[0001] Die Erfindung betrifft einen metallorganischen Elektrolyt zur galvanischen Abscheidung
von Aluminium sowie die Verwendung dieses Elektrolyten.
[0002] Zur galvanischen Abscheidung von Aluminium können metallorganische Elektrolyte, d.h.
aluminiumorganische Komplexverbindungen (DE-PS 1 047 450), verwendet werden. In der
Vergangenheit wurde eine Vielzahl von Verbindungen beschrieben, die für das galvanische
Aluminieren in Frage kommen können, beispielsweise Onium- und Alkalikomplexverbindungen.
In der Praxis wird bisher aber ausschließlich das als optimal beschriebene Komplexsalz
NaF . 2 Al(C
2H
5)
3 eingesetzt ("Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie", Bd. 283, 1956,
S. 414 bis 424).
[0003] Galvanisierbäder mit NaF . 2 Al(C2H5)3 als Elektrolytsalz haben für eine technisch
breite und wirtschaftliche Anwendung jedoch einen entscheidenden Nachteil: die Streufähigkeit
ist zu gering. Sie ist vergleichbar mit derjenigen von wäßrigen Chrombädern ("Galvanotechnik",
Bd. 73, 1982, S. 2 bis 8). Aufgrund der geringen Streufähigkeit beim galvanischen
Aluminieren können deshalb stark profilierte Teile als Gestellware, dort wo die Geometrie
der Teile es gestattet, nur unter Verwendung von Hilfsanoden beschichtet werden. Dies
ist aber ein technisch sehr aufwendiges und damit teures Verfahren. Aufgrund der geringen
Streufähigkeit hat auch das Trommelaluminieren von Kleinteilen keine praktische Bedeutung
erlangen können, da die aluminierten Teile zu große Schichtdickenschwankungen aufweisen
bzw. an kritischen Stellen überhaupt nicht beschichtet sind.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen metallorganischen Elektrolyt zur galvanischen
Abscheidung von Aluminium anzugeben, der eine hohe Streufähigkeit, aber auch eine
hohe Leitfähigkeit und eine gute Löslichkeit aufweist und kommerziell leicht zugänglich
ist.
[0005] Dies wird erfindungsgemäß durch einen Elektrolyt erreicht, der folgende Zusammensetzung
aufweist:

wobei folgendes gilt:
Me = K, Rb oder Cs;
R = H oder CxH2x+1 mit x = 1 und 3 bis 8, wobei wenigstens zwei Gruppen R Alkylreste sind;
m = 1,3 bis 2,4 und n = 0,1 bis 1,1 , wobei m > 2n sein muß.
In der vorstehenden Formel (1) bedeutet "Me" Metall, "Et" steht für einen Äthylrest,
d.h. für C
2H
5; im übrigen können auch verschiedene Metalle nebeneinander vorliegen.
[0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Elektrolyten sind Gegenstand von
Unteransprüchen, wobei ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung besonders bevorzugt
wird:

dabei gilt folgendes:
m' = 1,8 bis 2,2 (insbesondere 2,0),
n' = 0,2 bis 0,5 (insbesondere 0,4) und
R' = CH3 oder C4Hg, wobei die Reste R' n- oder iso-Butylreste sein können.
[0007] Der erfindungsgemäße aluminiumorganische Elektrolyt gemäß Formel (1) erweist sich
in galvanotechnischer Hinsicht als überaus fortschrittlich, d.h. er erfüllt die Forderungen,
die an Elektrolyte für ein technisch breit anwendbares und wirtschaftliches Aluminierverfahren
gestellt werden, in weit höherem Maße als dies bislang möglich war. Der erfindungsgemäße
Elektrolyt weist nämlich eine hohe Streufähigkeit bei gleichzeitig für ein wirtschaftliches
Aluminieren erforderlicher elektrischer Leitfähigkeit und-Löslichkeit sowie eine gute
kommerzielle Zugänglichkeit auf. Er vereinigt in sich erstmals die galvanotechnisch
relevanten Elektrolyteigenschaften. Ein weiterer Vorteil ist ferner auch, daß dieser
Elektrolyt im Vergleich zu NaF . 2 Al(C2H5)3 eine wesentlich geringere Sauerstoff-
und Feuchtigkeitsempfindlichkeit besitzt.
[0008] Der erfindungsgemäße Elektrolyt beruht auf Erkenntnissen, welche bezüglich der Zusammenhänge
zwischen der Zusammensetzung aluminiumorganischer Komplexverbindungen einerseits und
den galvanotechnischen Erfordernissen, wie Streufähigkeit, Leitfähigkeit und Löslichkeit
(in bei Raumtemperatur flüssigen, niederviskosen aromatischen Kohlenwasserstoffen
mit geringer Wasseraufnahme), andererseits gewonnen wurden. Diese Zusammenhänge waren
bislang nicht bekannt.
[0009] Es hat sich nun gezeigt, daß für die Streufähigkeit das Metallion entscheidend ist,
wohingegen die Leitfähigkeit sowohl vom Metallion als auch vom Halogenion und von
der Länge der Alkylreste beeinflußt wird. Für die Löslichkeit wiederum erweisen sich
die Alkylreste und das Metallion als besonders relevant.
[0010] Im einzelnen gilt folgendes. Streufähigkeit, Leitfähigkeit und technische Handhabbarkeit
des Elektrolyten werden mit steigendem lonenradius des Alkalimetalls verbessert, während
sich beim Halogenion ein gegenläufiger Effekt ergibt. Für eine hohe Leitfähigkeit
sollen die Alkylreste wenig raumerfüllend und kurzkettig sein. Zur Erzielung einer
guten Löslichkeit eignen sich kleine Metallionen besser als große.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Elektrolyt wurde erstmals ein technisch brauchbares Produkt
geschaffen. Dies gilt insbesondere auch für die technische Handhabbarkeit, d.h. dieser
Elektrolyt ist bei Raumtemperatur löslich und kann im galvanotechnisch interessanten
Elektrolytkonzentrationsbereich in einfacher Weise transportiert werden.
[0012] Der erfindungsgemäße Elektrolyt ist - im galvanotechnisch interessanten Arbeitsbereich
- hinsichtlich der Streufähigkeit mit Cadmiumelektrolyten vergleichbar. Damit ergibt
sich erstmals die Möglichkeit, die gleiche Produktpalette wie beim Cadmieren zu aluminieren.
Dadurch ist die galvanotechnische Voraussetzung geschaffen, um Cadmium als Korrosionsschutzüberzug
durch Aluminium zu ersetzen.
[0013] Der erfindungsgemäße Elektrolyt wird vorzugsweise in Form einer Lösung eingesetzt.
Als Lösungsmittel dienen insbesondere bei Raumtemperatur flüssige aromatische Kohlenwasserstoffe,
wie Toluol, vorteilhaft in folgender Zusammensetzung: 1 Mol Elektrolytsalz pro 1 bis
10 Mol, vorzugsweise 1 bis 5 Mol, Lösungsmittel.
[0014] Anhand von Beispielen soll die Erfindung noch näher erläutert werden.
1. Herstellung des Elektrolyten
[0015] In einen Witt'schen Rührtopf (Fassungsvermögen: 3 1), der mit einem mechanischen
Rührer, einem Tropftrichter, einem Thermometer und einem Inertgasüberleitungssystem
versehen ist und eine Leitfähigkeitszelle aufweist, werden ca. 1140 ml Toluol gegeben
und darin 183,5 g Kaliumfluorid aufgeschlämmt. Dieser Aufschlämmung werden unter Rühren
nach und nach 577 g Aluminiumtriäthyl und 250 g Aluminiumtriisobutyl zugesetzt. Dabei
bildet sich, unter Ansteigen der spezifischen Leitfähigkeit und unter Erwärmung, der
Elektrolyt KF · [1,6 Al(C
2H
5)
3 · 0,4 Al(i-C
4H
9)
3] · 3,4 mol Toluol als klare farblose Flüssigkeit. Nach beendeter Umsetzung weist
diese Elektrolytzusammensetzung - bei 100°C - eine spezifische Leitfähigkeit von
2,
25 S cm
-1 auf.
[0016] Nach derselben Methode können auch Elektrolyte mit anderer Zusammensetzung hergestellt
werden. Ebenso lassen sich auf diese.Weise prinzipiell auch die lösungsmittelfreien
Elektrolyte herstellen. Hierzu ist es allerdings erforderlich, die Reaktion oberhalb
der Schmelztemperatur des jeweiligen Elektrolyten durchzuführen.
[0017] In der nachfolgenden Tabelle ist die elektrische Leitfähigkeit (in 10-
2 S . cm
-1) bei 100°C für mehrere Elektrolyte der allgemeinen Form KF · [(2-n) AlEt
3 n AlR
3] · 3,4 mol Toluol angegeben.
[0018]

2. Galvanisierversuche
[0019] Anhand von Galvanisierversuchen soll die gute Streufähigkeit des erfindungsgemäßen
Elektrolyten aufgezeigt werden. Zur Durchführung der Galvanisierversuche diente eine
Galvanisierzelle in Form eines rechteckigen Glasgefäßes (20 cm x 8 cm x 20 cm), an
dessen Stirnseiten je ein Al-Anodenblech angebracht war. Da die Aluminiumelektrolyte
luft- und feuchtigkeitsempfindlich sind, wurde die Galvanisierzelle mit einem speziellen
Deckel versehen, der mehrere Öffnungen aufweist: für ein Thermometer, für eine Leitfähigkeitszelle,
für ein Gasüberleitungsrohr (zum Fluten der Zelle mit Stickstoff), für zwei Rührer
(diagonal gegenüberstehend in den Ecken der Zelle vor den Anoden befindlich) und zum
Chargieren der zu aluminierenden Prüfkörper. Als Prüfkörper dienten . Rechteck-Winkelbleche
aus Stahl bestimmter Größe. Zur Ermittlung der Streufähigkeit wurde die Dicke der
auf den Winkelblechen abgeschiedenen Aluminiumschicht mittels eines Schichtdickenmeßgerätes
bestimmt.
[0020] Vor dem Aluminieren wurden die einzelnen Prüfkörper, wie in der Galvanik üblich,
vorbehandelt, d.h. gebeizt und entfettet. Dazu wurde jeweils der an einer Kathodenstange
befestigte Prüfkörper zunächst mittels eines organischen Lösungsmittels vorentfettet
und durch Tauchen in verdünnte Salzsäure gebeizt. Anschließend wurde der Prüfkörper
kathodisch entfettet und zur Haftfestigkeitsverbesserung mit einer ca. 1
/um dicken Nickelschicht versehen. Nach Spülen mit Wasser und nachfolgender Entfernung
des anhaftenden Wasserfilmes (mittels eines Entwässerungsmittels und durch anschließendes
Tauchen in Toluol) wurde der toluolfeuchte Prüfkörper in die Galvanisierzelle, d.h.
in den Elektrolyt, eingebracht und - als Kathode - zwischen den beiden Anoden angeordnet
(Kathodenfläche: 2 dm
2; Abstand zwischen Anode und Kathode: jeweils ca. 10 cm).
[0021] Die Galvanisierung erfolgte bei einer Elektrolyttemperatur von 100°C mittels eines
sogenannten Impulsstromes (Abscheidungsspannung: + 10 V). Dazu wurden die Prüfkörper
abwechselnd kathodisch und anodisch gepolt, wobei die kathodische Abscheidungszeit
jeweils 80 ms und die anodische Abscheidungszeit jeweils 20 ms betrug.
[0022] Zur Untersuchung gelangte neben dem erfindungsgemäßen Elektrolyt der bekannte Elektrolyt
NaF . 2 Al(C2H5)3 sowie,jeweils in handelsüblicher Form, ein Cadmiumelektrolyt (cyanidisch),
ein Zinkelektrolyt (schwach cyanidisch) und ein Nickelelektrolyt (schwach sauer),
wobei bei den drei letztgenannten Elektrolyten mittels Gleichstrom galvanisiert wurde.
Dabei ergab sich folgendes: Beim Galvanisieren im normalen Arbeitsbereich (Al-Elektrolyte:
1 A/dm
2; Cd-, Zn- und Ni-Elektrolyt: 2 A/dm
2), unter sonst gleichen Bedingungen, beträgt beim bekannten Elektrolyt - in Form von
NaF . 2 Al(C
2H
5)
3 · 3,4 mol Toluol - die Streufähigkeit lediglich ca. 13 %, während der erfindungsgemäße
Elektrolyt - in Form von KF · [1,6 Al(C
2H
5)
3 · 0,4 Al(i-C
4H
9)
3] · 3,4 mol Toluol - eine Streufähigkeit von ca. 38 % aufweist, d.h. nahezu das Dreifache.
Im Vergleich dazu beträgt die Streufähigkeit beim Zn-Elektrolyt ca. 30 %, beim Ni-Elektrolyt
ca. 33 % und beim Cd-Elektrolyt ca. 40 %.
1. Metallorganischer Elektrolyt zur galvanischen Abscheidung von Aluminium, dadurch
gekennzeichnet , daß er folgende Zusammensetzung aufweist:

wobei folgendes gilt:
Me = K, Rb oder Cs;
R = H oder CxH2x+1 mit x = 1 und 3 bis 8, wobei wenigstens zwei Gruppen R Alkylreste sind;
m = 1,3 bis 2,4 und n = 0,1 bis 1,1 , wobei m > 2n sein muß.
2. Metallorganischer Elektrolyt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß folgendes
gilt:
x = 1 oder 3 oder 4 und/oder
m = 1,8 bis 2,2 und/oder
n = 0,2 bis 0,5.
3. Metallorganischer Elektrolyt nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch folgende Zusammensetzung:

wobei folgendes gilt:
m' = 1,8 bis 2,2 , vorzugsweise 2,0;
n' = 0,2 bis 0,5 , vorzugsweise 0;4 , und
R' = CH3 oder C4H9.
4. Verwendung des metallorganischen Elektrolyten nach einem der Ansprüche 1 bis 3
in Form einer Lösung in 1 bis 10 Mol, vorzugsweise 1 bis 5 Mol, eines bei Raumtemperatur
flüssigen aromatischen Kohlenwasserstoffes, insbesondere Toluol.