[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Stellventil, insbesondere zur Steuerung und Regelung
von Dampfturbinen, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Derartige Stellventile, die beispielsweise aus der Siemens-Zeitschrift 41 (1967)
Beiheft "Dampfturbinen großer Leistung", Seiten 75 und 76 bekannt sind, sollen einerseits
durch Verändern der Hubstellung des Ventilkörpers eine gewünschte Drosselcharakteristik
gewährleisten und andererseits in voll geöffnetem, d.h. in ausgesteuertem Zustand
möglichst geringe Gefälleverluste verursachen. Darüber hinaus sollen im Hinblick auf
Grenzen der Baumaße und der Leistung der zugehörigen Stellantriebe die Verstellkräfte
klein gehalten werden. Bei den im Dampfturbinenbau zumeist verwendeten Einsitzventilen
werden die Verstellkräfte durch die Wahl eines relativ geringen Durchmessers des Ventilkörpers
vermindert. Im engsten Querschnitt hinter dem Ventilsitz ergeben sich damit schon
im voll geöffneten Zustand des Stellventils hohe Strömungsgeschwindigkeiten. Um die
Gefälleverluste in der nachfolgenden Rohrleitung klein zu halten, wird dann die Strömungsgeschwindigkeit
in dem hinter dem Ventilsitz angeordneten Diffusor verlustarm verlangsamt. Bei diesem
Querschnittsverlauf des Stellventils, der als konvergent-divergenter Kanal aufgefaßt
werden kann, ergeben sich tiefste Drucke in dem engsten Querschnitt gefolgt von einem
Druckanstieg längs des Diffusors.
[0003] Wird zu Steuerungszwecken die Strömung gedrosselt und der Ventilkörper hierzu in
Richtung des Ventilsitzes verschoben, so kommt es im Diffusor in mit der Schließbewegung
des Ventilkörpers zunehmenden Maße zu Strömungsablösungen. Die Übergeschwindigkeiten
der Strömung werden dabei durch Verwirbeln verlangsamt. Bei stärkerer Drosselung werden
zunehmend Überschallgeschwindigkeiten der Strömung hinter dem Ventilsitz erzeugt,
welche durch Verdichtungsstöße abgebaut werden. Beide Formen der Strömungsverlangsamung
bzw. Verlusterzeugung durch Verwirbeln oder durch Verdichtungsstöße bewirken jedoch
einen stark instationären Strömungsverlauf mit ausgeprägter Grobturbulenz, mit Pulsieren
und mit Hin- und Herschwanken der hinter dem Ventilsitz zunächst als Freistrahl verlaufenden
Strömung. Die hierdurch erzeugten Druckschwankungen wirken dann als unerwünschte Schwingungsanregung
auf den Ventilkörper.
[0004] Besonders starke Schwankungen können auch schon bei relativ schwacher Drosselung
auftreten. Es ist für eine Diffusorströmung charakteristisch, daß der Beginn der Strömungsablösung
instationär verläuft, da es zwischen noch anliegender und schon abgelöster Strömung
zu stochastischem Wechsel kommt. Die hierdurch ausgelösten Zusammenbrüche des Druckanstieges
im Diffusor und die davon ausgehenden starken Druckstöße wirken ebenfalls als Schwingungsanregungen
auf den Ventilkörper.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Stellventil zu schaffen, bei
welchem die den Ventilkörper zu Schwingungen anregenden Wechselkräfte minimiert werden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0007] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die Strömung hinter der Drosselstelle
und im Diffusor durch einen Drall stabilisiert werden kann und daß ein derartiger
Drall der Strömung durch eine gegenüber der Längsachse des Ventilgehäuses versetzte
Anordnung des Eintrittsstutzens aufgezwungen werden kann. Durch die von dem Drall
ausgehende Zentrifugalwirkung wird die Strömung nach außen gezwungen und eine Ablösung
der Strömung von der Diffusorwand vermieden.
[0008] Um zusätzliche Gefälleverluste zu vermeiden, muß die Stärke des der Strömung aufgezwungenen
Dralles begrenzt werden. Hierzu ist es zweckmäßig, wenn der außermittige Versatz des
Eintrittsstutzens in der Größenordnung von 10 - 50% seines Innendurchmessers liegt.
[0009] Im folgenden sind Aufbau und Wirkungsweise eines Ausführungsbeispiels der Erfindung
anhand der Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1 einen teilweisen Längsschnitt durch das Ventilgehäuse eines Stellventils für
Dampfturbinen und
Fig. 2 einen Querschnitt gemäß der Linie II - II der Fig. 1.
[0010] In Fig. 1 ist das Ventilgehäuse 1 des Stellventils nur teilweise dargestellt. Die
durch Pfeile S angedeutete Dampfströmung tritt durch einen seitlichen Eintrittsstutzen
2 in das Ventilgehäuse 1 ein, durchströmt einen zwischen der Kegellippe 31 eines Ventilkörpers
3 und einem Ventilsitz 4 gebildeten Ringquerschnitt und tritt nach unten aus dem Ventilgehäuse
1 aus, wobei der Austrittsbereich als Diffusor 5 ausgebildet ist.
[0011] Der Querschnittsverlauf des Stellventils kann dabei als konvergent-divergenter Kanal
aufgefaßt werden, wobei der Ventilsitz 4 im konvergenten Kanalteil vor dem engsten
Querschnitt f liegt und wobei der divergente Kanalteil durch den Diffusor 5 gebildet
wird. Dabei ist die Kontur des konvergent-divergenten Kanals im Bereich des Ventilsitzes
4, des engsten Querschnittes f und des Anfangsbereichs des divergenten Kanalteils
durch eine aus verschleißfestem Material bestehende und in das Ventilgehäuse 1 eingesetzte
Ventilsitzbuchse 6 gebildet.
[0012] Der Ventilkörper 3 ist als Kolben ausgebildet und innerhalb einer als Zylinder ausgebildeten
und im Ventilgehäuse 1 fest angeordneten Ventilführung 7 in axialer Richtung geführt.
Die Hubstellung des Ventilkörpers 3, welche die Drosselung der Dampfströmung S bestimmt,
wird dabei in Richtung der Längsachse L des Ventilgehäuses 1 über eine formschlüssig
mit dem Ventilkörper 3 verbundene Ventilspindel 8 von einem in der Zeichnung nicht
dargestellten Stellantrieb eingestellt.
[0013] Um nun die den Ventilkörper 3 zu Schwingungen anregenden Wechselkräfte zu minimieren,
soll die Dampfströmung S hinter dem Ventilsitz 4 und im Diffusor 5 stabilisiert werden.
Dies gelingt mit Hilfe eines der Dampfströmung S aufgezwungenen Dralles, welcher durch
einen schraubenlinienförmigen Pfeil D angedeutet ist. Der Drall D verhindert durch
die auf die Dampfströmung S ausgeübte Zentrifugalwirkung eine Ablösung von der Wandung
des Diffusors 5.
[0014] Wie nun der Drall D der Dampfströmung S aufgezwungen wird, geht aus dem Querschnitt
nach Fig. 2 hervor. Hierzu ist die Mittenachse M des Eintrittsstutzens 2 nicht wie
sonst üblich in radialer Richtung auf die Längsachse L des Ventilgehäuses 1 gerichtet,
sondern derart ausgerichtet, daß sich gegenüber der Längsachse L ein mit e bezeichneter
Versatz ergibt. Aufgrund dieses außermittigen Versatzes e ergibt sich dann eine in
bezug auf das Ventilgehäuse 1 asymmetrische Einströmung und damit der in Fig. 1 dargestellte
Drall D. Die Stärke des Dralles D ist zur Vermeidung zusätzlicher Gefälleverluste
begrenzt. Diese Begrenzung erfolgt über eine entsprechende Bemessung des außermittigen
Versatzes e, welcher im dargestellten Ausführungsbeispiel etwa 15% des Innendurchmessers
D
i des Eintrittsstutzens 2 beträgt.
1. Stellventil, insbesondere zur Steuerung und Regelung von Dampfturbinen, mit einem
seitlich in ein Ventilgehäuse einmündenden Eintrittsstutzen, einem innerhalb des Ventilgehäuses
in einer Ventilführung verschiebbaren Ventilkörper, einem in dem Ventilgehäuse angeordneten
Ventilsitz und einem dem Ventilsitz nachgeschalteten Diffusor, wobei Ventilführung,
Ventilkörper, Ventilsitz und Diffusor koaxial zu der Längsachse des Ventilgehäuses
angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, daß der Eintrittsstutzen (2) in bezug auf
die Längsachse (L) des Ventilgehäuses (1) derart versetzt angeordnet ist, daß der
in das Ventilgehäuse (1) eintretenden Strömung (S) ein Drall (D) um die Längsachse
(L) des Ventilgehäuses (1) aufgezwungen wird.
2. Stellventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der außermittige Versatz
(e) des Eintrittsstutzens (2) in der Größenordnung von 10 - 50% seines Innnendurchmessers
(Di) liegt.