[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von blauen Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmenten
und die nach dem Verfahren erhaltenen Pigmente.
[0002] Blaue Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmente (I) (C.I. Pigment Blue 27; C.I. Nr. 77510)
sind unter verschiedenen Namen wie Preußisch Blau, Berliner Blau, Milori Blau oder
Eisenblau im Handel.
[0003] Diese Blaupigmente werden durch Oxidation von komplexen Eisen-II-hexacyanoferrat-II-Verbindungen,
die auch als Berliner Weiß oder Weißteig (II) bezeichnet werden, mit Oxidationsmitteln
in verdünnten Säuren wie Chlorat/Salzsäure, Dichromat oder Luft in verdünnter Schwefelsäure
(pH < 0,5) erhalten.
[0004] Die chemische Zusammensetzung des Weißteiges (II) und der blauen Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmente
(I) ist komplex und innerhalb gewisser Grenzen auch vom Herstellverfahren abhängig.
Im folgenden wird II durch die (vereinfachte) Formel

und die Blaupigmente durch

wiedergegeben, worin Me ein Alkalimetallkation, vorzugsweise Kalium- oder Natriumion,
ein Ammonium, oder ein Gemisch dieser Kationen ist.
[0006] Wegen der Zusammensetzung sei auf H. Kittel, "Pigmente", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
mbH, Stuttgart, 1960, S. 341/343 und die dort zitierte Literatur verwiesen.
[0007] Nach den Verfahren des Standes der Technik wird das Eisen--II-cyanoferrat-II (II)
durch Fällen von Eisen-II-salzen mit komplexen Alkalimetallhexacyanoferraten-II in
wäßriger Lösung hergestellt. Bei diesem Verfahren fallen je Gewichtsteil "Weißteig"
(II) ungefähr 2 Gewichtsteile Alkalimetallsalze an, die eine erhebliche Belastung
des Abwassers sind. Ein weiterer Nachteil des Verfahrens des Standes der Technik ist,
daß vor der Oxidation zu I, die in (II) enthaltenen Salze ausgewaschen werden müssen,
was sehr zeitaufwendig ist.
[0008] Dieser Nachteil ist auch vorhanden, wenn der Weißteig durch Umsetzen von frisch gefälltem
Eisen-II-hydroxid mit Cyanwasserstoff in alkalischem Medium oder durch Umsetzen von
Eisen-II-salzen mit Cyanwasserstoff unter Zugeben von Alkalimetallhydroxid oder Ammoniak
bei pH)4 hergestellt wird.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein technisch wenig aufwendiges und umweltfreundliches
Verfahren zur Herstellung von blauen Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmenten zu entwickeln.
[0010] Es wurde gefunden, daß man blaue Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmente durch Oxidation
von komplexen Eisen-II-cyanverbindungen der Formel II erhält, wenn man die komplexe
Eisen-II-hexacyanoferrat-II-Verbindung durch anodische Oxidation von metallischem
Eisen in Cyanwasserstoff als Reaktionsmedium oder in einem Cyanwasserstoff enthaltenden
Reaktionsmedium bei pH< 7 und einem Anodenpotential - gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode
- von ≤ 0,76V herstellt.
[0011] Nach dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung erhält man die komplexe Eisen-II-cyanverbindung
(II) in hoher Ausbeute und hoher Reinheit. Das erfindungsgemäße Verfahren ist sehr
umweltfreundlich, da praktisch keine Nebenprodukte oder durch die Umsetzung bedingte
Koppelprodukte entstehen. überraschend war, daß durch die anodische Oxidation, d.h.
durch elektrochemische Umsetzung von Eisen mit Cyanwasserstoff in saurem Reaktionsmedium
(Elektrolyten) die komplexe Eisen-II-cyanoverbindung (II) praktisch quantitativ gebildet
wird. Dem gegenüber werden die Komplexe (II) nach dem Verfahren des Standes der Technik
nur im alkalischen Medium bei pH >8 erhalten.
[0012] Das Verfahren wird im allgemeinen so durchgeführt, daß man das Reaktionsmedium -
auch als Elektrolyt bezeichnet - in eine Elektrolysenzelle mit einer Eisenanode und'einer
Eisen- oder Chrom-Nickel-Stahl-Kathode einfüllt und bei der gewünschten Temperatur
die Elektrolyse bei einem Anodenpotential - gemessen gegen die Normalwasserstoffelektrode
- von <0,76 V durchgeführt.
[0013] Das Verfahren kann diskontinuierlich oder kontinuierlicn durchgeführt werden. Im
Falle der technischen Durchführung wird man den Elektrolyten in der Zelle umwälzen.
[0014] Im ersteren Fall elektrolysiert man bis sich genügend (II) gebildet hat. Dann wird
die Suspension filtriert und das Filtergut mit Wasser weitgehend bis praktisch salzfrei
gewaschen.
[0015] Das Filtrat kann nach dem Ergänzen der verbrauchten Anteile wieder als Elektrolyt
verwendet werden.
[0016] Im Falle der kontinuierlichen Durchführung wird man den Elektrolyten in den Zellen
umwälzen und kontinuierlich aus r einem Teil des Elektrolyten die gebildete Eisen-II-cyanoverbindung
(II) abtrennen. Das Filtrat wird nach dem Ergänzen der verbrauchten Bestandteile kontinuierlich
in das System zurückgeführt.
[0017] Die isolierte (II) kann dann in an sich bekannter Weise zu MeFe[Fe(CN)
6]-Pigmenten (I) oxidiert werden. Man kann jedoch den Eisen-II-komplex auch direkt
im Elektrolyten oxidieren, was bei der technischen Durchführung Vorteile bietet.
[0018] Als Reaktionsmedium für die Elektrolyse kommen Cyanwasserstoff und dessen Gemische
mit C
1- bis C
4-Alkanolen mit primärer, sekundärer oder tertiärer Hydroxylgruppe, C
2- bis C
6-Alkandiolen, Diethylenglykol, Triethylenglykol, Dipropylenglykol, C
3- bis C
6-Alkanpolyolen, Wasser oder mit Gemischen dieser Flüssigkeiten in Betracht.
[0019] Das Reaktionsmedium (Elektrolyt) ist vorzugsweise ein Gemisch aus Cyanwasserstoff
und Wasser.
[0020] Der Gehalt an Cyanwasserstoff im Elektrolyten kann zwischen 100 und 0,001 Gew.% liegen.
Vorzugsweise dient als Elektrolyt ein Gemisch aus 99,9 und 95 Gew.% Wasser und 0,1
bis 5 Gew.%, Cyanwasserstoff, bezogen auf Elektrolyt.
[0021] Zur Verbesserung der Leitfähigkeit und zur Dotierung der Eisen-II-cyanoverbindungen
(II) werden dem Elektrolyten vorteilhafterweise Leitsalze zugegeben. Als Leitsalze
kommen die des Standes der Technik in Betracht, die in den genannten Elektrolyten
mindestens in der erforderlichen Konzentration löslich sind.
[0022] Die Menge der Leitsalze beträgt in der Regel 0,1 bis 10 Gew.%, bezogen auf Elektrolyt.
Als Leitsalze kommen z.B. in Betracht: Salze der Alkalimetalle, der Erdalkali- metalle,
der Erdmetalle und der seltenen Erden, wie Salze des Lithiums, Natriums, Kaliums,
Rubidiums, Magnesiums, Calciums, Strontiums, Aluminiums, Cers,'außerdem Salze von
Metallen der Eisengruppe und Ammonium.
[0023] Geeignete Anionen sind z.B. Chlorid, Sulfat, Hydrogensulfat, Mono- und Dihydrogenphosphat,
Hydrogensulfit, Cyanid, die Hexacyanoferrate, Hydrogenoxalat, Oxalat, Maleat und Fumarat.
[0024] Als Leitsalze sind Ammonium- und Kaliumsalze bevorzugt. Besonders bevorzugt sind
Ammoniumchlorid, Ammoniumhydrogenoxalat, Kaliumchlorid, Kaliumhydrogensulfat, Kaliumhydrogensulfit
und Kaliumhydrogenoxalat als Leitsalze, da in Gegenwart dieser Leitsalze Eisen-II-cyanokomplexe
(II) erhalten werden, die bei der Oxidation zu (I) besonders farbstarke Pigmentformen
liefern, die rotstichige Blaufärbungen mit hohem Glanz geben.
[0025] Die elektrochemische Umsetzung, bei der Eisen anodisch oxidiert und an der Kathode
Wasserstoff abgeschieden wird, kann bei Temperaturen von -20°C bis 150°C gegebenenfalls
unter Druck durchgeführt werden. Vorzugsweise erfolgt die Umsetzung drucklos bei Temperaturen
von -5 bis +20°C. Arbeitet man bei Temperaturen > 20°C, muß die Umsetzung wegen des
niedrigen Siedepunktes des Cyanwasserstoffs unter Druck durchgeführt werden.
[0026] Da die Leitfähigkeit des Elektrolyten von der Temperatur abhängig ist und die Leitfähigkeit
mit der Temperatur zunimmt, wird man die Elektrolyse bei Normaldruck, insbesondere
bei Temperaturen von 10 bis 20°C durchführen.
[0027] Bei der Elektrolyse im pH-Bereich <7 soll ein Anodenpotential von + 0,76 V (gemessen
gegen die Wasserstoffnormalelektrode) eingehalten werden. Bei höherem Anodenpotential
erfolgt die Bildung von Dicyan und Cyanat, wodurch die Ausbeute vermindert wird.
[0028] Die Elektrolyse erfolgt vorzugsweise im pH-Bereich von 1 bis 6, insbesondere im pH-Bereich
von 2 bis 5.
[0029] Die Stromdichte beträgt in der Regel 30 bis 5000 A/m2. Vorteilhafterweise arbeitet
man bei Stromdichten von 200 bis 2000 A/m
2 um Stromausbeuten von etwa 95 % und darüber zu gewährleisten. Bei Stromdichten >
2000 A/m
2 muß man für einen sehr guten Stoffaustausch sorgen, damit in der Anodengrenzschicht
keine Verarmung an Cyanidionen und dadurch ein Abfall der Stromausbeute eintritt.
Stromdichten von <30 Alm
2 erfordern eine höhere Konzentration von Cyanwasserstoff, um die Komplexierung des
anodisch oxidierten Eisens zu gewährleisten.
[0030] Als Anoden, an denen die Umsetzung zu (II) erfolgt, kommen Wirbelbett- oder Schüttbettanoden,
die z.B. aus Eisenstücken, Eisengranulat oder Eisenspäne auf einer elektrisch leitenden
Unterlage oder kompakte Eisenanoden in Form von Stangen, Blöcken oder Blechen oder
auch Eisenoxidanoden in Betracht. Bei Wirbelbett- und Schüttbettanoden wird das Anodenmaterial
(Eisen) durch Diaphragmen oder anodisch beständige Siebe oder Netze aus Metall oder
Kunststoff vom Kathodenraum getrennt. Die elektrische Kontaktierung von Schüttbett-
und Wirbelbettanoden mit der Stromquelle kann bei der Verwendung von Metallsieben
über das Sieb oder über in die Schüttung eingeführte, anodische beständige Metall-
oder Kohlestäbe erfolgen.
[0031] Bei Verwendung von kompakten Eisenanoden ist es zweckmäßig, wenn der Abstand Anode
- Kathode nachgestellt werden kann, andernfalls muß mit zunehmenden Verbrauch der
Anode (durch die Bildung von (II))die Zellspannung erhöht werden, um den Anodenstrom
konstant zu halten. Diese Regulierung kann in Abhängigkeit von der Zellenspannung
automatisch oder durch Hand erfolgen.
[0032] Als Kathodenmaterial kommen vor allem Eisen, Edelstähle oder andere leitende Materialien
mit geringer Wasserstoffüberspannung in Betracht. Vorteilhafterweise ist die Kathode
zur Herabsetzung der Wasserstoffüberspannung auf der Oberfläche z.B. mit Nickel-Aluminium-Zink-Legierungen,
mit Nickel, Kobalt, Molybdän, Molybdän-Eisenlegierungen, mit Wolfram, mit Wolfram-Eisen-Nickel-Legierungen
oder Eisen--Kobalt-Legierungen (Eisengehalt jeweils 65 bis 95 Gew.%; DE-OS 30 03 819
(P 30 03 819.8)). mit Vanadium, Vanadiumlegierungen oder Sulfiden des Molybdäns, Wolframs,
Nickels oder Kobalts beschichtet.
[0033] Als Elektrolysenzellen kommen vorzugsweise Zellen mit Kompakteisenanoden in Form
von Stäben oder Platten in Betracht. Der Abstand zwischen Anode und Kathode beträgt
vorzugsweise 2 bis 10, insbesondere 3 bis 6 mm.
[0034] Das Verfahrensprodukt (II) kann durch Filtrieren, Zentrifugieren oder Dekantieren
von Elektrolyten abgetrennt und isoliert werden. Im Falle der Abtrennung durch Filtrieren
gibt man dem Reaktionsgemisch vorteilhafterweise vorher Filterhilfsmittel zu, wodurch
die Filtrationszeit erheblich verkürzt werden kann. Das Filtrat kann nach Ergänzung
der fehlenden Bestandteile wieder als Elektrolyt verwendet werden.
[0035] Die Oxidation der komplexen Eisen-II-cyanoverbindung (II) erfolgt in an sich bekannter
Weise, z.B. in wäßriger Suspension bei pH <6 mit Chlorat, Chlor oder Wasserstoffperoxid.
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[0036] Vorzugsweise erfolgt die Oxidation des nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen
Weißteigs II in schwefelsaurer wäßriger Suspension bei pH 0 bis 3 und Temperaturen
zwischen 70 und 95°C mit Luft oder Sauerstoff. Unter diesen Bedingungen erhält man
sehr farbstarke, kornweiche und rotstichige Pigmente I, die sehr leicht dispergierbar
sind und sehr brillante Färbungen liefern.
[0037] Vorzugsweise erfolgt die Oxidation bei Temperaturen zwischen 75 und 85°C. Hierzu
wird die Luft bzw. der Sauerstoff in die Suspension eingerührt und fein verteilt oder
über eine Strahldüse eingedüst. Die Oxidation kann auch in einer Säule erfolgen, in
die unten Luft oder Sauerstoff in feiner Verteilung eingedüst werden. Vorteilhafterweise
wird während der Oxidation von II zu I das Redoxpotential der Suspension kontrolliert,
um eine Überoxidation zu vermeiden. Die Oxidation kann als beendet angesehen werden,
wenn 95 bis 99 % der Eisen-II-cyanoverbindung I oxidiert sind.
[0038] Bei der technischen Durchführung des Verfahrens kann man auf die Abtrennung des Eisen-II-komplexes
auch verzichten und die Oxidation des Eisen-II-komplexes direkt im Elektrolyten durchführen
und dann (I) in üblicher Weise isolieren.
[0039] Im Falle der Oxidation mit Luftsauerstoff oder Wasserstoffperoxid, kann das Filtrat
von (I) nach Ergänzung der fehlenden Bestandteile als Elektrolyt wieder verwendet
werden.
[0040] Sehr feinteilige Pigmente I, die in Wasser gut dispergierbar sind, erhält man durch
Oxidation von II mit Luft oder Sauerstoff bei pH > 8 und Temperaturen von 20 bis 50°C.
Die Oxidation kann durch Messen des Redoxpotentials verfolgt werden. Nach Beendigung
der Oxidation wird das Reaktionsgemisch angesäuert und das Pigment isoliert. Zur Verbesserung
der Dispergierbarkeit in Wasser werden dem Reaktionsgemisch geringe Menge (d.h. 0,01
bis 0,2 Gew.%, bezogen auf (I)) an Polyolen, wie Diethylenglykol, Triethylenglykol
oder Glycerin zugegeben.
[0041] Der Eisen-II-komplex (II) kann sowohl im sauren wie auch im alkalischen Bereich anodisch
oxidiert werden.
[0042] Die Erfindung soll durch die folgenden Beispiele weiter erläutert werden. Die Prozentangaben
beziehen sich auf das Gewicht. Die angegebenen Potentiale wurden gegen die Wasserstoffnormalelektrode
gemessen.
Beispiel
[0043] In eine Rohrzelle, deren Wand aus Edelstahl die Kathode ist und die zentrisch eine
runde stabförmige Kompakteisenandode enthält (Abstand Anode-Kathode: ca. 4 mm; Länge
der Zelle: 600 mm) wird als Elektrolyt eine Lösung aus 97 % Wasser, 2 % Cyanwasserstoff
und 1 % Kaliumhydrogensulfat eingefüllt. Bei einer Stromdichte von 1000 A/m
2, Zellspannung ≈ 2,5 V, einer Strömungsgeschwindigkeit des Elektrolyten von 1,2 m/sec
und einem Anodenpotential von ≈ -0,2 V (gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode)
wird so lange elektrolysiert, bis die Cyanwasserstoffkonzentration im Elektrolyten
0,05 % beträgt. Die erhaltene Weißteigsuspension wird anschließend mit Schwefelsäure
auf pH 1,5 gestellt und durch Begasen mut Luftsauerstoff bei 88°C oxidiert (Dauer:
ca. 3 h). Das bei der Oxidation gebildete MeFe[Fe(CN)
6] (Berliner Blau) wird abfiltriert und mit Wasser neutral gewaschen. Der Filterkuchen
wird anschließend bei 120°C getrocknet. Die Ausbeute beträgt ≈ 97 % Pigment, bezogen
auf eingesetzten Cyanwasserstoff.
[0044] Das Pigment gibt im Lack reinere, rötere und im Glanz verbesserte Färbungen als Produkte,
die nach dem Verfahren des Standes der Technik aus Eisen-II-Salz und Natrium-oder
Kaliumcyanoferrat-II erhalten werden.
Beispiel 2
[0045] In der in Beispiel 1 angegebenen Elektrolysezelle wird als Elektrolyt eine Lösung
aus 93 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff und 2 % Kaliumchlorid eingefüllt. Bei einer Stromdichte
von 1500 A/m
2, einer Zellspannung von 2,0 V, einer Strömungsgeschwindigkeit von 1,5 m/sec und einem
Anodenpotential von ≈ -0,2 V (gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode) wird
so lange elektrolysiert, bis die Cyanwasserstoffkonzentration im Elektrolyten 0,04
% beträgt.
[0046] Der erhaltenen Weißteigsuspension werden dann je Liter Suspension 5 mg Fe
++ in Form von FeS0
4 zugegeben und der pH-Wert mit Schwefelsäure auf 1,0 gestellt. Die Oxidation zum Pigment
und die Aufarbeitung werden wie in Beispiel 1 durchgeführt.
[0047] Man erhält ein sehr kornweiches Pigment, das im Vergleich zu den Pigmenten des Standes
der Technik im Lack und in der Druckfarbe reinere und rötere sowie im Glanz überlegene
Färbungen gibt. Die Färbungen sind ca. 19 % stärker als Färbungen, die mit den farbstärksten
im Handel befindlichen entsprechenden Pigmenten erhalten wurden.
Beispiel 3
[0048] In der in Beispiel 1 angegebenen Elektrolysezelle wird als Elektrolyt eine Lösung
aus 88 % Methanol', 1,5 % Wasser, 10 % Cyanwasserstoff und 0,5 % Kaliumchlorid eingefüllt.
Bei einer Stromdichte von 1200 A/m
2, einer Zellspannung von 4,8 V, einer Strömungsgeschwindigkeit von 1,8 m/sec und einem
Anodenpotential von ≈ -0,2 V (gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode) wird
so lange elektrolysiert, bis die Cyanwasserstoffkonzentration im Elektrolyten 0,02
% beträgt. Diese Suspension wird auf einer Nutsche unter Stickstoff abgetrennt und
der isolierte Weißteig in soviel Wasser eingetragen, daß eine 8 %ige Suspension entsteht.
Die wäßrige Suspension wird mit verdünnter Schwefelsäure auf pH 1,0 eingestellt und
nach Zugabe von 0,15 % Kaliumchlorat (bezogen auf die Suspension) 1 Stunde bei 80°C
oxidiert. Das bei der Oxidation anfallende MeFe[Fe(CN)
6]-Pigment (Berliner Blau) wird wie in Beispiel l aufgearbeitet.
Beispiel 4
[0049] Es wird wie in Beispiel 2 elektrolysiert, jedoch wird die erhaltene Suspension unter
Stickstoff filtriert und das Filtergut in soviel Wasser eingetragen, daß eine 5 %ige
Suspension entsteht. Die Suspension wird mit wäßriger 25 %iger Kalilauge auf pH 12
gestellt und mit Luftsauerstoff bei 30°C oxidiert (Dauer etwa 1 h). Nach der Oxidation
wird die Suspension mit verd. Schwefelsäure auf pH 1 angesäuert und das Berliner Blau
wie in Beispiel 1 aufgearbeit. Man erhält ein feinteiliges Pigment, das in Wasser
nach dem Zugeben von wenig Triethylenglykol sehr leicht dispergiert werden kann.
Beispiel 5
[0050] Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, jedoch werden als Elektrolyt die folgenden Lösungen
verwendet:
5.1 93 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff, 2 % MgC12
5.2 93 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff, 2 % CaCl2
5.3 93 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff, 2 % Al(H2O)6Cl3
5.4 93 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff, 2 % Ce2(SO4)3
5.5 91 % Wasser, 5 % Cyanwasserstoff, 2 % NiSO4 + 2 % KHSO4
[0051] Die Elektrolyse wird bei einem Cyanwasserstoffgehalt von 0,05 % abgebrochen. Die
Suspensionen werden bei pH 1,5 und 80°C durch Eingasen von Luft oxidiert (Dauer: ca.
3 h). Nach dem Abtrennen, Waschen und Trocknen erhält man Pigmente, die im Lack gut
deckende Färbungen geben. Je nach dem verwendeten Erdalkali- oder Erdmetall erhält
man Pigmente, die mehr oder weniger grünstichigere Blaufärbungen liefern.

1. Verfahren zur Herstellung von blauen Eisenhexacyanoferrat-III-Pigmenten durch Oxidation
von komplexen Eisen-II-hexacyanoferrat-II-Verbindungen der Formel MeFe Fe(CN)6 , dadurch gekennzeichnet, daß man die komplexe Eisen-II-cyanoverbindung durch anodische
Oxidation von metallischem Eisen in Cyanwasserstoff als Reaktionsmedium oder in einem
Cyanwasserstoff enthaltenden Reaktionsmedium bei pH<7 und einem Anodenpotential von
≤ 0,76 V - gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode - herstellt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Reaktionsmedium
Gemische aus Cyanwasser- . stoff und Wasser oder aus Cyanwasserstoff und C1- bis C4-Alkanolen und/oder Cl- bis C4-Alkandiolen verwendet.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die anodische Oxidation
des Eisens im pH-Bereich von 2 bis 5 erfolgt.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Reaktionsmedium
ein oder mehrere Leitsalze enthält.
5. Verfahrem gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Leitsalze Kalium-
oder Ammoniumsalze oder Gemische davon verwendet.
6. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1, 2 3, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
anodische Oxidation des Eisens bei Temperaturen von -20 bis 100°C, gegebenenfalls
unter Druck erfolgt.
7. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die anodische
Oxidation des Eisens bei Temperaturen zwischen -5 und 25°C erfolgt.
8. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die komplexe
Eisen-II-hexacyanoferrat-II-Verbindung bei pH >8 zu MeFe[Fe(CN)6] oxidiert wird.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidation mit Luft
oder Sauerstoff erfolgt.
10. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidation
der komplexen Eisen-II-cyanoverbindung mit Luft oder Sauerstoff bei Temperaturen von
70 bis 95°C und im pH-Bereich 0 bis 4 erfolgt.
11. Verfahren gemäß Anspruch 8, 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidation
in Gegenwart von Kalium-und/oder Ammoniumionen erfolgt.
12. MeFe[Fe(CN)6]-Pigment erhalten nach dem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 11.