(19)
(11) EP 0 064 280 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.11.1982  Patentblatt  1982/45

(21) Anmeldenummer: 82103668.8

(22) Anmeldetag:  29.04.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B22D 11/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI LU SE

(30) Priorität: 02.05.1981 DE 3117407

(71) Anmelder: Technica-Guss GmbH
D-8707 Veitshöchheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Brandis, Helmut, Dr.-Ing.
    D-4150 Krefeld (DE)
  • Erckes, Hans-Walter, (Ing.) grad.
    D-4150 Krefeld (DE)
  • Preisendanz, Hans, Dr. rer. nat.
    D-4156 Willich 1 (DE)
  • Schüler, Peter, Dr.-Ing.
    D-4150 Krefeld (DE)
  • Spyra, Wolfgang, Dr. rer. nat.
    D-4150 Krefeld (DE)
  • Thielmann, Rainer, Dr.-Ing.
    D-4150 Krefeld (DE)

(74) Vertreter: LOUIS, PÖHLAU, LOHRENTZ & SEGETH 
Hauptstrasse 19
82319 Starnberg
82319 Starnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen und Stranggiessanlage hierfür


    (57) Ein Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen und deren Legierungen sowie eine Horizontal-Stranggiessanlage hierfür. Der Strang wird kontinuierlich, intermittierend oder im Pilgerschritt von einer Ziehvorrichtung abgezogen, und der kontinuierliche Auszugshub bzw. die intermittierenden oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe werden mit einer über dem Wert Null oszillierend schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt. Die Schwankungsfrequenz beträgt beispielsweise 150Hz (Fig. 1).




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen und deren Legierungen sowie eine Stranggiessanlage hierfür.

    [0002] Es ist bekannt, daß beim horizontalen oder vertikalen Stranggiessen von Metallen und deren Legierungen zwischen Kokille und Strang in der Regel eine sich ändernde Relativbewegung vorliegt, um den Abriß des Stranges zu vermeiden und um qualitative Vorteile zu erwirken. Diese sich ändernde Relativbewegung reicht bis zum vorübergehenden Stillstand oder führt sogar zu einer Bewegungsumkehr, je nachdem es die jeweilige betriebliche Praxis und die anlagentechnischen Möglichkeiten empfehlen oder zulassen.

    [0003] Erreicht wird dieser Bewegungsablauf bei ofenunabhängiger Kokille und stetiger Fortbewegung des Stranges gewöhnlich durch eine spezielle Bewegungsvorrichtung für die Kokille, bei ofenabhängiger Kokille durch eine nichtstetige Abförderung des Stranges. Diese nichtstetige Abförderung im Go/Stop- oder Pilgerschrittverfahren. erfordert bisher sehr aufwendige Antriebsaggregate, von denen eine sehr präzise Einhaltung bestimmter vorgewählter Abzugsschritte erwartet wird. Stand der Technik ist es, diese anspruchsvolle Antriebsaufgabe durch aufwendige elektrohydraulische Systeme zu lösen. So sind zahlreiche, insbesondere Horizontal-Stranggußanlagen in Betrieb, bei denen solche Antriebe erfolgreich eingesetzt werden. Dabei ist es ohne weiteres möglich, Stränge mit rundem, quadratischem oder rechteckigem Querschnitt, wie auch Hohlprofile, in den erforderlichen Bewegungsabläufen abzufördern. Bei Rundstangen bewegt sich beispielsweise der Durchmesser von 15 bis 4oo mm, wobei die Hubgeschwindigkeit den Erstarrungsgeschwindigkeiten -in der Kokille anzupassen ist und beispielsweise zwischen 6 und 12o mm/s beträgt. Derartige Anlagen können, um die richtige Abstimmung zwischen Vorwärtshub/ Haltedauer I/Rückwärtshub/Haltedauer II vorzunehmen, bis 1000 Schaltungen pro Minute ausführen. Neuerdings ist auch die Verwendung eines schrittweise arbeitenden Gleichstrommotores mit entsprechender elektrischer Steuerung für das Abziehen von Strängen aus horizontalen Stranggußkokillen bekannt geworden (vgl. DE-PS 23 4o 636).

    [0004] Die Ausdehnung des Stranggusses auf dünne Stränge mit Dmr. ≤ 15 mm, beispielsweise 3 mm φ, wie sie u.a. für die Herstellung von Strängen aus Hartlegierungen, Magnetlegierungen und Edelstählen notwendig ist, macht aber eine bedeutende Erhöhung der Abzugsgeschwindigkeit auf beispielsweise 82o mm/s erstrebenswert und führt dann zu einer Verkürzung der Schaltzeiten und somit zur Erhöhung der Anzahl der Schaltungen/min. Wird die bisher übliche Abzugsgeschwindigkeit beibehalten, sinkt die Gießleistung entsprechend. Eine gewisse Abhilfe schafft hier die allerdings mit grossem Mehraufwand verbundene Auslegung der Anlage als Mehrstranganlage.

    [0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, bei einer Horizontal-Stranggiessanlage der eingangs genannten Gattung, insbesondere für das Stranggiessen von Stäben mit Durchmessern < 15 mm, vorzugsweise im Bereich von 3 bis 1o mm, Abzugsgeschwindigkeiten bis etwa 1000 mm/s erreichen zu können.

    [0006] Diese Aufgabe wird im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrens dadurch gelöst, daß der kontinuierliche Auszugshub bzw. die intermittierenden oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt wird bzw. werden.

    [0007] Die Ziehvorrichtung verleiht somit dem Strang eine innerhalb jeden Hubes zwischen einem Maximal- und einem Minimalwert oszillierende Bewegung. Als Antriebsaggregat der Ziehvorrichtung wird mindestens ein wechselstromgespeister Schrittmotor bevorzugt, der bis zu 5ooo Schaltungen pro Minute möglich macht.

    [0008] Im Gegensatz zu den bekannten Go/Stop- oder Pilgerschrittverfahren, bei denen die Strangabzugsgeschwindigkeit innerhalb eines Hubes von 0 auf einen Maximalwert ansteigt und wieder auf O abfällt und bei denen zwischen den Hüben ausgeprägte Haltezeiten vorgesehen sind, oszilliert, d.h. schwankt der Strangabzug bei der erfindungsgemässen Stranggiessanlage im Verlauf einer stetigen Bewegung zwischen einem Maximal- und Minimalwert innerhalb jeden Hubes. Die erfindungsgemässe Horizontal-Stranggiessanlage kann dabei mit kontinuierlichem Strangauszug aber auch diskontinuierlichem, wie Go/Stop-oder Pilgerschrittverfahren arbeiten.

    [0009] Der erfindungsgemäß vorgesehene elektrische (Wechselstrom)Schrittmotor hat gegenüber den bisher üblichen aufwendigen hydraulischen Abzugssystemen den Vorteil, ohne alle mechanischen Übertragungssysteme wie Getriebe, Kupplungen, Ketten oder dgl. auskommen zu können. Die Antriebsrolle ist direkt auf den Wellenstumpf des Schrittmotors in geeigneter Weise aufgesetzt. Es erfolgt eine optimale Anpassung des Durchmessers der Antriebsrolle an den Durchmesser des Stranges, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Abzugsgeschwindigkeit mit sinkendem Stabdurchmesser bei gleichbleibender Gießleistung steigt. Eine Kompensation kann bei unveränderter Betriebsfrequenz des Schrittmotors durch eine Vergrösserung des Durchmessers der Antriebsscheibe erfolgen, jedoch nur in dem Masse, wie hierdurch das Rotationsträgheitsmoment der Antriebsscheibe und das Lastträgheitsmoment des abzufördernden Stranges in einem noch zulässigen Maß ansteigen. Bei falscher Anpassung fällt der Schrittmotor außer Takt und bleibt stehen-. Anhand der für den bestimmten Schrittmotor gültigen Kennlinien ist es dem Fachmann ohne weiteres möglich, die richtige Auswahl des Antriebsscheibendurchmessers für die jeweilige Abzugsgeschwindigkeit und den Stabdurchmesser unter Berücksichtigung der rotatorischen und translatorischen Trägheitsmomente der verschiedenen zu beschleunigenden Massen auszuwählen. Beispielsweise wurde für den Schrittmotor mit einem maximalen Drehmoment von 26 Nm bei Strängen mit einem Durchmesser von 3 mm ein günstiger Scheibendurchmesser von 2oo mm und bei Strängen von 8 mm Durchmesser ein solcher von 5o mm ermittelt.

    [0010] Für einen störungsfreien Betrieb des Stranggiessprozesses und für qualitativ gleichbleibende Produkte ist eine konstante Strangaustrittstemperatur von entscheidender Bedeutung. Um diese einhalten zu können, wird erfindungsgemäß ein elektronisches Steuersystem zur Regelung der Betriebsfrequenz des oder der Schrittmotore in Abhängigkeit von der Strangaustrittstemperatur vorgesehen. Die Strangaustrittstemperatur wird laufend gemessen. Bei Abweichungen von dem Sollwert erfolgt eine Änderung der Betriebsfrequenz des oder der Schrittmotore mit dem Ziel, die Strangaustrittstemperatur von dem Ist- auf den Sollwert zurückzuführen. Die bisher bekannte Regelung über die Veränderung der Kühlwassermenge ist bei den hohen Strangabzugsgeschwindigkeiten wegen zu geringer Ansprechschnelligkeit ungeeignet.

    [0011] Um eine Störung der Abzugsbewegung beim Durchlaufen der Übergangsstelle Kaltstrang zu Warmstrang durch die Ziehvorrichtung auszuschließen, sind mindestens zwei hintereinander in Strangdurchlaufrichtung angeordnete separate Schrittmotore vorgesehen, die im Wechsel den Strang erfassen, bis die Übergangsstelle Kaltstrang zu Warmstrang die Ziehvorrichtung passiert hat. Sobald die Übergangsstelle den ersten Schrittmotor erreicht, hebt das von ihm angetriebene Rollenpaar ab und der in Stranglaufrichtung folgende Schrittmotor zieht mit dem von ihm getriebenen Rollenpaar den Strang. Sobald die Übergangsstelle, Kaltstrang zu Warmstrang den ersten Schrittmotor passiert hat, treten dessen Abzugsrollen wieder in Tätigkeit, und das vom zweiten Schrittmotor getriebene Rollenpaar hebt ab, um die Übergangsstelle durchlaufen zu lassen. Dieser Wechsel erfordert bei der hohen Abzugsgeschwindigkeit ebenfalls-eine geeignete Steuerung, die erfindungsgemäß durch ein elektronisches Steuersystem verwirklicht wird, das die Schrittmotore synchronisiert, d.h. ihre oszillierende Bewegung innerhalb jeden Hubes aufeinander abstimmt, wobei jedem Motor eine eigene Leistungsendstufe zugeordnet ist, damit eine unabhängige Steuerung jedes Motors gewährleistet ist. Diese Ausbildung der erfindungsgemässen Horizontal-Stranggiessanlage ermöglicht die Beibehaltung einer hohen Abzugsgeschwindigkeit auch beim Anfahren, ermöglicht eine verbesserte Geradführung des Stranges und wirkt sich verschleißmindernd aus.

    [0012] Durch schräg zur Stranglängsachse gestellte Rollenpaare der Ziehvorrichtung kann das Ausziehverhalten des Stranges aus der Kokille günstig beeinflusst werden. Es wird jedoch auch ein ungleichmässiger Verschleiß in der Kokille vermieden, weil die Bewegung des Stranges innerhalb der Kokille reibungsarm ist. Diese Ausführung ist allerdings auf Stränge mit kreisrundem Querschnitt beschränkt.

    [0013] Bei dem quasi-kontinuierlichen Betrieb ergibt sich der Vorteil, daß kontinuierliche Weiterverarbeitungsschritte wie Verformen, Trennen und Wärmebehandeln angeschlossen werden können, ohne daß eine aufwendige Synchronisation mit der Hubbewegung notwendig ist. Der Strang kann dabei durch Kalibrierrollen in derselben Querschnittsform kalibriert oder in eine andere Querschnittsform, z.B. von rund auf oval, überführt werden.

    [0014] Auf diese Weise kann eine Nachverdichtung des Stranges mit Beseitigung von Restporositäten oder auch nur eine Querschnittsänderung erreicht werden.

    [0015] Der nur zu Beginn des Stranggiessprozesses benötigte Teil der Ziehvorrichtung ist der Anfahrstab als Verbindungsglied zwischen der Schmelze im Auslaufkanal des Warmhaltegefässes und den Strangförderrollen. Beim Anfahren muß die richtige zeitliche Abstimmung des Startbefehles in Bezug auf das Einbringen der Schmelze in den Auslaufkanal erfolgen. Diese Aufgabe konnte durch die Verwendung eines rohrförmigen Anfahrstabes gelöst werden, in dessen vorderer öffnung zwei isolierte Triggerkontakte angebracht sind, die bei Eintritt der Schmelze durch diese leitend miteinander verbunden werden und damit ein Signal , liefern, daß über ein vorwählbares Zeitrelais nach einer von O bis beliebig lang einzustellenden Verzögerungszeit den Startbefehl für die Abzugsvorrichtung gibt.Gleichzeitig sorgt die Ausbildung des Anfahrstabes für eine sicher Erfassung der Strangschale, die gegenüber der üblichen Ausbildung des Anfahrstabes als Spitze Vorteile bezüglich eines guten Schweißverbundes zeigt, wie es auch in der US-PS 39 o8 747 geschildert wird. Darüberhinaus ist es vorteilhaft, durch einen im vorderen Teil des Anfahrstabes quer eingesetzten Stift, der von der Schmelze umflossen wird, zu einem zusätzlichen formschlüssigen Verbund des Anfahrstabes mit dem Gießstrang zu kommen. Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, zu Beginn des Gießvorganges den Anfahrstab bis zur Eintrittsöffnung der Kokille einzuführen und mit einer Dichtung aus Isolierfilz gegen den keramischen Auslaufstein zu drücken. Hierdurch kann die Schmelze ungehindert in das Innere des rohrförmigen Anfahrstabes eindringen und mit ihm zu einem haltbaren Verbund verschweißen.

    [0016] Andererseits verhindert die Dichtung, daß Schmelze zwischen Anfahrstab und Kokille gelangen kann, die sonst zu einem Verklemmen des Anfahrstabes in der Kokille führen würde, was entweder ein Abziehen des Stabes verhindern oder einen starken Kokillenverschleiß bewirken könnte.

    [0017] Bei Verwendung üblicher Auslaufsysteme war es oftmals schwierig, die richtige Dauer der Startverzögerung zu finden. Wird sie zu kurz gewählt, wird der Anfahrstab, ohne ausreichend mit der Strangschale verschweißt zu sein, ausgefördert, und es besteht die Gefahr eines Durchbruches der Schmelze. Ist sie zu lang, kann die Erstarrung bis in den Auslaufkanal fortschreiten,wodurch das Abziehen erschwert wird, oder schließlich sogar ein Einfrieren der Schmelze im Auslaufstein eintreten kann. Weitaus besser bewährt sich, den Auslaufstein mit einer rohrförmigen Verlängerung, etwa von 1o bis 3o mm Länge, auszurüsten, die mit einem Außendurchmesser von 1o bis 25 mm 0 schnorchelartig durch die öffnung eines in die Gießgefäßwandung eingesetzten Düsensteines in das Gefäß frei hineinragt. Hier heizt sich dank der Konvektion der den Schnorchel umgebenden Schmelze der Auslaufstein soweit auf, daß eine Ansatzbildung vor der öffnung mit Sicherheit vermieden werden kann. Hierbei werden allerdings an die Verträglichkeit des Schnorchelmaterials gegenüber der Schmelze hohe Anforderungen gestellt. Beim Vergiessen von Hartlegierungen konnten sie von dem zunächst eingesetzten Bornitrid nur unzureichend und vom hilfweise verwendeten Graphit in keiner Weise erfüllt werden. Nicht bewährt hat sich auch die Verwendung der Masse Alundum, an deren rauher Oberfläche des Ausflußkanales es zu einem starken Verfritten mit dem Strang gekommen war, so daß keine Abzugsbewegung ausgeführt werden konnte. Erst der Übergang auf stabilisiertes oder teilstabilisiertes Zirkoniumoxid als Material für den Auslaufstein brachte eine deutliche Verbesserung der Beständigkeit, die auch beim Vergiessen von Hartlegierungen zu befriedigenden Standzeiten von mehreren Stunden führte.

    [0018] Ein das Prinzip der Erfindung kennzeichnendes Ausführungsbeispiel wird im folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben.

    [0019] Es stellen dar:

    Fig. 1. eine grafische Darstellung des Verlaufes der Abzugsgeschwindigkeit des Stranges;

    Fig. 2 eine Abbildung eines mit dem Bewegungsablauf gemäß Fig. 1 abgezogenen Strangstückes;

    Fig. 3a, b, c die Ziehvorrichtung von drei Seiten;

    Fig. 4 ein Blockschaltbild für die elektronische bzw. elektrische Ansteuerung der Schrittmotore der Ziehvorrichtung, und

    Fig. 5 Anfahrsystem bestehend aus Ziehvorrichtung, Anfahrstab und Auslaufstein.



    [0020] Der oszillierende Bewegungsablauf innerhalb eines Hubes von etwa 4o mm ist in Fig. 1 grafisch als Winkelgeschwindigkeit über der Förderstrecke dargestellt. Nach dem Hub von 4o mm, in dem die Bewegung zwischen etwa 2 und 6 s-1 oszilliert oder schwankt, schließt sich eine Haltedauer von o,15 s an.

    [0021] Bei Verwendung der erfindungsgemässen Horizontal-Stranggiessanlage können auf der Oberfläche des gegossenen Stranges feine Markierungen beobachtet werden, wie Fig. 2 zeigt. Es handelt sich dabei um eine Abbildung des in Fig. 1 aufgezeigten Bewegungsablaufes bei der hubweisen Strangabführung mit oszillierendem Bewegungsablauf innerhalb eines Hubes. Diese Betriebsweise führt dazu, daß-die Temperatur der festen Strangschale an den Kontaktstellen zwischen fester Strangschale und flüssiger Schmelze im Einlaufbereich der Kokille weit weniger stark absinkt als bei hubweiser Förderung im Go/Stop- oder Pilgerschrittverfahren und ferner dazu, daß die Volumenschwindung bei der Erstarrung auf die gesamte Stranglänge gleichmässiger verteilt wird.

    [0022] Fig. 3 zeigt die Ziehvorrichtung. In einer verwindungssteifen Profilrahmenkonstruktion 21 sind zwei Schrittmotore 2o eingesetzt. Auf ihren Wellenenden ist jeweils unmittelbar die verschleißfeste Antriebsrolle 11 aufgesetzt. Die Antriebsrolle ist mit einem rillenförmigen Einschnitt versehen, der zusätzlich an seinen Flanken radial verlaufende Kerben aufweisen kann, um einen guten Reibungsschluß zwischen Stab und Antriebsrolle sicherzustellen. Auf der dem Motor gegenüberliegenden Seite ist ein zusätzliches Radiallager 15 angeordnet, das die von der Andruckrolle 1o ausgeübten Kräfte mit aufnimmt. Die jeweils oberhalb der beiden Antriebsrollen angeordnete,ebenfalls verschleißfeste zylinderförmige Andruckrolle 1o wird vom Kolben eines pneumatischen Druckzylinders 1 in einer senkrechten Führung gehalten.

    [0023] Durch eine von entsprechenden Ventilen gesteuerte Beaufschlagung der Druckzylinder mit Pressluft werden alternativ oder auch gemeinsam die Antriebssysteme auf dem abzufördernden Strang wirksam gemacht.

    [0024] Die Wirkungsweise der Ansteuerung der beiden Schrittmotore geht aus dem Blockschaltbild von Fig. 4 , hervor. Die wichtigsten Komponenten sind in einem Hochgeschwindigkeitstranslator zusammengefasst. Er sorgt für die netzgespeiste Stromversorgung und die umschaltbare Ansteuerung der Endstufen für die Schrittmotoreneinspeisung, die sowohl unabhängigen als auch gemeinsamen Betrieb beider Motore gestattet. Der Funktionsablauf wird von der Steuereinheit vorgegeben: Nach dem Startbefehl positioniert der Schrittmotor in Rechtsdrehrichtung die digital einzustellende Vorwahl I, was einen entsprechenden Vorwärtshub des Stranges bewirkt, dessen Grösse bestimmt wird vom Durchmesser der Antriebsrolle und der vorgewählten Schrittanzahl des Motors. Beispielsweise führt eine Schrittanzahl von 51 bei einem Schrittmotor mit einem Schrittwinkel von α1,8° bei Verwendung einer Antriebsrolle mit einem Durchmesser von 5o mm φ zu einem Hub von 4o mm, entsprechend wird für den gleichen Hub nur eine Schrittanzahl von 13 benötigt, wenn der Durchmesser der Antriebsrolle 2oo mm ß beträgt. Nach erfolgter Positionierung wird mit dem Ausgangssignal COINZ I das Zeitglied für die von O bis 1o s in Schritten von o.o1 s digital vorwählbare Haltedauer II angesprochen, das nach Ablauf mit dem Eingangssignal INDEX II den Schrittmotor in Linksdrehrichtung auf die digital einzustellende Vorwahl II positioniert, was zu einem entsprechenden Rückwärtshub des Stranges führt. Nach erfolgter Positionierung wird jetzt mit dem Ausgangssignal COINZ II das Zeitglied für die ebenfalls von 0 bis 1o s digital vorwählbare Haltedauer I angesprochen, nach deren Ablauf mit dem Eingangssignal INDEX I der Zyklus aufs Neue beginnt.

    [0025] Die für die Geschwindigkeit der Schrittmotore bestimmende Betriebsfrequenz wird über einen Geschwindigkeitssteller eingestellt. Eine Erhöhung der Betriebsfrequenz würde zu einer Erhöhung der Strangabzugsgeschwindigkeit und damit bei sonst unveränderten Betriebsbedingungen zu einem Anstieg der Temperatur des aus der Kokille austretenden Stranges und umgekehrt führen. Mit Hilfe eines geeigneten angepassten Reglers kann die Temperatur des austretenden Stranges durch Veränderung der Strangabzugsgeschwindigkeit konstant gehalten werden.

    [0026] Aus Fig. 5 ist das Zusammenwirken der drei Systemkomponenten Ziehvorrichtung, Anfahrstab und Ausguß bei Beginn des Gießprozesses ersichtlich.

    [0027] Der rohrförmige Anfahrstab 34 wird von der oder den Antriebsrollen 11 und Andruckrollen 1o erfasst. Er ist bis zur Eintrittsöffnung der Kokille 33 in diese eingeführte wo er mit der ringförmigen Dichtung 37 am Schnorchel 31 anliegt, um ein Eintreten von Schmelze in den schmalen Ringspalt zwischen Kokille 33 und Anfahrstab 34 zu verhindern. In der vorderen öffnung des rohrförmigen Anfahrstabes 34 sind ein querliegender Stift 36, der neben einem Verschweißen eine formschlüssige Verbindung zwischen Gießstrang 38 und Anfahrstab 34 schafft, und die beiden Triggerkontakte 35, die bei der Berührung mit der eingedrungenen Schmelze das Signal für das Zeitrelais der Startverzögerung liefern, untergebracht. Die durch die konische Form der Innenbohrung des Auslaufsteines 31 bewirkte Ausbildung der Erstarrungsfront 4o zwischen dem erstarrten Gießstrang 38 und der flüssigen Schmelze 39 verhindert ein Einfrieren des Stranges im Auslaufkanal und ermöglicht ein leichtes Abziehen des erstarrten Stranges.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum horizontalen Stranggiessen von Metallen und deren Legierungen, bei dem der Strang kontinuierlich, intermittierend oder im Pilgerschritt ausgezogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß der kontinuierliche Auszugshub bzw.die intermittierenden oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt wird bzw. werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abzugsgeschwindigkeit mit einer Frequenz von 15o Hz schwankt.
     
    3. Horizontal-Stranggiessanlage für Metalle und deren Legierungen, bestehend aus einem Warmhaltegefäß mit horizontalem Auslauf, einer dem Warmhaltegefäß nachgeordneten gekühlten Kokille (33) und einer den Strang (38) erfassenden Ziehvorrichtung (10, 11, 20), die kontinuierlich, intermittierend oder im Pilgerschritt antreibbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Ziehvorrichtung (10, 11, 20) derart antreibbar ist, daß der kontinuierliche Auszugshub bzw. die intermittierend oder im Pilgerschritt erfolgenden Auszugshübe mit einer über dem Wert Null oszillierend schwankenden Abzugsgeschwindigkeit ausgeführt wird bzw. werden.
     
    4. Stranggiessanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb für die Ziehvorrichtung (10, 11, 20) mindestens einen Wechselstrom-Schrittmotor (2o) für hohe Schrittfrequenz aufweist.
     
    5. Stranggiessanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein elektronisches Steuersystem zur Regelung der Schrittfrequenz des oder der Schrittmotore (20) in Abhängigkeit von der Austrittstemperatur des Stranges (38) vorgesehen ist.
     
    6. Stranggiessanlage nach Anspruch 5, mit mindestens zwei hintereinander in Strangdurchlaufrichtung angeordneten Schrittmotoren (20), dadurch gekennzeichnet, daß das elektronische Steuersystem zur Synchronisation der Schrittmotore (20) ausgebildet ist, wobei jedem Schrittmotor (20) eine eigene Leistungsendstufe zugeordnet ist.
     
    7. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Rollenpaare (10, 11) der Ziehvorrichtung (10, 11, 20) schräg zur Längsachse des Stranges (38) gestellt sind.
     
    8. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollenpaare (10, 11) mit Mitteln (1) zur Ausübung eines den Strang (38) plastisch verformenden Druckes ausgerüstet sind.
     
    9. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 8 mit einem Anfahrstrang (34), dadurch gekennzeichnet, daß der Anfahrstrang (34) im Bereich der Kokille (33) einen dichtend gegen den Auslauf (31) angelegten rohrförmigen Abschnitt aufweist, in dem Triggerkontakte (35) angeordnet sind.
     
    10. Stranggiessanlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß in dem rohrförmigen Abschnitt des Anfahrstranges (34) Verankerungselemente (36), z.B. ein quer eingesetzter Stift, Noppen oder dgl., vorgesehen sind.
     
    11. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Auslauf (31) einen in das Warmhaltegefäß hinein reichenden Rohrabschnitt mit nach außen sich konisch erweiternder Innenbohrung aufweist.
     
    12. Stranggiessanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrabschnitt aus stabilisiertem oder teilstabilisiertem Zirkoniumoxid besteht.
     




    Zeichnung






















    Recherchenbericht