[0001] Die Erfindung betrifft ein drahtförmiges Mittel zum Behan-. deln von Metallschmelzen.
[0002] Metallschmelzen erhalten bekanntlich vielfach eine Nachbehandlung mit einem metallischen
oder nichtmetallischen Behandlungsmittel. Das Behandlungsmittel kann der Schmelze
in bekannter Weise auch in Drahtform zugeführt werden. Bei einem solchen drahtförmigen
Mittel zum Behandeln von Metallschmelzen wird reaktives Metallpulver mit einem Eisenmetall
ummantelt.
[0003] Beim Einsatz drahtförmiger Behandlungsmittel ergeben sich in der Praxis in den Fällen
gewisse Schwierigkeiten, wenn ein Zusatzstoff bei der Einbringung in die z. B. Eisenschmelze
leicht flüchtig oder verdampfbar ist und ggf. auch in relativ größeren Mengen im Mittel
vorliegt. Es besteht somit die Möglichkeit, daß eine Komponente des drahtförmigen
Behandlungsmittels wie Magnesium, bei einer Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes
einer z. B. Gußeisenschmelze abdampft, bevor der Hülldraht geschmolzen und von der
Schmelze aufgenommen ist. Es ist daher zur Überwindung solcher Schwierigkeiten aus
DE-OS 25 31 573 ein drahtförniges Mittel zum Behandeln von Metallschmelzen bekannt,
bei dem zwischen Außenmantel aus Eisenmetall und Kernmaterial aus verhältnismäßig
leicht flüchtigem Metall, z. B. Magnesium, ein isolierender Werkstoff aus z. B. Eisenpulver
oder Magnesium enthaltenden Koks angeordnet ist. Mit dem vorbekannten Behandlungsmittel
soll die Zugabe des Kernmaterials gleichzeitig mit dem Schmelzen des Mantelwerkstoffs
erfolgen und ein frühzeitiges Schmelzen und Verdampfen des Magnesiumkerns verhindert
werden.
[0004] Zwecks Erhöhung der Reaktionsausbeute und zur Erzielung eines störungsfreien gebremsten
Reaktionsablaufs wird nach einem älteren Vorschlag (Patentanmeldung P 29 48 636) eine
pulverförmige Mischung aus mindestens einem der Metalle (A) Magnesium, Calcium und
der Seltenen Erden sowie mindestens einem der Metalle (B) Eisen, Nickel und Mangan
vorgesehen, die mit einer Hülle aus Eisenmetall ummantelt ist.
[0005] Es wurde nun gefunden, daß sich der Behandlungsablauf von Metallschmelzen in weiten'Grenzen
besser steuern und variieren läßt, wenn das drahtförmige Behandlungsmittel mit ge--
wissen, eine vorzeitige Reaktion des reaktiven Mittels hemmenden Komponenten in bestimmter
Weise ausgestaltet ist. Demgemäß wird ein drahtförmiges Mittel zum Behandeln von Metallschmelzen,
aus mit Eisenmatall ummantelter pulverförmiger Mischung aus mindestens einem der Metalle
(A) Magnesium, Calcium und der Seltenen Erden sowie mindestens einem der Metalle (B)
Eisen, Nickel und Mangan nach Patentanmel- . dung P 29 48 638 gemäß vorliegender Erfindung
in der Weise ausgestaltet, daß das Metallpulver (A) einen reaktionsverzögernden Oberflächenüberzug
aufweist und die Mischung eine reaktionshemmende Komponente (C) aus blähbaren Silikaten
und/oder einem Kohlenstoffträger enthält.
[0006] Da sowohl die Schichtdicke und Teilchengröße des Oberflächen- überzuges des reaktiven
Metalls (A) als auch die reaktionshemmende Komponente (C) nach Art und Menge stark
variiert werden kann, kann die Behandlung einer Metallschmelze mit drahtförmigem Behandlungsmittel
gemäß der Erfindung in weiten Grenzen variiert werden.
[0007] Als reaktionsverzögernder oder reaktionshemmender Überzug metallfür das reaktive
Metall (A) kommen oxidische Stoffe in Betracht, die zweckmäßig in feinteiliger oder
feinkörniger Form vorliegen wie Aluminiumoxid, Magnesiumoxid, feinteilige Kieselsäure.
Des weiteren eignen sich Graphit- oder Kokspulver oder tonhaltige Graphitmassen für
den Überzug.
[0008] Der Überzug kann in einfacher Weise durch trockenes Mischen der Stoffe erzielt werden.
Es kann aber auch zweckmäßig sein, im Mischvorgang ein flüssiges, verdampfbares Medium
vorzusehen, so daß ein haftfesterer Auftrag des Überzuges erfolgt. Das flüssige Medium
kann beispielsweise Wasser oder ein organisches Lösungsmittel sein. Gegebenenfalls
kann auch ein geringer Zusatz von etwa bis 2 % eines organischen oder anorganischen
Bindemittels zweckmäßig sein und einen haftfesten dichten Überzug herbeiführen. Die
Teilchengröße des Überzugsstoffes liegt im allgemeinen zwischen 0,02 und 1,0 mm, wobei
eine Teilchengröße von 0,05 bis 0,25 mm vorteilhaft ist.
[0009] Für die Effektivität des drahtförmigen Behandlungsmittels ist es des weiteren von
Wichtigkeit, daß die Metallkomponenten des Pulvergemischs in gleicher Korngröße vorliegen.
Hier hat es sich als vorteilhaft herausgestellt, eine Korngröße der Metallpulver von
0,02 - 2,0 mm einzuhalten. Ein bevorzugter Bereich liegt bei einer Korngröße von 0,05
bis 1,5 mm. Zweckmäßig liegt die reaktive und mit dem reaktionsverzögernden Überzug
zu versehende Metallkomponente in Form von Granulaten einer Teilchengröße von 0,8
bis 1,2 mm, insbesondere in einer Körnung von 1 mm vor.
[0010] Nach einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die Metallkomponente
(A) auch in Fern eines Legierungspulvers eingesetzt werden, beispielsweise Mg/Fe/Si-Legierungen
oder Ca/Si/Mg-Legierungen, die ggf. noch Metalle der Seltenen Erden enthalten können.
Der Magnesiumgehalt der Legierungen liegt im allgemeinen zwischen 3 und 50 %.
[0011] Die ummantelte Pulvermischung des erfindungsgemäßen Behandlungsmittels enthält des
weiteren eine metallurgisch neutrale, reaktionshemmende Komponente (C). Metallurgisch
neutral heißt im Sinne der Erfindung, daß keine Aufnahme des Stoffes in die Schmelze
erfolgt. Geeignete Stoffe für diese Komponente sind blähbare Silikate oder Kohlenstoffträger
bzw. Mischungen dieser Komponenten. Als blähbare Silikate werden beispielsweise Quarzporphyrgläser,
z. B. Perlit, eingesetzt, die bei Erhitzung auf Temperaturen über 1200°C infolge Austritt
des eingeschlossenen Wassers zu Gesteinsschaum expandieren. Ferner eignen sich blähbare
Schichtsilikate, wie Vermiculit. Während die blähbaren Silikate aufgrund ihrer geringen
Wärmeleitfähigkeit die stärkste reaktionshemmende Wirkung hervorrufen, kann gewünschtenfalls
mittels Einsatz von Koks oder Graphit allein oder in Mischung mit den blähbaren Silikaten
als Komponente (C) eine weniger starke Reaktionshemmung erzielt und den jeweiligen
örtlichen Gegebenheiten des Behandlungsvorgangs angepaßt werden.
[0012] Wenn auch die Zusammensetzung der Pulvermischung des erfindungsgemäßen Behandlungsdrahtes
in einem weiten Mengenbereich variiert werden kann, so hat es sich im allgemeinen
doch als zweckmäßig herausgestellt, eine Zusammensetzung in folgenden Mengenbereichen
vorzusehen

Eine Zusammensetzung der Pulvermischung entsprechend
60 Gew.-% Magnesium
30 Gew.-% Eisen
10 Gew.-% Perlit
hat sich für die Behandlung von Gußeisenschmelzen zur Herstellung von Kugelgraphiteisen
als besonders geeignet erwiesen.
[0013] Der das Metallpulver einschließende Mantel aus Eisenmetall hat in aller Regel eine
Wandstärke von kleiner als 1 mm und beträgt vorzugsweise 0,15 bis 0,5 mm. Der Behandlungsdraht
selbst hat in aller Regel einen Durchmesser von 2 - 6 mm. In manchen Fällen von Schmelzbehandlungen
können auch wesentlich stärkere, wenn auch weniger flexible Behandlungsdrähte mit
einem Durchmesser bis 2o mm erforderlich sein. Drähte mit einem Durchmesser von 2
- 6 mm 'werden bei einer Arbeitsweise mit Behandeln des Gießstrahls einer Metallschmelze
verwendet, während Drähte mit einem Durchmesser größer als.6 mm und bis 20 mm, vorzugsweise
bis 15 mm, bei Behandlungen von Metallschmelzen, wie Gußeisenschmelze, in der Pfanne
eingesetzt werden.
[0014] Der erfindungsgemäße Behandlungsdraht ist bei nicht zu starken Durchmessern flexibel
und mit recht einfachen Drahtvorschubgeräten zu fördern. Er läßt sich dann mit Erfolg
einsetzen, wenn eine Vorschubgeschwindigkeit des Drahtantriebes von > 60 m/min realisiert
wird. Vorzugsweise wird jedoch mit Geschwindigkeiten von 110 bis etwa 200 m/min gearbeitet,
um zu gewährleisten, daß der Draht tief in die Schmelze eintaucht, so daß ein optimales
Ausbringen erreicht wird. Abhängig von der zu behandelnden Menge an flüssigem Metall
kann man einen Draht oder mehrere Drähte gleichzeitig in die Schmelze einspulen. Bei
Verwendung von mehreren Drähten ergeben sich vorteilhaft kürzere Behandlungszeiten
und geringere Temperaturverluste.
[0015] Wenn mehrere Drähte gleichzeitig zur Anwendung kommen, so können diese entweder alle
von gleicher Beschaffenheit sein oder aber auch unterschiedliche Füllungen besitzen,
zum Beispiel können für eine Metallschmelzenbehandlung gleichzeitig eingesetzt werden:
a) Zwei Drähte mit Mg-Füllung gemäß vorliegender Erfindung;
b) ein Draht als Legierungsdraht, auch als sogenannter "Monodraht" darstellbar, aus
Elementen oder Legierungen der Elemente Cu, Al, Ni, Cr, Mg, Ti, Ce, Bi, Te, Sb, Nb;
c) ein oder mehrere Drähte mit einer Füllung aus Impfmittel herkömmlicher Art, wie
Ferrosilicium.
[0016] Der erfindungsgemäße Behandlungsdraht wird üblicherweise in die ruhende Schmelze
in eine Pfanne gespult. Dabei spielt die Form der Pfanne keine entscheidende Rolle
im Gegensatz zu konventionellen Mg-Behandlungsverfahren, die keine Drähte verwenden.
Bei Verwendung von mehreren Behandlungsdrähten gleichzeitig ist es von Vorteil, die
Drähte nicht an der gleichen Stelle in die Schmelze einzutauchen. Die übliche Abmessung
der ; Transportpfanne erscheint für dieses Verfahren der Mg-Behandlung geeeignet.
[0017] Neben der Einführung des Drahtes in die Pfanne kann erfindungsgemäß der Behandlungsdraht
auch in den Gießstrahl, Gießtümpel bzw. in die Gießform direkt eingespult werden oder
in ein gesondertes Behandlungsgefäß bzw. Rinne zwischen Ofen und Transport- oder Gießpfanne
getaucht werden.
[0018] Bei größerer Vielfalt der Drähte werden diese vorzugsweise nicht gleichzeitig, sondern
in einzelnen Verfahrensschritten getrennt in die Schmelze des Behandlungsgefäßes eingetaucht.
Zum Beispiel kann die Behandlung einer Gußeisenschmelze zur Herstellung von Gußeisen
mit Kugelgraphit in folgender Weise vorgenommen werden:
1. Schritt: Entschwefeln und Desoxidieren mit einem erfindungsgemäßen Behandlungsdraht,
enthaltend eine Pulvermischung der Zusammensetzung z.B. 30 bis 80 Gew.-% Mg 10 bis
60 Gew.-% Fe. 1 bis 15 Gew.-% Graphit
2. Schritt: Modifizieren des Graphits mit einem Behandlungsdraht, entsprechend wie
im 1. Schritt
3. Schritt: Legieren mit z.B. massivem Cu-Draht zur Einstellung einer gewünschten
Matrix
4. Schritt: Impfen mit einem mit beispielsweise pulverförmigem Ferrosilicium gefüllten
Draht als letzte metallurgische Behandlung vor dem Vergießen.
[0019] Die Vorteile einer solchen mehrstufigeh Verfahrensweise liegen darin, daß z.B. an
nur einer Behandlungsstation die verschiedenen Verfahrensschritte kurz hintereinander
erfolgen können. Ein Umfüllen der Schmelze in andere Gefäße entfällt. Dadurch wird
Zeit gewonnen und ein hoher Temperaturverlust vermieden. Außerdem ist ein genaueres
und einfacheres Arbeiten möglich.
[0020] Die Erfindung wird. anhand eines Ausführungsbeispiels näher und beispielhaft erläutert.
B e i sp i e l :
[0021] Mittels einer Drahterzeugungsmaschine wurde durch Deformieren und Komprimieren ein
Behandlungskörper in Drahtform hergestellt. Bei einem Außendurchmesser von 5 mm des
Drahtes umschloß eine Hülle aus Weichstahlband (Mantelstärke 0,35 mm) einen Kern aus
einem Metallpulvergemisch. Das Pulvergemisch bestand aus 69 % metallischem Magnesiumpulver,
26 % Eisenpulver, beide von einer Teilchengröße von 0,5 mm, sowie 5 % Graphitpulver
einer Teilchengröße < 0,2 mm. Vor dem Herstellen des Pulvergemischs wurde das Magnesiummetallpulver
mit einem Teil des Graphitpulvers vorgemischt, um eine sichere Ausbildung des reaktionsverzögernden
Überzugs auf der Magnesiumoberfläche zu gewährleisten. Der Magnesiumgehalt, bezogen
auf den laufenden Meter Draht, betrug 10 g.
[0022] Der Behandlungsdraht wurde mittels einer automatischen Vorschubvorrichtung in Gußeisenschmelzen
eingeführt. Die Gußeisenschmelzen befanden sich jeweils in einer offenen, sogenannten
schlanken Pfanne (Fassungsvermögen 1 to; Verhältnis Höhe:Durchmesser = 2 : 1 ). Es
wurde eine Gußeisenschmelze folgender Zusammensetzung in den Versuchen I und II behandelt:
3,80 % Kohlenstoff
1 ,90 % Silicium
0,29 % Mangan
<0,015% Schwefel
Rest Eisen
[0023] Die weiteren Versuchsbedingungen und die Versuchsergebnisse sind in der nachfolgenden
Tabelle angeführt:

[0024] Die Behandlung der Gußeisenschmelze verlief ruhig und ohne Auswurf von Schmelzenanteilen.
Der Graphit war in abgegossenen Proben zu mehr als 90 % in der Kugelform ausgebildet.
[0025] Die Versuche zeigen, daß auch bei erhöhtem Magnesiumanteil im Behandlungsdraht ein
ruhiger Ablauf der Behandlung und ein hohes Ausbringen des Magnesiums von ca. 40 %
erzielt werden.
[0026] Bei Verwendung von z.B. Perlit statt Graphit als reaktionshemmende Komponente des
erfindungsgemäßen Behandlungsdrahtes Verläuft die Behandlungsreaktion gleichfalls
ohne Eruptionen. Darüberhinaus bewirkt die silikatische Komponente im Behandlungsdraht
eine Reinigung der Schmelze durch Bindung der in der Schmelze dispergierten Reaktionsprodukte
bzw. Schlackenteilchen.
[0027] Wird im erfindungsgemäßen Behandlungsdraht statt Eisenpulver Kupfer oder Nickel in
Pulverform verwendet, so kann die Eisenschmelze mit der Magnesiumbehandlung gleichzeitig
legiert werden, was zu erhöhtem Perlit-Anteil im Grundgefüge führt.
1. Drahtförmiges Mittel zum Behandeln von Metallschmelzen, aus mit Eisenmetall ummantelter
pulverförmiger Mischung aus mindestens einem der Metalle (A) Magnesium, Calcium und
der Seltenen Erden sowie mindestens einem der Metalle (B) Eisen, Nickel und Mangan
nach Patentanmeldung P 29 48 636, dadurch gekennzeichnet, daß das Metallpulver (A)
einen reaktionsverzögernden Oberflächenüberzug aufweist und die Mischung eine reaktionshemmende
Komponente (C) aus blähbaren Silikaten und/oder einem Kohlenstoffträger enthält.
2. Drahtförmiges Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Überzug Aluminiumoxid,
Magnesiumoxid, feinteilige Kieselsäure, Graphit oder Kokspulver verwendet wird.
3. Drahtförmiges Mittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Komponente (C) Perlit, Vermiculit, Koks, Graphit oder eine Mischung dieser Stoffe
ist.
4. Drahtförmiges Mittel nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Korngröße der Metallpulver (A, B) gekennzeichnet, daß die Korngröße der Metallpulver
und der Komponente (C) 0,02 bis 2,0 mm beträgt.
5. Drahtförmiges Mittel nach den Ansprüchen 1 bis 4, gekennzeichnet durch die Zusammensetzung
der Pulvermischung
6. Drahtförmiges Mittel nach den Ansprüchen 1 bis 5, gekennzeichnet durch die Zusammensetzung
der Pulvermischung