(19)
(11) EP 0 069 056 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.01.1983  Patentblatt  1983/01

(21) Anmeldenummer: 82810238.4

(22) Anmeldetag:  01.06.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3A24D 3/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 10.06.1981 CH 3787/81

(71) Anmelder: Baumgartner Papiers S.A.
CH-1023 Crissier (CH)

(72) Erfinder:
  • Bonnet, Jacques, Dr.
    CH-1007 Lausanne (CH)
  • Jaccard, Pierre
    CH-1030 Bussigny (CH)
  • Veluz, Serge
    CH-1066 Epalinges (CH)

(74) Vertreter: Werffeli, Heinz R., Dipl.-Ing.ETH. 
Postfach 275 Waldgartenstrasse 12
8125 Zollikerberg-Zürich
8125 Zollikerberg-Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Aromatisierung von Tabakrauch, Zigarettenendstück zur Durchführung des Verfahrens und Verwendung des Verfahrens


    (57) Um den aus einer Zigarette abgesogenen Rauch auch nach längerer Lagerung der Zigarette auf einfache Weise mit Anethol zu aromatisieren, wird ein mit 10 Gew.-% Anethol und 20 Gew.- % Desaktivierungsmittel beladenes hochporöses Silikagel im Mundstück der Zigarette verwendet.


    Beschreibung


    [0001] .Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aromatisierung von aus einer Zigarette abgesogenem Tabakrauch, ein Zigarettenendstück, insbesondere Zigarettenfilter zur Durchführung dieses Verfahrens, sowie eine Anwendung dieses Verfahrens.

    [0002] Es ist bereits bekannt, zur Erzielung von aromatisierten Zigaretten bei deren Herstellung zum Beispiel den zerkleinerten Tabak, die Zigarettenverpackung oder die Azetatfilter mit einem Aromastoff zu bespritzen. Diese Verfahren weisen jedoch oft den Nachteil auf, dass die Herstellung von aromatisierten Zigaretten infolge der starken Flüchtigkeit des Aromastoffes- einerseits und der starken Affinität des Tabaks gegenüber dem letzteren isoliert von der Herstellung anderer Zigaretten durchgeführt werden muss, da die letzteren sonst ebenfalls einen Beigeschmack erhalten. Wenn die Herstellung von aromatisierten Zigaretten infolge beschränkter Nachfrage nur in relativ kleinen Produktionsmengen erfolgt, dann ist nach jeder Umstellung auf nicht aromatisierte Zigaretten die gesamte Produktionsanlage zu dekontaminieren, was selbstverständlich äusserst umständlich und kostspielig ist, da neben den Reinigungskosten während der gesamten Reinigungszeit die Produktionsanlage stillstehen muss.

    [0003] Da immer mehr leichtere Zigaretten, das heisst Zigaretten mit niedrigem Nikotin- und Teergehalt beim Rauchen, verlangt wurden, wäre es auch interessant, den mittels solcher Zigaretten erzeugten Rauch zum Beispiel mittels Tabakextrakt oder synthetischem Tabakaroma zu aromatisieren. Die bisher ausprobierten Verfahren weisen jedoch alle den Nachteil auf, dass für eine genügende Aromatisierung relativ viel vom oft sehr teuren Aromastoff benötigt wird, und dass der Aromastoff. nach kurzer Zeit verflüchtigt ist und keine befriedigende Wirkung mehr zeigt, so dass solche Zigaretten nur über eine ungenügende Zeitdauer lagerfähig sind.

    [0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens, welches die obgenannten Nachteile nicht aufweist, das heisst, welches zum Beispiel die Herstellung von aromatisierten Filterzigaretten ohne eine Kontamination der Produktionsanlage ermöglicht, relativ geringe Mengen an Aromastoffen erfordert, einfach in der Anwendung ist, und eine lange Lagerfahigkeit der derart aromatisierten Zigaretten ermöglicht.

    [0005] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass man ein mit Aromastoffen beladenes poröses Silikagel im Mundstück der Zigarette verwendet.

    [0006] Es hat sich gezeigt, dass granulatförmiges, poröses Silikagel ein ausgezeichnetes Adsorptionsvermögen zur Speicherung von Aromastoffen aufweist, und selbst bei offener Lagerung des derart mit Aromastoffen beladenen Aromaträgers bei Raumtemperatur (ca. 18 bis 22°C) über eine Zeitdauer von mehreren Monaten die Verflüchtigung des gespeicherten Aromastoffes so gering ist, dass noch eine genügende Menge an letzterem im Aromaträger gespeichert vorhanden ist. Befindet sich anderseits der derart mit Aromastoffen beladene Aromaträger in einem warmen und feuchten Rauchgasstrom einer Zigarette, dann wird bei jedem Zug des Rauchers an einer solchen Zigarette, wie erwünscht, eine bestimmte Menge an Aromastoff an den vorbeiströmenden warmen und feuchten Rauchgasstrom abgegeben.

    [0007] Es ist vorteilhaft, wenn man als Aromastoff ein synthetisches Tabakaroma, einen natürlichen. oder synthetischen Tabakextrakt, einen natürlichen oder synthetischen Tabakrauchextrakt oder ein Phenoläther, zum Beispiel Anethol oder Anisol, verwendet.

    [0008] Es hat sich als zweckmässig erwiesen, wenn man ein Silikagel mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich von 300 bis 700m2/g, vorzugsweise von etwa 550 m2/g verwendet. Dabei ist es ferner vorteilhaft, wenn man ein Silikagel mit einem Porenvolumen im Bereich von 0,6 bis O, 85 ml/g, vorzugsweise von etwa 0,73 ml/g, verwendet.

    [0009] Da bei der Verwendung von gewissen Aromastoffen das Adsorptionsvermögen des Silikagel zur Erzielung der gewünschten Abgabe von Aroma an den vorbeiströmenden Rauch zu gross ist, ist es bei Verwendung solcher Aromastoffe zweckmässig, wenn man die Adsorptionsfähigkeit des Silikagel mit Hilfe eines Desaktivierungsmittels auf einen gewünschten Wert einstellt. Dabei kann es vorteilhaft sein, wenn man als.Desaktivierungsmittel Propylenglykol verwendet.

    [0010] Es hat sich zur Erzielung einer guten Aromatisierung des Zigarettenrauches. ausserdem als zweckmässig erwiesen, wenn man ein mit 16 bis 44 Gew.-%, vorzugsweise mit etwa 30 Gew.-%, bezogen auf das unbeladene Silikagel, mit Aromastoffen oder Aromastoffen und Desaktivierungsmittel beladenes Silikagel verwendet..

    [0011] Es ist ferner vorteilhaft, wenn man ein Silikagel verwendet, welches bei einem Aequilibrium von 20°C und 50% relativer Luftfeuchtigkeit bezogen auf die Trockensubstanz des Silikagel, 5 bis 18 Gew.-%, vorzugsweise etwa 8 Gew.-% Wasser enthält.

    [0012] Es ist ausserdem zweckmässig, wenn man das mit Aromastoffen beladene Silikagel in mindestens einem Teil eines Zigarettenfilters anordnet.. Dabei ist es vorteilhaft, wenn man das mit Aromastoffen beladene Silikagel mindestens in einen Teil des für ein Zigarettenfilter, zum Beispiel Doppelfilters, bestimmten Filtermaterials einarbeitet.

    [0013] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner ein Zigarettenendstück, insbesondere Zigarettenfilter, zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass es eine mindestens das mit Aromastoffen beladene, granulatförmige Silikagel enthaltende Kammer aufweist.

    [0014] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ausserdem eine Verwendung des erfindungsgemässen Verfahrens zur Anetholisierung von Tabakrauch.

    Vergleichsbeispiel



    [0015] Unter Standardbedingungen, das heisst alle Minuten ein Zug von 35ml Volumen und von 2 Sekunden Dauer, wurden Filterzigaretten der gleichen Marke und mit der gleichen Feuchtigkeit abgeraucht, und parallel dazu von Testpersonen auf den Geschmack überprüft, wobei in den dabei verwendeten Kammerfiltern einerseits mit Anethol beladene, aus Kokosnuss hergestellte Aktivkohle und anderseits erfindungsgemäss mit Anethol beladenes, granulatförmiges, hochporöses Silikagel eingefüllt war.

    [0016] Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse:



    [0017] Wie man sieht, kann man bei Verwendung von Silikagel als Träger- und Speichermaterial für das Anethol bereits mit einer geringen Beladungsmenge von 10 Gew.-% Anethol (bezogen auf das Gewicht des unbeladenen Silikagels) eine einwandfreie Aromatisierung des Rauches erreichen, wenn die Optimierungsregel beachtet wird, dass Aromastoff und Desaktivierungsmittel zusammen etwa 30 Gew.-%, bezogen auf das unbeladene Silikagel, ausmachen. Da z.B. das Deaktivierungsmittel Propylenglykol bedeutend billiger ist als. Anethol, ist dies auch aus Kostengründen interessant. Bei der Verwendung von Aktivkohle als Träger- und Speichermaterial für das Anethol ist es unmöglich, mit 10 Gew.-% Anethol auf irgend eine Weise eine Aromatisierung des Rauches zu erzielen.

    [0018] Zur Ueberprüfung der Lagerungsfahigkeit wurde ferner der unter Standardbedingungen beim Abrauchen von mit einem mit hochporösem, mit 10 Gew.-% Anethol und 20 Gew.-% Propylenglykol Gew.-% (jeweils bezogen auf das Gewicht des unbeladenen Trägermaterials) beladenen granulatförmigen Silikagel enthaltenden Kammerfiltern versehenen Zigaretten bei neun Zügen im Rauch in Partikularphase vorhandene Anetholgehalt bestimmt, und zwar kurz nach. der Beladung des verwendeten Silikagels und nochmals nach etwa drei Monaten, wobei beide Male eine Anetholmenge (in Partikularphase) von 0,44mg/Zigarette festgestellt wurde. Dabei wurde ein unter der Handelsbezeichnung "Polygel W-45" von der Firma Chemische Fabrik Uetikon, U.etikon (Schweiz) hergestelltes Silikagel mit einer spezifischen Oberfläche von 550m2/g Silikagel und einem Porenvolumen von O,73ml/g Silikagel verwendet.

    [0019] Anstatt das mit einem Aromastoff beladene Silikagel in die Kammer eines Kammerfilters einzufüllen, ist es auch möglich, dieses in einem in axialer Richtung mittels zweier Abschlusswandungen, deren Filterwirkung vernachlässigbar ist, verschlossenen Mund- oder Endteil vorzusehen, so dass zum Beispiel der Teer- und Nikotingehalt des durchströmenden Rauches praktisch nicht verändert wird und somit dem Rauch einer filterlosen- Zigarette entspricht, anderseits der durchströmende Rauch jedoch zusätzlich aromatisiert wird.

    [0020] Es ist auch möglich, das mit einem Aromastoff beladene Silikagel bei der Herstellung eines Zigarettenfilters mittels einem Haftmittel zwischen den Fasern des Filtermaterialstranges anzuordnen. Bei einem Doppelfilter würde man das mit Aromastoffen beladene Trägermaterial vorzugsweise in dem Tabakteil der Filterzigarette benachbarten Stöpsel des Filters anordnen.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Aromatisierung von aus einer Zigarette abgesogenem Tabakrauch, dadurch gekennzeichnet, dass man ein mit Aromastoffen beladenes Silikagel im Mundstück der Zigarette verwendet.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man als Aromastoff ein synthetisches Tabakaroma, einen natürlichen oder synthetischen Tabakextrakt, einen natürlichen oder synthetischen Tabakrauchextrakt oder ein Phenoläther, zum Beispeil Anethol oder Ani- ' sol, verwendet.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man ein Silikagel mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich von 300 bis 700 m2/g, vorzugsweise von etwa 550 m2/g, verwendet.
     
    4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man ein Silikagel mit einem Porenvolumen im Bereich von 0,6 bis 0,85 ml/g, vorzugsweise von etwa 0,73 ml/g, verwendet.
     
    5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man die Adsorptionsfähigkeit des Silikagel mit Hilfe eines Desaktivierungsmittels auf einen gewünschten Wert einstellt.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass man als Desaktivierungsmittel Propylenglykol verwendet.
     
    7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man ein mit 16 bis 44 Gew.-%, vorzugsweise mit etwa 30 Gew.-%, bezogen auf das unbeladene Silikagel, mit Aromastoffen oder Aromastoffen und Desaktivierungsmittel beladenes Silikagel verwendet.
     
    8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass man ein Silikagel verwendet, welches bei einem Aequilibrium von 20°C und 50% relativer Luftfeuchtigkeit, bezogen auf die Trockensubstanz des Silikagel, 5 bis 18 Gew.-%, vorzugsweise etwa 8 Gew.-% Wasser enthält.
     
    9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,_dadurch gekennzeichnet, dass man das mit Aromastoffen beladene Silikagel in mindestens einem Teil eines Zigarettenfilters anordnet.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass man das mit Aromastoffen beladene Silikagel mindestens in einen Teil des für ein Zigarettenfilter, zum Beispiel Doppelfilters, bestimmten Filtermaterials einarbeitet.
     
    11. Zigarettenendstück, insbesondere Zigarettenfilter, zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dass es eine mindestens das mit Aromastoffen beladene, granulatförmige Silikagel enthaltende Kammer aufweist.
     
    12. Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 zur Anetholisierung von Tabakrauch.
     





    Recherchenbericht