[0001] Die Erfindung betrifft eine Stranggießkokille, insbesondere eine Horizontalstahlstranggießkokille
für mehrsträngige Gießanlagen, mit einem den Strangquerschnitt formenden ersten Kokillenteil
und mindestens einem in Strangdurchlaufrichtung hinter diesem angeordneten zweiten
Kokillenteil, der mit die Strangoberfläche stützenden und mit ihr in Kontakt gelangenden
Wandteilen ausgestattet ist, die mittels Stellgeräten gegen die Strangoberfläche preßbar
sind.
[0002] Kokillen dieser Art sind beispielsweise aus der DE-AS 27 58 514 oder aus Hermann,
Handbuch des Stranggießens, Bild 430, bekannt. Die an die Strangoberfläche preßbaren
Wandteile des zweiten Kokillenteiles, des sogenannten Nachkühlers, werden bei diesen
bekannten Kokillen über Schraubenfedern bzw. Druckmittelzylinder gegen die Strangschale
bewegt. Dabei sind die Schraubenfedern bzw. Druckmittelzylinder mit ihrer Längsachse
etwa senkrecht zur Strangoberfläche gerichtet angeordnet,und es sind je Wandteil mindestens
zwei Federn bzw. Druckmittelzylinder vorgesehen, wobei jeweils mindestens eine Feder
bzw. ein Druckmittelzylinder am Ein- und am Auslaufende jedes Wandteiles angreift.
Federn haben zwar den Vorteil, daß sie wenig Platz beanspruchen, jedoch weisen sie
den Nachteil auf, daß sich bei zunehmendem Abrieb der Wandteile die Anstellkraft verändert,
so daß die Wandteile an der Strangoberfläche während des Gießens einmal mit höherer
und einmal mit niedrigerer Anstellkraft anliegen.
[0003] Weiters ist mit Federn ein Lüften der Wandteile, wie es beispielsweise beim Einfädeln
des Anfahrstranges in die Kokille zweckmäßig ist, nicht möglich; es müßte dazu eine
eigene Lüftvorrichtun
g vorgesehen werden. Ungleichmäßig eingestellte Federn bewirken einen ungleichmäßigen
Verschleiß der Wandteile.
[0004] Druckmittelzylinder, die zwar ein einfaches Lüften der Wandteile des Nachkühlers
ermöglichen, benötigen jedoch einen großen Raum hinter jedem Wandteil des Nachkühlers,
was wegen der beengten Platzverhältnisse bei der Kokille nachteilig ist. Insbesondere
sind sie für eine Mehrfachstranggießanlage, bei der die Stränge eng beieinander liegen,
nicht einsetzbar.
[0005] Die Erfindung bezweckt die Vermeidung dieser Nachteile und Schwierigkeiten und stellt
sich die Aufgabe, eine Stranggießkokille der eingangs beschriebenen Art zu schaffen;
die peripher nur wenig Platz benötigt, bei der die Anstellkraft unabhängig vom Abrieb
der Wandteile ist und bei der über die Länge der Wandteile gesehen, vollkommen gleiche
Anstellkräfte und somit stets ein gleicher Abrieb vorhanden ist.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Stellgeräte mit ihrer
Längsachse parallel zur Stranglängsachse angeordnet sind und daß jedes Stellgerät
mittels einer die parallel zur Stranglängsachse gerichtete Bewegungsrichtung des Stellgerätes
in Richtung etwa senkrecht zur Stranglängsachse umlenkenden Einrichtung mit dem Ein-
und Auslaufende eines Wandteiles verbunden ist.
[0007] Zweckmäßig ist für jeden Wandteil ein einziges Stellgerät vorgesehen.
[0008] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die die Bewegungsrichtung umlenkende
Einrichtung als Winkelhebel ausgebildet, der einerseits am Stellgerät mit einem Hebelarm
und anderseits an dem gegen die Strangoberfläche preßbaren Wandteil mit dem zweiten
Hebelarm gelenkig verbunden ist, wobei der Winkelhebel um eine gegenüber der Kokille
ortsfeste Achse schwenkbar ist.
[0009] Dabei ist vorteilhaft der an dem Wandteil angelenkte Hebelarm mit diesem Wandteil
mit Spiel verbunden.
[0010] Um eine genaue Lage der Wandteile sicherzustellen, ist jeder der gegen die Strangoberfläche
preßbaren Wandteile an einem ortsfesten Gerüstteil der Kokille mittels einer Führung
senkrecht zur Stranglängsachse geführt, wobei zur besseren Anpassung der Wandteile
an die Strangoberfläche jeder der gegen die Strangoberfläche preßbaren Wandteile an
einem ortsfesten Gerüstteil der Kokille mittels eines Gelenklagers gelagert ist.
[0011] Eine bevorzugte Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß die Stellgeräte als
doppeltwirkende Druckmittelzylinder ausgebildet sind.
[0012] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die die Bewegungsrichtung umlenkende
Einrichtung von einer in einer über einen Viertelkreis bogenförmigen Führung bewegbaren
und aus aneinander angelenkten Gliedern bestehenden Kette ausgebildet, die einerseits
am Wandteil und anderseits am Stellgerät befestigt ist.
[0013] Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert, wobei Fig. 1
eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer Horizontalstran
ggießanlage in schematischer Darstellung zeigt. In Fig. 2 ist ein Nachkühler der Stranggießkokille
in vergrößertem Maßstab teilweise im Längsschnitt dargestellt. Fig. 3 veranschaulicht
eine Ansicht gemäß dem Pfeil III der Fig. 2 bzw. einen Schnitt gemäß der Linie III-III
der Fig. 2. In Fig. 4 ist ein Detail der weiteren Ausführungsform gezeigt.
[0014] An einem auf Schienen horizontal verfahrbaren Zwischengefäß 1 ist im Bereich dessen
Ausgußöffnung 2 eine Stranggießkokille 3 dicht befestigt, die in bekannter Weise einen
den Formhohlraum 4 bildenden Kupfermantel 5, welcher gekühlt ist, aufweist.
[0015] In Strangdurchlaufrichtung gesehen, sind hinter diesem den Formhohlraum 4 bildenden
ersten Kokillenteil 6 zwei weitere Kokillenteile 7 und 8 angeordnet, die jeweils mit
die Strangoberfläche stützenden und mit der Strangoberfläche in Kontakt gelangenden
Wandteilen 9 ausgestattet sind.
[0016] Diese beiden weiteren Kokillenteile 7, 8, die nachfolgend als Nachkühler bezeichnet
sind, sind an dem ersten Kokillenteil 6 mittels Flanschplatten 10 befestigt und bilden
mit diesem zusammen die Horizontalstranggießkokille 3. Die Nachkühler 7, 8 haben den
Zweck, die Strangschale durch intensives Kühlen des Stranges zu verstärken und ein
Wiederaufschmelzen der Strangschale durch die im Stranginnerenfrei werdende Kristallisationswärme
zu verhindern. Jeder der Nachkühler 7, 8 weist vier Wandteile 9, nachfolgend als Kühlplatten
bezeichnet, auf, die von Kühlwasser durchflossen werden. Der vom Kühlwasser durchflossene
Hohlraum 11 jeder Kühlplatte 9 ist zu diesem Zweck mittels eines als Steckrohr 12
ausgebildeten Anschlußstückes an einem vom Kühlwasser durchflossenen hohlen Rahmen
13 des Nachkühlers angeschlossen. Zwischen dem Steckrohr 12 und dem Rahmen 13 ist
ein Kompensator 14, der die Bewegung einer Kühlplatte 9 ausgleichen kann, vorgesehen.
[0017] An der zur Strangoberfläche gerichteten Seite der Kühlplatten 9 ist jeweils eine
Graphitplatte 15, die durch ihre gute Wärmeleitfähigkeit eine optimale Wärmeabfuhr
vom Strang gewährleistet, angebracht. Diese Graphitplatten 15 stellen Verschleißplatten
dar, sie ermöglichen durch ihre niedrige Gleitreibung mit dem Strang einen geringen
Reibungswiderstand und damit geringe Ausziehkräfte für den Strang. Zum Halten jeder
Kühlplatte 9 ist je Kühlplatte ein Lagerbolzen 16 an einem starren Joch 17 des Nachkühlers
vorgesehen, der ein Gelenklager 18 trägt, auf dessen Außenring ein Führungsring 19
sitzt. Dieser Führungsring 19 ermöglicht das Gleiten einer an der Kühlplatte 9 montierten
Lagerbüchse inRLchtung der Achse 20 des Lagerbolzens 16, wobei die Achse 20 des Lagerbolzens
etwa normal zur Ebene . der Kühlplatte 9 gerichtet ist. Durch diese Konstruktion ist
ein selbsttätiges Ausrichten der Lage jeder Kühlplatte an die Strangoberfläche möglich
und somit eine ganzflächige Auflage der Graphitplatte 15 an der Strangoberfläche gewährleistet.
[0018] Jede Kühlplatte 9 läßt sich mittels eines Stellgerätes 21 in Richtung normal auf
die Strangoberfläche bewegen,und zwar sowohl zur Strangoberfläche hin als auch von
der Strangoberfläche weg. Das Stellgerät ist als doppeltwirkender, mit seiner Längsachse
22 parallel zur Strangachse 23 angeordneter Hydraulikzylinder ausgebildet, welcher
sowohl mit seinem am Zylinder angeordneten Gelenkauge 24 als auch mit seinem am Kolben
vorgesehenen Gelenkauge 25 mittels Bolzen 26 jeweils mit dem längeren Arm 27 eines
Winkelhebels 28 gelenkig verbunden ist. Jeder Winkelhebel 28 ist mittels eines ortsfesten
Bolzens 29 am Nachkühler schwenkbar gelagert. Der kurze Arm 30 jedes Winkelhebels
ist mit einer auf der Kühlplatte 9 aufgeschraubten Konsole 31 gelenkig verbunden,
wobei zur Verbindung ebenfalls ein Bolzen 32 dient, der jedoch gegenüber der Konsole
31 ein Spiel 33 aufweist, damit eine gute Beweglichkeit des Winkelhebels 28 gewährleistet
ist. Die Bewegung einer Kühlplatte 9 zur Strangoberfläche hin wird durch einen Anschlag
34, der jeweils an einer Flanschplatte 10 des Nachkühlers vorgesehen ist, begrenzt.
Jeder Anschlag 34 wirkt jeweils mit einem Winkelhebel 28 zusammen. Beim Lüften einer
Kühlplatte 9 gelangen ebenfalls Anschläge der Kühlplattenrückseite mit dem Winkelhebel
28 in Kontakt, so daß auch die Bewegung der Kühlplatte 9 in Richtung vom Strang weg
begrenzt ist.
[0019] Die Funktion der Einrichtung ist folgende: Dadurch, daß für jeden Wandteil, d.h.
jede Kühlplatte 9, ein eigenes, einziges Stellgerät 21 vorgesehen ist, welches über
die Bewegungsrichtung 22 dieses Stellgerätes 21, die parallel zur Stranglängsachse
23 gerichtet ist,in Richtung etwa normal zur Stranglängsachse 23 umlenkende Einrichtungen
28 mit dem Ein- 35 und Auslaufende 36 eines Wandteiles 9 verbunden ist,, wird eine
gleichmäßige Anstellkraft über die gesamte Länge des Wandteiles erzwungen.Damit ist
auch ein gleichmäßiger Verschleiß der Graphitplatten 15 über die Länge der Wandteile
9 gewährleistet.
[0020] Durch Einstellen eines höheren hydraulischen Druckes in den Zylindern 21- der unteren
Kühlplatten kann das Eigengewicht des Stranges und der Kühlplatten 9 ausgeglichen
werden. Dadurch kann eine gleichmäßige Abstützung des Stranges erreicht werden. Anstelle
des unterschiedlichen hydraulischen Druckes könnten auch in den Zylindern 21 oder
am Hebelmechanismus 28 angeordnete Federn zum Einsatz kommen.
[0021] Zweckmäßig wird der Druck in den Zylindern 21 (vorteilhafterweise automatisch) dem
ferrostatischen Druck im Strangsumpf und an andere Gießparameter, wie beispielsweise
Ausziehgeschwindigkeit und Oszillierhub des Stranges, entsprechend, auf einen optimalen
Wert eingestellt, so daß die Stütz-und Kühlwirkung der Kühlplatten 9 bei möglichst
geringer Reibung optimiert werden.
[0022] Infolge der Anordnung der Hydraulikzylinder 21 parallel zur Stranglängsachse 23 ergeben
sich äußerst günstige Platzverhältnisse, und es ist möglich, die erfindungsgemäße
Stranggießkokille 3 auch für Mehrfachstranggießanlagen zu verwenden, wobei die Stränge
en
g benachbart geführt werden können.
[0023] Mit der erfindungsgemäßen Einrichtung ist es möglich, die Kühlplatten 9 vom Strang
abzuheben (zu lüften), was beim Einfädeln des Anfahrstranges in die Kokille von Vorteil
ist. Die empfindlichen Graphitplatten werden dadurch bei diesem Vorgang vor einer
Beschädigung bewahrt.
[0024] In Fig. 4 ist eine weitere Ausführungsform dargestellt, bei der die die Bewegungsrichtung
eines Zylinders umlenkende Einrichtung von einer in einer bogenförmigen, sich etwa
um einen Zentriwinkel von 90
0 erstreckenden, starr am Nachkühler montierten Bo
genführung 37 gebildet ist, innerhalb der eine aus aneinander gelenkten Laschen 38
gebildete Kette 39 geführt ist. Der doppeltwirkende Zylinder 21 ist einerseits mit
seinem Zylinder und anderseits mit seinem Kolben an eine solche Kette 39 angelenkt.
An den Enden der Ketten 39 sind am Ein- 35 bzw. Auslaufende 36 jedes Wandteiles 9
des Nachkühlers befestigte Stützglieder 40 angelenkt.
1. Stranggießkokille, insbesondere Horizontalstahlstrang- gießkokille (3) für mehrsträngige Gießanlagen, mit einem den Strangquerschnitt formenden
ersten Kokillenteil (6) und mindestens einem in Strangdurchlaufrichtung hinter diesem angeordneten zweiten Kokillenteil (7, 8), der mit die Strangoberfläche
stützenden und mit ihr in Kontakt gelangenden Wandteilen (9) ausgestattet ist, die
mittels Stellgeräten (21) gegen die Strangoberfläche preßbar sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stellgeräte (21) mit ihrer Längsachse (22) parallel zur Stranglängsachse (23)
angeordnet sind und daß jedes Stellge- .rät (21) mittels einer die parallel zur Stranglängsachse
(23) gerichtete Bewegungsrichtung (22) des Stellgerätes (21) in Richtung etwa senkrecht
zur Stranglängsachse (23) umlenkenden Einrichtung (28; 37, 39) mit dem Ein- (35) und
Auslaufende (36) eines Wandteiles (9) verbunden ist.
2. Kokille,nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet, daß für jeden Wandteil (9) ein
einziges Stellgerät (21) vorgesehen ist.
3. Kokille nach den Ansprüchen 1 oder 2,dadurch gekennzeichnet, daß die die Bewegungsrichtung
umlenkende Einrichtung als Winkelhebel (28) ausgebildet ist, der einerseits am Stellgerät
(21) mit einem Hebelarm (27) und anderseits an dem gegen die Strangoberfläche preßbaren
Wandteil. (9) mit dem-zweiten Hebelarm (30) gelenkig verbunden ist, wobei der Winkelhebel
(28) um eine gegenüber der Kokille ortsfeste Achse (29) schwenkbar ist (Fig. 1 bis
3).
4. Kokille nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der an dem Wandteil (9) angelenkte
Hebelarm (30) mit diesem Wandteil (9) mit Spiel (33) verbunden ist.
5. Kokille nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß jederder gegen die Strangoberfläche
preßbaren Wandteile (9) an einem ortsfesten Gerüstteil (17) der Kokille (3) mittels
einer Führung (16) senkrecht zur Stranglängsachse (23) geführt ist.
6. Kokille nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß jeder der gegen die
Strangoberfläche preßbaren Wandteile (9) an einem ortsfesten Gerüstteil (16) der Kokille
mittels eines Gelenklagers (18) gelagert ist.
7. Kokille nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Stellgeräte
(21) als doppeltwirkende Druckmittelzylinder ausgebildet sind.
8. Kokille nach den Ansprüchen 1 oder 2 bzw. 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die die Bewegungsrichtung umlenkende Einrichtung von einer in einer über einen Viertelkreis
bogenförmigen Führung (37) bewegbaren und aus aneinander angelenkten Gliedern (38)
bestehenden Kette (39) gebildet ist, die einerseits am Wandteil (9) und anderseits
am Stellgerät (21) befestigt ist (Fig. 4).