[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Untertagevergasung fester Brennstoffe, bei
dem der unter der Erdoberfläche lagernde Brennstoff zunächst aufgeschlossen und dann
durch eine chemische Reaktion mit einem Vergasungsmittel in einen gasförmigen Brennstoff
umgewandelt wird.
[0002] Es ist bekannt, daß feste Brennstoffe, insbesondere Kohle, am Ort ihres Vorkommens
vergast werden können, wodurch die mechanische Brennstofförderung überflüssig wird
und auch weniger abbauwürdige Brennstoffvorkommen genutzt werden können. Bei den bekannten
Untertagevergasungsverfahren werden von der Erdoberfläche Bohrlöcher bis in die Lagerstätte
des Brennstoffs niedergebracht-. Über diese Bohrlöcher wird das Brennstofflager durch
einen geeigneten Prozeß aufgeschlossen, wobei eine Erhöhung der bereits mehr oder
weniger vorhandenen Gasdurchlässigkeit des Brennstoffs eintritt. Anschließend wird
in das aufgeschlossene Brennstofflager über eines oder mehrere Bohrlöcher das Vergasungsmittel
eingeführt und die Vergasungsreaktion durch Zündung gestartet. Als Vergasungsmittel
werden Luft, mit Sauerstoff angereicherte Luft oder mit Wasserdampf vermischte Luft
verwendet. Bei der Untertagevergasung laufen die nachfolgend aufgeführten bekannten
Vergasungsreaktionen ab:
C + O2 = C02 + 97,0 kcal
C + 1/2 02 = CO + 29,3 kcal
C + CO2 = 2C0 - 38,4 kcal
CO + 1/2 O2 = C02 + 68,2 kcal
C + H2O = CO + H2-28,3 kcal
CO + H20 = C02 + H2+10,11 kcal
[0003] Das bei der Untertagevergasung entstehende Gas hat bei Verwendung von 60% Sauerstoff
und 40% Wasserdampf als Vergasungsmittel einen Heizwert von ca. 1350 kcal/Nm
3. Dieses Gas wird über die Bohrlöcher aus dem Brennstofflager geförert und kann als
Heizgas oder - nach entsprechender Vorbehandlung - als Synthesegas verwendet werden.
[0004] Der Aufschluß des Brennstofflagers vor der eigentlichen Untertagevergasung ist erforderlich,
um das Brennstofflager für das Vergasungsmittel und das entstehende Gas genügend durchlässig
zu machen. Für den Aufschluß des Brennstofflagers können folgende bekannte Aufschlußprozesse
verwendet werden:
1. Widerstandsverfahren: Hierbei werden in die Bohrlöcher Elektroden eingebracht,
und an die Elektroden wird ein Strom angelegt, der das Brennstofflager erhitzt und
im Brennstoff verkokte Zonen schafft, die für Gase durchlässig sind.
2. Kanalbrennverfahren: Bei diesem Verfahren werden in das Brennstofflager Kanäle
eingebrannt.
3. Hydraulische Bohrlochbehandlung: Hierbei werden im Brennstofflager durch eingepreßte
Flüssigkeiten Risse erzeugt.
4. Direktes Bohren: Bei diesem Verfahren werden von den senkrechten Bohrlöchern abgelenkte
Bohrlöcher in das Brennstofflager bis zum nächsten senkrechten Bohrloch vorgetrieben.
Im Anschluß daran kann das abgelenkte Bohrloch noch durch Ausbrennen erweitert werden.
[0005] Die bekannten Aufschlußprozesse haben den Nachteil, daß insbesondere die in den festen
Brennstoffen vorhandenen flüchtigen organischen Bestandteile nicht entfernt werden.
Dies führt dazu, daß bei der eigentlichen Untertagevergasung die flüchtigen Bestandteile
aus dem vergasten Lagerabschnitt ausgetrieben werden und die im benachbarten Lagerabschnitt
vorhandenen gasdurchlässigen Poren und Risse verkleben. Außerdem wird das im festen
Brennstoff vorhandene Wasser durch die bekannten Aufschlußprozesse nicht entfernt,
was dazu führt, daß der Heizwert des durch Untertagevergasung erzeugten Gases entsprechend
herabgesetzt wird.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Untertagevergasung fester
Brennstoffe zu schaffen, bei dem die im festen Brennstoff enthaltenen flüchtigen Bestandteile
gewonnen werden können und das ein Gas mit hohem Heizwert liefert. Außerdem soll die
Lenkbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Untertagevergasung mit der Erfindung verbessert
werden-Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der Brennstoff
durch Behandlung mit einem im überkritischen Zustand befindlichen Gas unter Tag aufgeschlossen
wird, wobei sich die im Brennstoff enthaltenen flüchtigen organischen Verbindungen
sowie Wasser im überkritischen Gas lösen, und daß aus der beladenen überkritischen
Gasphase die in ihr gelösten organischen Verbindungen sowie das gelöste Wasser durch
Druckerniedrigung und/oder Temperaturänderung-über Tag in wenigstens zwei Fraktionen
abgeschieden werden. Aus der DE-AS 1 493 190 ist zwar ein Verfahren zur Trennung organischer
Stoffgemische durch Behandlung der Gemische mit einem überkritischen Gas und anschließender
Abscheidung der in der überkritischen Gasphase gelösten Stoffe durch Druckerniedrigung
und/oder Temperaturerhöhung bekannt; für den Fachmann ist es aber nicht naheliegend,
überkritische Gase bei der Untertagevergasung fester Brennstoffe als Aufschlußmittel
einzusetzen, da nicht erwartet werden konnte, daß insbesondere die flüchtigen organischen
Verbindungen aus dem festen Brennstoff in vorteilhafter Weise unter Tag extrahiert
und über Tag zurückgewonnen werden können. Durch die Extraktion der flüchtigen Bestandteile
wird verhindert, daß sie die gasdurchlässigen Poren des Brennstoffs beim Vergasungsprozeß
verkleben und so die Gasdurchlässigkeit des Brennstoffs nachteilig beeinflussen. Außerdem
ist es vorteilhaft, daß das im Brennstoff vorhandene Wasser durch das überkritische
Gas weitgehend aufgenommen wird, wodurch sich der Heizwert des bei der Untertagevergasung
erzeugten Gases entsprechend erhöht. Durch die nach der Erfindung vorgesehene fraktionsweise
Abscheidung der aus dem Brennstoff extrahierten gasförmigen und flüssigen organischen
Verbindungen sowie des Wassers können in voreilhafter Weise Rohstoffe, insbesondere
aromatische Kohlenwasserstoffe, gewonnen werden. Die Abscheidung der gelösten Stoffe
kann nach der Erfindung allein durch Druckerniedrigung oder allein durch Temperaturänderung
(Temperaturerhöhung oder Temperatursenkung) oder durch gleichzeitige Druckerniedrigung
und Temperaturänderung (Temperaturerhöhung oder Temperatursenkung) erfolgen.
[0007] Nach der Erfindung ist es besonders vorteilhafte wenn das im überkritischen Zustand
befindliche Gas bei seinem Eintritt in das Brennstofflager eine Temperatur von 10
bis 100 C über seiner kritischen Temperatur und einen Druck von 2 bis 300 bar über
seinem kritischen Druck hat. Durch diese Zustandsbedingungen wird sichergestellt,
daß das Gas.einerseits auch im Brennstofflager seinen überkritischen Zustand beibehält
und andererseits mit einem wirtschaftlich vertretbaren Energieaufwand in das Brennstofflager
eingebracht wird. Ferner ist nach der Erfindung vorgesehen, daß die Temperatur des
überkritischen Gases auf seinem Extraktionsweg unter Tag so abnimmt, daß es bei seinem
Austritt aus dem Brennstofflager eine Temperatur aufweist, die 5 bis 15°C über seiner
kritischen Temperatur liegt. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß sich das überkritische
Gas auf seinem Extraktionsweg laufend mit einer größeren Menge an extrahierten Verbindungen
belädt, da das Lösungsvermögen überkritischer Gase in einem Temperaturbereich, der
wenig oberhalb der kritischen Temperatur liegt, in der Regel ein Optimum aufweist
und mit steigenderTemperatur abnimmt. Durch den nach der Erfindung unter Tag vorgesehenen
Temperaturgradienten des überkritischen Gases wird also vermieden, daß extrahierte
Stoffe vor dem Austritt der überkritischen Gasphase aus dem Brennstofflager ausfallen
und die gasdurchlässigen Poren des Brennstoffs verkleben. Die Erfindung schlägt auch
vor, daß die Eintrittstemperatur des überkritischen Gases in das Brennstofflager während
des Aufschlusses um 2 bis 500C gesenkt wird. Dadurch wird das Extraktionsvermögen
des überkritischen Gases während des Aufschlusses des Brennstofflagers laufend gesteigert,
und die Verringerung der Extraktionsgeschwindigkeit, die von der Abnahme der zu extrahierenden
Stoffmenge während des Aufschlusses verursacht wird, kann durch die Steigerung des
Lösungsvermögens des überkritischen Gases ausgeglichen werden. Dadurch, daß die Eintrittstemperatur
des überkritischen Gases in das Brennstofflager während des Aufschlusses gesenkt wird
und die Austrittstemperatur des überkritischen Gases aus dem Brennstofflager nur wenig
oberhalb der kritischen Temperatur des Gases liegt, wandert die Zone, innerhalb der
das überkritische Gas eine maximale.Extraktionswirkung hat, in vorteilhafter Weise
entgegengesetzt zur Strömungsrichtung des überkritischen Gases. Das eifindungsgemäße
Verfahren kann mit besonders gutem Erfolg durchgeführt werden, wenn zum Aufschluß
des Brennstoffs C0
2 verwendet wird, da überkritisches C0
2 sowohl für Wasser als auch für die im festen Brennstoff enthaltenen organischen Verbindungen
ein hinreichend gutes Lösungsvermögen besitzt und ohne aufwendige Sicherheitsvorkehrungen
eingesetzt werden kann. Außerdem hat CO
2 einen kritischen Druck von p
krit = 73,9 bar und eine kritische Temperatur von T
krit 31°C, die seinen Einsatz zum Aufschluß unterirdischer Kohlevorkommen für die Untertagevergasung
wirtschaftlich sinnvoll erscheinen lassen, zumal in vielen Brennstofflagern eine Temperatur
herrscht, die oberhalb der kritischen Temperatur des CO
2 liegt. Nach der Erfindung ist ferner vorgesehen, daß zum Aufschluß des Brennstoffs
Äthan, Äthen, Propan oder Mischungen dieser Gase verwendet werden. Bei der Anwendung
dieser erfindungsgemäßen Verfahrensmaßnahme ist allerdings darauf zu achten, daß Sicherheitsrisiken
vermieden werden.
[0008] Der Gegenstand der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert.
Für die Untertagevergasung sind insbesondere Kohlevorkommen geeignet, für die ein
bergmännischer Abbau nicht lohnend erscheint und die insbesondere keine wasserführenden
Schichten enthalten. Das Verfahren kann aber auch bei Ölschiefer- und Ölsand-Lagerstätten
angewendet werden, wenn die geologischen Verhältnisse dies zulassen. Voraussetzung
für die Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist nämlich eine dichte Lagerstätte,
aus der die beladene überkritische Gasphase nahezu vollständig zurückgewonnen werden
kann.
[0009] In ein derartiges Kohlevorkommen 1 werden zwei senkrechte Bohrlöcher 2a, 2b niedergebracht.
Über das Bohrloch 2a wird das zum Auschluß verwendete überkritische C0
2 in das Kohlevorkommen 1 gefördert. Anstelle des überkritischen C0
2 können auch überkritische Propan, Äthan, Äthen oder Mischungen dieser gasförmigen
Kohlenwasserstoffe verwendet werden, wobei allerdings gewährleistet sein muß, daß
durch die Verwendung dieser Gase keine Sicherheitsrisiken entstehen. Das überkritische
C0
2 hat bei seinem Eintritt in das Brennstofflager eine Temperatur von ca. 60° und einen
Druck von ca. 300 bar. Das überkritische C0
2 diffundiert durch das Kohielager und belädt sich dabei mit flüchtigen organischen
Verbindungen sowie mit Wasser. Der Wassergehalt der Kohle liegt im Durchschnitt bei
ca. 1 Gew.-%, und dieses Wasser wird in der Regel von der überkritischen Gasphase
aufgenommen, da sie sich bis zur Sättigung mit Wasser belädt. Das Wasser-aus stark
wasserhaltigen oder wasserführenden Brennstoffschichten wird nur zum Teil von der
überkritischen Gasphase extrahiert.
[0010] Je weiter der Aufschluß des Kohlevorkommens fortschreitet, desto mehr Diffusionskanäle
werden.geschaffen, so daß eine hohe Permeabilität des Kohlevorkommens für Gase erreicht
wird. Die beladene überkritische Gasphase 4 tritt am Bohrloch 2b aus und wird in ihre
Bestandteile aufgetrennt. Das Verhältnis von überkritischer Gasmenge zu aufgeschlossener
Kohlemenge liegt zwischen 1 : 3 und 1 : 10.
[0011] Zur Trennung der beladenen überkritischen Gasphase gelangt diese nacheinander in
5 Fraktioniereinrichtungen 5a, 5b, 5c, 5d, 5e. In diesen Fraktioniereinrichtungen
werden aus dem überkritischen C0
2 die gelösten organischen Verbindungen entsprechend ihrem Molekulargewicht sowie das
gelöste Wasser durch Druckerniedrigung und/oder Temperaturänderung in bekannter Weise
abgeschieden. Das regenerierte Aufschlußmittel 6 wird in der Pumpe 7 auf den zum Aufschluß
des Brennstoffs erforderlichen überkritischen Druck komprimiert und im Wärmetauscher
8 auf die erforderliche überkritische Temperatur erwärmt. Es gelangt anschließend
im überkritischen Zustand in das Bohrloch 2a. Da während des Aufschlusses eine bestimmte
Aufschlußmittelmenge verloren geht, wird aus dem Vorratstank 9 ständig neues Gas -
im vorliegenden Fall C0
2 - in den Kreislauf gefördert.
[0012] Bei Laboruntersuchungen wurde festgestellt, daß eine überkritische Gasphase, die
aus Kohlenwasserstoffen besteht, bis zu 50 Gew.-% der extrahierten Kohle aufnimmt.
Der aus der überkritischen Gasphase zurückgewonnene Extrakt besteht aus leicht-, mittel-
und schwerflüchtigen organischen Verbindungen und aus geringen Wassermengen. Eine
Hydrierung des Extraktes liefert folgende Produkte:

1. Verfahren zur Untertagevergasung fester Brennstoffe, bei dem der unter der Erdoberfläche
lagernde Brennstoff zunächst aufgeschlossen und dann durch eine chemische Reaktion
mit einem Vergasungsmittel in einen gasförmigen Brennstoff umgewandelt wird, dadurch
gekennzeichnet , daß der Brennstoff durch Behandlung mit einem im überkritischen Zustand
befindlichen Gas unter Tag aufgeschlossen wird, wobei sich die im Brennstoff enthaltenen
flüchtigen organischen Verbindungen sowie Wasser im überkritischen Gas lösen, und
daß aus der beladenen überkritischen Gasphase die in ihr gelösten organischen Verbindungen
sowie das gelöste Wasser durch Druckerniedrigung und/oder Temperaturänderung über
Tag in wenigstens zwei Fraktionen abgeschieden werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das im überkritischen Zustand
befindliche Gas bei seinem Eintritt in das Brennstofflager eine Temperatur von 10
bis 100°C über seiner kritischen Temperatur und einen Druck von 2 bis 300 bar über
seinem kritischen Druck hat.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des überkritischen Gases auf seinem Extraktionsweg unter Tag so abnimmt, daß es bei
seinem Austritt aus dem Brennstofflager eine Temperatur aufweist, die 5 bis 15°C über
seiner kritischen Temperatur liegt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadruch gekennzeichnet, daß die Eintrittstemperatur
des überkritischen Gases in das Brennstofflager während des Aufschlusses um 2 bis
50°C gesenkt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zum Aufschluß
des Bremnstoffs C02 verwendet wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zum Aufschluß
des Brennstoffs Äthan, Ähten, Propan oder Mischungen dieser Gase verwendet werden.