(19)
(11) EP 0 069 943 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.01.1983  Patentblatt  1983/03

(21) Anmeldenummer: 82105941.7

(22) Anmeldetag:  03.07.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3C10G 45/32, C10G 49/00, C07C 5/02
// C10G25/02, C07C7/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 14.07.1981 DE 3127751

(71) Anmelder: EC ERDÖLCHEMIE GMBH
D-50769 Köln (DE)

(72) Erfinder:
  • Schleppinghoff, Bernhard, Dr.
    D-4047 Dormagen 1 (DE)
  • Reinhardt, Horst, Dipl.-Ing.
    D-5010 Bergheim 3 (DE)
  • Tschorn, Herbert, Dipl. Ing.
    D-4047 Dormagen 1 (DE)

(74) Vertreter: Mann, Volker (DE) et al
Bayer AG Konzernzentrale RP Lizenzen u. Techn. Kooperationen
D-51368 Leverkusen
D-51368 Leverkusen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Hydrierung von Kohlenwasserstoffen


    (57) Vor der Hydrierung werden ungesättigte Kohlenwasserstoffe und Gemische, in denen diese enthalten sind. mit Anionenaustauschern behandelt und dann in bekannter Weise katalytisch hydriert. Die Behandlung mit Anionenaustauschern wird bei 0-120°C und einer Raumgeschwindigkeit von 0,1 bis 10 zu hydrierende Kohlenwasserstoffe pro Austauscher pro Stunde durchgeführt. Das Verfahren vermeidet andere, energieaufwendige Vorbehandlungenm zum Beispiel eine Destillation der zu hydrierenden Kohlenwasserstoffe oder eine Wäsche und kann in einfachen Apparaturen durchgeführt werden. Bei der nachfolgenden katalytischen Hydrierung werden beträchtliche Verlängerungen der Katalysatorstandzeiten erreicht.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Hydrierung ungesättigter Kohlenwasserstoffe, bei dem diese ungesättigten Kohlenwasserstoffe vor einer an sich bekannten katalytischen Hydrierung mit Anionenaustauschern behandelt werden.

    [0002] Bei der Hydrierung von olefinischen, diolefinischen oder Acetylene enthaltenden Kohlenwasserstoff-Fraktionen tritt durch Ablagerung von Verunreinigungen oder Bildung von Polymeren auf dem Katalysator eine fortschreitende Vergiftung und Desaktivierung dieses Katalysators auf, was zu relativ kurzen Katalysatorstandzeiten führt. Dies trifft besonders für die selektive Hydrierung von diolefinischen Krackbenzinfraktionen zu, die beispielsweise bei der Ethylengewinnung durch Kracken von Naphtha, Gasölen usw. anfallen.

    [0003] Es sind verschiedene Verfahren zur Selektivhydrierung dieser Krackbenzinfraktionen sowie deren Vorbehandlung vor dem Einsatz in diese Teilhydrierung bekannt (Asinger, Die Petrolchemische Industrie, Akademie-Verlag Berlin; S. 618 ff). Hierzu zählen thermische Vorbehandlungen, destillative Abtrennung von Polymeren, Abwaschen von Polymeren vom Hydrierkatalysator durch Anwendung von Rieselphasen bzw. Flüssigphasenhydrierungen, wobei teilweise hydrierte Kohlenwasserstoffströme zurückgeführt werden sowie die allgemeine Verbesserung der Hydrierkatalysatoren. Bei diesen Verfahren werden Katalysatorstandzeiten von einigen Monaten bis zu einem Jahr und nur gelegentlich auch darüber erreicht. Hierfür ist jedoch ein relativ hoher Aufwand bei der Vorbehandlung erforderlich, beispielsweise ein hoher energetischer Aufwand bei der destillativen Abtrennung von Polymeren und ein hoher Investitionsaufwand, bei der Rückführung von hydrierten Produktströmen.

    [0004] Die Hydrierung von acetylenhaltigen oder auch olefinischen Kohlenwasserstoffen führt ebenfalls durch die Bildung von Polymeren sowie durch enthaltene Verunreinigungen zur Belegung der Katalysatoroberfläche oder zur Vergiftung des Katalysators und damit zu unbefriedigenden Katalysatorstandzeiten. So werden beispielsweise bei der Hydrierung der Dimeren und Oligomeren der C3- und C4-Olefinoligomerisation nur Katalysatorstandzeiten von wenigen Monaten erzielt.

    [0005] Eigene Versuche, mit innigem Vermischen der zu hydrierenden Kohlenwasserstoff-Fraktion mit einer alkalisch reagierenden wäßrigen Lösung als Vorbehandlung vor der eigentlichen Hydrierung führten zu keiner wesentlichen Verbesserung der Katalysatorstandzeiten.

    [0006] Es ist daher völlig überraschend, daß eine Behandlung der zur Hydrierung vorgesehenen ungesättigten Kohlenwasserstoffe, mit einem Anionenaustauscher eine beträchtliche Erhöhung der Katalysatorstandzeiten ergibt.

    [0007] Es wurde demnach ein Verfahren zur Hydrierung von Kohlenwasserstoffen gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man ungesättigte Kohlenwasserstoffe bei 0 bis 120°C mit Anionenaustauschern behandelt und dann in bekannter Weise katalytisch hydriert.

    [0008] Die erfindungsgemäß-einsetzbaren Anionenaustauscher können natürliche oder synthetische, anorganische oder organische Anionenaustauscher sein. Als natürliche oder künstliche anorganische Anionenaustauscher seien beispielsweise genannt: natürliche oder künstliche Skapolite oder Hydroxylapatite, Eisenoxidgel, Kohle-Anionenaustauscher, wie die Ammonkohlen,Tonmineralien, unlösliche Salze, wie Phosphate, Zirkonoxidhydrate, Aluminiumoxid und andere.

    [0009] Als organische Anionenaustauscher seien beispielsweise gelförmige oder makroporöse Styrol/Divinylbenzol-Harze, Kondensationsharze aus Phenolen und Formaldehyd, Cellulose-Anionenaustauscher mit der funktionellen Gruppe -OC2H4N(C2B5)2 oder-OCH2C6H4NH2 oder einer anderen stark basischen funktionellen Gruppe, (Meth)-Acrylharze oder Epichlorhydrin/Polyamin-Kondensate genannt.

    [0010] Alle diese Harze sind vernetzt und damit unlöslich gemacht. Anstelle des genannten Vernetzers Divinylbenzol können beispielsweise auch Trivinylbenzol oder Trivinylcyclohexan eingesetzt werden. Der Vernetzer liegt im allgemeinen in einer Menge von etwa 0,3 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 65 Gew.-%, besonders bevorzugt 2 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Comonomeren, vor. Anionenaustauscher mit einer der genannten Matrices enthalten als funktionelle Gruppen beispielsweise auartäre Ammoniumgruppen -NR3+ , wie -N(CH3)3+ oder -N(CH3)2CH2CH2OH+, oder tertiäre Aminogruppen -NR2, wie -N(CH3)2. Ferner können die Matrices Alkylenamin bzw. Iminogruppen oder nicht substituierte Aminogruppen tragen. Anionenaustauscher der beschriebenen Arten haben beispielsweise Totalkapazitäten für den Ionenaustausch von etwa 0,5 bis 6 val/1 Harz. Solche beschriebenen Anionenaustauscher und ihre. Gewinnungs- bzw. Herstellungsverfahren sind seit langem bekannt (Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Band 1, Seite 526; F.Helfferich, Ion Exchange, Mc-Graw-Hill, Book-Company, New York 1962).

    [0011] Anionenaustauscher, insbesondere synthetische organische Anionenaustauscher, sind in vielfältiger Abwandlung und in großer Typenzahl als Handelsprodukte vieler Hersteller erhältlich. Solche Anionenaustauscher können einzeln oder als Gemisch mehrerer eingesetzt werden.

    [0012] In bevorzugter Weise werden erfindungsgemäß synthetische organische Anionenaustauscher eingesetzt. In besonders bevorzugter Weise werden solche Anionenaustauscher eingesetzt, die eine Matrix aus Styrol/Divinylbenzol haben und eine gelförmige oder makroporöse Struktur aufweisen.

    [0013] Die genannten Anionenaustauscher können mit verschiedenen Ionen beladen sein, beispielsweise mit Hydroxyl-, Chlorid-, Bromid-, Sulfat-, Acetat- oder Formiationen. Es können auch Gemische verschiedener Ionenaustauscher eingesetzt werden, die mit verschiedenen der beispielhaft genannten Anionen beladen sind. Es können auch Gemische desselben Anionenaustauschers eingesetzt werden, bei denen die im Gemisch vorhandenen Harzteilchen mit verschiedenen der beispielhaft genannten Anionen beladen sind. Schließlich können auch Anionenaustauscher eingesetzt werden, die in Folge einer partiellen Beladung mit Salzen der verschiedenen, beispielhaft genannten Anionen in einem Harzteilchen verschiedene Anionen enthalten. In bevorzugter Weise werden Anionenaustauscher oder Gemische von Anionenaustauschern eingesetzt, in denen als Anion ganz oder teilweise, auf verschiedenen Harzteilchen oder auf dem gleichen Harzteilchen Hydroxylionen, ge-gebenenfalls neben einem oder mehreren anderen Anion(en) vorhanden sind. Beispielsweise sei hierzu ein Anteil von mindestens 10 %, bevorzugt mindestens.50 %, besonders bevorzugt 100 % Hydroxylionen, bezogen auf die Gesamtzahl der Anionen, genannt.

    [0014] Als ungesättigte Kohlenwasserstoffe, die erfindungsgemäß behandelt werden, seien olefinische, diolefinische oder acetylenische Kohlenwasserstoffe, oder Kohlenwasserstoffe, die eine oder mehrere acetylenische Bindungen neben einer oder mehreren olefinischen Bindungen enthalten, genannt. Solche ungesättigten Bindungen können sowohl endständig wie nicht-endständig sein. Solche Kohlenwasserstoffe können weiterhin als Reinstoff-Fraktion, als Gemisch untereinander oder als Gemisch mit anderen Stoffen eingesetzt werden. Solche anderen Stoffe können beispielsweise gesättigte Kohlenwasserstoffe, Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Stickstoff oder Edelgase sein. Ungesättigte oder gesättigte Kohlenwasserstoffe, die erfindungsgemäß behandelt werden können, können sowohl verzweigt als auch geradkettig sein. Ihre Kettenlänge ist für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens unkritisch. Beispielhaft sei eine Kettenlänge von 2 bis 30, bevorzugt 2 bis 24 Kohlenstoffatome genannt. Beispiele für solche genannten Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoff-Mischungen sind Fraktionen, wie sie beim Kracken verschiedener Krackeinsatzstoffe entstehen oder aus diesen hergestellt werden, weiterhin Fraktionen, wie sie bei der selektiven Hydrierung von Krackbenzinen und Krackbenzinfraktionen anfallen, weiterhin Fraktionen wie sie bei der Oligcmerisierung von C3- und/oder C4-Olefinen oder Olefinfraktionen mit Hilfe saurer Katalysatoren anfallen. In bevorzugter Weise wird das erfindungsgemäße Verfahren durch Einsatz solcher Krackfraktionen und Oligomerisierungsprodukten mit ungesättigten Bindungen ausgeführt, die gegebenenfalls noch Paraffine, Naphthene und/oder Aromaten als Gemischbestandteile enthalten.

    [0015] Das erfindungsgemäße Verfahren wird bei einer Temperatur von beispielsweise 0 bis 120°C, bevorzugt 10 bis 50°C, besonders bevorzugt 20 bis 30°C und bei einem Druck von 1 bis 100 bar, bevorzugt 1 bis 15 bar, besonders bevorzugt 1 bis 5 bar ausgeführt. Bei der Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens befinden sich die zu behandelnden Kohlenwasserstoffe wenigstens teilweise in flüssiger Phase, beispielsweise mindestens 30 %, bevorzugt mindestens 80 %, besonders bevorzugt vollständig, bezogen auf die Gesamtmenge der Kohlenwasserstoffe bzw. der Gemischanteile.

    [0016] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die Kohlenwasserstoffe von oben nach unten oder von unten nach oben durch eine Schüttung der Anionenaustauscher-Teilchen gefahren werden. Hierbei können die Anionenaustauscher-Teilchen im Festbett, Schwebebett oder im Wirbelbett angeordnet sein. Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zu verwendenden Apparate können sehr einfach sein, wie beispielsweise ein zylinderförmiger Reaktor ohne Einbauten. Selbstverständlich kann der Anionenaustauscher auch in verschiedenen Schüttungen angewandt werden, die beispielsweise auf verschiedenen Böden eines zylinderförmigen Reaktors angeordnet sind. Weiterhin können zwischen zwei solcher Schüttungen jeweils Verteilerböden zur Sicherstellung einer gleichförmigen Benetzung der verschiedenen Schüttungen der Anionenaustauscher angeordnet sein.

    [0017] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in gleicher Weise und mit gleichem Vorteil auf ungesättigte Kohlenwasserstoffe oder die obengenannten Mischungen angewendet werden, die anschließend einer selektiven Hydrierung oder einer Vollhydrierung unterworfen werden sollen.

    [0018] Die Anionenaustauscher-Schüttung wird von dem zu behandelnden ungesättigten Kohlenwasserstoff oder einer der genannten Mischungen mit einer Raumgeschwindigkeit LHSV (Liquid Hourly Space Velocity) von 0,1 - 10, bevorzugt 0,5 - 5, besonders bevorzugt 1 - 2 1 Kohlenwasserstoffe pro 1 Austauscher pro Stunde beschickt.

    [0019] Die ungesättigten Kohlenwasserstoffe bzw. die oben ge-nannten Gemische werden nach der Behandlung mit einem Anionenaustauscher in bekannter Weise einer katalytischen selektiven Hydrierung oder einer katalytischen Vollhydrierung unterworfen. Die Bedingungen für eine solche Hydrierung sind dem Fachmann bekannt. Beispielsweise werden 1 bis 10 Mol Wasserstoff pro Mol der zu hydrierenden Doppel- oder Dreifachbindung eingesetzt. Es wird beispielsweise bei 10 bis 350°C und 1 bis 200 bar gearbeitet. Als Hydrierkatalysatoren seien beispielsweise Edelmetallkatalysatoren, wie Palladium oder Platin, Raney-Katalysatoren, wie Raney-Nickel, Raney-Kobalt, Raney-Eisen oder Gemische solcher Raney-Katalysatoren, gegebenenfalls unter Zusatz von Promotoren, oder sulfidische Hydrierkatalysatoren, wie Kobaltsulfide, Nickelsulfide, Molybdänsulfide oder Gemische hiervon, genannt. In bekannter Weise können solche Hydrierkatalysatoren als solche oder in Verbindung mit einem inerten Träger eingesetzt werden. Als inerte Träger kommen Si02, Al2O3, totgebranntes MgO, Carbonate, wie CaCO3 oder BaCO3, Sulfate, wie BaSO4 oder Aktivkohle in Betracht. Eine solche katalytische Hydrierung kann beispielsweise in der Gasphase, der Rieselphase oder der Flüssigphase bei festem oder suspendiertem Katalysator durchgeführt werden.

    [0020] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können alle bisher bekannten Verfahren zur Vorbehandlung des Hydriergutes mit dem Ziele der Erhöhung der Katalysatorstandzeiten entfallen. Im Vergleich zu den bisherigen Vorbehandlungsverfahren wird erfindungsgemäß eine deutliche Erhöhung der Katalysatorstandzeiten erzielt. So wird beispielsweise bei der selektiven Hydrierung von Pyrolysebenzin unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens die Katalysatorstandzeit zumindest verdoppelt. Ebenso führt die Behandlung von Oligomeren der C3- und C4-Oligomerisationen vor der Vollhydrierung zu einer beträchtlichen, beispielsweise 2 - 5 fachen Erhöhung der Katalysatorstandzeiten.

    [0021] Das erfindungsgemäße Verfahren ist im Vergleich zu bisher bekannten Vorbehandlungsverfahren energetisch und damit finanziell günstiger. Hierzu sei beispielsweise der Fortfall der energieaufwendigen und damit teuren Destillation des Hydriergutes erwähnt.

    [0022] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in einer einfachen und billigen Apparatur durchgeführt werden und erfordert damit im Gegensatz zu vielen bisher üblichen Vorbehandlungsverfahren nur geringe Investitionsaufwändungen.

    [0023] Schließlich können infolge der längeren Katalysatorstandzeiten viele der bislang notwendigen Betriebsstillstände entfallen.

    Beispiele



    [0024] Die erfindungsgemäße Behandlung wird im Zusammenhang mit den nachfolgend beschriebenen Hydrierungen erläutert.

    a) Beispiele zur selektiven Hydrierung von Krackbenzinfraktionen



    [0025] Die Hydrierapparaturen bestanden aus: Einsatzkolbenpumpe, Vorwärmer, Hydrierreaktor, Kühler und Abscheider. Als Hydrierreaktoren wurden VA-Reaktoren, Innendurchmesser 15 mm, Länge 700 mm mit elektrischer Beheizung oder mit Doppelmantel eingesetzt. Der Reaktor war in der unteren Hälfte (etwa 340 mm Länge, entspricht 60 ml Katalysator) mit einem Pd-Katalysator auf Al203 gefüllt. Der darüber befindliche Reaktorraum war mit Al2O3-Kugeln gefüllt und diente als zusätzlicher Vorwärmer.

    [0026] Die Hydrierung wurde in der Rieselphase mit einem bei Krackanlagen anfallenden Wasserstoff mit ca. 15 % CH4 bei 26 bar und einer LHSV (Liquid Hourly Space Velocity) von 5 betrieben. Als Kriterium für die Hydrierleistung diente die Bromzahl (gBr2/100 g) des hydrierten Produktes. Einsatzprodukt war Pyrolysebenzin, das selektiv bis zu einer Dienzahl von höchstens 1 hydriert werden sollte. Dies entspricht aufgrund von Vergleichsmessungen einer Absenkung der Bromzahl auf 40-45 g Br2/100 g. Bei der Bestimmung der Katalysatorstandzeiten wurde die Eintrittstemperatur von 30-60°C je nach Hydrieraktivität bis auf 110-160°C angehoben, wobei bei überschreitung von ca. 100°C der Katalysator als desaktiviert angesehen werden kann.

    Beispiel 1 (zum Vergleich)



    [0027] Unvorbehandeltes Pyrolysebenzin wurde, wie vorab beschrieben, zur selektiven Hydrierung der Diolefine eingesetzt. Der Katalysator enthielt 5 g Pd/l auf Al2O3, nur oberflächlich getränkt. Frischwasserstoff wurde in dem Maße in den Reaktor gegeben, wie Abgas entnommen wurde. Die Abgasmenge betrug 200 l/h. Die Hydrierung wurde mit einer Eintrittstemperatur von 60°C angefahren. Die Bromzahl stieg nach 5 Tagen Laufzeit auf über 50 gBr2/100 g an, worauf die Eintrittstemperatur mehrmals um 10-15°C angehoben werden mußte. Nach 6 Wochen Laufzeit wurde die Eintrittstemperatur von 110°C überschritten. Während der gesamten Laufzeit konnten fast ausnahmslos nur Bromzahlen > 50 g Br2/100 g erreicht werden.

    [0028] Die Bromzahlen und Eintrittstemperaturen über die Laufzeit sind in Tabelle I zusammengestellt:

    Beispiel 2 (zum Vergleich)



    [0029] Wie Beispiel 1, Edelmetallkatalysator, 5 gPd/1 auf Al2O3, jedoch durchgetränkt. Die Eintrittstemperatur mußte wie im Beispiel 1 nach einer Woche Laufzeit mehrmals um 10-15°C angehoben werden. Nach einer Laufzeit von ca. 4 Wochen wurde die Eintrittstemperatur von 110°C überschritten.

    [0030] Die Bromzahlen und Eintrittstemperaturen über die Laufzeit sind in Tabelle II zusammengestellt:

    Beispiel 3 (zum Vergleich)



    [0031] Wie Beispiel 1, jedoch wurde destilliertes Pyrolysebenzin in die Hydrierung eingesetzt. Die Eintrittstemperatur betrug anfangs 60°C, jedoch mußte die Abgasmenge und damit die Frischwasserstoffmenge aufgrund der hohen Anfangsaktivität bis auf 30 l/h gedrosselt werden. Sie hatte erst nach ca. 6 Wochen die apparativ bedingte "Normalmenge" von 200 l/h erreicht. Analog den Beispielen 1 und 2 mußte auch hier die Eintrittstemperatur schrittweise um 10-15°C erhöht werden, jedoch waren die zeitlichen Abstände erheblich länger. Der Versuch wurde nach 15 Wochen bei einer Eintrittstemperatur von 100°C und einer Bromzahl von 47 gBr2/100 g abgebrochen.

    [0032] Die Bromzahlen und Eintrittstemperaturen über die Laufzeit sind in Tabelle III zusammengestellt:




    Beispiel 4 (erfindungsgemäß)



    [0033] Wie Beispiel 3, jedoch wurde nicht destilliertes Pyrolysebenzin eingesetzt, das zuvor mittels Änionenaustauscher vorbehandelt wurde. Diese Anionenaustauscher-Vorbehandlung erfolgt in einem Festbettreaktor bei 20°C praktisch drucklos unter Verwendung eines Ionentauschergemisches, bestehend aus einem Teil schwach basischen, makroporösen Ionenaustauschers auf Polystyrolbasis in der OH-Form (Bayer Lewatit MP 62) und aus einem Teil stark basischen gelförmigen Ionenaustauschers auf Polystyrolbasis in der Cl'-orm (Bayer Lewatit M 500). Der Vorbehandlungsreaktor bestand aus einem Glasrohr von 350 mm Länge und einer Weite von 35 mm und war ganz mit dem Anionenaustauschergemisch gefüllt.

    [0034] Aufgrund der hohen Anfangsaktivität mußten die Abgasmenge auf ca. 40 l/h und die Eintrittstemperatur bis auf 30°C reduziert werden. Nach ca. 4 Wochen wurde die Eintrittstempratur auf 40°C angehoben. Die Abgasmenge lag nach 20 Mcnaten Laufzeit noch bei 120 l/h statt der Apparatur-bedingten "Normalmenge" von 200 l/h. Nach 20 Wochen Laufzeit betrug die Eintrittstemperatur immer noch 40°C, die Bromzahlen schwankten zwischen 38-45 g Br2/100 g, lagen jedoch in der Regel bei ca. 40 g Br2/100 nl.

    b) Beispiele zur Vollhydrierung olefinischer Oligo- merenfraktionen



    [0035] Die Hydrierapparaturen bestanden aus: Einsatzkolbenpumpe, Vorwärmer, Hydrierreaktor, Kühler und Abscheider. Als Hydrierreaktoren wurden VA-Reaktoren, 25 mm Innendurchmesser, 700 mm Länge, mit Doppelmantel eingesetzt. Die Reaktoren waren mit 400 ml Katalysator gefüllt. Der darüber befindliche freie Raum wurde mit Al2O3-Kugeln aufgefüllt. Diese dienten gleichzeitig als Flüssigkeitsverteiler und als zusätzliche Vorheizzone.

    [0036] Die Hydrierung wurde in der Rieselphase mit einem Trimeren aus einer C4-Oligomerisation (Isododecen) als Einsatzprodukt und mit einem bei Krackanlagen anfallenden Wasserstoff mit ca. 15 % Methan bei 26 bar und einer LHSV von 1,5 betrieben. Das Einsatzprodukt wurde auf 180°C vorgewärmt und bei einer Reaktortemperatur von 220°C hydriert. Als Kriterium für die Hydrierleistung diente die Bromzahl (g Er2/100 g) des hydrierten Produktes. Eine Bromzahl von 0,1 Brz/100 g galt als Grenz- .wert der Produktspezifikation, und eine überschreitung dieses Grenzwertes wurde als Desaktivierung des Katalysators angesehen.

    Beispiel 5 (zum Vergleich)



    [0037] Unvorbehandeltes Isododecen wurde, wie vorab beschrieben, zur Vollhydrierung der Olefine in die Hydrierapparatur eingesetzt. Der Katalysator enthielt 18 g Pd/l auf Al2O3, nur oberflächlich getränkt. Frischwasserstoff wurde in dem Maße in den Reaktor gegeben, wie Abgas entnommen wurde. Die Abgasmenge betrug 200 l/h.

    [0038] Der Verlauf der Bromzahl über die Katalysatorlaufzeit ist in folgender Tabelle zusammengestellt:


    Beispiel 6 (erfindungsgemäß)



    [0039] Wie Beispiel 5, jedoch wurde das Einsatzprodukt Isododecen vor dem Eintritt in die Hydrierung mit einem Aniohentauscher behandelt. Diese Anionenvorreinigung erfolgte in einem Festbettreaktor bei 20°C praktisch drucklos unter Verwendung eines Aniontauschergemisches, bestehend aus einem Teil schwach basischen, makroporösen Ionenaustauscher auf Basis Polystyrol in der OH-Form (Bayer Lewatit MP 62) und aus einem Teil stark basischen, gelförmigen Ionentauscher auf Polystyrolbasis in der Cl'-Form (Bayer Lewatit M500).

    [0040] Der Reaktor bestand aus einem Glasrohr von 350 mm Länge und einer Weite von 35 mm und war ganz mit dem Anionenaustauschergemisch gefüllt.



    [0041] Gegenüber Beispiel 5 ist eine erhebliche Verlängerung der Katalysatorlaufzeit durch die Behandlung des Einsatzproduktes mit Anionentauschern erreicht worden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Hydrierung von Kohlenwasserstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man ungesättigte Kohlenwasserstoffe bei 0 bis 120°C mit Anionenaustauschern behandelt und dann in bekannter Weise katalytisch hydriert.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Anionenaustauscher solche mit einer Matrix aus Styrol/Divinylbenzol mit gelförmiger oder makroporöser Struktur eingesetzt werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekenn-. zeichnet, daß bei 10 bis 50°C gearbeitet wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei 20 bis 30°C gearbeitet wird.
     
    5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Gemische, die ungesättigte.Kohlenwasserstoffe enthalten, eingesetzt werden, die aus Krackanlagen stammen.
     
    6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Gemische, die durch Teilhydrierung erhalten werden und ungesättigte Kohlenwasserstoffe enthalten, eingesetzt werden.
     
    7, Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Gemische, die durch katalytische Oligomerisierung von C3- und/oder C4-Olefinen erhalten werden und ungesättigte Kohlenwasserstoffe enthalten, eingesetzt werden.
     





    Recherchenbericht