(19)
(11) EP 0 069 949 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.01.1983  Patentblatt  1983/03

(21) Anmeldenummer: 82105953.2

(22) Anmeldetag:  03.07.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3F42B 13/04, F42B 13/50
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT SE

(30) Priorität: 09.07.1981 DE 3127002

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Böcker, Jürgen, Dr. Dipl.-Phys. Dr.
    D-4200 Oberhausen (DE)
  • Gersbach, Klaus
    D-4156 Willich 1 (DE)
  • Bethmann, Karl Wilhelm, Dipl.-Ing.
    D-4130 Moers1 (DE)
  • Glotz, Gerhard, Dr. Dipl.-Ing.
    D-4000 Düsseldorf (DE)

(74) Vertreter: Behrens, Ralf Holger (DE) 
Robert Bosch GmbH Zentralabteilung Patente Postfach 30 02 20
D-70442 Stuttgart
D-70442 Stuttgart (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Geschossanordnung für eine Rohrwaffe


    (57) Die Geschoßanordnung für eine Rohrwaffe weist mehrere gemeinschaftlich aus einem segmentierten Treibkäfig zu verschießende unterkalibrige Fluggeschosse 11, 12 und 13 auf, welche zum Hintereinanderflug mit vorgebbaren Abständen E1 und E2 auf einer Flugbahn T durch einen Draht 45, 46 miteinander verbunden sind. Das vorausfliegende Fluggeschoß 11 deaktiviert beim Auftreffen auf einen Bereich 54 eines aktiv gepanzerten Zieles 50 eine Ladung, so daß die nachfolgenden Fluggeschosse 12 und 13 ohne zielseitige Störung wirksam werden können.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Geschoßanordnung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Ein Gegenstand der vorgenannten Gattung ist bekannt aus der US-PS 3 665 861. Dabei ist beabsichtigt, mit einem einzigen Schuß eine möglichst große zielseitige Schadfläche zu verwirklichen.

    [0003] Neuartige Panzerungen aufweisende Ziele, vor allem solche, bei denen beim Auftreffen eines Projektils mittels einer jeweiligen Sprengladung eine außenliegende Panzerplatte beschleunigt wird, um das betreffende Projektil weitgehend wirkungslos zu machen, erfordern entsprechende komplexe Mittel zu ihrer Bekämpfung. Dabei kommt es darauf an, zunächst die Beschleunigungsladung zu deaktivieren und damit für die weitere Bekämpfung in dem betreffenden Zielbereich unschädlich zu machen.

    [0004] Vorzugsweise soll dann auf den nämlichen Zielbereich weiter eingewirkt werden, in welchem nicht mehr mit einer Störung der vorgenannten Art gerechnet zu werden braucht. Mit einer Geschoßanordnung der vorbeschriebenen Ausführung läßt sich dies nachteiligerweise nicht verwirklichen, da infolge der Streuung mit einem ersten Schuß bestenfalls mehrere Zielbereiche im vorgenannten Sinne deaktiviert werden können, so daß es eines zweiten Schusses bedarf, dessen Auftreffbereich jedoch mit demjenigen des voraufgegangenen weitestgehend identisch sein muß. Dies ist selbst bei einem unbeweglichen, gepanzerten Ziel erfahrungsgemäß unwahrscheinlich.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Geschoßanordnung der eingangs genannten Gattung bereitzustellen, die sich mit hoher Vernichtungswahrscheinlichkeit zum Bekämpfen aktiv gepanzerter Ziele eignet.

    [0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 angegebene Erfindung. Dabei ergeben sich vorteilhafterweise Ausgestaltungslehren aus den Kennzeichen der weiteren Ansprüche.

    [0007] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung im wesentlichen schematisch und unter Verzicht auf erfindungsunwesentliche Einzelheiten dargestellten bevorzugten Ausführungsbeispiels des näheren erläutert.

    [0008] Es zeigt

    Fig. I: eine Anordnung dreier sich auf einer gemeinschaftlichen Flugbahn mit axialem Abstand befindlicher Fluggeschosse, welche mittels eines Drahtes miteinander verbunden sind;

    Fig. 2 die Anordnung nach Fig. ] nach dem Wirksamwerden des vorausfliegenden Fluggeschosses im Sinne einer Deaktivierung eines Zielbereichs bei einem Panzer und

    Fig. 3 aus der Anordnung nach den Fig. 1 und 2 das an zweiter Stelle befindliche fluggeschoß in vergrößerter Darstellung ausschnittweise und teilweise geschnitten und unter besonderer Beachtung eines Spitzen- und eines Heckbereichs mit jeweiligen Drahtbefestigungen für den Draht zum Verbinden mit dem vorausfliegenden bzw. dem nachfolgenden Fluggeschoß.



    [0009] Gemäß Fig. 1 befinden sich drei Fluggeschosse 11, 12 und 13 hintereinander auf einer aus Einfachheitsgründen als Gerade dargestellten gemeinschaftlichen Flugbahn T, deren (zunächst gedachter) Endpunkt 58 auf einer ersten Panzerplatte 54 zwischen zwei Panzerplatten 52 und 56 eines vereinfacht und schematisch dargestellten, aktiv gepanzerten Zieles 50 liegt. Das in Richtung S vorausfliegende Fluggeschoß 11 ist mittels eines Drahtes 45 mit dem im Abstand EI nachfolgenden Fluggeschoß 12 verbunden. Mittels eines Drahtes 46 ist das Fluggeschoß 12 mit dem im Abstand E2 nachfolgenden Fluggeschoß 13 verbunden. Zur besseren Übersicht sind die Abstände E1 und E2 sowohl verkürzt wie auch gleich lang dargestellt. Sobald das Fluggeschoß 11 auf die Panzerplatte 54 trifft, löst es eine nicht dargestellte zielseitige Ladung aus. Hierdurch wird die Panzerplatte 54 gegenüber den benachbarten Panzerplatten 52 und 56 auf eine nicht näher dargestellte und beschriebene Art beschleunigt, um das Fluggeschoß 11 zu stören und hierdurch dessen Wirkung weitgehend zu beeinträchtigen.

    [0010] In Fig. 2 ist mit 54* die in Fig. 1 mit 54 bezeichnete Panzerplatte während der Beschleunigung schematisch und das Fluggeschoß 11 nicht mehr dargestellt. Die der Panzerplatte 54 (54') zugeordnete Ladung ist durch das Fluggeschoß 11 deaktiviert. Das im Abstand EI nachfolgende und ebenfalls auf den Bereich der Panzerplatte 54 (54') gerichtete Fluggeschoß 12 kann nun ungestörterweise wirksam werden, während das auf der gemeinschaftlichen Flugbahn T im Abstand E2 dem Fluggeschoß 12 nachfolgende Fluggeschoß 13 die Schadwirkung im betrachteten Zielbereich weiter vergrößert.

    [0011] Fig. 3 zeigt den Aufbau des an zweiter Stelle in Fig. 1 dargestellten Fluggeschosses 12. Sein unterkalibriger Geschoßhauptteil (Penetrator) 14 wird vorderseitig von einer im wesentlichen eben dargestellten Stirnfläche 16 mit einer umfangsseitigen zähharten Anbeißkante 28 und rückseitig von einer kreisringförmigen Heckfläche 18 begrenzt. Eine ballistische Haube 20 mit einer Wandung 22 und einer Spitze 24 verkleidet die Stirnfläche 16 und ist mit dem Penetrator 14 auf nicht näher dargestellte Weise verbunden. Im Bereich der Spitze 24 ist ein nur andeutungsweise dargestellter, im wesentlichen als dünnes Düsenrohr ausgebildeter Einsatz 26 mit der Geschoßlängsachse A fluchtend vorgesehen. Er dient zur schützenden Durchführung des Drahtes 45 zur Verbindung mit dem (in Fig. 1 an erster Stelle dargestellten) Fluggeschoß 11. Ein Ende 45' des Drahtes 45 ist im Bereich der Stirnfläche 16 in einem nicht näher dargestellten elastischen Zugaufnehmer 30 festgelegt, der eine erste Drahtbefestigung bildet. Im Bereich eines heckseitigen Stabilisierungsleitwerks 32 ist in dem Penetrator 14 eine als Drahtmagazin 33 ausgebildete zweite Drahtbefestigung angeordnet. Sie wird gebildet durch eine kreiszylindrische Ausdrehung 34 mit einer vorderseitigen Begrenzungsfläche 36. Die nicht näher bezeichnete rückseitige Öffnung der Ausdrehung 34 ist mit einem kreisförmigen Führungselement 38 versehen, dessen gerundete Innenfläche 39 eine (vergrößert dargestellte) Durchlaßöffnung 40 begrenzt. Ein Spulenkörper 42 ist achsfluchtend mit seinem nicht näher bezeichneten ersten Ende im Bereich der Begrenzungsfläche 36 festgelegt und erstreckt sich durch die Ausdrehung 34, so daß ein im wesentlichen pilzkopfförmiges, verdicktes freies Ende 43 der Innenseite des Führungselements 38 benachbart ist. Das Ende 43 des Spulenkörpers 42 weist bei einem Außendurchmesser, der größer ist als der Durchmesser der Durchlaßöffnung 40,eine gerundete Außenfläche 44 auf. Auf dem Spulenkörper 42 ist der Draht 46 aufgewickelt und zur Verbindung mit dem (in Fig. 1 an dritter Stelle dargestellten) nachfolgenden Fluggeschoß 13 durch die Durchlaßöffnung 40 geführt.

    [0012] Zum Gewährleisten der gegenüber al größeren Werte a2 und a3 weisen die nachfolgenden Fluggeschosse 12 und 13 (siehe Fig. 3) jeweils wenigstens zwei Elemente 50 auf, für welche in der Wandung 22 der ballistischen Haube 20 Durchlässe 23 vorgesehen sind. Den Elementen 50 ist eine Vorrichtung 52 zugeordnet. Letztere weist in Gelenken 54 als Parallelogramm angeordnete Stäbe 56 auf. An einander benachbarten Gelenken 54 sind die Elemente 50 befestigt, deren freie Enden 51 über die nicht näher bezeichnete Außenfläche der ballistischen Haube 20 radial überstehen. Das eine der auf der Geschoßlängsachse A liegenden Gelenke 54 ist am elastischen Zugaufnehmer der spitzenseitigen Drahtbefestigung 30 festgelegt, während an dem anderen Gelenk 54 das Ende 45' des Drahtes 45 befestigt ist. Eine Zugfeder 56 verbindet die beiden auf der Geschoßlängsachse A liegende Gelenke 54 miteinander. Sie sorgt dafür, daß die Elemente 50 im Ausgangszustand eine vorgegebene Stellung einnehmen, in welcher der jeweils für a2 (bzw. a3) vorgegebene Höchstwert verwirklicht ist. Sobald sich nach dem Verlassen eines nicht dargestellten Waffenrohres die ebenfalls nicht dargestellten Treibkäfigsegmente von den Fluggeschossen 11, 12 und 13 getrennt haben, nehmen letztere unter Abwicklung der Drähte 45 und 46 von dem jeweiligen Spulenkörper 42 den vorgegebenen Abstand EI bzw. E2 ein. Ist dieser erreicht, übt das in Fig. 3 dargestellte Drahtende 45' eine Zugkraft auf das vordere Gelenk 54 aus, die Zugfeder 56 wird gedehnt und die beiden Elemente 50 bewegen sich unter Verringerung des Wertes a2 gegen die Geschoßlängsachse A. Beim Nachlassen der durch den Draht 45 übertragenen Zugkraft kann sich die Zugfeder 56 wieder entspannen, die Elemente bewegen sich in umgekehrter Richtung wieder nach außen, so daß sich ein Wert für a2 (bzw. a3)einstellt, bei dem der Draht 45 (bzw. 46) ausreichend gestrafft ist. Andererseits wird aber auch das jeweilige vorausfliegende Fluggeschoß 11 (bzw. 12) durch das nachfolgende Fluggeschoß 12 (bzw. 13) nicht über Gebühr gebremst. Durch die erfinderische Anordnung ist auch im anderen Zusammenhang ein exakter Hintereinanderlug gewährleistet: Dem vorausfliegenden Fluggeschoß 11 (bzw. 12) folgt ein Bereich, in dem für das nachfolgende Fluggeschoß 12 (bzw. 13) der Luftwiderstand gegenüber der Umgebung verringert ist. Beim Verlassen des betreffenden Bereichs wird in Folge des größeren Luftwiderstandes eine größere Zugkraft wirksam, indem der Draht 45 (bzw. 46) stärker gespannt und in Folge dessen die Vorrichtung 52 betätigt wird, wobei das nachfolgende Fluggeschoß 12 (bzw. 13) wieder in den günstigeren Bereich zurückkehren kann.


    Ansprüche

    1. Geschoßanordnung für eine Rohrwaffe mit mehreren unterkalibrigen, gemeinschaftlich aus einem segmentierten Treibkäfig zu verschießenden Fluggeschossen, dadurch gekennzeichnet , daß die Fluggeschosse (11, 12, 13)mit einer Einrichtung zum Erzielen eines vorgebbaren Hintereinanderflugs nach dem Trennen der Treibkäfigsegmente vonden Fluggeschossen (11, 12, 13) versehen sind.
     
    2. Geschoßanordnung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:

    a) zu der Einrichtung zählt ein Draht (45, 46) mit welchem die Fluggeschosse (11, 12, 13) zum Einhalten eines jeweils vorgebbaren Abstandes (E1, E2) untereinander verbunden sind,

    b) jedes vorausfliegende Fluggeschoß (11, 12) weist eine heckseitige Drahtbefestigung (35) auf und

    c) jedes nachfolgende Fluggeschoß (12, 13) weist eine spitzenseitige Drahtbefestigung (30) auf.


     
    3. Geschoßanordnung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:

    a) die Fluggeschosse (11, 12, 13) weisen wenigstens beim Abschuß unterschiedliche cw-Werte (a1, a2, a3) auf, wobei (a1) dem an erster Stelle vorausfliegenden Fluggeschoß (11), (a2) dem an zweiter Stelle folgenden Fluggeschoß (12) und (a3) dem an dritter Stelle fliegenden Fluggeschoß (13) zugeordnet ist,

    b) (a1) < (a2) < (a3) und

    c) zum Gewährleisten der cw-Werte (a2, a3) sind Elemente (50) vorgesehen.


     
    4. Geschoßanordnung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der heckseitigen Drahtbefestigung (35) ein Drahtmagazin (33) zugeordnet ist.
     
    5. Geschoßanordnung nach Anspruch 3 oder 4, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:

    a) jedes nachfolgende Fluggeschoß (12,13) weist wenigstens zwei Elemente (50) auf,

    b) die Elemente (50) sind mit einer Vorrichtung (52) zum Beeinflussen der Elemente (50) zur vorgebbaren Angleichung von (a2) an (a1) und (a3) an (a2) verbunden,

    c) die Vorrichtung (52) ist im Bereich der spitzenseitigen Drahtbefestigung (30) angeordnet und

    d) die Vorrichtung (52) ist durch eine jeweilige vorgegebene, von dem Draht (45, 46) eingeleitete axiale Zugkraft betätigbar.


     




    Zeichnung







    Recherchenbericht