[0001] Die Erfindung betrifft Kraftstoffe für Ottomotoren, enthaltend einen Zusatz geringer
Mengen der alkoxilierten Amide von Polyaminen und Carbonsäuren mit 5 bis 22 Kohlenstoffatomen.
[0002] Vergaser und Einlaßsystem von Ottomotoren werden in zunehmendem Maße durch Verunreinigungen
belastet, die durch Staubteilchen aus der Luft, unverbrannte Kohlenwasserstoffreste
aus dem Brennraum und die in den Vergaser geleiteten Kurbelwellengehäuseentlüftungsgase
verursacht werden. Diese Rückstände verschieben das Luft-Kraftstoff-Verhältnis im
Leerlauf und im unteren Teillastbereich, so daß das Gemisch fetter, die Verbrennung
unvollständiger und wiederum die Anteile unverbrannter oder teilverbrannter Kohlenwasserstoffe
im Abgas größer werden und der Benzinverbrauch steigt.
[0003] Es ist bekannt, daß zur Vermeidung dieser Nachteile Kraftstoffaddive zur Reinhaltung
von Ventilen und Vergaser eingesetzt werden. Diese Zusätze sollen einerseits Ablagerungen
solcher Rückstände verhindern bzw. Rückstände wieder ablösen, andererseits müssen
die Additive thermischer Beanspruchung standhalten und dürfen den Motor nicht belasten.
Vor allem die bisher bekannten Vergaserdetergentien auf Fettsäureamid- bzw. Imidazolinbasis
hatten diese Nachteile und wiesen bei guter Wirkung als Vergaserreiniger nur geringe
Reinigungseingenschaften am Einlaßventil auf.
[0004] Es war daher das Ziel der Erfindung, Benzinadditive zu finden, die Vergaser und Ventile
reinigen ohne den Motor zu belasten. Diese Bedingungen, d.h. sehr gute Wasch-wirkung
an Ventilen und Vergaser und eine hohe Thermo- stabilität vereinen alkoxilierte Carbonsäureamide
der
1 Formel I, wenn sie in geringen Mengen z.B. 10 bis 2000 ppm, vorzugsweise 50 bis 500
ppm, Kraftstoffen für Ottomotoren zugesetzt werden,

wobei
R1 eine gegebenenfalls durch eine Carbonsäureamid- oder Carbonsäureestergruppe substituierte
Alkylgruppe mit insgesamt 3 bis 24 Kohlenstoffatomen,
R2 und R3 gleich oder verschieden sind und jeweils ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe,
vorzugsweise eine Methyl- oder Ethylgruppe und
X eine Ethylen- oder eine Propylengruppe bedeuten und
n für Werte von 1 bis 10, vorzugsweise 1 bis 5 und
m für Werte von 1 bis 50 steht.
[0005] Die alkoxylierten Carbonsäureamide werden z.B. wie folgt erhalten: In einer ersten
Stufe stellt man durch Umsetzung einer Carbonsäure oder eines Carbonsäuregemisches
mit einem Amin oder einem Amingemisch ein Carbonsäureamid her, das dann in einer zweiten
Stufe mit einem Alkylenoxid alkoxiliert wird. Diese Alkoxilierung kann in einem Schritt
unter Alkalikatalyse, aber auch in 2 Schritten erfolgen, wobei zunächst in einem thermischen
Schritt freie NH-Gruppen mit Alkylenoxid umgesetzt und dann in einem zweiten Schritt
das erhaltene Aminoalkanol weiter alkoxiliert wird.

[0006] Die Amidierung gemäß Stufe A führt man in der Regel nach bekannten Methoden so durch,
daß man die Carbonsäure mit dem Amin in dem gewünschten Molverhältnis (zwischen 1
: 1 und 2 : 1) mischt und bei Temperaturen zwischen 80°C und 220°C, bevorzugt zwischen
140°C und 180
oC, bei Normaldruck oder auch unter vermindertem Druck Reaktionswasser abdestilliert.
Zur Kontrolle der Reaktion kann man die Bestimmung der Menge des abdestillierten Wassers
aber auch die Bestimmung der Aminzahl oder der Säurezahl des Reaktionsgemisches heranziehen.
Die Reaktion muß dabei nicht zum theoretischen Endpunkt getrieben werden; auch partiell
umgesetzte Säure--Amingemische können in der folgenden Alkoxilierungsstufe eingesetzt
werden. Die Amidierungsreaktion kann auch teilweise bis zur Bildung von Imidazolinringen
unter Abdestillation von weiterem Reaktionswasser weitergetrieben werden.
[0007] Man kann auch die beschriebenen Amide (II) durch Umsetzung von Carbonsäureestern,
-anhydriden, -halogeniden usw. mit Aminen nach literaturbekannten Methoden erhalten.
[0008] Als Carbonsäuren kommen gesättigte Monocarbonsäuren mit 4 bis 20 Kohlenstoffatomen,
aber auch Halbester oder Halbamide von Dicarbonsäuren, deren Gesamtzahl an C-Atomen
zwischen 8 und 24 beträgt, in Betracht. Entsprechend können auch Dicarbonsäuren mit
höhermolekularen Alkylseitenketten wie Alkenylbernsteinsäuren verwendet werden. Als
Monocarbonsäuren seien im einzelnen genannt: ölsäure, Laurinsäure, Palmitinsäure,
Isononansäure, 2-Ethylhexansäure, Naphthensäuren, Dicarbonsäuren, Maleinsäuremonotridecylamid,
Adipinsäuremonooctylester, Octenylbernsteinsäure usw.
[0009] Als Amine der Formel IV kommen geradkettige aber auch verzweigte Polyamine in Betracht,
bevorzugt Polyethylen- bzw. Polypropylenamin mit drei oder mehr Stickstoffatomen.
[0010] Als Beispiele seien genannt: Diethylentriamin, Tetraethylenpentamin, Dipropylentriamin,
Tripropylentetramin, Aminopropylethylendiamin, N,N'-Diaminopropylethylendiamin oder
Polyethylenimin mit Polymerisationsgraden bis zu 35.
[0011] Die durch Umsetzung mit den Carbonsäuren erhaltenen Amide bzw. Amidgemische werden
dann thermisch bei Temperaturen zwischen 60 und 150°C, bevorzugt zwischen 80 und 140°C,
unter Zusatz von bis zu 10 % Wasser in einem ersten Schritt unter Druck bis zu 20
bar mit einem Alkylenoxid mit 2 bis 4 C-Atomen oder einem Gemisch dieser Alkylenoxide
zu einem Alkanolamin umgesetzt. Anschließend wird das Wasser gegebenenfalls unter
vermindertem Druck abdestilliert und nach Zusatz von bis zu 5 % alkalischer oder auch
saurer, zur Alkoxilierung technisch üblicher Katalysatoren in einem zweiten Schritt
bei Temperaturen zwischen 100 und 160°C und Drucken bis zu 20 bar, bevorzugt bis zu
12 bar mit weiterem Alkylenoxid, bevorzugt mit 3 oder 4 C-Atomen zu einem Polyalkylenoxid
umgesetzt. Als geeignete Alkylenoxide seien Ethylenoxid, 1,2-Propylenoxid, 1,2-Butylenoxid
und 2,3-Butylenoxid genannt. Als Katalysatoren sind insbesondere Oxide oder Hydroxide
von Alkali- oder Erdalkalimetallen, vorzugsweise KOH, NaOH oder LiOH zu nennen; auch
andere saure oder alkalische technisch übliche Alkoxilierungskatalysatoren, wie BF
3-Dihydrat, Ca0 oder NaOCH
3 kommen in Betracht. Die Alkoxilierung kann auch in einem Schritt durchgeführt werden,
wobei auf den Zusatz von Wasser verzichtet und sofort der Alkoxilierungskatalysator
zum Amid zugesetzt wird.
[0012] Treibstoffe für Ottomotoren sind durch an sich bekannte Eigenschaften gekennzeichnet.
Eine Definition findet sich beispielsweise in der deutschen DIN-Norm 51 600. Gemäß
ASTM erstreckt sich der Bereich der Flüchtigkeit bei 100°F (37,8°C) von 6 lbs/sq,in.
(0,41 bar) bis └ ┘ 16 lbs/sq.in. (1,03 bar) und über einen Bereich von "50 % Punkte"
im ASTM D-86-Test von 170
0F (77°C) bis (132°C). Der ASTM-Endpunkt von Motcrenbenzin ist zwischen 350°F (176°C)
und 450°F (232°C). Vollständige Spezifikationen für Motorenbenzine sind eingehend
definiert in United States Federal Specification VV-M-561 a-2 Oct. 30, 1954 als Fuel
M, Regular und Premium Grades der Klassen A, B und C.
[0013] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Carbonsäureamid-Oxalkylate haben eine ausgeprägte
Reinhaltungs- bzw. Reinigungswirkung am Einlaßsystem (Ansaugkanal und Einlaßventil)
von Ottomotoren. Auch am Vergaser ist eine reinigende und reinhaltende Wirkung bei
Zusatz von Additiven der beschriebenen Verbindungsklasse zu Ottokraftstoffen festzustellen.
[0014] Die Verwendung der Verbindungen der Formel I kann sowohl allein - gegebenenfalls
vorgelöst in einem Lösungsmittel wie Xylol, Toluol, Alkohol, Isobutanol, Nebenprodukten
der Oxo-Synthese von C
4-C1
5-Alkoholen oder einem Benzinschnitt zum leichteren Einmischen in Ottokraftstoffe -
als auch in Kombination mit anderen Additiven erfolgen. Geeignete Komponenten für
eine derartige Kombination sind z.B.
- Vergaserdetergents (wenn die bereits vorhandene Vergaserwirksamkeit verstärkt werden
soll), deren thermische Stabilität geringer als die der beanspruchten Verbindungsklasse
sein kann,
- spezielle Schmierölfraktionen,
- Antioxidantien auf Basis sterisch gehinderter Phenolderivate oder p-Phenylendiaminderivate,
Korrosionsinhibitoren zum Schutz von Stahl, Buntmetallen, Blei und Vergaserlegierungen
gegen korrosive Angriffe des Kraftstoffes,
- antistatische Zusätze, welche die Leitfähigkeit des Kraftstoffs erhöhen und dadurch
die Gefahr statischer Aufladung bei Umfüllvorgängen verringern,
- Vergaservereisungsverhinderer auf Basis gefrierpunktserniedrigender Oligoglykole
oder/und an der Grenzfläche Metall/Luft-Kraftstoffgemisch wirksamer Verbindungen.
Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen
[0015] Allgemeine Vorschrift
Stufe A:
[0016] Man mischt die Carbonsäure und das Polyamin in dem in den Tabellen angeordnete Molverhältnissen
und rührt die Mischung zunächst bei 120 bis 130°C unter Stickstoff.
[0017] Dann wird die Temperatur auf 160 bis 180°c gesteigert und gleichzeitig Reaktionswasser
abdestilliert bis die gewünschte End-Säurezahl erreicht ist.
Stufe B, Schritt 1:
[0018] Das so erhaltene Amid wird unter Zusatz von 5 % Wasser im Autoklaven bei Drücken
bis zu 10 bar und Temperaturen von 115 bis 125
0C bis zu Druckkonstanz mit den in den Tabellen angegebenen Mengen Alkylenoxid umgesetzt;
man destilliert bei 90°C und vermindertem Druck von 20 bis 60 mbar das Wasser wieder
ab und verarbeitet das Produkt in Schritt 2 weiter:
Stufe B, Schritt 2:
Anwendungsbeispiele
[0020] Zur Prüfung der Wirksamkeit der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen auf
Vergaser und Einlaßsystem von Ottomotoren wurden motorische Versuche durchgeführt,
deren Ergebnisse im folgenden angegeben sind.
[0021] Dazu wurde ein Opel-Kadett-Motor benutzt, welcher mit zwei Vergasern ausgerüstet
ist. Diese Versuchsanordnung erlaubt die gleichzeitige Untersuchung von zwei Kraftstoffen,
von denen nur ein Kraftstoff einen Zusatz enthalten kann oder beide Kraftstoffe verschiedene
Zusätze enthalten können.
[0022] Der Prüfmotor (Leistung 46 KW/60 PS bei 5200 U/min) wird 40 Stunden lang nach folgendem,
sich wiederholendem Last-und Drehzahlzyklus betrieben:

[0023] Weitere Betriebsdaten:

[0024] Bei Versuchsbeginn wird der CO-Gehalt im Auspuffgas auf 3,5 ± 0,5 Vol.-% eingestellt.
[0025] Ein solcher 40-h-Zyklus entspricht einer zurückgelegten Fahrstrecke von etwa 2000
Straßenkilometern.
[0026] ┌Die Bewertung der Vergaser- und Ventilreinheit erfolgte nach┐ der "CRC-Rating"-Skala
für Dieselmotoren (CRC-Merit Rating Wertung 10,0 = 100 % sauber).
[0027] Die in der folgenden Tabelle zusammengestellten Ergebnisse wurden mit dem gleichen
Ottokraftstoff (ROZ 98-99, MOZ 88-88,5, 0,15 g/l Blei) unter den oben beschriebenen
Versuchsbedingungen bestimmt.

[0028] Wie aus der Tabelle 2 ersichtlich, bewirken bereits Zusatz-' mengen von 100 Vol.-ppm
eine deutliche Verringerung der Ventilablagerungen. Auch die Vergaserbewertungen liegen
bei den meisten Beispielen 0,5 bis 1,5 Punkte höher als der mit nichtadditiviertem
Kraftstoff gefundene Grundwert.
[0029] Beim Zusatz von 200 Vol.-ppm sind nur noch geringere Ablagerungen am Einlaßventil
festzustellen.
[0030] Auch weit höhere Dosierungen, als sie zur Reinhaltung des Einlaßsystems erforderlich
sind, wie sie beispielsweise bei Störungen von automatischen oder teilautomatischen
Dosiereinrichtungen auftreten können, haben keine Nebenwirkungen auf den Ottomotor,
wie sich bei Versuchen mit 500 und 1000 ppm der zu verwendenden Säureamidalkoxylaten
zeigte.
[0031] Es traten keinerlei Additiv-Rückstände in den Ansaugrohren oder im Brennraum selbst
auf.
[0032] Zeilen 11 und 12 von Tabelle 2 geben Ergebnisse von Prüfstandsversuchen mit dem Opel-Kadett-Motor
wieder, bei welchen die beanspruchte Verbindungsklasse mit einem Antioxidans (C) und
einer besonders am Vergaser wirksamen Komponente (D) in Form eines multifunktionellen
Package dem Kraftstoff zugesetzt wurde. Die Vorteile der gewählten Kombination zeigen
die praktisch vollkommen ablagerungsfrei gebliebenen Vergaser und Einlaßventile.