[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Kontaktsystem für Druckgas-Leistungsschalter mit
einem düsenförmigen feststehenden Schaltstück, mit einem zweiten, gleichachsig angeordneten
düsenförmigen, axial beweglichen Schaltstück und mit einem beiden gemeinsamen beweglichen
Überbrückungsschaltstück.
[0002] Aus der DE-AS 24 44 943 ist ein derartiges Kontaktsystem bekannt, bei dem das eine
düsenförmige Schaltstück, von dem das überbrückungsschaltstück abläuft, in Richtung
auf das andere düsenförmige Schaltstück, das feststeht, gegen die Kraft einer Feder
axial beweglich ist und mit den Sekundärspulen zweier elektrodynamisch wirkender Spulensysteme
verbunden ist.
[0003] Bei dem bekannten Druckgas-Leistungsschalter wird die Schaltarbeit dadurch herabgesetzt,
daß eine elektrodynamische Steuerung des Ablaufschaltstückes erreicht wird. Dies erfolgt
in der Weise, daß der Schalter bei genügend hohen Strömen quasisynchron schaltet.
Während des Ausschaltvorganges erzeugt der im ersten Spulensystem fließende abzuschaltende
Strom zunächst eine hohe abstoßende Kraft, durch die das Ablaufschaltstück in Richtung
auf das andere düsenförmige Schaltstück also im Sinne einer Verkleinerung der Trennstrecke,
beschleunigt wird. Kurz vor dem Nulldurchgang des abzuschaltenden Stromes schlägt
diese Kraft wegen des bestimmt gewählten Phasenwinkels im ersten Spulensystem in eine
anziehende Kraft im Sinne einer Vergrößerung der Trennstrecke um. Dadurch wird im
Nulldurchgang die erforderliche Löschdistanz zwischen den beiden düsenförmigen Schaltstücken
erzielt.
[0004] Aus der DE-AS 27 03 550 ist es ferner bekannt, einem ersten feststehenden düsenförmigen
Schaltstück ein zweites düsenförmiges Schaltstück zuzuordnen, das zwischen einer dem
ersten nahen Löschstellung und einer davon entfernten Trennerstellung bewegbar ist.
Dabei ist das zweite düsenförmige Schaltstück außerhalb der Trennstellung unter der
Kraft einer Feder in der Löschstellung gehalten, aus der es im Verlauf der Ausschaltbewegung
gegen die Kraft der Feder über einen Mitnehmer vom Antrieb des Schalters in die Trennstellung
überführt wird.
[0005] Bei beiden Schalterausführungsformen wird wie bei allen bekannten Doppeldüsen-Kontaktsystemen
mit einem überbrückungsschaltstück der Lichtbogen während des Ausschaltvorganges zunächst
zwischen dem einen düsenförmigen Schaltstück, dem sogenannten Ablaufschaltstück, und
dem Überbrückungsschaltstück gezogen. Im weiteren Verlauf der Ausschaltbewegung wird
vom Überbrückungsschaltstück der Lichtbogen auf das zweite düsenförmige Schaltstück
kommutiert. Die für die Nennstromübertragung notwendigen metallischen Kontakteinrichtungen,
namentlich am Überbrückungsschaltstück, nehmen an der Lichtbogenführung teil, so daß
unter dem Lichtbogeneinfluß Metalldämpfe in die Trennstrecke gelangen, die beim Erlöschen
des Lichtbogens im natürlichen Nulldurchgang des Wechselstromes die dielektrische
Festigkeit der Gasstrecke zwischen den geöffneten Kontakten beeinträchtigen können.
[0006] Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Kontaktsystem für einen
Druckgas-Leistungsschalter anzugeben, bei dem während des Ausschaltvorganges die für
die Nennstromübertragung vorgesehenen Kontaktelemente an der Führung des Lichtbogens
nicht teilnehmen und dadurch eine Erhöhung der dielektrischen Festigkeit der Trennstrecke
erzielbar ist.
[0007] Nach der Erfindung wird dies dadurch gelöst, daß das zweite Schaltstück in der Einschaltstellung
unter Federkraft stirnseitig am ersten Schaltstück anliegt und im Verlauf des Ausschaltvorganges
durch das vom ersten Schaltstück ablaufende Überbrückungsschaltstück verzögert in
die Trennstellung überführt wird.
[0008] Durch Anwendung der Erfindung wird das zur Führung des Nennstromes im Einschaltzustand
des Druckgas-Leistungsschalters bestimmte Überbrückungsschaltstück zuerst bewegt.
Bevor die beiden aneinanderliegenden, unter Federkraft stehenden düsenförmigen Schaltstücke
öffnen, zwischen denen dann der Lichtbogen gezogen wird, hat das Überbrückungsschaltstück
den Bereich der sich öffnenden Kontakte bereits verlassen. Auf diese Weise kann Metall
der für die Nennstromführung vorgesehenen metallischen Kontaktvorrichtungen vom Lichtbogen
nicht mehr verdampft werden. Der Lichtbogen brennt vielmehr zwischen den beiden düsenförmigen
Stirnseiten der gleichachsig angeordneten Schaltstücke, so daß er in dem Bereich gezogen
wird, nämlich bevorzugt an der inneren Kante der Düsenkörper, wohin er durch eine
Druckgasbeblasung bei den bekannten Schaltern erst getrieben werden muß.
[0009] Wenn man die beiden düsenförmigen Schaltstücke an den zur Anlage bestimmten freien
Stirnseiten mit Graphitkörpern versieht, entsteht unter dem Einfluß des brennenden
Lichtbogens neben Graphitdämpfen und dem dissoziierten Lösch- und Isoliermittel keine
die Trennstrecke dielektrisch verringernde Substanz.
[0010] Die Kommutierung ist erleichtert, weil der Lichtbogen an der Stelle gezogen wird,
nämlich an den Düsenkörpern, wo er im weiteren Verlauf des Ausschaltvorganges nach
Erreichen der-Löschdistanz auch gelöscht werden soll. Er kann also früher als bei
den bekannten Kontaktsystemen in das Innere der Düsen einlaufen.
[0011] Durch Anwendung der Erfindung ist es weiterhin möglich, einen großenAbstand der Düsen,
d. h. eine große Trennstrecke zu erzielen, so daß man mit einer einzigen Unterbrechungsstelle
vergleichsweise höhere Nennspannungen als bisher schalten bzw. in geöffnetem Zustand
höhere Prüfspannungen erzielen kann.
[0012] Bei einem Kontaktsystem für Druckgas-Leistungsschalter nach der Erfindung mit einer
Kolben-Zylinder-Anordnung zur Erzeugung einer Löschgasströmung ist bevorzugt das bewegliche
überbrückungsschaltstück mit dem Zylinder starr verbunden. Der Zylinder kann im Bereich
seiner freien Stirnseiten mit einem inneren Zwischenboden versehen sein, der mit dem
überbrückungsschaltstück eine ringförmige Gasströmungsdüse bildet.
[0013] Vorteilhaft ist das zweite Schaltstück in der vom ersten Schaltstück getrennten Lage
mit dem Überbrückungsschaltstück elektrisch leitend verbunden.
[0014] Der Stromübergang vom zweiten Schaltstück zu dessen Träger 5a wird damit vom überbrückungsschaltstück
bewirkt, so daß keine zusätzlichen Gleitkontakte oder Strombänder erforderlich sind.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens ist das überbrückungsschaltstück
hülsenförmig gestaltet und weist eine Mehrzahl von federbelasteten Kontaktfingern
unterschiedlicher Länge in einer gleichmäßig über den Umfang verteilten Anordnung
auf, die unmittelbar vor der Trennung des zweiten Schaltstückes vom ersten Schaltstück
diese beiden Schaltstücke elektrisch leitend überbrücken. Die unterschiedlich langen
Kontaktfinger erleichtern die Kommutierung des Stromes beim Ablauf des überbrückungsschaltstückes
6 vom feststehenden Schaltstück 4.
[0016] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sind anhand der Zeichnung beschrieben.
[0017] Die Figur 1 zeigt schematisch in einem Schnitt durch die Unterbrechungs-einheit eines
Druckgas-Leistungsschalters das Kontaktsystem 1 nach der Erfindung, das sich zentrisch
in einem aus Porzellan bestehenden Hohlzylinder 2, der sogenannten Schaltkammer, befindet.
Der Innenraum 3 des Hohlzylinders 2 ist mit Schwefelhexafluorid als Lösch- und Isoliermittel
gefüllt. Das Kontaktsystem 1 besteht aus einem ersten düsenförmigen Schaltstück 4,
das feststehend angeordnet ist, einem zweiten gleichachsig angeordneten düsenförmigen
Schaltstück 5, das axial-beweglich ist, und einem beiden gemeinsamen, beweglichen
Überbrückungsschaltstück 6.
[0018] Das Kontaktsystem 1 der dargestellten Art gehört zu einem Druckgas-Leistungsschalter,
der nach dem Blaskolbenprinzip arbeitet, d. h. eine aus einem Kolben 7 und einem Zylinder
8 bestehende Anordnung zur Erzeugung einer Löschgasströmung hat. Gegenüber dem relativ
feststehenden Kolben 7 wird vom nicht weiter dargestellten Antrieb des Leistungsschalters
der Blaszylinder 8 in Pfeilrichtung 9 bewegt, wenn das Kontaktsystem aus der oberhalb
der Mittellinie 10 dargestellten Einschaltstellung in die unterhalb der Mittellinie
10 10 gezeichnete Ausschaltstellung überführt wird. Mit dem Blaszylinder 8 ist das
Überbrückungsschaltstück 6 starr gekoppelt, so daß es sich in der gleichen angegebenen
Richtung bewegt.
[0019] Das Überbrückungsschaltstück 6 besteht im wesentlichen aus einer elektrisch leitenden
zylindrischen Hülse, gegen die sich im Innern mehrere, gleichmäßig über den Umfang
verteilt angeordnete Kontaktfinger 6a unter Zwischenlage von Federn 6b abstützen.
Durch die Federn 6b werden die Kontaktfinger 6a in der Einschaltstellung an die äußeren
Zylinderflächen der Schaltstücke 4, 5 gedrückt.
[0020] Das feststehende düsenförmige Schaltstück 4 besteht aus einem hohlzylindrischen Träger
4, der an seinem freien Stirnende einen aus Graphit bestehenden Düsenkörper 4b und
einen inneren, aus ferr magnetischem Material bestehenden Einsatzkörper 4c enthält.
[0021] Das axial bewegliche Schaltstück 5 besteht aus einem hohlzylindrischen Träger 5a,
in dem ein Schieberohr 5b teleskopartig geführt ist. Zwischen dem Schieberohr 5b und
dem Träger 5a ist eine Druckfeder 11 vorgesehen, unter deren Kraft der vom freien
Ende 12 des Schieberohres 5b getragene Düsenkörper 5c in der Einschaltstellung gegen
den zugehörigen Düsenkörper 4b gedrückt wird. An den Düsenkörper 5c des Schaltstückes
5 schließt sich ein hohlkegelförmiger Düsenteil 5d an, der aus Graphit oder zumindest
teilweise aus ferromagnetischem Material bestehen kann.
[0022] Das freie Ende 12 des Schieberohres 5b ist mit einem nach außen vorspringenden Anschlag
13 ausgestattet, der zur Anlage mit einem im Bereich der Stirnseite 6c des Überbrückungsschaltstückes
6 vorgesehenden Mitnehmer bestimmt ist. Als Mitnehmer kann z. B. ein stirnseitiger
Ring 6d des überbrückungsschaltstückes 6 dienen.
[0023] Nach Überwindung einer dem Hub a zwischen dem Ring 6c und dem Anschlag 13 entsprechenden
Bewegung des überbrückungsschaltstückes 6 in Pfeilrichtung 9 wird das düsenförmige,
axial bewegliche Schaltstück 5 ebenfalls in Pfeilrichtung 9 gegen die Kraft der sich
spannenden Feder 11 in die Trennstellung überführt.
[0024] Die Trennung der Düsenkörper 4b, 5c erfolgt zeitlich nach dem Ablauf des überbrückungsschaltstückes
6 vom feststehenden Schaltstück 4, so daß der Lichtbogen zwischen den stirnseitigen
Berührungskanten der Düsenkörper 4b, 5c gezogen wird.
[0025] Die Kontaktfinger 6a und andere Kontakteinrichtungen des Überbrückungsschaltstückes
6 nehmen an der Lichtbogenführung nicht teil, weil zum Zeitpunkt der galvanischen
Trennung der Schaltstücke 4, 5 das Uberbrückungsschaltstück bereits aus dem Lichtbogenbereich
der sich öffnenden Trennstrecke herausbewegt ist. Die bis zur Trennung der Düsenkörper
4b, 5c eingeleitete Bewegung des überbrückungsschaltstückes 6 und des Blaszylinders
8 gegenüber dem relativ feststehenden Kolben bewirkt eine Verdichtung des im Kompressionsraum
14 komprimierten Druckgases, das durch die sich voneinander trennenden Düsenkörper
4b, 5c in deren Inneres einströmt. Der im Kontaktsystem innen gezogene Lichtbogen
wird unter dem Einfluß der Gasströmung noch weiter in das Innere der Düsen 4b, 5c
eingetrieben und damit verlängert.
[0026] Bei der Wahl des die Ausschaltstellung bestimmenden Abstandes zwischen den Kontaktstücken
4, 5 (Trennstrecke T) ist man im wesentlichen frei. Die Trennstrecke kann groß gewählt
werden, ohne die Löschgasströmung durch das Doppeldüsensystem (Schaltstücke 4, 5)
ungünstig zu beeinflussen. Zur verbesserten Führung des Löschgasstromes ist der Blaszylinder
8 im Bereich seiner freien Stirnseite 8a mit einem Zwischenboden 15 versehen, der
gemeinsam mit der Stirnseite des Überbrückungsschaltstückes 6 eine ringförmige Gasströmungsdüse
bildet.
[0027] Das Kontaktsystem nach der Erfindung wird aus der unterhalb der Mittellinie 10 dargestellten
Ausschaltstellung durch eine Bewegung des Antriebs entgegen der Pfeilrichtung 9 wieder
in die Einschaltlage überführt, wobei zunächst die Düsenkörper 4b, 5c gegeneinandergedrückt
und danach die beiden Schaltstücke 4, 5 vom Uberbrückungsschaltstück 6 elektrisch
leitend überbrückt werden.
[0028] In Fig. 2 ist in einer Einzelheit aus Fig. 1 eine Position des Kontaktsystems im
Verlauf der Ausschaltbewegung schematisch dargestellt, wobei gleiche Teile mit gleichen
Bezugszeichen versehen sind.
[0029] Ersichtlich ist das Überbrückungsschaltstück 6 mit Kontaktfingern 6a ausgestattet,
denen in regelmäßiger Verteilung, z. B. dreimal über den Umfang des Überbrückungsschaltstückes
6 verteilt, kürzere Kontaktfinger 6a zugeordnet sind. Dadurch wird das Kontaktstück
5 zur Führung des Lichtbogenstromes nach seiner Trennung vom Schaltstück 4 vorbereitet.Bei
weiterer Bewegung des Überbrückungsschaltstückes 6 in Pfeilrichtung 9 gelangen auch
die Kontaktflächen der Kontaktfinger 6a auf die Kontaktfläche 5e des überbrückungsschaltstückes
5. Dadurch ist die Kommutierung des Stromes beim Ablauf des überbrückungsschaltstückes
6 vom feststehenden Schaltstück 4 erleichtert. Durch die Wahl unterschiedlich langer
Kontaktfinger 6a, 6e sind zusätzliche Gleitkontakte oder Strombänder entbehrlich,
weil das Überbrückungsschaltstück auch zum Stromübergang vom beweglichen Schaltstück
5 zum feststehenden Stromträger 5a dient.
1. Kontaktsystem für Druckgas-Leistungsschalter mit einem düsenförmigen feststehenden
Schaltstück, mit einem zweiten, gleichachsig angeordneten düsenförmigen axial beweglichen
Schaltstück und mit einem beiden gemeinsamen beweglichen Überbrückungsschaltstück,
dadurch gekennzeichnet , daß das zweite Schaltstück (5) in der Einschaltstellung unter
Federkraft (11) stirnseitig am ersten Schaltstück (4) anliegt und im Verlauf des Ausschaltvorganges
durch das vom ersten Schaltstück (4) ablaufende Überbrückungsschaltstück (6) verzögert
in die Trennstellung überführt wird.
2. Kontaktsystem nach Anspruch 1 mit einer Kolben-Zylinder-Anordnung zur Erzeugung
einer Löschgasströmung, dadurch gekennzeichnet , daß das bewegliche Überbrückungsschaltstück
(6) mit dem Zylinder (8) starr verbunden ist.
3. Kontaktsystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß der Zylinder·(8) im
Bereich seiner freien Stirnseite (8a) mit einem inneren Zwischenboden (15) versehen
ist, der mit dem beweglichen Schaltstück (5) eine ringförmige Gasströmungsdüse bildet.
4. Kontaktsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß die
beiden düsenförmigen Schaltstücke (4, 5) an den zur Anlage bestimmten freien Stirnseiten
mit Graphitkörpern (4b, 5c) versehen sind.
5. Kontaktsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß das
zweite Schaltstück (5) in der vom ersten Schaltstück (4) getrennten Lage mit dem Überbrückungsschaltstück
(6) elektrisch leitend verbunden ist.
6. Kontaktsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß das Überbrückungsschaltstück
(6) hülsenförmig gestaltet ist und eine Mehrzahl von federbelasteten Kontaktfingern
(6b, 6e) unterschiedlicher Länge in einer gleichmäßig über den Umfang verteilten Anordnung
aufweist, die unmittelbar vor der Trennung des zweiten Schaltstückes (5) vom ersten
Schaltstück (4) diese beiden Schaltstücke (4, 5) elektrisch leitend überbrücken.