[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Horizontalstranggießen
von flüssigen Metallen, insbesondere von Stahl, gemäß der Gattung des Patentanspruchs
1.
[0002] Das Horizontalstranggießen bietet gegenüber dem vertikalen Stranggießen den Vorteil,
daß aufwendige hohe Gerüste einer vertikal angeordneten Stranggießvorrichtung und
ein anschließendes Umlenken des nach unten hin erkaltenden Gußstranges entbehrlich
werden. Beim horizontalen Stranggießverfahren besteht jedoch die Gefahr, daß bei der
Erstarrung des Gießmetalls entstehende Lunker in den oberen Querschnittsbereich des
waagerechten Gießstranges verschoben und nicht wieder mit flüssigem Metall gefüllt
werden. Auch besteht der Mangel, daß Verunreinigungen des Gießmetalls sich bei dessen
Erkalten im unteren Bereich des waagerechten Gießstranges absetzen und so zu einer
nachteiligen Entmischung der Metallzusammensetzung führen können. Außerdem ist bei
den bekannten Vorrichtungen zum Horizontalstranggießen die Verbindung vom Vorratsbehälter
zur Horizontalstranggießkokille häufig eine kritische Stelle, da bei den bis über
1500°C betragenden Gießtemperaturen hochbeanspruchte Einrichtungsteile, wie z.B. der
Vorratsbehälter, ein zur Horizontalstranggießkokille führendes Ausflußrohr und die
Kokille selbst leicht zu Wiederinstandsetzungsarbeiten zugänglich sein müssen, wie
sie nach mehreren Abgüssen erforderlich sind.
[0003] In der DE-AS 1 296 747 ist zur Verbesserung der Qualität des horizontal gebildeten
Gießstranges bereits vorgeschlagen worden, zwischen dem Vorratsbehälter und der Horizontalstranggießkokille
einen horizontalen Kanal vorzusehen, der von einer als magnetische Pumpe wirkenden
Magnetspule umgeben ist. Durch diese Pumpe wird das flüssige Metall stets unter einem
in Gießrichtung wirkenden Druck gehalten, wodurch ein hoher Füllungsgrad des Innenraumes
der Horizontalstranggießkokille erzielt werden soll. Es wird damit also die Gefahr
verringert, daß sich beim Horizontalstranggießen im oberen Teil des Produktes Lunker
bilden. Außerdem soll der in Gießrichtung wirkende Druck dazu führen, daß der Wärmeaustausch
zwischen dem Gießmetall und den Wänden der Horizontalstranggießkokille verbessert
und das Erstarren des Gießstranges erleichtert wird. Wenn die bekannte Vorrichtung
auch weitgehend unter Luftabschluß arbeitet und somit Reoxidationen des flüssigen
Metalls nicht befürchtet zu werden brauchen, so führt der vorgenannte horizontale
Kanal doch nicht nur zu einer ungünstig langen Transportstrecke des flüssigen Metalls,
sondern auch zu einem hohen Energieaufwand für die magnetische Pumpe und hohen Wärmeverlusten,
wobei die Vorrichtung während des Betriebes auch nur schwierig zu kontrollieren und
zu handhaben ist.
[0004] Der Erfindung liegt, ausgehend von der Gattung des
Pa-tentanspruchs 1 die Aufgabe zugrunde, ein solches Horizontalstranggießverfahren
zu finden, bei welchem das Gießmetall ohne enge und lange Zuführungskanäle auf möglichst
kurzem Wege und damit möglichst ohne Temperaturverluste und mit einem möglichst herabgesetzten
Energieaufwand für die in Gießrichtung wirkende elektromagnetische Kraft so in die
Horizontalstranggießkokille hineingelangen kann, daß ebenfalls möglichst keine Lunkerbildung
im oberen Querschnittsbereich des Gießstranges befürchtet zu werden braucht.
[0005] Die gestellte Aufgabe ist, ausgehend von der Gattung des Patentanspruchs 1 durch
die in dessen kennzeichnendem Teil wiedergegebene Lehre gelöst.
[0006] Mit einem solchen Verfahren ergibt sich nicht nur eine für die Wartung der Gießvorrichtung
vorteilhafte Trennung von Vorratsbehälter oder einem entsprechenden Verteiler von
der Horizontalstranggießkokille, sondern der Energieaufwand für die in Gießrichtung
wirksame elektromagnetische Kraft kann im wesentlichen darauf beschränkt werden, ein
unzulässig weites Ansteigen des Flüssigkeitsspiegels in der Eingießöffnung der Horizontalstranggießkokille
auszuschließen. Trotzdem reicht eine solche elektromagnetische Kraft dazu aus, in
der Stranggießkokille einen. ausreichenden Druck in Gießrichtung zu erzeugen, der
eine etwaige Lunkerbildung erschwert und beim Erkalten des Gießmetalls einem etwaigen
Einfallen der gebildeten Strangschale an deren Oberseite entgegenwirkt. Die Eingießöffnung
der Horizontalstranggießkokille macht es weiterhin möglich, auf das Metallbad in gleicher
Weise, wie es beim Vertikalstranggießen üblich ist, ein Gießpulver od. dgl. Schmiermittel
zu geben.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Ver- fahrens sind in den Unteransprüchen 2 bis 4 beansprucht.
[0008] Die Erfindung umfaßt auch eine in den Patentansprüchen 5 bis 11 beanspruchte vorteilhafte
Ausgestaltung der Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Horizontalstranggießens.
[0009] In der Zeichnung ist die Erfindung beispielsweise veranschaulicht; es zeigen:
Fig. 1 einen schematisch gehaltenen lotrechten Teillängsschnitt durch eine erste Ausführungsform
einer zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens geeigneten Vorrichtung;
Fig. 2 einen gleichen Teillängsschnitt durch eine zweite Ausführungsform der Vorrichtung.
[0010] Die dem ersten Ausführungsbeispiel entsprechende Vorrichtung zum Horizontalstranggießen
weist einen Flüssigstahl 1 enthaltenden üblichen, und deshalb nicht näher dargestellten
Flüssigkeitsbehälter 2 auf, dessen Boden eine mit einem Abschlußschieber 3 versehene
Ausgießöffnung 4 aufweist. Der bei mehr oder weniger weit geöffnetem Abschlußschieber
3 nach unten ausströmende Gießstrahl 5 strömt in die Eingießöffnung 6 einer in geringem
Abstand darunter befindlichen Horizontalstranggießkokille 7, die nur mit ihrem einlaßseitigen
Ende angedeutet ist und im übrigen irgendeiner üblichen Art entsprechen kann.
[0011] Wie aus Fig. 1 weiterhin ersichtlich ist, weist die Horizontalstranggießkokille 7
eintrittsseitig einen zur oberen Eingießöffnung 6 führenden Krümmer 8 auf, wobei der
anschließende Gießkanal 9 nach der Eingießöffnung 6 hin eine scharfkantige Oberkante
10 bildet.. Im übrigen ist das einlaßseitige Ende der Horizontalstranggießkokille
7 von einer auch die Eingießöffnung 6 überdeckenden Magnetspule 11 umgeben, die in
üblicher, nicht besonders dargestellter Weise elektrisch erregt werden kann, wobei
die Feldstärke des erzeugten Magnetfeldes in üblicher Weise von einem Regler 12 her
geregelt werden kann. Da die Magnetspule 11 auch die Eingießöffnung 6 überdeckt, weist
sie an der Stelle des Gießstrahles 5 eine entsprechende Durchbrechung 13 auf.
[0012] Aus Fig. 1 geht weiterhin hervor, daß die Horizontalstranggießkokille 7 in Gießrichtung
beweglich gelagert und von einem Antrieb 14 her in dieser Richtung mit einer kleinen
Amplitude hin- und herbewegbar ist. Da die Wirkung des Magnetfeldes auf den Flüssigstahl
1 auch durch eine geringfügige axiale Verschiebung der Magnetspule 11 relativ zur
Horizontalstranggießkokille 7 beeinflußt werden kann, kann auch der Antrieb 14 auf
einer Unterlage 14a in Abzugrichtung des Gießstranges in entsprechenden Grenzen einstellbar
gelagert sein.
[0013] Beim Betrieb der beschriebenen Gießvorrichtung wird der in die Eingießöffnung 6 einströmende
Gießstrahl 5 durch den Krümmer 8 in den Gießkanal 9 hin abgelenkt. Durch eine übliche,
nicht besonders veranschaulichte Kühlung der Horizontalstianggießkokille 7 erkaltet
der Flüssigstahl 1 von der Innenwandung 15 des Gießkanals 9 aus zunehmend in Gießrichtung,
bis ein genügend fester Gießstrang gebildet ist, der die Stranggießkokille austrittsseitig
verläßt und dort in üblicher, nicht besonders dargestellter Weise von einer Abzugvorrichtung
her abgezogen wird. Durch die oszillierende Hin- und Herbewegung der Horizontalstranggießkokille
7 wird dazu beigetragen, daß sich die beim Erkalten des Flüssigstahles 1 bildende
Strangschale 16 fortlaufend von der Innenwandung 15 der Stranggießkokille löst.
[0014] Vorteilhaft ist weiterhin, daß die Eingießöffnung 6 leicht so zugänglich gehalten
werden kann, daß ein Stranggießen mit einem Schmiermittel -(Öl oder Gießpulver) möglich
ist.
[0015] Beim Betrieb-der Gießvorrichtung-wird-das Magnetfeld -vom Regler 12 her so eingestellt,
daß auf den Flüssigstahl 1 in der Horizontalstranggießkokille 7 eine solche elektromagnetische
Kraft in der Horizontalgießrichtung entsteht, daß unter der Eingießöffnung 6 ein entgegen
der Abzugrichtung um 1° bis 10° geneigter Gießspiegel 17 entsteht, dessen höchste
Stelle 18 in Abzugrichtung mit Abstand vor der eintrittsseitigen Oberkante 10 des
Gießkanals 9 liegt. Dabei wird es bevorzugt, wenn der Neigungswinkel α des Gießspiegels
17 entgegen der Abzugrichtung zwischen 3° und 5° eingestellt wird, da bei einem solchen
Gießspiegel die angestrebte Zurückhaltung des Flüssigstahles 1 im Gießkanal 9 unterhalb
der Eingießöffnung 6 mit genügender Sicherheit bei einem zugleich minimalen Energieaufwand
für die Erzeugung des Magnetfeldes gewährleistet werden kann.
[0016] Bei einer gewissen Stahlqualität und gewissen Abmessungen der Horizontalstranggießkokille
7 kann es vorteilhaft sein, den Gießstrahl 5 statt im freien Fall durch ein gemäß
Fig. 2 beim zweiten Ausführungsbeispiel vorgesehenes Gießrohr 19 in die Horizontalstranggießkokille
7 zu leiten. Dabei ragt das von der Ausgießöffnung 4 des Vorratsbehälters 2 ausgehende
und an diesem festgelegte Gießrohr 19 von oben in die Eingießöffnung 6 hinein und
reicht mit einer austrittsseitigen Krümmung 20 axial in den an die Eingießöffnung
6 anschließenden Gießkanal 9 der Horizontalstranggießkokille 7 hinein. Gemäß dem Ausführungsbeispiel
ist das Gießrchr 19 an der Stelle, wo sie die Magnetspule 11 an deren Durchbrechung
13 durchsetzt, mit der Magnetspule 11 fest verbunden.
[0017] Bei beiden beschriebenen Ausführungsbeispielen umgibt die Eingießöffnung 6 der Horizontalstranggießkokille
7 den Gießstrahl 5 bzw. das Gießrohr mit einem die horizontalen Oszillationsbewegungen
und gegebenenfalls auch eine der Einjustierung dienende zusätzliche Verschiebung der
Horizontalstranggießkokille 7 gegenüber der Magnetspule 11 zulassenden Spiel. Da die
dem zweiten Ausführungsbeispiel entsprechende Stranggießvorrichtung in allen übrigen
Einzelheiten mit der in Verbindung mit Fig. 1 bereits beschriebenen Vorrichtung übereinstimmt,
erübrigt sich eine weitergehende Beschreibung und Darstellung des zweiten Ausführungsbeispiels.
[0018] Der Vorratsbehälter 2 könnte in bekannter Weise auch als sogen. Verteiler ausgebildet
sein, von dem aus durch mehrere Ausgießöffnungen zugleich mehrere parallel zueinander
angeordnete Horizontalstranggießkokillen mit Flüssigstahl beliefert werden.
1. Verfahren zum Horizontalstranggießen von flüssigen Metallen, insbesondere von Stahl,
bei dem das flüssige.Metall unter dem Einfluß der Schwerkraft aus einem Vorratsbehälter geregelt in eine
gekühlte Horizontalstranggießkokille geleitet, darin auf dasselbe eine elektromagnetische
Kraft in Gießrichtung ausgeübt und der erstarrte Gießstrang kontinuierlich abgezogen
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das flüssige Metall aus dem Vorratsbehälter (2) nach unten in die Horizontalstranggießkokille
(7) abgelassen und darin in die horizontale Abzugrichtung umgelenkt wird, und daß
die elektromagnetische Kraft im Sinne einer Zurückhaltung des Gießspiegels in einer
entsprechenden oberen Eingießöffnung (6) der HorizontalstranggieBkokille (7) unterhalb
der eintrittsseitigen Oberkante (10) des anschließenden horizontalen Gießkanals (9)
eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die elektromagnetische Kraft
im Sinne der Bildung eines entgegen der Abzugrichtung um 1° bis 10° geneigten Gießspiegels
(17) eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Neigungswinkel (α) des
Gießspiegels (17) von 3° bis 5° eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Horizontalstranggießkokille
(7) während des Gießvorganges horizontal oszillierend angetrieben wird.
5. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 mit
einer Horizontalstranggießkokille, einem an der Einlaufseite dieser Kokille angeordneten
Vorratsbehälter für flüssiges Metall und einer um die Strangachse verlaufenden Magnetspule,
dadurch gekennzeichnet, daß die Horizontalstranggießkokille (7) eintrittsseitig einen
zu einer oberen Eingießöffnung (6) führenden Krümmer (8) und der Vorratsbehälter (2)
eine oberhalb derselben befindliche untere Ausgießöffnung (4) aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der anschließende Gießkanal
(9) nach der Eingießöffnung (6) hin eine scharfkantige Oberkante (10) bildet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Magnetspule
(11) die Eingießöffnung (6) in axialer Richtung überragt und eine Durchbrechung (13)
für den Gießstrahl .(5) aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorratsbehälter
(2) ein von seiner Ausgießöffnung (4) ausgehendes Gießrohr (19) aufweist, das nach
unten durch die Eingießöffnung (6) der Horizontalstranggießkokille (7) hindurch und
mit einer austrittsseitigen Krümmung (20) axial in den an die Eingießöffnung (6) anschließenden
Gießkanal (9) hineinreicht.
9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 7 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Gießrohr
(19) die Magnetspule (11) durchsetzt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Horizontalstranggießkokille (7) in axialer Richtung oszillierbar gelagert ist und
die Eingießöffnung (6) der Horizontalstranggießkokille (7) den Gießstrahl (5) bzw.
das Gießrohr (19) mit einem horizontale Oszillationsbewegungen der Horizontalstranggießkokille
(7) zulassenden Spiel umgibt.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Horizontalstranggießkokille (7) in ihrer Ausgangslage axial einjustierbar ist.