[0001] Die Erfindung betrifft einen Arbeitsstuhl mit in der Höhe und Neigung mittels Gasdruckfedern
verstellbarer, von einem Sitzträger getragener Sitzplatte und unabhängig von der Sitzplatten-
Neigung in seiner Neigung verstellbarem RUckenlehnenträger.
[0002] Derartige Arbeitsstühle dienen beispielsweise als BUrostühle, also Schreibmaschinen-
oder Schreibtisch-Stühle und sind in diesem Falle meistens um eine vertikale Achse
drehbar als Drehstuhl ausgebildet und vielfach auch als Rollstuhl; sie finden aber
auch als Sitze für den Bedienungsmann der verschiedensten Arten von Maschinen, wie
z.B. Werkzeugmaschinen, oder an anderen Fabrikations-Arbeitsplätzen, und auch als
Fahrersitze für die verschiedensten Fahrzeuge, beispielsweise in Lokomotiven verschiedener
Ausführungen, und zwar dann zumeist fest und allenfalls um eine vertikale Achse drehbar,
Verwendung.
[0003] Bei allen Arten von Arbeitsstühlen muß aus arbeitsmedizinischen und ergonometrischenGründen
besonderer Wert auf eine Anpaßbarkeit des Stuhls an die Größe und an andere Körpereigenschaften
desjenigen, der auf dem Stuhl langfristig sitzen und möglichst ermüdungsfrei arbeiten
können soll, gelegt werden. Dazu gehört selbstverständlich eine Höhenverstellbarkeit
der Sitzfläche zusammen mit der Rückenlehne, aber auch eine Verstellbarkeit der Sitzflächenneigung
sowie der Rückenlehnen-Höhe gegenüber der Sitzfläche sowie der Rückenlehnen-Neigung.
Sogenannte Synchron-Verstellbarkeit, also immer gleichmässige oder zumindest von einander
abhängige Neigungsverstellung von Sitzfläche und Rückenlehne erfUllt die an die Anpaßbarkeit
gestellten An-. forderungen weniger gut als eine sogenannte Asynchron-Verstellbarkeit,
bei der Sitzflächenneigung und RUckenlehnen-Neigung beliebig und unabhängig voneinander
verstellbar sind. Arbeits- stühle sind sowohl mit Synchron- als auch mit Asynchron-Verstellung
bekannt; auf letzgenannte Ausführungsform bezieht sich die Erfindung. Bei diesen Asynchron-Arbeitsstühlen
müssen, wegen der gewünschten Anabhängigkeit der Neigungsverstellung der Sitzfläche
einerseits und der Rückenlehne andererseits diese beiden Teile an einem gemeinsamen
Sitzträger unabhängig voneinander schwenkbar gelagert sein; dieser Sitzträger ist
dann als ganzes, mit allen von Ihm getragenen Teilen, beliebig in der Höhe verstellbar.
Allen bekannten Asynchron-Arbeitsstühlen ist nun gemeinsam, daß die Schwenkachse zwischen
dem Sitzträger und der Sitzplatte etwa in der Mitte der Tiefe der Sitzplatte, oder
noch weiter hinten liegt, und dies hat nach den der Erfindung zugrundeliegenden Erkenntnissen
gewisse Nachteile. Zum einen ändert sich bei diesen Arbeitsstühlen nämlich, wenn man
die Sitzflächenneigung verstellt, die Höhe der Vorderkante der Sitzplatte, also derjenige
Bereich, in welchem die Oberschenkel des Stuhlbenutzers auf der Sitzplatte aufliegen.
Nur in einer einzigen Höhenlage dieses vorderen Bereichs der Sitzplatte ruhen aber
die FUße des Stuhlbenutzers genau in der gewünschten, richtigen Art und Weise auf
dem Boden, mit der Folge, daß der Benutzer, wenn er die Sitzplatten-Neigung verändert,
zum Zwecke der Einhaltung dieser Höhenlage gezwungen ist, zusätzlich auch noch die
Höheneinstellung des gesamten Stuhls, mittels des sogenannten Höhenlifts, nachzustellen,
und das gelingt erfahrungsgemäß nicht immer gleich auf Anhieb. Zum anderen haben diese
Arbeitsstühle aber auch den Nachteil einer Streckenverlängerung bzw. Verkürzung zwischen
Sitzfläche und RUckenlehne, was bei häufigeren Bewegungen des Arbeitsstuhl-Benutzers
zu der sogenannten "Hemdausziehwirkung", also einem zumindest teilweisen Herausziehen
des Hemds aus der Hose des Stuhlbenutzers im RUckenbereich, führt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die geschilderten Nachteile bekannter Asynchron-ArbeitsstUhle
mit den einfachsten Mitteln zu vermeiden.
[0005] Nach der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Schwenkachse zwischen
Sitzträger und Sitzplatte für die Neigungsverstellung der Sitzplatte in Nähe des vorderen
Endes der Sitzplatte angeordnet ist und die Gasfeder fürdie Neigungsverstellung der
Sitzplatte gegenüber dem Sitzträger im hinteren Bereich der Sitzplatte an dieser angreift.
[0006] Da bei dem erfindungsgemässen Arbeitsstuhl die Schwenkachse für die Veränderung der
Neigung der Sitzplatte im ganz vorderen Bereich der Sitzplatte liegt, ändert sich
die Höhe des vorderen Endes der Sitzplatte, also der Bereich der Auflagefläche der
Oberschenkel des Stuhlbenutzers, bei Veränderung der Sitzplatten- Neigung nicht oder
nur unmerklich, so daß bei einer solchen Neigungsverstellung kein Nachjustieren des
Höhenlifts erforderlich ist. Die Gasfeder fUr die Sitzplatten-Neigungsverstellung
greift an einem verhältnismässig großen Hebelarm gegenüber der zugehörigen Schwenkachse
an, verglichen mit Stühlen, bei denen die Schwenkachse für die Sitzplatten-Neigungsverstellung
etwa in Mitte der Tiefe der Sitzplatte und die zugehörige Gasdruckfeder ziemlich nahe
dieser Schwenkachse liegt, und benötigt daher nur eine schwächere Dimensionierung.
Durch die Anordnung nach der Erfindung wird außerdem die Vornahme der Sitzplatten-Neigungsverstellung
für den Stuhlbenutzer erleichtert und kann feinfühliger, als bei bekannten ArbeitsstUhlen,
vorgenommen werden.
[0007] Diese letztgenannte Eigenschaft ermöglicht, in weiterer Ausbildung der Erfindung,
noch die Erzielung eines zusätzlichen, wesentlichen Vorteils. Während nämlich bei
den bekannten ArbeitsstUhlen die Sitzplatten-Neigung immer in der einmal eingestellten
Lage arretiert bleibt, ist es bei dem erfindungsgemässen Arbeitsstuhl möglich, auch
die Sitzplatten-Neigung, wenn gewünscht, dauernd frei veränderlich zu machen, in dem
man die Arretierung der Gasdruckfeder für die Neigungsverstellung der Sitzfliche,
beispielsweise mittels des zugehörigen Verstellhebels für diese Neigungsverstellung,
auf die Dauer ausschaltbar macht; dies kann mittels der für solche Zwecke bekannten
Mittel, beispielsweise durch entsprechende Kulissenführung des Verstellhebels, verwirklicht
werden. Es paßt sich dann also nicht nur, wie bei den bisher bekannten Arbeitsstühlen,
die Rückenlehne den Bewegungen des Stuhlbenutzers an, sondern auch die Sitzplatte,
mit der vorteilhaften Wirkung, daß die Stellung der Rückenlehne immer genau richtig
zur Stellung der Sitzplatte paßt. Bei dieser Einstellung, das heißt also ausgeschalteter
Arretierung für die Sitzplatten-Neigungsverstellung, wird auch der geschilderte Ausziehhemdeffekt
auf ein Geringstmaß herabgesetzt.
[0008] Die erfindungsgemässe Ausbildung gestattet es übrigens, in konstruktiv, nämlich bezüglich
der Unterbringung und bezüglich der Kräfteverhältnisse, sehr vorteilhafter Weise die
Gasdruckfeder für die Neigungsverstellung der Sitzplatte etwa vertikal, hinter der
Mittellinie der Gasdruckfeder des Höhenlifts für die Höhenverstellung der Sitzplatte,
anzuordnen.
[0009] Da das Schwenklager für die Neigungsverstellung der Sitzplatte keine sehr großen
Verstellwinkel aufnehmen braucht, Ist es in vorteilhafter Weise möglich, dieses Schwenklager
als gummielastisches Lager auszubilden.
[0010] In der Zeichnung Ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Die Zeichnung
zeigt, sehr stark schematisiert, eine Seitenansicht des vorderen Teils des Sitzträgers
mit zugehöriger Sitzplatte und mit den Gasdruckfedern für die Sitzplatten-Neigungsverstellung
und fUr die RUckenlehnen-Neigungsverstellung.
[0011] Der Sitzplattenträger 1 ist als nach oben offenes, etwa kelchförmiges Gehäuse ausgebildet,
dessen Außenumrißlinien strichpunktiert dargestellt sind. Die Sitzplatte 2 ist mit
dem Sitzträger 1 über ein an dessen vorderem Ende angebrachtes gummielastisches Lager
3 schwenkbar verbunden. Der Rückenlehnenträger 4 Ist mit dem Sitzträger 1 um die Schwenkachse
5 verschwenkbar verbunden. Mit der Sitzplatte 2 Ist in deren hinterem Bereich, an
ihrer Unterseite, eine Sitz-Befestigungsplatte (in strichpunktierten Linien. dargestellt)mit
der Bezugsziffer 6 verbunden. Zwischen den Gelenkpunkt 7 der Sitz-Befestigungsplatte
6 und den Gelenkpunkt 8 am Sitzträger 1 ist die Gasdruckfeder 9 für die Sitzplatten-Neigungsverstellung
eingeschaltet; zwischen dem Gelenkpunkt 10 des Sitzträgers 1 und dem Gelenkpunkt 11
am Rückenlehnenträger 4 liegt die Gasdruckfeder 12 für die Rückenlehnen-Neigungsverstellung.
[0012] Die Mittellinie des (nicht dargestellten) Höhenlifts fUr den Sitzträger 1 ist als
strichpunktierte Linie 13 eingezeichnet; die Gasdruckfeder 9 für die Sitzplatten-Neigungsverstellung
liegt etwa parallel zu der Mittellinie 13, etwas hinter dieser.
[0013] Die Arretierung für die Gasdruckfeder 9 der Sitzplatten-Neigungsverstellung ist durch
(nicht dargestellte) Mittel, wie beispielsweise eine entsprechend ausgebildete KulissenfUhrung
fUr den (ebenfalls nicht dargestellten) Verstellhebel für die Sitzplattenneigung,
ausschaltbar, so daß die Sitzplatte 2 dann frei um das gummielastische Lager 3 pendelnd
ist und sich somit jeder Bewegung des Stuhlbenutzers anpassen kann. Es Ist erkennbar,
daß der vordere Auflagebereich 14 der Sitzplatte 2 seine Höhenlage bei Veränderung
der Neigung der Sitzplatte 2 praktisch nicht verändert.
[0014] Eine maximale selbsttätige Anpassung des Arbeitsstuhls an die Körpereigenschaften
und an die jeweilige Körperhaltung des Benutzers ergibt sich, wenn auch die Arretierung
der Gasdruckfeder 12 fUr die Neigungsverstellung des RUckenlehnenträgers 4 und damit
der Rückenlehne auf die Dauer ausschaltbar ist. Das kann durch (ebenfalls nicht dargestellte)
Mittel am Verstellhebel für die RUckenlehne-Neigung erfolgen, beispielsweise mittels
einer entsprechend ausgebildeten Kulissenführung für diesen Verstellhebel, oder aber
auch durch ein gesondertes Bedienungselement.
1. Arbeitsstuhl, beispielsweise BUrostuhl, mit in der Höhe und Neigung mittels Gasdruckfedern
verstellbarer, von einem Sitzträger getragener Sitzplatte und unabhängig von der Sitzplatten-Neigung
in seiner Neigung verstellbarem RUckenlehnenträger, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schwenkachse (3) zwischen Sitzträger (1) und Sitzplatte (2) fUr die Neigungsverstellung
der Sitzplatte (2) in Nähe des vorderen Endes (14) der Sitzplatte (2) angeordnet ist
und die Gasfeder (9) fUr die Neigungsverstellung der Sitzplatte (2) gegenüber den
Sitzträger (1) im hinteren Bereich der Sitzplatte (2) an dieser angreift.
2. Arbeitsstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Arretierung der Gasdruckfeder
(9) für die Neigungsverstellung der Sitzplatte (2), beispielsweise mittels des zugehörigen
Verstellhebels für diese Neigungsverstellung, auf die Dauer ausschaltbar ist.
3. Arbeitsstuhl nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasdruckfeder
(9) für die Neigungsverstellung der Sitzplatte (2) etwa vertikal, hinter der Mittellinie
der Gasdruckfeder des Höhenlifts für die Höhenverstellung der Sitzplatte (2), angeordnet
ist.
4.. Arbeitsstuhl nach einem der AnsprUche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schwenklager für die Neigungsverstellung der Sitzplatte (2) als gummielastisches Lager
(3) ausgebildet ist.
5. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Arretierung der Gasdruckfeder (12) für die Neigungsverstellung der Rückenlehne (RUckenlehnenträger
4), beispielsweise mittels des zugehörigen Verstellhebels für diese Neigungsverstellung,
auf die Dauer ausschaltbar ist.