und
aus einer Aufnahmeplatte für ein feststehendes Werkzeugteil.
[0002] Eine Presse zum Stanzen, Prägen, Tiefziehen und dgl. besteht unter anderem aus einem
auf verschiedene Art angetriebenen Stößel und aus einer mit dem Gestell fest verbundenen
Grundplatte. Stößel und Grundplatte haben Einrichtungen zur Aufnahme von auswechselbaren
Werkzeugen. Die Nutzbarkeit der Presse wird unter anderem begrenzt durch die maximale
Preßkraft und den Hub. Die von der Industrie benötigten Maschinen werden aus Kostengründen
bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit meist den laufenden Produkten gemäß angeschafft.
Nicht selten fallen Produkte an, die mit den vorhandenen maschinellen Einrichtungen
nicht mehr bearbeitet werden können, weil die Anforderungen die technischen Daten
der Presse überschreiten. Dies ist besonders oft bezüglich der verfügbaren Preßkraft
der Fall.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hebelwerkzeug als Hilfseinrichtung für Pressen
zu schaffen, mit der die Preßkraft erhöht werden kann, ohne größere Veränderungen
an der Presse selbst vornehmen zu müssen und ohne den Hub des Stössels wesentlich
zu verkürzen.
[0004] Die Aufgabe wird gelöst durch eine im wesentlichen dreieckige Hebelschwinge mit im
Bereich der Ecken dieses Dreiecks vorgesehenen Drehpunkten, von denen einer über einen
Ausgleichsarm gelenkig mit dem beweglichen Werkzeugteil, der zweite gelenkig mit der
Halteplatte und der dritte über einen weiteren Ausgleichsarm gelenkig mit der Aufnahmeplatte
verbunden sind.
[0005] Mit dieser einfachen Ausführung wird nach dem Hebelgesetz eine Erhöhung der Preßkraft
erzielt. Die Krafteinleitung erfolgt durch den Stößel über die daran befestigte Halteplatte
auf einen der Eckdrehpunkte der Hebelschwinge. Da der zweite Eckdrehpunkt der Hebelschwinge
über einen Ausgleichsarm mit der Aufnahmeplatte verbunden ist, schwenkt der dritte
Drehpunkt um den zweiten und bewegt über einen Ausgleichsarm das bewegliche Werkzeugteil.
Während der gleichförmigen Hubbewegung des Stößels ergeben sich durch die sich ständig
ändernden Hebelverhältnisse des Hebelsystems unterschiedliche übersetzungsverhältnisse
für den zurückgelegten Weg des beweglichen Werkzeugteiles. Daraus resultiert vorteilhafterweise
eine von der Position des beweglichen Werkzeugteiles abhängige Übersetzung der Preßkraft,
die durch Veränderung der Hebelverhältnisse so gewählt werden kann, daß eine sehr
große Krafterhöhung nur bei der eigentlichen Bearbeitung des Werkstückes, nämlich
im letzten Teil des Hubbereiches auftritt. Während das bewegliche Werkzeugteil an
das Werkstück herangeführt wird, ist praktisch keine Kraft erforderlich, so daß dieser
Vorgang auch schneller ablaufen kann. Aus diesem Grund können die Hebelverhältnisse
so gewählt werden, daß in diesem Bereich von dem beweglichen Werkzeugteil ein gegenüber
dem Stößel größerer Weg zurückgelegt wird. Auf diese Weise ist der Hubverlust infolge
Krafterhöhung während der Arbeitsphase der Werkzeugteile vorteilhafterweise kompensiert
durch die Verlängerung des Hubes während des Heranführens des beweglichen Werkzeugteiles
an das Werkstück. Je nach Auslegung des Hebelsystems kann dadurch erzielt werden,
daß der von der Presse vorgegebene, maximale Hub des Stößels nur geringfügig verkürzt
wird, obwohl durch das erfindungsgemäße Hebelwerkzeug eine Erhöhung der Preßkraft
um ein Vielfaches erreicht wird.
[0006] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung ist die Aufnahmeplatte für das feststehende
Werkzeugteil getrennt vom Gestell ausgeführt.
[0007] Oftmals ist die Stabilität des Pressengestelles nicht ausreichend, so daß dieses
durch geeignete Maßnahmen verstärkt werden muß. Eine Möglichkeit besteht darin, für
die Aufnahme des feststehenden Werkzeugteiles eine getrennte, den Anforderungen entsprechende
Platte vorzusehen. An dieser ist der zweite Eckdrehpunkt der Hebelschwinge über den
Ausgleichsarm befestigt. Die Aufnahmeplatte selbst ist lösbar am Pressengestell verankert.
Die durch das erfindungsgemäße Hebelwerkzeug gewonnene Preßkraft wird in diesem Fall
als Zugkraft über den Ausgleichsarm auf die getrennte Aufnahmeplatte übertragen, so
daß keinerlei Überlastung des Pressengestelles auftritt.
[0008] Bei einem anderen bevorzugten Ausführungsbeispiel sind mindestens zwei symmetrisch
zur Achse der Werkzeugteile angeordnete Hebelsysteme vorgesehen. Dadurch kann bei
relativ hohen Kräften eine sinnvolle Aufteilung der Kräfte erfolgen, so daß die einzelnen
Drehpunkte nur einen entsprechenden Anteil der Gesamtkraft übertragen müssen und deshalb
auch schwächer ausgeführt werden können. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß bei
gleichmäßiger Anordnung mehrerer Hebelsysteme um die Achse der Werkzeuge gleichzeitig
eine gute Führung des beweglichen Werkzeugteiles erfolgt.
[0009] Bei einer weiteren erfindungsgemäßen Ausführung ist für das bewegliche Werkzeugteil
eine in Richtung des Stößels verlaufende Axialführung vorgesehen. Für Anwendungsfälle,
bei denen die beiden Werkzeugteile sehr genau achsgleich miteinander zusammen arbeiten
müssen, beispielsweise beim Stanzen, wird das Hebelwerkzeug mit einer zusätzlichen
Axialführung für das bewegliche Werkzeugteil versehen. Beispielsweise kann in der
Verlängerung des Stößels ein Führungsbolzen angebracht werden, auf dem das bewegliche
Werkzeugteil in axialer Richtung gleiten kann. Die Hebel haben dann nur noch die Aufgabe
der Kraftübertragung.
[0010] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung bilden die Halteplatte, die Aufnahmeplatte,
die beiden Werkzeugteile, die Hebelschwingen und die Ausgleichsarme eine auswechselbare
Einheit. Diese bevorzugte Ausführung kann mit wenigen Handgriffen in die Presse eingebaut
werden. Die Kräfteverhältnisse sind auf die beiden Werkzeugteile und auf das herzustellende
Werkstück abgestimmt. Somit kann ein optimiertes Hebelwerkzeug als Wechselkomponente
vorgesehen werden.
[0011] Die Erfindung zeigt eine für viele Fälle einsetzbare Lösung, die insbesondere dann
wirtschaftlich wirksam ist, wenn die vorhandenen maschinellen Einrichtungen hinsichtlich
Kraftreserven überfordert sind.
[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand des in der Zeichnung dargestellten Beispiels
beschrieben.
[0013] Es zeigen:
Fig. 1 ein Hebelwerkzeug mit zwei Hebelsystemen in Seitenansicht in verschiedenen
Arbeitsstellungen und
Fig. 2 ein Preßkraft/Hub-Diagramm
[0014] Bei dem in der Fig. 1 dargestellten Hebelwerkzeug ist nur das für die Funktion Wesentliche
gezeigt. Es sind zwei Hebelsysteme in gleicher Ausführung symmetrisch zur Achse der
Werkzeugteile angeordnet. In der rechten Bildhälfte ist der Stößel 1 abgesenkt, während
die linke Bildhälfte die Ausgangsposition darstellt.
[0015] Das Hebelwerkzeug besteht im wesentlichen aus einer Halteplatte 2, einem beweglichen
Werkzeugteil 3, einer Aufnahmeplatte 4 und den beiden Hebelsystemen 6,9,12.
[0016] An der Halteplatte 2 sind zwei gegenüberliegende Drehpunkte 7 vorgesehen, die über
Bolzen die Lagerstellen von zwei gleichen Hebelschwingen 6 bilden. Die Hebelschwingen
6 sind im wesentlichen dreieckig ausgeführt, wobei an jeder Ecke ein Drehpunkt 7,8,11
angeordnet ist. Der in der rechten Bildhälfte dargestellte, innenliegende Eckdrehpunkt
7 ist dabei gelenkig mit der Halteplatte 2, der untere Eckdrehpunkt 8 über einen Ausgleichsarm
9 gelenkig mit dem beweglichen Werkzeugteil 3 und der außenliegende Eckpunkt 11 über
einen weiteren Ausgleichsarm 12 ebenfalls gelenkig mit der Aufnahmeplatte 4 verbunden.
Die Ausgleichsarme 9, 12 haben die Aufgabe, bei Bewegung der Hebelschwingen 6 um ihren
innenliegenden Drehpunkt 7 die horizontale Verlagerung der anderen Eckdrehpunkte 8,11
auszugleichen. Dies geht deutlich beim Vergleich der rechten mit der linken Bildhälfte
hervor. Die Aufnahmeplatte 4 ist hier fest mit dem Gestell der Presse verbunden und
nimmt ein feststehendes (nicht näher dargestelltes) Werkzeugteil auf. Die Halteplatte
2 ist fest mit dem Stößel 1 der Presse verbunden. Der Stößel 1 ist axial durch Gleitbolzen
13 verlängert, auf denen das bewegliche Werkzeugteil 3 axial geführt ist.
[0017] Während des Betriebes wirkt, hervorgerufen durch den Stößel 1 der Presse, die Preßkraft
über die Halteplatte 2 auf die innenliegenden (in der linken Bildhälfte obenliegend)
Eckdrehpunkte 7 der Hebelschwingen 6 ein. Da die außenliegenden Eckdrehpunkte 11 über
die Ausgleichsarme 12 mit der Aufnahmeplatte 4 verbunden sind und ihre Lage in Richtung
der Preßkraft nicht verändern können, schwenken die untenliegenden Eckdrehpunkte 8
der Hebelschwingen 6 um die außenliegenden Eckdrehpunkte 11. über die Ausgleichsarme
9 erfolgt dadurch eine zusätzliche axiale Bewegung des Werkzeugteiles 3 relativ zur
Halteplatte 2, beziehungsrweise relativ zum Stößel 1 der Presse, wobei sich die zusätzliche
Bewegung zur Stößelbewegung vektoriell addiert. In der in der linken Bildhälfte dargestellten
Ausgangsposition befindet sich der untere Eckdrehpunkt 8 der Hebelschwinge 6 noch
innen. Beim Absenken des Stößels 1 bewegt sich dieser Eckdrehpunkt 8 nach außen und
erreicht zunächst die Verbindungslinie zwischen dem innenliegenden (in der linken
Bildhälfte obenliegenden) Eckdrehpunkt 7 und dem Drehpunkt 8 am beweglichen Werkzeugteil
3. Während dieser Bewegung hat sich der Abstand des beweglichen Werkzeugteiles 3 von
der Halteplatte 2 stetig vergrößert. Diese zusätzliche Bewegung addiert sich in diesem
Fall zur Abwärtsbewegung des Stößels 1, wodurch der Werkzeughalter 3 eine größere
Strecke als der Stößel 1 zurücklegt. Daraus ergibt sich nach dem Hebelgesetz, daß
die auf das bewegliche Werkzeugteil 3 einwirkende Preßkraft in diesem Teilbereich
des Stößelhubes kleiner ist als die maximale Preßkraft des Stößels 1.
[0018] Beim weiteren Absenken des Stößels 1 entfernt sich der untere Eckdrehpunkt 8 der
Hebelschwinge 6 von der Verbindungslinie "innenliegender (obenliegender) Eckdrehpunkt
7 - Drehpunkt am beweglichen Werkzeugteil 3" nach außen. Dadurch wird der Abstand
des beweglichen Werkzeugteiles 3 von der Halteplatte 2 stetig kleiner. Diese Bewegung
wirkt in diesem Fall der Abwärtsbewegung des Stößels 1 entgegen, wodurch das bewegliche
Werkzeugteil 3 eine kleinere Strecke als der Stößel 1 zurücklegt. Dadurch ergibt sich
nach dem Hebelgesetz, daß die auf das bewegliche Werkzeugteil 3 einwirkende Preßkraft
in diesem Teilbereich des Stößelhubes größer ist als die maximale Preßkraft des Stößels
1. Die rechte Bildhälfte zeigt gegenüber der linken deutlich den nach außen bewegten
unteren Eckdrehpunkt 8 der Hebelschwinge 6.
[0019] Im dargestellten Beispiel wird der durch die Erhöhung der Preßkraft im zweiten Teilbereich
auftretende Hubverlust durch einen relativ zum Stößel 1 größeren Hub im ersten Teilbereich
kompensiert, so daß nahezu der gesamte maximale Hub der Presse erhalten bleibt.
[0020] Fig. 2 zeigt den Verlauf der sich mit dem erfindungsgemäßen Hebelwerkzeug ergebenden
Preßkraft (Kurve B). Der übersichtlichen Darstellung wegen, wurde von einer über den
gesamten Hub s des Stößels 1 gleichbleibenden Preßkraft der Presse ausgegangen (Kurve
A). Im ersten Teilbereich bis zum Punkt B1 ergibt sich eine geringere Preßkraft, während
im zweiten Teilbereich bis zum unteren Umkehrpunkt B2 des Stößels 1 die Preßkraft
stetig ansteigt.
[0021] Die beschriebene und dargestellte Ausführung ist ein Beispiel des erfindungsgemäßen
Hebelwerkzeuges. Es ist jedoch jederzeit möglich, durch Abändern der Hebelverhältnisse
und -Formen sich dem jeweiligen Anwendungsfall anzupassen.
1. Hebelwerkzeug mit progressiver Übersetzung zur Steigerung der Kraft bei Pressen
und dgl., bestehend aus einer am Stößel der Maschine befestigten Halteplatte, aus
einem damit verbundenen beweglichen Werkzeugteil und aus einer Aufnahmeplatte für
ein feststehendes Werkzeugteil, gekennzeichnet durch eine im wesentlichen dreieckige
Hebelschwinge (6) mit im Bereich der Ecken dieses Dreiecks vorgesehenen Drehpunkten
(7,8,11), von denen einer (8) über einen Ausgleichsarm (9) gelenkig mit dem beweglichen
Werkzeugteil (3), der zweite (7) gelenkig mit der Halteplatte (2) und der dritte (11)
über einen weiteren Ausgleichsarm (12) gelenkig mit der Aufnahmeplatte (4) verbunden
sind.
2. Hebelwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahmeplatte (4)
für das feststehende Werkzeugteil getrennt vom Gestell ausgeführt ist.
3. Hebelwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
zwei symmetrisch zur Achse der Werkzeugteile angeordnete Hebelsysteme (6,9,12) vorgesehen
sind.
4. Hebelwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine
in Richtung des Stößels (1) verlaufende Axialführung (13) für das bewegliche Werkzeugteil
(3) vorgesehen ist.
5. Hebelwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Halteplatte (2), die Aufnahmeplatte (4), die beiden Werkzeugteile (3), die Hebelschwingen
(6) und die Ausgleichsarme (9,12) eine auswechselbare Einheit bilden.