[0001] Die Erfindung betrifft ein schalldärrmendes Wandbausystem für ir. Stahl- oder Stahlbeton-Skelettbauweise
zu errichten-Industriebauten, wie Kraftwerksgebäude, nach dem Oberbzgriff des Anspruchs
1, sowie ein hierfür besonders geeignetes Kassettenprofil. Wandbausysteme in Skelettbauweise
werden insbesondere für Nutzbauten wie etwa Kraftwerksgebäude und -türme eingesetzt.
Eine in der Praxis bewährte Konstruktionsweise besteht etwa darin, an aufrechten Stützen
im Abstand voneinander liegende Riegel aus Baustahl vorzusehen, an denen über Abstandshalter
beispielsweise in Form von Schweißbolzen eine äußere Bekleidung etwa aus Trapezblech
und eine innere Dämmschicht etwa aus Mineralfaserplatten oder auch Asbestzementplatten
abgestützt ist.
[0002] Bei einer gattungsgemäßen Bauform, die bereits in der Praxis eingesetzt wurde, können
die horizontalen Riegel des Skelettes dadurch entfallen, daß im wesentlichen C-förmige
Paneele oder Langfeldkassetten unmittelbar an den aufrechten Stützen befestigt werden.
Die Befestigung an den Stützen erfolgt dabei über einen Untergurt, der dem Mittelteil
der C-Form entspricht, während die beiden Schenkel der C-Form als Stege von den Stützen
nach außen ragen. In die C-Form kann schalldämmendes Material etwa in Form von Mineralfaserplatten
eingesetzt werden. An den Außenseiten der Stege sind gleichsinnig abgewinkelte, parallel
zum Untergurt liegende Obergurte angeformt, die der Versteifung dienen und insbesondere
eine Befestigungsfläche für die an der Außenseite der Obergurte zu befestigende Bekleidung
bilden. Die freien Enden der Obergurte sind entweder plan oder in der in der Blechverarbeitung
üblichen Weise mit einer kleinen Randsicke versehen, um den freien Rand optische zu
brechen und Welluncen im Zuge der Herstellung zu vermeiden.
[0003] Eine solche Bauweise besitzt nicht nur den Vorteil, daß horizontale Riegel aus Baustahl
eingespart werden, sondern gewährleistet auch einen schnellen Abschluß des Gebäudeinnenraumes
nach außen. Dadurch wird insbesondere etwa im Kesselbau das Gebäude durch die Kassetten
abgeschlossen, schon bevor das Dämmaterial in die Kassetten eingebracht und die Bekleidung
befestigt ist, so daß ein - Abhängen von Planen etwa zum Schutz von Schweißarbeiten
nicht mehr erforderlich wird.
[0004] Hierzu ist allerdings erforderlich, daß die aus den Kassettenprofilen gebildete Innenschale
der Wand auch ohne Bekleidung und Einbringung von Dämmaterial für sich alleine den
statischen Anforderungen aus Wind gewachsen ist, was nicht unerhebliche' statische
Festigkeit erfordert. Diese wird auch bei gerollten Kasse£tenprofilen geringer Stahlblechstärke
von beispielsweise 0,75 mm bei geeignet geringen Abmessungen dadurch erreicht, daß
die benachbarten Stege und Obergurte übereinanderliegender Kassettenprofile aneinander
anliegen und so eine horizontale Schiene erhöhter Festigkeit mit doppelter Wandstärke
und gegenseitiger Abstützung bilden, welche gewissermaßen den entsprechenden horizontalen
Riegel aus Profilstahl ersetzt.
[0005] Diese konstruktiv vorgesehene flächige Anlage benachbarter Stege und Obergurte führt
jedoch zu anderen Nachteilen. So ist die Paßgenauigkeit der Kassettenprofile zu gering,
um hinsichtlich der benachbarten, von den Stegen frei auskragenden Obergurte eine
exakte Parallellage und flächige gegenseitige Anlage zu gewährleisten. Da die Bekleidung
in Form von Trapezprofilen in der Regel durch selbstschneidende Fassadenschrauben
an den Obergurten befestigt wird, ist deren Verankerung undefiniert und Zufälligkeiten
unterworfen; dies umso mehr, als der untenliegende Obergurt beim Vorbohren häufig
elastisch ausweicht und dann zurückfedert, so daß die Einschraubbohrungen nicht mehr
exakt fluchten. Insbesondere bei einer Verwendung dünner Blechstärken für die Kassettenprofile,
derart, daß erst die Summe der Wandstärken an den Obergurten das erforderliche Fleisch
für eine einwandfreie Verankerung der Fassadenschrauben ergibt, kann hierdurch die
vorgeschriebene Festigkeit der Verankerung der Fassadenschrauben und damit der Bekleidung
unterschritten werden.
[0006] Diese Gefahr einer Lockerung der Befestigung der Bekleidung an den Obergurten wird
weiter dadurch erhöht, daß die Bekleidung in Form von Trapezprofilfeldern über eine
Mehrzahl übereinanderliegender Kassettenprofile und damit Obergurte reicht und durch
Wärmedehnungen und Wärmeschrumpfungen erhebliche Kräfte in die Befestigungen eingeleitet
werden. Da andererseits der Stegbereich der aneinanderliegenden Kassettenprofile durch
die Doppellagigkeit und gegenseitige Abstützung gut ausgesteift ist und in Querrichtung
zur Steglänge nur---geringfügig nachgibt, müssen diese Belastungen praktisch vollständig
von den Fassadenschrauben abgefangen werden, was diese und insbesondere deren Sitz
in den Obergurten zusätzlich belastet.
[0007] Die steife Ausbildung des Stegbereichs durch Doppellagigkeit und gegenseitige Abstützung
führt darüber hinaus zu einer besseren akustischen Kopplung zwischen der durch die
Böden oder Untergurte der Kassettenprofile gebildeten Innenschale und der durch die
Bekleidung gebildeten Außenschale des Wandbausystems. Unter Schalldämmgesichtspunkten
ist anzustreben, die innere Schale von der äußeren Schale möglichst weitgehend zu
entkoppeln und die statisch und konstruktiv notwendigen Verbindungen zwischen den
Schalen auf möglichst wenige Stellen zu beschränken, sowie darüber hinaus diese Stellen
möglichst weich elastisch auszubilden, um die gewünschte Entkopplung zu erzielen und
Körperschallübertragung zu minimieren. Bei den bisher eingesetzten Kassettenprofilen
vergleichsweise geringer Blechstärke ist jedoch die Höhe der Untergurte aus statischer
Gründen begrenzt und erfolgt an den somit in vergleichsweise geringen Abständen liegenden
Obergurten eine durch die Doppellagigkeit und gegenseitige Abstützung der Stege besonders
ausgesteifte Verbindung zwischen der Innenschale und der Außenschale. Schematisch
betrachtet ergibt sich somit an einer Vielzahl von Stellen eine besonders steife Verbindung
zwischen der Innenschale und der Außenschale-mit entsprechend guter akustischer Kopplung
und hoher Körperschallübertragung.
[0008] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Wandbausystem der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 umrissenen Gattung zu schaffen, welches bei erhöhter statischer Festigkeit
eine verbesserte Schalldämmung ergibt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Danach wird jeweils nur einer der Stege des Kassettenprofils mit einem Obergurt versehen,
während der andere Steg verkürzt ohne Obergurt ausgeführt wird. Dies hat zur Folge,
daß der verkürzte Steg nur verminderte, zu - seinem Randbereich stark abnehmende Festigkeit
besitzt; denn bei dünnen Blechprofilen erfolgt der "Bruch" durch Beulen und trägt
lediglich das Material in der Nachbarschaft von Abwinkelungen oder Abkantungen. Dies
bedeutet für den verkürzten Steg, daß lediglich im Eckbereich zwischen dem Steggrund
und dem Untergurt Kräfte aufgenommen werden, also das dortige Material trägt, während
der äußere Stegrand keinen nennenswerten Aussteifungseffekt mehr ergibt. Im Anlagebereich
des Steges mit Obergurt des einen Kassettenprofils und des verkürzten Steges des benachbarten
Kassettenprofils erfolgt eine Aussteifung und gegenseitige Abstützung somit nur im
Bereich der benachbarten Untergurte, also der Innenschale des Wandbausystems, während
im Abstand.hiervon praktisch nur noch der Steg mit Obergurt Aussteifungswirkung besitzt,
während der verkürzte Steg verformenden Bewegungen ohne nennenswerten Widerstand einfach
folgt. Dies ist ohne Verkürzung des einen Steges, also bei Anlage zweier Stege mit
je einem Obergurt nicht der Fall, da der Eckbereich zwischen den Stegen und den Obergurten
dann in beiden Fällen einen Aussteifungswinkel ergibt und somit beide Stege im wesentlichen
über ihre ganze Länge, jedenfalls aber im Bereich ihrer beiden Enden gleichermaßen
mittragen und aussteifen.
[0011] Durch die Verkürzung des einen Steges wird somit erreicht, daß die Verbindung zwischen
der durch die Untergurte gebildeten Innenschale und der durch die Bekleidung gebildeten
Außenschale elastisch weicher und nachgiebiger wird. Hierdurch erfolgt eine verbesserte
akustische Entkopplung und geringere Körperschallübertragung zwischen Innenschale
und Außenschale. Weiterhin wird der Stegbereich in Vertikalrichtung der Wand nachgiebiger
und kann bei Wärmedehnungen der Bekleidung elastisch ausweichen, wodurch die Belastung
der Fassadenschrauben durch derartige Bewegungen entsprechend verringert wird.
[0012] Dadurch, daß am äußeren Längsrand des verbleibenden Obergurtes des nicht verkürzten
Steges eine in Richtung auf den Untergurt weisende Abkantung vorgesehen ist, ergibt
sich andererseits eine verbesserte Aussteifung des verbleibenden, einen Obergurtes.
Überraschend zeigt sich, daß diese Aussteifung nicht nur die Verkürzung des anderen
Steges und das Fehlen des zweiten Obergurtes wettmacht, sondern eine sprunghafte Erhöhung
der statischen Festigkeit ergibt. Bei gleichem Materialeinsatz hat sich gezeigt, daß
die Abkantung am äußeren Rand des verbleibenden einen Obergurtes gegenüber einer Ausführung
ohne eine solche Abkantung, also mit planem oder nur angesicktem Rand, eine Erhöhung
der Festigkeit, also der Tragfähigkeit des Kassettenprofils gegenüber Biegemomenten
aus Windbelastung, von rund 200% ergibt. Diese überraschend starke Erhöhung der Festigkeit
hat, wie genauere Untersuchungen ergaben, ihren Grund wohl in der Wechselwirkung zwischen
dem Aussteifungswinkel zwischen Obergurt und Steg einerseits und dem weiteren, durch
die Abkantung geschaffenen Aussteifungswinkel am äußeren Rand des Obergurtes andererseits;
diese Wechselwirkung erfolgt in dem Sinne, daß durch den zusätzlichen Aussteifungswinkel
am äußeren Rand des Obergurtes mehr Material im Mittelteil des Obergurtes mitträgt,
während bei nur einem Aussteifungswinkel zwischen Obergurt und Steg ein Beitrag des
Materials des Obergurtes zur Aussteifung schon in geringem Abstand von diesem Aussteifungswinkel
nicht mehr vorliegt. Durch die Abkantung wird somit die mittragende Breite des Obergurtes
beträchtlich erhöht.
[0013] Insgesamt ist damit die Festigkeit oder Tragfähigkeit des einen verbleibenden Obergurtes
mit der randseitigen Abkantung größer als die Festigkeit zweier aneinander anliegender
Obergurte ohne Abkantung, so daß die Tragfähigkeit des verbleibenden einen Obergurtes
mit
Ab-kantung beim erfindungsgemäßen Wandbausystem größer ist als die Tragfähigkeit der
beiden Obergurte beim gattungsgemäßen Wandbausystem.
[0014] Insgesamt ergibt somit eine vergleichende Analyse des gattungsgemäßen Wandbausystems
mit dem erfindungsgemäßen Wandbausystem, daß beim erfindungsgemäßen Wandbausystem
der Stegbereich statisch geschwächt ist und dadurch die akustische Entkopplung verbessert
ist und der Stegbereich bei schiebenden Bewegungen der Bekleidung aus Trapezprofilblech
elastisch ausweichen kann, während andererseits die Festigkeit im Bereich des verbleibenden
Obergurtes durch die herstellungstechnisch einfache Maßnahme der zusätzlichen Abkantung
gegen Durchbiegung sprunghaft erhöht ist, so daß sich insgesamt trotz der Schwächung
des Stegbereiches eine insgesamt höhere Tragfähigkeit des
.Kassettenprofils ergibt. Die Schwächung im Stegbereich beim erfindungsgemäßen Wandbausystem
kommt somit lediglich bei vertikalen, an den Obergurten angreifenden Kräften etwa
durch das Gewicht der Bekleidung zum Tragen, da der ausgesteifte verbleibende Obergurt
gegenüber dem Untergurt leichter parallelverschoben werden kann. Dieser im Ergebnis
verbleibenden Schwächung, die nicht bei in .horizontaler Richtung wirkenden Windkräften
zum Tragen kommt, kann auf einfache Weise dadurch Rechnung getragen werden, daß an
den aufrechten Stützen im Anschlußbereich der Kassetten lokal zusätzliche Aussteifungen
eingebaut werden, die die im Einbau horizontale Lage des tragenden, unverkürzten Steges
sichern. Diese aussteifenden Einbauten sind auf den Anschlußbereich der Stützen beschränkt
und treten daher insgesamt nicht merklich nachteilig in Erscheinung, zumal infolge
der erhöhten Tragfähigkeit der Kassettenprofile beim erfindungsgemäßen Wandbausystem
der Abstand der aufrechten Stützen vergrößert werden kann. Bei einem geplanten Bauwerk
ist beispielsweise ein gegenseitiger Abstand der aufrechten Stützen von 8 m vorgesehen.
[0015] Die Unteransprüche 2 bis 9 haben vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung zum Inhalt.
Ein Kassettenprofil nach Anspruch 10 verwirklicht auch vor einem Einbau in ein erfindungsgemäßes
Wandbausystem das erfindungsgemäße Prinzip und ist selbständig handelbar.
[0016] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung.
[0017] Es zeigt
Fig. 1 in einer perspektivischen Darstellung einen vertikal geschnittenen Ausschnitt
aus einem erfindungsgemäßen Wandbausystem, wobei ein Kassettenprofil vor der Einbringung
des 'Wärmedämmaterials dargestellt ist und die Bekleidung insgesamt noch fehlt,
Fig. 2 in einer Darstellung entsprechend Kreis II in Fig. l eine abgewandelte Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 3 in einem Vertikalschnitt eine Darstellung des Wandbausystems gemäß Fig. 1 mit
angebrachter Bekleidung, und
Fig. 4 schematisch den Querschnitt des beim Wandbausystem gemäß den Fig. 1 und 3 verwendeten
speziellen Kassettenprofils zur Erläuterung der Bemessung im vorliegenden Beispielsfalle.
[0018] Wie insbesondere Fig. 1 veranschaulicht, weist ein er- . findungsgemäßes Wandbausystem
im Abstand voneinander angeordnete aufrechte Stützen 1 beispielsweise in Form von
Stahlprofilträgern auf, an denen im wesentlichen C-förmige Kassettenprofile 2 mit
ihren Böden befestigt sind. Die Kassettenprofile 2 sind horizontal angeordnet und
können große Länge besitzen, beispielsweise über die gesamte Wandbreite reichen, während
die Stützen 1 in größeren Abständen angeordnet sind und jedes Kassettenprofil 2 in
diesen Abständen abstützen. Im Beispielsfalle möge der gegenseitige Abstand der Stützen
18 m betragen. Jedes Kassettenprofil 2 besteht in der insbesondere auch aus Fig. 4
ersichtlichen Weise aus einem Untergurt 3, der den Boden der C-Form bildet, einem
langen Steg 4 und einem verkürzten Steg 5 an beiden Rändern des Untergurtes 3, einem
Obergurt 6 am äußeren Rand des unverkürzten Steges 4 und einer Abkantung 7 am äußeren
Rand des Obergurtes 6. Im Beispielsfalle möge die Breite b
u des Untergurtes 3 1000 mm und die Breite b
o des Obergurtes 6 90 mm betragen. Die Höhe h
1 des unverkürzten Steges 4 möge 240 mm und die Höhe h
2 des verkürztem Steges 5 möge 145 mm betragen, während die Breite b
K der Abkantung 7 25 mm betragen möge. Sämtliche Winkel sind wenigstens annähernd rechte
Winkel, wobei die Stege 4 und 5 gleichsinnig vom Untergurt 3 abstehen und die Abkantung
7 vom Obergurt 6 in Richtung auf den Untergurt 3 erfolge. Cbwohl funktionell ohne
wesentliche Bedeutung, liegt der Obergurt 6 aus Zweckmäßigkeitsgründen auf derselben
Seite des Steges 2 wie der Untergurt 3.
[0019] Jedes Kassettenprofil wurde aus 1,5 mm dicken Stahlblech, das in 1,5 m Coilbreite
vorliegt, entsprechend abgekantet. Bei Verwendung von Stahlblech geringerer Dicke
ist anstelle einer Herstellung durch Abkantung selbstverständlich auch eine Herstellung
etwa durch Rollen möglich, wobei die Bezeichnung der Abkantung 7 nicht notwendig eine
entsprechende Herstellung auf einer Kantmaschine implizieren möge. Im Beispielsfalle
wurde als Stahlblech ein Baustahl St 37 mit einer Fließspan- nung von 331,0 N/mm
2, einer Bruchgrenze von 405,1 N/mm
2 und einer Bruchdehnung von 22,52% verwendet, dessen Fließgrenze durch Kaltverformung
angehoben werden konnte, wobei die Bruchspannungs- und Dehnungswerte den Anforderungen
der DIN 1623, Blatt 2, genügen. Mit einem in der geschilderten Weise hergestellten
Kassettenprofil 2 aus diesem Material ergab sich in der aus den Fig. 1 und 3 ersichtlichen
Einbaulage bei Belastung durch Winddruck ein Trägheitsmoment von etwa 10 kNm/m und
bei Belastung durch Windsog, wobei der Obergurt 6 und der Untergurt 3 ihre Funktionen
vertauschen, ein Trägheitsmoment von über 12 kNm/m. Diese außerordentlich hohen Werte
sind maßgeblich auf die Abkantung 7 am Obergurt 6 zurückzuführen, die fast auf ihrer
ganzen Länge trägt und insbesondere eine zusätzliche Abwinkelung am äußeren Rand des
Obergurtes 6 ergibt, so daß dessen mittragende Breite erhöht wird. Ohne die Abkantung
7 ist die mittragende Breite des Obergurtes 6 auf den Bereich der Kante zwischen dem
Steg 4 und dem Obergurt 6 begrenzt, während durch die zusätzliche Kante an der Abkantung
7 Falle der beispielhaft angegebenen Bemessung der Obergurtbreite b von 90 mm fast
die gesamte Breite des Obergurtes 6 mitträgt und durch die zusätzliche Kante auch
der mittragende Bereich des Obergurtes 6 an der anderen Kante vergrößert wird. Es
hat sich gezeigt, daß die Tragfähigkeit des Kassettenprofiles 2 auf nur etwa 35% des
vorherigen Wertes absinkt, wenn lediglich die Abkantung 7 weggelassen wird.
[0020] Die Kassettenprofile-2 werden in der aus den Fig. 1 und 3 ersichtlichen Weise übereinander
an den Stützen 1 montiert, wobei die unverkürzten Stege 4 oben liegen. Dadurch ist
einem unverkürzten Steg 4 des einen Kassettenprofiles 2 jeweils ein verkürzter Steg
5 des anderen Kassettenprofiles 2 benachbart und mit diesem verschraubt. Die Art und
Lage der Schraubverbindungen ist in Fig. 3 durch strichpunktierte Linien angedeutet,
worauf ausdrücklich Bezug genommen wird. Infolge der Verkürzung des Steges 5 ist im
Stoßbereich zwischen benachbarten Kassettenprofilen 2 praktisch ausschließlich der
unverkürzte Steg 4 mit dem Obergurt 6 und der Abkantung 7 tragend, während der verkürzte
Steg 5 Verformungen, insbesondere Biegungen des Steges 2 in Vertikalrichtung des Wandbausystems
ohne merklichen Widerstand folgt. Gegenüber einer gleichen Ausbildung der Stege 4
und 5 mit je einem Obergurt 6 wird dadurch der Stegbereich geschwächt und elastisch
weicher, so daß auch im Hinblick auf die große Breite b
u des Untergurtes 3 von 1000 mm insgesamt eine akustische Entkopplung und Verminderung
der Körperschallübertragung zwischen den die Innenschale des Wandbausystems bildenden
Untergurten 3 und einer Bekleidung 8 erfolgt, welche in Fig. 3 veranschaulicht ist
und nach Befestigung an den Obergurten 6 die Außenschale des schalldämmenden Wandbausystems
bildet.
[0021] Die Bekleidung 8 besteht in der üblichen Weise aus Trapezblech aus Stahl oder Aluminium
mit vertikal verlaufenden trapezförmigen Vorsprüngen, zwischen denen eine Befestigung
der Bekleidung 8 an den Obergurten 6 mit selbstschneidenden Fassadenschrauben erfolgt.
Die Trapezbleche der Fassadenbekleidung 8 besitzen eine Höhe, die über eine Mehrzahl
von Obergurten 6 reicht, wie dies in Fig. 3 veranschaulicht ist. Im Beispielsfalle
möge jedes Trapezblechfeld 8a, 8b und 8c über die Höhe von vier Kassettenprofilen
2 reichen, jedoch sind auch größere Höhen der Felder 8a, 8b und 8c möglich. Die Felder
8a, 8b und 8c sind derart angeordnet, daß das jeweils obere Feld z.B. 8a in einem
Uberlappungsbereich 9 den oberen Rand des unteren Feldes z.B. 8b übergreift, wobei
das untere Ende des oberen Feldes z.B. 8a gegen den benachbarten Obergurt 6 oberhalb
des Überlappungsbereiches 9 bzw. des oberen Randes des unteren Feldes z.B. 8b durch
Fassadenschrauben fest
ge-legt ist. Durch den Überlappungsbereich 9 und die Befestigung des unteren Endes
des oberen Feldes z.B. 8a am benachbarten Obergurt 6 wird auch der obere Rand des
unteren Feldes z.B. 8b gegen eine Entfernung vom Obergurt 6 gehalten, ist aber in
Längsrichtung frei beweglich, so daß hier bei Wärmedehnungen oder Wärmeschrumpfungen
des Feldes z.B. 8b keinerlei Spannungen auftreten. An den übrigen Befestigungsstellen
der Felder 8a, 8b und 8c an den Obergurten 6 der Kassettenprofile 2 treten bei Wärmedehnungen
oder Wärmeschrumpfungen zwar Spannungen auf, jedoch werden diese von den Fassadenschrauben
zumal im vorliegenden Beispielsfalle sicher aufgenommen, da diese in den einstückigen
Untergurten einer Blechstärke von mehr als 1 mm, insbesondere im vorliegenden Beispielsfalle
von 1,5 mm auch ohne irgendwelche Zusatzmaßnahmen sicher verankert sind. Dadurch werden
entsprechende Spannungen sauber in die Obergurte 6 übertragen, die infolge der erhöhten
Elastizität und Nachgiebigkeit der Stegbereiche gegenüber den Unterguunten 3 ohne
übermäßigen Spannungsaufbau parallel verschoben werden können. Die unverkürzten Stege
4 weichen also gewissermaßen durch Ausbiegung nach oben oder unten aus und bauen dadurch
Spannungen durch Wärmedehnungen oder Wärmeschrumpfungen der Felder 8a, 3b oder 3c
ab.
[0022] Im Bereich der Stützen 1 können bei Bedarf Kassettenprofile 2 durch Aussteifungen
10 versteift werden, wie sie in Fig. 3 strichpunktiert und in Fig. 1 mit ausgezogenen
Linien sichtbar sind. Hierdurch wird auch in ungünstigsten Fällen vermieden, daß die
Kassettenprofile 2 etwa durch das Gewicht der Bekleidung 8 dadurch kollabieren, daß
die Stege 4 infolge ihrer Nachgiebigkeit nach unten gezogen werden. Derartige Aussteifungen
10, die im Beispielsfalle als vertikale eingebaute Aussteifungswände ausgebildet sind,
können insbesondere bei einer Bekleidung 8 aus schwererem Stahlblech zweckmäßig sein
und können selbstverständlich auch jede geeignete andere Form besitzen. Da die Aussteifungen
10 in jedem Falle auf den Bereich der in weitem Abstand nebeneinander angeordneten
Stützen 1 beschränkt sind, treten sie insgesamt funktionell nicht nachteilig in Erscheinung.
[0023] Das obere Kassettenprofil 2 gemäß Fig. 1 ist so dargestellt,-wie es nach seiner Befestigung
an den Stützen 1 vorliegt. Wie ohne weiteres ersichtlich ist, erfolgt bereits hierdurch
ein vorläufiger Wetterschutz des Innenraumes, so daß ein Abhängen mit Planen od. dgl.
entfallen kann. Anschließend wird eine Schicht 11 aus Dämmaterial, beispielsweise
in Form von Mineralfaserplatten, in den offenen Innenraum jedes Kassettenprofiles
2 an der den Stützen 1 abgewandten Seite des untergurtes 3 eingebracht und beispielsweise
durch Klebung befestigt. Hierdurch ergibt sich je nach Dicke der Schicht 11 im Falle
einer Verwendung von Mineralfaserplatten ein Schalldämmwert zwischen im Beispielsfalle
48 dB und 57 dB. Die Dicke der Schichten 11 ist in jedem Fall geringer als die Höhe
der unverkürzten Stege 2, und zweckmäßig auch etwas geringer als die Höhe des verkürzten
Steges 5, so daß dieser die Unterseite der Schicht 11 voll abstützt. Nach der Einbringung
der Schichten 11 aus Dämmaterial in die Kassettenprofile 2 erfolgt die Montage der
Bekleidung 8 in der in Fig. 3 veranschaulichten Stellung.
[0024] Nicht zuletzt infolge der erhöhten Festigkeit des Obergurtes 6 durch die Abkantung
7 wird der Untergurt 3 entlastet und trägt nur in vergleichsweise geringem Umfange
mit; so ist etwa jedenfalls das mittlere Drittel des Untergurtes 3 für die Festigkeit
ohne Bedeutung. Dies ermöglicht, den Untergurt 3 bei Bedarf mit einer Öffnung. im
Beispielsfalle mit einer Vielzahl von Öffnungen in Form von Perforationen 12 zu versehen,
so daß der Untergurt 3 lochblechartig ausgebildet ist, wie dies aus Fig. 2 ersichtlich
ist. Wird der so perforierte Untergurt 3 mit schalldämpfendem Material in Form einer
Absorberschicht 13 beispielsweise aus Mineralfilz hinterlegt, so ergibt sich eine
entsprechende Schalldämpfung des von der Wand umgrenzten Innenraumes. Eine solche
Schallabsorption ist insbesondere etwa im Falle von Maschinenhäusern von Kraftwerken
von Bedeutung, in deren Innenraum der Schallpegel abgesenkt werden soll.
[0025] Zur Erzielung der Luftdichtheit der Konstruktion trotz der Perforation 12 des Untergurtes
3 ist zwischen der Schicht 11 aus Dämmaterial und der Absorberschicht 13 eine Trennwand
14 eingebaut. In Bezug auf die Schalldämmung wirkt die Trennwand 14 dann anstelle
des Untergurtes 3 als innere Schale des Wandbausystems. Bei unter schalltechnischen
Gesichtspunkten gegebenem Abstand zwischen den beiden Schalen ergibt sich im Falle
der Ausführungsform gemäß Fig. 2 somit eine Vergrößerung der Bautiefe der Kassettenprofile
2 um die Dicke der Absorberschicht 13, die im Beispielsfalle eine Dicke von 40 mm
besitzen möge.
[0026] Die dargestellte Ausführungsform der Erfindung entspricht allen derzeit gültigen
Baubestimmungen, so den "Richtlinien für Fassadenbekleidungen mit und ohne Unterkonstruktion,
Ausgabe 1975" sowie dem Entwurf der DIN 18516 "Außenwandbekleidungen", so daß aufwendige
Einzelabnahmen entfallen können.
[0027] In an sich bekannter Weise sind zwischen den Steger 4 und 5 benachbarter Kassetten
einerseits und zwischen den Obergurten 6 und der Innenfläche der Bekleidung andererseits
elastische Bänder 15 bzw. 16 aus Moosgummi angeordnet, um Körperschallübertragungen
weiter zu minimieren.
1. Schalldämmendes Wandbausystem für in Stahl- oder Stahlbetrn-Skelettbauweise zu
errichtende Industriebauten, wie Kraftwerksgebäude, welches ein Dämmaterial aufnehmende,
langgestreckte dünnwandige Kassettenprofile aufweist, die untereinander zu einer raumabschließenden
Wand sowie mit den Stützen des Stahl- oder Stahlbeton-Skeletts verbindbar sind und
einen horizontal und parallel zu den Stützen anordenbaren Untergurt sowie an den beiden
Längsseiten des Untergurtes abgewinkelte Stege und wenigstens einen von einem der
Stege abgewinkelten Obergurt aufweisen, der zur Befestigung einer außenseitig die
einzelnen Kassettenprofile überdeckenden Bekleidung dient, dadurch gekennzeichnet,
daß am äußeren Längsrand des Obergurtes (6) des einen Steges (4) eine in Richtung
auf den Untergurt (3) weisende Abkantung (7) vorgesehen ist, und daß der andere Steg
(5) ohne Obergurt und gegenüber dem ersten Steg (4) verkürzt ausgebildet ist.
2. Wandbausystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der verkürzte Steg (5)
eine Länge (h2) aufweist, welche die Dicke des Dämmaterials (Schicht 11) vorzugsweise nur geringfügig
übersteigt.
3. Wandbausystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der verkürzte
Steg (5) an dem den Obergurt (6) aufweisenden Steg (4) des benachbarten Kassettenprofils
(2) vorzugsweise über eine elastische Zwischenlage (15) befestigt ist.
4. Wandbausystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kassettenprofil (2) aus gekantetem Stahlblech mit einer Blechdicke von mehr als 1
mm. vorzugsweise wenigstens 1,5 mm besteht.
5. Wandbausystem, nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Untergurt (3) zumindest in seinem Mittelbereich mit Öffnungen, insbesondere einer
Perforation (12) versehen ist.
6. Wandbausystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen einer Schicht
(11) aus dem Dämmaterial insbesondere in Form von Mineralfaserplatten und dem Untergurt
(3) eine Absorberschicht (13) insbesondere aus Mineralfilz angeordnet ist.
7. Wandbausystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Schicht
(11) aus Dämmaterial und der Absorberschicht (13) eine Trennwand (14) insbesondere
aus Blech eingebaut ist.
8. Wandbausystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß in
einzelnen Kassettenprofilen (2) quer zu deren Längserstreckung eine die Lage der beiden
Stege (4, 5) gegen Abknicken sichernde Aussteifung (10) eingebaut ist.
9. Wandbausystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bekleidung (8) insbesondere aus Trapezblech aus Feldern (8a, 8b, 8c) aufgebaut ist,
die einander mit ihren parallel zu der Längserstreckung der Kassettenprofile (2) liegenden
Rändern überlappen, und daß nur der im Überlappungsbereich (9) den Kassettenprofilen
(2) abgewandte Rand an einem benachbarten Obergurt (6) befestigt ist.
10. Kassettenprofil für ein Wandbausystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet
durch die Merkmale der Ansprüche 1, 2, 4 und/oder 5.