[0001] Die Erfindung betrifft eine Bogenbremse zum Abbremsen vorlaufender Bogen aus Papier
od. dgl. mit einer quer zur Vorlaufrichtung angeordneten Einrichtung, an deren Oberfläche
die Bogen mit Reibung andrückbar sind.
[0002] Bekannte Bogenbremsen, bei denen die quer zur Vorlaufrichtung angeordnete Einrichtung
eine umlaufende Walze oder auch eine ortsfeste Leiste ist, vollziehen das Andrücken
des Bogens an die Oberfläche der Einrichtung durch Ansaugung aufgrund eines in der
Nähe der Oberfläche erzeugten Unterdruckes (DE-AS 24 53 753). Die zur Erzeugung des
Unterdrucks benötigten Pumpen haben einen erheblichen Energieverbrauch, sind geräuschvoll
und in der Herstellung aufwendig.
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Bogenbremse zum Abbremsen vorlaufender Bogen zu
schaffen, die im Energieverbrauch sparsam, geräuscharm und leicht herstellbar ist.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß im Bereich der Oberfläche wenigstens
eine an eine elektrische Hochspannungsquelle angeschlossene Elektrode vorgesehen ist,
deren Feld den vorlaufenden Bogen derart elektrisch auflädt, daß er an der Oberfläche
haftet.
[0005] Die nachstehende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im
Zusammenhang mit beiliegender Zeichnung der weiteren Erläuterung. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch eine Stirnansicht einer ersten Ausführungsform einer elektrostatischen
Bogenbremse;
Fig. 2 eine schematische Seitenansicht der Bogenbremse aus Fig. 1;
Fig. 3 eine weitere Ausführungsform einer Bogenbremse;
Fig. 4 eine weiterhin abgewandelte Ausführungsform einer Bogenbremse und
Fig. 5 eine weitere modifizierte Ausgestaltung einer Bogenbremse gemäß der Erfindung.
[0006] Wie aus Fig. 1 und 2 hervorgeht, ist an einer in Richtung des Pfeiles A umlaufenden
Welle 1 freitragend der Mantel 2 einer mit der Welle 1 umlaufenden Walze 3 angeordnet.
Gegen die Walze 3 wird in Richtung der durch den Pfeil B angegebenen Vorlaufrichtung
ein Bogen 4 aus Papier od. dgl. mit relativ hoher Geschwindigkeit vorgeschoben. Um
den Bogen 4 mit Reibung an der Oberfläche 5 der rotierenden Walze 3 abzubremsen, muß
der Bogen 4 mit ausreichender Kraft gegen diese Oberfläche angedrückt werden.
[0007] Dies erfolgt erfindungsgemäß auf elektrostatischem Wege aufgrund des sogenannten
Johnson-Rabbeck Effektes. Wie aus Fig. 1 und 2 hervorgeht, ragen in das Innere des
vom Mantel 2 umschlossenen Raumes zwei (in nicht näher dargestellter Weise) einseitig
gelagerte, stabförmige Elektroden 6, 7 hinein, die durch eine Trennwand 8 aus Isoliermaterial
voneinander getrennt sind. Die Elektroden 6, 7 sind über Leitungen 9 an Hochspannungsquellen
entgegengesetzter Polarität angeschlossen. Die Elektroden 6, 7 bestehen in an sich
bekannter Weise aus quer zur Vorlaufrichtung B angeordneten Stäben, die an ihrer Oberseite
Längsnuten aufweisen. In diesen Längsnuten ist jeweils eine Reihe von Metallspitzen
12 angeordnet. An diesen Spitzen bilden sich Koronaentladungen aus, deren Feldverteilung
in Fig. 1 durch die Feldlinien 13 dargestellt ist. Die Feldlinien 13 greifen durch
den aus elektrisch isolierendem Material gefertigten Mantel 2 der Walze 3 hindurch.
Der vorlaufende Bogen 4 gelangt durch Bereiche starker Feldlinienkonzentration, die
zu einer Ladungserzeugung und Aufladung des Bogens 4 führen. Aufgrund des erwähnten
Johnson-Rabbeck-Effektes haftet dabei der Bogen 4 an der Oberfläche 5 mit Reibung
und wird hierdurch in der gewünschten Weise abgebremst.
[0008] Die beschriebene Einrichtung funktioniert grundsätzlich bereits dann, wenn die Elektrode
7 an Gleichspannung einer bestimmten Polarität und die Elektrode 6 an Gleichspannung
der entgegengesetzten Polarität angelegt wird. Bessere Ergebnisse erzielt man, wenn
beide Spitzenreihen der Elektroden 6 und 7 jeweils an elektrische Wechselspannungen
angelegt werden und diese Wechselspannungen gegenseitig um 180
o phasenverschoben sind. Günstige Ergebnisse erzielt man auch, wenn die Spitzen 12
der einen Elektrode, beispielsweise der Elektrode 6, an Wechselspannung liegen und
die Spitzen 12 der anderen Elektrode, beispielsweise der Elektrode 7, geerdet oder
an Masse angelegt sind.
[0009] Bei der in Fig. 3 dargestellten, abgewandelten Ausführungsform einer Bogenbremse
ist eine stationäre, aus elektrisch isolierendem Werkstoff gefertigte, quer zur Vorlaufrichtung
B des Bogens 4 angeordnete Leiste 21 vorgesehen, deren Oberfläche 22 im Gegensatz
zur Oberfläche 5 der Walze 3 aus Fig. 1 und 2 unbeweglich ist. Unter der Oberfläche
sind wiederum zwei Elektroden 6 und 7 mit metallischen Spitzen 12 angeordnet, die
(in nicht dargestellter Weise) mit Hochspannungsquellen verbunden sind, so daß sich
die Feldverteilung 13 ergibt. Die Polarität der Elektroden 6, 7 in Fig. 3 kann ebenso
gewählt werden, wie im Zusammenhang mit der Ausführungsform gemäß Fig. 1 und 2 beschrieben.
[0010] Fig. 4 zeigt als Bogenbremse wiederum eine rotierende Walze 23 mit einem Mantel 24
aus elektrisch isolierendem Material. Innerhalb der Walze ist eine erste, stabförmige
Elektrode 26 mit Spitzen 12 angeordnet, die an eine erste Hochspannungsquelle 27 angeschlossen
ist. Eine zweite, außerhalb des Mantels 24 gelegene Hochspannungsquelle 28 ist mit
einer zweiten, stabförmigen Elektrode 29 mit Spitzen 12 verbunden. Auch bei dieser
Ausführungsform sind die Hochspannungsquellen 27, 28 Wechselstromquellen, deren Spannungen
um 18
0° phasenverschoben sind. Zwischen den Metallspitzen 12 der Elektroden 26 und 29 bildet
sich eine Koronaentladung aus. Die hierdurch erzeugten Ladungen dienen aufgrund des
Johnson-Rabbeck-Effektesder Abbremsung eines vorlaufenden Bogens, welcher aufgrund
elektrostatischer Aufladung an der Oberfläche des Mantels 24 haftet.
[0011] Die Ausführungsform gemäß Fig. 5 unterscheidet sich dadurch von derjenigen der Fig.
4, daß lediglich eine einzige, stabförmige Elektrode 31 mit Spitzen 12 vorgesehen
ist, die vorzugsweise an Wechselspannung angelegt ist. Grundsätzlich funktioniert
die Anordnung jedoch auch mit einer Gleichstrom-Hochspannungsquelle. Weiterhin ist
im Unterschied zur Ausführungsform gemäß Fig. 4 in Fig. 5 der Mantel 32 der Walze
33 nicht aus elektrischem Isolierstoff, sondern aus Metall ausgebildet. Der metallische
Mantel 32 ist geerdet oder mit einer Wechselstrom liefernden Hochspannungsquelle verbunden,
deren Spannung gegenüber der an die Elektrode 31 angeschlossenen Wechselspannung um
18
0° phasenverschoben ist. Im übrigen funktioniert die Anordnung gemäß Fig. 5 aufgrund
des Johnson-Rabbeck-Effektesebenso wie die zuvor beschriebenen Ausführungsformen.
[0012] Die erfindungsgemäßen Bogenbremsen eignen sich grundsätzlich für alle Anwendungsfälle,
bei denen vorlaufende Bogen aus Papier od. dgl. rasch abgebremst werden müssen, beispielsweise
in papierverarbeitenden Maschinen, wie Druckereimaschinen und dgl. In der Regel muß
eine kräftige Abbremsung der vorlaufenden Bogen kurz vor ihrem Ablegen auf einem Stapel
stattfinden. Häufig sind frisch bedruckte Papierbogen vor ihrem Ablegen auf einem
Stapel mit einem die Trocknung der Druckfarbe unterstützenden Pulver, beispielsweise
Stärkepulver, beschichtet. Insbesondere dann, wenn dieses Pulver auf der Unterseite
des Bogens aufgebracht ist, würde durch eine Bogenbremse, die mit Absaugung oder Unterdruck
arbeitet, dieses Pulver mit abgesaugt, so daß es seinen Zweck nach Ablage des Bogens
auf dem Stapel nicht mehr erfüllen kann. Da die erfindungsgemäßen Bogenbremsen rein
elektrostatisch wirken, ohne daß dabei eine Absaugung Anwendung findet, besteht hier
keinerlei Gefahr, daß die Pulverschicht auf dem Bogen durch die Abbremsung beeinträchtigt
oder gar abgesaugt wird.
1. Bogenbremse zum Abbremsen vorlaufender Bogen aus Papier od. dgl. mit einer quer
zur Vorlaufrichtung angeordneten Einrichtung, an deren Oberfläche die Bogen mit Reibung
andrückbar sind, dadurch gekennzeichnet , daß im Bereich der Oberfläche (5,22) wenigstens
eine, an eine elektrische Hochspannungsquelle (11) angeschlossene Elektrode (6,7)
vorgesehen ist, deren Feld (13) den vorlaufenden Bogen (4) derart elektrisch auflädt,
daß er an der Oberfläche (5,22) haftet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche die Mantelfläche
(5,24,32) einer rotierenden Walze (3,23,33) ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche (22) an
einer ortsfesten Leiste (21) ausgebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrode
(6,7) zur Erzeugung von Koronaentladungen eine Reihe metallischer Spitzen (12) umfaßt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der
Nähe der Oberfläche (5,22) zwei quer zur Vorlaufrichtung (B) der Bogen (4) angeordnete
Elektroden (6,7) mit entgegengesetzter Polarität vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Elektroden
(6,7;26,29) mit elektrischen Wechselspannungen gespeist sind, die gegeneinander um
1800 phasenverschoben sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Elektrode geerdet
und die andere mit einer elektrischen Wechselspannungsquelle (11) verbunden ist.
8. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche (5,22) aus elektrisch isolierendem Material besteht.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche
(32) aus elektrisch leitendem Material besteht.