[0001] Der Betrieb von Chloralkalielektrolysezellen nach dem
[0002] Amalgamverfahren wird durch Lohnkosten- und Ener- g
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en und nicht zuletzt durch hohe Anforderungen des Umweltschutzes stark belastet und
sollte deshalb weiter optimiert werden.
[0003] Es ist schon heute absehbar, daß die Amalgamzellentechnologie langfristig durch neue
Verfahren wie z. B. die Membranzellentechnologie abgelöst wird, so daß der Investitionsaufwand
für die Optimierung bestehender Anlagen möglichst gering gehalten werden muß.
[0004] Die Verwendung von DSA-Anoden in Verbindung mit der nachfolgend beschriebenen Überwachungs-
und Steuerungseinrichtung kann als ideale Kombination angesehen werden.
[0005] Die Überwachungs- und Steuerungseinrichtung verzichtet bewußt auf vollautomatische,
durch zentralen Rechner durchgeführte Überwachung und Steuerung.
[0006] Das Überwachungs- und Steuerungssystem soll bei geringem Investitionsaufwand das
Zellenpersonal in die Lage versetzen, die Elektrolysezellen mit möglichst geringer
Zellenspannung bei hoher Stromausbeute, geringer Schadensrate an DSA-Anoden und ohne
großen Arbeitsaufwand zu betreiben. (DSA = dimensionsstabile Anoden)
Allgemeiner Aufbau
[0007] Die Überwachungs- und Steuerungseinrichtung wird in einem Isolierstoffgehäuse untergebracht
und dient zur Überwachung und Steuerung einer einzelnen Elektrolysezelle. Im oberen
Teil des Gehäuses ist die Elektronik untergebracht.
[0008] Darunter befinden sich die beiden digitalen Meßanzeigen für die Zellen-Gesamtspannung
und die einzelnen Ströme in den Zuleitungsschienen. Im unteren Teil des Gehäuses sind
die Ausgangsschütze für die Stellmotore zusammengefaßt.
[0009] Zusätzlich besteht Platz für die Verbindungsleitungen vom Meßteil zum Steuerungsteil
und den äußeren Einbausteckverbindern. Das Gehäuse ist durch einen Klarsichtdeckel
verschlossen.
[0010] Sämtliche Anschlüsse werden über Mehrfach-Steckverbinder vorgenommen, so daß eine
leichte Austauschbarkeit von Einzelbauteilen oder des Gesamtgerätes gewährleistet
ist. Im Unteren Teil des Deckels sind die Signal- und Bedienungselemente untergebracht.
[0011] Wegen der möglichen agressiven Atmosphäre werden metallische Teile an der Oberfläche
des Gehäuses bzw. der Stecker weitgehend vermieden.
Elektronische Baugruppen
Eingangsschaltung
[0012] Auf den Steckkartenplätzen werden je nach Anzahl der Zuleitungsschienen Eingangssteckkarten
untergebracht. Jede Steckkarte bietet Platz für zwei Eingangskanäle, die potentialmäßig
sowohl vom Netz als auch von den Ausgängen getrennt sind. Ein hochzuverlässiger Eingangsverstärker
mit niedrigen Driftwerten verstärkt das von den Zuleitungsschienen herrührende Eingangssignal
in der Größenordnung 5 - 6 mV auf den tausendfachen Wert. Diese Spannung wird über
eine Analog-Digitalumsetzung in eine proportionale Frequenz umgesetzt, die über einen
Optokoppler einem Digital-Analogwandler zugeführt wird. Die Gesamtübersetzung ist
1:1. Durch diese Maßnahme ist die notwendige Potentialtrennung zwischen den Eingangskreisen
und dem Verarbeitungskreis gewährleistet. Jede Eingangssteckkarte hat zwei Stromversorgungen,
so daß jeder Eingangskanal unabhängig und elektrisch getrennt vom anderen versorgt
wird. Dies ist als reine Vorsichtsmaßnahme zu verstehen, weil alle Meßpunkte innerhalb
einer Zelle nicht mehr als 4 - 5 V Spannungsunterschied haben können.
[0013] Zusätzlich wird durch die Wahl eines Optokopplers als Übertragungsglied die magnetische
Beeinflußbarkeit durch Fremdfelder, wie sie bei Elektrolyseanlagen auftreten, vermieden.
Durch die Wechselspannungskopplung ergibt sich der Vorteil, daß der Optokoppler einfach
überwacht werden kann. Selbst für den Fall, daß der Optokoppler dauernd durchschaltet
oder unterbricht, wird durch eine Nullspannungsüberwachung dieser Fehler sofort auf
der Steckkarte angezeigt.
[0014] Jede Eingangssteckkarte hat für jeden Kanal eine Defelctanzeige.
Mittelwertbildung, Auswerteschaltung, Verzögerungsschaltung
[0015] Alle Ausgänge werden in einer weiteren Steckkarte addiert und so gemittelt, daß das
Ausgangssignal dem arithmetischen Mittelwert der Eingangssignale entspricht. Durch
einen Umschalter auf der Steckkarte kann dieser Mittelwertverstärker auf die Anzahl
der Ausgänge eingestellt werden. In einem anderen Teil der Karte werden entsprechend
der Anzahl der Gruppenverstelleinheiten über der Elektrolysezelle die zugehörigen
Eingangssignale von den Zuleitungsschienen mit dem Mittelwert verglichen und das Ergebnis
einer Auswerteschaltung zugeführt. Die Auswerteschaltung vergleicht den Einzelwert
mit dem Mittelwert. Bei Überschreitung einer einstellbaren prozentualen Toleranzgrenze
über dem Mittelwert steuert das Gerät die Motoren der jeweiligen Gruppenverstelleinheit
an. Die Motoren heben die Anodenverstelleinrichtung um eine einstellbare Strecke.
Dieser Vorgang wiederholt sich automatisch für den Fall, daß der Überstrom noch nicht
beseitigt ist nach einer einstellbaren Pausenzeit, bis die Stromaufnahme der Zuleitungsschiene
innerhalb der tolerierten Größe liegt.
[0016] Dieser Vorgang löst zusätzlich ein optisches und akustisches Alarmsignal aus. Die
Reaktion der Überwachungsschaltung wird bis zur manuellen Löschung des optischen Signals
gespeichert.
Spannungserfassung und Schützsteuerung
[0017] Ein geeigneter Anschluß an der Kathode der Zelle wird gleichfalls über einen Trennverstärker
geführt und auf einem digitalen Instrument angezeigt. Dadurch ist jederzeit die Betriebsspannung
der Zelle am Gerät ablesbar. Die Spannungsversorgung für die Schützsteuerung, die
durch spezielle Verriegelungsschaltungen mit den Bedienungslasten auch bei Ausfall
von elektronischen Schaltgliedern wie Transistoren o. ä. gesichert ist, ist mit dem
Trennverstärker der Zellenbestriebsspannung auf einer gemeinsamen Steckkarte zusammengefaßt.
Um den Einfluß von statischen Magnetfeldern abzuschirmen, sind die Schütze in Stahlblechgehäusen
gekapselt.
Betriebsweise der Zelle mit der Überwachungs- und
Steuerungseinrichtung
[0018] Nach der Inbetriebnahme der Zelle nach dem anlagenüblichen Verfahren kann am Gerät
sofort die Zellenspannung und die mittlere Soll-Stromaufnahme der einzelnen Zuleitungsschienen
auf den Digitalanzeigen abgelesen werden.
[0019] Bevor die Zelle auf die gewünschte Betriebsspannung gebracht wird, kann jetzt am
Gerät die tatsächliche Stromaufnahme der einzelnen Zuleitungsschienen abgefragt werden.
Bei Abweichungen über ein bestimmtes Maß hinaus kann jetzt im Hand-Betrieb durch Ansteuerung
der Stellmotoren an den Anodenhalterahmen die Neigung der Rahmen verändert werden,
so daß die Stromverteilung über die Länge des Rahmens korrigiert wird. Reicht diese
Maßnahme nicht aus, müssen die Stromaufnahmen der Einzelstromzuführungen mittels Strommeßzange
überprüft und individuell nachgestellt werden.
[0020] Nach diesen Maßnahmen können die Anodenrahmen jeweils insgesamt mittels Taster am
Gerät in einstellbaren Schritten gesenkt und die Zelle so auf Betriebsspannung gebracht
werden. Dabei blockiert das Gerät automatisch in den eingestellten Pausezeiten und
verhindert so ein zu schnelles Absenken der Anoden.
[0021] Gleichzeitig überwacht das Gerät die Stromaufnahme der einzelnen Zuleitungsschienen
und blockiert bei Erreichen der eingestellten maximalen prozentualen Abweichung vom
arithmetischen Mittelwert der Gesamtstromaufnahme, so daß die Anoden nicht in Kurzschlußgefahr
geraten können.
[0022] Es ist gewährleistet, daß die Stromaufnahme der Einzel-Zuleitungsschiene bei einer
auf diese Weise auf gewünschte Spannung gebrachten Zelle keine Abweichung über die
eingestellte Toleranz der Stromaufnahme aufweist.
[0023] Für den Fall, daß sich durch Veränderungen der Anodenaufhängungen oder der Kathodengeometrie
in einer oder mehreren Zuleitungsschienen Überströme über die eingestellten Toleranzen
einstellen, steuert das
[0024] Gerät den oder die Stellmotoren der gesamten Anodengruppe an und hebt diese schrittweise
parallel zur Kathode um ein vorher einstellbares Maß an. Ist durch diese automatisch
ablaufende Maßnahme der Überstrom beseitigt, zeigt das Gerät bis zur manuellen Quittierung,
welche Zuleitungsschiene sich im Überstrombereich befunden hat, so daß das Bedienungspersonal
sofort einen Hinweis hat, wo korrigiert werden muß. Nach Beseitigung der Überstrom
verursachenden Störquelle kann die Zelle mittels Taster,wie vor beschrieben, wieder
auf gewünschte Spannung gebracht werden.
[0025] In der beigefügten Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung rein schematisch
dargestellt.
[0026] Die Elektrolysezelle weist einen Zellentrog 6 und einen Zellendeckel 9 auf. Auf dem
Zellendeckel 9 sind Auflager 14 befestigt, die einen Rahmen 11 tragen, der der Verstellung
der Anoden 8 dient. Mit 7 ist die fließende Quecksilber-Kathode im Zellentrog 6 bezeichnet.
Im übrigen ist der Zellenaubau an sich bekannt.
[0027] Die Überwachungs- und Steuerungseinrichtung 1 ist mit einer Meßleitung 2 mit der
Zuleitungsschiene 4 verbunden, über einen shunt-Abgriff bzw. Meßstrecke 2'. Die Zuleitungsschiene
oder Sammelschiene 4 ist mit den Einzelanoden 8 durch ein Stromzuführungsband 5 elektrisch
leitend, jedoch flexibel verbunden. Die Anoden 8 haben wie ersichtlich an sich bekannte,
z. B. in einer Hülse angeordnete Stromzuführungsbolzen, die ihrerseits mit Verstellschrauben
10 zur Einzelverstellung gegenüber dem Rahmen 11 versehen sind. Mit 12 ist ein Hubgetriebe
bezeichnet, das von einem elektrischen Getriebemotor 13 angetrieben wird, z. B. über
die dargestellte horizontale Welle, so
daß nach Art eines Kegelradantriebes der Tragrahmen 11 für die Anoden 8 insgesamt auf
den Säulen 14 auf und ab beweglich ist, wie durch Pfeile angedeutet.
[0028] Obwohl diese Antriebsart bevorzugt wird, sind auch andere an sich bekannte Stellantriebe
anwendbar. Wesentlich ist, daß sozusagen die Grobeinstellung für alle Anoden gemeinsam
erfolgt während die Feineintellung einzeln manuell erfolgt.
[0029] Mit Vorteil werden die Leitungen und die Befestigungselemente für die Zuleitungen
zu den Anoden aus dem gleichen Material wie die Stromschinen hergestellt. Ferner sind
Temperaturausgleichselemente vorgesehen um Temperaturdifferenzen in den einzelnen
Zuleitungsschienen auszugleichen.
[0030] Der Meßteil kann auch als Einzelgerät ausgeführt werden, so daß eine Zelle, die über
keine motorische Verstellung verfügt, manuell nachjustiert werden kann.
[0031] Weitere Abwandlungen des Ausführungsbeispiels können selbstverständlich vorgenommen
werden, ohne hierdurch den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
1. Überwachungs- und Steuerungseinrichtung für Elektrolysezellen mit Quecksilberkathode
zum Schutz gegen Stromüberlastung, insbesondere in Chloralkalielektrolysezellen mit
einer Messung des Spannungsabfalls in der Zuleitung jeder Elektrodengruppe im Nebenschluß,
dadurch gekennzeichnet, daß an den elektrischen Zuleitungsbändern für jede Elektrodengruppe
an den Enden einer Meßstrecke Abgriffe mit einem Meßgerät elektrisch leitend verbunden
sind, wobei der gemessene Spannungsabfall als Signal verstärkt dem Meßgerät zugeführt
wird, der gesamte Strom der Zelle durch Summierung gemessen wird und durch die Anzahl
der Abgriffe dividiert einen Sollwert bildet, für eine Steuereinrichtung, die nach
Vergleich mit den an den einzelnen Zuleitungen gemessenen Istwerten, ein Signal zur
Ansteuerung der Stellmotoren je einer Gruppe von Elektroden bei Erreichen eines vorgegebenen
Überstroms abgibt, um diese Gruppe um ein einstellbares Maß schrittweise anzuheben,
solange bis beim Vergleich kein Überstrom mehr gemessen und nach Erreichen dieses
Zustandes angezeigt wird, welche Zuleitung überlastet war.
Überwachungs- und Steuerungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Stellmotore für jeweils eine Gruppe von Elektroden jeweils Schrittweise nach Vergleich
mit dem Mittelwert angesteuert werden und so viele Schritte ausführen, bis kein Überstrom
mehr gemessen wird.
Überwachungs- und Steuerungseinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß Soll- und Istwert digital angezeigt werden.
Überwachungs- und Steuerungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß sie eine Anzeige der Zuleitung aufweist, die sich im Überstrombereich
befunden hat und daß nach Beseitigung der Überstromursache eine Drucktaste betätigt werden muß, um die
Zelle wieder auf die gewünschte Spannung zu bringen.