[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine elektrische Arbeitseinrichtung für den Bohrkopf
oder einen ähnlichen, eine drehende Arbeitsbewegung ausführenden Teil einer Vortriebsmaschine
für Tunnel, Strecken od.dgl., namentlich Tunnelbohrmaschine, wobei die Drehzahl des
elektrischen Bohrkopf-Antriebs (ein Motor oder insbesondere mehrere mechanisch zum
Parallelbetrieb gekuppelte Elektromotoren) stufenlos einstellbar ist.
[0002] In ihrer Drehzahl stufenlos regulierbare Antriebe für Tunnelbohrmaschinen od.dgl.
sind erwünscht oder erforderlich, um u.a. eine optimale Anpassung an die Gebirgseigenschaften
sowie einen schonenden, vibrationsarmen Bohrbetrieb zu ermöglichen. Diese Forderung
konnte bisher praktisch nur durch einen hydrostatischen Antrieb verwirklicht werden.
Stufenlos regelbare hydrostatische Antriebe benötigen viel Platz für die Antriebsaggregate
und haben einen niedrigen Gesamtwirkungsgrad. Dem an sich denkbaren Einsatz von Gleichstrom-Kollektormotoren
stehen erhebliche Schwierigkeiten entgegen, so z.B. ihre Baugröße und die Empfindlichkeit
gegen Staub. Polumschaltbare Drehstrommotoren sind zwar robust, gestatten aber nur
die Einstellung weniger Drehzahlen.in Stufen, so daß eine kontinuierliche Regelung
nicht möglich ist.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, einen stufenlos einstellbaren oder geregelten elektrischen
Drehantrieb für Vortriebsmaschinen zu schaffen, der sich unter den beschränkten Platzverhältnissen
gut unterbringen läßt und sich durch günstige Betriebseigenschaften auszeichnet. Dabei
strebt die Erfindung auch eine vorteilhafte Ausbildung eines solchen Antriebs im einzelnen
an. Mit der Gesamtaufgabe zusammenhängende weitere Probleme, mit denen sich die Erfindung
befaßt, ergeben sich aus der jeweiligen Erläuterung der aufgezeigten Lösung.
[0004] Die Erfindung sieht vor, daß der Bohrkopf-Antrieb wenigstens einen Drehstrom-Asynchron-Motor
enthält, zu dessen Versorgung ein der Vortriebsmaschine zugeordneter Umrichter mit
Regeleinrichtung vorgesehen ist, mittels dessen der Bohrkopf-Antrieb mit Strom von
veränderbarer Frequenz zu speisen ist und der in einer den Einsatzbedingungen entsprechenden
hohen Schutzart ausgeführt ist.
[0005] Damit ist eine sehr günstige Lösung für den stufenlosen Antrieb bei einer Vortriebsmaschine
gefunden. Unter Verwendung robuster, verschleißfreier und wartungsarmer Motoren ist
ein betriebssicherer und wirtschaftlicher Antrieb geschaffen. Wegen des guten Gesamtwirkungsgrades
ist die zur Verfügung zu stellende Versorgungsleistung geringer als in anderen Fällen.
Im Vergleich zu dem System bei einem hydrostatischen Antrieb werden stoßfreie Anlaufvorgänge
ermöglicht und es wird weniger Platz für die Versorgungseinheit benötigt. Das gesamte
Aggregat ist sauber, so daß auch keine nachteiligen Umweltbeeinflussungen auftreten,
wie sonst etwa durch Leckage usw. Gegenüber den bei. einem hydraulischen System benötigten
Schlauchleitungen mit hoher Literleistung ergibt sich bei dem erfindungsgemäßen Antrieb
eine wesentlich einfachere Montage der flexiblen Motorleistungskabel. Auch der Geräuschpegel
kann im Vergleich zu.den von hochtourigen Motoren angetriebenen Pumpen bei hydrostatischen
Systemen niedriger gehalten werden.
[0006] Der Umrichter, der insbesondere spritzwassergeschützt und staubdicht ausgeführt wird
(z.B. Schutzart IP 65), ist vorteilhaft ein sog. Zwischenkreis-Umrichter mit eingeprägtem
Strom. Hierbei. handelt es sich um eine ausgereifte und betriebssichere Technik..In
einem solchen Umrichter wird eine Gleichspannung in eine Wechselspannung von gewünschter
Frequenz und Höhe umgeformt.
[0007] Eine für den Umrichtebetrieb vorgesehene Zwischenkreisdrossel wird vorteilhaft räumlich
für sich getrennt von einem den Umrichter enthaltenden Schaltschrank angeordnet. Letzterer
wird dadurch von der in der Zwischenkreisdrossel entstehenden Wärme freigehalten.
[0008] In weiterer Ausgestaltung ist zur Abfuhr von Wärme von wenigstens einem Teil der
Einrichtung ein Wärmetauscher vorgesehen. Hierdurch läßt sich trotz vollständiger
Kapselung des einen oder anderen Aggregats eine wirksame Kühlung erzielen. Der Wärmetauscher
ist zweckmäßig als Wasser/Luft-Kühler ausgebildet. Luft, die innerhalb des Aggregats
umgewälzt wird, wird dabei durch das kältere Wasser abgekühlt. Das Wasser kann in
einem geschlossenen Kreislauf fließen und dabei gekühlt werden..Falls am Einsatzort
Wasser zur Verfügung steht, kann solches auch. angesaugt und nach dem Durchgang durch
den Wärmetauscher wieder abgelassen werden.
[0009] Der Bohrkopf-Antrieb bzw. die Motoren desselben können mit einer direktwirkenden
Wässerkühlung versehen sein, wenn eine Selbstkühlung bei kleinen Drehzahlen nicht
ausreicht.
[0010] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist der Bohrkopf-antrieb vom Umrichterbetrieb
auf unmittelbaren Netzbetrieb und umgekehrt umschaltbar. Falls in der Regelelektronik,
an Umrichterbauteilen oder sonst eine Störung auftritt, kann dann der Betrieb der
Maschine dadurch aufrechterhalten werden, daß die Motoren unmittelbar vom Netz her
versorgt werden. Wenn die Motoren des Bohrkopf-Antriebs als polumschaltbare Drehstrom-Kurzschlußläufermotoren
ausgebildet sind, wie es die Erfindung insbesondere vorsieht, kann dann sogar noch
mit verschiedenen Drehzahlen gearbeitet werden, wodurch sich die Verfügbarkeit der
Anlage erhöht.
[0011] Weist der Bohrkopf-Antrieb mehrere Motoren auf, wie es zweckmäßig ist, so werden
diese parallel.arbeitenden Motoren vorzugsweise von einem gemeinsamen Umrichter in
Sammelschienenspeisung versorgt. Die Motoren können in üblicher Weise mechanisch untereinander
gekuppelt sein. Es ergibt sich dabei eine problemlose Lastverteilung der Antriebe
untereinander. Es fällt jedoch auch in den Rahmen der Erfindung, bei mehreren Motoren
jeden derselben einzeln zu versorgen.
[0012] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines Ausführungsbeispieles, aus der zugehörigen Zeichnung und aus den
Ansprüchen. Es zeigen:
Fig. 1 eine Tunnelbohrmaschine mit elektrischem Bohrkopf-Antrieb und
Fig. 2 eine Einrichtung zur Versorgung der Motoren der Tunnelbohrmaschine nach Fig.
1.
[0013] Die in Fig. 1- gezeigte Tunnelbohrmaschine 1 weist einen Maschinenkörper 2 auf, auch
Innenkelly genannt, an dessen vorderem Ende ein mit Schneidrollen 4 od.dgl. bestückter
Bohrkopf 3 drehbar gelagert ist. Dieser wird von vier parallel arbeitenden Drehstrom-Asynchron-Motoren
5, insbesondere polumschaltbaren Motoren, über ein mechanisches Getriebe 6 und eine
von diesem ausgehende, im Inneren des Maschinenkörpers 2 verlaufende Welle, die in
Fi.g. 2 bei der Ziffer 7 angedeutet ist, angetrieben. Die Motoren 5 sind mit einer
direktwirkenden Wasserkühlung ausgestattet. In Fig. 2 sind die Kühlkreisläufe schematisch
bei der Ziffer 25 angedeutet.
[0014] Die Tunnelbohrmaschine 1 enthält außerdem eine Verspanneinrichtung 8, auch Außenkelly
genannt, die zwei. Gruppen von je vier gegen die Wandung des aufgefahrenen Tunnels
andrückbaren Spannschilden 9 aufweist. Ebenso wie die Verspanneinrichtung können auch
hier nicht näher erläuterte andere Teile der Tunnelbohrmaschine in üblicher Weise
ausgebildet sein. Ein mit der Maschine durch Zugstangen 10 od.dgl. gekuppelter Nachläufer
11 weist einen Steuerstand 12 und. an diesen anschließend die in Fig. 2 wiedergegebenen
Teile und Aggregate zur Speisung der.Antriebsmotoren 5 auf, wie nachstehend erläutert
wird.
[0015] Wegen der meist.großen Länge der aufzufahrenden Tunnel oder Strecken ist eine Hochspannungsversorgung
oder Mittelspannungsversorgung zweckmäßig, z.H. mit 6 kV, 50 Hz. Diese Energie kann
von einer nicht dargestellten Station über ein auf einer Trommel aufwickelbares Kabel
einem Versorgungstransformator zugeführt werden, der zweckmäßig als Drehstrom-Trockentrafo
ausgebildet und z.B. für eine Typenleistung von 500 kVA ausgelegt ist, wobei die Niederspannung,
die über ein Versorgungskabel 13 einem gekapselten, z.B. in Schutzart IP 54 oder IP
65 ausgeführten Drehstrom-Schaltschrank 14 zugeführt wird, z.B. 500 V oder 380 V betragen
kann. Im Eingang des Schaltschrankea.14 ist ein Leistungsschalter 15 für den gesamten
nachfolgenden Teil der Anlage vorgesehen.
[0016] Von einem Ausgang des Drehstrom-Schaltschrankes 14 führt ein Kabel 16 zu einem Schaltschrank
17, der in Form und Schutzart ebenfalls den Raum- und Umweltbedingungen des Tunnelbaues
angepaßt ist, namentlich spritzwassergeschützt und staubdicht ausgeführt ist. (z.B.
IP 65), und der einen Umrichter sowie elektronische Regelgeräte zur Versorgung und
Regelung der Antriebsmotoren 5 enthält. Zum Abführen der Wärme ist der Schaltschrank
17 mit einem Wärmetauscher in Form eines Wasser/Luft-Kühlers 18 ausgestattet. Das
Wasser wird ständig gekühlt oder als kaltes Frischwasser der Umgebung entnommen und
kühlt seinerseits beim Durchfluß durch ein Rohrschlangensystem 19 die Luft, die im
Inneren des Schaltschrankes 17 durch einen Ventilator od.dgl. umgewälzt wird. Eine
für den Umrichtebetrieb vorgesehene Zwischenkreisdrossel 20 ist als gesonderte Einheit
vor dem Schaltschrank 17 aufgestellt und mit diesem durch ein Kabel verbunden. Sie
ist vorteilhaft als Gießharzdrossel ausgebildet. Ihre Wärme wird durch Konvektion
abgeführt.
[0017] Die Wirkungsweise des Umrichters zur stufenlosen DrehzahlVerstellung der Drehstrommotoren
beruht auf dem Prinzip der Umformung einer Gleichspannung in eine Wechselspannung
von gewünschter Frequenz und Hohe. Die Gleichspannung wird ihrerseits im Umrichter
des Schrankes 17 aus der vom Schaltschrank 14 zugeführten Wechselspannung erzeugt.
Der Umrichter arbeitet dabei. als Zwischenkreisumrichter mit eingeprägtem Strom.
[0018] Im Schaltschrank'.17 ist ein Schaltfeld 21 vorgesehen, von dem aus Kabel 22 zu den
Antriebsmotoren 5 führen, die nach dem Prinzip der Sammelschienenspeisung versorgt
werden. In das Schaltfeld 21 ist außerdem noch ein Kabel 23 eingeführt, das unmittelbar
von einem zweiten Ausgang des Drehstrom-Schaltschrankes 14 herangeführt ist. Die im
Schaltfeld 21 vorgesehenen Geräte sind so ausgebildet, daß die Antriebsmotoren 5 durch
einen Umschaltvorgang wahlweise entweder vom Umrichter im Schaltschrank 17 oder unmittelbar
vom Drehstromnetz aus dem Schaltschrank.14 gespeist werden können.
[0019] Sind die im Schaltfeld 21 vorgesehenen Umschalter auf "Umrichterbetrieb" geschaltet,
können die vier Antriebsmotoren 5 mit Befehl "Start" gemeinsam bis auf eine an einem
nicht gezeigten Sollwertsteller eingestellte Drehzahl stoßfrei hochgefahren werden.
An diesem Sollwertsteller ist die Antriebsdrehzahl stufenlos von z.B. 1500 U/min bis
150 U/min einstellbar. Das maximale Drehmoment des Bohrkopfes 3 wird durch eine Strombegrenzung
im Umrichter limitiert. Bei Erreichen dieses Drehmoments kann durch ein nicht wiedergegebenes
Gerät ein akustisches und/oder optisches Signal gegeben werden. Nach Überschreitung
dieses Drehmoments läßt sich selbsttätig ein Stillsetzen des Antriebs auslösen. Nach
Rücknahme des Vorschubes der Maschine und Quittieren des Signals kann der Bohrkopf
erneut angefahren werden.
[0020] Weil alle Antriebsmotoren 5 mit ihrem Ritzel über einen Zahnkranz im Getriebe 6 mechanisch
miteinander verbunden sind, werden die vier Motoren 5 von dem einen vorgesehenen Umrichter
mit der erforderlichen Summenleistung im Parallelbetrieb versorgt.
[0021] Die zweite mögliche Betriebsweise der Einrichtung ergibt sich, wenn die im Schaltfeld
21 vorgesehenen Umschalter auf "Netzbetrieb" geschaltet.werden. Dann erfolgt die Versorgung
der Motoren 5 unmittelbar vom Drehstromteil im Schaltschrank 14 aus, in dem sich auch
die erforderlichen Schütze für diesen Netzbetrieb befinden. Es können dann die Antri.ebs-
motoren 5 nacheinander eingeschaltet werden. Handelt es sich bei der vorteilhaften
Ausführung um polumschaltbare Motoren, kann die gewünschte Drehzahl an einem Wahlschalter
24 am Schaltschrank 14 vorgewählt werden. Das Betriebsdrehmoment wird an einem Instrument
angezeigt.
[0022] Diese Umschaltmöglichkeit kann grundsätzlich von Nutzen sein und ist dann besonders
vorteilhaft, wenn im Umrichterteil 17 eine Störung auftritt. Der Bedienungsmann der
Maschine ist dann sofort in der Lage, durch Betätigen der Umschalter im Schaltfeld
21 die Versorgung der Antriebsmotoren 5 auf Netzbetrieb umzustellen. Dazu sind keinerlei
elektrische Eingriffe erforderlich..Die Maschine ist sogleich wieder betriebsbereit.
[0023] Alle in der vorstehenden Beschreibung erwähnten bzw. in der Zeichnung dargestellten
Merkmale sollen, sofern der bekannte Stand der.Technik es zuläßt,. für sich allein
oder auch in Kombinationen als unter die Erfindung fallend angesehen werden.
1. Elektrische Antriebseinrichtung für den Bohrkopf oder einen ähnlichen, eine drehende
Arbeitsbewegung ausführenden Teil einer Vortriebsmaschine für Tunnel, Strecken od.dgl.,
namentlich. Tunnelbohrmaschine, wobei. die Drehzahl des elektrischen Bohrkopf-Antriebs
(ein Motor oder insbesondere mehrere mechanisch zum Parallelbetrieb gekuppelte Elektromotoren)
stufenlos einstellbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Bohrkopf-Antrieb wenigstens
einen Drehstrom-Asynchron-Motor (5) enthält, zu dessen Versorgung ein der Vortriebsmaschine
(1) zugeordneter Umrichter mit Regeleinrichtung vorgesehen ist, mittels dessen der
Bohrkopf-Antrieb mit Strom von veränderbarer Frequenz zu speisen ist und der in einer
den Einsatzbedingungen entsprechenden hohen Schutzart ausgeführt ist.
2. Antriebseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Umrichter
ein Zwischenkreis-Umrichter mit eingeprägtem Strom ist.
3. Antriebseinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine für den Umrichtebetrieb
vorgesehene Zwischenkreisdrossel (.20) räumlich für sich getrennt von einem den Umrichter
enthaltenden Schaltschrank (17) angeordnet ist.
4. Antriebseinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Abfuhr von Wärme von wenigstens einem Teil der Einrichtung ein Wärmetauscher (18)
vorgesehen ist.
5. Antriebseinrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Wärmetauscher
(18) als Wasser/Luft-Kühler ausgebildet ist.
6. Antriebseinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Bohrkopf-Antrieb (5) mit einer direktwirkenden Wasserkühlung (25) versehen ist.
7. Antriebseinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine
Umschalteinrichtung (21), mittels derer der Bohrkopf-Antrieb (5) von Umrichterbetrieb
auf unmittelbaren Netzbetrieb und umgekehrt schaltbar ist.
8. Antriebseinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der bzw. die Motoren (5) des Bohrkopf-Antriebs polumschaltbare Drehstrom-Kurzschlußläufermotoren
sind.