[0001] Die Erfindung betrifft einen Aufrichtrollstuhl, insbesondere einen zusammenlegbaren
Aufrichtrollstuhl, mit einem Fahrgestell mit zwei Haupträdern und zwei Lenkrädern
und einem am Fahrgestell gelagerten und durch einen Antriebsmechanismus relativ zum
Fahrgestell um eine Drehachse verschwenkbaren Sitz- und Aufrichtgestell, das aus Sitz,
Rückenlehne und Fussstützen besteht, wobei die Fussstützen derart am Sitz angelenkt
sind, dass sie in Aufrichtstellung des Stuhls auf dem Boden aufliegen, und mit einem
Stellorgan, welches die Rückenlehne mit dem Fahrgestell gelenkig verbindet, um die
Rückenlehne in jeder Stellung des Stuhles in ihrer aufrechten Lage zu halten. Ein
derartiger Aufrichtstuhl ist in der CH-PS 608 186 beschrieben.
[0002] Ein Nachteil bisheriger Aufrichtstühle bestand darin, dass sie nur in beschränktem
Ausmasse der Körpergrösse angepasst werden konnten und für Kinder praktisch ungeeignet
waren. Eine beschränkte Anpassung an die Körpergrösse war möglich durch die Ausbildung
der Fussstützen mit einer Bodenauflage und einer in Bezug auf die Bodenauflage höhenverstellbare
Fussauflage. Da jedoch die Sitzlänge nicht angepasst werden konnte, mussten Kissen
und andere Hilfsmittel verwendet werden, um bei kleinen Personen die Distanz zwischen
dem Rücken und der Rückenlehne auszufüllen.
[0003] Durch die europäische Offenlegungsschrift 0 018 101 ist ein zusammenlegbarer Rollstuhl
bekannt geworden, bei dem die Seitenrahmen des kombinierten Fahr- und Sitzgestells
im wesentlichen aus zwei teleskopartig ineinanderschiebbaren Elementen bestehen, welche
es ermöglichen, den Radabstand verschieden gross zu halten. Des weiteren sind an zwei
verschiedenen Orten des Seitenrahmens Befestigungsstellen vorgesehen, an denen wahlweise
ein grosses oder ein kleines Hauptrad befestigt werden kann. Da die beschriebene Literaturstelle
lediglich einen gewöhnlichen Rollstuhl betrifft und somit kein vom Fahrgestell separates
Sitz- und Aufrichtgestell aufweist, gibt sie keine Lösung zur Anpassung eines Aufrichtstuhls
an verschiedene Körpergrössen. Dasselbe trifft auch für das US-Patent 4 082 348 zu,
wo ebenfalls ein zusammenlegbarer Rollstuhl gezeigt wird. Bei diesem Rollstuhl ist
eine Höhenverstellung der Sitzfläche möglich, indem dieses von teleskopartig ineinandergreifenden
Rohrstücken getragen wird, wobei Mittel vorgesehen sind, um die teleskopartigen Säulen
in der eingestellten Lage zu blockieren. Auch bei diesem Rollstuhl ist keine Anpassung
der Sitzlänge vorgesehen, so dass die Normalausführung für Kinder oder überdurchschnittlich
grosse Personen unbrauchbar ist.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Aufrichtrollstuhl zu schaffen, der
mit geringem Aufwand an verschiedene Körpergrössen anpassbar ist. Wird der
Aufrichtrollstuhl für ein Kind gebraucht, so sollte er später an die Körpergrösse einer
erwachsenen Person anpassbar sein, gegebenenfalls auch an die Körpergrösse einer überdurchschnittlich
grossen erwachsenen Person.
[0005] Gemäss der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass bei einem Aufrichtrollstuhl
der eingangs erwähnten Art der Sitz, das Stellorgan und die Fussstützen durch einen
Sitz, ein Stellorgan bzw. Fussstützen anderer Länge ersetzbar sind, dass die Haupträder
je nach Sitzlänge an mindestens zwei verschiedenen Stellen mit verschiedenem Abstand
vom Sitzvorderende befestigbar sind, und dass die Sitzvorderkante je nach Fussstützenlänge
höhenverstellbar ist.
[0006] Auf diese Weise kann vermieden werden, dass z.B. ein invalider Knabe, wenn er das
Jünglingsalter erreicht, einen neuen Aufrichtrollstuhl braucht, der seiner Körpergrösse
angemessen ist. Es genügt vielmehr, den Sitz und das Stellorgan auszuwechseln. Da
das Stellorgan ebenfalls ausgewechselt wird, wird das bei einem Aufrichtstuhl sich
stellende Problem der Senkrechthaltung der Rückenlehne in jeder Stellung des Stuhls
gelöst. Entwickelt sich der invalide Jüngling zu einer übergrossen Person, so ist
ein weiteres Auswechseln des Sitzes möglich, wobei wiederum ein Stellorgan entsprechender
Länge eingesetzt wird. Bei einer solchen Sitzlänge befinden sich aber die Haupträder
des zuerst als Kinderstuhl gebrauchten Aufrichtstuhls in einer ungünstigen Stellung.
Da es aber möglich ist, die Haupträder an einer anderen Stelle mit grösserem Abstand
von der Sitzvorderkante einzusetzen, wird wiederum eine günstige Geometrie erreicht.
Nun besteht aber bei einem Aufrichtstuhl das Erfordernis, dass die Fussstützen beim
Aufrichten auf dem Boden aufliegen, jedoch vom Boden abgehoben sind, wenn der Stuhl
fortbewegt werden soll. Auf jeden Fall sollten die Füsse der Person in der Aufrichtstellung
möglichst nahe beim Boden und in der Fahrstellung genügend vom Boden entfernt sein.
Da der Aufrichtstuhl sowohl für Kinder als auch für überdurchschnittlich grosse Personen
verwendbar sein soll, ist die Sitzvorderkante je nach Fussstützenlänge höhenverstellbar.
[0007] Durch die geschilderte erfindungsgemässe Kombination von verschiedenen Massnahmen
wird somit das seit langen Jahren bei Aufrichtstühlen ungelöste Problem der Anpassung
an verschiedene Körpergrössen, vom Kind bis zur überdurchschnittlich grossen Person,
gelöst.
[0008] Gemäss einem Ausführungsbeispiel der Erfindung ist die Sitzvorderkante durch Auswechseln
der Lenkradbeine höhenverstellbar. Dies stellt eine einfache und praktische Massnahme
zur Höhenverstellbarkeit dar, wobei auch der Umstand berücksichtigt wird, dass ein
in Betrieb stehender Aufrichtrollstuhl nur in relativ seltenen Fällen an eine andere
Körpergrösse angepasst werden muss.
[0009] Zweckmässigerweise besteht das Fahrgestell aus zwei praktisch parallelen Seitenrahmen,
die im Gebrauch des Aufrichtstuhls durch zusammenklappbare Streben in Abstand voneinander
gehalten werden und bei Nichtgebrauch oder Transport des Aufrichtstuhls gelöst werden
können, um den Stuhl zusammenzufalten. Durch diese Kombination von Massnahmen ist
der Aufrichtstuhl nicht nur mit einfachen Mitteln an verschiedene Körpergrössen anpassbar
sondern auch zusammenfaltbar.
[0010] Vorteilhaft weisen die Fussstützen eine Bodenauflage auf und sind derart angeordnet,
dass die Bodenauflage in Aufrichtstellung des Stuhls auf dem Boden aufliegt. Dank
dem Aufliegen auf dem Boden wird ein Kippen des Stuhls in der Aufrichtstellung vermieden.
Der Stuhl kann somit sehr leicht gebaut werden, ohne dass die Gefahr besteht, dass
er in Aufrichtstellung kippt.
[0011] Es ist zweckmässig, die Fussstützen mit einer höhenverstellbaren Fussauflage zu versehen.
Damit erübrigt sich eine Höhenverstellung des Sitzes bei verschiedenen Körpergrössen
in den meisten Fällen.
[0012] Als Stellorgan dient vorteilhaft eine Parallelogrammstange, die am Fahrgestell und
an der Rückenlehne drehbar befestigt ist. Dies ergibt eine sehr einfache und billige
Ausgestaltung.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf
die Zeichnung näher beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 einen vorbekannten Aufrichtstuhl, der keine Anpassung an die verschiedenen
Körpergrössen erlaubt,
Fig. 2 eine perspektivische Darstellung der Einrichtung zum Zusammenklappen des vorbekannten
Aufrichtstuhls gemäss Fig. l,
Fig. 3 eine perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des Aufrichtstuhls
gemäss der Erfindung, wobei jedoch zur Vereinfachung der Darstellung die rechte Hälfte
und die Einrichtung zum Zusammenklappen des Stuhls weggelassen wurden,
Fig. 4 eine Seitenansicht des Aufrichtstuhls von Fig. 3, wie er für Kinder ausgestaltet
ist.
Fig. 5 eine Seitenansicht des Aufrichtstuhls von Fig. 3, wie er für Personen normaler
Grösse ausgestaltet ist, und
Fig. 6 eine Seitenansicht wie in Fig. 3, jedoch in der Ausgestaltung für überdurchschnittlich
grosse Personen.
[0014] Der in den Figuren 1 und 2 dargestellte vorbekannte zusammenlegbare Aufrichtstuhl
gemäss der CH-PS 608 186 besitzt ein Fahrgestell 11, an welchem ein Sitz- und Aufrichtgestell
13 um eine Drehachse 15 relativ zum Fahrgestell 11 verschwenkbar gelagert ist. Das
Fahrgestell 11 besteht aus zwei Seitenrahmen 17, 19 aus zusammengeschweissten Rohrprofilen,
welche durch eine Einrichtung 21, welche zum Teil der besseren Darstellung wegen in
Fig. 2 dargestellt ist, in Abstand voneinander gehalten werden. Durch eine Bewegung
in Richtung des Pfeils 23 kann daher der Aufrichtstuhl zusammengefaltet werden. Am
Fahrgestell sind die beiden Haupträder 25 und zwei Lenkräder 27 angeordnet. Ebenfalls
am Fahrgestell angeordnet ist der durch den.Schalter 29 betätigbare Antriebsmechanismus
31 zum Verschwenken des Sitz- und Aufrichtgestells um die Drehachse 15.
[0015] Das Sitz- und Aufrichtgestell 13 besteht aus dem Sitz 33, der Rückenlehne 35 und
den Fussstützen 37. Auch diese Elemente bestehen im wesentlichen aus Rohrprofilen,
wobei eine zusammenlegbare Strebe 39 für die Stabilität im Bereich der Rückenlehne
sorgt. Die Stoff- oder Lederbespannung des Sitzes 33 und der Rückenlehne 37 sind mit
den dicken Linien 41 bzw. 43 angedeutet. Ein Stellorgan in Form einer Parallelogrammstange
45 verbindet die Rückenlehne 35 mit dem Fahrgestell 11 und bildet so ein Hebelparallelogramm,
um die Rückenlehne in jeder Stellung des Stuhles in aufrechter Lage zu halten.
[0016] Die Fussstützen 37 weisen je eine Bodenauflage 38 auf und sind derart angeordnet,
dass die Bodenauflage 38 in Aufrichtstellung des Stuhles auf dem Boden aufliegt. Zur
Anpassung an die Länge der Unterschenkel des Benützers besitzen die Fussstützen 37
höhenverstellbare Fussauflagen 40.
[0017] Wie das Ausführungsbeispiel von Fig. 3 zeigt, ist der Aufbau des erfindungsgemässen
Aufrichtrollstuhls grundsätzlich gleich wie jener von Fig. 1 und 2. Es können daher
die gleichen Bezugsziffern verwendet werden. Wesentlich ist nun, dass im Gegensatz
zum bekannten Stand der Technik der Sitz 33 und die Fussstützen 37 durch einen Sitz
bzw. durch Fussstützen anderer Länge ersetzbar sind. Im Gegensatz zu gewöhnlichen
Rollstühlen ist aber zu beachten, dass bei einem Aufrichtrollstuhl Sitz 33 und Fussstützen
keine mechanisch voneinander unabhängige Organe darstellen sondern zusammen mit der
Rückenlehne 35 das Sitz- und Aufrichtgestell 13 bilden, das seinerseits mit dem Fahrgestell
11 in einem besonderen Verhältnis steht, indem es durch einen Antriebsmechanismus
31 (Fig. 1) um eine Drehachse 15 relativ zum Fahrgestell 11 verschwenkbar ist. Diese
besonderen Verhältnisse verhinderten bisher bei bekannten Aufrichtstühlen eine Anpassung
an verschiedene Körpergrössen. Um den Ersatz von Sitz 33 und Fussstützen 37 überhaupt
realisieren zu können, wird weiter vorgesehen, das Stellorgan 45 beim Auswechseln
des Sitzes 33 durch ein Stellorgan anderer Länge zu ersetzen. Des weiteren besitzen
die Seitenrahmen 17 und 19 des Fahrgestells 11 zwei Lagerstellen 24, 24', um die Haupträder
25 je nach Sitzlänge mit verschiedenem Abstand von der Sitzvorderkante 34 zu befestigen.
Weiter ist vorgesehen, dass die Sitzvorderkante 34 höhenverstellbar ist. Ein weiteres
Erfordernis besteht nämlich darin, dass bei einem Aufrichtrollstuhl die Fussstütze
in aufgerichteter Stellung auf dem Boden aufliegen sollte. Dank der geschilderten
Höhenverstellbarkeit kann diesem Erfordernis beim Auswechseln der Fussstützen 37 durch
Fussstützen anderer Länge Rechnung getragen werden. Diese Höhenverstellung erfolgt
durch Auswechseln der Lenkradbeine 47. Es wäre aber auch möglich, andere Mittel vorzusehen,
z.B. teleskopartig verstellbare Lenkradbeine. Damit nicht für jede kleine Differenz
der Unterschenkellänge eine spezielle Fussstütze notwendig wird, besitzen die Fussstützen
37 eine Bodenauflage 39 und eine in Bezug auf diese verstellbare Fussauflage 40.
[0018] Die Figuren 4 bis 6 zeigen nun die Anpassung des Aufrichtrollstuhles an drei verschiedene
Körpergrössen (klein, mittel, gross), wobei für jede Körpergrösse ein Sitz 33 verschiedener
Länge S
1, S
2' S
3 vorgesehen ist. Dementsprechend ist auch je ein Stellorgan 45 verschiedener Länge
vorgesehen. Währenddem für die ersten zwei Körpergrössen die Haupträder 25 in der
vorderen Lagerstelle 24' befestigt sind, sind für die grösste Körpergrösse die Haupträder
in der hinteren Lagerstelle 24 angebracht. In Figur 6 werden auch längere Fussstützen
37 (Länge F
2 statt F
1) verwendet, wobei entsprechend längere Lenkradbeine 47 dafür sorgen, dass die Sitzvorderkante
34 höher (Höhe H
2 statt H
1) liegt als für die anderen Körpergrössen (klein, mittel).
[0019] Auf diese Weise wird mit einfachen Mitteln und mit geringem Kostenaufwand eine Anpassung
des Aufrichtstuhls an verschiedene Körpergrössen ermöglicht.
1. Aufrichtrollstuhl, insbesondere zusammenlegbarer Aufrichtrollstuhl, mit einem Fahrgestell
(11) mit zwei Haupträdern (25) und zwei Lenkrädern (27) und einem am Fahrgestell (11)
gelagerten und durch einen Antriebsmechanismus relativ um eine Drehachse (15) verschwenkbaren
Sitz- und Aufrichtgestell (13), das aus Sitz (33), Rückenlehne (35) und Fussstützen
(37) besteht, wobei die Fussstützen (37) derart am Sitz (33) angelenkt sind, dass
sie in Aufrichtstellung des Stuhls auf dem Boden aufliegen, und mit einem Stellorgan
(45), welches die Rückenlehne (35) mit dem Fahrgestell (11) gelenkig verbindet, um
die Rückenlehne (35) in jeder Stellung des Stuhls in aufrechter Lage zu halten, dadurch
gekennzeichnet, dass der Sitz (33), das Stellorgan (45) und die Fussstützen (37) durch
einen Sitz, ein Stellorgan bzw. durch Fussstützen anderer Länge ersetzbar sind, dass
die Haupträder (25) je nach Sitzlänge an mindestens zwei Stellen (24, 24') mit verschiedenem
Abstand von der Sitzvorderkante (34) befestigbar sind, und dass die Sitzvorderkante
(34) je nach Fussstützenlänge höhenverstellbar ist.
2. Aufrichtrollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzvorderkante
(34) durch Auswechseln der Lenkradbeine (47) höhenverstellbar ist.
3. Aufrichtrollstuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Fahrgestell
(11) aus zwei praktisch parallelen Seitenrahmen (17, 19) besteht, die im Gebrauch
des Aufrichtstuhls durch zusammenklappbare Streben (21) in Abstand voneinander gehalten
werden und bei Nichtgebrauch oder Transport des Aufrichtrollstuhls gelöst werden können,
um den Stuhl zusammenzufalten.
4. Aufrichtrollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Fussstützen (37) eine Bodenauflage (38) aufweisen und derart angeordnet sind,
dass die Bodenauflage (38) in Aufrichtstellung des Stuhls auf dem Boden aufliegt.
5. Aufrichtrollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
die Fussstützen (37) höhenverstellbare Fussauflagen (40) aufweisen.
6. Aufrichtrollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
als Stellorgan eine Parallelogrammstange (45) dient, die am Fahrgestell (11) und an
der Rückenlehne (35) drehbar befestigt ist.