[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Brennkraftmaschinenein- oder -auslaßventil, welches
aus einem Ventilschaft und einem an dessen einen Ende befindlichen keramischen Absperrteil
besteht, mit welchem eine Brennraumöffnung in Abstimmung auf den Arbeitstakt der Maschine
wechselweise freilegbar oder absperrbar ist, indem das Absperrteil in ventilachsparalleler
Bewegungsrichtung zur Brennraumöffnung von einem zwischen der letzteren und der Außenumfangsfläche
des Absperrteils einschließbaren zylindrischen Ventilsitz gegen den Brennraum abhebt
oder diesen verschließt.
[0002] Brennkraftmaschinenein- oder -auslaßventile nebst Ventiltrieb sind insbesondere in
folgender Bauart, allgemein bekannt:
[0003] Das Ventil befindet sich in einem Zylinderkopf oder -deckel. Ein Ventilkörper, der
ein Ventilteller ist, und ein Ventilschaft bilden eine einstückige Einheit aus Stahl,
die ein Umdrehungskörper ist und in Richtung ihrer Längsachse hin- und herbewegbar
ist. Die beiden gegenseitigen, zueinander parallelen Dichtflächen des Ventils sind
Kegelstumpfflächen. Der Ventilteller ist während der Schließzeit durch die Kraft einer
Schraubendruckfeder mit seiner Dichtfläche gegen die feststehende Dichtfläche drückbar.
[0004] Die Wärme im Ventilteller wird während der Schließzeit über den Kegelstumpf-Ventilsitz
in den wasser- oder luftgekühlten Zylinderkopf abgeleitet. Diese Wärmeableitung ist
nicht besonders groß, d. h. insbesondere der Ventilkörper ist hitzegefährdet, bzw.
solch ein Ventil ist thermisch nicht hoch belastbar. Außerdem ist erforderlich, daß
zwischen dem Kipphebel oder dergleichen des Ventiltriebs und dem Ventilschaft ein
Spiel eingehalten wird und dadurch, z. B. auch bei unterschiedlichen Wärmedehnungen
zwischen dem Ventiltrieb und dem Zylinderkopf, den Ventilteller während der Schließzeit
mit seiner Dichtfläche tatsächlich gegen die feststehende Dichtfläche gedrückt wird
bzw. satt und fest an dieser anliegt, damit wenigstens die genannte nicht besonders
große Wärmeableitung erzielt wird. Durch dieses Spiel treten jedoch beim Auftreffen
des Kipphebels oder dergleichen auf den Ventilschaft beim Öffnen des Ventils und ferner
durch das Auftreffen des Ventiltellers auf den Ventilsitz beim Schließen des Ventils
sehr hohe Beschleunigungskräfte auf. Dies hat große mechanische Belastungen des Ventils
und erhebliche Geräuschentwicklung zur Folge.
[0005] Ferner treten Strömungsprobleme auf, und zwar treten vor und hinter dem Ventilteller
Verwirbelungen auf, und ferner ist die Kegelform des Stroms des Fluids - Luft beim
Diesel -, Gemisch beim Ottomotor - aus dem Einlaßventil in den Brennraum hinein oft
nicht günstig.
[0006] Der eingangs genannten Gattung (Oberbegriff des Patentanspruchs 1) liegt ein aus
dem JP-Patent-Abstrakt zur betreffenden JP-Patentanmeldung 54-98095 mit der Veröffentlichungsnummer
56-23 507 (A) bekanntes Ventil zugrunde, bei dem das tellerförmige Absperrteil aus
einem gesinterten keramischen Werkstoff gefertigt sein soll, um die Oberfläche, und
damit zugleich die betreffende Ventilsitzkontaktfläche des Absperrteils vor Heißgaskorrosionen
und damit einhergehenden Beschädigungen schützen zu wollen. Dabei sollen ferner zur
Erhöhung der Festigkeit faserartige Kristalle in den gesinterten keramischen Werkstoff
für das Absperrteil eingebettet sein.
[0007] Gegenüber metallischen Werkstoffen zeichnen sich keramische Werkstoffe bekanntlich
im allgemeinen neben der schon erwähnten Korrosionsbeständigkeit durch eine vergleichsweise
hohe Temperaturbeständigkeit und eine niedrige Wärmedehnung aus. Der wesentliche Mangel
keramischer Werkstoffe wird jedoch in deren mangelnder Duktilität bzw. in deren vergleichsweise
hoher Sprödbrüchigkeit gesehen.
[0008] In Verbindung mit der eingangs als allgemein zu Bekanntem erwähnten konischen Ventilsitzkonfigurationen,
wie sie im übrigen auch der bekannten Lösung aus dem JP-Abstrakt zugrundeliegt, wäre
somit als Folge des kräftemäßig vergleichsweise hoch zu veranschlagenden Aufschlagens
des betreffenden keramischen Ventiltellers gegen eine gegebenenfalls metallische Ventilsitzfläche
mit einer frühzeitigen Bruchgefahr des Ventiltellers zu rechnen, die auch durch die
zum JP-Abstrakt geschilderte Fasereinbettung in den keramischen Werkstoff nicht durchgreifend
zu lindern wäre, welche, für sich gese hen, wiederum eine vergleichsweise komplizier
te Umstrukturierung des keramischen Werkstoffes erzwingt.
[0009] Hinsichtlich der eingangs als allgemein zu Bekanntem erwähnten mechanischen wie aber
auch hinsichtlich der genannten Geräusch- und aerodynamischen Probleme läßt somit,
auch in dieser Hinsicht, die aus dem JP-Abstrakt bekannte Ventilkonfiguration keinerlei
durchgreifende Verbesserung erwarten.
[0010] Letzteres gilt auch sinngemäß in Verbindung mit einem aus der CH-A-291 607 bekannten
Ein- bzw. Auslaßventil für Brennkraftmaschinen, wel-ches sich vom zuvor erwähnten
bekannten Ventil gemäß dem JP-Abstrakt grundsätzlich lediglich dadurch unterscheidet,
daß ein temperatur- und feuerfester, offensichtlich nicht-metallischer Werkstoff für
das tellerartige Absperrteil des Ventils vorgesehen sein soll, der gegebenenfalls
gemäß Fig. 16 und zugehöriger Beispielsbeschreibung aus dieser CH-PS durch eine geeignete
Metalleinbettung verstärkt werden können soll.
[0011] Letzteres läßt nicht nur eine vergleichsweise komplizierte Herstellung des Absperrteils,
sondem auch Komplikationen hinsichtlich der Verbindbarkeit des feuerfesten, temperaturbeständigen,
z. B. keramischen mit dem metallischen Werkstoff als Folge des beiden Werkstoffarten
bekanntlich innewohnenden extrem unterschiedlichen Wärmedehnverhaltens erwarten.
[0012] Aus der US-A-1 680 099 ist ein Ein- oder Auslaßventil für Brennkraftmaschinen bekannt,
bei dem das Absperrteil als kolbenschieberartiges Ventilglied ausgebildet und innerhalb
eines zylindrischen Überströmgehäuses achsparallel verschiebbar ist, um so in einer
gemeinsamen Querebene im Überströmgehäuse seitlich einander gegenüberliegende Durchströmöffnungen
wechselweise gleichzeitig absperren oder gleichzeitig freilegen zu können.
[0013] Bei dieser bekannten Lösung ist der zylindrische Überströmkanal an eine koaxial zum
Ventilschaft angeordnete, denselben teilweise umschließende Ein- bzw. Auslaßkammer
angeschlossen, wobei die letztere nebst Überströmkanal jeweils achsparallel neben
einer betreffenden Zylinder-Kolbeneinheit in den Motorblock integriert sind.
[0014] Diese bekannte Lösung führt zwar schon zu einer Ventilgeräuschreduzierung unter gleichzeitiger
Vermeidung gegenseitiger Aufschlagskraftbeanspruchung am Absperrkörper sowie an der
stationären Ventilgegensitzfläche, vermittelt auf der anderen Seite aber keinen unmittelbaren
Hinweis auf ein gattungsgemäßes Ventil (Oberbegriff des Patentanspruchs 1). Neben
dem Mangel einer direkten Zylinder- bzw. Brennerraumgasbeschickung bzw. -entladung
einschließlich nicht unerheblicher aerodynamischer Verluste kommt bei einer derartigen
bekannten kolben-schieber-artigen Ventilkonzeption das Problem hinzu, daß einerseits
ein verhältnismäßig großes, mit Leckverlusten verknüpftes Dichtungsspiel zwischen
Absperrschieber und Überströmkanal in Kauf genommen werden muß, wenn andererseits
das Wärmedehnungsproblem ohne Verklemmungsgefahr des Absperrteils im Überströmkanal
einigermaßen zufriedenstellend beherrschbar sein soll. Auch enthält diese bekannte
Lösung gemäß US-A-1 680 099 keinerlei Anweisungen, bezüglich einer geeigneten Werkstoffauswahl
ein hoch-temperatur- bzw. temperaturwechselbeständiges Ventil schaffen zu können.
[0015] Aus der FR-A-2 210 262 ist ferner ein im wesentlichen »knollenförmiges«, für den
Einsatz bei Waschbecken oder dergleichen bestimmtes Ventilabsperrglied bekannt, dessen
Kontur in Richtung auf eine rotationssymmetrische Dichtsitzfläche hin sich erweiternd
und von dort sich im wesentlichen konisch auf eine abgerundete Ventilspitze hin wieder
verjüngend ausgebildet ist. Dabei weist das Absperrglied einen in die Dichtsitzfläche
außen eingesetzten Dichtring auf, mit dem das Absperrglied gegen eine rotationssymmetrisch
angrenzende stationäre Gegensitzfläche verschiebbar ist.
[0016] Die FR-A-2 210 262 vermittelt im übrigen jedoch bezüglich der angegebenen Ventilausbildung
keinen Hinweis auf eine die Gattung bzw. den Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bildende
Ventilkonzeption für Brennkraftmaschinen, um bei aerodynamisch optimierter Brennraumfüllungs-
oder Entladungsmöglichkeit zugleich trotz hoher und häufig wechselnder Temperaturbeanspruchungen
ein extrem niedriges Dichtungsspiel ermöglichen zu können.
[0017] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein eingangs und gemäß Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 angegebenes Ventil zu schaffen, welches bei hoher Wärmebelastbarkeit
ein extrem kleines Dichtungsspiel unter gleichzeitig möglichst aerodynamisch günstigen
Gasan- bzw. -abströmbedingungen ermöglicht.
[0018] Die gestellte Aufgabe ist durch die Merkmale des Kennzeichnungsteils des Patentanspruchs
1 erfindungsgemäß gelöst.
[0019] Es ist ein Vorteil des Erfindungsgegenstandes, die wesentlichen Vorzüge des keramischen
Werkstoffes voll einsetzbar machen zu können (Hochtemperaturfestigkeit, Temperaturwechselbeständigkeit,
niedrige Wärmedehnung), und zwar im Wege einer geschickten Gesamtkombination aus der
parallel zur Ventilbewegungsrichtung verlaufenden, rein zylinderflächenförmigen Dichtstruktur
mit der gegenseitigen Herstellungsart beider Ventilpartner (Absperrkörper/ stationärer
Ventilsitz) aus einem keramischen Werkstoff ohne gegenseitige Aufschlagskraftbeanspruchungen
an diesen beiden Ventilpartnern. Es wird also auf diese Weise der wesentliche eingangs
erwähnte Mantel der Spröd-Brüchigkeit des keramischen Werkstoffes voll eliminiert
und es wird zugleich ein vergleichsweise verschleißarmes Ventil geschaffen.
[0020] Im Wege der erfindungsgemäßen keramischen Werkstoffpaarung (Ventilabsperrkörper,
Ventilsitz) ist es möglich, trotz arbeitszyklisch bedingter hoher Temperaturbeanspruchungen
bzw. -differenzen im Wege der dabei stets extrem niedrigen Wärmedehnungen beider keramischer
Ventilpartner ein extrem niedriges Spiel zu ermöglichen, woraus wiederum - trotz angegebener
Dichtungsart - praktisch keine Leckflüsse im abgesperrten Ventilzustand zu erwarten
sind. Mit anderen Worten ergibt sich ein extrem geringes Dichtungsspiel, ohne dabei
mit einer Verklemmungsgefahr des Absperrteils in der stationären zylindrischen Ventilführung
rechnen zu müssen. Darüber hinaus ermöglicht die erfindungsgemäße Gesamtkonzeption
die Verwirklichung extrem hoher Verbrennungstemperaturen.
[0021] Des weiteren gibt es hier keine kegelstumpfförmigen Sitzflächen, so daß es leicht
möglich ist, das Fluid in günstigeren, frei gewählten Richtungen aus dem Ventil in
den Brennraum hinein ausströmen zu lassen. Insbesondere im Hinblick auf Anspruch 2
kann der Ventilansperrkörper leicht so aerodynamisch optimiert ausgebildet werden,
daß möglichst wenig Wirbelbildung im ein- bzw. ausströmenden Fluid auftritt. Trotz
einer damit einhergehenden Vergrößerung wird der Ventilabsperrkörper durch die somit
größere Wärmeaufnahme thermisch nicht überlastet, weil er aus keramischem Werkstoff
gefertigt ist.
[0022] Insbesondere im Wege der gemäß Anspruch 2 aerodynamisch optimalen Gestaltungsmöglichkeit
des Ventilabsperrteils wird eine homogene Entladung oder Füllung des Brennraumes erreicht.
[0023] Das Ventilabsperrteil und der stationäre Ventilsitz können insbesondere aus Siliziumkarbid
(SiC) oder Siliziumnitrid (Si
3N
4) aber auch z. B. aus Oxidkeramik wie Aluminiumoxid (A1
20
3) oder Magnesiumoxid (MgO) gefertigt sein.
[0024] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele des Ventils gemäß der Erfindung vereinfacht
und jeweils in einem die Zylinderachse der zylindrischen Dichtflächen enthaltenden
Längsschnitt dargestellt. Jeder dieser Ventile kann ein Einlaßventil, aber auch ein
Auslaßventil sein.
Fig. 1 zeigt ein voll geschlossenes Tellerventil und
Fig. 2 zeigt ein voll geschlossenes Ventil mit aerodynamisch optimiert, knollenförmig
ausgebildetem Ventilkörper.
[0025] Gemäß Fig. 1 verläuft die Zylinderachse 10 der zylindrischen Dichtflächen in den
Hin- und Herbewegungsrichtungen - siehe Doppelpfeil 11 - eines tellerförmigen Ventilkörpers
13, der zusammen mit einem Ventilschaft 12 (abgebrochen dargestellt) einen einstückigen
keramischen Umdrehungskörper bildet. Das gleiche gilt sinngemäß für das Absperrteil
24 (Fig. 2).
[0026] Gemäß Fig. 1 weist das keramische, tellerförmige Absperrteil 13 außen eine Zylinderdichtfläche
14 auf. Diese liegt an der Zylinderdichtfläche 15 an, die an einem Ventilring 16 vorgesehen
ist. Das tellerförmige Absperrteil 13 weist an seiner Zylinderdichtfläche 14 in Richtung
der Zylinderachse 10 aufeinanderfolgende Labyrinthdichtungsnuten 17 auf.
[0027] Der Ventilring 16 ist ebenfalls aus keramischem Werkstoff gefertigt und sitzt in
einer am Brennraum 18 beginnenden Ausnehmung 19 eines Zylinderkopfs 20, der aus keramischem
Werkstoff bestehen kann, und bildet so die Brennraumöffnung 21 des Ventils. Anstelle
des Ventilrings 16 kann ein Ventilrohr 22 verwendet werden, das im Zylinderkopf 20
steckt und ebenfalls am Brennraum 18 beginnt. Der Ventilring 16 oder das Ventilrohr
22 weist eine Einlauffläche 23 auf, die sich an die Zylinderdichtfläche 15 anschließt
und sich bis zum Brennraum 18 konisch schwach erweitert und dort mit der Brennraumöffnung
21 endet.
[0028] Das keramische Absperrteil 24 gemäß Fig. 2 ist erfindungsgemäß (Anspruch 2) als aerodynamisch
optimierter, rotationssymmetrisch tropfenförmiger Hohlkörper gegen den Brennraum 18
zugespitzt ausgebildet.
[0029] In detaillierterer Wiedergabe gemäß Fig. 2 ist dieses aerodynamisch optimierte Absperrteil
24 mit einer in bezug auf dessen größten Durchmesser und zu dessen Gesamtlänge axial
kurzen Zylinderdichtfläche 25 im Gebiet dieses größten Durchmessers ausgestattet.
Die feststehende Zylinderdichtfläche 26 ist durch den Zylinderkopf 20 gebildet. Dieser
weist eine gemäß Fig. 1 gestaltete Einlauffläche 23 auf. Der Ventilkörper 24 weist
zur Gewichtsersparnis innen einen kugelförmigen Hohlraum 27 auf. Der Ventilkörper
24 hat durch seine Tropfenform eine strömungsgünstige Ausbauchung 28 in den Brennraum
18 hinein. Die Ausbauchung 28 ist besonders strömungsgünstig, weil sie in den Brennraum
18 hinein zentral spitz auslaufend ausgebildet ist. Sehr strömungsgünstig ist auch
die entgegengesetzte Ausbauchung 29 im Wege des sich dabei in den Ventilschaft 12
verjüngenden Übergangs. Man könnte den Ventilkörper 24 auch als knollenförmigen Körper
bezeichnen.
[0030] Im übrigen soll gemäß Fig. 1 und 2 das jeweilige Ventilabsperrteil 13 bzw. 24 zum
Öffnen des Ventils in den Brennraum 18 hinein verschoben werden.