[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung der Innenwände von metallischen
Leitungssystemen durch Elektropolieren mit Hilfe bewegter Elektroden und eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Das Entfernen von Verunreinigungen von metallischen Oberflächen, die schwer zugänglich
bzw. erreichbar sind, wie z.B. die Innenwände von Rohren bzw. anderen Elementen von
metallischen Leitungssystemen, insbesondere die Dekontamination von radioaktiven Verunreinigungen
in solchen Systemen, war bisher nicht in jedem Falle mit gutem Erfolg bzw. zufriedenstellend
auszuführen. Eines der gebräuchlichsten Verfahren hierfür ist das Elektropolieren.
Jedoch konnten bisher nur wenige Meter lange demontierte Rohre mit beweglichen Elektroden
innenseitig behandelt werden. Dazu wurden sowohl das gesamte Eintauchen des Rohres
in den Elektrolyten als auch das Füllen von zuvor abgedichteten Kammern im Rohr (Rohrstücken)
angewendet (R.P. Allen und H.W. Arrowsmith, Materials Performance, Vol. 18, No. 11,
Seiten 21 bis 26 (1979)).
[0003] Einer der gravierenden Nachteile dieses Verfahrens bestand in der Notwendigkeit,
die zu reinigenden Rohre vor dem Elektropolieren ausbauen zu müssen. Außerdem war
es nicht möglich, über mehrere Krümmer hinweg oder gar durch Absperrschieber bzw.
Hähne hindurchzufahren.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen,
mit welchem (welcher) ein metallisches Leitungssystem gereinigt werden kann, ohne
es demontieren zu müssen. Unter Leitungssystem soll hier verstanden werden: Ein System
von geraden und gekrümmten Rohren, einschließlich der zugehörigen Absperrorgane, wie
z.B. Kugelhähne, Schieber oder ähnliches. Mit dem Verfahren sollen auch steigende
bzw. fallende Leitungen gleich erfolgreich gereinigt werden können. Das Verfahren
und die Vorrichtung sollen insbesondere für die Dekontamination von radioaktiv verunreinigter
Leitungssysteme verwendbar sein.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man den Elektrolyten in den
zu reinigenden Abschnitt des Leitungssystems einfüllt und die Elektrolyse mit Hilfe
einer elastischen, aus spiralförmigem Draht oder aus gewendeltem Band bestehende Elektrode
durchführt.
[0006] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist gekennzeichnet
durch eine elastische, aus einem spiralförmigen Draht oder einem gewendelten Band
bestehende Elektrode, sowie durch mehrere, zumindest im Elektrodenbereich fest oder
verschiebbar auf der Elektrode angeordnete, isolierende Abstandshalter.
[0007] In einer vorteilhaften Ausbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist am Kopf und
am anderen Ende der Elektrode jeweils ein Abstandshalter mit einer um den Faktor >
1 größeren Fläche als jeweils derjenigen der (des) Abstandhalters(s) innerhalb des
Elektrodenbereiches, jedoch kleineren Fläche, als dem kleinsten zu durchfahrenden
Querschnitt des Leitungssystems entspricht, vorgesehen.
[0008] Durch die Elastizität der Elektroden ist eine Anpassung an gekrümmte Flächen möglich.
Hierdurch ist eine Demontage der zu polierenden Rohre nicht mehr nötig, und es kann
sowohl durch Krümmer und Schieber als auch in geneigten Leitungen gearbeitet werden.
Dadurch, daß die Elektrode als Zugdraht ausgebildet ist, ist es möglich, die Rohre
fernbedient zu elektropolieren, wodurch die Strahlenbelastung des Personals wesentlich
verringert werden kann. Eine Stromstärke zwischen 300 und 400 Ampere reicht in den
meisten Fällen aus.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Durchführungsbeispieles und anhand der
Zeichnungen (Figuren 1 und 2) erläutert:
Figur 1 zeigt die erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer Elektrode 4 in der Form eines
spiralförmigen Edelstahldrahtes, der mit einem als Stromzuleitung dienenden Kupfer-Zugdraht
(nicht dargestellt) verbunden ist. Mehrere Abstandshalter 5 und 6 vermeiden einen
ungewollten Kontakt der Elektrode mit der Innenwand 2 des Rohres 1 .
[0010] In Figur 2 ist eine andere Ausbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung aufgeführt,
in welcher die Elektrode 4 a in Form eines gewendelten Edelstahlbandes ausgebildet
ist.
[0011] Durch Wendeln eines 10 x 1 mm starken VA-Bandes wurde eine ca. 300 mm lange Elektrode
4a hergestellt, die mit Abstandshalterungen 5 und 6 aus Teflon bestückt wurde. Damit
konnte ein mit radioaktiven Verunreinigungen kontaminiertes Leitungssystem 1 aus Edelstahl,
bestehend aus 3x1 m langen Rohren, 0 100 mm, 2 Bögen und 1 Kugelhahn innenseitig durch
Elektropolieren von seiner radioaktiven Kontamination befreit werden. Das Leitungssystem
1 wurde in einer großen Wanne, die mit einem Elektrolyten aus Phosphor-und Schwefelsäure
gefüllt war, gelegt und die Elektrode 4a wurde mit einer Geschwindigkeit von 5 cm/min
durchgezogen. Es wurde Gleichstrom von 10-20 A/dm
2 verwendet. Auf diese Art war es möglich, einen Dekontaminationsfaktor von ca. 500
zu erreichen.
1. Verfahren zur Reinigung der Innenwände von metallischen Leitungssystemen durch
Elektropolieren mit Hilfe bewegter Elektroden,
dadurch gekennzeichnet,
daß man den Elektrolyten in den zu reinigenden Abschnitt des Leitungssystemes einfüllt
und die Elektrolyse mit Hilfe einer elastischen, aus spiralförmigem -Draht oder aus
gewendel- tem Band bestehenden Elektrode durchführt.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
eine elastische, aus einem spiralförmigen Draht oder einem gewendelten Band bestehende
Elektrode (4, 4a) sowie durch mehrere, zumindest im Elektrodenbereich fest oder verschiebbar
auf der Elektrode angeordnete, isolierende Abstandshalter (5, 6).
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß am Kopf und am anderen
Ende der Elektrode (4, 4a) jeweils ein Abstandshalter (5) mit einer um den Faktor
größer als 1 größeren Fläche als jeweils derjenigen der (des) Abstandshalter(s) (6)
innerhalb des Elektrodenbereiches, jedoch kleineren Fläche, als dem kleinsten zu durchfahrenden
Querschnitt des Leitungssystems (1) entspricht, vorgesehen ist.