[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und
eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Im Zuge der energiewirtschaftlichen Gesamtentwicklung gewinnt Alkohol als Treibstoff
bzw. als Treibstoffzusatz zunehmend an Bedeutung. Alkohol für derartige Zwecke kann
aus Cellulose bzw. cellulosehaltigerBiomasse in zwei Stufen hergestellt werden, indem
man zunächst Cellulose zu Zucker hydrolysiert und diesen dann zu Äthanol vergärt.
Während die Fermentation von Zucker zu Äthanol technisch gut beherrscht wird, bleibt
die Hydrolyse der Cellulose der kritische Verfahrensschritt, der über die Gesamtwirtschaftlichkeit
des Verfahrens entscheidet.
[0003] Bei den bekannten, im wesentlichen auf Bergius und Scholler (DE-PS 577 850) beruhenden
Verfahren der säurekatalysierten Hydrolyse von Cellulose liegen Unzulänglichkeiten
vor allem darin, daß der Energieinhalt des erzeugten Alkohols häufig niedriger ist
als die zum Betrieb der Gesamtanlage erforderliche Energie, die vor allem in Form
von Heizdampf und elektrischem Strom zur Verfügung gestellt werden muß.
[0004] So sind z. B. aus den DE-PSen 15 67 350 und 15 67 335 Perkolator-Festbettreaktoren
für eine halbkontinuierliche Hydrolyse bekannt, wobei schubweise verdünnte Schwefelsäure
über ein Festbett aus Holzschnitzeln rieselt, und wobei bei einer Hydrolysetemperatur
von 120 bis 145 °C und einer Verweilzeit von 15 bis 60 Minuten Cellulose zu Glukose
mit einer Ausbeute von ca. 50 % umgesetzt wird. Neben der relativ ungünstigen Glukoseausbeute
ist hierbei ein hoher spezifischer Energieeinsatz erforderlich.
[0005] Ein wesentlicher theoretischer Ansatz zur Verbesserungen resultiert aus der Veröffentlichung
von Hans E. Grethlein in der Zeitschrift "Biotechnology and Bioengineering", Vol.
II (1978), Seiten 503 bis 525 "Comparison of the Economics of Acid and Enzymatic Hydrolysis
of Newsprint". Dort wurde postuliert, daß eine hohe Ausbeute an Glukose bezogen auf
die eingesetzte ALPHA-Cellulose erreicht wird, wenn die Hydrolysetemperaturen über
250 °C bis auf 300 °C bei Drücken von 40 bis 90 bar gesteigert werden, und wenn verdünnte
Schwefelsäure mit einer Konzentration bis zu 2,0 % eingesetzt und die Hydrolysezeit
extrem kurz bemessen wird.
[0006] Ausgehend von dieser Situation liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zu schaffen, durch welche hohe Ausbeuten an vergärbarem Zucker
bezogen auf die eingesetzte Cellulose von über 6
0 % erreicht werden, durch welche der Energiebedarf möglichst gering, insbesondere unter
o,5 kg Dampf pro kg Trockenmasse und weniger als o,ol kWh Antriebsenergie pro kg Trockenmasse
gehalten wird, durch welche die Investitionskosten in einem vertretbarem Rahmen bleiben
und schließlich eine Umweltfreundlichkeit des Verfahrens selbst als auch der zu beseitigenden
Nebenprodukte gewährleistet wird.
[0007] Ausgangspunkt für die erfindungsgemäße Lösung waren experimentelle Untersuchungen
der Kinetik der Hydrolyse, durch welche die theoretischen Grundlagen ergänzt und für
eine technische Anwendung vervollständigt wurden. Die Experimente ergaben, daß die
Ausbeute an vergärbarem Zucker in Abhängigkeit von der Reaktionszeit ein Maximum durchläuft,
daß bei steigenden Temperaturen höher und schmaler wird und bei kurzen Verweilzeiten
liegt. Die Selektivität zu vergärbarem Zucker fällt bei höheren Temperaturen bei steigendem
Umsatz langsamer ab. Diese Ergebnisse, welche im Zusammenhang mit einem Ausführungsbeispiel
in folgenden noch näher beschrieben werden, führen zu der der Erfindung zugrundeliegenden
Erkenntnis, daß die gewünschte maximale Ausbeute zu Zucker in besonders vorteilhafter
Weise durch eine taktweise Temperaturführung erreicht werden kann.
[0008] Dementsprechend wird die erfindungsgemäße Aufgabe bei einem Verfahren der gattungsgemäßen
Art durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.
[0009] Durch eine derartige Abstimmung der Reaktionsdauer auf die jeweilige Temperaturstufe
wird erreicht, daß das jeweilige Maximum der Ausbeute erfaßt wird, so daß insgesamt
die größtmögliche Ausbeute erzielt werden kann. Grundsätzlich läßt sich der Parameter
Temperatur in weiten Bereichen frei wählen, wenn nur die entsprechende Abnahme der
Reaktionsdauer mit zunehmender Temperatur gewährleistet wird. Die Zahl der Reaktionsstufen
wird so bemessen, daß das Verhältnis von zur Einstellung der für die jeweilige Stufe
charakteristischen Daten zur Reaktionsdauer dieser Stufe ausreichend hoch und im Rahmen
eines großtechnischen Prozesses hinreichend beherrschbar bleibt. Durch das Arbeiten
mit verschiedenen Reaktionsstufen wird es weiterhin möglich, daß die Heizdampfzufuhr
nicht kontinuierlich bzw. in einem Zug erfolgen muß, sondern entsprechend den einzelnen
Reaktionsstufen erfolgen kann, was grundsätzlich eine sehr günstige Verwertung der
insgesamt angesetzten Dampfmenge gestattet.
[0010] Eine sehr vorteilhafte Möglichkeit der quantitativen Bemessung der einzelnen Reaktionsstufen
ermöglicht das Vorgehen nach Anspruch 2. Der dort angegebene Zusammenhang zwischen
Reaktionstemperatur und -dauer ermöglicht es auch,die Temperaturstufen so zu legen,
daß sich technisch beherrschbare Reaktionszeiten ergeben.
[0011] Durch ein Vorgehen gemäß Anspruch 3 wird die angestrebte höchstmögliche Ausnutzung
des eingesetzten Dampfes weitestgehend verwirklicht. Man geht dabei davon aus, daß
das erfindungsgemäße Verfahren quasikontinuierlich durchgeführt wird, d. h. daß sich
eine Vielzahl von Reaktionsstufendurchläufen aneinander anschließt. Auf diese Weise
werden die Vorteile einer kontinuierlichen Arbeitsweise mit der günstigen Situation
hinsichtlich der Ausbeute bei diskontinuierlichen Verfahren vereint.
[0012] Eine ebenfalls in Richtung einer Minimierung des benötigten Heißdampfes gehende Maßnahme
wird durch Anspruch 4 vorgeschlagen.
[0013] Zur Durchführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens dient eine Vorrichtung gemäß
Anspruch 5. Ein danach vorgesehener Schüttbettreaktor schafft die Voraussetzungen
für die gemäß der Erfindung angestrebten kurzen bis sehr kurzen Reaktionszeiten, da
dort die.Reaktionszeiten der Stufe sehr schnell eingestellt werden können.
[0014] Durch die gemäß Anspruch 6 vorgesehene Vorwärmkammer, kann die Abwärme vorteilhaft
ausgenutzt werden und durch deren Zuordnung zum eigentlichen Reaktionsgefäß ergeben
sich sehr kurze Transportwege für die der Hydrolyse zu unterwerfenden Produkte.
[0015] Anspruch 7 zeigt eine besonders günstige Möglichkeit der Zuführung des Ausgangsmaterials
auf, welche insbesondere auch einen quasikontinuierlichen Betrieb ermöglicht.
[0016] Durch die Ausgestaltung des Reaktorgefäßes gemäß Anspruch 8 wird bei der Dampfzuführung
eine gute Produktfluidisierung und bei der Dampfentspannung eine günstige Produkt-/Dampftrennung
erzielt. Die Dichtkräfte für das Ein- und Auslaßventil werden durch den überdruck
im Inneren des Reaktorgefäßes aufgebracht, so daß die hydraulischen oder pneumatischen
Betätigungseinrichtungen mit nur geringen Kräften arbeiten können.
[0017] Die gemäß Anspruch 9 vorgesehenen Abstreifeinrichtungen beseitigen Cellulosereste,
welche in der Vorwärmkammer während des Vorwärmvorgangs an der Betätigungsstange haften
bleiben. Zusätzlich können zur Reinigung der Ventilschließteile noch Wasserduschen
vorgesehen sein.
[0018] Durch eine Ausgestaltung nach Anspruch 10 wird ebenfalls erreicht, daß das zu hydrolysierende
Material im Reaktorgefäß fluidisiert und allseits von kondensierendem Wasserdampf
umgeben wird. Hierdurch wird eine Klumpenbildung vermieden, durch welche sich die
Aufheizzeiten verlängern würden.
[0019] Durch die Anordnung des Ringdüsenkanals nach Anspruch 11 wird die aus kinetischen
Gründen wichtige schnelle Entspannung am Ende jeder Taktstufe mitgefördert. Die Entspannungsgeschwindigkeit
darf maximal so bemessen sein, daß kein Hydrolyseprodukt bzw. verbliebenes Ausgangsmaterial
aus dem Reaktorgefäß durch die Dampfablaßleitung entweicht.
[0020] Durch die Ausgestaltung nach Anspruch 12 wird insbesondere die Verwirklichung des
Frischdampf sparenden Verfahrensschritts gemäß Anspruch 3 ermöglicht, was entsprechend
für die Maßnahme des Anspruchs 13 im Hinblick auf das verfahrensmäßige Vorgehen nach
Anspruch 4 gilt.
[0021] Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der folgenden
Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform anhand der Zeichnung. Dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einem
Schnitt durch das ReaktorgefäB;
Fig. 2 ein die einzelnen Reaktionsstufen veranschaulichendes Diagramm;
Fig. 3 eine grafische Darstellung der experimentell gewonnenen Ergebnisse für die
Abhängigkeit von Selektivität und Umsatz von Cellulose und Ausbeute von Zucker in
Abhängigkeit von der Reaktionszeit;
Fig. 4 eine grafische Darstellung der Abhängigkeit der Selektivität zu Zucker vom
Umsatz von Cellulose und
Fig. 5 die Abhängigkeit des spezifischen Dampfverbrauchs von der Zahl der Hydrolysestufen
bzw. der Dampfspeicher.
[0022] Die Grundlagen für das erfindungsgemäße Vorgehen bilden die im Zusammenhang mit der
Erfindung durchgeführten Experimente, deren Ergebnisse sich wie folgt zusammenfassen
lassen:
Wie in Fig. 3 dargestellt, durchläuft die Ausbeute A an vergärbarem Zucker, d.h. die
Menge an Zucker bezogen auf die eingesetzte Alpha-Cellulose, in Abhängigkeit von der
Reaktionszeit ein Maximum,das bei steigenden Temperaturen höher und schmaler wird
und bei kürzeren Verweilzeiten liegt. In Fig. 3 sind für drei Temperaturbereiche drei
entsprechende Maxima dargestellt. Der Umsatz U an Celluloseverläuft nach einer Exponentialfunktion
von o % bei einer Verweilzeit o gegen loo% bei sehr langen Verweilzeiten (vgl. ebenfalls
Fig.3). Die zusätzliche Bestimmung der Selektivität S zu vergärbarem Zucker, d. h.
die Menge an Zucker bezogen auf die umgesetzte Menge an Alpha-Cellulose, ergibt, wie
in Fig. 4 dargestellt,daß die Selektivität S bei einer Temperatur von 175°C bei einem
Umsatz von o % bei ca. 100 % beginnt und dann bei höheren Umsätzen rasch abfällt.
Dagegen beginnt die Selektivität S bei einem Umsatz von 0 % bei der Temperatur 225
°C bei 95 %, bei 260°C sogar erst bei 90 %,und der Abfall erfolgt dabei jeweils bei
steigendem Umsatz langsamer. Diese Erscheinung ist durch eine konkurrierende Reaktion
bei höheren Temperaturen zu erklären.
[0023] Aus diesen experimentellen Befunden resultiert der erfindungsgemäße Grundgedanke,
daß eine maximale Ausbeute zu Zucker in besonders günstiger Weise durch eine taktweise
Temperaturführung erhalten werden kann. Auf der Basis der in Fig. 3 und 4 dargestellten
Versuchsergebnisse ergibt sich als eine vorteilhafte Möglichkeit der Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Reaktionsstufendurchlauf, wie er in Fig. 2 veranschaulicht
ist.
[0024] Es wird demnach das zu hydrolysierende Material, wie z. B. Altpapier, Restholz, Stroh
u. dgl., in an sich bekannter Weise zunächst zerkleinert, dann in einer verdünnten
Schwefelsäure oder einer anderen geeigneten Säurelösung von 0,5 bis 10 % imprägniert,
anschließend auf 10 bis 80 Gew. % Feuchte mechanisch entwässert und dann in erneut
zerkleinerter Form locker in eine Vorwärmkammer eines Reaktorgefäßes eingeschüttet.
In der Vorwärmkammer erfolgt mittels Abdampf eines vorhergehenden Reaktionsstufendurchlaufs
eine Erwärmung des Ausgangsmaterials von Raumtemperatur auf 100 °C durch Kondensation
des Dampfes. Danach wird das Material von der Vorwärmkammer in das eigentliche Reaktorgefäß
geleitet.
[0025] In einer ersten Reaktionsstufe I läßt man nun bei einer Temperatur von 175 °C während
einer Reaktionszeit von 40 sec. den Celluloseumsatz von 0 bis 4 % ansteigen. In der
folgenden Stufe II wird der Umsatz bei einer Temperatur von 225 °C während einer Reaktionszeit
von 4,5 sec. von 4 % bis 30 % gesteigert, und schließlich wird der Umsatz in Stufe
III bei einer Temperatur von 260 °C während einer Reaktionszeit von 1,3 sec. von 30
% auf 85 % erhöht. Nach Ablauf der Reaktionsdauer der letzten Stufe III wird die Temperatur
durch Entspannen des Dampfes im Reaktionsgefäß schnell abgesenkt, um eine weitere
Reaktion zu verhindern, welche bevorzugt den gebildeten Zucker zersetzen würde.
[0026] Man erkennt vor dem Hintergrund der experimentellen Ergebnisse, daß durch diese Betriebsweise
sich eine höhere Ausbeute an vergärbaren Zuckern ergibt, als wenn man die Reaktionstemperatur
sofort sprungartig auf 260 °C anheben und die Reaktion vom Umsatz 0 auf 85 % fortschreiten
lassen würde.
[0027] Durch die im folgenden beispielhaft beschriebene Dampfführung wird neben einer hohen
Ausbeute auch ein minimaler Frischdampfverbrauch erzielt. Unter der Voraussetzung
ausgeglichener Dampf- und Energiebilanzen in einem Reaktorgefäß bei jeder Reaktionsstufe
wird bei einer frei gewählten Zahl von 3 Stufen wie folgt vorgegangen:
Die zur Materialaufwärmung zum Zustand a (auf 100 °C vorgewärmtes Material) auf Zustand
b (Reaktionsstufe I) und zur Druckbeaufschlagung des Reaktionsgefäßes vom Druck p,
auf P2 erforderliche Dampfmenge ist gleich derjenigen, die bei einer stufenweisen Entspannung
vom Zustand c (Reaktionsstufe II) in den Zustand b frei wird. Ein Dampfspeicher im
Zustand b ist daher in der Lage, aus dem eingespeisten Entspannungsdampf aus der Zustandsänderung
c - b den erforderlichen Heizdampf für die Zustandsänderung a - b zu liefern.
[0028] Die zur Materialerwärmung vom Zustand b auf c und zur Druckbeaufschlagung des Reaktors
auf Druck
P3 erforderliche Dampfmenge ist-gleich derjenigen, die bei der Entspannung vom Zustand
d in den Zustand c frei wird. Ein zweiter Dampfspeicher im Zustand c ist daher in
der Lage, aus dem eingespeisten Entspannungsdampf aus der Zustandsänderung d - c den
erforderlichen Heizdampf für die Zustandsänderung b - d zu liefern.
[0029] Die zur Materialerwärmung vom Zustand c auf d und zur Druckbeaufschlagung des Reaktorgefäßes
auf den Druck P
4 erforderliche Dampfmenge muß von einem Dampferzeuger geliefert werden. Sein Druck
p
5 wird zweckmäßig sehr hoch gewählt, z. B. 100 bar, damit die Aufheizzeit von Zustand
c auf d sehr kurz im Vergleich zur Reaktionszeit ist.
[0030] Der Abdampf aus der letzten Entspannungsstufe, der Zustandsänderung von b nach a
wird zur Vorwärmung des mit Säure imprägnierten Materials in der Vorwärmkammer herangezogen.
Nach erfolgter Aufwärmung kann ein neuer vollständiger Reaktionsstufendurchlauf beginnen.
[0031] Aus Fig. 5 geht hervor, daß die für den letzten Aufheizschritt erforderliche spezifische
Dampfmenge d
F mit zunehmender Stufenzahl bzw. Zahl der Dampfspeicher und mit abnehmendem Wassergehalt
des eingesetzten, imprägnierten, cellulosehaltigen Materials abnimmt.
[0032] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dient eine in Fig. 1 dargestellte
Vorrichtung. Diese umfaßt ein abschnittsweise konkav ausgebildetes Reaktorgefäß 1.
Dieses ist als Hochdruckbehälter ausgebildet. Die Innenseite des Gefäßes 1 ist mit
einem säurebeständigen, schlecht wärmeleitenden Werkstoff, wie Keramik, überzogen,
um das Kondensieren von Wasserdampf und daraus sich ergebende Verluste nach Möglichkeit
zu vermeiden. Darüberhinaus ist eine in der Zeichnung nicht dargestellte Wärmeisolierung
vorgesehen.
[0033] Oberhalb des Reaktorgefäßes 1 ist eine Vorwärmkammer 2 angeordnet. Diese ist über
eine Einlaßöffnung 3 mit dem Reaktorgefäß 1 verbunden. Die Einlaßöffnung 3 wird durch
ein bewegliches Ventilschließteil 4 verschlossen, welches in seiner geöffneten Position
gestrichelt dargestellt ist. Dieses bildet zusammen mit einer die Vorwärmkammer 2
durchsetzenden Betätigungsstange 5 und hydraulischen oder pneumatischen Betätigungseinrichtungen
6 ein Einlaßventil 7. Um die Betätigungsstange 5 sind Abstreifeinrichtungen 8 zum
Abstreifen dort haftenbleibender Reste des Ausgangsmaterials vorgesehen, welche über
hydraulische oder pneumatische Antriebseinrichtungen 9 betätigt werden.
[0034] An der Unterseite des Reaktorgefäßes 1 ist eine Auslaßöffnung 10 vorgesehen, welche
durch ein Ventilschließteil 11 abgeschlossen wird, dessen geöffnete Position ebenfalls
gestrichelt dargestellt ist. Das Ventilschließteil 11 ist über eine Betätigungsstange
12 mit einer hydraulischen oder pneumatischen Betätigungseinrichtung 13 verbunden,
wobei die Betätigungsstange 12 einen sich an die Auslaßöffnung 10 anschließenden Produkt-Auslaßkanal
14'durchsetzt. Ventilschließteil 11, Betätigungsstange 12 und Betätigungseinrichtung
13 bilden zusammen ein Auslaßventil 14. Die Vorwärmkammer 2 weist seitlich eine Zuführöffnung
15 auf, an die sich ein horizontaler Kanal 16 mit einem darin längsbeweglichen, dichtend
geführten Stößel 17 anschließt. In den Kanal 16 mündet von oben ein trichterförmiges
Unterteil 18 eines Materialvorratsbehälters 19.
[0035] Am Reaktorgefäß 1 ist unterhalb des Schließteils 4 des Einlaßventils 7 ein Ringdüsenkanal
20 mit einer Mehrzahl von Dampfeinlaßdüsen 21 vorgesehen. Der Ringdüsenkanal 20 ist
mit einer Dampfauslaßöffnung 22 und einer Dampfauslaßleitung 23 verbunden. Von der
Dampfauslaßleitung 23 führt eine Leitung 24 über eine Absperreinrichtung 25 zur Vorwärmkammer
2, während die Dampfauslaßleitung 23 ihrerseits mit Dampfdruckspeichereinrichtungen
26 und 27 verbunden ist. Den Dampfdruckspeichereinrichtungen 26 bzw. 27 sind Absperreinrichtungen
28 bzw. 29 zugeordnet.
[0036] Ein zweiter Ringdüsenkanal 30 befindet sich im Reaktorgefäß 1 oberhalb des Schließteils
11 des Auslaßventils 14 und ist mit einer Dampfeinlaßöffnung 31 und einer Dampfeinlaßleitung
32 verbunden. Die Dampfeinlaßleitung 32 ist über Absperreinrichtungen 33 und 34 bzw.
35 einerseits mit einer nichtdargestellten Frischdampfquelle und andererseits mit
den Dampfdruckspeichereinrichtungen 26 bzw. 27 verbunden.
[0037] Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird so betrieben, daß in den Materialvorratsbehälter
19 das bereits vorimprägnierte, entwässerte und zerkleinerte cellulosehaltige Material
eingefüllt wird. Das trichterförmige Unterteil 18 wirkt zusammen mit dem Kanal 16
als Dosierwanne, welche vom Stößel 17 in Fig. 1 in der Ausgangsposition rechts begrenzt
wird. Durch eine Längsbewegung des Stößels 17 wird das Material in die Vorwärmkammer
2 geschoben, wobei das Einlaßventil 7 sich in der geschlossenen Position befindet.
In der Endlage verschließt der Stößel 17 die Zuführöffnung 15. An die Qualität dieser
Abdichtung brauchen keine besonderen Anforderungen gestellt zu werden.
[0038] Nun wird in die Vorwärmkammer 2 bei geöffneter Absperreinrichtung 25 über die Leitung
24 Abdampf aus der letzten Entspannungsstufe des jeweils vorherigen Reaktionsstufendurchlaufs
eingelassen. Durch die Kondensationswärme des Abdampfes wird das Material von Raumtemperatur
auf ca. 100 °C aufgeheizt. Daraufhin öffnet das Einlaßventil 7, so daß das Material
aus der Vorwärmkammer 2 locker in das Reaktionsgefäß 1 bei geschlossenem Auslaßventil
14 fallen kann. Durch Betätigung der Abstreifeinrichtung 8 wird verhindert, daß zurückgebliebene
Materialreste unerwünschte Brücken bilden. Beim Schließen des Einlaßventils 7 kann
die Dichtfläche durch einen Dampfstrahl gereinigt werden. Die Abstreifeinrichtung
8 und der Stößel 17 bewegen sich ebenfalls in ihre Ausgangsstellung zurück und sind
damit bereit, den Beschickungsvorgang zu wiederholen.
[0039] Im Reaktionsgefäß 1 laufen nun die Reaktionsstufen in der vorstehend beschriebenen
Weise ab, indem nacheinander Dampf aus den Dampfdruckspeichereinrichtungen 26 und
27 über die Einlaßleitung 32 und schließlich Frischdampf durch öffnen der Absperreinrichtung
33 zugeführt wird. Der jeweils zugegebene Dampf strömt über den Ringdüsenkanal 30
ein, so daß das zu hydrolysierende Material im Reaktionsgefäß fluidisiert wird.
[0040] Bei der stufenweisen Entspannung nach Beendigung des Reaktionsstufendurchlaufs wird
Dampf über den oberen Ringdüsenkanal 20 und die Leitung 23'abgezogen und je nach Reaktionsstufe
den Dampfdruckspeichereinrichtungen 26 oder 27 zugeführt. Der Abdampf der letzten
Entspannungsstufe wird über die Absperreinrichtung 25 der Vorwärmkammer 2 zugeleitet.
Damit ist die Vorrichtung wieder bereit, im quasikontinuierlichen Betrieb einen neuen
Reaktionszyklus zu durchlaufen.
1. Verfahren zur hydrolytischen Spaltung von Cellulose umfassend eine Säure- und Entwässerungsbehandlung
der zerkleinerten Celluloserohmasse und das anschließende Einwirkenlassen von Wasserdampf
mit erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur in einem Reaktorgefäß, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wasserdampfbeaufschlagung in mehreren aufeinderfolgenden, diskreten Reaktionsstufen
mit jeweils definierten Temperatur-und Druckwerten derart vorgenommen wird, daß die
Temperatur von einer zur nächsten Stufe steigt und die Reaktionsdauer abnimmt und
im Anschluß an die letzte Reaktionsstufe eine schnelle Entspannung erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktionsdauer aufeinanderfolgender
Reaktionsstufen abhängig von der zunehmenden Reaktionstemperatur annähernd exponentiell
abnehmend bemessen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder -2, dadurch gekennzeichnet, daß nach Erreichen der
letzten Reaktionsstufe eine schnelle, den durchlaufenen Reaktionsstufen entsprechende
stufenweise Entspannung vorgenommen, Dampf aus verschiedenen Entspannungsstufen separaten
Druckspeichern zugeführt und der Abdampf einer n+l-ten Reaktionsstufe bei quasi-kontinuierlicher
Arbeitsweise zur Einstellung der Reaktionsbedingungen einer n-ten Reaktionsstufe des
jeweils nächsten vollständigen Reaktionsstufendurchlaufs herangezogen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Abdampf
der letzten Entspannungsstufe zur Vorwärmung des Celluloserohmaterials herangezogen
wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß sie einen Hochdruck-Schüttbettreaktor umfaßt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch eine oberhalb des eigentlichen
Reaktorgefäßes (1) des Schüttbettreaktors angeordnete, mit diesem verbundene Vorwärmkammer
(2).
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein zur Vorwärmkammer
(2) führender, etwa horizontaler Kanal (16) mit einem darin dichtend geführten, im
Kanal (16) längsverschiebbaren Stößel (17) vorgesehen ist, wobei oberhalb des Kanals
(16) ein in diesen mündender Materialvorratsbehälter (19) angeordnet ist und der Stößel
(17) in seiner einen Endposition den Materialvorratsbehälter (19) und die Vorwärmkammer
(2) abdichtet.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Reaktorgefäß
(1) oben bzw. unten durch ein Einlaß- bzw. Produkt-Auslaßventil (7 bzw. 14) begrenzt
und wenigstens abschnittsweise konisch ausgebildet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Produkteinlaßventil
(7) über eine die Vorwärmkammer (2) durchsetzende Stange (5) betätigbar ist, wobei
um die Stange (5) Abstreifeinrichtungen (8) vorgesehen sind.
lo. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, gekennzeichnet durch einen im Bereich
der Unterseite des Reaktorgefäßes (1) mit der Dampfeinlaßleitung (32) verbundenen
Ringdüsenkanal (3o).
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis lo, gekennzeichnet durch einen im Bereich
der Oberseite des Reaktorgefäßes (1) mit der Dampfauslaßleitung (23) verbundenen Ringdüsenkanal
(21).
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 11, gekennzeichnet durch wenigstens
eine mit den Dampfeinlaß- und Dampfauslaßleitungen (32 bzw. 23) absperrbar verbundene
Dampfdruckspeichereinrichtung (26 bzw. 27).
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 12, gekennzeichnet durch eine mit der
Dampfauslaßleitung (23) absperrbar verbundene, zur Vorwärmkammer
(2) führende Leitung (24).