[0001] Aus Nickelpulver heißgepreßte hochporöse Elektrode für alkalische Wasserelektrolyseure
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf eine aus Nickelpulver heißgepreßte hochporöse Elektrode
für alkalische Wasserelektrolyseure, insbesondere eine Elektrode, die auf ihrer inneren
und äußeren Oberfläche mit einer 0,0025 - 0,1 µm (10 - 100 Moleküllagen) starken Schicht
mit NiO bedeckt ist.
[0003] Bei einer bekannten Elektrode der erwähnten Art wird durch die praktisch vollständig
aus Ni0 bestehende Schicht eine hohe Korrosionsbeständigkeit in stark alkalischen
Elektrolyten erzielt. Das Ni-Stützgerüst wird durch die NiO-Schicht insbesondere vor
einer Oxidation zu voluminösen Oxiden oder Hydroxiden geschützt. Damit wird die Betriebslebensdauer
der Elektrode wesentlich verlängert. Zudem wird von dieser Ni0-Schicht die 0
2-Abscheidung katalysiert (DE-OS 29 03 407).
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Elektrode der eingangs erwähnten Art zu schaffen,
die dieser gegenüber eine-verbesserte ("promovierte") katalytische Wirkung aufweist
und bei der die H
2- und 0
2-Abscheidung selbst bei hohen Stromdichten bei geringen Polarisationen erfolgen. Außerdem
soll die Langzeitstabilität durch Herabsetzung der Oxidation des Nickels des Elektrödenkörpers
heraufgesetzt werden, da die Oxidation selbst bei einer im wesentlichen aus Ni0 bestehenden
Bedeckung der Oberfläche noch langsam weiterläuft.
[0005] Diese Aufgabe Wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die Oberflächenschicht
aus einem Ni-Ti-Mischoxid besteht. Für die Herstellung einer derartigen Elektrode
kann ein Nickelpulver verwendet werden, das mit 1 - 15 Gew.% Titan legiert ist. Der
Gesamtanteil des Titans in der Elektrode sollte etwa 2-Gew.% betragen. Wenn die Oberfläche
dieser Elektrode oxidiert wird, entstehen auf der Oberfläche Ni-Ti-Mischoxide. Die
Oxidationsverfahren werden weiter unten beschrieben.
[0006] Ein anderes Verfahren zur Erzeugung der Oberflächenschicht aus einem Ni-Ti-Mischoxid
sieht vor, reines Ni-Pulver als Ausgangsmaterial zu verwenden und den Ti-Katalysatorzusatz
mittels einer Titansalzlösung in einer solchen Menge und/oder Konzentration auf die
Ni-Oberfläche aufzubringen, daß der Gesamtanteil des Titan in der Ni-Ti-Mischoxidschicht
etwa 2 bis 3 Gew.% beträgt. Besonders zweckmäßig ist es, den Ti-Katalysatorzusatz
in Form einer wässrigen Titanylsulfatlösung (TiO(SO
4)-Lösung) aufzubringen.
[0007] Mit einer solchen Lösung kann die zur Herstellung des Ni-Stützgerüstes erforderliche
Ni-Pulvermenge getränkt werden. Aus dem getränkten und getrockneten Ni-Pulver wird
dann die Elektrode kalt vorgepreßt, und während des Heißpressens oder Sinterns wird
dann die Ni-Ti-Mischoxidschicht ausgebildet.
[0008] Eine andere Möglichkeit ist, die aus reinem Ni-Pulver kalt vorgepreßte Elektrode
mit der Titanylsulfatlösung zu tränken. Die getränkte Elektrode wird nach dem Trocknen
heißgepreßt und/oder gesintert.
[0009] Schließlich kann die Titanylsulfatlösung auch der heißgepreßten oder gesinterten
Elektrode durch Tränken zugesetzt werden. Die Elektrode wird anschließend erneut getempert
oder gesintert. Der Ti-Katalysatorzusatz kann auch mit Lösungen anderer Titansalze
aufgebracht werden, wobei das Lösungsmittel nicht Wasser zu sein braucht.
[0010] Die innere und äußere Oberfläche der Elektrode bedeckende Ni-Ti-Mischoxidschicht
kann durch Tempern der porösen Tihaltigen Ni-Elektroden an Luft oder in einer 0
2-Atmosphäre erreicht werden. Die Temperatur sollte mindestens 150° C und höchstens
500° C betragen.
[0011] Die für die Oxidation erforderliche 0 2-Menge kann auch dadurch bereitgestellt werden,
daß für die Herstellung der Elektrode Nickelpulver verwendet wird, das eine Luft-
und/oder Sauerstoffbeladung aufweist, die ausreicht, die Ni-Ti-Mischoxidschicht beim
Heißpressen oder Sintern der Elektrode auszubilden, die bei Temperaturen zwischen
300 und 500° C durchgeführt werden. In diesem Fall wird die katalytisch und stabilisierend
wirksame Mischoxidschicht bereits durch Heißpressen oder Sintern an Luft erreicht
und damit ein nachfolgender Arbeitsgang erspart.
[0012] Beim Tempern sollte die Temperzeit minimal 0,5 h betragen. Abhängig von der Art des
verwendeten Pulvers, der Temperatur und der Gasatmosphäre, in der die Temperung durchgeführt
wird, kann die Temperzeit bis zu 20 h ausgedehnt werden.
[0013] Die Ni-Ti-Mischoxidschicht kann auch nach anderen Verfahren erzeugt werden, so z.B.
durch thermische Zersetzung bei Temperaturen über 150° C einer oberflächlich chemisch
oder elektrochemisch aufgebrachten Ni Ti
x(OH)
2-Schicht..
[0014] Die katalytisch und stabilisierend wirksame Ni-Ti-Mischoxidschicht sollte eine Mindestdecke
von 0,0025 - 0,1 µm (10 - 100 Moleküllagen) aufweisen, um auf jeden Fall eine dichte,
ge-schlossene Bedeckung des Ni-Stützgerüstes der Elektrode zu gewährleisten.
[0015] Durch das als promovierender Katalysator wirksame Titan, das in den auf der Oberfläche
erzeugten, feinverteilten Ni-Ti-Mischoxiden und/oder als Legierungskomponente des
Ni vorliegt, wird insbesondere
- die Überspannung bei der H2-Abscheidung signifikant herabgesetzt;
- die weitergehende elektrochemische Oxidation des Ni-Metalls der 02-Anoden zu α- 3 Ni(OH)2. 2 H20 und/oder β- 4 NiOOH · 3 H20 deutlich erschwert.
[0016] Die erfindungsgemäße Elektrode widersteht dadurch auch im Langzeitbetrieb dem stärksten
bekannten Oxidans, nämlich Sauerstoff in statu nascendi und ist damit dem für Elektroden
für die Wasserelektrolyse auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht einsetzbaren Platin
überlegen.
[0017] Aufgrund der genannten Eigenschaften sind Elektroden gemäß der Erfindung speziell
für den Einsatz in neueren Elektrolyseuren, wie beispielsweise der ELOFLUX-Wasserelektrolysezelle,
besonders gut geeignet. Sie können dabei sowohl als Anoden als auch als Kathoden verwendet
werden.
[0018] Die Aufgabe der Verminderung der bei der H
2- und 0
2-Abscheidung auftretenden Polarisationen und die Erschwerung der weitergehenden Oxidation
des Nickels wird erfindungsgemäß ohne die Verwendung von seltenen oder teuren Edelmetallen,
wie beispielsweise Platin, gelöst.
[0019] Die Herstellung einer erfindungsgemäßen Elektrode wird im nachstehenden in Ausführungsbeispielen
im einzelnen beschrieben.
Beispiel 1:
[0020] 11,76 g Carbonylnickelpulver (Carbonylnickel T 255; Kornfraktion < 50 µm) werden mit
einer wässrigen Titanylsulfatlösung derart getränkt, daß eine Ti-Katalysatormenge
von 0,24 g (entsprechend 2 Gew.% bei einem Elektrodengesamtgewicht von 12 g) dem Carbonylnickelpulver
zugegeben wird. Das Tränken des Carbonylnickelpulvers erfolgt unter ständigem Rühren,
um eine gute Durchmischung von Nickelpulver und wässriger Titanylsulfatlösung zu erreichen.
Nach der Trocknung des getränkten Carbonylnickelpulvers wird es zur Erzielung der
notwendigen Makro- oder Volumenporosität mit 4 g Salzfiller (Na
2C0
3; Kornfraktion 50 - 75 µm) vermischt, in eine Matrize von 40 mm Innendurchmesser glatt
eingestrichen, mit 0,32 to/cm
2 kalt vorgepreßt und nach Erhitzen an Luft auf 400° C mit 0,8 to/cm
2 zu einer scheibenförmigen Elektrode heißgepreßt. Nach dem Preßvorgang wird der zugesetzte
Salzfiller in heißem destillierten Wasser wieder herausgelöst.
Beispiel 2:
[0021] 11,76 g Carbonylnickelpulver (Carbonylnickel T 255; Kornfraktion <50 pm) werden mit
4 g Salzfiller (Na
2C0
3; Kornfraktion 50 - 75 pm) vermischt, in eine Matrize von 40 mm Innendurchmesser glatt
eingestrichen, mit 0,32 to/cm2 kalt vorgepreßt und nach Erhitzen an Luft auf 400°
C mit 0,8 to/cm
2 zu einer scheibenförmigen Elektrode simultan heißgepreßt. Nach dem Preßvorgang wird
der zugesetzte Salzfiller in heißem Wasser wieder herausgelöst und die Elektrode getrocknet.
Anschließend wird die poröse Ni-Elektrode mit einer wässrigen, 0,24 g Ti enthaltenden
Titanylsulfatlösung versetzt, getrocknet und zur Ausbildung der Ni-Ti-Mischoxide auf
der inneren Oberfläche bei 200° C 4 h lang getempert.
Beispiel 3:
[0022] Die Herstellung einer als Anode einzusetzenden Elektrode geschieht wie im 1. Ausführungsbeispiel,
jedoch erfolgt das Heißpressen in einer gasdichten Stahlform ohne nennenswerten Luftzutritt.
Nach dem Herauslösen des Salzfillers wird die Elektrode getrocknet und 10 h lang an
Luft bei 200° C getempert., Durch das Heißpressen der Elektrode unter Luftabschluß
wird eine stärkere Verschweißung der Ni-Körner erreicht.
[0023] In einem Versuch wurde mit einer als Kathode geschalteten Elektrode,die nach Beispiel
1 hergestellt wurde, in 6 n KOH Wasserstoff abgeschieden. Die bei Elektrolyttemperaturen
von 25 und 80° C gemessenen stationären Kennlinien (mit T 255 TiO(S0
4) gekennzeichnet) sind in dem anliegenden Diagramm wiädergegeben. Zum Vergleich zeigt
das Diagramm die an einer unter gleichen Bedingungen hergestellten Carbonylnickelelektrode
ohne Ti-Zusatz (mit T 255 gekennzeichnet) gemessenen stationären Kennlinien. Bei 80°
C und 150 mA/cm
2 erfolgt die H
2-Abscheidung an der reinen Carbonylnickelelektrode mit |η|= 159 mV, an der mit Ti
katalytisch promovierten Elektrode mit |η|= 75 mV. Die Verwendung der als promovierter
Katalysator wirkenden Ni-Ti-Mischoxidschicht führt demnach zu einer Verringerung der
Oberspannung um 84 mV entsprechend 53 %.
[0024] In einem zweiten Versuch (Dauerversuch) wurde an einer als Anode geschalteten Elektrode,die
nach Beispiel 1 hergestellt wurde, in 6 n KOH bei T = 80° C und i = 200 mA/cm
2 Sauerstoff abgeschieden. Das Potential der Elektrode stieg über der Betriebszeit
nur sehr wenig an. Es vergrößert sich während einer 1000- stündigen Belastung der
0
2-Anode bei der 0
2-Abscheidung lediglich um 0,26 mV/h.
[0025] Für das Nickeloxid, das normalerweise als NiO angegeben wird, ist im vorstehenden
die Formel NiO
x benutzt, da Nickeloxid in veränderlichen Zusammensetzungen auftritt. Nickeloxid ist
eine nicht stöchiometrische Verbindung. So sind für x, also die Zahl der Sauerstoffätome,
die sich mit einem Nickelatom verbindet, Werte zwischen 1 und 1,5 nachgewiesen. Die
Existenz von Verbindungen mit x bis 2 wird vermutet.
1. Aus Nickelpulver heißgepreßte hochporöse Elektrode für alkalische Wasserelektrolyseure,
die auf ihrer inneren und äußeren Oberfläche mit einer 0,0025 - 0,1 µm (10 - 100 Moleküllagen)
starken Schicht mit NiOx bedeckt ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenschicht aus einem Ni-Ti-Mischoxid
besteht.
2. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Nickelpulver mit 1 -
15 Gew.% Titan legiert ist.
3. Elektrode nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtanteil des Titans
in der Elektrode etwa 2 Gew.% beträgt.
4. Aus Nickelpulver heißgepreßte hochporöse Elektrode für alkalische Wasserelektrolyseure,
dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrode einen Zusatz von 1 - 15 Gew.%, vorzugsweise
etwa 2 Gew.% Titan als Katalysator enthält.
5. Verfahren zur Herstellung einer Elektrode nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ti-Katalysatorzusatz in Form einer Titansalzlösung in einer
solchen Menge und/oder Konzentration auf die Ni-Oberfläche aufgebracht wird, daß der
Anteil des Titan in der Ni-Ti-Mischoxidschicht etwa 2 - 3 Gew.% beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine wässrige Titanylsulfatlösung
(TiO(S04)-Lösung)aufgebracht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung mit dem
Nickelpulver vor dem Verpressen gemischt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die aus Nickelpulver
kalt vorgepreßte Elektrode mit der Lösung getränkt und dann heißgepreßt oder gesintert
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die aus Nickelpulver
heißgepreßte oder gesinterte Elektrode mit der Lösung getränkt und anschließend getempert
oder gesintert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrode bei 150 bis
500° C an Luft getempert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrode bei 150 bis
500° C in einer 02- Atmosphäre getempert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Ni-Ti-Mischoxidschicht
durch Heißpressen oder Sintern der Elektrode bei 300 bis 500° C erzeugt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Herstellung der Elektrode Nickelpulver verwendet wird, das eine Luft- und/oder Sauerstoffbeladung
aufweist, die ausreicht, die Ni-Ti-Mischoxidschicht beim Heißpressen oder Sintern
der Elektrode bei 300 bis 500° C auszubilden.
14. Verfahren zur Herstellung einer Elektrode nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß auf die innere und äußere Elektrodenoberfläche chemisch oder elektrochemisch
eine Ni Tix(OH)2-Schicht aufgebracht und aus dieser durch thermische Zersetzung bei Temperaturen über
150°C eine Ni-Ti-Mischoxidschicht erzeugt wird.