[0001] Die Erfindung betrifft ein Waffenrohr nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Ein derartiges Waffenrohr kann beispielsweise als schweres, großkalibriges Waffenrohr
für Kampfpanzer-Bordkanonen eingesetzt werden.
[0003] Waffenrohre sind in mannigfacher Ausführung bekannt. Dabei hatte man stets das Bestreben,
eine Leistungssteigerung durch Erhöhung der Treffgenauigkeit zu erzielen, zu welchem
Zweck beispielsweise die Waffenrohre verlängert, die Stützweiten der Rohrlagerung
variiert oder weitere Maßnahmen ergriffen wurden, die eine Verringerung des Abgangsfehlerwinkels
herbeiführen sollten. Als Standardform hat sich insbesondere bei Waffenrohren für
Kampfpanzer-Bordkanonen eine Ausführung ergeben, bei der das Rohr einen mehrfach abgesetzten
Mantel aufweist, das in einem Lager mit kurzen Stützweiten gelagert ist. Zur Erhöhung
der Massenträgheit und Reduzierung des Schwingungsverhaltens des Rohres wurde dabei
der Schwerpunkt der rücklaufenden Masse aus dem Bereich der Lagerung in Richtung Rohrmündung
verlegt.
[0004] Eine Einrichtung an Waffenrohren zur Verringerung des Abgangsfehlerwinkels eines
Geschosses ist aus der DE-PS 19 11 067 bekannt. Dabei sind am Waffenrohr im vorderen
Längenbereich biegeschwingungsdämpfende Versteifungen angeordnet.
[0005] Es wurde erkannt, daß hochfrequente Biegeschwingungen des Rohres, die dem Geschoß
voraneilen, die Treffgenauigkeit beeinflussen. Hauptsächlich bestimmt wird dabei die
Treffgenauigkeit durch den Abgangsfehlerwinkel, unter dem das Geschoß, abweichend
von der Zielrichtung, die Rohrmündung verläßt.
[0006] Neben den Maßnahmen nach der DE-PS 19 11 067 beeinflussen eine Vielzahl von Parametern,
beispielsweise konstruktive Rohrdaten wie Massenverteilung einschließlich rohrfester
Zusatzmassen, elastische Steifigkeiten u.dgl. und konstruktive Daten der Rohrlagerung,
beispielsweise Lagerstützweiten, Lagerspiel u.dgl. - abgesehen von weiteren Einflußgrößen
- den Abgangsfehlerwinkel. Als besonders nachteilig erweisen sich dabei von der vorderen
Lagerstelle zur Mündung hin im Außendurchmesser stufenförmig abgesetzte Rohre und
indifferent gelagerte Rohre, die von Schuß zu Schuß ungleiche schwingungsanregende
Impulse verursachen, die allein betrachtet bereits zu rein zufälligen Abgangsfehlerwinkeln
führen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Waffenrohr der eingangs genannten Gattung
zu schaffen, bei dem die Rohrbiegeschwingungen derart beeinflußt werden, daß sich
ein konstanter Abgangsfehlerwinkel einstellt, mit dem Ziel, daß eine effektivere Abgangsfehlerwinkeleingabe
in den Feuerleitrechner erfolgt und damit zu einer Erhöhung der Treffgenauigkeit und
zu einer wesentlichen Leistungssteigerung führt.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei einem Kanonenrohr nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 das Rohr im statischen und dynamischen Zustand im Bereich
zwischen Rohrmündung und Lagerung einen kegelstumpfförmigen Rohrmantel mit einer stetig
ungeknickt verlaufenden Biegelinie auffweist und in einen für die Rohrlagerung zylindrischen
Bereich des Rohrmantels übergeht, wobei der zylindrische Bereich der Rohrlagerung
eine max. Länge von 7 D nicht überschreitet und der Schwerpunkt der rücklaufenden
Masse sich im Bereich des kegelstumpfförmig verlaufenden Rohrmantels befindet.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen oder Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unter-ansprüchen
hervor.
[0010] Durch den erfindungsgemäß kegelstumpartig verlaufenden Rohrmantel in dem Bereich
zwischen Rohrlagerung und Mündung wird gegenüber im Rohrmantel abgesetzten Rohren
eine wesentlich erhöhte Rohrsteifigkeit erzielt, wobei im statischen und dynamischen
Zustand die Biegelinie einen stetig umgeknickten Verlauf aufweist. Ausgehend von der
Erkenntnis, daß die Rohrlagerungen, insbesondere die Stützweite und das Lagerspiel,
sich erheblich auf den Abgangsfehlerwinkel auswirken, ist für die Rohrlagerung eine
kurze Lagerlänge in dem Bereich 6 D bis 7 D und eine Schwerpunktverlagerung der rücklaufenden
Masse in den konischen Bereich des Rohres vorgesehen, damit sich die Rohrlagerung
nicht aus seiner vorderen und hinteren Lagerposition abhebt.
[0011] Durch diese Maßnahmen werden die Amplituden der Schwingungsbewegung während des Geschoßdurchlaufs
außerhalb der Lagerung im Rohr reduziert. Vor allem durch den stetig abnehmenden Durchmesser
des Rohrmantels erhält die Rohrschwingung von Schuß zu Schuß einen stetigen Verlauf,
wodurch eine weitgehende Konstanz des Abgangsfehlerwinkels erzielt wird.
[0012] Die Erfindung bietet weitere Vorteile dadurch, daß durch die Erhöhung der Massenträgheit
nicht nur eine Schwingungsdämpfung erzielt wird, sondern der Rücklaufweg der rücklaufenden
Teile reduziert und durch die Langrohrkonstruktion die Abgangsgeschwindigkeit v des
Geschosses ererhöht wird.
[0013] Bekannte Rohre mit einem Verhältnis L/D > 52 weisen diese vorteilhafte Charakteristik
der Erfindung nicht auf, weil die Rohre außerhalb der Lagerung zur Rohrmündung hin
mehrfach abgesetzt sind und keine wesentliche Erhöhung der Steifigkeit und Massenträgheit
erfolgt ist und die Lagerung nicht eine Stützweite von 7, 7 D aufweist.
[0014] Die Erfindung soll nachstehend unter Bezugnahme auf die-beigefügte Zeichnung näher
erläutert werden, die eine schematische Seitenansicht des Waffenrohres darstellt.
[0015] Das Waffenrohr 1 mit der Seelenrohrlänge L und dem Kaliberdurchmesser D weist ein
Verhältnis L/D > 52 und eine Stützweite a der Rohrlager 9 und 11 von < 7 D auf. Innerhalb
der Rohrlagerstützweite a hat der Rohrmantel einen zylindrischen Bereich 10. Ausgehend
von dem Ende des Lagers 9 verläuft das Waffenrohr 1 bis zur Rohrmündung 2 ohne Absatz
kegelstumpfförmig. Die Lagerung 9, 11 des Waffenrohres 1 befindet sich in der nicht
dargestellten Wiege (ihre Konstruktion ist nicht erfindungswesentlich). Mit 5 ist
der Schwerpunkt des Kanonenrohres und mit 6 der Schwerpunkt der mit dem Rohr während
des Schusses rücklaufenden Teile bezeichnet. Die rücklaufenden Teile werden aus dem
Rohrvorholer, der Rohrbremse und etwaiger sonstiger Teile, wie beispielsweise der
Ladeeinrichtung, als sogenannte rücklaufende Masse gebildet. Der Schwerpunkt 6 der
rücklaufenden Masse liegt im kegelstumpfförmigen Bereich des Rohres 1 vor dem Lager
9 und sorgt für eine stabile Anlage des Waffenrohres zwischen den Lagerstellen 9,
11 und dem zylindrischen Rohrbereich 10.
[0016] Den Ablauf der Schwingbewegung der beim Abschuß im Rohr angeregten Biegeschwingungen
wird im Kurvenverlauf 7 dargestellt, wobei 4 die theoretische Rohrseelenachse und
3 die ungeknickt verlaufende Biegelinie der tatsächlichen Rohrseelenachse, hervorgerufen
durch die auf das Rohr statisch einwirkenden Kräfte, aufzeigt, um die sich der Ablauf
der Schwingung vollzieht. Nicht dargestellt ist der Abgangsfehlerwinkel, mit dem das
Geschoß die Rohrmündung 2 abweichend von der Schußrichtung verläßt.
Bezugszeichenliste
[0017]
1 Waffenrohr
2 Rohrmündung
3 Biegelinie
4 theoretische Rohrseelenachse
5 Schwerpunkt des Vaffenrohres
6 Schwerpunkt der rücklaufenden Masse
7 Kurvenverlauf
8 Anlage
9 vorderes Lager
10 zylindrischer Bereich
11 hinteres Lager
12 kegelstumpfförmiger Rohrmantel
1. Großkalibriges Waffenrohr mit erhöhter Treffgenauigkeit durch Stabilisierung der
beim Schuß auftretenden Biegeschwingungen, bestehend aus einem im Rohraußendurchmesser
kegelstumpfförmig und zylindrisch verlaufenden Vollrohr mit einem Verhältnis der Seelenrohrlänge
L zum Kaliberdurchmesser D von L/D > 52, das im zylindrisch verlaufenden Bereich des
Rohrmantels gelagert und mit weiteren, die rücklaufende Masse bildenden Teile verbunden
ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Waffenrohr (1) im statischen und dynamischen
Zustand im Bereich zwischen Rohrmündung (2) und Lagerung (9, 11) einen kegelstumpfförmigen
Rohrmantel (12) mit einer stetig ungeknickt verlaufenden Biegelinie (3) aufweist und
in einen für die Rohrlagerung (9, 11) zylindrischen Bereich (10) des Rohrmantels übergeht,
wobei der zylindrische Bereich (10) der Rohrlagerung eine max. Stützweite a von 7
D nicht überschreitet und der Schwerpunkt (6) der rücklaufenden Masse sich im Bereich
des kegelstumpfförmig verlaufenden Rohrmantels (12) befindet.
2. Waffenrohr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwerpunkt der rücklaufenden
Masse (6) zwischen dem Schwerpunkt (5) des Waffenrohres (1) und dem vorderen Rohrlager
(9) liegt.
3. Waffenrohr nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Manteldurchmesser des
kegelstumpfförmig verlaufenden Bereichs (12) und des zylindrischen Bereichs (10) an
der Übergangsstelle gleich groß sind.
4. Waffenrohr nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zylindrische Bereich
(10) der Rohrlagerung (9, 11) eine Mindestlänge von 6 D nicht unterschreitet.
5. Waffenrohr nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrmantel im zylindrischen
Bereich (10) sich nicht während eines Schußintervalls von dem unteren Bereich des
vorderen Lagers (9) und von dem oberen Bereich des hinteren Lagers (11) abhebt, sondern
eine stabile Anlage (8) bildet.