[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vergiessen von Stählen mit über 0,02% metallischem
Aluminium auf Knüppelstranggiessanlagen mit freilaufenden, kalibrierten Tundishdüsen.
[0002] Es ist bekannt, dass Stähle mit Gehalten an metallischem Aluminium über 0,02% an
Knüppelstranggiessanlagen Schwierigkeiten beim Giessen bereiten, wenn das Aluminium
bereits in der Giesspfanne zulegiert wird (alle %-Angaben sind Gewichtsprozente).
[0003] Der Grund dafür ist, dass die im Stahl suspendierten, nichtflüssigen Aluminiumoxydverbindungen
sich beim Giessen an der Wandung der Tundishdüsen ansetzen und diese in kurzer Zeit
vollständig zersetzen, so dass der Giessvorgang unterbrochen wird.
[0004] Zur Herstellung von Feinkornstählen auf Aluminium-Basis wird das Einspulen von Aluminiumdraht
in die Stranggiesskokille praktiziert. Diese Methode bringt unbefriedigende Ergebnisse,
da die Aluminiumverteilung im Stranggussknüppel ungleichmässig ist und schlechte Strangoberflächen
durch Aluminiumoxydnester entstehen.
[0005] Es ist weiter bekannt, dass Aluminiumoxydverbindungen bei der Behandlung der flüssigen
Schmelze mit Legierungen und/oder Schlacken der Metalle Calcium und Magnesium modifiziert
werden können. Zur Erhöhung des Ausbringens dieser Metalle erfolgt die Zugabe zweckmässigerweise
durch Einblasen in die Giesspfanne mittels Tauchlanze. Als Trägergas wird normalerweise
Argon verwendet. Bei einer pfannenmetallurgischen Behandlung ist es üblich, die Schmelze
in der Pfanne vor weiterer Oxydation zu schützen, z.B. durch Schutzgas, Vakuum, besonderen
Pfannendeckel, Schlackenfreihalten, besondere Schlackenzusammensetzungen, Pfannenzustellungen
aus Feuerfeststoffen mit niedrigem Sauerstoffpotential.
[0006] Eine aus DE-AS 25 27 156 bekannte Methode zur Verhinderung des Zusetzens von Tauchausgüssen,
wie sie üblicherweise bei Vorblock- und Brammenstranggiessanlagen verwendet werden,
besteht im "Ueberblasen" der Schmelze mit Kalziumbehandlungsmitteln. Beim "Ueberblasen"
werden Aluminiumoxydverbindungen grösstenteils zu Calciumoxyd reduziert, das sich
angeblich vollständig abscheiden soll.
[0007] Es werden aber auch noch Calcium-Aluminiumverbindungen mit hohen Calciumoxydgehalten
gefunden, die bei Tauchausgüssen anscheinend keine Schwierigkeiten bereiten. Diese
Einschlüsse sind infolge ihres hohen CaO-Gehaltes nichtflüssig.
[0008] Die vorgenannte Methode des "Ueberblasens" erbringt bei Knüppelstranggiessanlagen
nichtreproduzierbare Ergebnisse, da bereits geringe Anteile nichtflüssiger Aluminiumoxydverbindungen
das Zusetzen der freilaufenden, kalibrierten Tundishdüsen bewirken.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Ca-Menge so zu dosieren, dass beim
Giessen von Stählen mit höheren Gehalten an metallischem Aluminium auf Knüppelstranggiessanlagen
nur flüssige Aluminiumoxydverbindungen auftreten.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe wird gemäss der Erfindung vorgeschlagen, dass in Abhängigkeit
vom C-Gehalt im Bereich von 0,8 - 0,1% die 0,04- bis 2,0-fache Menge Aluminium in
die Pfanne zugegeben wird und anschliessend Calcium-Legierungen in 0,05- bis 1,2-facher
Menge Ca in die Pfanne eingeblasen werden, mit dem Zweck, ausschliesslich flüssige
Calcium-Aluminiumoxyde zu bilden.
[0011] Dies bedeutet, dass das Legieren von Aluminium in der Giesspfanne vor dem Einblasen
von Ca-Mg-Legierungen und/ oder deren Schlacken so auf die Stahlzusammensetzung abgestimmt
wird, dass durch die Behandlung der Schmelze mit diesen Einblasstoffen mit Sicherheit
nur flüssige Calcium/ Magnesium-Aluminiumoxydverbindungen vorliegen und Gehalte von
über 0,02% metallischem Aluminium in der Schmelze legiert bleiben.
[0012] Aus dem bekannten Zweistoffsystem Ca 0 - A1
2 0
3 ist ersichtlich, bei welchen Einschlusszusammensetzungen auch für Giesstemperaturen
des Stahles im Tundish von z.B. 1480°C bis 1580°C die Einschlüsse noch in flüssiger
Form vorliegen.
[0013] Für die Effektivität der Behandlung ist es gemäss der Erfindung von Wichtigkeit,
dass die Schmelze nicht überblasen wird, sondern dass die Menge der eingeblasenen
Feststoffe genau auf die Stahlzusammensetzung vor der Einblasbehandlung abgestimmt
wird, insbesondere auf den Sauerstoffgehalt (Kohlenstoffgehalt). Es empfiehlt sich,
nach der Al-Zugabe und vor Einblasen den freien Sauerstoffgehalt der Schmelze in der
Pfanne zu bestimmen; liegt dieser höher als 15 ppm, ist weiteres Aluminium (pro ppm
O
2 3,0 ppm Al) zuzugeben.
Beispiel 1
[0014] Qualität Ck 45, Chargen Nr. 49797

Al-Zugabe bei Abstich: 24 kg = 0,6 kg/t Faktor Al-Zugabe = 0,142 · 168 = 24 freier
Sauerstoffgehalt vor Einblasen: 11,1 ppm Feststoff eingeblasen: 100 kg Ca Si = 30
kg Ca = 0,75 kg Ca/t Faktor Ca-Zugabe = 0,178·168 = 30- freier Sauerstoffgehalt nach
Einblasen: 2,76 ppm
Beispiel 2
[0015] Qualität: IE 1013 Chg.Nr. 54203

Al-Zugabe bei Abstich: 45 kg = 1,125 k
g/t freier Sauerstoffgehalt vor Einblasen: 12,75 ppm Feststoff eingeblasen: 120 kg
Ca Si ≙ 0,9 kg Ca/t freier Sauerstoffgehalt nach Einblasen: 2,62 ppm % C = 30
= 120 kg C
[0016] Zugabe Al: 45 kg; Faktor Al-Zugabe = 0,375 · 120 = 45 Zugabe Ca: 36 kg; Faktor Ca-Zugabe
= 0,3 · 120 = 36 Es ist weiter zu beachten, dass die in der Giesspfanne in flüssiger
Form vorliegenden Einschlussverbindungen sich beim Giessprozess nicht wieder in einen
nichtflüssigen Zustand verändern.
[0017] Erfindungsgemäss wird die Zusammensetzung der Einschlussverbindungen Calciumoxyd
- Aluminiumoxyd so gesteuert, dass - wenn keine definierten Reinheitsgradanforderungen
vorliegen - ein grosser Teil der bekannten Feinkornstähle ohne Reoxydationsschutz
zwischen Giesspfanne und Tundish vergossen werden kann.
[0018] Ueberraschenderweise hat es sich gezeigt, dass bei kleineren Tundishen mit drei oder
weniger Ausgüssen die Grenze für das Giessen ohne Giessstrahlschutz zwischen Pfanne
und Tundish bei 0,03% metallischem Aluminium liegt. Liegen höhere Gehalte vor, ist
zur Vermeidung der Reoxydation von Aluminium ein Giessstrahlschutz zwischen Pfanne
und Tundish erforderlich.
[0019] Bei Tundishgrössen für vier und mehr Stränge liegt diese Grenze bereits bei 0,020%
Al. Es kann dann zweckmässig sein, zusätzlich den Tundish luftdicht mittels Deckel
abzuschliessen und vor dem Angiessen mittels Inertgasen wie z.B. Stickstoff oder Argon
sauerstofffrei zu halten.
[0020] Der Reoxydationsschutz kann aus einem bekannten Schattenrohr bestehen.
[0021] Erfindungsgemäss werden zusätzlich synthetische Schlacken mit niedrigem Oxydationspotential,
z.B. Ca O mit etwa 30% A1
2 °
3-Anteil, zum Abdecken der Stahloberfläche im Tundish verwendet.
1. Verfahren zum Vergiessen von Stählen mit über 0,02% metallischem Aluminium auf
Knüppelstranggiessanlagen mit freilaufenden, kalibrierten Tundishdüsen, dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit vom C-Gehalt im Bereich von 0,8 - 0,1% die 0,04- bis 2,0-fache
Menge Aluminium in die Pfanne zugegeben wird und anschliessend Calcium-Legierungen
in 0,05- bis 1,2-facher Menge Ca in die Pfanne eingeblasen werden, mit dem Zweck,
ausschliesslich flüssige Calcium-Aluminiumoxyde zu bilden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich ein Gemisch
von 50% Ca O und 50% A12 03 eingeblasen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass in Abhängigkeit von
der Höhe des Gehaltes an metallischem Aluminium und der Grösse des Tundishes ein Reoxydationsschutz
zwischen Pfanne und Tundish zur Vermeidung der Aluminiumoxydation verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei kleineren Tundishen
mit drei oder weniger Ausgüssen und bei Al-Gehalten > 0,03% ein Reoxydationsschutz
angewendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei grösseren Tundishen
mit mehr als drei Ausgüssen und bei Al-Gehalten > 0,02% ein Reoxydationsschutz angewendet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Tundish mit
synthetischen Schlacken mit niedrigem Oxydationspotential abgedeckt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die synthetischen Schlacken
aus einer Mischung aus Ca 0 und etwa 30% Al2 03 bestehen.