[0001] Es ist bekannt, daß in der Kälte aus Mineralölen, wie zum Beispiel Rohöl, Dieselkraftstoff
oder Heizöl das darin enthaltene Paraffin auskristallisiert. Dies führt zu störenden
Ablagerungen in den ölfeldeinrichtungen oder zur Verstopfung von Vorfiltern von Dieselmotoren
und Feuerungsanlagen, so daß es in den Wintermonaten zum Ausfall dieser Anlagen kommen
kann. Um dies zu vermei-' den, setzt man als Mineralöladditive Ethylen-Vinylacetat
Copolymerwachse, Ethylen- Acrylsäureester-Copolymere oder Polyisobutylen zu. Diese
Produkte haben jedoch nur eine geringe Löslichkeit und sind daher in ihrer Wirksamkeit
nicht befriedigend. Es stellte sich daher die Aufgabe, wirksamere Additive zu finden,
die ein derartiges Auskristallisieren von Paraffin verhindern und so die Fließfähigkeit
von Mineralölen verbessern.
[0002] Eswurde nun gefunden, daß man die Fließfähigkeit von Mineralölen verbessern kann,
indem man dem Mineralöl ein Vinylsäureamid-Ethylen Copolymerisat zugibt.
[0003] Diese Copolymerisate werden erhalten durch Hochdruckpolymerisation in Gegenwart von
Radikale bildenden Verbindungen bei Drücken von ca. 1000 bis 8000,vorzugsweise 1500
bis 2500 bar, Temperaturen von 100 bis 350, vorzugsweise 200 bis 350°C und einer mittleren
Verweilzeit bis maximal 150 Sekunden. Das für die Polymerisation verwendete Ethylen
wird in der für Polymerisationsreaktionen üblichen Reinheit von mindestens 99,9 %
eingesetzt'. Als Vinylsäureamide kommen beispielsweise Vinylformamid, Vinylacetamid,
Vinyl-N-methylacetamid und Vinylpropionamid in Frage. Der Anteil des Vinylsäureamids
in dem Copolymeren beträgt 0,1 bis 40 Gew.-% und dementsprechend der Anteil des Ethylens
99,9 bis 60 Gew.-%.
[0004] Vorzugsweise wird Vinyl-N-methylacetamid in Mengen von 0,5 bis 30 Gew.-% mit Ethylen
mischpolymerisiert.
[0005] Daneben kann das Copolymerisat noch bis zu 40 Gew.-% weitere, mit Ethylen copolymerisierbare
Monomere enthalten, insbesondere Acrylsäureester und Vinylester wie beispielsweise
Methylacrylat, Ethylacrylat, Butylacrylat, 2-Ethyl-hexylacrylat oder Essigsäurevinylester.
Außerdem kommen andere mit Ethylen copolymerisierbare Monomere in Frage wie zum Beispiel
C
3- bis Cg-Alkene, Vinyl- und Alkenyläther, Vinyl- und Alkenylalkohole, N-Vinyl- und
N-Alkenylverbindungen, wie N-Vinylpyrrolidon, N-Vinylcarbazol, N-Vinylcaprolactam,
Acryl- und Methacrylamide, Acryl- und Methacrylnitrile, Alkenylhalogenide wie Vinylfluorid
und Vinylidenfluorid, Vinyl- und Alkenylketone, Vinyl- und Alkenylsulfone und -sulfonate
und Styrol. Außer ethylenisch ungesättigten Verbindungen können auch Kohlenmonoxid
und Schwefeldioxid mit einpolymerisiert werden.
[0006] Die Polymerisation erfolgt unter den oben angegebenen Bedingungen in Gegenwart katalytischer
Mengen von Radikale bildenden Initiatoren, etwa mit 2 bis 250 Mol-ppm Sauerstoff,
bezogen auf das Ethylen. Neben Sauerstoff können als Initiator auch Peroxide wie tert.-Butylperbenzoat
Dilauroylperoxid, Di-tert.-Butylperoxid oder Azo-buttersäuredinitril in Mengen von
2 bis 200 Mol-ppm, bezogen auf Ethylen, verwendet werden. Die Einstellung des Molekulargewichts
erfolgt durch Zugabe von Moderatoren in Mengen von 2 bis 25 Vol-% in Abhängigkeit
von dem gewünschten Molekulargewicht. Angestrebt werden niedermolekulare Copolymerisate
mit Molgewichten von 500 bis 10 000, bestimmt nach K. Rast, Ber. 550, 1922 S. 1051
u. 3727. Als Moderatoren können dienen aliphatische Alkohole und Carbonylverbindungen,
gesättigte und ungesättigte Kohlenwasserstoffe, chlorierte Kohlenwasserstoffe und
Wasserstoff.
[0007] Die so erhaltenen Copolymere aus Ethylen und Vinylsäureamid zeigen eine Verbesserung
der Fließeigenschaften bei Mineralölen wie Mitteldestillaten der Rohöldestillation
und auch beim Rohöl selbst, weil sie das Kristallwachstum des in der Kälte ausfallenden
Paraffins beeinflussen in der Weise, daß die Paraffinkristalle klein bleiben und nicht
agglomerieren, so daß sie die Filter passieren können. Man gibt diese Copolymerisate
dem Mineralöl normalerweise zu in Form von ca. 40 - 45 %igen Lösungen in einem aromatischen
Kohlenwasserstoff. Die Menge an Copolymerisat bezogen auf das Mineralöl soll 0,001
bis 2, vorzugsweise 0,005 bis 0,5 Gew.-% betragen. Es versteht sich, daß man diese
Copolymeren allein oder auch zusammen mit anderen öladditiven verwenden kann, wie
beispielsweise mit anderen Stockpunkterniedrigern oder Entwachsungshilfsmitteln, Korrosionsinhibitoren,
Antioxidantien oder Schlamminhibitoren. Darüberhinaus eignen sich die N-Ethylen-Vinylsäureamid-Copolymere
auch als Kleber, als Beschichtungsmaterialien, zur Herstellung von Stretch-, Skin-
und Schrumpffolien, zum Spritzgießen sowie zur Rohr- und Kabelummantelung.
Beispiel 1:
[0008] Ein Reaktionsgemisch bestehend aus 98,7 Gew.-% Ethylen und 1,3 Gew.-% Vinyl-N-methylacetamid
(VIMA) wird auf 2000 bar komprimiert. Die Polymerisation wird mit 30 ppm Butylperoktoat
(in Form einer Benzinlösung) initiiert. Die Reaktionstemperatur beträgt 218°C. Der
Schmelzindex des erhaltenen Copolymers liegt bei 2,7 g/10 min, die Dichte beträgt
0,927 g/cm
3. Es enthält 0,9 Gew.-% VIMA in polymer gebundener Form.
[0009] Die mechanischen Werte des Copolymers betragen:

Beispiel 2:
[0010] Ein Reaktionsgemisch bestehend aus 94,3 Gew.-% Ethylen und 5,7 Gew.-% VIMA wird auf
2100 bar verdichtet. Die Polymerisation wird mit 35 ppm t-Butylperoktoat initiiert.
Die Reaktionstemperatur beträgt 210°C. Es werden 5,7 Gew.-% VIMA eingebaut. Der Schmelzindex
des erhaltenen Copolymers liegt bei 1,8 g/10 min. die Dichte beträgt 0,92
9 g/cm
3.
[0011] Die mechanischen Werte des Copolymers betragen:

Beispiel 3:
[0012] Ein Reaktionsgemisch bestehend aus 88,8 Gew.-% Ethylen und 11,2 Gew.-% VIMA wird
auf 2100 bar verdichtet und bei einer Temperatur um 210°C mit Hilfe von 40 ppm Butylperoktoat
als Initiator polymerisiert. Man erhält ein Mischpolymerisat mit 10,3 Gew.-% VIMA,
einem Schmelzindex von 4,3 g/10 min und einer Dichte von 0,931 g/cm
3. Die mechanischen Werte des Copolymers betragen:

[0013] Die Streckspannung und die Reißfestigkeit wurden nach DIN 53 455 und die Schlagzugzähigkeit
nach DIN 53 448 bestimmt.
Beispiel 4:
[0014] Ein Mitteldestillat mit Siedebeginn 178°C, 5 % Punkt 201°C, 95 % Punkt 359°C, Siedeende
376°C und Cloudpunkt -1°C wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung in Xylol
eines Copolymers aus 95 Gew.-% Ethylen und 5 Gew.-% Vinylmethylacetamid mit einer
Viskosität von 600 mPas. Das so behandelte Mitteldestillat zeigte einen CFPP-Wert
von -11°C.
Beispiel 5:
[0015] Ein Mitteldestillat gemäß Beispiel 4 wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung
in Xylol eines Copolymers aus 70 Gew.-% Ethylen, 25 Gew.-% t-Butylacrylat und 5 Gew.-%
Vinylmethylacetamid mit einer Viskosität von 600 mPas. Das so behandelte Mitteldestillat
zeigte einen CFPP-Wert von -13°C.
Beispiel 6:
[0016] Ein paraffinreiches Mitteldestillat mit Siedebeginn 172°C, 5 % Punkt 190°
C, 95 % Punkt 359°C, Siedeende 384°C und einem Cloudpunkt von + 8°C wurde versetzt
mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung in Xylol eines Copolymers aus 90 Gew.-% Ethylen
und 10 Gew.-% Vinylmethylacetamid mit einer Viskosität von 600 mPas. Das so behandelte
Mitteldestillat zeigte einen CFPP-Wert von -6°C.
Beispiel 7:
[0017] Ein Mitteldestillat nach Beispiel 6 wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung
in Xylol eines Copolymers aus 86,8 Gew.-% Ethylen, 6,6 Gew.-% Vinylacetat und 6,6
Gew.-% Vinylmethylacetamid mit einer Viskosität von 600 mPas. Das so behandelte Mitteldestillat
hatte einen CFPP-Wert von -6°C.
Beispiel 8:
[0018] Ein Mitteldestillat mit Siedebeginn 167°C, 5'% Punkt 175°C, 95 % Punkt 372°C und
Cloudpunkt + 5°C wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung in Xylol eines Copolymers
aus 68 Gew.-% Ethylen und 32 Gew.-% Vinylacetat mit einer Viskosität von 900 mPas.
Das-so behandelte Mitteldestillat zeigte einen CFPP-Wert von -8°C.
[0019] Gibt man zu diesem Mitteldestillat die gleiche Menge eines Copolymers aus 75 Gew.-%
Ethylen und 25 Gew.-% Vinylmethylacetamid mit einer Viskosität von 500 mPas so wurde
ein CFPP-Wert von -11°C gemessen.
[0020] Gibt man zu dem Mitteldestillat die gleiche Menge eines Gemischs der zuvor beschriebenen
Copolymerisate im Verhältnis 1:1 so erhält man für das Mitteldestillat einen CFPP-Wert
von -16°C
Vergleichsbeispiel A
[0021] Ein Mitteldestillat gemäß Beispiel 4 wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung
in Xylol eines Copolymers aus 70 Gew.-% Ethylen und 30 Gew.-% t-Butylacrylat mit einer
Viskosität von 600 mPas. Das so behandelte Mitteldestillat zeigte einen CFPP-Wert
von -7°C.
Vergleichsbeispiel B
[0022] Das Mitteldestillat nach Beispiel 6 wurde versetzt mit 300 ppm einer 45 %igen Lösung
in Xylol eines Copolymers aus 85 Gew.-% Ethylen und 15 Gew.-% Vinylacetat mit einer
Viskosität von 1500 mPas. Das so behandelte Mitteldestillat zeigte einen CFPP-Wert
von + 1°C.
[0023] Die Viskosität in den obigen Beispielen wurde bei 140°C im Rotationsviskosimeter
(Rotovisko) gemessen. Der CFPP-Wert ist der Kalt-Filterverstopfungspunkt und gibt
die Temperatur an, bei der das öl in der Testapparatur nicht mehr fließt. Dieser Test
ist beschrieben in "Journal of the Institute of Petroleum", Bd. 52, Nr. 510, Juni
1966, S. 173 - 185 sowie in DIN 51 428.
[0024] Das erfindungsgemäß zu verwendende Copolymer bringt nicht nur dann eine wesentliche
Verbesserung der Fließeigenschaften bei Mineralölen und Mineralölprodukten mit sich
wenn es allein eingesetzt wird, sondern zeigt darüberhinaus auch einen ausgeprägten
synergistischen Effekt bei der Mitverwendung anderer Copolymere als Stockpunkterniedriger.
Dies wird aus dem Beispiel 8 deutlich, wo für das Gemisch aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymer
und Ethylen-Vinylmethylacetamid-Copolymer ein deutlich besserer Effekt gemessen wurde
als für die gleiche Menge jedes dieser beiden Copolymere allein.
1. Verfahren zur Verbesserung der Fließfähigkeit von Mineralölen, dadurch gekennzeichnet,
daß man dem Mineralöl ein Vinylsäureamid-Ethylen-Copolymerisat zugibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Mineralöl ein Copolymerisat
aus 60 bis 99,9 Gew.-% Ethylen und 0,1 bis 40 Gew.-% Vinylsäureamid zugibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Mineralöl ein Vinylsäureamid-Ethylen-Copolymerisat
zugibt, das zusätzlich bis zu 40 Gew.-% eines mit Ethylen copolymerisierbaren Monomeren
enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Copolymer dem Mineralöl
in einer Menge von 0,001 bis 2 Gew.-% zugibt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Vinylsäureamid-Ethylen-Copolymerisat
zusammen mit anderen Copolymerisaten einsetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Vinylsäureamid-Ethylen-Copolymerisat
zusammen mit einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymer einsetzt.