[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Konstanthaltung der Spannung zwischen
je zwei Leitern eines Lastschwankungen unterworfenen, ein- oder mehrphasigen Wechselstromnetzes
mitteils einer an die beiden Leiter je einer Phase angeschlossenen Reihenschaltung
aus einer Drosselspule und einem Wechselstromsteller, dessen antiparallel geschalteten
steuerbaren Ventilen Zündimpulse zugeführt sind, die aus der Abweichung zwischen einem
vorgegebenen Sollwert und einer aus der Netzspannung mittels eines Integrators gebildeten
Größe der Spannungszeitfläche über mindestens einen Grenzwertmelder abgeleitet sind.
[0002] Eine Vorrichtung dieser Art für den Einsatz in beispielsweiseLichtbogenschmelzöfen
oder Stromrichterantriebe von Walzwerken speisenden Netzen ist aus der europäischen
Patentanmeldung 26 260 bekannt. Die genannten Verbraucher sind erheblichen Lastschwankungen
unterworfen und rufen daher Spannungsschwankungen im Versorgungsnetz hervor, die sich
beispielsweise als sogenannte Flickererscheinungen auf die Helligkeit von ebenfalls
an das Versorgungsnetz angeschlossenen Glühlampen auswirken. Sinn und Zweck der Vorrichtung
ist es, die Spannung des Versorgungsnetzes möglichst konstant zu halten, zumindest
aber die Spannungsschwankungen soweit zu unterdrücken, daß sie nicht mehr als störend
empfunden werden. Hierzu wird die konstant zu haltende Spannung gemessen und während
jeder halben Schwingungsperiode der Netzspannung mittels eines Integrators die Spannungszeitfläche
ermittelt. Erreicht die Spannungszeitfläche der halben Periode einen vorgegebenen
Sollwert, der beispielsweise dem Mittel- oder Effektivwert der Spannungszeitfläche
der Halbschwingung entspricht, so wird über einen Grenzwertmelder mit nachgeschaltetem
Impulsformer das dem Vorzeichen der Halbschwingung entsprechend gepolte Ventil des
Wechselstromstellers gezündet, so daß die beiden Leiter des Netzes über die dem Wechselstromsteller
vorgeschaltete Drossel leitend miteinander verbunden sind. Durch die Drosselspule
wird der über den Steller fließende Kurzschlußstrom begrenzt. Die an der Drossel nach
der Zündung des Ventils verbleibende Spannung führt für die Netzspannung zu einer
Spannungszeitfläche, die größer als die dem vorgegebenen Sollwert entsprechende Spannungszeitfläche
ist. Die dadurch verursachte Fehlerfläche kann durch ein dem Integrator zusätzlich
zugeführtes Ausgangssignal eines weiteren Integrators mit einstellbarer Zeitkonstante
ausgeglichen werden, der eine dem Kurzschlußstrom in der Reihenschaltung aus Drossel
und Steller entsprechende Meßgröße integriert.
[0003] Zur Konstanthaltung der Spannungszeitfläche der Netzspannung müßte die Impedanz der
als Stabilisator wirkenden Reihenschaltung aus Drosselspule und Wechselstromsteller
Null sein. Eine kleine Induktivität der Dosselspule bringt jedoch den Nachteil
;mit sich, daß die vom Steller erzeugten Oberschwingungen groß sind. Das bedingt einen
erhöhten Aufwand an Filterkreisen.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, während jeder Halbschwingung
der Netzspannung deren Spannungszeitfläche einschließlich der durch die Drossel bedingten
Fehlerfläche im voraus zu bestimmen und für den Befehl zur Zündung des Stellers zu
berücksichtigen. Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß der Istwert
der Spannungszeitfläche der Netzspannung die Summe aus der vom Integrator gebildeten
Größe und einer in einer Rechenschaltung laufend ermittelten, von der Reaktanz der
Reihenschaltung abhängigen Restgröße der Spannungszeitfläche ist.
[0005] Ein mit dem Stand der Technik vergleichbar gutes Ergebnis bezüglich der Konstanthaltung
der Netzspannung kann mit wesentlich größeren Stabilisatorimpedanzen erreicht werden
(d.h. Erzeugung kleinerer Oberschwingungen) oder bei gleichbleibenden Stabilisatorimpedanzen
können wesentlich bessere Ergebnisse bezüglich der Konstanthaltung der Netzspannung
erreicht werden.
[0006] An Hand der in der.Zeichnung dargestellten Figuren wird die Erfindung im folgenden
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den prinzipiellen Aufbau der Vorrichtung,
Fig. 2 den Verlauf der Netzspannung, der Spannung an der Drossel und des Stromes im
Stabilisator während einer halben Periode der Netzspannung,
Fig. 3 die Spannungszeitfläche und ihre Zusammensetzung aus zwei Komponenten in Abhängigkeit
von der Zeit,
Fig. 4 ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Steuereinrichtung.
[0007] In Fig. 1 sind zwei Leiter 1, 2 eines ein- oder mehrphasigen Netzes zur Versorgung
eines starken Lastschwankungen unterworfenen Verbrauchers 4, z.B. eines Lichtbogenschmelzofens,
dargestellt. In einem einphasigen Netz führt der Leiter 2 Massepotential. Die Lastschwankungen
wirken sich im Versorgungsnetz als Spannungsschwankungen aus, vor denen andere Verbraucher
5, insbesondere Glühlampen, deren Helligkeitsschwankungen im Bereich zwischen 3 und
10 Hz vom menschlichen Auge als besonders störend empfunden werden, geschützt werden
sollen. Zu diesem Zweck sind die beiden Leiter, bzw. im mehrphasigen Netz je zwei
Leiter über eine Reihenschaltung (Stabilisator) aus einem antiparallel geschaltete
Thyristoren 7, 8 enthaltenden Wechselstromsteller 6 und einer Drosselspule 9 miteinander
verbunden. Die Zündimpulse für die Thyristoren liefert eine Steuereinrichtung 10,
die an einem die Netzspannung u
N erfassenden Meßglied 11 angeschlossen ist und - wie im Zusammenhang mit Fig. 4 näher
beschrieben - unter anderem einen Integrator, Grenzwertmelder und Impulsformer enthält.
Zur Unterdrückung von Oberschwingungen sind aus Spulen 12 und Kondensatoren 13 bestehende
Filter vorgesehen. Die Drosselspule 9 begrenzt den über den Wechselstromsteller 6
fließenden Kurzschlußstrom und ihre Reaktanz X
s bildet zusammen mit der mit X
N bezeichneten Reaktanz 3 des Netzes einen Spannungsteiler, wenn der Wechselstromsteller
durch Zündung eines der Thyristoren leitend ist.
[0008] Ist der Wechselstromsteller nicht leitend, dann entspricht die Netzspannung uN in
jedem Augenblick der Spannung u
o, wenn der Laststrom vereinfachend vernachlässigt wird (Fig. 2). Ist der Steller dagegen
leitend, so teilt sich die Spannung u
0 unter Vernachlässigung der Impedanz der Verbraucher 4 und 5 entsprechend dem Spannungsteilerverhältnis
auf. Es ist dann also:

[0009] Der Verlauf der Netzspannung u
N zwischen 0 und + t
w und zwischen t
x und tπ wird von der gestrichelt gezeichneten Spannung u
D an der Drossel 9 bestimmt. Nach Zündung des Wechselstromstellers im Zeitpunkt t
x fällt in Folge des durch die Drosselspule fließenden Stromes i
s noch der eng schraffierte Anteil b der Spannungszeitfläche an. Die gesamte Spannungszeitfläche
der Netzspannung ist also die Summe aus dem weitschraffierten Teil a und dem Anteil
b.
[0010] Der zeitliche Verlauf des gemessenen Teils a (t), des errechneten Anteils b(t) und
der daraus zusammengesetzten Spannungszeitfläche f während einer Halbschwingung der
Netzspannung ist in Fig. 3 dargestellt. Der Integrator in der Steuereinrichtung hat,
wenn der Wechselstromsteller im Zeitpunkt t
X gezündet wird, nur den Anteil

dt erfaßt.
[0011] Der nach der Zündung des Wechselstromstellers für die Spannungszeitfläche noch wirksame
Anteil b ergibt sich zu

[0012] Darin ist U
N der Scheitelwert und ω die Kreisfrequenz der Netzspannung u
N.
[0013] Zur Steuerung der Netzspannung wird der auf diese Weise gewonnene Istwert Φ der Spannungszeitfläche
mit einem Sollwert Φ* verglichen. Ist die Abweichung zwischen diesen beiden Werten
Null, wird der Steller gezündet (Zündzeitpunkt t
x). Nach der Zündung (t
x) des Stellers ist die Spannungszeitfläche der Netzspannung um das zwischen der durchgezogenen
und der strichpunktierten Linie liegende Dreieck c geringer als die Spannungszeitfläche
der Spannung u
o. Die sich ergebende Gesamt-Spannungszeitfläche der Netzspannung u
N ist gleich dem Sollwert
[0014] Für die Berechnung des Anteils b(t) an der Spannungszeitfläche ist vorausgesetzt,
daß
1.) der Scheitelwert UN der Netzspannung sich nicht wesentlich ändert,
2.) die Netzspannung uN sich nach dem Zündzeitpunkt t nur sinusförmig ändert,
3.) die Kreisfrequenz sich nicht ändert und
4.) die Reaktanz XN und damit die Kurzschlußleistung des Netzes konstant bleibt.
[0015] Obwohl diese Voraussetzungen in der Regel zutreffen, führen sie dazu, daß die Berechnung
von b(t) nur eine Näherungsrechnung darstellt.
[0016] Fig. 4 zeigt als Ausführungsbeispiel den Aufbau einer in der Vorrichtung nach Fig.
1 zu verwendenden, analog arbeitenden Steuereinrichtung 10, der als Eingangsgröße
die von dem Meßglied 11 erfaßte Netzspannung u
N zugeführt ist. Das Meßsignal wird zunächst in einem Betragsbildner 14 gleichgerichtet
und gleichzeitig in einem Vektoridentifizierer 15 in einen Sinus-und einen Cosinusanteil
zerlegt. Aus dem im Betragsbildner gleichgerichteten Meßsignal wird in einem Integrator
16 die Größe a(t) = X U
N dt gebildet. Ein aus dem normierten Sinusanteil des Meßsignals über einen Grenzwertmelder
17 und eine Zeitstufe 18 abgeleiteter Nullsetzimpuls setzt den Integrator am Ende
jeder Halbschwingung im Zeitpunkt t π - T/2 durch Betätigung eines Schalters 19 zurück
und gibt ihn wieder frei. Zu dem normierten Cosinusanteil des Vektoridentifizierers
wird im Summierpunkt 20 eine Konstante mit dem Wert 1 addiert und die Summe in einem
Multiplizierer 21 mit dem konstanten, an einem Potentiometer 22 einstellbaren Faktor

multipliziert. Das Produkt ist die Größe b(t), die einem Summierglied 23 zugeführt
wird, in dem die den Istwert der Spannungszeitfläche darstellende Summe aus den Größen
a(t) und b(t) mit einem Sollwert Φ* verglichen wird. Überschreitet der Istwert den
Sollwert, dann kippt ein dem Summierglied nachgeschalteter Grenzwertmelder 24 und
zündet über Zeitstufen 25, 26 den Wechselstromsteller 6. Über eine Verbindungsleitung
gelangt das Ausgangssignal des Grenzwertmelders 17, der in jedem Nulldurchgang der
Spannung u
N kippt, an je einen Eingang der Zeitstufen 25 und 26 und sorgt dafür, daß jeweils
nur derjenige Thyristor 7 oder 8 gezündet wird, der der Polarität der Spannungshalbschwingung
entspricht.
[0017] Anstelle der bisher betrachteten Integralbildung kann das Integral jeder anderen
Funktion von u
N beispielsweise

dt gebildet werden. Dabei sollte y ganzzahlig sein, damit die Realisierung einfach
bleibt.
[0018] Da die Arbeitsweise der Steuereinrichtung auf mathematischen Operationen beruht,
können anstelle einer analogen Rechenschaltung auch digitale Rechenschaltungen oder
Mikroprozessoren eingesetzt werden.
1. Vorrichtung zur Konstanthaltung der Spannungszeitfläche zwischen je zwei Leitern
eines Lastschwankungen unterworfenen, ein- oder mehrphasigen Wechselstromnetzes mittels
einer an die beiden Leiter je einer Phase angeschlossenen Reihenschaltung aus einer
Drosselspule und einem Wechselstromsteller, dessen antiparallel geschalteten, steuerbaren
Ventilen Zündimpulse zugeführt sind, die aus der Abweichung zwischen einem vorgegebenen
Sollwert und einer aus der Netzspannung mittels eines Integrators gebildeten Größe
der Spannungszeitfläche über mindestens einen Grenzwertmelder abgeleitet sind, dadurch
gekennzeichnet , daß der Istwert der Spannungszeitfläche der Netzspannung die Summe
aus der vom Integrator (16) gebildeten Größe und einer in einer Rechenschaltung (15,
20, 21) laufend ermittelten, von der Reaktanz der Reihenschaltung (6, 9) abhängigen
Restgröße der Spannungszeitfläche ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rechenschaltung aus
einem Vektoridentifizierer (15) dessen einer Ausgang ein dem Cosinus-anteil der Netzspannung
entsprechendes Signal liefert, einem nachgeschalteten Summierglied (20), dem eine
Konstante mit dem Wert "1" zugeführt ist, und einem Multiplizierer (21) besteht, dessen-Ausgangsgröße
das Produkt aus der im Summierglied gebildeten Summe und aus einem an einem Potentiometer
(22) eingestellten, aus der Netzspannung , der Netzfrequenz und dem Verhältnis der
Netzreaktanz zur Reaktanz der Reihenschaltung gebildeten Faktor ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß aus einem dem Sinusanteil
der Netzspannung entsprechenden Ausgangssignal des Vektoridentifizierers (15) mittels
eines Grenzwertmelders (17) und einer Zeitstufe (18) ein den Integrator (16) jeweils
im Nulldurchgang der Spannung zurückstellendes Signal gebildet ist.