[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Textilausrüstungsmittel auf Basis wäßriger Siliconpfropfpolymerisatdispersionen,
die durch Emulgierung von Pfropfpolymerisaten, die als Pfropfsubstrat Gemische aus
vinylgruppenhaltigen Polysiloxanen und Polymethylhydrogensiloxanen und als aufgepfropfte
Polymerkomponente polymerisierte Einheiten aus Vinylmonomeren enthalten, in Wasser
erhalten werden.
[0002] Silicone werden in der Textilindustrie als Hydrophobiermittel verwendet. Gegenüber
anderen stark hydrophoben Substanzen, z.B. Paraffin und Wachsen, besitzen Silicone
den Vorteil, daß sie keinen Fettcharakter haben, was sich günstig auf den "Griff"
des behandelten Gewebes auswirkt; daß sie auf der Faser derart fixierbar sind, daß
sie in vergleichsweise hohem Maße einer Wäsche oder Lösungsmittelbehandlung des Textils
standhalten; daß sie weitgehend chemikalien- und witterungsbeständig sind und schließlich
auf das Textil eine recht beachtliche weichmachende und glättende Wirkung ausüben.
[0003] Der weichmachende Effekt der Silicone wirkt sich auf einigen Textilien (Baumwolle,
Polyester, Polyamid) jedoch so stark aus, daß sich das behandelte Textil schließlich
weich und lappig angreift, was für manche Anwendungen unerwünscht sein kann.
[0004] Vielmehr werden Rückstellvermögen und eine gewisse Elastizität des behandelten Gewebes
gefordert.
[0005] Nach dem Stande der Technik kann man zur Erhöhung der Steifigkeit von Geweben Acrylate
bzw. Polyacrylate und -Methacrylate einsetzen. Diese Produkte verleihen den Textilien
aber nicht die erwünschte Elastizität und das Rückstellvermögen, auch dann nicht,
wenn man sie in Kombination mit Siliconen anwendet.
[0006] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Ausrüstungsmittel zu entwickeln,
die textilen flächigen oder faserigen Gebilden sowohl Sprungelastizität als auch ein
gewisses Rückstellvermögen bei gleichzeitiger weicher und volumiger Griffgebung verleihen.
[0007] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man zur Ausrüstung von textilem
Material wäßrige Dispersionen von speziellen Pfropfcopolymeren einsetzt, die durch
Polymerisation von Vinylmonomeren in Gegenwart von Mischungen aus Polymethylhydrogensiloxanen
und vinylgruppenhaltigen Polysiloxanen erhalten werden.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit Textilausrüstungsmittel, enthaltend
eine Pfropfpolymerisatdispersion die aus vinylgruppenhaltigen Diorganopolysiloxan,
Methylhydrogenpolysiloxan und polymerisierten Einheiten aus gegebenenfalls-Halogen
enthaltenden Vinyl-und/oder (Meth)Acrylverbindungen bestehen.
[0009] Die Pfropfmodifizierung von Organopolysiloxanen mit Vinylmonomeren wird beispielsweise
in den Patentschriften GB 766 528, GB 806 582, GB 869 482 und DAS 1 694 973 beschrieben.
Ferner ist aus US 4 166 078 bekannt, Si-H-Siloxane durch Pfropfung mit Vinylmonomeren
zu modifizieren. Weiterhin wird in US 4 172 101 die Pfropfmodifizierung von vinylsubstituierten
Polysiloxanen beschrieben.
[0010] Ferner wird in W. Noll "Chemie und Technologie der Silicone"; Verlag Chemie, Weinheim,
Bergstr. 2. Auflage (1968), S. 391 beschrieben, daß durch Kombination von Si-H-Siloxanen
mit Si-Vinylsiloxanen. in Gegenwart von Radikalbildnern vernetzte Produkte erhalten
werden.
[0011] überraschenderweise wurde gefunden, daß bei der radikalischen Polymerisation von
Vinylmonomeren in Gegenwart von Mischungen aus Si-H-Siloxanen und Si-Vinylsiloxanen
unvernetzte, zum Teil niedrigviskose Pfropfpolymerisate erhalten werden.
[0012] Die Pfropfpolymerisate enthalten A) Polymethylhydrogensiloxane der allgemeinen Formel

worin
a eine ganze Zahl zwischen 1 und 120,
b eine ganze Zahl zwischen 0 und 140 und
X eine Methylgruppe oder Wasserstoff bedeutet.
B) vinylgruppenhaltige Polysiloxane der Formel

worin
R' ausgewählt ist aus Alkylresten mit 1 bis 32 Kohlenstoffatomen, Arylreste, Vinylresten
und Fluoralkylresten mit 3 bis 18 Kohlenstoffatomen, so daß das Polymer 0.0002 bis
3 Gew.-% Vinyl enthält und c einen Wert hat, daß die Viskosität des Polymers von 100
bis 1 000 000 mPa.s bei 25°C variiert.
C) Vinylmonomere, für die beispielhaft aufgeführt seien:'
[0013] Olefine wie Ethylen, Propylen, Isobutylen, Vinylester aliphatischer oder aromatischer
Carbonsäuren, vorzugsweise Vinylacetat, Vinylpropionat, α,β-ungesättigte Mono-oder
Dicarbonsäuren und ihre Derivate, erwähnt seien (Meth)acrylsäure, Methyl(meth)acrylat,
Ethyl(meth)-acrylat, Propyl- bzw. isopropyl(meth)acrylat, n-Butyl-, iso- oder tert.-Butyl(meth)acrylat,
2-Ethylhexyl(meth)-acrylat, (Meth)acrylamidderivate, quaternisierte (Meth)-acrylamidderivate,
(Meth)Acrylnitril, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäureamid, N-Alkyl-Maleinamide und -imide,
Maleinsäure-halb- oder -diester, Vinylaromaten wie Styrol, cC-Methylstyrol, 4-Chlorstyrol,
Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylidenfluorid, Tetrafluorethylen, Vinylether wie
Ethylvinylether oder n-Butylvinylether; aus der Reihe der Allylverbindungen seien
angeführt Allylalkohol, Allylacetat, Isobutendiacetat, 2-Methylenpropandiol-1,3, Allylethylcarbonat,
Allylphenylcarbonat. Falls die Vernetzung oder Erhöhung der Molekulargewichte der
Vinylharzphase gewünscht wird, können mehrfach ungesättigte Vinylverbindungen oder
Allylverbindungen eingesetzt werden. Erwähnt seien Divinylbenzol, (Meth)Acrylsäureester
mehrwertiger Alkohole wie z.B. Ethylenglykoldimethacrylat, Diethylenglykoldiacrylat
und Divinylether, ferner Triallylcyanurat, Triallylcitrat.
[0014] Die Mischungen aus Polymethylhydrogensiloxanen, vinylgruppenhaltigen Polysiloxanen
und Vinylmonomeren werden unter Zusatz von Radikalbildnern und gegebenenfalls Molekulargewichtsreglern
einer radikalischen Polymerisation unterzogen. Man erhält stabile Dispersionen, die
aus einer Organopolysiloxankomponente und polymerisierten Einheiten eines oder mehrerer
Vinylmonomerer bestehen und die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie über polymerisierte
Einheiten der eingesetzten Vinylmonomeren querverbrückte Pfropfpolymere aus Organopolysiloxanen
enthalten und ein Teil der Si-H-Gruppen der Polymethylhydrogensiloxane durch Monoaddition
der eingesetzten Vinylverbindungen modifiziert sind. Solchermaßen hergestellte Pfropfpolymere
sind, je nach Zusammensetzung, in Wasser löslich oder dispergierbar; auch bei hohem
Silicongehalt lassen sich diese Polymeren durch relativ wenig Emulgatorzusätze leicht
in Wasser emulgieren.
[0015] Die erfindungsgemäß verwendeten wasserlöslichen oder wasserdispergierbaren Organopolysiloxan-Pfropfpolymeren
bestehen aus:
1. 15 bis 95 Gew.-% eines Pfropfsubstrates, bestehend aus
A. 5 bis 95 Gew.-% Vinylgruppen enthaltenden Diorganopolysiloxan und
B. 5 bis 95 Gew.-% Methylhydrogenpolysiloxan und
2. 85 bis 5 Gew.-% polymerisierten Einheiten aus Vinylverbindungen,
wobei die Summe der Komponenten 1. und 2. stets 100 % beträgt.
[0016] Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen wäßrigen Polysiloxanzubereitungen Pfropfpolymerisatdispersionen
1. 40-90 Gew.-% eines Pfropfsubstrates bestehend aus
a) 20-80 Gew.-% Vinylgruppen enthaltenden Diorganopolysiloxan
b) 80-20 Gew.-% Polymethylhydrogensiloxan und
2. als zumindest teilweise aufgepfropfte Polymerphase 60 bis 10 Gew.-% polymerisierten
Einheiten aus n-Butylacrylat
wobei die Summe der Komponenten stets 100 Gew.-% beträgt.
[0017] Die radikalische Polymerisation der Vinylmonomeren kann in an und für sich bekannter
Weise mit Hilfe von Radikalbildnern, UV-Strahlen, α-, ß- oder γ-Strahlen oder thermisch
ohne weitere Zusätze gestartet werden. Die strahlungsinitiierte Polymerisation wird
vorzugsweise in Gegenwart von Sensibilisatoren durchgeführt, vgl. z.B. A.D. Jenkins,
A. Ledwith, Reactivity, Mechanism and Structure in Polymer Chemistry, John Wiley +
Son, London, New York, 1974, S. 465.
[0018] Um die radikalische Polymerisation der Vinylmonomeren zu starten, werden Radikalbildner
in Mengen zwischen 0,001 bis 2, vorzugsweise 0,02 bis 0,8 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmischung
aus Organopolysiloxan, Polyester und Vinylmonomeren eingesetzt. Als Radikalbildner
seien beispielhaft aufgeführt Azo-Initiatoren wie Azo-bis-iso-buttersäurenitril (AIBN),
Azoester, Azo-Iminoester oder Azo-N-Alkylamide, Peroxide wie di- tert.-Butylperoxid,
di-Cumylperoxid, di-Benzoylperoxid, Perester wie Amylperpivalat, tert.-Butylperpivalat,
tert.-Butylperoctoat, tert.-Butylperbenzoat, tert.-Butyl-. perneodecanoat, Percarbonate
wie Cyclohexylpercarbonat oder Bisisopropylpercarbonat oder Hydroperoxide wie z.B.
Cumylhydroperoxid, tert.-Butylhydroperoxid.
[0019] Geeignete Initiatoren sind ferner Benzpinakol, Benzpinakolderivate oder andere thermisch
labile hochsubstituierte Ethanderivate.
[0020] Die Polymerisation kann ferner mit Hilfe von Redoxsystemen bei tieferen Temperaturen
als den rein thermischen Zerfalltemperaturen der Radikalbildner entspricht, gestartet
werden.
[0021] Als Redox-Initiatoren seien beispielhaft erwähnt Kombinationen aus Peroxiden und
Aminen, wie z.B. Benzoylperoxid und Triethylamin, Trialkylborverbindungen und Sauerstoff,
Hydroperoxide und Sulfinsäuren, Formaldehyd oder Aldosen oder Kombinationen mit niederwertigen
übergangsmetallsalzen und Schwefeldioxid/Peroxid-Redoxsysteme.
[0022] Die Polymerisationsreaktion kann kontinuierlich oder diskontinuierlich, drucklos
oder bei Reaktionsdrucken bis z.B. 300 bar, vorzugsweise bis 15 bar, bei Reaktionstemperaturen
zwischen -20°C und +250°C, vorzugsweise 70 bis 190°C, durchgeführt werden. Falls erwünscht,
kann die Polymerisation auch in Gegenwart von Lösungsmitteln oder Verdünnungsmitteln
durchgeführt werden, genannt seien Wasser, Alkohole, wie Methanol, Ethanol, tert.-Butanol,
aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe, Halogen-Kohlenwasserstoffe wie Chlorbenzol
oder fluorierte Verbindungen, Ether wie Dioxan oder Tetrahydrofuran, Ester wie z.B.
Essigsäureethylester. Vorzugsweise wird die Polymerisation aber lösungsmittelfrei
durchgeführt.
[0023] Falls gewünscht, kann die Polymerisationsreaktion in Gegenwart von Molekulargewichtsreglern
durchgeführt werden. Als Regler seien aufgeführt Mercaptane, wie n- oder tert.-Dodecylmercaptan,
Thioglykol, Thioglycerin oder Thioessigsäureester. Ferner schwefelfreie Molekulargewichtsregler
wie Kohlenwasserstoffe, beispielhaft seien genannt Paraffinfraktionen wie z.B. Petrolether,
Leicht- oder Waschbenzin, d/-Olefine wie z.B. Propylen, Isobutylen, Buten-1, ferner
Ketone wie z.B. Aceton, Methylethylketon oder Cyclohexanon, ferner Aldehyde wie z.B.
Formaldehyd, Acetaldehyd, Propionaldehyd, Isobutyraldehyd oder Allylverbindungen wie
z.B. Allylalkohol, Allylacetat, Isobutendiacetat oder Allylcarbonate. Für das erfindungsgemäße
Verfahren sind Enolether geeignet, die sich einerseits von aliphatischen oder cycloaliphatischen
Aldehyden oder Ketonen und andererseits von Alkyl-, Cycloalkyl-oder Aralkylalkohole
ableiten. Die cycloaliphatischen Aldehyde oder Ketone können im Ring substituiert
oder überbrückt sein und/oder eine Doppelbindung enthalten. Beispielhaft seien Butyraldehyd,
Valeraldehyd, Cyclohexylaldehyd, Cyclohexenylaldehyd, Bicyclo-[2,2,1]-hexenylaldehyd
und Cyclohexanon genannt. Bevorzugt sind die cycloaliphatischen Aldehyde oder Ketone,
die gegebenenfalls durch eine oder zwei C
1-C
5-Alkylgruppen, insbesondere durch Methylgruppem im Ring substituiert sind.
[0024] Geeignete Alkohole sind C
1-C
20-Alkanole, die gegebenenfalls verzweigt oder ungesättigt sein können, sowie c
5-C
10-Cycloalkanole und C
7-C
20-Aralkylalkohole, deren Cycloalkyl- bzw. Arylgruppe gegebenenfalls durch niedere Alkylreste
substituiert sein können. Als Beispiele seien Methanol, Ethanol, n-Propanol, Isobutanol,
2-Ethylhexanol, Cyclohexanol und Benzylalkohol genannt.
[0025] Die Herstellung von Enolethern ist ausführlich in der Literatur beschrieben, zum
Beispiel in Houben-Weyl, Methoden der Organischen Chemie, Band VI/3. Seite 90, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart, 1965.
[0026] Die als Molekulargewichtsregler verwendeten Enolether werden in Mengen von 0,01-10
Gew.-%, vorzugsweise von 0,05-1 Gew.-%, bezogen auf die Summe der Monomeren, eingesetzt.
Die Zugabe der Enolether während der Polymerisation kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt
erfolgen, vorzugsweise wird der als Regler verwendete Enolether zu Beginn der Polymerisation
zugesetzt. Als Telogene kommen ferner in Frage Halogenkohlenwasserstoffe wie Methylenchlorid,
Tetrachlorethan, Dibromethan usw. Wie zu erwarten, lassen sich mit Hilfe derartiger
Regler die Viskositäten der Dispersionen steuern.
[0027] Die Herstellung der Pfropfpolymerisatdispersionen geschieht in der Weise, daß Mischungen
aus einem endständig Vinyl-funktionellen Organopolysiloxan, einem Methylhydrogenpolysiloxan
und einem oder mehrerer Vinylmonomerer in Gegenwart eines Radikalbildners auf eine,
die Polymerisation auslösende, Reaktionstemperatur gebracht werden. Falls gewünscht,
können auch Mischungen aus endständig vinylfunktionellen und nichtfunktionellen Organopolysiloxanen
in die Reaktionsmischung eingetragen werden. Die Polymerisation kann nach kontinuierlichem
oder diskontinuierlichem Verfahren durchgeführt werden. Im Prinzip ist die Reihenfolge
der Zugabe der zur Reaktion zu bringenden Komponenten beliebig, die besten Resultate
werden aber erzielt, wenn Mischungen aus Vinylsiloxan- und Hydrogensiloxan und Vinylmonomeren
gleichzeitig bei der Durchführung der Polymerisationsreaktion eingesetzt werden.
[0028] Die Umsetzung der eingesetzten Monomeren wird vom gewählten Polymerisationsverfahren
und den Reaktionsbedingungen bestimmt. Bei der diskontinuierlichen Polymerisationsweise
werden möglichst hohe Umsätze angestrebt, so daß mindestens 80 % der eingesetzten
Monomeren, vorzugsweise aber mehr als 90 % umgesetzt werden. Die Entfernung der Restmonomeren
erfolgt nach bekannten Verfahren destillativ bei Normaldruck oder unter vermindertem
Druck. Die nach der Aufarbeitung in den Dispersionen noch effektiv gefundenen Restmonomergehalte
sind vernachlässigbar gering, sie liegen im allgemeinen unter 1 000 ppm, vorzugsweise
unter 100 ppm.
[0029] Im Verlaufe der radikalischen Pfropfreaktion findet neben der Polymerisation und
Pfropfpolymerisation der Vinylmonomeren auch eine Monoaddition der Vinylmonomeren
an die Si-H-Funktion der Methyl-H-Siloxane statt, etwa nach folgendem Reaktionsschema:

[0030] Durch diese Monoaddition wird die Polarität und Hydrophobie der Polysiloxankette
verändert und die Wechselwirkung mit dem textilen Substrat verbessert.
[0031] Die erfindungsgemäß erhaltenen Silicon-Vinylpolymer-Dispersionen sind besonders geeignet
für die Beschichtung und die Ausrüstung von natürlichen oder synthetischen Fasern,
Fäden oder textilen Flächengebilden. Sie verleihen textilen Gegenständen sowohl den
für Silicon charakteristischen voluminösen weichen Griff als auch eine permanente
Elastizität und Rückstellvermögen.
[0032] Die erfindungsgemäß erhaltenen Silicon-Vinyl-Polymer-Dispersionen besitzen ein gegenüber
reinen Siliconen entsprechender Viskosität vergleichsweise günstigeres Emulgierverhalten.
[0033] Sie lassen sich relativ leicht mit Hilfe der bekannten Emulgatoren und Emulgiertechniken
in stabile Emulsionen überführen.
[0034] Die verwendeten Emulgatoren bestehen zweckmäßigerweise aus einer Mischung einer hydrophilen
und einer hydrophoben Komponente. Geeignete Verbindungen sind z.B. Fettsäureester
mehrwertiger Alkohole, wie z.B. Stearinsäureester von Glykolen, Glycerin oder Sorbit,
sowie höhere Fettalkohole oder die Anlagerungsprodukte von Ethylenoxid an diese Fettalkohole,
Fettsäuren oder ähnliche Verbindungen mit aktivem Wasserstoffatom. Geeignet sind aber
auch anionaktive Emulgatoren wie Natriumlaurylsulfat oder Natriumdodecylbenzolsulfonat
oder auch kationaktive Emulgatoren wie quaternäre Ammoniumverbindungen.
[0035] Die Aufbringung der erfindungsgemäßen Silicon-Vinyl-Copolymere auf das zu behandelnde
Substrat erfolgt nach den bekannten Methoden beispielsweise durch Foulardieren, Trocknen
und Kondensieren, durch Sprühen oder Pflatschen.
[0036] Nach dem Auftragen der erfindungsgemäßen wäßrigen Siliconpfropfpolymerdispersion
auf das textile Substrat, kann thermisch oder katalytisch eine Vernetzung der Siliconpfropfpolymerkomponente,
gegebenenfalls unter Zusatz weiterer reaktiver Silikonderivate wie z.B. Polymethylhydrogensiloxanen
erfolgen. Die rein thermische Vernetzung erfolgt bei Temperaturen ab etwa 120°C. Die
katalytisch aktivierte Vernetzung kann bereits bei Raumtemperatur erfolgen. Als Katalysatoren
kommen die bekannten Systeme wie Platin oder Platinverbindungen, Organozinnverbindungen
aber auch Peroxide oder andere Radikalstarter in Frage. Mit Erfolg kann auch eine
UV-Strahlen aktivierte Vernetzung durchgeführt werden. Durch die Vernetzung wird die
Lösungsmittel- und Waschbeständigkeit der Ausrüstung verbessert. Bei der katalytischen
Vernetzung empfiehlt es sich, entsprechende Inhibitoren, wie z.B. Acetylenalkohole,
insbesondere Methylentinol, einzusetzen.
[0037] Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie in ihrem Umfang
einzuschränken.
[0038] Wenn nicht anderes vermerkt, sind Mengenangaben als Gewichtsteile bzw. Gewichtsprozente
zu verstehen.
[0039] Herstellung der Ausgangssubstanzen:
[0040] Die Herstellung der Polydiorganosiloxane erfolgt in an sich bekannter Weise (vgl.
W. Noll, "Chemie und Technologie der Silicone", Verlag Chemie, Weinheim/Bergstraße,
2. Aufl., 1968,
Kap. 5, S. 162 ff.).
[0041] Die in den Beispielen aufgeführten Siloxane sind wie folgt gekennzeichnet:

Beispiel 1
[0042] In einem 40 1-Autoklaven mit Rückflußkühler werden 10,5 kg eines Polysiloxans B,
9 kg eines Polysiloxans C vorgelegt und unter Stickstoffüberleitung auf 110°C erwärmt.
Dann werden gleichzeitig 2 Lösungen innerhalb von 5 Stunden hinzugegeben:
Lös. 1: 7,5 kg n-Butylacrylat
Lös. 2: 1,5 kg Polysiloxan C 45 g t-Butylperpivalat
[0043] Der Ansatz wird 1 Stunde nachgerührt und dann werden die flüchtigen Anteile destillativ
entfernt.
[0044] Viskosität bei 25°C: 12 000 m.Pas.
[0045] Zusammensetzung:
37 % Einheiten aus Polysiloxan B
37 % Einheiten aus Polysiloxan C
26 % polymerisierte Einheiten aus n-Butylacrylat
Beispiel 2
[0046] In einem 6 1-Rührkessel werden unter Schutzgas 3 kg Polysiloxan B, 150 g Polysiloxan
C auf 100°C erwärmt. Dann wird eine Lösung aus
1,75 kg n-Butylacrylat
15 g Tetrahydrobenzaldehydbenzylenolether
7,5 g t-Butylperpivalat in 5 Stunden hinzugepumpt. Man rührt 1 Stunde nach und zeiht
die flüchtigen Anteile im Vakuum ab. Das Endprodukt hat bei 25°C eine Viskosität von
40 mPa.s und folgenden Zusammensetzung:
28 % polymerisierte Einheiten aus Butylacrylat 3 % Anteile aus Polysiloxan C
69 % Anteile aus Polysiloxan B
Beispiel 3
[0047] In einem 6 1 Rührkessel werden unter Stickstoff 1500 g Polysiloxan B, 750 g Polysiloxan
D, 750 g Polysiloxan C, 1 g Tetrahydrobenzaldehydenolether auf 150°C aufgeheizt. Dann
werden zwei Lösungen gleichzeitig innerhalb von 4 Stunden hinzugegeben:
Lösung 1 1000 g n-Butylacrylat
Lösung 2 500 g Polysiloxan C 10 g tert.-Butylperoctoat 4 g Tetrahydrobenzaldehydbenzylenolether.
[0048] Der Ansatz wird 1 Stunde bei 150°C nachgerührt, sodann evakuiert und praktisch vollständig
von nicht umgesetzten Monomeren befreit. Das erhaltene Pfropfpolymerisat weist eine
Viskosität von 1500 mPas bei 25°C auf und weist eine Zusammensetzung auf, die einem
88 %igen Monomerumsatz entspricht.
Beispiel 4,5
[0049] In einen 6 1-Rührkessel werden unter Stickstoff die unter Vorlage angegebenen Komponenten
eingefüllt und auf 110°C erwärmt. Innerhalb von 3 Stunden wird die Monomer-Initiatorlösung
hinzugegeben und dann 1 Stunde nachgerührt. Nach Abziehen der flüchtigen Anteile im
Vakuum wird abgekühlt.

Beispiel 6
[0050] In einem 6 1-Stahlautoklaven werden 900 g Polysiloxan C und 600 g Polysiloxan B,
2,5 g di-tert.-Butylperoxid und 450 g Vinylidenfluorid vorgelegt. Der Ansatz wird
auf 125°C erwärmt und 30 Minuten bei 125°C gerührt. Dann werden Lösung 1 und 2 innerhalb
von 3 Stunden hinzugegeben.
[0051] Lösung 1 250 g Polysiloxan C 12,5 g di-tert.-Butylperoxid
[0052] Lösung 2 1300 g Vinylidenfluorid.
[0053] Der Ansatz wird 1 Stunde bei 125°C nachgerührt, vorsichtig entspannt und evakuiert.
Die flüchtigen Anteile werden abgezogen. Das Pfropfpolymerisat enthält 45 Gew.-% polymerisierte
Einheiten aus Vinylidenfluorid 22 Gew.-% Einheiten aus Polysiloxan B 33 Gew.-% Einheiten
aus Polysiloxan C
Beispiel 7
[0054] Zu 40,0 kg einer Pfropfcopolymerdispersion des Beispiels 1 werden unter Rühren 1,4
kg eines mit 50 Mol Ethylenoxid umgesetzten Oleylalkohols und 1,2 kg eines mit 6 Mol
Ethylenoxid umgesetzten Tridecylalkohols gegeben. Die Mischung wird auf 60°C erwärmt
und unter Rühren werden 57,4 kg entionisiertes Wasser eingearbeitet. Man erhält eine
homogene und stabile Emulsion des Pfropfcopolymers. Gegebenenfalls kann zur feineren
Verteilung mittels einer Hochdruckhomogenisiermaschine (z.B. Alfa-Laval, Typ SH 20)
in einem oder mehreren Gängen bei 200 bar homogenisiert werden.
Beispiele 8 bis 9
[0055] In gleicher Verfahrensweise, wie in Beispiel 4 erläutert, erhält man Emulsionen aus
den Copolymerisaten in folgenden Zusammensetzungen:

[0056] Zum Vergleich werden Muster der Baumwoll-Hemdenpopeline mit der erfindungsgemäßen
Pfropfpolymerdispersion wie folgt ausgerüstet:

[0057] Die Applikation erfolgt in der wie vorher beschriebenen Weise.
Beispiel 10-15 (Ausrüstung von Baumwoll-Hemdenpopeline)
[0058] Zur Verbesserung des "wash and wear"-Verhaltens von Baumwoll-Hemdenpopeline werden
die Materialien mit Kunstharzen ausgerüstet, z.B. mit Dimethyldihydroxyethylenharnstoff
(= DMDHEU). Hierdurch wird einerseits das Entknitterungsverhalten, trocken und naß,
deutlich verbessert, zum anderen der Griff, die Reißfestigkeit, die Einreißfestigkeit,
die Scheuerfestigkeit und die Vernähbarkeit verschlechtert. Um diese Nachteile zu
kompensieren, werden Acrylatdispersionen und Weichmachungsmittel auf Basis von Fettsäureamiden
und/oder Siliconen der Ausrüstungsflotte zugesetzt.
[0059] Beispiel: 120-180 g/1 Acrylatdispersion 15-30 g/1 Weichmachungsmittel 12-18 g/1 MgCl
2. 6 H
20
[0060] Die Applikation erfolgt durch Tauchen (Flottenaufnahme 70-100 % vom Warengewicht),
Abquetschen und anschließendes Trocknen. Hieran schließt sich ein Kalandrier- und
Kondensationsschritt bei 140-160°C während 4 bis 6 Minuten an.
[0061]

[0062] Im Vergleich zum Beispiel 11 bleibt beim erfindungsgemäßen Beispiel 12 auch nach
5 Wäschen bei 60°C der vorteilhafte Griff, Reißfestigkeit und Knitterwinkel praktisch
unverändert erhalten, während Beispiel 11 nach 5 Wäschen unter gleichen Bedingungen
deutliche Verschlechterungen im Griff (rauh, leer) und deutliche Verschlechterung
von Reißfestigkeit und Knitterwinkel aufweist.
Beispiel 16
[0063] Auswirkung von Co-Rundwirkware.
[0064] Eine in Längsrichtung strukturierte 100 %ige Co-Rundwirkware (100 kg) wird auf einer
Düsenfärbemaschine mit Reaktionfarbstoffen gefärbt, mehrmals heiß und kalt gespült
und bei Kochtemperatur geseift; so daß alle unfixierten Farbstoffanteile entfernt
sind.
[0065] Das letzte Spülbad verbleibt in der Maschine. Hierzu werden 2 kg einer erfindungsgemäßen
Copfropfpolymerdispersion des Beispiels 4 (entspricht 2 % v. WG.) über ein Ansatzgefäß
gegeben. Der pH-Wert der Spülflotte wurde vorher mit Essigsäure auf 6.0 eingestellt.
[0066] Das Behandlungsbad wird bei laufender Ware mit je 1°C/ min. auf 35°C aufgeheizt.
Nach Erreichen der Endtemperatur verbleibt die Ware 15 min. in der Ausrüstungsflotte.
[0067] Danach wird die Flotte abgelassen, die Ware dem Färbeapparat entnommen und bei 125°C
kontinuierlich getrocknet. Der Griff der behandelten Ware ist voll, weich und oberflächenglatt.
[0068] Messung der Elastizität:
Aus dem Gewirke werden an verschiedenen Stellen je 3 Prüflinge berührungsfrei aufgehängt.
Am unteren Ende wird eine Klammer angebracht, die mit einem Gewicht von 25 N (2.5
Kp.) belastet wird. Nach 30 Minuten wird die Längung des Prüflings gemessen.
Meßwert: % statistische Dehnung.
Nach Abnahme des Gewichtes wird nach 30 Min. die bleibende Längung gemessen.
Meßwert: % bleibende Dehnung..
