[0001] Die Erfindung betrifft ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial mit mindestens
einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht, das nicht diffundierende
Elektronendonor-Vorläuferverbindungen enthält, aus denen unter den Bedingungen der
alkalischen Entwicklung starke Reduktionsmittel gebildet werden. Insbesondere betrifft
die Erfindung ein Aufzeichnungsmaterial, in dem die genannten Elektronendonor-Vorläuferverbindungen
in Kombination verwendet werden mit nicht diffundierenden reduzierbaren farbgebenden
Verbindungen, die im reduzierten Zustand unter den Bedingungen der alkalischen Entwicklung
diffusionsfähige Farbstoffe freisetzen, die als solche oder nach Umwandlung in ihre
Metallkomplexe zum Bildaufbau dienen.
[0002] In der DE-OS 2 809 716 sind farbgebende Verbindungen mit einer elektronenakzeptierenden
nukleophilen Vorläufergruppe beschrieben, die im reduzierten Zustand unter den Bedingungen
der alkalischen Entwicklung einer intramolekularen nukleophilen Verdrängungsreaktion
unterliegen unter Freisetzung eines diffusionsfähigen Farbstoffes.
[0003] Die Reduktion wird durch sogenannte Elektronendonorverbindungen (ED-Verbindungen)
bewirkt, die neben den farbgebenden Verbindungen in den Schichten vorliegen und die
bei der Entwicklung bildmäßig oxidiert und damit verbraucht werden.
[0004] Die verbleibende bildmäßige Verteilung (positives Restbild) der ED-Verbindungen reagiert
mit der farbgebenden Verbindung und löst die bildmäßige Freisetzung diffusionsfähiger
Farbstoffe aus. Bei den dort beschriebenen ED-Verbindungen handelt es sich beispielsweise
um Derivate des Benzisoxazolons, des Hydrochinons, des p-Aminophenols und der Ascorbinsäure.
Um die Erzeugung qualitativ hochwertiger Bilder nach dem in der DE-OS 2 809 716 beschriebenen
Verfahren zu ermöglichen, müssen die ED-Verbindungen sich nicht nur durch belichtetes
Silberhalogenid bzw. durch Silberhalogenidentwickleroxidationsprodukte oxidieren lassen,
sondern selbst auch in der Lage sein, die farbgebenden Verbindungen zu reduzieren.
Darüber hinaus müssen die jeweiligen Geschwindigkeiten der Oxidations- bzw. Reduktionsreaktion
in optimaler Weise so aufeinander eingestellt sein, daß die ED-Verbindung im Zuge
der Entwicklung bereits in bemerkenswertem Umfang oxidiert ist, bevor sie ihrerseits
die farbgebende Verbindung zu reduzieren vermag. Die bekannten ED-Verbindungen genügen
diesen Anforderungen nicht in jeder. Hinsicht, was sich beispielsweise in einer unzureichenden
Farbdichte und/oder in einem nicht hinnehmbaren Farbschleier der erzeugten Farbübertragungsbilder
äußert.
[0005] Das hohe Reduktionsvermögen geeigneter ED-Verbindungen bedingt zugleich eine hohe
Oxidationsempfindlichkeit, was sich bei längerer Lagerung des fotografischen Aufzeichnungsmaterials
in einem vorzeitigen, nicht bildmäßigen Verbrauch der ED-Verbindungen durch Oxidation
und hierdurch verschlechterte Bildeigenschaften des übertragsbildes äußert, die besonders
in einer unzureichenden Farbdichte bestehen. Aus der DE-OS 2 809 716 ist es auch bereits
bekannt, ED-Verbindungen nicht als solche, sondern in Form einer weniger oxidationsempfindlichen
Vorläuferverbindung zu verwenden, aus der erst unter den Bedingungen der alkalischen
Entwicklung die eigentliche ED-Verbindung gebildet wird. Als Beispiele hierfür sind
etwa die ED-Verbindungen ED-8, ED-9 und ED-10 der genannten deutschen Offenlegungsschrift
anzusehen. Mit den bekannten ED-Vorläuferverbindungen wird aber innerhalb einer akzeptablen
Entwicklungszeit nur eine unzureichende Dichte des Farbübertragsbildes erhalten, was
seine Ursache darin haben mag, daß die eigentliche ED-Verbindung entweder nicht rasch
genug aus ihrer Vorläuferverbindung entsteht oder ein zu geringes Reduktionsvermögen
aufweist. In Research Disclosure 19429 (Juni 1980) sind ED-Vorläuferverbindungen beschrieben,
die sich von d-Hydroxyketonen ableiten und die an dem α-Kohlenstoffatom eine elektronenziehende
Gruppe Z tragen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, neue oxidationsstabile ED-Vorläuferverbindungen
anzugeben, die eine gute Lagerstabilität des fotografischen Materials bei erhöhter
Temperatur und/oder Feuchte aufweisen und aus denen erst unter den Bedingungen der
alkalischen Entwicklung ED-Verbindungen mit einem hohen Reduktionsvermögen gebildet
werden. Sie sollen insbesondere bei dem Farbdiffusionsübertragungsverfahren die Erzeugung
von Farbübertragsbildern mit verbesserter Farbdichte ermöglichen, wenn sie in Kombination
mit nicht diffundierenden reduzierbaren farbgebenden Verbindungen verwendet werden.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial mit mindestens
einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht und einer dieser zugeordneten
nicht diffundierenden farbgebenden Verbindung, das in mindestens einer lichtempfindlichen
Silberhalogenidemulsionsschicht oder einer nicht lichtempfindlichen Bindemittelschicht
eine nicht diffundierende Elektronendonorvorläuferverbindung (ED-Vorläuferverbindung)
enthält, aus der unter alkalischen Entwicklungsbedingungen eine nicht diffundierende
ED-Verbindung gebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die ED-Vorläuferverbindung
der folgenden Formel I entspricht:

worin bedeuten:
R eine carbocyclische oder heterocyclische aromatische Gruppe; und
R2 Wasserstoff, Alkyl, Alkenyl, Aryl oder Acyl;
wobei wenigstens einer der Reste R und R
2 einen Ballastrest enthält.
[0008] Die erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen eignen sich für die Verwendung in
farbfotografischen Aufzeichnungsmaterialien überall dort, wo es darum geht, starke
Reduktionsmittel in verkappter Form in die Schichten einzubringen, sei es als verkapptes
Entwicklungsmittel für Silberhalogenid oder als verkapptes Reduktionsmittel zur Verhinderung
der unerwünschten Diffusion von Oxidationsprodukten, die aus der Silberhalogenidentwicklung
resultieren. Dabei ist es belanglos, welche Art von farbgebenden Verbindungen zur
Farbbilderzeugung zur Anwendung gelangt. Es kann sich hierbei um Farbkuppler handeln
oder um farbgebende Verbindungen, die als Folge der Entwicklung diffusionsfähige Farbstoffe
in Freiheit setzen (Farbabspalter). Die-bevorzugte Verwendung der erfindungsgemäßen
ED-Vorläuferverbindungen ist jedoch in der Kombination mit nicht diffundierenden reduzierbaren
farbgebenden Verbindungen zu sehen, die in reduzierter Form unter den Bedingungen
der alkalischen Entwicklung diffusionsfähige Farbstoffe in Freiheit setzen.
[0009] Ein bevorzugter Gegenstand der Erfindung ist somit ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial
mit mindestens einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht und einer
dieser zugeordneten Kombination aus einer nicht diffundierenden reduzierbaren farbgebenden
Verbindung, die im reduzierten Zustand unter den alkalischen Entwicklungsbedingungen
einen diffusionsfähigen Farbstoff freizusetzen vermag, und einer nicht diffundierenden
Elektronendonor-Vorläuferverbindung (ED-Vorläuferverbindung), aus der unter den alkalischen
Entwicklungsbedingungen eine nicht diffundierende Elektronendonorverbindung (ED-Verbindung)
gebildet wird, die unter den alkalischen Entwicklungsbedingungen die nicht diffundierende
farbgebende Verbindung zu reduzieren vermag, dadurch gekennzeichnet, daß das Aufzeichnungsmaterial
als ED-Vorläuferverbindung eine Verbindung der allgemeinen Formel I enthält.
[0010] Die in Formel I durch R
1 dargestellte aromatische Gruppe kann eine carbocyclische Gruppe sein, z.B. eine Phenyl-,
Naphthyl- oder Anthracenylgruppe oder eine 5- oder 6-gliedrige heterocyclische Gruppe
mit mindestens einem der Heteroatome N, 0, S als Ringglied, z.B. eine Furyl-, Thienyl-,
Pyrryl- oder Pyridylgruppe. Die carbocyclischen und heterocyclischen aromatischen
Gruppen können unsubstituiert oder ein- oder mehrfach substituiert sein sowie ankondensierte
carbocyclische oder heterocyclische Ringe enthalten, die in diesem Fall nicht aromatisch
zu sein brauchen.
[0011] Die in Formel I durch R
2 dargestellte Arylgruppe ist insbesondere eine Phenylgruppe, die ebenfalls ein- oder
mehrfach substituiert sein kann.
[0012] Die in Formel I durch R
2 dargestellte Acylgruppe leitet sich ab von aliphatischen oder aromatischen Carbonsäuren
der Formel R-COOH, worin R für Alkyl, Alkenyl, Aryl oder eine heterocyclische Gruppe
steht, oder ist beispielsweise ein Carbamoylrest.
[0013] Als Substituenten an den durch R dargestellten aromatischen Gruppen sowie an der
durch R dargestellten Arylgruppe kommen beispielsweise in Frage: Halogen wie Fluor,
Chlor, Brom oder Iod, Hydroxy, Sulfo, Sulfamoyl, Trifluormethyl, Trifluormethylsulfonyl,
Amino, Nitro, Cyano, Carboxy, Carbamoyl, Alkoxycarbonyl, Alkyl, Alkenyl, Cycloalkyl,
insbesondere Cyclohexyl oder Cyclopentyl, Aryl, insbesondere Phenyl, oder heterocyclische
Gruppen, wobei die zuletzt genannten Gruppen (Alkyl, Alkenyl, Cycloalkyl, Aryl und
heterocyclische Gruppen) weitere Substituenten enthalten können, z.B. solche der vorher
genannten Art und wobei die genannten-Alkyl-, Alkenyl-, Cycloalkyl-, Aryl- oder heterocyclischen
Gruppen ent-. weder direkt oder über eines der nachfolgenden zweiwertigen Verbindungsglieder
angeknüpft sind: -O-, -S-, -SO
2-, -S0
2-NR-, -NR-S0
2-, -CO-, -NR-CO-, -CO-NR-, -NR-COO-, -O-CO-NR-, -NR-CO-NR- (R = Wasserstoff oder Alkyl).
[0014] Die durch R
2 dargestellten oder in R und R als Substituent vorhandenen Alkyl- oder Alkenylgruppen
können gerade oder verzweigt sein und 1 - 22 C-Atome enthalten, sowie gegebenenfalls
weiter substituiert sein, z.B. durch Halogen (wie Fluor, Chlor oder Brom), Hydroxy,
Amino, Alkoxy, Aroxy, Alkylthio, Arylthio, eine heterocyclische Thioethergruppe, Alkylsulfonyl,
Arylsulfonyl oder eine heterocyclische Gruppe, wie etwa einen über ein Ringstickstoffatom
angeknüpften 5- oder 6-gliedrigen heterocyclischen Ring.
[0015] R1 ist in bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung eine gegebenenfalls substituierte
Phenylgruppe und R
2 ist in bevorzugten Ausführungsformen ein Alkylrest mit 1 bis 3 C-Atomen, der gegebenenfalls
durch Halogen, Alkoxy, Aroxy oder Hydroxyl substituiert sein kann.
[0016] Erfindungsgemäß ist die Gesamtheit der in der ED-Vorläuferverbindung vorhandenen
Substituenten so beschaffen, daß die ED-Vorläuferverbindung nicht diffundierend in
fotografische Schichten eingelagert werden kann. Hierzu enthält beispielsweise mindestens
einer der vorhandenen Substituenten, z.B. mindestens einer der Reste
R1 und R einen Ballastrest. Vorzugsweise ist der Rest R
1 so beschaffen, daß auch nach Abspaltung des Acylrestes -COR
2 unter dem Einfluß von Alkali das Restmolekül diffusionsfest bleibt oder nur eine
eingeschränkte Diffusionsfähigkeit aufweist. Eine diffusionsfeste Einlagerung der
ED-Vorläuferverbindung ist deshalb besonders erwünscht, weil diese Verbindungen in
einer genauen Lokalisierung in einer bestimmten Schicht bzw. in einer bestimmten Mengenrelation
zu zugeordneten nicht diffundierenden reduzierbaren farbgebenden Verbindungen eingesetzt
werden, die sich möglichst auch während einer längeren Lagerung des fotografischen
Aufzeichnungsmaterials nicht wesentlich ändern soll.
[0017] Als Ballastreste sind solche Reste anzusehen, die es ermöglichen, die erfindungsgemäßen
Verbindungen in den üblicherweise bei fotografischen Materialien verwendeten hydrophilen
Kolloiden diffusionsfest einzulagern. Hierzu sind vorzugsweise organische Reste geeignet,
die im allgemeinen geradkettige oder verzweigte aliphatische Gruppen mit im allgemeinen
8 bis 22 C-Atomen und gegebenenfalls auch carbocyclische oder heterocyclische aromatische
Gruppen enthalten. Mit dem übrigen Molekülteil sind diese Reste entweder direkt oder
indirekt, z.B.. über eine der folgenden Gruppen verbunden; -NHCO-, -NHS0
2-
' -NR-, wobei R Wasserstoff oder Alkyl bedeutet, -O- oder -S-. Zusätzlich kann der
diffusionsfestmachende Rest auch wasserlöslichmachende Gruppen enthalten, wie z.B.
Sulfogruppen oder Carboxylgruppen, die in bestimmten'Fällen auch in anionischer Form
vorliegen können. Da die Diffusionseigenschaften von der Molekülgröße der verwendeten
Gesamtverbindung abhängen, genügt es in bestimmten Fällen, z.B. wenn das verwendete
Gesamtmolekül groß genug ist, oder wenn die ED-Vorläuferverbindungen unter Verwendung
sogenannter ölbildner oder hochsiedender Kupplerlösungsmittel in emulgierter Form
in die Schichten eingearbeitet werden, als Ballastreste auch kürzerkettige Reste,
z.B. Isoamyl-oder tert.-Butylreste, zu verwenden.
[0018] Einige Beispiele für die erfindungsgemäß verwendeten nicht diffundierenden ED-Vorläuferverbindungen
sind im folgenden aufgeführt:

Bei den erfindungsgemäßen ED-Verbindungen handelt es sich um α-substituierte Malonsäurediamide.
Zu ihrer Herstellung geht man zweckmäßigerweise aus von aromatischen Aminen der Formel
R
1-NH
2, die mit Diethylmalonat unter Freisetzung von Ethanol kondensiert werden. Aus dem
erhaltenen Malonsäurediamid wird nach bekannten Methoden die α-Brom-Verbindung hergestellt.
Anschließend wird das Bromatom gegen den Rest -O-C
O-
R2 ausgetauscht. Im folgenden wird das Herstellungsverfahren am Beispiel der Verbindung
2 erläutert.
Herstellung der Verbindung 2
[0019]
a) 15,1 g 3-Amino-4-methyl-benzoesäure wurden in 150 ml Dimethylformamid mit 13,8
g Kaliumcarbonat und 30,5 g Hexadecylbromid versetzt und unter Rühren 2 h auf dem
siedenden Wasserbad erhitzt. Das Reaktionsgemisch wurde nach Abkühlung auf Raumtemperatur
in einer Mischung aus 300 ml Methanol und 30 ml Wasser verrührt. Der entstandene Niederschlag
wurde abgesaugt und nacheinander in 200 ml Wasser und 300 ml Methanol verrührt, erneut
abgesaugt und an der Luft getrocknet. Ausbeute: 29 g.
b) 30 g der erhaltenen Verbindung und 6,4 g Malonsäurediethylester wurden allmählich
auf 220°C erhitzt unter Abdestillieren des abgespaltenen Ethanols und 2 h bei dieser
Temperatur gehalten. Das Reaktionsgemisch wurde mit 50 ml Methanol verrührt und abgesaugt.
Nach nochmaligem Ausrühren mit 50 ml Cyclohexan wurden 11 g des Malonsäureanilids
erhalten.
c) 6,5 g der unter b) erhaltenen Verbindung wurden in einer Suspension in 50 ml Eisessig
unter Rühren mit 0,41 ml Brom versetzt. Das Gemisch wurde 15 min. auf 60°C erhitzt.
Nach Abkühlen auf Raumtemperatur und Zugabe von 50 ml Methanol wurde der gebildete
Niederschlag abgesaugt und mit Methanol gewaschen. Ausbeute: 5,8 g.
Verbindung 2
[0020] Zu 13,5 g der unter c) erhaltenen Verbindung in 120 ml Dimethylacetamid wurden nacheinander
2,4 g Ethoxyessigsäure und 2,1 g Kaliumcarbonat zugegeben und das Reaktionsgemisch
wurde 3 h bei Raumtemperatur gerührt. Das Reaktionsgemisch wurde dann in ein Gemisch
aus 300 ml Methanol, 30 ml Wasser und 10 ml Eisessig bei 10°C eingegossen. Der entstandene
Niederschlag wurde abgesaugt und nacheinander mit 200 ml Wasser und 200 ml Methanol
verrührt, abgesaugt, mit 50 ml Methanol gewaschen und an der Luft getrocknet.
Ausbeute: 11 g.
[0021] Die erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen sind den bekannten ED-Verbindungen,
z.B. Ascorbylpalmitat, sowie auch den bekannten ED-Vorläuferverbindungen insofern
überlegen, als sich mit ihnen innerhalb einer gegebenen Entwicklungszeit höhere Maximalfarbdichten
bei gleichzeitig geringeren Minimalfarbdichten (Schleier) erzeugen lassen. Es mag
dabei dahingestellt bleiben, ob die erhaltenen höheren Maximalfarbdichten auf eine
leichte Abspaltung (Hydrolyse) des Acylrestes und damit auf eine raschere Verfügbarkeit
der eigentlichen ED-Verbindungen oder auf deren höheres Reduktionsvermögen oder aber
auf beide Einflüsse zurückzuführen ist.
[0022] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen besteht darin,
daß sie in einer oxidationsunempfindlichen Form vorliegen und erst bei der Entwicklung
durch Behandlung mit wäßrigem Alkali in die eingentlichen ED-Verbindungen überführt
werden (hydrolytische Abspaltung der Acylgruppe).
[0023] Die in Kombination mit den erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen verwendeten
reduzierbaren Farbabspalter setzen unter alkalischen Entwicklungsbedingungen durch
Reduktion oder als Folge einer Reduktion einen diffusionsfähigen Farbstoff frei. Reduzierbare
Farbabspalter sind beschrieben in DE-OS 2 809 716, in DE-OS 3 008 588, DE-OS 30 14
669, in EP-A 0 004 399 und in GB-A 80 12 242. Erfindungsgemäß besonders bevorzugt
verwendete reduzierbare Farbabspalter entsprechen der folgenden Formel II:

worin bedeuten
R Alkyl oder Aryl;
R2 Alkyl, Aryl oder eine Gruppierung, die zusammen mit R3 einen ankondensierten Ring vervollstän- ,digt;
R3 Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Hydroxyl, Halogen wie Chlor oder Brom, Amino, Alkylamino,
Dialkylamino einschließlich cyclischer Aminogruppen (wie Pipe- ridino, Morpholino), Acylamino, Alkylthio, Alkoxy, Aroxy, Sulfo, oder eine Gruppierung, die zusammen mit R2 einen ankondensierten Ring vervollständigt;
R4 Alkyl;
R5 Alkyl oder vorzugsweise Wasserstoff;
A den Rest eines diffusionsfähigen Farbstoffes oder Farbstoffvorläufers;
X ein bivalentes Bindeglied der Formel -R-(L) P-(R) q-, worin R einen Alkylenrest mit 1 - 6 C-Atomen oder einen gegebenenfalls substituierten
Arylen- oder Aralkylenrest bedeutet und wobei die beiden Reste R die gleiche Bedeutung
oder voneinander verschiedene Bedeutungen haben können;
L -O-, -CO-, -CONR6-, -SO2NR6-, -O-CO-NR6-, -S-, -SO- oder -SO2- (R6 = Wasserstoff oder Alkyl);
p 0 oder 1;
q 0 oder 1;
m 0 oder 1,
und wobei mindestens einer der Reste R
1,
R2,
R3 und
R4 einen Ballastrest enthält.
[0024] Die in Formel II durch R
1, R
2,
R3 und R
5 dargestellten Alkylreste können geradkettig oder verzweigt sein und enthalten in
der Regel bis zu 18 C-Atome. Beispiele sind Methyl, n-Propyl, tert.-Butyl, Tetradecyl,
Octadecyl. Die durch die genannten Reste
R1,
R2 und
R3 dargestellten Arylreste sind beispielsweise Phenylgruppen, die substituiert sein
können, z.B. durch langkettige Alkoxygruppen.
[0025] In einem durch
R3 dargestellten Acylaminorest leitet sich die Acylgruppe ab von aliphatischen oder
aromatischen Carbon- oder Sulfonsäuren. Bei den durch R und R
3 vervollständigten ankondensierten Ringen handelt es sich bevorzugt um carbocyclische
Ringe, z.B. ankondensierte Benzol- oder Bicyclo-[2,2,1]-hepten- ringe.
[0026] Ein durch R
4 dargestellter Alkylrest kann geradkettig oder verzweigt, substituiert oder unsubstituiert
sein und bis zu 21 C-Atome enthalten. Beispiele sind Methyl, Nitromethyl, Phenylmethyl
(Benzyl), Heptyl, Tridecyl; Pentadecyl, Heptadecyl, -C
21H
43.
[0027] Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäß verwendeten Farbabspalter sind solche,
bei denen
R1,
R2 und R
3 in einem chinoiden Trägerrest zusammen nicht mehr als 8, insbesondere nicht mehr
als 5 C-Atome enthalten, und R 4 einen Alkylrest mit mindestens 11 C-Atomen darstellt.
[0028] Bevorzugte Ausführungsformen sind weiterhin solche, bei denen R
1 einen Alkoxyphenylrest mit mindestens 12 C-Atomen in der Alkoxygruppe bedeutet und
R2,
R3,
R4 zusammen nicht mehr als 8 C-Atome enthalten.
[0029] Die bevorzugt verwendeten reduzierbaren Farbabspalter enthalten pro Farbstoffrest
A einen diffusionsfestmachenden abspaltbaren chinoiden Trägerrest der Formel

worin
R ,
R2, R
3, R
4, R die bereits angegebenen Bedeutungen haben.
[0030] Als Farbstoffreste sind grundsätzlich die Reste von Farbstoffen aller Farbstoffklassen
geeignet, soweit sie genügend diffusionsfähig sind, um durch die Schichten des lichtempfindlichen
Materials hindurch in die Bildempfangsschicht diffundieren zu können. Zu diesem Zweck
können die Farbstoffreste mit einer oder mehreren alkalilöslichmachenden Gruppen versehen
sein. Als alkalilöslichmachende Gruppen sind unter anderem geeignet Carboxylgruppen,
Sulfogruppen, Sulfonamidgruppen sowie aromatische Hydroxylgruppen. Solche alkalilöslichmachende
Gruppen können in den erfindungsgemäß verwendeten Farbabspaltern bereits vorgebildet
sein oder erst aus der Abspaltung des Farbstoffrestes von dem mit Ballastgruppen behafteten
Trägerrest resultieren. An Farbstoffen, die für das erfindungsgemäße Verfahren besonders
geeignet sind, sind zu erwähnen: Azofarbstoffe, Azomethinfarbstoffe,
Anthra- chinonfarbstoffe, Phthalocyaninfarbstoffe, indigoide Farbstoffe, Triphenylmethanfarbstoffe,
einschließlich solcher Farbstoffe, die mit Metallionen komplexiert oder komplexierbar
sind.
[0031] Unter den Resten von Farbstoffvorläufern sind die Reste solcher Verbindungen zu verstehen,
die im Laufe der fotografischen Verarbeitung durch übliche oder zusätzliche Verarbeitungsschritte,
sei es durch Oxidation, sei es durch Kupplung, durch Komplexbildung oder durch Freilegung
einer auxochromen Gruppe in einem chromophoren System, beispielsweise durch Verseifung,
in Farbstoffe übergeführt werden. Farbstoffvorläufer in diesem Sinn können sein Leukofarbstoffe,
Kuppler oder auch Farbstoffe, die im Laufe der Verarbeitung in andere Farbstoffe umgewandelt
werden. Sofern nicht eine Unterscheidung zwischen Farbstoffresten und den Resten von
Farbstoffvorläufern von wesentlicher Bedeutung ist, sollen letztere im folgenden auch
unter der Bezeichnung Farbstoffreste verstanden werden'.
[0032] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält das farbfotografische
Aufzeichnungsmaterial bei monochromatischen Verfahren mindestens eine, bei Verfahren
zur Herstellung mehrfarbiger Bilder in der Regel mindestens drei bilderzeugende Schichteinheiten,
von denen jede mindestens eine lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht und
eine dieser zugeordnete Kombination aus einer nicht diffundierenden reduzierbaren
farbgebenden Verbindung und einer Elektrohendonoverbindung enthält, wobei in mindestens
einer .Schichteinheit eine erfindungsgemäße ED-Vorläuferverbindung verwendet wird.
In der Regel ist eine der Schichteinheiten überwiegend für blaues Licht empfindlich,
eine weitere für grünes Licht und eine dritte für rotes Licht, wobei die zugeordneten
farbgebenden Verbindungen jeweils komplementfärbige Bildfarbstoffe liefern.
[0033] Unter "Zuordnung" und "zugeordnet" wird verstanden, daß die gegenseitige Anordnung
von Silberhalogenidemulsionen, ED-Verbindung bzw. ED-Vorläuferverbindung und Farbabspalter
von solcher Art ist, daß eine Wechselwirkung zwischen ihnen möglich ist, die eine
bildmäßige übereinstimmung zwischen dem gebildeten Silberbild und dem Verbrauch an
ED-Verbindung einerseits sowie zwischen der nicht verbrauchten ED-Verbindung und Farbabspalter
andererseits zuläßt, so daß in Übereinstimmung mit dem nicht entickelten Silberhalogenid
eine bildweise Verteilung von diffusionsfähigem Farbstoff erzeugt wird. Hierzu müssen-lichtempfindliches
Silberhalogenid und Kombination aus Farbabspalter und ED-Verbindung nicht notwendigerweise
in derselben Schicht vorliegen; sie können auch in zueinander benachbarten Schichten
untergebracht sein, die jeweils der gleichen Schichteinheit angehören.
[0034] Um eine hinreichende Wechselwirkung zwischen dem Farbabspalter und der zugeordneten
ED-Vorläuferverbindung zu gewährleisten, empfiehlt es sich, diese beiden Verbindungen
einer Kombination in der gleichen Schicht unterzubringen, die jedoch nicht mit der
zugeordneten Silberhalogenidemulsionsschicht identisch sein muß. Die Tatsache, daß
die erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen unter neutralen Bedingungen hydrolysestabil
und somit auch oxidationsunempfindlich sind, macht diese Verbindungen besonders geeignet
für die Verwendung in einem gemeinsamen Emulgat (zusammen mit dem Farbabspalter),
während übliche ED-Verbindungen unter vergleichbaren Bedingungen eine zu hohe Oxidationsempfindlichkeit
aufweisen, so daß sie nicht mit den Farbabspaltern in dem gleichen Emulgat verwendet
werden könne.
[0035] Für die Einarbeitung der erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen sind alle Methoden
geeignet, nach denen üblicherweise hydrophobe Verbindungen in fotografischen Schichten
eingearbeitet werden, d.h. es kommen die üblichen Emulgiertechniken in Frage, z.B.
Methoden, nach denen fotografische Hilfsstoffe den Gießlösungen in Form von Emulgatoren
unter Verwendung sogenannter Ölbildner zugesetzt werden. Zu vermeiden sind hierbei
zweckmäßigerweise alle Methoden, bei denen die Verwendung von Alkali unvermeidlich
ist.
[0036] Der reduzierbare Farbabspalter wird in einer Schicht in der Regel in einer solchen
Menge verwendet, die ausreicht, um ein Farbbild mit möglichst hoher maximaler Farbdichte
zu erzeugen, beispielsweise in einer Menge von 1 - 20 10
-4 Mol/m
2, Die erfindungsgemäße ED-Vorläuferverbindung ist in der Menge an diejenige des Farbabspalters
angepaßt. Sie soll groß genug sein, um eine möglichst hohe maximale Farbdichte zu
erzielen, d.h. um eine möglichst vollständige Reduktion des Farbabspalters bewirken
zu können. Andererseits soll sie auch nicht wesentlich höher sein als hierzu erforderlich,
so daß das aus ihre resultierende Reduktionsmittel an den belichteten Stellen durch
die Entwicklung des belichteten Silberhalogenids möglichst vollständig verbraucht
werden kann. Die im Einzelfall günstigsten Mengenverhältnisse zwischen Silberhalogenid,
ED-Vorläuferverbindung und
Farbabspalter werden zweckmäßigerweise anhand von Routineversuchen ermittelt. Brauchbare
Ergebnisse können beispielsweise erhalten werden, wenn die ED-Vorläuferverbindung
jeweils in der 0,5 - 5-fachen molaren Menge, bezogen auf den Farbabspalter, vorliegt.
Das geeignete Mengenverhältnis zwischen Silberhalogenid und zugeordnetem Farbabspalter
liegt etwa im Bereich von 2 - 20 Mol Silberhalogenid pro Mol Farbabspalter.
[0037] Zwischen verschiedenen Schichteinheiten sind zweckmäßigerweise Trennschichten vorhanden,
die Verbindungen enthalten können, die mit diffundierenden Entwicklungsprodukten zu
reagieren und deren Diffusion aus einer Schichteinheit in eine andere zu unterbinden
vermögen. Dies trägt dazu bei, daß die Zuordnung jeweils auf eine Schichteinheit begrenzt
bleibt. Derartige Verbindungen sind bekannt, hierfür eignen sich beispielsweise nicht
diffundierende Hydrochinonderivate sowie beispielsweise die in der Publikation "Research
Disclosure No. 17 842" (Februar 1979) beschriebenen "scavenger compounds". Nicht zuletzt
können auch die erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen diese Funktion übernehmen
und zwar unabhängig von der Art der verwendeten Farbgebenden Verbindung (Farbkuppler,
Farbabspalter), wenn die erfindungsgemäßen ED-Vorläuferverbindungen als sogenannte
Scavenger in eine Trennschicht zwischen verschiedenen Schichteinheiten eingelagert
werden.
[0038] Die Wechselwirkung zwischen dem belichteten Silberhalogenid und der ED-Verbindung
wird im allgemeinen durch die oxidierte Form des zur Anwendung gelangenden Silberhalogenidentwicklungsmittels
bewerkstelligt. Letzteres wird bei der Entwicklung bildmäßig oxidiert und das Oxidationsprodukt
ist seinerseits in der Lage, die ED-Verbindung zu oxidieren und damit der Reaktion
mit dem Farbabspalter zu entziehen.
[0039] Als Silberhalogenidentwicklungsmittel kommen beispielsweise in Frage Hydrochinon
und dessen Derivate, Brenzkatechin und dessen Derivate, p-Phenylendiaminderivate und
3-Pyrazolidon-Verbindungen, insbesondere 1-Phenyl-3-pyrazolidon, 1-Phenyl-4,4-dimethyl-3-pyrazolidon,
4-Hydroxymethyl-4-methyl-1-phenyl-3-pyrazolidon, 1-Phenyl-4-methyl-3-pyrazolidon,
1-Phenyl-5-methyl-3-pyrazolidon, 1-Phenyl-4,4-bis-(hydroxymethyl)-3-pyrazolidon, 1,4-Dimethyl-3-pyrazolidon,
4-Methyl-3-pyrazolidon, 4,4-Dimethyl-3-pyrazolidon, 1-(3-Chlorphenyl)-4-methyl-3-pyrazolidon,
1-(4-Chlorphenyl)-4-methyl-3-pyrazolidon, 1-(3-Chlorphenyl).-3-pyrazolidon, 1-(4-Chlorphenyl)-3-pyrazolidon,
1-(4-Tolyl)-4-methyl-3-pyrazolidon, 1-(4-Tolyl)-4-hydroxymethyl-4-methyl-3-pyrazolidon,
1-(3-Tolyl)-3-pyrazolidon, 1-(3-Tolyl)-4,4-dimethyl-3-pyrazolidon, 1-(2-Trifluorethyl)-4,4-dimethyl-3-pyrazolidon
und 5-Methyl-3-pyrazolidon, einschließlich solcher Derivate des 3-Pyrazolidons, die
in verkappter Form vorliegen, beispielsweise acetylierte Phenidonderivate.
[0040] Auch läßt sich eine Kombination von verschiedenen Silberhalogenidentwicklungsmitteln
verwenden. Die Silberhalogenidentwicklungsmittel können in einer alkalischen Entwicklerzubereitung
oder auch ganz oder teilweise in einer oder mehreren Schichten des zu verarbeitenden
farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials enthalten sein.
[0041] Zur Durchführung des Farbdiffusionsübertragungsverfahrens gemäß der vorliegenden
Erfindung wird in der Regel ein lichtempfindliches Element verwendet, das eine oder
mehrere Silberhalogenidemulsionsschichteinheiten sowie die diesen zugeordneten reduzierbaren
Farbabspalter und ED-Verbindungen bzw. deren Vorläufer enthält, und ein Bildempfangselement,
in dem durch die bildmäßige Übertragung der freigesetzten Farbstoffe das gewünschte
Farbbild erzeugt wird. Hierzu-ist es erforderlich, daß zwischen dem lichtempfindlichen
Element und dem Bildempfangselement mindestens während eines endlichen Zeitraumes
innerhalb der Entwicklungszeit ein fester-Kontakt besteht, so daß die in dem lichtempfindlichen
Element als Folge der Entwicklung erzeugte bildmäßige Verteilung an diffundierenden
Farbstoffen auf das Bildempfangselement übertragen werden kann. Der Kontakt kann hergestellt
werden, nachdem die Entwicklung in Gang gesetzt worden ist, oder er kann bereits hergestellt
worden sein, bevor die Entwicklung beginnt. Letzteres ist beispielsweise der Fall,
falls zur Durchführung des Farbdiffusionsübertragungsverfahren ein sogenanntes integrales
Aufzeichnungsmaterial verwendet wird, in dem das lichtempfindliche Element und das
Bildempfangselement eine integrale Einheit bilden, im folgenden auch als Monoblattmaterial
bezeichnet, die auch nach Beendigung des Entwicklungsvorganges weiter bestehen bleiben
kann, wenn eine Abtrennung des lichtempfindlichen Elements vom Bildempfangselement
auch nach erfolgtem Farbübertrag nicht vorgesehen ist. Eine solche Ausführungsform
ist beispielsweise beschrieben in der DE-OS 2 019 430.
[0042] Das Bildempfangselement kann demnach Bestandteil des farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials
sein, z.B. in Gestalt einer Bildempfangsschicht, die unterhalb des lichtempfindlichen
Elementes auf einem transparenten Träger angeordnet ist, wobei sich zweckmäßigerweise
zwischen der Bildempfangsschicht und dem lichtempfindlichen Element eine lichtundurchlässige,
vorzugsweise lichtreflektierende Bindemittelschicht befindet. Die Bildempfangsschicht,
die bei einer anderen Ausgestaltung des Farbübertragungsverfahren aber auch einer
anderen Ausgestaltung des Farbübertragungsverfahrens aber auch auf einem separaten
Träger angeordnet sein kann (Bildempfangsblatt), enthält in der Regel in bekannter
Weise ein basisches Beizmittel für diffundierende anionische (saure)
Farb- stoffe.
[0043] Als Beizmittel für saure Farbstoffe dienen vorzugsweise langkettige quaternäre Ammonium-
oder Phosphoniumverbindungen oder tertiäre Sulfoniumverbindungen, z.B. solche, wie
sie beschrieben sind in US 3 271 147 und US 3 271 148. Ferner können auch bestimmte
Metallsalze und deren Hydroxide, die mit den sauren Farbstoffen schwerlösliche Verbindungen
bilden, verwendet werden. Die Farbstoffbeizmittel sind in der Empfangsschicht in einem
der üblichen hydrophilen Bindemittel dispergiert, z.B. in Gelatine, Polyvinylpyrrolidon,
ganz oder partiell hydrolysierten Celluloseestern. Selbstverständlich können auch
manche Bindemittel als Beizmittel fungieren, z.B. Mischpolymerisate oder Polymerisatgemische
von Vinylalkohol und N-Vinylpyrrolidon, wie beispielsweise beschrieben in der DE-AS
1 130 284, ferner solche, die Polymerisate von stickstoffhaltigen quaternären Basen
darstellen, z.B. Polymerisate von N-Methyl-2-vinylpyridin, wie beispielsweise beschrieben
in US 2 484 430. Weitere brauchbare beizende Bindemittel sind beispielsweise Guanylhydrazonderivate
von Alkylvinylketonpolymerisaten, wie beschrieben in US 2 882 156, oder Guanylhydrazonderivate
von Acylstyrolpolymerisaten, wie beispielsweise beschrieben in DE-OS 2 009 498.
[0044] Im allgemeinen wird man jedoch auch den zuletzt genannten beizenden Bindemitteln
andere Bindemittel, z.B. Gelatine, zusetzen. Weitere polymere Beizmittel sind beschrieben
etwa in US 3 709 690, DE-OS 2 315 304, DE-OS 2 445 782, DE-OS 2 551 786 und DE-OS
2 631 521.
[0045] Das erfindungsgemäße farbfotografische Aufzeichnungsmaterial kann darüber hinaus
noch saure Schichten und sogenannte Brems- oder Verzögerungsschichten enthalten, die
zusammen ein sogenanntes integrales Neutralisationssystem bilden. Ein solches integrales
Neutralisationssystem kann in bekannter Weise zwischen dem Schichtträger und der darauf
angeordneten Bildempfangsschicht angeordnet sein oder an einer anderen Stelle im Schichtverband,
z.B. oberhalb der lichtempfindlichen Schichten, d.h. jenseits dieser lichtempfindlichen
Schichten, von der Bildempfangsschicht aus betrachtet. Das Neutralisationssystem ist
normalerweise so orientiert, daß sich die Brems- oder Verzögerungsschicht zwischen
der Säureschicht und der Stelle befindet, an der eine alkalische Entwicklungsflüssigkeit
oder - paste zur Einwirkung gebracht wird. Solche Säureschichten, Bremsschichten usw.
aus beiden bestehenden Neutralisationssystemen sind beispielsweise bekannt aus US
2 584 030, US 2 983 606, US 3 362 819, US 3 362 821, DE-OS 2 455 762, DE-OS 2 601
653, DE-OS 2 716 505, DE-OS 2 816 878. Ein solches Neutralisationssystem kann in bekannter
Weise auch zwei oder mehrere Bremsschichten enthalten.
[0046] Das erfindungsgemäße Aufzeichnungsmaterial kann in einer besonderen Ausgestaltung
des weiteren eine oder mehrere für wäßrige Flüssigkeiten durchlässige pigmenthaltige
opake Schichten enthalten. Diese können zwei Funktionen erfüllen:
Einerseits kann hierdurch der unerwünschte Zutritt von Licht zu lichtempfindlichen
Schichten unterbunden werden und andererseits kann eine solche Pigmentschicht - insbesondere,
wenn ein helles oder weißes Pigment, z.B. Ti02 verwendet wird - für das erzeugte Farbbild einen ästhetisch angenehmen Hintergrund
bilden. Integrale farbfotografische Aufzeichnungsmaterialien mit einer solchen Pigmentschicht
sind bekannt, z.B. aus US 2 543 181 und DE-AS 1 924 430. Anstelle einer vorgebildeten
opaken Schicht können auch Mittel vorgesehen sein, um solche Schicht erst im Verlauf
des Entwicklungsverfahrens zu erzeugen. Entsprechend den beiden erwähnten Funktionen
können derartige Pigmentschichten aus zwei oder merheren Teilschichten aufgebaut sein,
von denen eine beispielsweise ein weißes Pigment und die andere beispielsweise ein
dunkles, lichtabsorbierendes Pigment, z.B. Ruß, enthält.
[0047] Bei einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das fotografische
Material ein integrales tarbfotografisches Auszeichnungsmaterial für die Durchführung
des Farbdiffusionsübertragungsverfahrens und weist beispielsweise folgende Schichtelemente
auf:
1) einen transparenten Schichtträger
2) eine Bildempfangsschicht
3) eine lichtreflektierende Schicht
4) ein lichtempfindliches Element mit mindestens einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht
und einer dieser zugeordneten Kombination aus reduzierbarem Farbabspalter und ED-Vorläuferverbindung
5) eine Verzögerungsschicht
6) eine saure Polymerschicht
7) einen transparenten Schichtträger.
[0048] Das Monoblattmaterial kann dabei in der Weise zusammengesetzt werden, daß getrennt
voneinander zwei verschiedene Teile hergestellt werden, nämlich der lichtempfindliche
Teil (Schichtelemente 1 - 4) und das Abdeckblatt (Schichtelemente 5 - 7), die dann
schichtseitig aufeinanderge
- legt und miteinander verbunden werden, gegebenenfalls unter Verwendung von Abstandsstreifen,
so daß zwischen den beiden Teilen ein Raum für die Aufnahme einer genau bemessenen
Menge einer Entwicklerzubereitung gebildet wird. Die Schichtelemente 5 und 6, die
zusammen das Neutralisationssystem bilden, können auch, allerdings in vertauschter
Reihenfolge, zwischen dem Schichtträger und der Bildempfangsschicht des lichtempfindlichen
Teils angeordnet sein.
[0049] Es können weiterhin Mittel vorgesehen sein, um eine Entwicklerzubereitung zwischen
den lichtempfindlichen Teil und das Abdeckblatt einzuführen, z.B. in Form eines seitlich
angeordneten, aufspaltbaren Behälters, der bei Einwirkung mechanischer Kräfte seinen
Inhalt zwischen zwei benachbarte Schichten des Monoblattmaterials ergießt.
[0050] Die Entwicklerzubereitung kann außer dem wäßrigen Alkali noch Entwicklerverbindungen
enthalten, die jedoch auf die Art der farbgebenden Verbindungen abzustimmen sind.
Weitere mögliche Bestandteile der Entwicklerzubereitung sind Verdickungsmittel zur
Steigerung der Viskosität, z.B. Hydroxyethylcellulose, Silberhalogenidlösungsmittel,
z.B. Natriumthiosulfat, oder eine der in DE-OS 2 126 661 beschriebenen Bis-sulfonylalkan-Verbindungen,
Trübungsmittel zur Erzeugung von opakten Schichten, z.B. Pigmente von Ti0
2, ZnO, Bariumsulfat, Bariumstearat oder Kaolin. Alternativ oder zusätzlich können
einige dieser Bestandteile auch in eine oder mehrere Schichten des erfindungsgemäßen
farbfotografischen Aufzeichnungsmaterials eingelagert sein.
Beispiel 1
Lichtempfindliches Element
[0051] Auf einen beidseitig mit Polyethylen beschichteten
Papierträger wurden nacheinander folgende Schichten aufgetragen. Alle Angaben beziehen
sich auf 1 m
2.
1. Eine rotsensibilisierte Silberbromidiodidemulsionsschicht aus 0,5 g AgNO3 mit 0,3 g des Farbabspalters A (= Verbindung 2 aus DE-OS 2 854 946), 0,16 g ED-Verbindung
2, 0,46 g Palmitinsäure- diethylamid (gemeinsamer Ölbildner für A und ED-Verbindung)
und 1,15 g Gelatine.
2.. Eine Schutzschicht mit 0,6 g Monoacetylierungsprodukt von 4-Methyl-l-phenyl-3-pyrazolidon,
0,12 g 2-Isooctadecyl-5-sulfohydrochinon und 0,6 g Gelatine.
3. Eine Härtungsschicht mit 0,1 g Gelatine und 0,12 g Härtungsmittel D.
Bildempfangsblatt
[0052] Auf einen beidseitig mit Polyethylen beschichteten Papierträger wurden folgende Schichten
aufgetragen. Die Angaben beziehen sich auf 1 m
2.
1. Eine Beizschicht mit 6 g eines Polyurethans gemäß Beispiel 3 der DE-OS 2 631 521
und 5 g Gelatine.
2. Eine Härtungsschicht mit 0,1 g Gelatine und 0,15 g Härtungsmittel D.
[0053] Das bildmäßig belichtete lichtempfindliche Element und das Bildempfangsblatt wurden
mit einer Behandlungslösung der nachfolgend angegebenen Zusammensetzung getränkt und
schichtseitig zusammengepreßt:

[0054] Nach einer Kontaktzeit von 2 min wurden die Blätter voneinander getrennt und das
Bildempfangsblatt 30 s gewässert. Nach der Trocknung wurden die Dmin/Dmax-Werte des
positiven blaugrünen Bildes gemessen.
Beispiele 2 bis 4
[0055] Es wurde verfahren wie in Beispiel 1 angegeben, wobei jedoch anstelle des dort beschriebenen
lichtempfindlichen Elementes solche verwendet wurden, die anstelle der ED-Verbindung
2 weitere erfindungsgemäße ED-Vorläuferverbindungen in der gleichen molaren Menge
enthielten.
[0056] Die Ergebnisse (Dmin/Dmax) sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt:

Beispiel 5 (nicht erfindungsgemäß)
[0057] Ein lichtempfindliches Element eines fotografischen Aufzeichnungsmaterial gemäß der
Erfindung wurde dadurch hergestellt, daß auf einem transparenten Träger aus Polyethylenterephthalat
folgende Schichten nacheinander aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich
dabei jeweils auf
1 m2.
1. Blausensibilisierte AgBr-Negativemulsion aus 0,5 g AgNO3, mit 0,357 g Verbindung B (Gelbfarbstoff freisetzende Verbindung), 0,306 g Verbindung
E (ED-Verbindung 4 aus DE-OS 30 06 268) 0,663 g Palmitinsäurediethylamid (ölbildner)
und 1,164 g Gelatine.
2. Gelbfilterschicht mit 0,16 g Gelbfarbstoff Solvent Yellow 29 (C.I. 21230), 0,07
g 2-iso-Octadecyl-5-sulfo-hydrochinon (Scavenger) und 1,0 g Gelatine.
3. Grünsensibilisierte AgBr-Negativemulsion aus 0,5 g AgN03, mit 0,314 g Verbindung C (Purpurfarbstoff freisetzende Verbindung), 0,223 g Verbindung
E, 0,537 g Diethyllauramid (ölbildner) und 1,037 g Gelatine.
4. Zwischenschicht mit 0,4 g 2-iso-Octadecyl-5-sulfo-hydrochinon, 0,60 g Acetylierungsprodukt
von 4-Methyl-1-phenylpyrazolidon(3)(Entwickler) und 1,0 g Gelatine.
5. Rotsensibilisierte AgBr-Negativemulsion aus 0,5 g AgNO3, mit 0,30 g Verbindung A (Blaugrünfarbstoff freisetzende Verbindung), 0,162 g Verbindung
E, 0,462 g Palmitinsäure-diethylamid und 0,962 g Gelatine.
6. Schutzschicht mit 0,6 g Gelatine
7. Opake lichtreflektierende Schicht mit 18 g TiO2 und 2,57 g Gelatine.
8. Schutzschicht mit 4,0 g Gelatine.
9. Bildempfangsschicht mit 2,08 g eines polymeren Beizmittels aus 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat
und N-Ethyldiethanolamin, quaterniert mit Epichlorhydrin gemäß DE-OS 2 631 521, Beispiel
1, und 5,2 g Gelatine.
10. Schutz- und Härtungsschicht mit 1,2 g Verbindung D (Härtungsmittel) und 0,6 g
Gelatine.
[0058] Das Aufzeichnungsmaterial wurde durch den transparenten Träger hindurch hinter einem
üblichen Graukeil belichtet und in einer offenen Schale bei 22°C 2 min. mit einem
Bad der folgenden Zusammensetzung entwickelt:

[0059] Anschließend wurde 5 min gewässert und getrocknet.
Beispiele 6 und 7 (Erfindungsgemäß)
[0060] Es wurde verfahren wie in Beispiel 5 angegeben, wobei jedoch anstelle des dort beschriebenen
lichtempfindlichen Elementes solche verwendet wurden, die als Scavenger in den Schichten
2 und 4 1,5 g einer der erfindungsgemäßen Verbindungen 2 bzw. 13 sowie jeweils 1,5
g Dibutylphthalat als ölbildner enthielten. Verarbeitet wurde wie in Beispiel 5.
[0061] Die nach den Beispielen 5, 6 und 7 erhaltenen Aufzeichnungsmaterialien lieferten
übertragsbilder vergleichbar guter Farbtrennung.
[0062] Wurden die Aufzeichnungsmaterialien vor der Entwicklung 3 d einem Klima von 60°C
(mit ungeregelter Feuchte) ausgesetzt und anschließend verarbeitet wie in Beispiel
5 beschrieben, so erhielt man Übertragsbilder, die im Verhältnis zu den frisch entwickelten
Proben folgenden prozentualen Schleieranstieg zeigten (positive Werte bedeuten Schleieranstieg):

[0063] Wie aus der Tabelle hervorgeht, sind die erfindungsgemäßen Verbindungen wegen der
wesentlich geringeren Schleiertendenz besonders vorteilhaft auch als Oxformfänger
(Scavenger) in fotografischen Schichten einzusetzen.