(19)
(11) EP 0 074 494 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.03.1983  Patentblatt  1983/12

(21) Anmeldenummer: 82107265.9

(22) Anmeldetag:  11.08.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3E01F 9/08, E01C 23/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 21.08.1981 DE 3133156

(71) Anmelder: Herberts Gesellschaft mit beschränkter Haftung
42285 Wuppertal (DE)

(72) Erfinder:
  • Münch, Dieter
    D-7067 Plüderhausen (DE)
  • Schlegel, Gisbert
    D-7251 Hemmingen (DE)
  • Spanagel, Hans-Dieter
    D-7132 Illingen (DE)

(74) Vertreter: Türk, Dietmar, Dr. rer. nat. et al
Türk, Gille, Hrabal, Leifert Patentanwälte Brucknerstrasse 20
40593 Düsseldorf
40593 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen und Vorrichtung hierfür


    (57) Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen durch Auftragen einer pigmentierten kalthärtenden 2-Komponenten-Farbe und gegebenenfalls Glasperlen und/oder Griffigkeitsmittel und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen durch Auftragen einer pigmentierten.kalthärtenden 2-Komponenten-Farbe und gegebenenfalls Glasperlen und/oder Griffigkeitsmittel.

    [0002] Verkehrsflächen, insbesondere Straßenfahrbahnen, Fahr- und Landebahnen auf Flughäfen, sowie Fahrbahnen in Fabrikgeländen müssen in umfangreichem Umfang markiert werden durch Auftragen von weißen, gelben oder in weniger Fällen auch anders farbigen Markierungsfarben. Diese Markierungsfarben müssen in kürzester Zeit aushärten bzw. zu mindest trocknen, so daß sie in der Regel bereits nach wenigen Minuten oder höchstens Stunden befahren werden können. Für hochwertige Markierungen werden im allgemeinen sogenannte 2-Komponenten-Farben verwendet. Die beiden Komponenten sind einzeln lange lagerfähig. Nach dem Vermischen tritt durch chemische Reaktion sehr schnell eine Härtung ein, wobei die Komponenten so gewählt werden, daß die Härtung kalt, d.h. bei Raumtemperatur ohne zusätzliche weitere Maßnahmen wie ! Erhitzen, Bestrahlen mit energiereicher Strahlung und dergleichen erfolgt. Die bekannte Arbeitsweise ist derart, daß die beiden Komponenten im notwendigen Mischungsverhältnis, um eine einwandfreie chemische Reaktion zur Härtung zu gewährleisten, mittels Dosierpumpen bzw. Förderpumpen Mischvorrichtungen zugeführt werden, wo eine Homogenisierung erfolgt. Unmittelbar anschließend wird das Gemisch in der Regel über sogenannte Airless-Pistolen appliziert. Aufgrund der Airless-Spritzbarkeit ist das Gemisch in der Kornfeinheit entsprechend fein eingestellt und ergibt dadurch eine sehr glatte Oberfläche, was manchmal nicht erwünscht ist. Um die geforderten Griffigkeits- und Retroreflexionswerte auf Straßen oder Flughäfen zu erreichen, müssen eine große Menge an Nachstreumitteln, insbesondere Glasperlen, in das flüssige Material mittels Walzenstreuer oder Perlpistole-ein- bzw. aufgebracht werden. Nach einer anderen bekannten Verfahrensweise wird die eigentliche Farbkomponente (Stammkomponente) im konventionellen Spritzverfahren auf die Verkehrsfläche aufgebracht, und die Härterkomponente in Pulverform, gegebenenfalls in Abmischung mit Griffigkeitsmitteln und Glasperlen, mit einem Walzengerät nachgestreut. Durch die relativ hohe Nachstreumenge, die bei diesem System benötigt wird, kommt es durch mangelnde Rieselfähigkeit des pulvrigen Härters zu Förderschwierigkeiten, ein sehr großer Anteil der überdosierten Nachstreumenge kann von der flüssigen Stammkomponente nicht aufgenommen werden und liegt lose auf der Markierung. Es kommt zu Verwehungen durch Windbeeinflussung. Daraus resultiert, daß die eingestellte Nachstreumittelmenge nicht konstant eingehalten werden kann, ein relativ hoher Materialverlust beim Nachstreumittelauftrag eintritt und ungleichmäßige Streudichte bzw. Oberflächenrauhigkeit ( wolkiges Aussehen) auftreten. Das hat eine unterschiedliche Schmutzaufnahme der Markierung zur Folge, die sich nachteilig auf die Tagessichtbarkeitsmeßwerte auswirkt.

    [0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabenstellung zugrunde,ein Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen zu finden, das die Nachteile der bekannten Verfahren vermeidet und das Aufbringen der Markierung in einfacher Weise unter Anwendung einfacher Geräte ermöglicht.

    [0004] Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen durch Auftragen einer pigmentierten, kalthärtenden 2-Komponenten-Farbe und gegebenenfalls Griffigkeitsmitteln und Glasperlen, das gemäß der Erfindung dadurch gekennzeichnet,ist, daß als erste Komponente eine Lösung oder Dispersion mit einer Viskosität von 10 DIN-Sek. bis 100 Din-Sek. eines Härtemittels für die zweite Komponente und unmittelbar anschließend oder nach mehreren-Stunden eine zweite Komponente enthaltend ein nach Vermischen mit der ersten Komponente kalthärtendes Bindemittel und Pigmente und gegebenenfalls unmittelbar danach Griffigkeitsmittel und/ oder Glasperlen aufgetragen werden.

    [0005] Weiterhin ist Gegenstand der Erfindung eine fahrbare Vorrichtung zum Markieren von Verkehrsflächen mit mehreren Austrittsöffnungen für die auf die Verkehrsflächen aufzutragenden Substanzen, die gemäß der Erfindung gekennzeichnet ist,durch in Fahrtrichtung in einer geraden Linie nacheinander angeordnete mindestens eine erste Austrittsöffnung für eine Lösung oder Dispersion mit einer Viskosität von 10 DIN-Sek. bis 100 DIN-Sek., mindestens eine zweite Austrittsöffnung für die zweite Komponente enthaltend kalthärtendes Bindemittel und Pigmente und mindestens eine dritte Austrittsöffnung für Griffigkeitsmittel und/oder Glasperlen.

    [0006] Die erste Komponente, die die Härterkomponente ist, ist verhältnismäßig dünn viskos eingestellt. Sie dringt dadurch in kürzester Zeit relativ tief in die Verkehrsfläche ein und bewirkt so einen überraschend guten Verbund der Verkehrsfläche mit der Markierungsfarbe. Bevorzugt beträgt die Viskosität mindestens 11 DIN-Sek. und besonders bevorzugt mindestens 12 DIN-Sek.. Die obere Grenze für die Viskosität liegt bevorzugt bei 40 DIN-Sek., und besonders bevorzugt bei 20 DIN-Sek. Die erste Komponente (Härterkomponente oder Vorspritzkomponente) enthält ein Härtemittel, das auf das in-der zweiten Komponente enthaltene Bindemittel abgestimmt ist. Dem Fachmann sind die Kombinationen von Bindemitteln und Härterkomponenten bekannt, die aufeinander abgestimmt sind. Im Sinne der vorliegenden Erfindung können diejenigen Bindemittel und Härterkomponenten verwendet werden, die auf dem Gebiet der Markierung von Verkehrsflächen eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind insbesondere Peroxide, z.B. Benzoylperoxid,- als Härterkomponente. Es handelt sich hierbei um übliche Handelsprodukte. Diese Vorspritzkomponente kann ein geeignetes, zweckmäßig thermoplastisches Bindemittel , z.B. ein Acrylharz , gelöst in geeigneten Lösemitteln , enthalten, um ihr die gewünschte Viskosität zu verleihen.

    [0007] Unmittelbar anschließend oder nach mehreren Stunden wird auf die Verkehrsfläche die zweite Komponente , die eigentliche Markierfarbenkomponente aufgebracht. Diese enthält, wie bereits oben dargelegt, an sich bekannte Bindemittel auf dem Gebiet der Straßenmarkierungsfarben. Bevorzugt sind Lösungen von Acrylharzen und/oder Polyestern in Acrylsäureestern oder Methacrylsäureestern, im Gemisch mit Aminen oder sonstigen Beschleunigern. Diese zweite Komponente enthält außerdem übliche Farbpigmente, wie Titandioxid oder Bundpigmente, sowie Füllstoffe wie Siliciumdioxid, Kalziumcarbonat, Bariumsulfat und gegebenenfalls auch Glasperlen. Es wird insofern auf den Stand der Technik verwiesen. Obwohl die zweite Komponente relativ hoch viskos ist, tritt sehr schnell eine so gründliche Vermischung mit der ersten Komponente auf der Verkehrsfläche ein, daß eine einwandfreie Härtung und schnelle Trocknung erzielt wird. Dies ist außerordentlich überraschend, da angenommen werden mußte, daß eine größere Zeit erforderlich ist, bis eine ausreichende Durchmischung ; anschließende chemische Reaktion und Trocknung erfolgt, so daß der Fachmann nicht annahm, daß schnelltrocknende Markierungen nach diesem Verfahren möglich sind.

    [0008] Die vorgesehenen Naßfilmschichten liegen im üblichen Bereich von etwa 0,2 bis 1,5 mm, vorzugsweise 0,3 bis 0,8 mm Stärke.

    [0009] Unmittelbar anschließend können in die Naßfilmschicht, wie nach dem Stand der Technik, Nachstreumaterialien wie Griffigkeitsmittel und/oder Glasperlen in konventioneller Weise mit üblichen Auftragsvorrichtungen, wie Walzenstreuer oder Perlpistolennmit Dosiervorrich- tungen, aufgebracht werden.

    [0010] Das Verfahren gemäß der Erfindung kann auch im Handspritzverfahren durchgeführt werden, gemäß dem aus zwei getrennten Materialdruckbehältern nacheinander mittels entsprechender Farbspritzpistolen zunächst die Härterkomponente und dann unmittelbar anschließend oder nach mehreren Stunden die pigmentierte Stammkomponente aufgebracht werden.

    [0011] Das Verhältnis zwischen Härterkomponente und Stammkomponente entspricht dem Stand der Technik. In der Regel liegt die Stammkomponente in größerer Menge vor, und auf 1 Gewichtsteil Härterkomponente fallen etwa 2 bis 10, vorzugsweise etwa 3 bis 6 Teile Stammkomponente. Auch insofern wird auf die bekannten Markierungsfarben verwiesen, d.h. die beiden Komponenten der Markierungsfarben des Stands der Technik können im'wesentlichen unverändert für das Verfahren gemäß der Erfindung eingesetzt werden und müssen lediglich hinsichtlich der Härterkomponente auf die geeignete Viskosität eingestellt werden.

    [0012] Das Verfahren der Erfindung hat u.a. den Vorteil, daß keine Mischvorrichtungen für die zwei Komponenten erforderlich sind. Derartige Mischvorrichtungen müssen stets sorgfältig gereinigt werden, da die beiden Komponenten nach dem Vermischen sehr schnell aushärten und , wenn eine sofortige Reinigung nach Beendigung des Auftragsvorganges unterlassen wird, die Mischvorrichtung verstopfen und damit unbrauchbar machen. Dies gilt selbst für kurze Arbeitspausen.

    [0013] Anhand der Zeichnung wird die Erfindung erläutert. Die Figuren 1 und 2 sind seitliche Schnitte durch eine Verkehrsfläche. In Fig. 1 sind schematisch zwei Auftragsvorrichtungen 1 und 2 mit Austrittsöffnungen 3 und 4 dargestellt. Die Vorspritzkomponente wird über die Auftragsvorrichtung 1 durch die Austrittsöffnung 3 auf die Verkehrsflächenoberfläche 5 aufgebracht und ergibt eine Schicht 6-. Die Stammkomponente wird über die Auftragsvorrichtung 2 durch die Austrittsoffnung 4 aufgebracht und vermischt sich mit der Vorspritzkomponente unter Bildung der fertigen Markierungsschicht 7. Unmittelbar anschließend werden aus einer nicht dargestellten üblichen Auftragsvorrichtung, Glasperlen und/oder Griffigkeitsmittel in den noch nicht gehärteten Anstrichfilm aufgetragen. Mit 13 ist schematisch eine Rollscheibe angedeutet, wie sie an konventionellen Markierungsmaschinen verwendet wird, um eine seitliche Begrenzung der Markierung zu gewährleisten. In der Regel enthalten die Maschinen zur beidseitigen Begrenzung der Markierung zwei derartige Rollscheiben.

    [0014] In Fig. '2 wird wiederum die Härterkomponente über die Auftragsvorrichtung 1 durch die Austrittsöffnung 3 auf die Verkehrsflächenoberfläche 5 aufgebracht und ergibt einen ersten Film 6. Die Stammkomponente wird aus der Auftragsvorrichtung 2 und 8 durch die Austrittsöffnung 4 und 9 unmittelbar anschließend oder nach mehreren Stunden aufgebracht und vermischt wiederum mit dem Film 6 unter Bildung der fertigen Markierungsschicht 10. Unmittelbar abschließend werden aus einer nicht dargestellten üblichen Auftragsvorrichtung, Glasperlen und/oder Griffigkeitsmittel in den noch nicht gehärteten Anstrichfilm aufgetragen.

    [0015] Naturgemäß können durch die nicht dargestellteAuftragsvorrichtung beliebige andere Komponenten wie Griffigkeitsmittel oder ein Gemisch von üblichen Komponenten aufgebracht werden.

    [0016] Zur seitlichen Begrenzung des Markierungsauftrages können anstelle von nur einer Auftragsvorrichtung zwei für die Stammkomponente zwei derartige Auftragsvorrichtungen im Winkel zueinander angeordnet werden.

    [0017] Fig. 3 zeigt eine derartige Vorrichtung schematisch von vorne gesehen, d. h. rechtwinklig zu den Figuren 1 und 2. Die Auftragsvorrichtungen 2a und 2b enthalten die Austrittsöffnungen 4a und 4b. Durch die Schrägstellung zur Straßenoberfläche 5 und einer bestimmten Düsenform wird eine gute seitliche Begrenzung 11 und 12 des Farbauftrags 10 erzielt.

    [0018] Die Auftragsvorrichtung en sind in nicht dargestellter Weise an einer fahrbaren Markierungsmaschine angeordnet. Die einzelnen aufzutragenden Substanzen werden in ebenfalls nicht dargestellter Weise über Dosiervorrichtungen und Schläuche den Auftragsvorrichtungen zugeführt.


    Ansprüche

    1.) Verfahren zum Markieren von Verkehrsflächen durch Auftragen einer pigmentierten, kalthärtenden 2-Komponenten-Farbe und gegebenenfalls Griffigkeitsmitteln und Glasperlen, dadurch gekennzeichnet , daß als erste Komponente eine Lösung oder Dispersion mit einer Viskosität* von 10 DIN-Sek. bis 100 DIN-Sek. eines Härtemittels für die zweite Komponente und unmittelbar-anschließend oder nach mehreren Stunden eine zweite Komponente enthaltend ein nach Vermischen mit der ersten Komponente kalthärtendes Bindemittel und Pigmente und gegebenenfalls unmittelbar danach Griffigkeitsmittel und/oder Glasperlen aufgetragen werden.
     
    2.) Fahrbare Vorrichtung zum Markieren von Verkehrsflächen mit mehreren Austrittsöffnungen für die auf die Verkehrsflächen aufzutragenden Substanzen, gekennzeichnet durch in Fahrtrichtung in einer geraden Linie nacheinander angeordnete mindestens eine erste Austrittsöffnung für eine Lösung oder Dispersion mit einer Viskosität von 10 DIN-Sek. bis 100 DIN-Sek.,mindestens eine zweite Austrittsöffnung für die zweite Komponente enthaltend kalthärtendes Bindemittel und Pigmente und mindestens eine dritte Austrittsöffnung für Griffigkeitsmittel und/oder Glasperlen.
     
    * Bestimmung der Auslaufzeit mit dem DIN-Becher 4 nach DIN 532110
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht