[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Genauschmieden von Schmiedeteilen mit wenigstens
einer, der Kraftübertragung im Zusammenwirken mit einem Gegenstück dienenden Kupplungsfläche,
insbesondere von Klauen bzw. Taschen aufweisenden Kupplungsteilen oder von eine Kurzverzahnung
aufweisenden Synchronteilen für Schaltgetriebe, bei welchem die Teile zuerst vorgeschmiedet
und danach kaltkalibriert werden.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung nach dem vorstehenden Verfahren hergestellte Werkstücke,
nämlich Kupplungskörper für Klauenkupplungen, Synchronkupplungskörper für Schaltgetriebe
o. dgl., eine Kurzverzahnung oder Klauen bzw. Taschen aufweisende Kupplungsteile,
ferner Sperradkörper, Ge-; lenkwellenkör
per usw.
[0003] Da bei Kupplungsteilen der genannten Art die Gefahr besteht, daß sie sich während
des Betriebes von selbst von ihrem jeweiligen Gegenstück lösen, was unter Umständen
zu erheblichen Getriebeschäden, mindestens zu einer unerwünschten Betriebsunsicherheit
führen kann, ist man dazu übergegangen, die Kupplungsklauen bzw. Zähne bei Kurzverzahnungen
mit hinterstellten Flanken auszubilden. Darunter ist zu verstehen, daß die die Kupplung
bewirkenden, die Last bzw. das Drehmoment übertragenden Flächen, die im Folgenden
mit Kupplungsflächen bezeichnet werden und bei Verzahnungen den Zahnflanken entsprechen,
um etwa 1 bis 3 Grad in Richtung der Kupplungsbewegung hinterstellt sind, d. h. in
Bezug auf eine Klaue bzw. einem Zahn an einem Kupplungsteil, daß sich die Klaue bzw.
der Zahn vom Kopf in Richtung auf den Fuß verengt. Falls das Gegenstück des Kupplungsteils
die gleiche Hinterstellung aufweist, ergibt sich dadurch ein Kupplungseingriff, bei
dem ein Lösen unter Last vermieden wird.
[0004] Zusätzlich wird von einem derartigen Kupplungseingriff gefordert, daß der Traganteil
der hinterstellten Fläche mehr als 50% beträgt. Auf diese Weise soll eine ausreichend
lange Lebensdauer der Kupplungsteile sichergestellt werden.
[0005] Das Schmieden von Kupplungsteilen mit hinterstellten Kupplungsflächen ist praktisch
nicht möglich, da eine die Hinterstellung tolerierende Teilung des Schmiedegesenks
weder wirtschaftlich noch technisch verwirklicht werden kann. Bei einem bekannten
Schmiedeverfahren (Britische Patentschrift 10 39 905) zur Herstellung eines Kegelzahnrads
wird nach dem Schmieden des Zahnrads durch Kaltkalibrieren in einem Kalibriergesenk
eine Korrektur der Flankenform der Zähne zur Veränderung des Tragbildes erzeugt. Dabei
kommt es zu einem auf eine dünne Oberflächenschicht beschränkten Materialtransport
von den Rändern zur Mitte der Zahnflanken hin, ohne daß dabei Hinterschneidungen entstehen.
[0006] Ein anderes bekanntes Verfahren (US-PS 28 43 927) betrifft die Herstellung von Zahnstangen,
mit einer negativen Hinterstellung der Zahnflanken zwischen 14,5 und 20 Grad. Die
Verzahnung wird dabei durch die zwischen einer Reihe von Stanzlöchern in einem Grundkörper
verbleibenden Stege gebildet. Der Stanzvorgang bewirkt hier eine schräge Hinterstellung
der Flanken dieser Stege, die durch nachfolgendes Kaltkalibrieren von der Rückseite
her ihre fertige OBerfläche erhalten.
[0007] Schließlich ist die Herstellung von Schmiedestükken bekannt (US-PS 37 39 664) welche
eine Reihe von Vorsprüngen aufweisen, wobei die Lücken zwischen den Vorsprüngen einerseits
eine negative, andererseits eine positive Anstellung der Flanken aufweisen. Da alle
Flanken eines derartigen Werkstücks gleich ausgerichtet sind, kann das Werkstück nach
dem Schmieden dem Gesenk entnommen werden.
[0008] Dem gegenüber liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
der eingangs genannten Art derart auszugestalten, daß damit Werkstücke, insbesondere
Kupplungsteile, mit negativer Hinterstellung der lastübertragenden Kupplungsfläche
hergestellt werden können.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß beim Vorschmieden zur Schlagrichtung
parallele Kupplungsflächen mit die daran angrenzenden Kopfflächen überhöhendem Aufmaß
wenigstens in dem an die jeweils gemeinsame Kante dieser Flächen angrenzenden Randbereich
erzeugt werden und daß beim Kaltkalibrieren die Kopfflächen .maßgenau geschmiedet
werden, derart, daß jede fertige Kupplungsfläche zur durch das Kalibrieren ver-" breiterten
Kopffläche hin schräg verläuft.
[0010] Nach diesem Verfahren ist es möglich, die Hinterstellungen der Kupplungsflächen gezielt
bis zu etwa 5 Grad zu erzeugen. Bei richtiger Bemessung und Verteilung des Aufmaßes
wird jedes Ausbauchen der Kupplungsflächen zu einer balligen Form vermieden, wobei
der Kalibrierschlag unter freier, d. h. ohne jegliche Abstützung durch die Gesenkform
erfolgender Verformung der Kupplungsflächen bis zum Erreichen einer Schrägstellung
im Sinne der gewünschten Hinterschneidung erfolgt. Während des Kalibrierschlags wird
der Material-fluß zuerst durch das Aufmaß im Randbereich aus gelöst, bevor sich die
Druckeinwirkung über die gesamte Kopffläche verteilt. Auf diese Weise kann zuverlässig
jede konvexe Formgebung der Kupplungsflächen vermieden werden.
[0011] Bei Verzahnungen an Kupplungsteilen, ob es sich um Klauen bzw. Taschen oder um eine
Kurzverzahnung handelt, sind die die Kupplungsflächen bildenden gegenüber liegenden
Zahnflanken eines Zahns bzw. einer Klaue jeweils gleichartig negativ hinterstellt,
derart, daß sich die Zahnlücken zum Zahngrund hin zunehmend verbreitern. Selbstverständlich
ist es im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens auch möglich, einzelne Kupplungsflächen
mit Hinterstellung herzustellen, wobei die im Rückenbereich gegenüber liegende Fläche
gerade oder sogar mit einer positiven Anstellung ausgebildet sein kann.
[0012] Zum Erzielen einer kontrollierten Hinterstellung der Kupplungsflächen ist es vorteilhaft,
daß die Schmiedeteile beim Kaltkalibrieren durch das Gesenk nur zwischen zwei zur
Schlagrichtung parallele , quer zu den Kupplungsflächen verlaufende Gesenkflächen
gestützt werden.
[0013] Um den Symetriefehler bei Verzahnungen klein zu halten und damit gleichzeitig zu
erreichen, daß wenigstens 75% der Zähne eines Zahnkranzes tragen, kann es vorteilhaft
sein, daß die Verbreiterung der Zahnkopfflächen durch mit entsprechendem Abstand von
der Vorform angeordnete Stützflächen des Gesenks begrenzt wird. Dabei genügt es, wenn
die Stützflächen lediglich in dem von den Kopf£ flächen beschriebenen Radius vorhanden
sind.
[0014] Die Bemessung des Aufmaßes ist entscheidens für den von der Hinterstellung erreichen
Winkel, sowie die ebene Form der Kupplungsfläche. Zu diesem Zweck wird erfindungsgemäß
vorgeschlagen, daß das Aufmaßvolumen pro Kupplungsfläche entsprechend ihrer gewählten
Hinterstellung bzw. Schrägstellung gegenüber der Kopffläche bemessen wird.
[0015] Gleichzeitig ist wesentlich, daß die Verteilung des Aufmaßes längst eines quer zur
Kupplungsfläche verlaufenden Schnitts ein Maximum in oder nahe der Kupplungsfläche
aufweist.
[0016] Um den Kantendruck beim Kaltkalibrieren und gleichzeitig den Verformungsdruck über
die gesamte Kupplungsfläche zu steuern, ist zweckmäßig, daß die Verteilung des Aufmaßes
einen in dem an die Kupplungsfläche anschließenden Randbereich der Kopffläche geradlinig
oder konkav abnehmenden Verlauf beschreibt.
[0017] Die bevorzugte Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens betrifft Klauenkupplungen,
wobei die lastübertragenden Flanken der Klauen bzw. Taschen der beiden zusammenwirkenden
Kupplungsteile den Kupplungsflächen entsprechen, wobei jede oder jede zweite Flanke
hinterstellt ist. In gleicher Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren auf die an
sich bekannten Kurzverzahnungen mit zugespitzten Zähnen angewendet werden, wobei die
bisher durch nachträgliches Rollen oder Erodieren erzeugten Hinterschneidungen nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugt werden. Dieses eignet sich nicht nur zur Herstellung
von Hinterschneidungen an Klauen bzw. Taschen sondern auch an Evolventen-Verzahnungen,
und zwar sowohl Außenals auch Innenverzahnungen.
[0018] Im Folgenden werden mehrere Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung
beschrieben. Es zeigt
Figur 1 einen in Umfangsrichtung geführten Schnitt durch eine Klaue nach dem Vdnschmieden
Figur 2 einen in Umfangsrichtung geführten Schnitt durch die Klaue gemäß Figur 1 nach
dem Kalibrieren,
Figur 3 eine perspektivische Ansicht der Klaue gemäß Figur 1.
Figur 4 einen in Umfangsrichtung geführten Schnitt durch eine Klaue mit Schlupffasetim
Bereich der zwischen Kopffläche und Kupplungsfläche gebildeten Kanten.
Figur 5 eine Draufsicht auf ein Kupplungsstirnrad mit vier Taschen und
Figur 6 die Abwicklung eines in Umfangsrichtung geführten Teilschnitts gemäß VI -
VI der Figur 5.
Gemäß Figur 1 besitzt eine Klaue 1 nach dem Vorschmiedegine konvexe Kopffläche 2,
die radialen Flanken 3 der Klaue 1 stehen senkrecht auf der Klauengrundfläche 4. Eine
gestrichelte Linie k, welche parallel zur Klauengrundfläche 4 verläuft, verdeutlicht
das Aufmaß der Kopffläche 2 vor dem Kaltkalibrieren.
Figur 2 zeigt die in Figur 1 dargestellte Klaue nach dem Kaltkalibrieren. Die.Kopffläche
2 verläuft parallel zur Klauengrundfläche 4. In radialer Richtung ist die Klaue 1
beidseitig durch hinterstellte Kupplungsflächen 5 begrenzt, wobei der die Hinterstellung
definierende Winkel mit d bezeichnet ist.
Figur 3 zeigt einen Ausschnitt aus einem Kupplungskörper mit Klauen 1, die axial gegenüber
einem Ringteil 6 vorspringen. Die Formgebung des Kupplungskörper entspricht seiner
Zwischenform nach dem Vorschmieden, wobei das Aufmaß der Kopffläche mit strichlierten
Linien angegeben ist.
Figur 4 zeigt einen in Umfangsrichtung geführten schnitt durch eine Klaue 7, mit seitlichen
Schlupffasen 8 zwischen Kopffläche 2 und Kupplungsfläche 5, die durch das Vorschmieden
erzeugte Vorform ist mit strichlierten Linien angedeutet.
Figur 5 zeigt die Draufsicht eines-Kupplungskörpers für eine Schaltkupplung einss
Motorradgetriebes, etwa in natürlicher Größe. Der Kupplungskörper 9 besitzt etwa die
Form einer Scheibe, welche vier in Umfangsrichtung erstreckte kreisbogenförmige Taschen
10 aufweist, in welche die Klauen eines Gegenstücks beim Herstellen einer Antriebsverbindung
eingreifen. Die seitlichen Kupplungsflächen 5 der Taschen sind in gleicher Weise hinterschnitten,
wie die Kupplungsflächen der (nicht dargestellten) Klauen.
1. Verfahren zum Genauschmieden von Schmiedeteilen mit wenigstens einer, der Kraftübertragung
im Zusammenwirken mit einem Gegenstück dienenden Kupplungsfläche, insbesondere von
Klauen bzw. Taschen aufweisenden Kupplungsteilen oder von eine Kurzverzahnung aufweisenden
Synchronteilen für Schaltgetriebe, bei welchem die Teile zuerst vorgeschmiedet und
danach kaltkalibriert werden, dadurch gekennzeichnet,
daß beim Vorschmieden zur Schlagrichtung parallele Kupplungsflächen (5) mit die daran
angrenzenden Kopfflächen (2) überhöhendem Aufmaß wenigstens in dem an die jeweils
gemeinsame Kante (3) dieser Flächen angrenzenden Randbereich erzeugt werden und daß
beim Kaltkalibrieren die Kopfflächen (2) maßgenau geschmiedet werden, derart, daß
jede fertige Kupplungsfläche (5) zur durch das Kalibrieren verbreiteten Kopffläche
(2) hin schräg verläuft.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
.dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmiedeteile beim Kaltkalibrieren durch das Gesenk nur zwischen zwei zur
Schlagrichtung parallelen, quer zu den Kupplungsflächen (2) verlaufenden Gesenkflächen
gestützt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbreiterung der Kopfflächen (2) durch mit entsprechendem Abstand von der
Vorform angeordnete Stützflächen des Gesenks begrenzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Auf maßvolumen pro Kupplungsfläche (5) entsprechend ihrer gewählten Hinterstellung
(d) bzw. Schrägstellung gegenüber der Kopffläche (2) bemessen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verteilung des Aufmaßes längs eines quer zur Kupplungsfläche verlaufenden
Schnitts ein Maximum in oder nahe der Kupplungsfläche aufweist.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verteilung des Aufmaßes einen in dem an die Kupplungsfläche (5) anschließenden
Randbereich der Kopffläche (2) geradlinig oder konkav abnehmenden Verlauf beschreibt.
7. Klauenkupplung, hergestellt nach einem Verfahren gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 - 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Flanken der Klauen bzw. Taschen (9) der beiden zusammenwirkenden Kupplungsteile
den Kupplungsflächen (5) entsprechen, wobei jede oder jede zweite Flanke hinterstellt
ist.