[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Hochspannungs-Vakuumröhre, insbesondere eine
Röntgenröhre, mit einer in ihrem Vakuumraum befindlichen Elektrode, die im Betriebszustand
gegenüber einem sie wenigstens teilweise umschliessenden elektrisch leitenden Teil
positive Hochspannung führt, wobei die Elektrode oder ein mit ihr verbundener Teil
mit dem leitfähigen Teil über einen Isolator verbunden ist.
[0002] Eine solche Hochspannungs-Vakuumröhre ist aus der DE-OS 25 06 841 bekannt. Die Elektrode
ist dabei im allgemeinen die Anode der Hochspannungs-Vakuumröhre. Bei Drehanoden-Röntgenröhren
kann die Elektrode aber auch die das gleiche Potential wie die Anodenscheibe führende
die Anodenscheibe tragende Welle sein. Der elektrisch leitende Teil ist in der Regel
der aus Metall bestehende Röhrenkolben einer solchen Röhre bzw. ein Teil davon. Es
kann jedoch auch - bei Drehanoden-Röntgenröhren - ein Metallzylinder sein, der zusammen
mit einem Isolator und der Welle der Drehanodenscheibe rotiert und über ein Lager
mit dem Gehäuse der Röntgenröhre verbunden ist, wie aus der DE-PS 24 55 974 bekannt.
Der Isolator ist in der Regel so geformt, daß sein kegelstumpfförmiger Innenmantel
sich in Achsrichtung von dem Verbindungsbereich mit der Elektrode aus erweitert.
[0003] Bei der bekannten Hochspannungs-Vakuumröhre wird durch die Formgebung des Isolators
erreicht, daß Entladungsvorgänge auf der Isolatoroberfläche unterbunden werden, die
die Betriebssicherheit der Röhre herabsetzen könnten. Bei thermisch stark belasteten
Röhren wird jedoch durch die erhöhte Temperatur des Isolators die Bindungsenergie
von auf der Oberfläche adsorbierten Gasschichten herabgesetzt, so daß durch Elektronen
stimulierte Desorption in erhöhtem Maße stattfinden kann und dadurch Entladungsvorgänge
eingeleitet werden (R.A. Anderson, J.P. Brainard: Machanism of pulsed surface flashover
involving electron-stimulated desorption, J. Appl. Phys. 51, 1414, (1980)).
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Hochspannungs-Vakuumröhre der eingangs
genannten Art so auszugestalten, daß auch bei starker thermischer Belastung die beschriebenen
Entladungsvorgänge weitgehend unterbunden werden. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß im Bereich der Verbindung zwischen dem Isolator und dem leitenden
Teil eine das Potential des leitenden Teils führende Abschirmelektrode in geringem
Abstand vom Isolator vorgesehen ist, die so geformt ist, daß die elektrische Feldstärke
im Verbindungsbereich herabgesetzt wird. Die Erfinder haben erkannt, daß die geschilderten
Entladungsvorgänge im Betriebszustand bei starker thermischer Belastung ihren Ursprung
in dem Bereich der Verbindung zwischen dem Isolator und dem leitenden Teil haben,
der dem elektrischen Feld zwischen dem leitenden Teil und der Elektrode ausgesetzt
ist, insbesondere wenn in diesem Bereich der Isolator-durch eine Hartlötung an den
elektrisch leitenden Teil angelötet ist. Dadurch,daß die Abschirmelektrode das elektrische
Feld in diesem Bereich herabsetzt, werden die geschilderten Entladungsvorgänge weitgehend
unterbunden.
[0005] Die Abschirmelektrode selbst kann auch bei sorgfältiger Bearbeitung (elektropolieren)
noch kleinste Inhomogenitäten aufweisen, die im Betriebszustand Emissionszentren bilden
können. Wenn die aus diesen Emissionszentren emittierten Elektronen auf der Isolatoroberfläche
zur Elektrode (Anode) hin laufen, können sich hieraus wiederum Entladungsvorgänge
ergeben. Um auch diese Möglichkeit zu verringern, sieht eine Weiterbildung der Erfindung
vor, daß die Abschirmelektrode gegenüber dem Isolator so angeordnet ist, daß auf der
von dem leitenden Teil abgewandten Oberfläche der Abschirmelektrode emittierte Elektronen
größtenteils nicht auf die Innenfläche des Isolators treffen können, insbesondere
daß die Abschirmelektrode gegenüber der durch die Innenfläche des Isolators gegebenen
Mantelfläche zurückgesetzt angeordnet ist, derart daß sie von der Fortsetzung der
kegelmantelförmigen Innenfläche des Isolators nicht geschnitten wird.
[0006] Eine andere Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß der Isolator so geformt ist,
daß zwischen ihn und dem leitenden Teil ein zur Abschirmelektrode offener Hohlraum
eingeschlossen wird. Hierbei ist der Bereich der Verbindungsstelle zwischen dem Isolator
und dem leitenden Teil gegen Entladungsträger, die durch den Zwinhenraum zwischen
der Abschirmelektrode und dem Isolator hindurch in Richtung auf den elektrisch leitenden
Teil laufen,.. weitgehend geschützt, so daß die Entladungsvorgänge besonders wirksam
unterbunden werden können.
[0007] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 eine bekannte Röntgenröhre,
Fig. 2 einen Teil einer solchen Röntgenröhre mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung,
Fig. 3 und 4 andere Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Anhand der in Fig. 1 dargestellten bekannten Röntgenröhre sollen zunächst nochmals
die der Erfindung zugrunde liegenden Probleme erläutert werden. Fig. 1 zeigt eine
Röntgenröhre, deren Koleben 1 vollständig aus Metall besteht.. Der Kolben 1 ist im
wesentlichen rotationssymmetrisch aufgebaut. Die Anodenscheibe 2 weist eine abgeflachte
Brennfleckbahn auf, der gegenüber die Kathode 3 angeordnet ist, die über einen Isolator
4 mit einem Metallzylinder 5 verbunden ist, der seinerseits mit dem in diesem Bereich
eine Öffnung aufweisenden Kolben verbunden ist. Die Anode ist an zwei Stellen gehaltert.
Am unteren Ende des Metallkolbens ist ein zur Rotationsachse konzentrischer Zapfen
6 vorgesehen, der ein Lager 7 trägt, das über einen Ring 8 mit dem zylinderförmigen
Rotor 9 verbunden ist. Der Zapfen 6, das Lager 7 und der Ring 8 stellen eine leitende
Verbindung zwischen dem Kolben 1 und dem Rotor 9 her, so daß mit dem Metallkolben
auch der Rotor geerdet ist. Der Ring 8 und mit ihm der Rotor 9 ist über einen weiteren
Ring 15 mit einem Isolator 11 verbunden, der auf einer die Anodenscheibe 2 tragenden
Welle 12 befestigt ist.
[0009] Die Zufuhr der Hochspannung an die Anode erfolgt über ein weiteres Lager 13, das
in einem mit dem Röhrenkolben 1 verbundenen Isolator angebracht ist, der eine konusförmige
Öffnung 16 zur Aufnahme eines Hochspannungssteckers aufweist. Das Kugellager 13 dient
zur Lagerung der Welle 12. Die Hochspannung wird der Anodenscheibe 2 also über das
Lager 13 und die Welle 12 zugeführt.
[0010] Solange die Röntgenröhre thermisch normal belastet wird, finden aufgrund der Form
des Isolators 14 keine Entladungsvorgänge statt. Bei sehr starker thermischer Belastung
jedoch können auch bei einer derartigen Röntgenröhre Entladungsvorgänge auftreten,
insbesondere wenn der Isolator 14 und der Kolben 1 durch eine Hartlötverbindung miteinander
verbunden sind. Der kritische Bereich ist dabei der Bereich 17, in dem der Kolben
1, der Isolator 14 und das Vakuum in der Röhre aneinander angrenzen. Dieser Bereich,
der sich nicht, wie die Zeichnung vermuten läßt, auf einen Punkt beschränkt, sondern
die Welle 12 konzentrisch umschließt, ist dem elektrischen Feld zwischen dem Kolben
1 und der welle 12 ausgesetzt. Er kann bei übermäßiger thermischer Belastung Temperaturen
von weit über 100°C annehmen.
[0011] Fig. 2 zeigt einen Teil des Metallkolbens mit dem Isolator 14 in teilweise aufgebrochener
Darstellung in einem im Vergleich zu Fig. 1 vergrößerten Maßstab mit der erfindungsgemäßen
Abschirmelektrode. Die ringförmige Abschirmelektrode 18 befindet sich in unmittelbarer
Nähe des Endes des Isolators, in dem sich der kritische Bereich 17 befindet, in dem
der Kolben 1, der Isolator und das Vakuum aneinandergrenzen. Die Abschirmelektrode
besteht vorzugsweise aus Reineisen oder einem anderen Metall, z.B. CrNi-Stahl, und
ist konzentrisch zur Welle 12 auf der Innenseite des Metallkolbens 1 angeschweißt.
[0012] Sowohl die Abschirmelektrode als auch der Isolator sind so geformt, daß sie mit dem
Kolben 1 jeweils einen nutenförmigen Hohlraum bilden, der zum Isolator bzw. zur Abschirmelektrode
hin offen ist. Durch diese Gestaltung wird einerseits die Feldstärke in dem kritischen
Bereich herabgesetzt und andererseits können die durch den Spalt zwischen der Abschirmelektrode
18 und dem Isolator 14 hindurchtretenden Ladungsträger nicht unmittelbar diesen kritischen
Bereich treffen.
[0013] Der Spalt zwischen den einander zugewandten Enden des Isolators 14 und der Abschirmelektrode
18 beträgt etwa 1 mm. Er sdlte aber 3 mm nicht überschreiten. Ist er jedoch wesentlich
kleiner als 0,5 mm, dann ergeben sich in diesem Spalt sehr hohe Feldstärken, die zur
Feldemission auf der Oberfläche der Abschirmelektrode 18 führen können. Außerdem läßt
sich die Abschirmelektrode dann schlecht konditionieren. Ist er wesentlich größer
als 3 mm, dann wird das elektrische Feld in dem kritischen Bereich zwischen Metallkolben
1, Isolator 14 und Vakuum kaum durch die Abschirmelektrode 18 herabgesetzt.
[0014] Zweckmäßigerweise wird die Abschirmelektrode z.B. durch Elektropolieren so behandelt,
daß sich auf ihrer Oberflächelaum Emissionszentren befinden. Um zu verhindern, daß
gleichwohl noch aus ihrer Oberfläche austretende Elektronen auf die der Welle 12 zugewandten
Fläche des Isolators treffen können und auf dieser zur Welle 12 bzw. dem damit verbundenen
Kugellager 13 (Fig. 1) laufen können, wodurch Entladungsvorgänge ausgelöst werden
könnten, sollte die Elektrode 18 so angeordnet sein, daß aus ihr emittierte Elektronen
direkt zur Welle 12 laufen und den Isolator nicht erreichen können. Zu diesem Zweck
ist die Abschirmelektrode zweckmäßigerweise zurückgesetzt angeordnet, d.h. ihr Innendurchmesser
ist so. bemessen, daß-die kegelstumpfförmige, sich zur Abschirmelektrode hin erweiternde
Innenmantelfläche des Isolators.14 bzw. deren durch Linien 19 angedeutete Verlängerung
die Abschirmelektrode 18 nicht schneiden.
[0015] Eine andere Ausführungsform der Erfindung ist in Fig. 3 dargestellt, die einen Ausschnitt
aus einer erfindungsgemäßen Röntgenröhre zeigt. Die einander zugewandten Stirnflächen
des Isolators 14 und der Abschirmelektrode 18 sind dabei näherungsweise eben und verlaufen
ungefähr senkrecht zur Wand des Metallkolbens 1. Dadurch wird zwar die Feldstärke
in der kritischen Zone zwischen dem Kolben, dem Isolator 14 und dem Vakuum herabgesetzt,
doch können durch den Spalt hindurchtretende Ladungsträger diese Zone unmittelbar
erreichen. Diese Ausführungsform ist daher nicht ganz so wirksam wie die in Fig. 2
dargestellte.
[0016] Eine weitere Ausführungsform ist schließlich in Fig. 4 dargestellt. Die Abschirmelektrode
18 ist dabei ähnlich geformt wie in Fig. 2, d.h. sie schließt mit der Wand des Kolbens
1 einen nutenförmigen, umlaufenden und zum Isolator 14 hin offenen Hohlraum ein, in
den ein vergleichsweise dünnes Ende des Isolators 14 hineinragt.
[0017] Obwohl die Erfindung vorstehend in Verbindung mit einem feststehenden Isolator erläutert
wurde, ist sie grundsätzlich auch bei einem rotierenden Isolator anwendbar. Wenn beispielsweise
in Fig. 1 der geerdete Metallring 15 so lang wäre, daß sich ein Bereich bzw. eine
Zone ergäbe, in der der Vakuumrau, der Metallring 15 und der Isolator 11 aneinander
angerenzen und in die das zwischen dem Metallring 15 und der Welle 12 wirksame elektrische
Feld eingreifen würde, könnte die Erfindung auch dabei entsprechend angewandt werden.
[0018] In der Zeichnung ist der Isolator so geformt, daß die im Betriebszustand auftreffenden
Elektronen zumindest auf einem wesentlichen Teil seiner Oberfläche ein elektrisches
Feld vorfinden, das sie von der Isolatoroberfläche weg bewegt, weil der kegelstumpfförmige
Innenmantel des Isolators sich in Achsrichtung gesehen von dem Verbindungsbereich
mit der Elektrode aus erweitert. Anstelle dieser Isolatorform ist die Erfindung jedoch
auch bei einer Isolatoranordnung anwendbar, die mit einer konzentrischen Mulde versehen
ist und einen von der Mulde umschlossenen, die Elektrode tragenden Isolatorteil aufweist
sowie einen äußeren Isolatorteil, der die Mulde umschließt und mit dem leitenden Teil
(dem Röhrenkolben oder dem Rotor) verbunden ist.
[0019] Die Erfindung beschränkt sich auch nicht auf Drehanoden-Röntgenröhren. Sie kann vielmehr
auch bei anderen Röntgenröhren sowie bei anderen Hochspannungs-Vakuumröhren (z.B.
Neutronenröhren) angewandt werden.
1. Hochspannungs-Vakuumröhre, insbesondere Röntgenröhre, mit einer in ihrem Vakuumraum
befindlichen Elektrode, die im Betriebszustand gegenüber einem sie wenigstens teilweise
umschliessenden elektrisch leitenden Teil positive Hochspannung führt, wobei die Elektrode
oder ein mit ihr verbundener Teil mit dem leitfähigen Teil über einen Isolator verbunden
ist,
dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich (17) der Verbindung zwischen dem Isolator (14)
und dem leitenden Teil (1) eine das Potential des leitenden Teils (1) führende Abschirmelektrode
(18) in geringem Abstand vom Isolator (14) vorgesehen ist, die so geformt ist, daß
die elektrische Feldstärke in dem Verbindungsbereich (17) herabgesetzt wird.
2. Hochspannungs-Vakuumröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abschirmelektrode (18) gegenüber dem Isolator (14)
so angeordnet ist, daß von der von dem leitenden Teil (1) abgewandten Oberfläche der
Abschirmelektrode emittierte Elektronen größtenteils nicht auf die Innenfläche des
Isolators (14) treffen können.
3. Hochspannungs-Vakuumröhre nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abschirmelektrode (18) gegenüber der durch die Innenfläche
des Isolators (14) gegebenen Mantelfläche (19) zurückgesetzt angeordnet ist, derart,
daß sie von der Fortsetzung (19) der kegelmantelförmigen Innenfläche des Isolators
(14) nicht geschnitten wird.
4. Hochspannungs-Vakuumröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abschirmelektrode (18) so geformt ist, daß zwischen ihr und dem leitenden
Teil (1) ein zum Isolator hin offener Hohlraum eingeschlossen wird (Fig. 2).
5. Hochspannungs-Vakuumröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Isolator so geformt ist, daß zwischen ihn und dem leitenden Teil ein zur Abschirmelektrode
offener Hohlraum eingeschlossen wird (Fig. 2).
6. Hochspannungs-Vakuumröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die der Abschirmelektrode zugewandte Stirnfläche des Isolators eben ist und ungefähr
senkrecht zur Wand verläuft (Fig. 3).
7. Hochspannungs-Vakuumröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die dem Isolator zugewandte Stirnfläche der Abschirmelektrode eben ist und ungefähr
senkrecht zur Oberfläche des leitenden Teils verläuft (Fig. 3).