[0001] Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von Polymermassen
auf der Basis von Vinylchloridhomopolymeren, sowie Copolymeren und Pfropfcopolymeren
mit einem überwiegenden Anteil von Vinylchlorideinheiten in wäßrigem Medium, die ohne
weitere Zwischenbehandlung wie Mischen, Verkneten oder Granulieren für die weitere
Verarbeitung, wie beispielsweise die Extrusion von Rohren oder Profilen eingesetzt
werden können. Die genannten Homo-, Co- und Pfropfcopolymeren werden im weiteren unter
dem Begriff Polyvinylchlorid oder PVC zusammengefaßt.
[0002] PVC läßt sich gewöhnlich insbesondere bei der Hartverarbeitung nur befriedigend verarbeiten,
wenn vor der Formgebung Zusatzstoffe, wie z.B. Thermo- und Lichtstabilisatoren, Gleitmittel,
Verarbeitungshilfsstoffe, Modifikatoren, Füllstoffe, Pigmente usw., eingebracht werden.
Diese Zusatzstoffe können dabei flüssig oder auch fest sein.
[0003] Üblicherweise werden solche Zusätze dem PVC nach der Isolierung des Polymeren aus
dem Polymerisationsmedium in einem besonderen Zwischenschritt oder aber während des
abschließenden Verarbeitungsprozesses zum fertigen Formkörper zugesetzt, beispielsweise
durch Vermischen oder Verkneten im allgemeinen bei höherer Temperatur. Im Hinblick
auf die dabei auftretende Wärmebelastung des Polymeren und aus Gründen der Wirtschaftlichkeit
(hoher Durchsatz pro Zeiteinheit) ist es jedoch wichtig und wünschenswert, daß die
Misch- bzw. Knetzeit möglichst kurz gehalten wird. Besonders vorteilhaft wäre daher
ein Verfahren, in dem dieser gesonderte Verarbeitungsschritt wegfallen könnte, also
der Zusatz der Additive bereits bei der Polymerisation erfolgte.
[0004] Folgende Randbedingungen müssen jedoch erfüllt sein, wenn die Polymerisation in Anwesenheit
von Zusatzstoffen durchgeführt werden soll:
- Keine Störung der Polymerisationsreaktion durch die Additive (keine Inhibition).
- Keine Störung des Kornbildungsprozesses durch die Additive.
- Zusätze müssen möglichst quantitativ vom Polymeren aufgenommen werden. Falls dies
nur unvollständig erfolgt, ergeben sich Nachteile wirtschaftlicher Art, da dann die
Einsatzmengen der Zusatzstoffe entsprechend erhöht werden müssen, wie auch solche
bezüglich des Umweltschutzes, da die nicht vom Polymeren gebundenen Zusatzstoffe mit
dem Abwasser und der Abluft ausgetragen werden und damit eine Kontaminierung der Umgebung
mit z.B. Schwermetallverbindungen verursachen, bzw. zusätzliche kosten- und arbeitsintensive
Anstrengungen unternommen werden müssen, das Abwasser und die Abluft davon zu reinigen.
- Die Zusätze müssen weitgehendst gleichmäßig im Polymeren verteilt sein. Liegt keine
gleichmäßige Verteilung vor, so resultiert daraus eine ungleichmäßige Produktbeschaffenheit,
z.B. vielfach eine schlechte Verarbeitbarkeit und schlechtere Thermostabiltät und
beim Einsatz von Pigmenten, eine ungleichmäßige Färbung der Fertigartikel.
[0005] Aufgrund der Kenntnisse der Nachteile des nachträglichen Einmischens von Zusatzstoffen
in das PVC wurden bereits öfters Verfahren vorgeschlagen, bei denen die gewünschten
Zusätze vor oder während der Polymerisation dem Reaktionsgemisch zugesetzt werden
sollen.
[0006] So wurde in der US-PS 3 468 828 (& DE-OS 16 20 898) vorgeschlagen, die Zusätze vor
oder während des Polymerisationsschrittes in Form einer wäßrigen Dispersion zuzusetzen.
Dies erfolgt jedoch in der Weise, daß die Zusätze mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen
in die sauer gestellte Monomerphase eingearbeitet werden müssen. Die Verteilung der
Zusätze genügt aber nicht den heute gültigen Anforderungen, überdies findet sich ein
beachtlicher Teil davon nach Abtrennung des Polymeren im Abwasser wieder.
[0007] In der US-PS 3 862 066 (& DE-OS 22 25 427) wird ein weiteres solches Verfahren beschrieben,
bei dem Vinylchlorid (VC) in Gegenwart von Zusatzstoffen polymerisiert wird. Wesentlich
ist für das dort beschriebene Verfahren, daß die Polymerisation bei einem gewünschten
Umsetzungsgrad durch Zusatz von Schnellstopmitteln abgebrochen wird, um vorbestimmbare
Mengenverhältnisse bezüglich Zusatzstoff und Polymer zu erzielen. Auch nach diesem
Verfahren ist die Aufnahme der Zusatzstoffe noch nicht befriedigend, insbesondere
dann nicht, wenn Schlagzähmodifizierungsmittel mitverwendet werden.
[0008] Den selben Nachteil besitzt auch das Verfahren gemäß der GB-PS 14 99 675 (& DE-OS
24 00 611), bei dem vor der Polymerisation Ethylen-Vinylacetat-Copolymeres in VC gelöst
wird.
[0009] Es wurde nun ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren zur Herstellung
von verarbeitungsfertigen (dompound-)Polymermassen auf der Basis von Polymeren des
Vinylchlorids gefunden, bei dem die für die sogenannte Hartverarbeitung von PVC zu
Formkörpern üblicherweise eingesetzten flüssigen und/oder festen Zusatzstoffe, die
z.B. in der US-PS 3 862 066 bzw. DE-OS 22 25 427 (worauf hier zur Straffung der Beschreibung
Bezug genommen wird) umfassend aufgezählt werden, soweit sie nicht hemmend auf die
Polymerisation wirken, in den dort angegebenen üblichen Mengen vorzugsweise bereits
vor oder vorzugsweise während des ersten Teils der Polymerisation dem Reaktionsgemisch
zugesetzt werden. Überraschenderweise können nach dem im folgenden näher beschriebenen
erfindungsgemäßen Verfahren auf einfache und gut reproduzierbare Weise gleichmäßigere
Produkte bezüglich der quantitativen Zusammensetzung und bezüglich der Verteilung
der Zusatzstoffe mit ausgezeichneten Verarbeitungseigenschaften und sehr guter Thermostabilität
erzielt werden, da die eingangs genannten Randbedingungen überraschend gut erfüllt
werden. Die vorstehend genannten Nachteile treten nicht mehr in nennenswerter Weise
auf. Als Nebeneffekt können die bisher notwendigen aufwendigen Umweltschutzmaßnahmen
vereinfacht werden, ohne daß die Umweltbelastung erhöht wird, da die Zusatzstoffe
wesentlich besser als bisher vom Polymeren aufgenommen werden.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von verarbeitungsfertigen
Polymermassen (Compounds) auf der Basis von PVC durch Polymerisation von VC oder im
wesentlichen VC-enthaltenden Monomergemischen in wäßriger Suspension mittels monomerlöslichem
Radikalinitiator in Gegenwart von Suspensionsstabilisator, sowie Verarbeitungshilfe,
Polymerstabilisator, Gleit- (oder Schmier-) mittel, Füllstoff, Pigment und/oder Modifizierungsmittel,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß 50 bis 90, vorzugsweise 60 bis 80 Gew.% des Monomeren(gemisches)
in der wäßrigen Phase in Gegenwart von Suspensionsstabilisator und mindestens einem
der weiteren Zusatzstoffe bei einem Druck, der bei oder über dem Sättigungsdruck der
Monomerphase liegt, bis zu einem Druckabfall von 0,1 bis 1 bar unterhalb dieses Sättigungsdruckes
polymerisiert und dann unter Dosierung von 10 bis 50, vorzugsweise 20 bis 40 Gew.%
des Monomeren (gemisches) im Maße seines Verbrauches zu Ende polymerisiert und die
Masse isoliert wird.
[0011] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann insbesondere VC allein oder aber VC im
Gemisch mit bis zu 20 Gew.%, vorzugsweise bis zu 5 Gew.% mindestens eines mit VC copolymerisierbaren
ethylenisch ungesättigten Monomeren ggf. in Gegenwart von Polymeren polymerisiert
werden. Auf diese Weise können Homo-, Co- und Pfropfcopolymerisate des VC hergestellt
werden, die bereits die zur Weiterverarbeitung notwendigen Zusätze (Additive) enthalten.
[0012] Beispielsweise können mit VC ethylenisch ungesättigte Ester wie Vinylester nicht
ethylenisch ungesättigter, insbesondere gesättigter gerad- oder verzweigtkettiger
oder cyclischer Carbonsäuren mit vorzugsweise 1 bis ca. 20 C-Atomen, Mono- und/oder
Diester a,B-ungesättigter Mono-und/oder Dicarbonsäuren mit 3 bzw. 4 bis ca. 20 C-Atomen
mit gesättigten C
1- bis C
20-Alkoholen, a-Olefine mit 2 bis ca. 4 C-Atomen, Vinylketone und Alkylvinylether und
Vinylidenhalogenide eingesetzt werden. Als spezielle Monomere seien genannt: Vinylacetat,
Vinylpropionat, -butyrat, -ethylhexanoat, -laurat, -stearat, Versatic (
R) -säurevinylester, Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Butyl-, Lauryl(meth)acrylat, Mono- und/oder
Diester des Methanols, Ethanols, Propanols, Butanols, Decanols Undecanols, Dodecanols,
Cetylalkohols und Stearylalkohols mit Fumar-, Malein- und/oder Itakonsäure, sowie
Ethylen. Besondere Vorteile bietet das erfindungsgemäße Verfahren, wenn die Polymerisation
in Gegenwart von an sich bekannten Schlagzähmodifizierungsmitteln, wie Ethylen-Vinylacetat
(EVAC)-Copolymeren, insbesondere mit 30 bis 75 Gew.% Vinylacetateinheiten, Polyacrylatpolymeren,
EPDM-, MBS- und/oder ABS-Kautschuken, die ggf. als Latex vor und/oder auch während
der Polymerisation zugegeben und/oder dosiert werden können, durchgeführt wird. Bevorzugt
werden die EVAC- und Polyelkylacrylat(co)polymeren, die z.B. in Form handelsüblicher
Produkte eingesetzt werden können. Insbesondere bei Mitverwendung dieser Modifizierharze
und -kautschuke werden bei den vorbekannten Verfahren Produkte erhalten, die die Zusatzstoffe
unzureichend aufnehmen, so daß ein großer Teil davon ins Abwasser gerät, außerdem
ist dort auch die Verteilung dieser Zusatzstoffe im Polymeren unbefriedigend.
[0013] Wie bereits ausgeführt, wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, daß
ein Teil des Monomeren(gemisches) zunächst in der wäßrigen Suspension bei einem Druck,
der mindestens dem Sättigungsdruck, vorzugsweise dem Sättigungsdruck der Monomerenphase
entspricht, bis zu einem Druckabfall auf 0,1 bis 1 bar unterhalb dieses Sättigungsdruckes
polymerisiert wird. Dabei liegt das Monomer/Wassergewichtsverhältnis vorzugsweise
bei 1 : 1 bis 2,5 : 1. Es kann aber auch davon abgewichen werden, z.B. wenn ein Modifizierharz
in Form eines Latex zudosiert wird. Bei dieser ersten Polymerisationsphase können
die Bestandteile wie 50 bis 90 Gew.% der Gesamtmonomerenmenge, Suspensionshilfsstoffe,
Radikalinitiatoren und Additive, die für die Compoundierung zugesetzt werden, ganz
oder teilweise vorgelegt werden. Es können auch einzelne dieser Substanzen vorgelegt
und die anderen dosiert werden. Weiterhin ist es möglich, alle zu dosieren. Vorzugsweise
werden jedoch zumindest die Suspensionshilfsstoffe zumindest teilweise vorgelegt und
die Zugabe der Zusatzstoffe abgeschlossen, bevor der Druckabfall eintritt.
[0014] Monomerlösliche Zusatzstoffe, wie z.B. Gleitmittel, epoxidierte Öle und Weichmacher
können auch gelöst (vorzugsweise bis 10 Gew.%, bezogen auf das Monomere) im Monomeren(gemisch)
eingesetzt werden.
[0015] Für das erfindungsgemäße Verfahren einsetzbare Suspensionshilfsstoffe (-stabilisatoren)
sind primäre Schutzkolloide, beispielsweise Zellulosederivate, Polyvinylalkohole und
deren Gemische. Als vorzugsweise weitgehend wasserlösliche Zellulosederivate sind
zu nennen: Alkyl-, insbesondere Methylzellulosen, Hydroxyalkyl-, insbesondere Hydroxyethylzellulosen,
Alkyl-hydroxyalkyl-, insbesondere Methyl-hydroxypropylzellulosen und Carboxyalkyl-,
insbesondere Carboxymethylzellulosen. Als Polyvinylalkohole sind insbesondere teilverseifte
wasserlösliche Polyvinylacetate mit Hydrolysegraden von etwa 70 bis 95 Mol%, entsprechend
Verseifungszahlen von etwa 60 bis etwa 300 und mittleren, meist viskosimetrisch gemessenen
Polymerisationsgraden von etwa 500 bis etwa 2500 zu nennen. Diese Schutzkolloide werden
vorzugsweise in Mengen von 0,01 bis 10, besonders vorzugsweise 0,01 bis 5, insbesondere
0,05 bis 1 Gew.%, bezogen auf Monomere(s), eingesetzt.
[0016] Sofern die erfindungsgemäß hergestellten PVC-Compounds gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
schlagzäh ausgerüstet sein sollen und dafür mindestens eines der bereits genannten
Modifizierungsmittel, insbesondere die EVAC- und Acrylat(co)polymeren, in das Polymerisationsgemisch
eingebracht wird, wird vorzugsweise zusätzlich zu den genannten wasserlöslichen Schutzkolloiden
noch ein weiteres gemeinhin als sekundär bezeichnetes Schutzkolloid vorzugsweise in
Mengen von 0,01 bis 1, insbesondere 0,1 bis 0,7 Gew.%, bezogen auf Monomere(s), mitverwendet.
Es kann selbstverständlich auch bei der Herstellung nicht schlagzäh modifizierten
PVC's vorteilhaft mitverwendet werden. Als Beispiel dafür sind teilverseifte Polyvinylacetate
(Polyvinylalkohole, PVAL) mit Verseifungszahlen von 380 bis 500 und mittleren, meist
vikosimetrisch gemessenen Polymerisationsgraden von etwa 500 bis etwa 2500 zu nennen.
Stattdessen können auch nichtionogene Tenside, vorzugsweise solche mit HLB-Werten
(vgl. Griffin, J. Soc. Cosmetic Chemists 1 (1950) 311, ibid. 5 (1954) 249) von 4 bis
17 und insbesondere wenig oder gar nicht wasserlösliche, in den gleichen Mengen, wie
für die sekundären Schutzkolloide angegeben, eingesetzt werden. Als Beispiele seien
nur Sorbitanmonoester, z.B. -monolaurat, genannt. Das Weglassen dieser sekundären
Suspensionsstabilisatoren führt insbesondere bei Einsatz der Schlagzähmodifier während
der ersten Phase vielfach zu unporösen Polymerteilchen, die die Zusatzstoffe schlecht
aufnehmen und schließlich auch schalige PVC-Teilchen ergeben. Diese sind jedoch wegen
ihrer schlechten Verarbeitbarkeit unerwünscht.
[0017] Die Polymerisation wird mit monomerlöslichen Radikalinitiatoren eingeleitet, z.B.
mit peroxidischen oder Azo-Verbindungen oder Gemischen solcher Verbindungen. Als Beispiele
für peroxidische Verbindungen seien Dialkyl-, Diacyl-, Diarylperoxide, Peroxidicarbonate
und Perester genannt, wie Di-tert.-Butylperoxid, Dibenzoylperoxid, Dilauroylperoxid,
Acetylbenzoylperoxid, Dicumylperoxid, Dicetylperoxidicarbonat, tert.-Butylperpivalat
oder -perneodecanoat, sowie als Azo-Verbindung Azobis(isobutyronitril). Die verwendete
Menge und Art der Initiatoren richtet sich nach der gewünschten Reaktionstemperatur
(vorzugsweise 30 bis 70 °C, insbesondere 50 bis 65 °C) und damit nach dem beabsichtigten
K-Kert (nach Fikentscher, vgl. Deutsche Industrienorm DIN 53 726), der vorzugsweise
bei 40 bis 80, insbesondere 55 bis 70 liegt.
[0018] Die weiteren Zusatzstoffe, die in Compounds üblicherweise verwendet und deshalb im
erfindungsgemäßen Verfahren schon zumindest teilweise, vorzugsweise ganz mitverwendet
werden, seien im folgenden genannt. Zunächst sei aber darauf verwiesen, daß selbstverständlich
solche Zusatzstoffe, die die Polymerisationsgeschwindigkeit merklich senken oder die
Polymerisation gar beeinträchtigen, vorteilhafterweise erst nach Ende der Polymerisation
zugesetzt werden. Als Beispiele für solche Verbindungen sei hier nur auf Stabilisatoren
oder Antioxidantien verwiesen, die auch als Schnellstopmittel wirken (vgl. dazu z.B.
DE-OS 22 25 427). Oftmals erübrigt sich so ein Zusatz allerdings, da vielfach auf
andere gleich gut wirkende Substanzen ohne diese nachteilige Eigenschaft ausgewichen
werden kann. Beispiele üblicher Zusatzmittel (Additive) für die Compoundierung sind
bereits in der DE-OS 22 25 427 genannt. Sie können auch hier im erfindungsgemäßen
Verfahren in den üblichen dort genannten Mengen eingesetzt werden, sofern die obengenannte
Bedingung erfüllt ist. Unter Bezugnahme auf diese bereits genannte Druckschrift sollte
es sich daher erübrigen, einzelne solcher geeigneten Zusatzstoffe zu nennen und die
vorliegende Beschreibung damit aufzublähen. Es seien daher nur die einzelnen Arten
solcher Additive und, soweit sie von den Angaben in der genannten Druckschrift abweichen,
auch die Mengen genannt (%-Angaben beziehen sich jeweils auf das Gewicht der Monomerenphase):
Gleit- oder Schmiermittel, vorzugsweise in Mengen von 0,01 bis 5, besonders vorzugsweise
0,4 bis 3, insbesondere 0,5 bis 1,5 Gew.%.
[0019] Pigmente bis 30, vorzugsweise 0,1 bis 20, insbesondere 2 bis 5 Gew.%.
[0020] Stabilisatoren, vorzugsweise 0,1 bis 8, besonders vorzugsweise 0,5 bis 5, insbesondere
1 bis 3 Gew.%.
[0021] Füllstoffe, wie Kreide, Si0
2, vorzugsweise 0,5 bis 25 Gew.%, für bestimmte Zwecke (z.B. Fußbodenbeläge) bis 100
Gew.%.
[0022] Verarbeitungshilfsmittel
[0023] Polymermodifizierungsmittel (Modifier)
[0024] Üblicherweise wird mindestens einer dieser Zusatzstoffe verwendet. Die Modifier werden
in einer bevorzugten Ausführungsform zumindest teilweise, insbesondere ganz, vorgelegt.
[0025] Substanzen, die als Zusatzstoffe (Additive) eingesetzt werden, sollen, aber die Polymerisationsreaktion
nachteilig beeinflussen, z.B. Antioxidantien, wie Bisphenol A oder bestimmte (z.B.
Licht-)Stabilisatoren, werden vorzugsweise nach Ende der Polymerisation in das Compound
eingebracht, z.B. vor der Abtrennung des Wassers oder vorzugsweise sogar erst danach.
[0026] Wie bereits ausgeführt, wird der mindesten_s eine Zusatzstoff vorzugsweise so zugegeben,
daß eine Dosierung vor dem Druckabfall beendet ist, insbesondere so, daß die Dosierung
in der ersten Hälfte der ersten Reaktionsphase abgeschlossen ist. Besonders bevorzugt
ist, die Zusatzstoffe vorzulegen.
[0027] Sobald der Druck im Reaktor, üblicherweise ein mit Rührer und Kühl- bzw. Heizeinrichtung
ausgerüsteter Autoklav, unter den Sättigungsdampfdruck der Monomerenphase (insbesondere
des Vinylchlorids) fällt, ist die flüssige Phase des Reaktionsgemisches weitgehend
frei von flüssigem Monomeren, insbesondere frei von flüssigem VC. Nun kann prinzipiell
mit der Monomer- insbesondere der VC-Dosierung begonnen werden. Aus praktischen Gründen
wird damit aber gewartet, bis der Druck etwa 0,1 bis 1 bar unterhalb des Sättigungsdruckes
liegt. Das Monomere(ngemisch) wird so dosiert, daß der Druck stets unterhalb des Sättigungsdruckes
bleibt, vorzugsweise bleibt er während der gesamten Dosierungsdauer im angegebenen
Bereich.
[0028] Gleichzeitig mit den Monomeren kann auch noch Initiator und ggf. Wasser dosiert werden.
Diese Substanzen können auch noch nach Ende der Monomerdosierung eingesetzt werden,
z.B. bis der gewünschte Umsatz erreicht ist. Die Polymeren können anschließend in
für Suspensionsprodukte üblicher Weise isoliert werden, z.B. durch Zentrifugieren
und/oder Filtration.
[0029] Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann in vorteilhafter Weise die Autklavenauslastung
verbessert werden, da Suspensionen hohen Festgehaltes und hoher Schüttdichte hergestellt
werden können. Außerdem werden die Additive praktisch vollständig vom Polymeren aufgenommen,
so daß die Abwasser- und Abluftreinigung vereinfacht ist. Überraschenderweise besitzen
die Produkte, die erfindungsgemäß hergestellt worden sind, eine gegenüber bekannten
Produkten neben besserer Verarbeitbarkeit auch erhöhte Thermostabilität und vielfach
bessere Oberflächenbeschaffenheit der daraus hergestellten Formkörper, z.B. Extrudate,
insbesondere extrudierten Profile oder Rohre. Dies ist wohl, ohne darauf beschränkt
sein zu müssen, auf die gleichmäßigere Verteilung der Zusätze und daraus folgend darauf
zurückzuführen, daß sich weitere Misch- und Knetprozesse erübrigen.
[0030] Außerdem zeichnen sich die Polymercompounds durch sehr einheitliche Teilchengrößenverteilung
im Bereich von vorzugsweise 40 bis vorzugsweise 250 µm aus.
[0031] Durch das Verfahren lassen sich PVC-Compounds erzeugen, deren Schüttdichte je nach
Art und Menge der Zusatzstoffe (z.B. gemessen nach DIN 53 468) von der des reinen
PVC bis z.B. bei .einem Gewichtsverhältnis der Additive zum PVC von 1 : 1 auf ca.
850 g/1 beträgt, vorzugsweise 550 bis 700 g/1.
[0032] Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung. Die Mengen-
und Prozentangaben verstehen sich stets als Gewichtsmengen und Gewichtsprozent, sofern
nichts anderes angegeben ist. Die Ergebnisse der Versuche sind am Schluß in Form einer
Tabelle zusammengefaßt. Dabei sind angegeben:
Rückstand der Zusatzstoffe im abgeschleuderten Reaktionswasser ('g/1), bestimmt durch
Filtration des Zentrifugenwassers
Cl-Wert: Bestimmung des Chloridgehaltes des Compounds durch peroxidischen Aufschluß
und Titration (Gew.%); reines PVC: 56,8 Gew.%
Schüttdichte nach DIN 53 468 (g/l)
Porosität: Quecksilberporosität
Stabilität: Walzstabilität, Walzentemperatur 190 °C, Probenahme im 5 Minuten-Abstand,
Zeitdauer bis zur Versprödung, erste Verfärbungen traten im allgemeinen etwa 10 Minuten
eher auf
Oberflächenqualität eines extrudierten Profils
+++ völlig glatte, einwandfreie Oberfläche
++ gute Oberfläche mit lediglich etwas unggleichmäßigem Glanz
+ ausreichende, leicht rauhe Oberfläche noch ohne Ausblühungen (plate out)
- nicht zufriedenstellende, sehr ungleichmäßige und rauhe Oberfläche
Beispiel 1
[0033] In einem 380 1-Edelstahlautoklaven wurden 100 Teile entionisiertes Wasser, 4,75 Teile
eines EVAC-Copolymeren (Levapren (R) 450 N der Firma Bayer AG, Leverkusen), 0,3 Teile
Methylzellulose (in Form einer 2 %-igen wäßrigen Lösung), 0,03 Teile Dicyclohexylperoxidicarbonat,
1 Teil epoxidiertes Sojabohnenöl sowie 1 Teil eines Wachsesters vorgelegt. Dieser
Vorlage wurden nun unter Rühren 7 Teile Kreide, 4 Teile TiO
Z und 3 Teile Barium-Cadmium-myristinat, dispergiert in 50 Teilen Wasser, zugefügt.
Nach mehrmaligem Evakuieren und Spülen mit Stickstoff wurden 105 Teile VC eingeleitet
und das EVAC-Copolymere durch zweistündiges Rühren bei Raumtemperatur in VC gelöst.
Danach wurde auf 57 °C aufgeheizt und bei dieser Temperatur bis zu einem Druckabfall
von 1,5 bar polymerisiert. 30 Minuten nachdem 0,5 Teile Bisphenol A, gelöst in 3 Teilen
Methanol, zugegeben worden waren, wurde der Autoklav entspannt, dann 2 Stunden bei
75 °C auf 530 mbar zur Entfernung des restlichen VC evakuiert und schließlich abgekühlt.
[0034] Das PVC wurde abgeschleudert und getrocknet.
[0035] Im Schleuderwasser wurde ein hoher Rückstand an festen, nicht monomerenlöslichen
Zusatzstoffen festgestellt. Die Verteilung der Zusatzstoffe im PVC war ungleichmäßig.
Die metallhaltigen Zusatzstoffe befanden sich gemäß energiedispersiver Röntgenanalyse
weitgehend an der Kornoberfläche.
Beispiel 2
[0036] Beispiel 1 wurde dergestalt abgeändert, daß im Autoklaven 0,2 Teile Methylzellulose
und 73 Teile VC vorgelegt wurden. Man polymerisierte bis zum einem Druckabfall von
0,5 bar und dosierte bei diesem Druck konstant 32 Teile VC nach. Nach Beendigung der
VC-Dosierung wurde weiter polymerisiert, bis der Druck um 1,5 bar abfiel,und man verfuhr
weiter wie im Beispiel 1.
[0037] Der Rückstand im Schleuderwasser war geringer als im Beispiel 1, die Verteilung der
Zusatzstoffe im Polymer jedoch ebenfalls ungleichmäßig.
Beispiel 3
[0038] Beispiel 1 wurde wiederholt mit dem Unterschied, daß 0,25 Teile Methylzellulose vorgelegt
und 0,4 Teile eines Polyvinylalkohols mit einer Verseifungszahl von 410 nach der zweistündigen
Levapren(
R)-Lösephase zugefügt wurden. 84 Teile Vinylchlorid befanden sich in der Vorlage und
21 Teile VC wurden nach Druckabfall um 0,5 bar konstant bei diesem Druck nachdosiert.
Die weitere Aufarbeitung erfolgte wie im Beispiel 1.
[0039] Es resultierte ein noch geringerer Rückstand im Schleuderwasser, die Zusatzstoffe
waren gleichmäßig im Produkt dispergiert.
Beispiel 4
[0040] Im Verfahren entsprechend Beispiel 3 wurden nur 0,21 Teile Methylzellulose und 0,35
Teile Polyvinylalkohol mit einer Verseifungszahl von 410 eingesetzt. 73 Teile Vinylchlorid
wurden vorgelegt und 32 Teile dosiert.
[0041] Der Rückstand im Schleuderwasser verringerte sich nochmals, die Dispergierung der
Zusatzstoffe im Produkt war gleichmäßig.
Beispiel 5
[0042] Das Ethylen-Vinylacetat-Copolymere wurde in einem Versuch analog Beispiel 1 ersetzt
durch 11 Teile einer 50 Gew.%-igen Polybutylacrylatdispersion, während die Menge und
Art der Zusatzstoffe unverändert blieb. Als Schutzkolloid wurden 0,4 Teile Methylhydroxypropylzellulose
(als 2 Gew.%-ige wäßrige Lösung), als Katalysator 0,04 Teile Dicetylperoxidicarbonat
und 0,03 Teile Lauroylperoxid verwendet. Nach Evakuieren des Autoklaven wurden 100
Teile Vinylchlorid eingeleitet und darauf bei 57 °C bis zu einem Druckabfall von 1,5
bar polymerisiert. Die Aufarbeitung erfolgte in üblicher Weise.
[0043] Im Schleuderwasser wurde ein hoher Rückstand gefunden, die Zusatzstoffe befanden
sich praktisch nur an der Kornoberfläche, waren ungleichmäßig im Produkt verteilt.
Beispiel 6
[0044] Beispiel 5 wurde wiederholt mit der Abänderung, daß 0,3 Teile .Methylhydroxypropylzellulose
und zusätzlich 0,3 Teile Sorbitanmonolaurat vorgelegt wurden. 70 Teile VC befanden
sich in der Vorlage, 30 Teile wurden nach einem Druckabfall von 0,5 bar nachdosiert.
[0045] Im Schleuderwasser wurde wenig Rückstand festgestellt. Die Zusatzstoffe waren gut
im Produkt verteilt.
Beispiel 7
[0046] Im Autoklaven wurden 120 Teile Wasser, 0,2 Teile Polyvinylalkohol (Viskosität 5 mPas,
gemessen in 4 Gew.%-iger wäßriger Lösung, Verseifungszahl 270) und 0,03 Teile Methylzellulose
(sowohl PVAL als auch Methylzellulose wurden als 2 Gew.%-ige wäßrige Lösung eingesetzt),
0,04 Teile Dilauroylperoxid und 0,05 Teile Dicetylperoxidicarbonat, 0,8 Teile Wachsester
sowie 0,8 Teile epoxidiertes Sojabohnenöl vorgelegt. Dazu kamen unter Rühren 6 Teile
Kreide, 3 Teile Titandioxid und 2,5 Teile Barium-Cadmiummyristinat, dispergiert in
40 Teilen Wasser. Nach dem Evakuieren und Spülen mit Stickstoff wurden 70 Teile Vinylchlorid
eingeleitet und auf 59 °C aufgeheizt. Nach einem Umsatz von 40 % wurden 5,5 Teile
Polybutylacrylat (50 Gew.%-ige wäßrige Dispersion) zugesetzt. Man polymerisierte bis
zu einem Druckabfall von 0,5 bar und dosierte dann 30 Teile Vinylchlorid -nach. Nachdem
der Druck um 1 bar abgefallen war, wurden noch 0,5 Teile Bisphenol A in den Autoklaven
zugegeben, der Autoklav entspannt und in der im Beispiel 1 beschriebenen Weise aufgearbeitet.
Der im Schleuderwasser auftretende Rückstand war sehr gering, die Verteilung der Zusatzstoffe
im Polymeren sehr gut.
Beispiel 8
[0047] Im Autoklaven wurden 100 Teile Wasser, 0,25 Teile Methylzellulose, 0,048 Teile Dilauroylperoxid,
0,05 Teile Dicyclohexylperoxidicarbonat, 1 Teil epoxidiertes Sojabohnenöl und 1 Teil
Wachsester vorgelegt. Unter Rühren wurden dann 7 Teile Kreide, 4 Teile Titandioxid
und 3 Teile Barium-Cadmiummyristinat, dispergiert in 90 Teilen Wasser, zugefügt. Nach
dem Evakuieren und Spülen des Autoklaven wurden 120 Teile Vinylchlorid eingeleitet,
die Reaktionsmischung auf 59 °C aufgeheizt, bis zu einem Druckabfall von 1,0 bar polymerisiert,
0,5 Teile Bisphenol A zudosiert und in üblipher Weise aufgearbeitet. Im Abwasser wurde
wiederum eine beträchtliche Menge an Additiven gefunden, die Dispergierung der Zusatzstoffe
im Produkt war ungenügend.
Beispiel 9
[0048] Beispiel 8 wurde wiederholt mit den Abänderungen, daß als Suspendierhilfsmittel 0,2
Teile Polyvinylalkohol (Viskosität 5 mPas, Verseifungszahl 270) und 0,04 Teile Methylzellulose
eingesetzt wurden, daß 80 Teile VC vorgelegt wurden, daß zunächst bis zu einem Druckabfall
von 0,5 bar polymerisiert wurde und daß dann anschließend 40 Teile Vinylchlorid dosiert
wurden. Das Abwasser war nahezu rückstandsfrei, die Verteilung der Zusatzstoffe sehr
gut.
[0049] In allen Beispielen herrschte nach der Vorlage des VC bis zum Druckabfall der autogene
Sättigungsdruck der Monomerenphase.
