[0001] Die Erfindung betrifft einen Formkörper aus Graphit mit Nickelsulfid als Bindemittel
zur sicheren Langzeit-Einbindung von radioaktiven und toxischen Abfällen und ein Verfahren
zur Herstellung solcher Formkörper.
[0002] Abgebrannte Brennelemente aus Kernreaktoren müssen nach einer gewissen Zeit der Zwischenlagerung
einer Endbeseitigung zugeführt werden. Weltweit wurden dazu zwei Wege untersucht,
nämlich die Wiederaufarbeitung der Brennelemente mit Rückführung der Brennstoffe in
die Brennelementfertigung sovie Abtrennung und Endlagerung der Spaltprodukte (hochaktiver
Abfall) und alternativ die direkte Endlagerung der abgebrannten Elemente. In jedem
Fall entsteht hochaktiver Abfall, der 1000 Jahre und mehr sicher in geeignete geologische
Formationen eingelagert werden muß. Auch sonstiger hochradioaktiver und hochtoxischer
Abfall muß sicher von der Biosphäre ferngehalten werden.
[0003] Zum sicheren Langzeit-Einschluß solcher radioaktiver und toxischer Abfälle sind zahlreiche
Behältertypen vorgeschlagen worden, die die geforderten Bedingungen, wie dichter Einschluß
bei den auftretenden Drücken und Temperaturen oder Korrosionsfestigkeit gegen Salzlaugen,
gut erfüllen. Als Behältermaterial werden vielerlei metallische und nichtmetallische
Werkstoffe verwendet.
[0004] Da Graphit eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit besitzt, ist vorgeschlagen
worden (DE-OS 29 42 092), Behälter mit einer Korrosionsschutzschicht aus Graphit zu
versehen. Da Graphitformkörper der für die Aufnahme eines Brennelementes notwendigen
Abmessungen weder gasnoch flüssigkeitsdicht herzustellen sind, ist eine anschließende
Beschichtung mit Pyrokohlenstoff oder Siliciumkarbid vorgesehen. Nach dem Einfüllen
des Brennelements soll der beschichtete Behälter mit einem gleichermaßen beschichteten
Deckel gas- und flüssigkeitsdicht verschlossen werden. Hierbei sollen Graphitdichtungen
bzw. geeignete Klebemittel zum Einsatz kommen. Ein wesentlicher Nachteil dieses Behälterkonzepts
ist der außerordentlich hohe technische Aufwand, der für die Herstellung und Beschichtung
von Behältern mit großen Abmessungen notwendig ist. Außerdem lassen sich solche großen
Formkörper nicht in den geforderten Qualitätsansprüchen beschichten.
[0005] Es ist auch bekannt, zur Einbindung von radioaktiven und toxischen Abfällen Formkörper
aus einer Kohlenstoffmatrix herzustellen, indem man Graphitpulver mit einem Bindemittel
presst. Als Bindemittel verwendet man hierbei vorzugsweise Nickelsulfid (DE-OS 29
17 437). Solche Formkörper sind sehr dicht und besitzen eine gute Korrosions- und
Auslaugebeständigkeit, insbesondere gegenüber Salzlösungen, die sich allerdings in
manchen Fällen als noch nicht optimal erwies.
[0006] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Formkörper aus Graphit mit
Nickelsulfid als Bindemittel zur sicheren Langzeit-Einbindung von radioaktiven und
toxischen Abfällen zu schaffen, der eine möglichst hohe Korrosions- und Auslaugebeständigkeit
aufweist.
[0007] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Nickelsulfid überwiegend
als Ni
3S
2 vorliegt. Vorzugsweise liegen mindestens 80 % des eingebrachten Nickelsulfids als
definiertes Ni
3S
2 in der Graphitmatrix vor.
[0008] Mit radioaktiven oder toxischen Abfällen versetzte Graphitformkörper, die als Bindemittel
Ni
3S
2 enthalten, besitzen eine extrem hohe Korrosions- und Auslaugebeständigkeit gegenüber
Salzlösungen.
[0009] Als günstig hat es sich herausgestellt, wenn die Formkörper neben den eingebetteten
Abfällen 25-90 Gew.% Nickelsulfid (Ni
3S
2), insbesondere 45-60 Gew.% Nickelsulfid (Ni
3S
2) Rest Graphit enthalten. Die Sicherheit der Einbindung von Abfällen gegen chemisches
oder mechanisches Herauslösen läßt sich weiterhin verbessern, wenn man die Abfälle
in einen Kern einbettet, der von einer abfallfreien Schale aus dem gleichen Material
umgeben ist.
[0010] Die Herstellung dieser Formkörper erfolgt vorzugsweise durch Pressen eines Gemisches
aus Abfällen, Graphit-, Schwefel- und Nickelpulver bei Temperaturen oberhalb 100°C,
wobei das Nickel- und Schwefelpulver in dem Verhältnis zugesetzt werden, das zur Bildung
von Ni
3S
2 notwendig ist. Vorteilhafterweise werden pro 100 g Nickelpulver 35 bis 45 g Schwefelpulver
zugesetzt, da der Schwefel je nach Verfahrensführung zu einem geringen Teil aus der
Pressmasse absublimieren kann. Bewährt haben sich hierbei Preßtemperaturen von 400
bis 500
oC. Wegen der extrem hohen Langzeitbeständigkeit der Graphit-Ni
3S
2-Matrix kann diese auch zum Einbinden langlebiger α-Strahler, wie beispielsweise Plutonium,
verwendet werden.
[0011] Folgendes Beispiel soll die Erfindung näher erläutern:
Als Ausgangspulver wurde eine Mischung aus 43,7 Gew.-% Feinpuder-Naturgraphit, 15
Gew.% feingemahlenem Schwefel und 41,3 Gew.% Nickelmetallpulver durch Trockenmischen
hergestellt. In diese Mischung wurden aktive Abfälle eingebettet.
[0012] Der fertiggepreßte Formkörper hatte folgende Eigenschaften:

[0013] Die Auslaugebeständigkeit in Salzlösungen war sehr gut.
1. Formkörper aus Graphit mit Nickelsulfid als Bindemittel zur sicheren Langzeit-Einbindung
von radioaktiven und toxischen Abfällen, dadurch gekennzeichnet, daß das Nickelsulfid
überwiegend als Ni3S2 vorliegt.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens 80 % des Nickelsulfids
als Ni3S2 vorliegen.
3. Formkörper nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß er neben den eingebetteten
Abfällen aus 25-90 Gew.% Nickelsulfid, Rest Graphit, besteht.
4. Formkörper nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einem Kern,
in dem die Abfälle eingebettet sind, und aus einer abfallfreien Schale aus dem gleichen
Material besteht.
5. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern nach Anspruch 1 bis 4, durch Pressen
eines Gemisch.es aus radioaktiven und/oder toxischen Abfällen, Graphit-, Schwefel-
und Nickelpulver bei Temperaturen oberhalb 100°C, dadurch gekennzeichnet, daß Nickel
und Schwefel in einem zur Bildung von Ni3S2 benötigten Verhältnis zugesetzt werden.
6. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß auf 100 g Nickelpulver 35-45 g Schwefelpulver zugesetzt werden. -
7. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern nach Anspruch 5 und 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Pressen bei Temperaturen zwischen 400 und 5000C erfolgt.