[0001] Die Erfindung betrifft eine Sicherheitseinrichtung für Druckelektrolyseapparate zur
Herstellung von Chlor, Alkalilauge und Wasserstoff aus wäßriger Alkalichloridlösung
mit Einrichtungen zum Messen, Einstellen und Regeln des Drucks in den Anoden-und Kathodenkammern,
die durch eine Ionenaustauschermembran voneinander getrennt sind.
[0002] Verfahren zum Herstellen von Chlor aus wäßriger Alkalichloridlösung unter Druck sind
bekannt. Dabei werden Drücke bis 50 bar in der Anoden- und Kathodenkammer, die durch
eine Membran voneinander getrennt sind, angewendet. Um die Membran nicht zu schädigen,
muß die Druckdifferenz zwischen Anoden- und Kathodenkammer möglichst gering gehalten
werden. Hierfür sind Einrichtungen zum Messen, Einstellen und Regeln des Druckes in
der Anoden- und Kathodenkammer der für die .Druckelektrolyse erforderlichen Druckelektrolyseapparate
bekannt. Diese Einrichtungen zum Regeln des Druckes versagen jedoch bei plötzlich
eintretenden Störungen im Elektrolysebetrieb wie sie z.B. durch Abreißen einer Anolytrohrleitung
eintreten können, weil ein Druckausgleich zwischen den Kammern wegen der der Elektrolysezellen
nachgeschalteten Aufbereitungsanlage für die Elektrolyseprodukte bei spontan absinkendem
Druck in einer der Kammern nicht möglich ist. Eine ähnliche Situation wie beim Abreißen
ist beim Anfahren der Elektrolyseanlage zu beobachten.
[0003] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung,wie sie in den Ansprüchen
gekennzeichnet ist,löst die Aufgabe dadurch, daß die Anoden- und Kathodenkammern über
Entspannungsventile mit Entspannungsgefäßen verbunden sind, wobei die Entspannungsventile
mit einer Differenz- . druck-meß- und regeleinrichtung versehen sind. Den Entspannungsgefäßen
kann jeweils eine Kondensationseinrichtung, insbesondere eine Waschkolonne zugeordnet
sein. Die Differenzdruck-meß- und regeleinrichtung kann aus einem oder zwei Differenzdruckgebern
bestehen. Die Entspannungsventile sind zweckmäßig mit dem Kopf der Entspannungsgefäße
verbunden. Die Waschkolonnen können direkt auf den Entspannungsgefäßen angeordnet
sein, wobei Trennwände zwischen den Entspannungsgefäßen und den Waschkolonnen nicht
erforderlich sind. Dabei ist der Sumpf der Entspannungsgefäße mit dem Kopf der jeweiligen
Waschkolonne durch eine Leitung verbunden, in der eine Pumpe angeordnet ist. In diesen
Leitungen können jeweils Wärmetauscher angeordnet sein, und den Waschkolonnen können
Drosselventile nachgeschaltet werden.
[0004] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
daß bei plötzlich auftretenden Druckdifferenzen zwischen Anoden- und Kathodenkammern,
diese rasch ausgeglichen werden können, ohne daß durch die damit verbundenen Gasstöße,z.
B. Wasserverdampfung durch Druckentlastung, von beachtlichem Volumen weder die nachgeschaltete
Aufbereitungsanlage noch die Umwelt, in die die Gase abgelassen werden müßten, belastet
wird.
[0005] Im folgenden wird die Erfindung an Hand von Fließbildern näher erläutert. Es zeigt
Figur 1 eine Druckelektrolyseanlage, symbolisiert durch eine Druckelektrolysezelle
mit nachgeschalteter Trennanlage für die Elektrolyseprodukte und Einrichtungen zum
Messen, Einstellen und Regeln des Druckes in den Anoden-und Kathodenkammern;
Figur 2 die Sicherheitseinrichtung mit 2 Differenzdruckgebern;
.Figur 3 die Sicherheitseinrichtung mit einem Differenzdruckgeber.
[0006] Die Alkalichloridlösung wird über Leitung 1 und Pumpe 3 der Anodenkammer 5 der Elektrolysezelle
9 zugeführt und Wasser bzw. Natronlauge der Kathodenkammer 6 über Leitung 2 und Pumpe
4. Die Elektrolysezelle 9 enthält die Anode 7 und die Kathode 8, die durch eine Ionenaustauschermembran
10 getrennt sind. Der Anolyt mit dem erzeugten Chlor wird über Leitungen 11 von den
einzelnen Anodenkammern 5 einer Elektrolysezelle 9 der Sammelleitung 19 zugeführt
und gelangt in den Abscheider 13, wo sich Anolyt und Chlor voneinander trennen. Entsprechend
wird der Wasserstoff und die Natronlauge aus den Kathodenkammern 6 über Leitungen
. 12 in die Sammelleitung 20 und den Abscheider 14 eingebracht, in dem sich der Wasserstoff
und die Lauge voneinander trennen. Die Gase aus den Abscheidern 13 und 14 gelangen
über die Leitungen 15 und 16, die beiden Druckhalteventile 17 und 18 sowie über die
Leitungen 22 und 23 in nachgeschaltete Anlagen zur Aufbereitung (nicht dargestellt).
Die beiden Druckhalteventile 17 und 18 sind mit einer Differenzdruckregeleinrichtung
21 über Leitungen 24 und 25 verbunden und zwar so, daß unabhängig von den Absolutdrücken
dafür gesorgt ist, daß die Drücke in den Abscheidern 13 und 14 annähernd gleich groß
sind. Aus den Abscheidern 13 und.14 werden die Flüssigkeiten mit Hilfe der Standregler
26 und 27 abgeleitet und zwar ein Teil der Lauge über Leitung 28, Leitung 32 und Pumpe
4 zurück in die Kathodenkammer 6 und der andere Teil über das Regel- .ventil 30 und
Leitung 33 in die Natronlaugenaufbereitung (nicht dargestellt). Die Sole'aus dem Abscheider
13 gelangt über Leitung 29 und Regelventil 31, das von dem Standregler 27 gesteuert
wird, und Leitung 34 in die Entchlorungsanlage und Soleaufbereitung oder Salzlöse-Station
(nicht dargestellt}.
[0007] Durch die Bezugszeichen 35 und 36 sind Rohrleitungen angedeutet, mit denen die Sicherheitseinrichtung
an die Sammelleitungen 19 und 20 angeschlossen werden kann. Je nach den örtlichen
Verhältnissen, Größe der Anlage, und Einteilung des Zellenblocks, kann die Sicherheitseinrichtung
an die Sammelleitungen 19 und 20 oder an die Abscheider 13 und 14, und zwar an die
gestrichelt gezeichneten Abgänge 37 und 38 angeschlossen werden, wobei der Anschluß
an die Abscheider 13 und 14 den Vorteil hätte, daß vornehmlich Gase und Dämpfe bei
erforderlicher Druckentlastung abgeführt würden. Bedingung ist generall, daß der Anschluß
der Sicherheitseinrichtung möglichst dicht bei den Zellenabgängen angeordnet ist und
überall für den Störungsfall ausreichend große Strömungsquerschnitte zur Ableitung
der großen Gasmengen zur Verfügung stehen.
[0008] Die Sicherheitseinrichtung nach Figur 2 weist als Differenzdruck-meß- und -regeleinrichtung
zwei Differenzdruckgeber 39 und 40 mit zwei Entspannungsventilen 41 und 42, zwei Entspannungsgefäßen
43 und 44, zwei Waschkolonnen 45 und 46, zwei Umwälzpumpen 47 und 48, zwei Kühler
49 und 50 und zwei Regelventile 51 und 52, die z.B. weitgehend, vom Vordruck unabhängig,
auf eingestellte max. Durchgangsmenge gesteuert werden können oder deren Durchgang
sich mit steigendem Vordruck vergrößert. Je nach den vorliegenden örtlichen Verhältnissen
wird man verschiedene Ausführungsarten wählen.
[0009] Von den Sammelleitungen 19 und 20, die die Ausgangsprodukte der Elektrolysezellen
9, die Chlor und Wasserstoff enthalten, aufnehmen, zweigen die Rohrleitungen 35 und
36 ab. Diese münden über regelbare Entspannungsventile 41 und 42 in die Entspannungsbehälter
43 und 44, denen jeweils druckfest ausgeführte Waschkolonnen 45 und 46 zugeordnet
sind. Die in den Waschkolonnen aufsteigenden Gase werden durch Flüssigkeit, z.B. Alkalichloridlösung,
Alkalilauge oder Wasser gekühlt. Mitgerissene Sole und Lauge wird ausgewaschen, Chlor
absorbiert und Wasserdampf niedergeschlagen. Hierdurch werden die Gesamtvolumina der
Gasströme stark vermindert. Die Entspannungsgefäße 43 und 44 sind gleichzeitig als
Sammelbehälter für die umlaufenden Flüssigkeiten ausgebildet. Mit Hilfe der Pumpen
47 und 48 werden die Waschflüssigkeiten über die Leitungen 53 und 54, in denen Wärmetauscher
49 und 50 angeordnet sein können, aus den Entspannungsgefäßen 43 und 44 abgesaugt
und den Köpfen 55, 56 der Waschkolonnen 45 und 46 zugeführt. Bei plötzlichem öffnen
eines der Entspannungsventile 41 oder 42 kann wie es zur schnellen Verminderung des
Differenzdruckes erforderlich ist eine größere Gasmenge in das System Entspannungsgefäß
43, 44 Waschkolonne 45, 46 entweichen. Dort wird aber die Gasmenge, wie erwähnt spontan
vermindert. Das System 43, 44, 45, 46 ist außerdem im Volumen so ausgelegt, daß es
unter Drucksteigerung eine ausrechende Gasmenge abpuffern kann. Der Überdruck wird
über die Leitungen 57 und 58 sowie den Regelventilen 51 und 52 abgebaut, in dem die
Regelventile 51 und 52 eine bis auf ein Maximum begrenzte Menge der Gase in die nachgeschalteten
Anlagen, z.B. für das Chlor in eine Chlorvernichtung, über Leitungen 66, 67 durchlassen
(nicht dargestellt). Auf diese Weise wird eine Überlastung der nachgeschalteten Aufbereitungsanlagen
vermieden. An Stelle der Regelventile können je nach den örtlich gegebenen Verhältnissen
bzw. Auslegung der Anlagen auch einfache Drosselorgane eingesetzt werden.
[0010] Das öffnen und Schließen derEntspannungsventile 41 und 42 wird getrennt voneinander
mit Hilfe der Differenzdruck-meß- und -regeleinrichtung 39, 40bzw. 59 vorgenommen.
Und zwar öffnet das Entspannungsventil 41, wenn in der Leitung 35 gegenüber Leitung
36 ein festgelegter Differenzdruck überschritten wird. Das Entspannungsventil 42 bleibt
dabei geschlossen. Umgekehrt ist es, wenn der Druck in der Leitung 36 höher ist als
in der Leitung 35, und dieser Differenzdruck einen festgelegten Wert überschreitet.
Wenn die Druckdifferenz sich verringert, schließt das jeweils geöffnete Entspannungsventil
wieder undbei normalem Betriebszustand der Elektrolyseanlage sind die Entspannungsventile
41 und 42 geschlossen. Es sei hier nochmals auf die verschiedene Funktionsweise der
Druckhalteventile 17 und 18 (Figur 1) und der Entspannungsventile 41 und 42 der Sicherheitseinrichtung
(Figuren 2 und 3) hingewiesen. Die Ventile - 17 und 18 sind beim Betrieb der Elektrolyseanlagen
in ständigem Spiel, d.h. jedes für sich läßt soviel Gase und Dämpfe durch, daß der
Druck in der Elektrolyseanlage und zwar in den Anoden- wie den Kathodenkammern 5,
6 auf einem konstanten und eingestellten, auf beiden Seiten gleichen Wert, gehalten
wird. Die Entspannungsventile 41 und 42 der Sicherheitseinrichtung sind beim Betrieb
der Elektroyseanlage dagegen normalerweise geschlossen und sprechen nur bei einem
überhöhten Differenzdruck zwischen der Anoden- und Kathodenkammer 5 und 6 der Elektrolysezelle
9 an. Dieserüberhöhte Differenzdruck kann in einem Störungsfall, z.B. beim Abriß einer
Leitung oder auch beim An- oder Abfahren der Elektrolysenanlage auftreten.
[0011] In diesen Fällen sind die Druckhalteventile 17 und 18 nicht in der Lage die plötzlich
auftretenden Druckdifferenzen auszugleichen, da sie für die normal auftretenden Durchflüßmengen
bemessen sein müssen und die anfallenden großen Mengen an Gasen und Dämpfen daher
nicht verarbeitet werden können. Außerdem ist das Vorhandensein einer unabhängig arbeitenden
Sicherheitseinrichtung großer Abblaseleistung zum Schutz der wertvollen Anlagen vorteilhaft,
denn mit dem Versagen eines Reglers muß bekanntlich stets gerechnet werden.
[0012] Die Entspannungsgefäße 43 und 44 können räumlich getrennt von den Waschkolonnen 45
und 46 aufgestellt sein. Die Kühler 49 und 50 können entfallen, wenn die Entspannungsgefäße
43 und 44 als Doppelmantelgefäße ausgebildet sind oder in diese Kühlschlangen eingebaut
werden. Wenn große Waschflüssigkeitsmengen vorgehalten werden müssen, kann unter Umständen
auf eine Kühlung verzichtet werden. Die Regelventile 51 und 52 sollten so eingestellt
werden, daß eine Überlastung der nachgeschaltenten Produktionsanlagen vermieden wird.
[0013] Während für die Sicherheitseinrichtung gemäß Figur 2 zwei Differenzdruckgeber 39,
40 vorgesehen sind, weist die Sicherheitseinrichtung gemäß Figur 3 lediglich einen
Differenzdruckgeber 59 auf. Die Differenzdruckgeber sind jeweils über Leitungen 60,
61, 62, 63, 64, 65 mit den Leitungen 35, 36 der Sicherheitseinrichtung verbunden.
1. Sicherheitseinrichtung für Druckelektrolyseapparate zur Herstellung von Chlor,
Alkalilauge und Wasserstoff aus wäßriger Alkalichloridlösung mit Einrichtungen zum
Messen, Einstellen und Regeln des Drucks in den Anoden-und Kathodenkammer, die durch
eine Ionenaustauschermembran voneinander getrennt sind, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anoden- und Kathodenkammern über Entspannungsventile. (4 1, 4 2) mit Entspannungsgefäßen
(43, 44) verbunden sind, wobei die Entspannungsventile (41, 42) mit einer Differenzdruck-meß-
und regeleinrichtung versehen sind.
2. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß den Entspannungsgefäßen
(43, 44) jeweils eine Kondensationseinrichtung (45, 46), insbesondere eine Waschkolonne
zugeordnet ist.
3. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Differenzdruck-meß- und regeleinrichtung aus zwei Differenzdruckgebern (39, 40) besteht.
4. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Entspannungsventile (41, 42) mit dem Kopf der Entspannungsgefäße (43, 44) verbunden
sind.
5. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,.daß die Waschkolonnen
(45, 46) auf den Entspannungsgefäßen (43, 44) angeordnet sind, wobei Trennwände zwischen
den Entspannungsgefäßen (43, 44) und den Waschkolonnen (45, 46) nicht erforderlich
sind, und der Sumpf der Entspannungsgefäße (43, 44) mit dem Kopf (55, 56) der jeweiligen
Waschkolonne (45, 46) durch eine Leitung (53, 54) mit Pumpe (47, 48) verbunden ist.
6. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß in den Leitungen (53, 54) jeweils ein Wärmetauscher
(49, 50) angeordnet ist.
7. Sicherheitseinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß den Waschkolonnen
(45, 46) Regelventile (51, 52) nachgeschaltet sind.