[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung eines Halbzeugs oder eines
Fertigteils nach der Gattung des Anspruchs 1.
[0002] Bei der Warm-Formgebung metallischer Werkstoffe trachtet man aus wirtschaftlichen
Gründen danach, einerseits die Anzahl der Verfahrensschritte möglichst niedrig zu
halten, andererseits möglichst nahe an die endgültige Form heranzukommen, um das Ausmass
eventuell erforderlicher kostspieliger spanabhebender Bearbeitung zu beschränken.
Bekannte Verfahren dieser Art sind z.B. das isotherme oder quasi-isotherme Umformen
(Umformen mit beheizten Werkzeugen), wie es sich vor allem beim Schmieden (Gesenkschmieden)
durchgesetzt hat. Man versucht ferner, durch Formgebung im sog. superplastischen Zustand
des Werkstoffes - sofern sich ein solcher Zustand überhaupt einstellen lässt - gleichzeitig
den Formänderungswiderstand herabzusetzen und das Formfüllungsvermögen zu verbessern
(siehe: G.Schröder, Isothermes und superplastisches Umformen beim Gesenkschmieden,
Werkstatt und Betrieb 113/1980/11, S. 765 - 770; G.H.Gessinger, Isothermes Umformen
- Ein kostengünstiges Präzisionsschmiedeverfahren, Fachberichte Hüttenpraxis Metallweiterverarbeitung
11/78, S. 954-957).
[0003] Bei den beschriebenen Umformverfahren werden die Möglichkeiten kostengünstiger Fertigung
nur in unvollkommener Weise genutzt. Die konventionelle isotherme Verformung wird
in der Regel bei Temperaturen durchgeführt, die vergleichsweise tief liegen, d.h.
aus Sicherheitsgründen einen beträchtlichen Abstand von der Solidustemperatur aufweisen.
Bei diesen Temperaturen lässt jedoch die Duktilität des zu verformenden Werkstücks
zu wünschen übrig und die notwendigen Formänderungskräfte sowie die Formänderungsenergie-ist
verhältnismässig hoch. Beim superplastischen Umformen andererseits ist man auf ein
ultrafeines Korn des Rohlings angewiesen, das sich nur durch gewisse Legierungszusätze
und aufwendige thermomechanische Verfahren erreichen lässt. Gewisse Werkstoffe zeigen
überhaupt keine Superplastizität, so dass man wegen dieser Forderungen bezüglich Gefügeaufbau
wieder an entsprechende Werkstoffgrenzen anstösst. Es besteht daher ein grosses Bedürfnis,
ganz allgemein die Möglichkeiten der Warm-Formgebung metallischer Werkstoffe durch
Verfeinerung und Verbreiterung der Verfahren zu erweitern und auf möglichst viele
Werkstoffe zu erstrecken.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Warm-Formgebungsverfahren für metallische
Werkstoffe anzugeben, welches bei grosser Einfachheit die Herstellung von Halbzeug
oder Fertigteilen in möglichst wenig Arbeitsschritten erlaubt und dank gutem Formfüllungsvermögen
die konstruktiven Grenzen zu erweitern gestattet. Das Verfahren soll womöglich auf
eine Vielzahl von Werkstoffen anwendbar sein.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Der Leitgedanke der Erfindung besteht darin, den Werkstoff möglichst dicht unterhalb
der Solidustemperatur zu verformen, lokale Verflüssigung jedoch peinlichst zu vermeiden.
Durch diese Massnahme wird die Fliess-Spannung (Verformungswiderstand) des Werkstoffs
ganz beträchtlich herabgesetzt, so dass optimales Formfüllungsvermögen erreicht wird.
[0007] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele und einer erläuternden
Figur beschrieben.
[0008] Dabei zeigt:
die Figur das Arbeitsdiagramm des Verfahrens in Form einer Zeit/Temperatur-Funktion.
[0009] In der Figur stellt die Abszisse die Zeit-, die Ordinate die Temperaturachse dar.
Mit der Horizontalen auf dem Niveau 1 ist die Solidustemperatur T
sol des zu verformenden Werkstoffs (Legierung) gekennzeichnet, welche unter allen Umständen
während des ganzen Arbeitsprozesses nicht erreicht werden darf. Andernfalls würden
sich örtliche Anschmelzungen ergeben und der Zusammenhang und kontrollierte Gefügeaufbau
des Werkstücks ginge verloren. 2 ist die maximale Temperatur, welche - meist am Ende
der Formgebung - gleichzeitig vom Werkstück und Werkzeug erreicht werden darf. Je
nach Legierung und Art des Werkstücks muss sie stets um einen gewissen Betrag unterhalb.
1 (T
sol) bleiben. 3 stellt die Homogenisierungstemperatur des Werkstücks da
r, für welche dasselbe wie für Temperatur 2 gilt, damit mit Sicherheit spätere Anschmelzungen
während des Umformens vermieden werden. 4 ist der Verlauf der Werkstücktemperatur
über der Zeit bis zum Ende der Formgebung. Diese Operation zerfällt in die Vorwärmphase
8 und die Umformphase 9.. 5 stellt den Verlauf der Werkstücktemperatur bei normaler
Abkühlung auf Raumtemperatur dar. 6 ist der analoge Verlauf nach der Formgebung für
den-Fall, dass an letztere direkt eine weitere zusätzliche Wärmebehandlung (z.B. Warmauslagern,
Thermalhärten etc.) angeschlossen wird. In den meisten Fällen wird man um eine vorgängige
Homogenisierung des Werkstoffs nicht herumkommen. Diese stellt jedoch keine unbedingt
notwendige Voraussetzung für das erfindungsgemässe Verfahren dar, bedeutet jedoch
eine bevorzugte Sicherheitsmassnahme. Der Verlauf der Temperatur während der Homogenisierungsphase
10 ist durch den Linienzug 7 dargestellt.
Ausführungsbeispiel I:
[0010] Gesenkpressen eines Radialverdichterrades aus einer Al-Cu-Mg-Ni-Legierung.
[0011] Ein Radialverdichterrad von 180 mm Durchmesser wurde in einem Arbeitsgang durch isothermes
Hochtemperaturpressen aus einem scheibenförmigen zylindrischen Rohling hergestellt.
Die verwendete Aluminiumlegierung entsprach der US-AA-Norm 2618 und hatte folgende
Zusammensetzung:

[0012] Als Ausgangsmaterial wurde eine Scheibe in Form eines Stangenabschnittes benutzt.
Die Stange war ihrerseits aus einem Abschnitt eines durch Strangguss hergestellten
Pressbolzens grösseren Durchmessers durch Strangpressen hergestellt worden. Bei grösseren
Rohlingabmessungen (Scheibe von mehr als 200 mm Durchmesser) können als Vorformen
auch durch Freiformschmieden hergestellte Werkstücke zum Einsatz gelangen. Die Form
des herzustellenden Verdichterrades wies 18 radial stehende, am Umfang in tangentialer
Richtung leicht gekrümmte Schaufeln von ca. 30 mm Tiefe auf, welche am Fuss eine Wandstärke
von ca. 4 mm, am Kopf eine solche von ca. 2 mm hatten. Der scheibenförmige Radkörper
hatte am Umfang eine axiale Wandstärke von ca. 6 mm.
[0013] Versuche in der Praxis haben bewiesen, dass es völlig unmöglich ist, einen Körper
von derart komplizierter Geometrie durch konventionelles Pressen oder Schmieden zu
fertigen. Die Istform weicht zufolge ungenügenden Formfüllungsvermögen beträchtlich
von den Sollwerten ab.
[0014] Das Vormaterial wurde vor der Formgebung einer Homogenisierungsglühung bei einer
Temperatur von 520
0C während 20 h unterworfen. Diese Massnahme dient zur Vermeidung örtlichen Anschmelzens
oder örtlicher Porenbildung beim nachträglichen Durchlaufen der maximalen Temperatur
während des Verformungsvorganges. Letzterer wurde als isothermes Hochtemperaturgesenkpressen
auf einer speziell eingerichteten und mit einer induktiven Werkstück- und Werkzeugheizung
versehenen hydraulischen Presse durchgeführt.' Die Presse war für niedrige Stempelgeschwindigkeiten
von 0,05 - 5 mm/s eingerichtet, welche während des Pressens beliebig verändert werden
konnte. Ferner konnte die Presskraft auch über längere vorbestimmte Zeitdauer nach
Erreichen eines vorgegebenen Grenzwertes konstant gehalten werden. Tisch und Stempel
waren mit einer Kühlvorrichtung versehen. Die induktive Heizanlage bestand aus je
einer Induktionsspule für die Erwärmung des Werkstückrohlings wie auch der aus Warmarbeitsstahl
gefertigten Werkzeuge (Gesenke). Eine genaue Temperaturkontrolle und Temperaturregelung
wurde über Thermoelemente im Werkzeug sowie über Taster am Werkstückrohling gewährleistet.
Zum Transport des Werkstücks in die Erwärmungszone bzw. in den Bereich des Werkzeuges
sowie zum Ausstossen aus dem Werkzeug nach erfolgter Umformung und Transport bis zur
Ablage diente eine speziell konstruierte Vorrichtung.
[0015] Der Werkstückrohling in Form einer Scheibe wurde zunächst durch Einschieben in die
zugehörige Induktionsspule durchgehend auf eine Temperatur von 480
0 ± 10
0C erwärmt. Daraufhin wurde der Rohling in das auf 480° - 520°C erwärmte Gesenk eingelegt.
Nun wurde die Pressgeschwindigkeit auf einen mittleren Wert von ca. 0,5 - 1 mm/s eingestellt.
Während dieser ersten Phase des Stauchens, bei welcher sich die Werkstücktemperatur
der Werkzeugtemperatur anpasst, stieg die Presskraft nur wenig an (von 0 auf ca. 500
kN). In einer zweiten Phase erfolgte nun das Ausformen der Schaufeln, wobei die Stempelgeschwindigkeit
auf 0,05 - 0,1 mm/s herabgesetzt wurde und die Presskraft gleichzeitig stetig anstieg,
bis sie ihr Maximum erreichte (ca. 3000 kN). Die Presskraft wurde nun konstant gehalten,
um während dieser ca. 5 - 10 min dauernden dritten Phase die Form vollends zu füllen.
Die Presszeit für ein derartiges Verdichterrad betrug ca. 10 - 20 min, wobei der mittlere
Pressdruck sich zu ca. 120 MPa ergab.
[0016] Bei der hier gepressten Al-Cu-Mg-Ni-Legierung liegt die Solidustemperatur bei 549°C,
die Lösungsglühtemperatur bei 530
0C. Bei 520°C existiert in dieser Legierung noch die ungelöste intermetallische Verbindung
FeNiAl
9 als selbständige Phase. Sie verhindert ein unkontrolliertes Kornwachstum bei der
Hochtemperaturformgebung. Die Verformungstemperatur von 480° - 520°C war in dieser
Beziehung optimal gewählt und örtliche Porenbildung durch Anschmelzungen war ebenfalls
nicht zu befürchten.
[0017] Im Vergleich zum erfindungsgemässen Gesenkpressen stellt sich die Formgebung nach
konventioneller Schmiedetechnik, die für die vorgenannte Aluminiumlegierung im Temperaturbereich
von ca. 410 - 450°C durchgeführt wird, wesentlich ungünstiger. Die Pressdrücke liegen
hier erfahrungsgemäss bei 200 - 500 MPa, was schwerere und kräftigere Pressen erfordert.
Das Formfüllungsvermögen ist bedeutend schlechter, so dass die Schaufeln das Sollmass
(Rippenwandstärke 2 - 4 mm) bei weitem nicht erreichen und man mit Rippenstärken von
ca. 8 - 10 mm im ersten Arbeitsgang Vorlieb nehmen muss. Dies bedingt mindestens einige
weitere Arbeitsschritte, unter anderem eine zusätzliche kostspielige spanabhebende
Bearbeitung.
Ausführungsbeispiel II:
[0018] Gesenkpressen einer Turbinenschaufel aus einer ausscheidungshärtbaren Nickelbasis-Superlegierung.
[0019] Eine Turbinenschaufel von 150 mm Länge und 35 mm Breite wurde in einem Arbeitsgang
durch isothermes Hochtemperaturpressen aus einem Stangenabschnitt hergestellt. Die
verwendete Legierung mit dem Handelsnamen Nimonic-80A hatte folgende Zusammensetzung:

[0020] Als Ausgangsmaterial wurde ein Abschnitt aus einer gewalzten Stange benutzt. Um für
die Formgebung ein homogenes Gefüge bereitzustellen, wurde das Vormaterial zunächst
unter Schutzgas bei einer Temperatur von 1080°C während 8h geglüht und anschliessend
in Wasser abgeschreckt. Die zur Durchführung der Operation vorgesehene hydraulische
Presse war im Prinzip ähnlich aufgebaut wie diejenige unter Beispiel I beschriebene.
Sie wies einen Einstellbereich für die Stempelgeschwindigkeit von 0,05 - 25 mm/s auf.
Ausserdem war sie derart gekapselt, dass wahlweise ein Betrieb unter Schutzgas oder
Vakuum möglich war. Als Werkzeug dienten Gesenke aus der bekannten Molybdänlegierung
TZM, welche Arbeitstemperaturen bis über 1200°C erlauben. Die induktive Heizung war
gleich gestaltet wie diejenige unter Beispiel I. Zusätzlich zum Transportsystem für
das Werkstück waren Schleusenkammern vorhanden, welche den Uebergang zwischen Pressraum
und Aussenwelt ermöglichten.
[0021] Der Rohling wurde zunächst in der zugehörigen Induktionsspule auf eine Temperatur
von 1100° l 20°C erwärmt und anschliessend in das auf 1150
0 - 1200°C erwärmte TZM-Gesenk eingelegt. Daraufhin wurde der Stempel mit einer Pressgeschwindigkeit
von ca. 4 mm/s gegen die untere Gesenkhälfte gedrückt (Phase I). Nach beginnendem
Anstieg der Presskraft wurde dann mit einer Pressgeschwindigkeit von ca. 0,1 mm/s
zwecks Füllen der Gratpartie weiterverformt (Phase II). Nach Erreichen der Maximalkraft
wurde dieser Wert bis zur endgültigen Formfüllung während ca. 5 min. konstant gehalten
(Phase III). Diese Phase kann je nach Form und Werkstoff ca. 1 - 10 min dauern. Die
gesamte Presszeit für eine derartige Turbinenschaufel kann ca. 2 - 15 min betragen.
Der mittlere Pressdruck erreichte im vorliegenden Fall den Wert von ca. 200 MPa.
[0022] Die vorliegende Nickelbasis-Superlegierung weist eine Solidustemperatur von ca. 1360°C
und eine Lösungsglühtemperatur von ca. 1080°C auf. Im Temperaturbereich von 1150
0 - 1200°C, was einen hinreichend grossen Abstand von der Soliduslinie zur Verhütung
von Anschmelzungen entspricht, existieren noch ungelöste Metallkarbide in feinverteilter
Form. Diese verhüten ein unkontrolliertes Kornwachstum während der Hochtemperaturverformung,
was auch durch den Vergleich von metallographischen Schliffbildern festgestellt werden
konnte.
[0023] Beim konventionellen Schmieden/Pressen unter Hämmern und Spindelpressen hoher Geschwindigkeit
sind die Pressdrücke vergleichsweise beträchtlich höher und würden im vorliegenden
Beispiel Werte von 500 - 1000 MPa erreichen. Abgesehen von der erforderlichen Grösse
derartiger Maschinen kommt man dabei auch an die Grenzen der Temperatur-Materialfestigkeit
(Gefahr der Oberflächenrisse) der Gesenkwerkstoffe. Betreffend Formfüllungsvermögen
bestehen die gleichen Nachteile wie unter Beispiel I ausgeführt wurde.
Ausführungsbeispiel III:
[0024] Hochtemperaturpressen einer Turbinenschaufel aus einem oxyddispersionsgehärteten
rostfreien ferritischen Stahl.
[0025] Eine Turbinenschaufel von 200 mm Länge und 50 mm Breite wurde in einem Arbeitsgang
durch isothermes Hochtemperaturpressen aus einem Stangenabschnitt hergestellt. Die
verwendete Eisenlegierung hatte die nachfolgende Zusammensetzung:

[0026] Als Ausgangsmaterial wurde ein Abschnitt aus einer stranggepressten Stange verwendet.
Die Legierung an sich wurde in bekannter Weise pulvermetallurgisch durch mechanisches
Legieren und darauffolgendes Verdichten durch Strangpressen hergestellt. Der Rohling
wurde zuerst während 15 min bei einer Temperatur von 1150°C homogenisiert und wieder
auf Raumtemperatur abgekühlt. Die weiteren Verfahrensschritte wurden in analoger Weise
wie unter Beispiel II beschrieben durchgeführt. Die Werkstücktemperatur betrug nach
dem Vorwärmen ca. 1150°C, diejenige der TZM-Werkzeuge (Gesenkoberteil und -Unterteil)
1150
0 - 1200
oC. Alle übrigen Parameter wurden in ähnlicher Art wie Beispiel II eingehalten (Verformungsphasen
I-III). Die in submikroskopischer Form und Verteilung vorliegenden oxydischen Dispersoide
Y
20
3 und TiO
2 sind bis über 1200°C thermisch stabil und verhindern ein unkontrolliertes Kornwachstum
während den Operationen mit Sicherheit. Ein auf diese Art und Weise hergestelltes
Fertigteil aus einer Dispersionslegierung zeichnet sich durch maximale Dichte, d.h.
absolute Porenfreiheit gegenüber noch herkömmlicher Art durch Pulvermetallurgie (Pressen
+ Sintern, heiss-isostatisches Pressen) direkt gefertigtes Werkstück aus.
Ausführungsbeispiel IV:
[0027] Hochtemperatur-Strangpressen/Warmfliesspressen von Halbzeug und Fertigteilen aus
einer Cu/Al/Ni-Gedächtnislegierung mit Oxyddispersoid.
[0028] Ein Rundstab von 5 mm Durchmesser wurde durch isothermes Hochtemperaturstrangpressen
aus einem Pressbolzen von 20 mm Durchmesser hergestellt. Die verwendete Formgedächtnislegierung
hatte folgende Zusammensetzung:

[0029] Als Ausgangsmaterial wurde ein pulvermetallurgisch durch mechanisches Legieren aus
einer Cu/Ni-Vorlegierung und Aluminium mit A1
20
3 hergestellter vorverdichteter Barren verwendet, welcher als Pressbolzen diente. Der
Pressbolzen wurde zunächst während 1 h bei 950°C homogenisiert und wieder auf Raumtemperatur
abgekühlt. Hierauf wurde er auf eine Temperatur von 850°C erhitzt und bei einer Temperatur
von 850° - 950°C durch eine Matrize aus einer Nickelbasislegierung (Handelsbezeichnung
IN-100) zu einem Strang von 5 mm Durchmesser gepresst. Durch die Anwesenheit des A1
20
3-Dispersoids in ultrafeiner Verteilung wird ein unzulässiges Kornwachstum während
des Pressvorgangs vermieden.
[0030] Das Strangpressen und auch das Warmfliesspressen bei diesen verhältnismässig hohen
Temperaturen dicht unter der Soliduslinie erlaubt dank dem besseren Formfüllungsvermögen
kompliziertere Formen und Uebergänge mit kleineren Krümmungsradien. Es können auf
diese Weise insbesondere auch dünnwandige Rippen (z.B. an Rippenrohren) erzeugt werden,
was vor allem auch für Wärmeaustauscher von grosser Bedeutung ist (Aluminium- oder
Kupferlegierungen).
[0031] Die Erfindung ist nicht auf die obigen Ausführungsbeispiele beschränkt. Sowohl Werkstück
wie Werkzeug sollen für den Verformungsprozess auf eine Temperatur gebracht werden,
welche zwischen 5 Kelvin und höchstens 0,15 T
sol in Grad Kelvin (T
sol = Solidustemperatur in Grad Kelvin) tiefer liegt als T
sol. Der Temperaturunterschied im Werkstückquerschnitt und über die gesamte Zeit der
isothermen/ quasiisothermen Formgebung soll höchstens 500C und die Verformungsgeschwindigkeit
4 von 0 bis 10s
-1 betragen, wobei

Vorteilhafterweise wird das Werkstück vor der Formgebung während 0,1 bis 100 h bei
einer Temperatur, welche der höchsten effektiv auftretenden Verformungstemperatur
entspricht, zwecks Vermeidung von örtlichen Anschmelzungen und Porenbildung homogenisiert
und wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Abkühlung nach der Formgebung kann auch
in einem Abschrecken auf Raumtemperatur in Wasser oder Oel erfolgen. Ferner kann die
Abschreckung ähnlich Thermalhärtung auch auf eine über der Raumtemperatur liegende
Temperatur in ein Metall- oder Salzbad mit nachfolgender Auslagerung durchgeführt
werden. Die Warmverformung kann prinzipiell in einem Gesenkschmieden, Warmpressen,
Warmfliesspressen oder Warmstrangpressen bestehen. Vorteilhafterweise sollte die Warmverformung
in einem Temperaturgebiet durchgeführt werden, in dem ausser einer als Hauptgefügebestandteil
vorliegenden ersten Phase mindestens während der gesamten Verformungszeit noch eine
das Kornwachstum hemmende zweite Phase vorliegt. Letztere kann beispielsweise bevorzugt
aus einem oxydischen Dispersoid, wie Y
20
3, Ti02, A1
20
3 etc. oder aus einem gewöhnlichen Oxyd oder aus einem Karbid bestehen. Auf diese Weise
lassen sich zum Beispiel Aluminiumlegierungen, Kupferlegierungen (insbesondere Cu/
Al/Ni), Nickelbasis-Superlegierungen, Nickelbasis-Dispersionslegierungen sowie Nickellegierungen
des Typs Ni/Ti (Gedächtnislegierungen) oder Ni/Ti/Cu umformen. Das Verfahren lässt
sich ferner auf warmfeste, rostfreie ferritische, ferritisch-austenitische und austenitische
Stähle, insbesondere oxyddispersionsgehärtete Stähle anwenden. Der zu verformende
Werkstoff kann ausserdem im Rohzustand als poröser Sinterkörper oder als grüner, kalt
vorgepresster Körper aus einem Sinterwerkstoff vorliegen, welcher während des Verformungsvorganges
gleichzeitig verdichtet, gesintert und in die beabsichtigte Form übergeführt wird.
1. Verfahren zur Herstellung eines Halbzeugs oder eines Fertigteils aus einem metallischen
Werkstoff durch Warm-Formgebung, dadurch gekennzeichnet, dass ein zunächst als Gussbarren,
Walzbarren oder Schmiederohling vorliegendes Werkstück auf eine Temperatur erwärmt
wird, welche 5 Grad Kelvin bis höchstens 0,15 T
sol in Grad Kelvin unterhalb der Solidustemperatur des Werkstoffes liegt, dass das Werkstück
hierauf mit einem Werkzeug in Kontakt gebracht wird, dessen Temperatur konstant gehalten
wird und um 5 Grad Kelvin bis 0,15 T
sol in Grad Kelvin tiefer liegt als die Solidustemperatur des Werkstoffes jedoch höher
als die Vorwärmtemperatur des Werkstücks, und dass das Werkstück mit einer Verformungsgeschwindigkeit
4 bezogen auf die Querschnittsänderung von 0 bis 10s
-1 isotherm oder quasiisotherm derart verformt wird, dass der Temperaturunterschied
im ganzen Werkstückquerschnitt und über die gesamte Zeit der Formgebung hin betrachtet
höchstens 50°C beträgt, wobei folgendermassen definiert ist:
v = Werkzeuggeschwindigkeit
h = Werkstückhöhe
Tsol = Solidustemperatur in Grad Kelvin,
und dass schliesslich das Werkstück einer Abkühlung unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück vor der Erwärmung
zur Warm-Formgebung während 0,1 bis 100 h bei einer Temperatur, welche der höchsten
effektiv auftretenden Verformungstemperatur entspricht, zwecks Vermeidung späterer
örtlicher Anschmelzungen und Porenbildung homogenisiert und danach wieder auf Raumtemperatur
abgekühlt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abkühlung des Werkstücks
in einem Abschrecken von Verformungstemperatur auf Räumtemperatur in Wasser, Oel oder
auf eine über der Raumtemperatur liegende Temperatur in Oel, Metall oder Salzbad besteht
und dass das Werkstück anschliessend bei Raumtemperatur oder bei einer über Raumtemperatur
liegenden Temperatur ausgelagert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Warmverformung in einem
Gesenkschmieden, Warmpressen, Warmfliesspressen oder Warmstrangpressen besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Warmverformung in einem
Temperaturgebiet des Werkstoffes durchgeführt wird, in welchem ausser einer ersten
Phase als Hauptgefügebestandteil mindestens während der Gesamtzeit der Verformung
noch eine das ` Kornwachstum hemmende zweite Phase vorliegt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die das Kornwachstum hemmende
Phase aus einem Oxyddispersoid wie Y203, Ti02 oder aus einem Oxyd oder einem Karbid besteht.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
eine Aluminiumlegierung ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung
die nachfolgende Zusammensetzung aufweist:
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
eine Kupferlegierung des Typs Cu/Al/Ni ist.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
eine Nickelbasis-Superlegierung oder eine Nickelbasis-Dispersionslegierung oder eine
Nickellegierung des Typs Ni/Ti oder Ni/Ti/Cu ist.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
ein warmfester rostfreier ferritischer, ferritisch-austenitischer oder austenitischer
Stahl ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
ein ferritischer, oxyddispersionsgehärteter Stahl ist.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu verformende Werkstoff
ein im Rohzustand als poröser Sinterkörper oder als grüner, kalt vorgepresster Körper
vorliegender Sinterwerkstoff ist, welcher gleichzeitig während des Verformungsvorganges
verdichtet, gesintert und in die beabsichtigte Form übergeführt wird.