[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen
und deren Legierungen sowie eine Stranggiessanlage hierfür.
[0002] Es ist bekannt, daß beim horizontalen oder vertikalen Stranggiessen von Metallen
und deren Legierungen zwischen Kokille und Strang in der Regel eine sich ändernde
Relativbewegung vorliegt, um den Abriß des Stranges zu vermeiden und um qualitative
Vorteile zu erwirken. Diese sich ändernde Relativbewegung reicht bis zum vorübergehenden
Stillstand oder führt sogar zu einer Bewegungsumkehr, je nachdem es die jeweilige
betriebliche Praxis und die anlagentechnischen Möglichkeiten empfehlen oder zulassen.
[0003] Erreicht wird dieser Bewegungsablauf bei ofenunabhängiger Kokille und stetiger Fortbewegung
des Stranges gewöhnlich durch eine spezielle Bewegungsvorrichtung für die Kokille,
bei ofenabhängiger Kokille durch eine nichtstetige Abförderung des Stranges. Diese
nichtstetige Abförderung im Go/Stop- oder Pilgerschrittverfahren. erfordert bisher
sehr aufwendige Antriebsaggregate, von denen eine sehr präzise Einhaltung bestimmter
vorgewählter Abzugsschritte erwartet wird. Stand der Technik ist es, diese anspruchsvolle
Antriebsaufgabe durch aufwendige elektrohydraulische Systeme zu lösen. So sind zahlreiche,
insbesondere Horizontal-Stranggußanlagen in Betrieb, bei denen solche Antriebe erfolgreich
eingesetzt werden. Dabei ist es ohne weiteres möglich, Stränge mit rundem, quadratischem
oder rechteckigem Querschnitt, wie auch Hohlprofile, in den erforderlichen Bewegungsabläufen
abzufördern. Bei Rundstangen bewegt sich beispielsweise der Durchmesser von 15 bis
4oo mm, wobei die Hubgeschwindigkeit den Erstarrungsgeschwindigkeiten -in der Kokille
anzupassen ist und beispielsweise zwischen 6 und 12o mm/s beträgt. Derartige Anlagen
können, um die richtige Abstimmung zwischen Vorwärtshub/ Haltedauer I/Rückwärtshub/Haltedauer
II vorzunehmen, bis 1000 Schaltungen pro Minute ausführen. Neuerdings ist auch die
Verwendung eines schrittweise arbeitenden Gleichstrommotores mit entsprechender elektrischer
Steuerung für das Abziehen von Strängen aus horizontalen Stranggußkokillen bekannt
geworden (vgl. DE-PS 23 4o 636).
[0004] Die Ausdehnung des Stranggusses auf dünne Stränge mit Dmr. ≤ 15 mm, beispielsweise
3 mm φ, wie sie u.a. für die Herstellung von Strängen aus Hartlegierungen, Magnetlegierungen
und Edelstählen notwendig ist, macht aber eine bedeutende Erhöhung der Abzugsgeschwindigkeit
auf beispielsweise 82o mm/s erstrebenswert und führt dann zu einer Verkürzung der
Schaltzeiten und somit zur Erhöhung der Anzahl der Schaltungen/min. Wird die bisher
übliche Abzugsgeschwindigkeit beibehalten, sinkt die Gießleistung entsprechend. Eine
gewisse Abhilfe schafft hier die allerdings mit grossem Mehraufwand verbundene Auslegung
der Anlage als Mehrstranganlage.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, bei einer Horizontal-Stranggiessanlage
der eingangs genannten Gattung, insbesondere für das Stranggiessen von Stäben mit
Durchmessern < 15 mm, vorzugsweise im Bereich von 3 bis 1o mm, Abzugsgeschwindigkeiten
bis etwa 1000 mm/s erreichen zu können.
[0006] Diese Aufgabe wird im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrens dadurch gelöst, daß
der kontinuierliche Auszugshub bzw. die intermittierenden oder im Pilgerschritt erfolgenden
Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend schwankenden Abzugsgeschwindigkeit
ausgeführt wird bzw. werden.
[0007] Die Ziehvorrichtung verleiht somit dem Strang eine innerhalb jeden Hubes zwischen
einem Maximal- und einem Minimalwert oszillierende Bewegung. Als Antriebsaggregat
der Ziehvorrichtung wird mindestens ein wechselstromgespeister Schrittmotor bevorzugt,
der bis zu 5ooo Schaltungen pro Minute möglich macht.
[0008] Im Gegensatz zu den bekannten Go/Stop- oder Pilgerschrittverfahren, bei denen die
Strangabzugsgeschwindigkeit innerhalb eines Hubes von 0 auf einen Maximalwert ansteigt
und wieder auf O abfällt und bei denen zwischen den Hüben ausgeprägte Haltezeiten
vorgesehen sind, oszilliert, d.h. schwankt der Strangabzug bei der erfindungsgemässen
Stranggiessanlage im Verlauf einer stetigen Bewegung zwischen einem Maximal- und Minimalwert
innerhalb jeden Hubes. Die erfindungsgemässe Horizontal-Stranggiessanlage kann dabei
mit kontinuierlichem Strangauszug aber auch diskontinuierlichem, wie Go/Stop-oder
Pilgerschrittverfahren arbeiten.
[0009] Der erfindungsgemäß vorgesehene elektrische (Wechselstrom)Schrittmotor hat gegenüber
den bisher üblichen aufwendigen hydraulischen Abzugssystemen den Vorteil, ohne alle
mechanischen Übertragungssysteme wie Getriebe, Kupplungen, Ketten oder dgl. auskommen
zu können. Die Antriebsrolle ist direkt auf den Wellenstumpf des Schrittmotors in
geeigneter Weise aufgesetzt. Es erfolgt eine optimale Anpassung des Durchmessers der
Antriebsrolle an den Durchmesser des Stranges, wobei zu berücksichtigen ist, daß die
Abzugsgeschwindigkeit mit sinkendem Stabdurchmesser bei gleichbleibender Gießleistung
steigt. Eine Kompensation kann bei unveränderter Betriebsfrequenz des Schrittmotors
durch eine Vergrösserung des Durchmessers der Antriebsscheibe erfolgen, jedoch nur
in dem Masse, wie hierdurch das Rotationsträgheitsmoment der Antriebsscheibe und das
Lastträgheitsmoment des abzufördernden Stranges in einem noch zulässigen
Maß ansteigen. Bei falscher Anpassung fällt der Schrittmotor außer Takt und bleibt
stehen-. Anhand der für den bestimmten Schrittmotor gültigen Kennlinien ist es dem
Fachmann ohne weiteres möglich, die richtige Auswahl des Antriebsscheibendurchmessers
für die jeweilige Abzugsgeschwindigkeit und den Stabdurchmesser unter Berücksichtigung
der rotatorischen und translatorischen Trägheitsmomente der verschiedenen zu beschleunigenden
Massen auszuwählen. Beispielsweise wurde für den Schrittmotor mit einem maximalen
Drehmoment von 26 Nm bei Strängen mit einem Durchmesser von 3 mm ein günstiger Scheibendurchmesser
von 2oo mm und bei Strängen von 8 mm Durchmesser ein solcher von 5o mm ermittelt.
[0010] Für einen störungsfreien Betrieb des Stranggiessprozesses und für qualitativ gleichbleibende
Produkte ist eine konstante Strangaustrittstemperatur von entscheidender Bedeutung.
Um diese einhalten zu können, wird erfindungsgemäß ein elektronisches Steuersystem
zur Regelung der Betriebsfrequenz des oder der Schrittmotore in Abhängigkeit von der
Strangaustrittstemperatur vorgesehen. Die Strangaustrittstemperatur wird laufend gemessen.
Bei Abweichungen von dem Sollwert erfolgt eine Änderung der Betriebsfrequenz des oder
der Schrittmotore mit dem Ziel, die Strangaustrittstemperatur von dem Ist- auf den
Sollwert zurückzuführen. Die bisher bekannte Regelung über die Veränderung der Kühlwassermenge
ist bei den hohen Strangabzugsgeschwindigkeiten wegen zu geringer Ansprechschnelligkeit
ungeeignet.
[0011] Um eine Störung der Abzugsbewegung beim Durchlaufen der Übergangsstelle Kaltstrang
zu Warmstrang durch die Ziehvorrichtung auszuschließen, sind mindestens zwei hintereinander
in Strangdurchlaufrichtung angeordnete separate Schrittmotore vorgesehen, die im Wechsel
den Strang erfassen, bis die Übergangsstelle Kaltstrang zu Warmstrang die Ziehvorrichtung
passiert hat. Sobald die Übergangsstelle den ersten Schrittmotor erreicht, hebt das
von ihm angetriebene Rollenpaar ab und der in Stranglaufrichtung folgende Schrittmotor
zieht mit dem von ihm getriebenen Rollenpaar den Strang. Sobald die Übergangsstelle,
Kaltstrang zu Warmstrang den ersten Schrittmotor passiert hat, treten dessen Abzugsrollen
wieder in Tätigkeit, und das vom zweiten Schrittmotor getriebene Rollenpaar hebt ab,
um die Übergangsstelle durchlaufen zu lassen. Dieser Wechsel erfordert bei der hohen
Abzugsgeschwindigkeit ebenfalls-eine geeignete Steuerung, die erfindungsgemäß durch
ein elektronisches Steuersystem verwirklicht wird, das die Schrittmotore synchronisiert,
d.h. ihre oszillierende Bewegung innerhalb jeden Hubes aufeinander abstimmt, wobei
jedem Motor eine eigene Leistungsendstufe zugeordnet ist, damit eine unabhängige Steuerung
jedes Motors gewährleistet ist. Diese Ausbildung der erfindungsgemässen Horizontal-Stranggiessanlage
ermöglicht die Beibehaltung einer hohen Abzugsgeschwindigkeit auch beim Anfahren,
ermöglicht eine verbesserte Geradführung des Stranges und wirkt sich verschleißmindernd
aus.
[0012] Durch schräg zur Stranglängsachse gestellte Rollenpaare der Ziehvorrichtung kann
das Ausziehverhalten des Stranges aus der Kokille günstig beeinflusst werden. Es wird
jedoch auch ein ungleichmässiger Verschleiß in der Kokille vermieden, weil die Bewegung
des Stranges innerhalb der Kokille reibungsarm ist. Diese Ausführung ist allerdings
auf Stränge mit kreisrundem Querschnitt beschränkt.
[0013] Bei dem quasi-kontinuierlichen Betrieb ergibt sich der Vorteil, daß kontinuierliche
Weiterverarbeitungsschritte wie Verformen, Trennen und Wärmebehandeln angeschlossen
werden können, ohne daß eine aufwendige Synchronisation mit der Hubbewegung notwendig
ist. Der Strang kann dabei durch Kalibrierrollen in derselben Querschnittsform kalibriert
oder in eine andere Querschnittsform, z.B. von rund auf oval, überführt werden.
[0014] Auf diese Weise kann eine Nachverdichtung des Stranges mit Beseitigung von Restporositäten
oder auch nur eine Querschnittsänderung erreicht werden.
[0015] Der nur zu Beginn des Stranggiessprozesses benötigte Teil der Ziehvorrichtung ist
der Anfahrstab als Verbindungsglied zwischen der Schmelze im Auslaufkanal des Warmhaltegefässes
und den Strangförderrollen. Beim Anfahren muß die richtige zeitliche Abstimmung des
Startbefehles in Bezug auf das Einbringen der Schmelze in den Auslaufkanal erfolgen.
Diese Aufgabe konnte durch die Verwendung eines rohrförmigen Anfahrstabes gelöst werden,
in dessen vorderer öffnung zwei isolierte Triggerkontakte angebracht sind, die bei
Eintritt der Schmelze durch diese leitend miteinander verbunden werden und damit ein
Signal , liefern, daß über ein vorwählbares Zeitrelais nach einer von O bis beliebig
lang einzustellenden Verzögerungszeit den Startbefehl für die Abzugsvorrichtung gibt.Gleichzeitig
sorgt die Ausbildung des Anfahrstabes für eine sicher Erfassung der Strangschale,
die gegenüber der üblichen Ausbildung des Anfahrstabes als Spitze Vorteile bezüglich
eines guten Schweißverbundes zeigt, wie es auch in der US-PS 39 o8 747 geschildert
wird. Darüberhinaus ist es vorteilhaft, durch einen im vorderen Teil des Anfahrstabes
quer eingesetzten Stift, der von der Schmelze umflossen wird, zu einem zusätzlichen
formschlüssigen Verbund des Anfahrstabes mit dem Gießstrang zu kommen. Es hat sich
als vorteilhaft herausgestellt, zu Beginn des Gießvorganges den Anfahrstab bis zur
Eintrittsöffnung der Kokille einzuführen und mit einer Dichtung aus Isolierfilz gegen
den keramischen Auslaufstein zu drücken. Hierdurch kann die Schmelze ungehindert in
das Innere des rohrförmigen Anfahrstabes eindringen und mit ihm zu einem haltbaren
Verbund verschweißen.
[0016] Andererseits verhindert die Dichtung, daß Schmelze zwischen Anfahrstab und Kokille
gelangen kann, die sonst zu einem Verklemmen des Anfahrstabes in der Kokille führen
würde, was entweder ein Abziehen des Stabes verhindern oder einen starken Kokillenverschleiß
bewirken könnte.
[0017] Bei Verwendung üblicher Auslaufsysteme war es oftmals schwierig, die richtige Dauer
der Startverzögerung zu finden. Wird sie zu kurz gewählt, wird der Anfahrstab, ohne
ausreichend mit der Strangschale verschweißt zu sein, ausgefördert, und es besteht
die Gefahr eines Durchbruches der Schmelze. Ist sie zu lang, kann die Erstarrung bis
in den Auslaufkanal fortschreiten,wodurch das Abziehen erschwert wird, oder schließlich
sogar ein Einfrieren der Schmelze im Auslaufstein eintreten kann. Weitaus besser bewährt
sich, den Auslaufstein mit einer rohrförmigen Verlängerung, etwa von 1o bis 3o mm
Länge, auszurüsten, die mit einem Außendurchmesser von 1o bis 25 mm 0 schnorchelartig
durch die öffnung eines in die Gießgefäßwandung eingesetzten Düsensteines in das Gefäß
frei hineinragt. Hier heizt sich dank der Konvektion der den Schnorchel umgebenden
Schmelze der Auslaufstein soweit auf, daß eine Ansatzbildung vor der öffnung mit Sicherheit
vermieden werden kann. Hierbei werden allerdings an die Verträglichkeit des Schnorchelmaterials
gegenüber der Schmelze hohe Anforderungen gestellt. Beim Vergiessen von Hartlegierungen
konnten sie von dem zunächst eingesetzten Bornitrid nur unzureichend und vom hilfweise
verwendeten Graphit in keiner Weise erfüllt werden. Nicht bewährt hat sich auch die
Verwendung der Masse Alundum, an deren rauher Oberfläche des Ausflußkanales es zu
einem starken Verfritten mit dem Strang gekommen war, so daß keine Abzugsbewegung
ausgeführt werden konnte. Erst der Übergang auf stabilisiertes oder teilstabilisiertes
Zirkoniumoxid als Material für den Auslaufstein brachte eine deutliche Verbesserung
der Beständigkeit, die auch beim Vergiessen von Hartlegierungen zu befriedigenden
Standzeiten von mehreren Stunden führte.
[0018] Ein das Prinzip der Erfindung kennzeichnendes Ausführungsbeispiel wird im folgenden
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben.
[0019] Es stellen dar:
Fig. 1. eine grafische Darstellung des Verlaufes der Abzugsgeschwindigkeit des Stranges;
Fig. 2 eine Abbildung eines mit dem Bewegungsablauf gemäß Fig. 1 abgezogenen Strangstückes;
Fig. 3a, b, c die Ziehvorrichtung von drei Seiten;
Fig. 4 ein Blockschaltbild für die elektronische bzw. elektrische Ansteuerung der
Schrittmotore der Ziehvorrichtung, und
Fig. 5 Anfahrsystem bestehend aus Ziehvorrichtung, Anfahrstab und Auslaufstein.
[0020] Der oszillierende Bewegungsablauf innerhalb eines Hubes von etwa 4o mm ist in Fig.
1 grafisch als Winkelgeschwindigkeit über der Förderstrecke dargestellt. Nach dem
Hub von 4o mm, in dem die Bewegung zwischen etwa 2 und 6 s-
1 oszilliert oder schwankt, schließt sich eine Haltedauer von o,15 s an.
[0021] Bei Verwendung der erfindungsgemässen Horizontal-Stranggiessanlage können auf der
Oberfläche des gegossenen Stranges feine Markierungen beobachtet werden, wie Fig.
2 zeigt. Es handelt sich dabei um eine Abbildung des in Fig. 1 aufgezeigten Bewegungsablaufes
bei der hubweisen Strangabführung mit oszillierendem Bewegungsablauf innerhalb eines
Hubes. Diese Betriebsweise führt dazu, daß-die Temperatur der festen Strangschale
an den Kontaktstellen zwischen fester Strangschale und flüssiger Schmelze im Einlaufbereich
der Kokille weit weniger stark absinkt als bei hubweiser Förderung im Go/Stop- oder
Pilgerschrittverfahren und ferner dazu, daß die Volumenschwindung bei der Erstarrung
auf die gesamte Stranglänge gleichmässiger verteilt wird.
[0022] Fig. 3 zeigt die Ziehvorrichtung. In einer verwindungssteifen Profilrahmenkonstruktion
21 sind zwei Schrittmotore 2o eingesetzt. Auf ihren Wellenenden ist jeweils unmittelbar
die verschleißfeste Antriebsrolle 11 aufgesetzt. Die Antriebsrolle ist mit einem rillenförmigen
Einschnitt versehen, der zusätzlich an seinen Flanken radial verlaufende Kerben aufweisen
kann, um einen guten Reibungsschluß zwischen Stab und Antriebsrolle sicherzustellen.
Auf der dem Motor gegenüberliegenden Seite ist ein zusätzliches Radiallager 15 angeordnet,
das die von der Andruckrolle 1o ausgeübten Kräfte mit aufnimmt. Die jeweils oberhalb
der beiden Antriebsrollen angeordnete,ebenfalls verschleißfeste zylinderförmige Andruckrolle
1o wird vom Kolben eines pneumatischen Druckzylinders 1 in einer senkrechten Führung
gehalten.
[0023] Durch eine von entsprechenden Ventilen gesteuerte Beaufschlagung der Druckzylinder
mit Pressluft werden alternativ oder auch gemeinsam die Antriebssysteme auf dem abzufördernden
Strang wirksam gemacht.
[0024] Die Wirkungsweise der Ansteuerung der beiden Schrittmotore geht aus dem Blockschaltbild
von Fig. 4 , hervor. Die wichtigsten Komponenten sind in einem Hochgeschwindigkeitstranslator
zusammengefasst. Er sorgt für die netzgespeiste Stromversorgung und die umschaltbare
Ansteuerung der Endstufen für die Schrittmotoreneinspeisung, die sowohl unabhängigen
als auch gemeinsamen Betrieb beider Motore gestattet. Der Funktionsablauf wird von
der Steuereinheit vorgegeben: Nach dem Startbefehl positioniert der Schrittmotor in
Rechtsdrehrichtung die digital einzustellende Vorwahl I, was einen entsprechenden
Vorwärtshub des Stranges bewirkt, dessen Grösse bestimmt wird vom Durchmesser der
Antriebsrolle und der vorgewählten Schrittanzahl des Motors. Beispielsweise führt
eine Schrittanzahl von 51 bei einem Schrittmotor mit einem Schrittwinkel von α1,8°
bei Verwendung einer Antriebsrolle mit einem Durchmesser von 5o mm φ zu einem Hub
von 4o mm, entsprechend wird für den gleichen Hub nur eine Schrittanzahl von 13 benötigt,
wenn der Durchmesser der Antriebsrolle 2oo mm ß beträgt. Nach erfolgter Positionierung
wird mit dem Ausgangssignal COINZ I das Zeitglied für die von O bis 1o s in Schritten
von o.o1 s digital vorwählbare Haltedauer II angesprochen, das nach Ablauf mit dem
Eingangssignal INDEX II den Schrittmotor in Linksdrehrichtung auf die digital einzustellende
Vorwahl II positioniert, was zu einem entsprechenden Rückwärtshub des Stranges führt.
Nach erfolgter Positionierung wird jetzt mit dem Ausgangssignal COINZ II das Zeitglied
für die ebenfalls von 0 bis 1o s digital vorwählbare Haltedauer I angesprochen, nach
deren Ablauf mit dem Eingangssignal INDEX I der Zyklus aufs Neue beginnt.
[0025] Die für die Geschwindigkeit der Schrittmotore bestimmende Betriebsfrequenz wird über
einen Geschwindigkeitssteller eingestellt. Eine Erhöhung der Betriebsfrequenz würde
zu einer Erhöhung der Strangabzugsgeschwindigkeit und damit bei sonst unveränderten
Betriebsbedingungen zu einem Anstieg der Temperatur des aus der Kokille austretenden
Stranges und umgekehrt führen. Mit Hilfe eines geeigneten angepassten Reglers kann
die Temperatur des austretenden Stranges durch Veränderung der Strangabzugsgeschwindigkeit
konstant gehalten werden.
[0026] Aus Fig. 5 ist das Zusammenwirken der drei Systemkomponenten Ziehvorrichtung, Anfahrstab
und Ausguß bei Beginn des Gießprozesses ersichtlich.
[0027] Der rohrförmige Anfahrstab 34 wird von der oder den Antriebsrollen 11 und Andruckrollen
1o erfasst. Er ist bis zur Eintrittsöffnung der Kokille 33 in diese eingeführte wo
er mit der ringförmigen Dichtung 37 am Schnorchel 31 anliegt, um ein Eintreten von
Schmelze in den schmalen Ringspalt zwischen Kokille 33 und Anfahrstab 34 zu verhindern.
In der vorderen öffnung des rohrförmigen Anfahrstabes 34 sind ein querliegender Stift
36, der neben einem Verschweißen eine formschlüssige Verbindung zwischen Gießstrang
38 und Anfahrstab 34 schafft, und die beiden Triggerkontakte 35, die bei der Berührung
mit der eingedrungenen Schmelze das Signal für das Zeitrelais der Startverzögerung
liefern, untergebracht. Die durch die konische Form der Innenbohrung des Auslaufsteines
31 bewirkte Ausbildung der Erstarrungsfront 4o zwischen dem erstarrten Gießstrang
38 und der flüssigen Schmelze 39 verhindert ein Einfrieren des Stranges im Auslaufkanal
und ermöglicht ein leichtes Abziehen des erstarrten Stranges.
1. Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen und deren Legierungen, bei
dem der Strang kontinuierlich, intermittierend oder im Pilgerschritt ausgezogen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der kontinuierliche Auszugshub bzw.die intermittierenden
oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend
schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt wird bzw. werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abzugsgeschwindigkeit
mit einer Frequenz von 15o Hz schwankt.
3. Horizontal-Stranggiessanlage für Metalle und deren Legierungen, bestehend aus einem
Warmhaltegefäß mit horizontalem Auslauf, einer dem Warmhaltegefäß nachgeordneten gekühlten
Kokille (33) und einer den Strang (38) erfassenden Ziehvorrichtung (10, 11, 20), die kontinuierlich, intermittierend oder im Pilgerschritt antreibbar ist, dadurch
gekennzeichnet, daß die Ziehvorrichtung (10, 11, 20) derart antreibbar ist, daß der kontinuierliche Auszugshub bzw. die intermittierend
oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend
schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt wird bzw. werden.
4. Stranggiessanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb für
die Ziehvorrichtung (10, 11, 20) mindestens einen Wechselstrom-Schrittmotor (2o) für hohe Schrittfrequenz aufweist.
5. Stranggiessanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein elektronisches
Steuersystem zur Regelung der Schrittfrequenz des oder der Schrittmotore (20) in Abhängigkeit
von der Austrittstemperatur des Stranges (38) vorgesehen ist.
6. Stranggiessanlage nach Anspruch 5, mit mindestens zwei hintereinander in Strangdurchlaufrichtung
angeordneten Schrittmotoren (20), dadurch gekennzeichnet, daß das elektronische Steuersystem
zur Synchronisation der Schrittmotore (20) ausgebildet ist, wobei jedem Schrittmotor
(20) eine eigene Leistungsendstufe zugeordnet ist.
7. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
Rollenpaare (10, 11) der Ziehvorrichtung (10, 11, 20) schräg zur Längsachse des Stranges (38) gestellt sind.
8. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Rollenpaare (10, 11) mit Mitteln (1) zur Ausübung eines den Strang (38) plastisch verformenden Druckes
ausgerüstet sind.
9. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 8 mit einem Anfahrstrang (34),
dadurch gekennzeichnet, daß der Anfahrstrang (34) im Bereich der Kokille (33) einen
dichtend gegen den Auslauf (31) angelegten rohrförmigen Abschnitt aufweist, in dem
Triggerkontakte (35) angeordnet sind.
10. Stranggiessanlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß in dem rohrförmigen
Abschnitt des Anfahrstranges (34) Verankerungselemente (36), z.B. ein quer eingesetzter
Stift, Noppen oder dgl., vorgesehen sind.
11. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Auslauf (31) einen in das Warmhaltegefäß hinein
reichenden Rohrabschnitt mit nach außen sich konisch erweiternder Innenbohrung aufweist.
12. Stranggiessanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrabschnitt
aus stabilisiertem oder teilstabilisiertem Zirkoniumoxid besteht.