[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Aufwickeln insbesondere von mit Klebstoff
beschichteten Warenbahnen auf einen Wickelkern, mit einer ortsfest gelagerten ersten
Walze, über die die Warenbahn zuläuft und auf deren Umfang sich der Wickel entlang
einer ersten Berührungslinie abstützt, ferner mit einer zweiten Walze, auf deren Umfang
sich der Wickel entlang einer zweiten Berührungslinie abstützt und mit einer dritten,
entlang einer dritten Berührungslinie auf dem Wickel aufliegenden Walze, wobei die
Lage der zweiten und dritten Walze in Abhängigkeit vom Wickeldurchmesser verstellbar
ist.
[0002] Bei einer bekannten Vorrichtung dieser Art (DE-OS 25 22 011) ist unterhalb der ersten
und zweiten Walze noch eine vierte Walze angeordnet. Mit zunehmendem Wickeldurchmesser
entfernt sich die zweite Walze von der ersten Walze und es entsteht zwischen diesen
beiden Walzen ein sich ständig vergrößernder Durchtrittsspalt. Der größer werdende
Wickel wird mit Hilfe der dritten Walze nach unten gedrückt und wandert durch den
Durchtrittsraum hindurch, bis er mit seiner Unterseite auf der schwenkbar angeordneten
vierten Walze aufsitzt.
[0003] Der geschilderte Bewegungsablauf der verschiedenen Walzen wird über Kurvenscheiben
gesteuert.
[0004] Die bekannte Vorrichtung ist zum Wickeln von problematischen Warenbahnen, insbesondere
zum Wickeln von mit Klebstoff beschichteten Warenbahnen nicht geeignet. Bei problematisch
zu wickelnden Warenbahnen muß nämlich angestrebt werden, daß sich die Berührungslinien
des Wickels mit den erwähnten drei Walzen über den gesamten Walzendurchmesser möglichst
nicht am Umfang verlagern. Die besten Wickelergebnisse werden erzielt, wenn die von
der Wickelachse und den Berührungslinien des Wickelkerns mit den drei Walzen bestimmten
Ebenen während des gesamten Wickelvorgangs gleichbleibende Winkel miteinander einschließen.
Diese anzustrebende Bedingung ist in der Praxis nur unzureichend erfüllbar, weil sich
für eine Verwirklichung dieser Forderung der Abstand der drei verschiedenen Walzen
während des gesamten Wickelvorgangs stets im gleichen Maß ändern müßte. Eine solche
theoretisch günstige Konstruktion erfordert jedoch einen sehr hohen konstruktiven
Aufwand. Bei der bekannten Lösung (DE-OS 25 22 011) ist die Erfüllung der theoretisch
einzuhaltenden Forderung völlig ausgeschlossen. Durch die geschilderte Konstruktion
erfolgt die Verlagerung der Berührungslinien zwischen den Walzen und dem Wickel im
Verlauf des Wickelvorgangs um einen besonders großen Betrag. Mit einer derartigen
Vorrichtung könnte man demzufolge ohne unerwünschte Faltenbildung, Lufteinschlüsse
oder andere Unzuträglichkeiten jedenfalls mit Klebstoff beschichtete Warenbahnen nicht
ordnungsgemäß wickeln.
[0005] Es sind ferner auch Wickelvorrichtungen bekannt, bei denen statt der zweiten Walze
ein umlaufendes Band vorgesehen ist. Auch bei dieser Konstruktion tritt ein unerwünschtes
Wandern der Berührungslinien im Verlauf des Wickelvorgangs ein. Bei dieser bekannten
Konstruktion ist es ferner nachteilig, daß mit größer werdendem Wickeldurchmesser
die Berührungslinie zwischen dem Wickel und dem Wickelband ständig weiter in den freien,
nicht von der Umlenkrolle unterstützten Bereich des Wickeltuchs wandert. Hierdurch
entstehen nicht genau definierte Wickelverhältnisse.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs erwähnten
Art so auszubilden, daß sie mit verringertem Aufwand die möglichst weitgehende Einhaltung
der Forderung ermöglicht, daß die Berührungslinien zwischen Wickel und Walzen sich
mit zunehmendem Wickeldurchmesser in einem nur unschädlichen Maße verlagern. Außerdem
soll die an den Berührungslinien der ersten und zweiten Walze übertragene Andruckkraft
möglichst während des gesamten Wickelvorgangs annähernd gleich bleiben.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß die Andruckkraft der
dritten Walze entsprechend dem zunehmenden Wickeldurchmesser verringert wird und sich
die zweite Walze entlang einer geradlinigen Führungsbahn bewegt, wobei die durch die
Wickelachse und die Berührungslinien verlaufenden Ebenen über den gesamten Wickeldurchmesser
zumindest annähernd gleiche Winkel zueinander bilden und die Lagerung der zweiten
Walze auf einem Schwenkarm angeordnet ist, auf dem sie mittels Stellmotor verschiebbar
ist.
[0008] Mit einer derartigen Vorrichtung wird erreicht, daß während des gesamten Wickelvorgangs
zwei Einflußfaktoren, nämlich die Lage der Berührungslinie und der Kontaktliniendruck
praktisch unverändert bleiben. Hierdurch wird eine faltenfreie Führung der Materialbahn
und das Vermeiden von Lufteinschlüssen an der Schneidwalze ermöglicht.
[0009] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
Nachstehend wird eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung anhand der Zeichnung
im einzelnen erläutert. Es zeigen:
Figur 1 - eine schematische Darstellung der Vorrichtung in Seitenansicht in einer
ersten Betriebsstellung mit noch unbewickeltem Wickelkern,
Figur 2 - die Vorrichtung gemäß Figur 1 mit fast fertig gewickeltem Wickel und bereits
abgeschnittener Warenbahn,
Figur 3 - die Vorrichtung in einer Lage, in der der fertige Wickel auf eine Ablage
fällt.
[0010] Eine Warenbahn 1 läuft über ein Saugband 4 und über eine erste Walze 3 auf einen
Wickelkern 2. Oberhalb der ersten Walze 3 ist ein Querschneider 5 angeordnet, der
von einem nicht dargestellten Längenzähler geschaltet wird und die Warenbahn nach
Erreichen des vorgegebenen Wickeldurchmessers trennt. Der nicht dargestellte Längenzähler
gibt gleichzeitig ein Signal zum Stopp des Saugbandes 4. Die durch den Stopp des Saugbandes
4 entstehende Schlaufe der Warenbahn 1 wird beispielsweise über eine nicht dargestellte
Pendelwalze gespeichert. Der Umlauf der ersten Walze 3 wird durch den
Ab-schneidevorgang nicht beeinflußt.
[0011] Der Wickelkern 2 stützt sich entlang dreier Berührungslinien an der ersten Walze
3, der zweiten Walze 6 und der dritten Walze 7 ab. Die dritte Walze 7 ist als Andruckwalze
ausgebildet, deren Lage über Hebel 8 mittels eines Stellmotors 9 verstellbar ist.
Der Stellmotor ist in der Praxis meistens eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit.
[0012] Die zweite Walze 6 ist beidseitig in einem spitzwinklig geneigt geführten Lagerschild
10 gelagert. Die Führung des Lagerschilds 10 und damit die Bewegungsbahn des Lagerschilds
10 verläuft etwa unter 30
0 zur Horizontalen. Das Lagerschild 10 wird mittels eines Stellmotors 11 verstellt.
[0013] Die Parallelführung der zweiten Walze 6 erfolgt über beidseitig vorgesehene Zahnstangen,
die auf ebenfalls beidseitig angeordneten Schwenkarmen 13 vorgesehen sind. Die beidseitigen
Lagerschilde 10 tragen miteinander gekoppelte Zahnräder 12a, die auf den zugehörigen
Zahnstangen 12 ablaufen. Die Lagerschilde 10 werden zusätzlich in nicht dargestellten
Kugelbuchsen geführt.
[0014] Die Schwenkarme 13 sind um die Achse 13a verschwenkbar gelagert und können mit Hilfe
des Stellmotors 14, der am fest mit dem Schwenkarm 13 verbundenen Hebel 13a angreift,
verschwenkt werden.
[0015] Die Lage der Lagerschilde 10 und damit die Lage der zweiten Walze 6 wird in Richtung
auf die erste Walze 3 über unterschiedlich lange Anschlagbolzen 15 begrenzt, die auf
einer verdrehbaren Anschlagscheibe sitzen. Die unterschiedlich langen Abschlagbolzen
15 sind für unterschiedliche Hülsendurchmesser vorgesehen.
[0016] Eine Fotozelle 17 ist in einer nur schematisch angedeuteten, am Schwenkarm 13 festen
Geradeführung 22 geführt. Die Fotozelle 17 wird von einer Gabel 21 mitgenommen, die
um das Lager 25 am Schwenkarm 13 verschwenkt wird. Die Mitnahme der Gabel erfolgt
durch einen Ansatz oder eine Führungsnut an der Achse der zweiten Walze 6. Die Fotozelle
17 tastet den Wickeldurchmesser ab und gibt über nicht dargestellte Verstärker ein
Stellsignal an den Stellmotor 11, der das Lagerschild 10 und damit die zweite Walze
6 entsprechend der Durchmesserzunahme des Wickels 20 verstellt.
[0017] Oberhalb der dritten Walze befindet sich ein Hülsenmagazin 18 mit den bereitliegenden
Wickelkernen 2a für einen Rollenwechsel. Unterhalb der Walzen und des Schwenkarms
befindet sich ein Ablageblech 19, welches die fertigen Wickel 20 aufnimmt.
[0018] In Figur 2 ist ein Wickel 20 dargestellt, der bis auf den Restbereich 19, welcher
vom Querschneider 5 von der Warenbahn 1 getrennt wurde, fertig gewickelt ist. Aus
Figur 2 ist ferner ersichtlich, daß die Fotozelle 17 mit der schwenkbaren Gabel 21
in eine dem Wickeldurchmesser entsprechende Stellung gewandert ist.
[0019] Zur Bestimmung des gewünschten Andrucks an den Wickel 20 mittels der dritten Walze
3 ist ein pneumatischer, kurvengesteuerter Feindruckregler 23 vorgesehen, der den
Druck des Stellmotors 9 beeinflußt.
[0020] Figur 3 zeigt den freigegebenen Wickel im Fall auf das Ablageblech, ferner den zurückgeschwenkten
Schwenkarm 13, die hochgeschwenkte dritte Walze 7 und den Anlauf des neuen Anfangs
der Warenbahn 1. Ein neuer Wickelkern 2a liegt in Bereitstellungslage. Nach Ablage
des Wickels 20 wird der neue Wickelkern 2a vom Hülsenmagazin 18 freigegeben und der
Schwenkarm 13 mit der Steuerwalze 6 sowie die dritte Walze 7 schwenken nacheinander
in die Ausgangspositionen gemäß Figur 1 zur Aufnahme des leeren Wickelkerns 2a.
1. Vorrichtung zum Aufwickeln insbesondere von mit Klebstoff beschichteten Warenbahnen
auf einen Wickelkern, mit einer ersten ortsfest gelagerten Walze, über die die Warenbahn
zuläuft, auf deren Umfang sich der Wickel entlang einer ersten Berührungslinie abstützt,
mit einer zweiten Walze, auf deren Umfang sich der Wickel entlang einer zweiten Berührungslinie
abstützt und mit einer dritten entlang einer dritten Berührungslinie auf dem Wickel
aufliegenden Walze, wobei die Lage der zweiten und dritten Walze in Abhängigkeit vom
Wickeldurchmesser verstellbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Andruckkraft der
dritten Walze (7) entsprechend dem zunehmenden Wickeldurchmesser verringert wird und
sich die zweite Walze (6) entlang einer geradlinigen Führungsbahn bewegt, wobei die
durch die Wickelachse und die Berührungslinien verlaufenden Ebenen über den gesamten
Wickeldurchmesser zumindest annähernd gleiche Winkel zueinander bilden und die Lagerung
der zweiten Walze (6) auf einem Schwenkarm (13) angeordnet ist, auf dem sie mittels
Stellmotor (11) verschiebbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Walze (6) mittels zweier an den Schwenkarmen (13) angeordneter Zahnstangen
(12), auf denen Zahnräder (12a) ablaufen, die an den Lagerschilden (10) befestigt
sind, welche die Lager der zweiten Walze (6) tragen, parallel geführt ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stellmotor (11) zwischen Lagerschild (10) und Schwenkarm (13) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einer zumindest im wesentlichen radial durch die Achse des Wickelkerns (2)
verlaufenden Geradeführung (22) eine Fotozelle für ein Abtasten des Durchmessers des
Wickels (20) verschiebbar gelagert ist, die ein Stellsignal an den Verstellantrieb
der zweiten Walze (6) gibt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fotozelle (17) oder ein damit verbundener Bereich in einer schwenkbar am Lagerschild
(10) gelagerten Gabel (21), an der ein mit der Wickelachse verbundener Bereich angreift,
verschiebbar ist.
6. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Auflagedruck der dritten Walze (7) von einem pneumatischen, kurvengesteuerten
Feindruckregler (23) verstellt wird, der den Stellmotor (9) für die Halterung (8)
der dritten Walze (7) verstellt.
7. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein elektronischer Rechner ein Stellsignal an den Stellmotor für die dritte Walze
(7) und ein Stellsignal an den Stellmotor (11) für die zweite Walze (6) in Abhängigkeit
vom Wickeldurchmesser gibt.