[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Leistungsbestimmung einer
Turbogruppe während Netzstörungen.
[0002] Bei Störfällen in einem von einer Turbogruppe gespeisten elektrischen Netz ist es
wünschenswert, dass während der Dauer der Störung die mechanische Leistung festgestellt
und dem neuen Lastzustand möglichst schnell angepasst wird. Denn das Signal der für
den normalen, ungestörten Betrieb vorgesehenen Messgeräte für die elektrische Leistung
des Generators wird beim Auftreten einer solchen Störung wegen der damit verbundenen
starken, unkontrollierten Schwingungen unbrauchbar. Es dauert einige Zeit, bis diese
Schwingungen abgeklungen sind. Aus diesem Grunde war es bisher nicht möglich, während
der Störung und einer gewissen Zeit danach die Leistungsregelung aufrechtzuerhalten.
[0003] Es besteht daher ein Bedürfnis nach einer Einrichtung, die imstande ist, in einem
solchen Störungsfalle die Leistung der Turbogruppe dem neuen Lastbedarf im Netz möglichst
schnell anzupassen.
[0004] Die vorliegende, im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 definierte Erfindung
beschreibt eine Einrichtung, die bei einem solchen Störungsfall die Leistungsregelung
der Turbogruppe unverzüglich übernehmen kann.
[0005] Die Erfindung wird im folgenden unter Bezugnahme auf zwei in den Zeichnungen schematisch
dargestellte Varianten der Einrichtung für eine Verwendung bei Damp-fturbogruppen
näher beschrieben. In der Zeichnung stellen dar:
Fig. 1 eine Dampfturbogruppe mit den Druckmesstellen,
Fig. 2 die Funktionsverknüpfung der einzelnen für die Erzeugung eines Regelsignals
erforderlichen Komponenten einer erfindungsgemässen Einrichtung,
Fig. 3 den Regelkreis der Einrichtung, und
Fig. 4 die Funktionsverknüpfung der Komponenten für eine gegenüber der Ausführung
nach Fig. 2 einfacher aufgebaute Einrichtung gemäss der Erfindung.
[0006] Die Leistungsmessung beruht bei der gegenständlichen Einrichtung auf der Feststellung
der Werte von Zustandsgrössen des Arbeitsmittels, bei den zwei zu beschreibenden Ausführungen
also des Dampfes.
[0007] Die einfachste Methode, die bei der Einrichtung nach Fig. 4 angewandt wird, besteht
darin, die momentane mechanische Leistung P(t) der Turbogruppe allein aufgrund der
Dampfdrücke zu bestimmen. Die Anzapfdrücke p
1,i, p
2,i, p
1,i+1, p
2,i+l usw., siehe hiezu Fig. 1, j
e- weils vor und hinter einem Turbinenteil, erlauben mit Hilfe des Dampfkegelgesetzes
Q
i(p
i) die Berechnung der Dampfflüsse Q.(t) und damit in erster Näherung der Leistung P
i(Q
i). Unter Turbinenteil ist ein Abschnitt der Turbine zwischen zwei Entnahmestellen
für die Messung der Dampfdrücke P
1,i,
p2 i usw. zu verstehen.
[0008] In den Fällen, in denen beide Ventilgruppen, d.h., die Einlass- und die Abfangventile,
in eine Drosselposition geführt werden, ist, falls eine höhere Genauigkeit gefordert
wird, zu berücksichtigen, dass in den einzelnen Turbinenstufen, besonders vor den
Abfangventilen, andere Druckverhältnisse herrschen als während eines üblichen Regelvorganges,
bei dem nur die Einlassventile drosseln, die Abfangventile also nicht betätigt werden.
[0009] Für den vorerwähnten Fall dient zur Leistungsbestimmung die Beziehung

Darin ist Δh
i(t) die momentane Enthalpiedifferenz bei polytropischer Expansion und P
i,Verl die Verlustleistung des betreffenden Turbinenteils.
[0010] Die momentane Enthalpiedifferenz Δh
i(t) ist messtechnisch schwierig zu bestimmen und würde auch die Messung der Dampftemperaturen
erfordern. Als praktischer Ausweg bietet sich daher eine Approximation für den Momentanwert
von Δh
i(t) an. Für einen technisch vernünftig grossen Bereich in der Nähe des Ausgangszustandes,
der durch den Index IC = Initial Condition gekennzeichnet wird, hat sich die folgende
Beziehung als brauchbare Approximation herausgestellt:

[0011] Dieser Ausdruck wird im folgenden als (Δh
i/Δh
i,IC)
Appr bezeichnet.
[0012] Unter einem mit dem Index IC gekennzeichneten Zustand ist ein Bezugszustand zu verstehen,
von dem die Werte aller massgeblichen Zustandsgrössen genau bekannt sind, z.B. der
Beharrungszustand bei 100 % Last.
[0013] Die Exponenten e
1,i und e
2,i von (2) werden durch ein Optimierungsverfahren mittels Rechner bestimmt. Für einen
konkreten Fall ist beispielsweise e
1,i = 0,71 und e
2,i = 0,28.
[0014] Die Verlustleistung P
i,Verl fasst die Austritts-, Ventilations- und Reibungsverluste zusammen. Sie kann ohne
nennenswerte Beeinträchtigung der Genauigkeit durch eine Konstante approximiert werden.
[0015] Mit den vorstehenden Annahmen kann die Leistung eines Turbinenteils folgendermassen
ausgedrückt werden.

[0016] Die Auswertung dieser Beziehung erfolgt durch die in Fig. 2 dargestellte Einrichtung
zur Ausführung der durch die Beziehung (3) ausgedrückten Berechnungsschritte. Die
[0017] Komponenten dieser Einrichtungen sind handelsübliche Produkte aus dem Gebiet der
elektronischen Regelung, wobei es sich sowohl um Analog- als auch um Analog-Digital-Analog-Geräte
handeln kann.
[0018] Da nur die Dampfdrücke P
1,i, p
2,i usw. gemessen werden, sollen diese als die einzigen veränderlichen Werte bei der
Verarbeitung der Beziehung (3) zu Regelsignalen verwendet werden. Die Beziehung (3)
ist demnach so umzuformen, dass in ihr die Leistung als Funktion der einzigen Veränderlichen
p
1,i, p
2,i,.....usw. erscheint. Dies geschieht durch folgende Substitutionen:
[0019] 

[0020] Die für den Turbinenteil i spezifische, praktisch über den ganzen Leistungsbereich
gültige Konstante K
i fällt dabei heraus.
[0021] Aus (2) folgt: (Δh
i/Δh
i,IC)
Appr ≈
[0022] Die Gleichung (3) erhält demnach als Funktion von P
i die Form:

[0023] Die konstanten Glieder dieser Gleichung können zu der in Fig. 2 angegebenen Konstanten
C
i zusammengezogen werden:

[0024] Setzt man die Verlustleistung P
i,Verl = b
i, so reduziert sich (3) auf

[0025] Die Auswertung dieser Beziehungen für alle n Turbinenteile i, i+1,...n zur Gewinnung
eines Regelsignals für die Leistung P der ganzen Dampfturbogruppe kann durch die in
Fig. 2 als Blockschema dargestellte Einrichtung, bestehend aus n Schaltungen von Rechenoperationselementen
1 bis 16, erfolgen. Die von diesen Elementen jeweils auszuführenden Operationen sind
durch die in die Elemente eingetragenen Operationssymbole angedeutet.
[0026] Das erste Glied

von (6) wird auf bekannte Weise durch Zerlegung des Radikanden in

und Bildung der Summe bzw. Differenz von p
1,i und p
2,i in summenbildenden Elementen, d.h., in einem Addierer 1 und in einem Subtrahierer
2, Multiplikation derselben in einem Multiplizierer und Ziehen der Wurzel in einem
Radizierer 4 berechnet. Weiters folgt in einem Multiplii zierer 6 die Multiplikation
dieses Wertes mit der von einem Festwertspeicher 5 gelieferten Konstanten C
i, eine Multiplikation mit der vom Subtrahierer 2 gelieferten Differenz (P
1,i-p
2,i) in einem Multiplizierer 7, Multiplikationen mit p
1,-ei1,i und p
2,i e2,i in Multiplizierern 8 bzw. 9, welche Faktoren diesen Multiplizierern über mit P
1,i und P
2,i gespeiste Inverter 10 bzw. 11 sowie Poten- zierer 12 bzw. 13 zugeführt werden. Dieses
Ergebnis wird im Subtrahierer 14 um den Wert der Verlustleistung, d.h., um die von
einem zweiten Festwertspeicher 15 gelieferte Konstante b
i vermindert und schliesslich wird in einem Addierer 16 das Reglersignal P aus der
Summe aller von den n Schaltungen gelieferten Werte P
i gebildet.
[0027] Fig. 3 zeigt in einem Blockschema den Regelkreis einer Dampfturbogruppe 17 mit der
erfindu gsgemässen Einrichtung 18. Es ist dabei angenommen, dass die Entnahme der
Dampfdrücke an zwei Turbinenteilen erfolgt, wobei die Druckentnahmeleitung 19 für
den Druck p
1,1 die Druckentnahmeleitung 20 für den Druck p
2 1 und gleichzeitig für den Druck p
1,2, der gleich p
2,1 ist, siehe hiezu Fig. l, und die Druckentnahmeleitung 21 für den Druck p
2,2 vorgesehen ist. Der Generator 22 speist im normalen, ordnungsgemässen Betriebszustand
über eine Signalleitung 23 und ein Umschaltrelais 24 einen Leistungsregler 25 mit
dem Momentanwert der elektrischen Last. Die Regelsignale des Leistungsreglers.25 gelangen
zu den Stellorganen der Regelventilgruppe 26, welche die Dampfzufuhr in die Turbogruppe
17 dem jeweiligen Bedarf anpassen. Dies ist der Betrieb bei ungestörtem Netz, bei
dem sich das Kontaktelement 27 des Umschaltrelais 24 in der strichliert gezeichneten
Stellung (27) befindet.
[0028] Beim Auftreten einer Netzstörung bewirkt das vom Generator kommende Störsignal ein
Umschalten des Kontaktelementes in die voll gezeichnete Stellung 27 und es tritt dann
die Regelung mit der erfindungsgemässen Einrichtung 18 in Funktion.
[0029] Fig. 4 zeigt das Schema einer vereinfachten Ausführung der Einrichtung, wobei die
Aenderung der momentanen Enthalpiedifferenz für die Erzeugung des Ausgangssignals
vernachlässigt wird. Die Abfolge der Berechnungsschritte ist analog jener bei der
Einrichtung nach Fig. 2 und die auszuwertende Beziehung für einen Turbinenteil i lautet
wie folgt:

worin b
i = P
i,Verl ist.
[0030] Zur Gleichung (7) und zur Konstanten C
. gelangt man aus dem Kegelgesetz Q
i≈K
i
mit Q
i = Fluss im Turbinenteil i. Für die Leistung ist zu setzen

da die Nutzleistung linear mit dem Fluss Q
i zunimmt. Die Konstante C
i ergibt sich bei konstant angenommener Verlustleistung P
i,Verl wie im ersten Fall aus P
i/Pi,IC, wo- bei P
i,IC die Leistung bei einem Betriebszustand IC, beispielsweise Vollast, ist, bei dem die
Konstanten a., K
i leicht ermittelt werden können. Da diese zwei Konstanten für den ganzen interessierenden
Betriebsbereich gelten, gilt für einen beliebigen Zustand:

und für einen Vergleichszustand IC:

[0031] Daraus folgt

und

und aus

folgt nach Umformungen für die Leistung eines Turbinenteils i:

woraus man C. 1

erhält.
[0032] Der Regelkreis entspricht dem in Fig. 3 dargestellten. Die Anzapfung für die Messung
der Drücke geschieht zweckmässig an den aus betrieblichen Gründen am Anfang und Ende
der Turbinenteile von Haus aus vorhandenen Anzapfleitungen.
l. Einrichtung zur Leistungsbestimmung einer Turbogruppe während Netzstörungen, wobei
die Turbogruppe in n Turbinenteile unterteilt ist, an deren Anfang und Ende jeweils
je eine, im allgemeinen für die Betriebsüberwachung dienende Druckmesstelle für den
Arbeitsmitteldruck vorgesehen ist, sowie einen Regler (25) und Regelorgane (26) zur
Leistungsregelung im normalen, ungestörten Betrieb aufweist, gekennzeichnet durch
ein durch die Störung ausgelöstes Signal betätigbares Umschaltrelais (24), das dazu
bestimmt ist, die Einrichtung (18) im Störungsfalle zu aktivieren, durch Drucksignalleitungen
(19, 20, 21), die dazu bestimmt sind, von den genannten Druckmesstellen der Turbogruppe
beaufschlagt zu werden, sowie durch n Gruppen von Rechnerelementen, deren jede je
einem der n Turbinenteile zugeordnet ist, dass die Rechnerelemente (1 - 16; 28 - 36)
jeder Gruppe so beschaffen sind, dass sie die von den Drucksignalleitungen (19, 20,
21) gelieferten Drücke (P1,i, p2,i, P1,i+1, p2,i+1, .... P1,n,, p2,n) als Eingangsgrössen zu einemedie momentane Leistung Pi(t) eines Turbinenteils (i) im Störfall repräsentierenden Ausgangssignal verarbeiten,
und dass ein Addierer (16; 36) vorgesehen ist, der die Ausgangssignale P.(t) zu einem
resultierenden, die momentane Gesamtleistung P(t) der Turbogruppe repräsentierenden
Ausgangssignal zusammenfasst, das dazu bestimmt ist, dem Regler (25) der Turbogruppe
(17) zur Ausführung der Regelung während der Dauer des Störfalles zugeführt zu werden.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechnerelemente (1
- 16) der n Gruppen jeweils zur Auswertung der Funktion

ausgelegt sind, worin p
1,i und p
2,i die Drücke am Anfang bzw. am Ende des i-ten Turbinenteils, e
1,i und e
2,i durch ein Optimierungsverfahren ermittelte Exponenten für den Anfang bzw. das Ende
des i-ten Turbinenteils, die Konstante

mit Δh
i,IC = Enthalpiedifferenz im Turbinenteil i und die Konstante b
i die Verlustleistung P
i,Verl des
Tur- binenteils i sowie der Index IC den Wert der betreffenden Grösse bei einem stationären,
als Bezug dienenden Betriebszustand, z.B. Vollast,bedeuten.
3. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechnerelemente (28
- 36) der n Gruppen jeweils zur Auswertung der Funktion

ausgelegt sind, worin p
1,i und p
2,i die Drücke am An- fang bzw. am Ende des i-ten Turbinenteils, die Konstante

und die Konstante b
i die Verlustleistung P
i,Verl des Turbinenteils i sowie der Index IC den Wert der betreffenden Grösse bei einem
stationären, als Bezug dienenden Betriebszustand, z.B. Vollast, bedeuten.